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Die Stadt Bretten verfügt über drei städtische Museen. Das aus dem Jahr 1585 stammende Gerberhaus zeigt die Arbeits- und Wohnkultur des 18. Jahrhunderts, das Deutsche Schutzengelmuseum im Schweizer Hof ist hingegen den überirdischen Helfern unterschiedlicher Kulturen gewidmet. Zusätzlich befindet sich in den Räumen des historischen Baus des Schweizer Hofes das Stadtmuseum, welches durch regelmäßig wechselnde Sonderausstellungen zum Leben erweckt wird und zahlreiche Museumsinteressierte anzieht. Inhaltlich handelt es sich somit um drei volks- bzw. heimatkundliche Museen, die in Deutschland 43,5 % (Stand 2018) der bundesweiten Museumwelt ausmachen, wobei in Baden-Württemberg rund 51 % unter öffentlicher Trägerschaft stehen. Seit März 2020 verfügen die Städtischen Museen in Bretten über ein neues
Sammlungskonzept sowie ein neu eingerichtetes Depot. Die im Museumsbestand vorhandenen Objekte reichen von zahlreichen archäologischen Funden aus Bretten und der näheren Umgebung über Möbel aus unterschiedlichen Epochen als
Zeugnisse der ländlichen und städtischen Sachkultur bis hin zu Gemälden und Zeichnungen der letzten vier Jahrhunderte.
Wer unter den Jüngeren hat noch davon Kenntnis, dass in Bretten einst die führenden Hersteller von Küchenherden beheimatet waren, dass sich an Stelle des heutigen Rathauses ein Gefängnis befand, ein ortsansässiges Gaswerk den heute besonders nachgefragten Rohstoff lieferte und ein mittelalterliches Stadtviertel einem großen Parkplatz weichen musste?
Einer glücklichen Fügung ist zu danken, dass einige Hobbyfotografen im Jahre 1967 mehr als 1.000 Dias unserer Stadt fertigten. Initiator dieser aus heutiger Sicht zukunftsträchtigen Initiative war Otto Bickel. Er selbst, begeisterter Fotograf, hatte in den Herren von der Heydt, Plogstert und Zobel Mitstreiter gefunden und die Stadtverwaltung überredet, gleichsam eine Momentaufnahme von Bretten zu erstellen. Heute lagern diese wertvollen Zeitdokumente im Stadtarchiv. Davon fanden 450 Fotos in einem Buch, welches 50 Jahre später veröffentlicht wurde, das Interesse einer breiten Öffentlichkeit. Wehmut und auch Trauer beschleichen den Betrachter bei der Durchsicht dieses Buches. Und die Frage drängt sich auf, welche Beweggründe unsere Stadtoberen veranlasst haben, viele dieser abgebildeten, eigentlich erhaltenswerten Baudenkmäler abreißen zu lassen? Bretten feiert sich selbst mit dem Peter-und-Paul-Fest unter dem Motto „Eine Stadt lebt ihre Geschichte“. Für die Verantwortlichen manches Kahlschlages war dieses Motto wohl eine Worthülse. Der folgende Beitrag stellt Fotos der genannten Sammlung Aufnahmen des Jahres 2017 gegenüber und liefert dazu entsprechende Kommentare.
Große Geister und Denker haben sich zu allen Zeiten mit dieser ewig alten und doch auch ewig aktuellen Frage beschäftigt und sind zu ganz unterschiedlichen Auffassungen gelangt. Da steht einerseits die Behauptung, dass die Geschichte an sich gar nichts lehre bzw. dass wir nichts aus ihr lernen könnten, weil sie alles, was man will, rechtfertige und für alle Beispiele und Überzeugungen menschlichen Handelns unterschiedliche Handlungsoptionen enthalte. Jeder beliebige Moment der Geschichte sei ein Scheideweg mit einer unendlichen Vielzahl von möglichen Wegen und völlig unvorhersehbaren Wendungen. [...] Dagegen steht die Auffassung, Geschichte bedeute Vielfalt und Andersartigkeit. Indem sie uns vergangene Ereignisse und unterschiedliche Lebensformen aufzeige, könne sie den Blick auf die Gegenwart und das Verständnis für unterschiedliche kulturelle Ausprägungen schärfen. Geschichte wird als eine geistige Form betrachtet, mit der eine Gesellschaft Rechenschaft zu ihrer Geschichte ablegt und in der Aufarbeitung der Vergangenheit den Weg in die Zukunft findet.
Aus dem Bestand des Pilzherbariums des Naturkundemuseums Karlsruhe (KR) wurden historische Belege von 27 Arten von (überwiegend parasitischen) Kleinpilzen auf 37 Pflanzenarten untersucht, die aus dem alten Botanischen Garten von Greifswald (Deutschland, Mecklenburg-Vorpommern) stammen und zwischen 1849 und 1877 gesammelt wurden. Bei den Pflanzen handelt es sich um heimische Nutz- und Zierpflanzen, letztere auch von außerhalb Europas. Belege zweier eingewanderter Pilzarten (Phytophthora infestans, Puccinia malvacearum) gelten als die ältesten auf dem Gebiet des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern. Colletotrichum sp. auf Euphorbia sp. wird detailliert beschrieben und illustriert. Weitere historisch interessante Belege werden ebenfalls fotografisch dokumentiert. Die Bedeutung der Digitalisierung von Sammlungen für die Wissenschaft wird hervorgehoben.
Daten zur Ökologie, zur Verbreitung und Habitateinnischung sind für die beiden im Freiland nicht unterscheidbaren Zwillingsarten, den Leguminosen- Weißling Leptidea sinapis und den Verkannten Leguminosen-Weißling Leptidea juvernica, kaum vorhanden. Aus diesem Grund wurde eine Habitatanalyse am Spitzberg bei Tübingen durchgeführt. In den Jahren 2018, 2019 und 2020 wurden insgesamt 96 Falter gefangen und mit Hilfe genitalmorphologischer Merkmale sowohl Art als auch Geschlecht bestimmt. Die Habitatwahl der beiden Arten unterschied sich am deutlichsten hinsichtlich der aufgesuchten Biotope. Im Vergleich zu L. sinapis besiedelte L. juvernica signifikant häufiger mesophile Grünländer. L. sinapis kam eher auf Magerrasen und Obstwiesen vor. Beim Faktor Sonneneinstrahlung und damit beim Wärmebedürfnis der beiden Arten wurde allerdings kein Unterschied festgestellt. Dagegen wurden Weibchen beider Arten, anders als die Männchen, signifikant häufiger an Orten mit höherer Sonneneinstrahlung und häufiger in den oberen Hangbereichen angetroffen. Dies wird mit der Suche der Weibchen nach geeigneten Eiablageplätzen in Verbindung gebracht. Insgesamt waren die ermittelten Unterschiede zwischen den bevorzugten Habitaten beider Arten am Spitzberg gering und deuten auf eine geringe bzw. noch nicht gefestigte ökologische Differenzierung der Zwillingsarten hin.
In vielen Literaturstellen über den Totenkopfschwärmer finden sich Beobachtungen über sein Eindringen in Bienenstöcke als Honigdieb. Vielfach wird in älterer Literatur berichtet, dass er dabei oft von den Bienen angegriffen und totgestochen wird. Veröffentlichungen neueren Datums berichten meist jedoch vom positiven Ausgang solcher Besuche. Vom Eindringen zwecks Nahrungsaufnahme bis zum Verlassen des Bienenstocks wird mehrfach von einer zeitlichen Dauer um die 15 Minuten berichtet. Ganz im Gegensatz dazu wird in diesem Artikel das Verhalten eines eingewanderten Totenkopfschwärmers beschrieben, der an mindestens 11 aufeinander folgenden Tagen die gesamte Tageszeit im Bienenstock verbracht hat und diesen jeden Abend fast zur gleichen Uhrzeit zu nächtlichen Ausflügen verließ.
Von 2018 bis 2021 wurde die Untersuchung der Hautflügler in unserem Garten in Heidelberg fortgeführt und 2021 abgeschlossen. 24 Arten wurden erstmals im Garten festgestellt. Damit erhöht sich die Summe der identifizierten Arten auf 637. In der kommentierten Artenliste wird außerdem über 19 Wiederfunde, zum Teil nach mehr als 10 Jahren, und über die Adventivarten Isodontia mexicana, Oryttus concinnus, Sceliphron curvatum (Sphecidae) und Leptochilus regulus (Vespidae) berichtet. Zwei Bestimmungen bei Schmidt (2018) werden korrigiert.
152 Sorbus-Belege des Herbarium des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe (KR) wurden ausgewertet. Die Sammlung enthält für Bayern und Baden-Württemberg bedeutende Mehlbeerennachweise. Für mindestens drei Arten (Sorbus dubronensis, S. seyboldiana, S. badensis) können Erstnachweise erbracht werden. Die Sammlung belegt, dass manche Mehlbeeren seit über 200 Jahren in Baden-Württemberg in Kultur gehalten werden.
Ende August/Anfang September 2021 lagen tote Birkenwanzen Elasmostethus interstinctus (Linnaeus, 1758) (Heteroptera, Acanthosomatidae) zu Tausenden angespült an Stränden des Darß (Ostsee, Mecklenburger Bucht). Die Anhäufung von Wanzen im Spülsaum wird als Ergebnis eines nach Wetterwechsel erfolgten, missglückten, saisonalen Ausbreitungsfluges über der Ostsee gedeutet. Zum Herkunftsgebiet der Wanzen lässt sich angesichts der Wind- und Wetterbedingungen nur Dänemark oder Südschweden vermuten. Der Ausbreitungsflug der Birkenwanzen wird mit den in manchen Sommern erscheinenden Massenflügen von Marienkäfern an den Küsten der Ostsee verglichen.
Anarta myrtilli ist eine klassische und unverwechselbare tagaktive Eulenfalterart der Calluna-Heiden. Im südwestlichen Deutschland kommt sie lokal in den subatlantischen Sandginster-Heiden der Oberreinebene sowie etwas weiter verbreitet in den Bergheiden des Schwarzwalds und in zwergstrauchreichen Hochmooren des Alpenvorlands vor. In der Roten Liste Baden-Württembergs wird sie in der Vorwarnliste geführt (Ebert et al. 2005).
Der Wickler Cydia interscindana hat sich in den letzten Jahren von seinem angestammten westmediterranen Verbreitungsgebiet in viele Länder ausgebreitet. Nach den ersten Funden in Nordrhein-Westfalen 2018 wurde er auch in Baden-Württemberg ab 2019 in nun vier aufeinanderfolgenden Jahren nachgewiesen und scheint hier zumindest lokal etabliert zu sein. Untersuchungen aus Ungarn zeigen, dass neben dem im ursprünglichen Verbreitungsgebiet als Nahrungspflanze genutzten Stechwacholder (Juniperus oxycedrus) dort auch weitere Zypressengewächse zur Entwicklung genutzt werden.
László Trunkó †
(2022)
László Trunkó wurde am 8. Mai 1935 in der zentralungarischen Kleinstadt Szolnok als einziger Sohn des promovierten Juristen István Trunkó und der Erzieherin Erzsébet Trunkó geb. Riszner, geboren. Der Vater war ab 1940 am obersten
Verwaltungsgerichtshof in Budapest beschäftigt. Er wurde 1950 als „Klassenfeind“ von den Kommunisten aus dem Staatsdienst entlassen. Die Familie verarmte daraufhin. László Trunkó nahm 1953 unmittelbar nach seinem Abitur sein
Geologiestudium mit Schwerpunkt Paläontologie an der Eötvös-Loránd-Universität auf. Der mit Staatsgewalt niedergeschlagene ungarische Volksaufstand, der am 23. Oktober 1956 mit einem friedlichen Protest der Studenten der Universitäten in Budapest begonnen hatte, zwang ihn zur Flucht nach Deutschland. Dort wurde er sofort als politischer Flüchtling anerkannt, setzte sein Geologiestudium an der Georg-August-Universität Göttingen fort und schloss es 1960
mit der Diplomprüfung ab. Bereits ein Jahr später wurde er auf der Grundlage seiner für die Diplomarbeit gesammelten Daten promoviert. László Trunkó arbeitete damals unter anderem über oligozäne Foraminiferen (Grossheide & Trunkó 1965; Trunkó 1965).
Scheffheu - ein Tannenwunder
(2022)
Nein, mit der Flößerei hat es auf der Wutach nicht mehr geklappt, wie uns nicht zuletzt in Heinrich Hansjakobs Theodor, der Seifensieder bestätigt wird: Die Wolfacher Schiffergesellschaft, die den wilden Fluss für die stammweise Flößerei herzurichten versprach, ist damit 1847 kläglich gescheitert bei einem Gesamtschaden von 200.000 Gulden. Und auch Kaiser Wilhelms II. „strategische“ Sauschwänzlebahn, 1890 mit Tunneln und Kehren in Betrieb genommen, hat sich nicht mehr sonderlich bewähren dürfen für den Abtransport des fürstlich fürstenbergischen Stammholzes. Doch irgendwie ist das Nadelholz immer in den Sägewerken gelandet – auch vor der Erschließung mit Lkw-tauglichen Forstwegen. Mit langschäftigem Nadelholz lässt sich Geld verdienen in der Waldwirtschaft.
Carolinea. – 80 (2022)
(2022)
"Form follows function"
(2022)
Die Bregbrücke in Wolterdingen macht bis heute einen ungemein repräsentativen und herrschaftlichen Eindruck. Wer das erste Mal vor ihr steht, beginnt unwillkürlich nach dem Schloss zu suchen, zu dem sie hinzuführen scheint. Dabei verbindet sie lediglich die beiden Teile einer bis heute sympathisch überschaubar gebliebenen Ortschaft, die zu ihrer Erbauungszeit kaum 700 Einwohner zählte. Es stellen sich daher die naheliegenden Fragen, wie diese Brücke dorthin kam, und wer damit eigentlich repräsentierte und vor wem. Diesen Fragen geht der vorliegende Beitrag nach. Er möchte damit zugleich vor dem Hintergrund des aktuell geplanten Abbruchs der Brücke die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung dieses Bauwerks lenken und er tut dies in der Hoffnung, ein Weckruf und kein Nachruf zu sein. Dafür soll die Brücke zunächst einmal beschrieben werden (1). Auf einen
Rückblick auf die frühere Brücke und den lokalen Entscheidungsprozess, der zu ihrem Neubau führte (2), folgen zwei Exkurse zu ihrer überregionalen Vorgeschichte, dann ein Blick auf die Baugeschichte der Brücke (3), ein Fazit (4) und schließlich ein Ausblick in die Gegenwart (5).
„Die Feuerwehr ist eine gemeinnützige, der Nächstenhilfe dienende Einrichtung der Gemeinde [...]. Sie ist in ihrer Einrichtung von der Polizei unabhängig.“ (§ 1 Feuerwehrgesetz von Baden-Württemberg) Diese Formulierung ist das Ergebnis von zwölf Jahren Erfahrung im sogenannten „Dritten Reich“, in der die Feuerwehren von der NS-Regierung als Hilfspolizei für politische und vielerlei andere Zwecke missbraucht wurden. Davor waren Feuerwehren weitgehend unpolitisch. Die gemeinsame Aufgabe des Brandschutzes war wichtiger als die Einstellung des einzelnen Wehrmannes. Die Feuerwehr schützte jeden, denn aus einem kleinen Brand konnte ganz schnell ein Großbrand werden, der eine ganze Gemeinde bedrohte. Im „Dritten Reich“ jedoch wurden auch die Feuerwehren zu Werkzeugen der NS-Politik, sie wurden gleichgeschaltet und dem Einfluss und der Kontrolle der Partei unterworfen. Auch sie hatten den Zielen des Regimes zu dienen, das sich schon ab 1934 heimlich auf den Krieg vorbereitete. Die Wehrmänner verhielten sich dazu auf ihre Weise, ihre Reaktion konnte von begeisterter Mitwirkung bis zu Verweigerung reichen. Am Beispiel der Freiwilligen Feuerwehr Unterkirnach lässt sich die schleichende Entwicklung exemplarisch beobachten, wie aus einer traditionellen
Gemeindeeinrichtung ein staatlich gesteuertes Organ zur Disziplinierung, ideologischen Manipulation und vormilitärischen Ausbildung wurde.
Das Ausmaß der Verbrechen, die im Nationalsozialismus begangen wurden, übersteigt die Vorstellungskraft jedes Einzelnen. Mit Hilfe von Zahlen versucht man das Leid zu quantifizieren, aber letztendlich sind es hilflose Versuche, das Unfassbare zu begreifen. Anhand von Einzelschicksalen lässt sich natürlich nicht das gesamte Unrechtssystem erklären, aber Einzelschicksale ermöglichen zumindest einen Einblick in ein zutiefst menschenverachtendes und im wahrsten Sinne
gnadenloses Justizsystem. Am Beispiel des Schicksals von Raimund Faller aus Unadingen und seiner Ehefrau Ida wird dargestellt, wie sich die politische Justiz in Deutschland in den letzten Kriegsjahren dramatisch verschärfte und zu einer Rechtsprechung führte, die bei geringsten Vergehen die Todesstrafe verhängte und vollstreckte. Die sehr gute Quellenlage ermöglicht eine detaillierte Beschreibung der letzten Monate Fallers, bevor er am 23. März 1944 wegen Verstoß gegen das Rundfunkgesetz im Gefängnis Brandenburg (Havel)-Görden hingerichtet wurde. Für den Autor selbst hat das Schicksal Raimund Fallers eine besondere Bedeutung, da seine Urgroßmutter Lucia Marx eine Schwester von Raimund war. Sie war mit dem damaligen Bürgermeister Emil Marx verheiratet, der bei der Verhaftung Raimund Fallers auch in Erscheinung trat. Die Forschungen zu dessen Schicksal sind somit nicht nur von akademischer Bedeutung, sondern es stellt sich auch die Frage, ob die eigene Verwandtschaft eine Mitschuld am Tode Fallers hatte. Diese Fragen konnten durch das Einsehen der Gerichtsakten im Bundesarchiv in Berlin geklärt werden.
Wie verändert sich das Lernen von Jugendlichen heute? Mit welchen pädagogischen Konzepten können Bibliothekspädagoginnen und -pädagogen arbeiten, um Jugendliche zu begeistern? Diesen Fragen ging eine Fortbildung der Fachkommission Bibliothekspädagogik des Landesverbands Baden-Württemberg im dbv nach, die am 2. Mai 2022 per Zoom angeboten wurde. Als Referentinnen konnten Prof. Britta Klopsch, Prof. Anne Sliwka, Janina Beigel sowie Joana Kling gewonnen werden. Im Zentrum stand die Überlegung, wie eine auf schulische Kooperationen ausgerichtete Bibliothekspädagogik beziehungsweise -didaktik des 21. Jahrhunderts gestaltet sein könnte, damit sie den Anforderungen der heutigen und der kommenden Zeit genügt, und die Bedürfnisse von Jugendlichen anspricht.
Schon immer war ich interessiert an der Geschichte unserer Region; dies wurde mir wohl von meinem Vater in die Wiege gelegt, der schon viele Jahre seines Lebens sich diesem Thema widmet. Und mit den „Geschichten“ hat alles einmal begonnen: Ich erinnere mich auch noch gut an einen Nachmittag bei meinen Großeltern, die für meine kindlichen Begriffe „ewig weit“ von uns entfernt im kurpfälzischen Nußloch bei Heidelberg wohnten. Eben damals, ich muss höchstens zehn Jahre alt gewesen sein, holte meine Oma, warum auch immer, einen geheimnisvollen Schuhkarton aus der Eckbank,
randvoll gefüllt mit Schwarzweiß-Fotografien. Ich konnte mich gar nicht sattsehen an dem, was für eine Welt sich da vor mir auftat. Bilder meiner Großeltern aus jungen Jahren, meine Mutter als Kommunionkind mit langen Zöpfen, viele große Familienfeste an langen Tischen voller lachender, aber mir unbekannter Leute. Vieles gruselte mich auch irgendwie, besonders das Foto einer jungen Frau im offenen Sarg ließ mich schlucken. Meine Oma hingegen hatte da überhaupt nichts zu schlucken, sie erklärte frei heraus und scheinbar ohne jegliche Regung, welche Verwandte das gewesen und dass sie im Kindsbett gestorben sei. Jedoch der Hauptteil ihrer Erzählung bestand daraus, woher der „Asparagus“ stammte, mit dem der Sarg geschmückt war. Nun, und auch meinen Opa als Soldat zu sehen, in Russland, wie er mir dann verriet – ich war völlig verdattert. Wahrscheinlich begriff ich als kleiner Junge zum ersten Mal, dass meiner Zeit, die mir als die einzig existente vorkam, viele andere Zeiten und Epochen vorausgingen und dass die Gegenwart auch einmal zur Vergangenheit wird.
Der Jugend zum Glück?
(2022)
In diesem Jahr jährt sich die Eröffnung des Ersten Deutschen Reichswaisenhauses in Lahr zum 136. Mal. Einen Pfennig nur im Jahr – Für das Waisenhaus in Lahr – mit diesem Leitspruch sammelten einige Bürger:innen der Stadt Lahr Geld und riefen so ein Projekt ins Leben, das der Historiker Michael Jacob rund 130 Jahre später als eine der großen sozialen Taten des 19. Jahrhunderts bezeichnen sollte. Aus dem früheren Projekt Deutsches Reichswaisenhaus entwickelte sich die finale Gründung des Ersten Deutschen Reichswaisenhauses in Lahr, das den meisten Einwohner:innen der Stadt Lahr ein Begriff sein dürfte. Obgleich das Reichswaisenhaus seit den späten 1970er-Jahren geschlossen ist, existieren die Gebäude heute noch; das Gelände wird aber neu bebaut. Dass dieses Vorhaben umstritten ist, zeigt eine Bürger:inneninitiative mit fast 4.000 Unterschriften, die sich gegen die Bebauung des Geländes am Altvater aussprach. Doch warum hängt ein Teil der Stadtbevölkerung an den Gebäuden des ehemaligen Reichswaisenhauses? Es ist sicherlich keine Untertreibung, zu sagen, dass die Gründungsgeschichte des Ersten Deutschen Reichswaisenhauses aufgrund der Initiative einiger Bürger:innen von Lahr besonders war. Beschrieben als einmaliges Zeugnis der Stadt Lahr und rückblickend auf eine fast 100jährige Ge-
schichte, spielte das Heim eine bedeutende Rolle in der Geschichte der Stadt.
Entspannung und Annäherung
(2022)
Im Jahre 2022 liegt der Abzug der französischen Luftwaffe 55 Jahre zurück. 1946 hatte sie die Besatzungstruppe der Franzosen abgelöst, 1951 legte sie ein Bauprogramm auf, ein Flugplatz wurde zwischen Langenwinkel, Dinglingen und Hugsweier errichtet; Düsenjäger folgten auf Transportflugzeuge. Das Luftwaffenoberkommando der 1er Commandement Aérienne Tactique (1 CATAC) ließ sich in den ehemaligen und wiederaufgebauten Wehrmachtskasernen im Osten Lahrs nieder. Für die Lahrer Stadtbevölkerung ist die Zeit mit unangenehmen Erinnerungen verbunden; ihre Wohnungen mussten
teils geräumt werden, und die Landwirte verloren Ackerland für den Flugplatzausbau. Erste Baumaßnahmen ließen vermuten, dass die Franzosen lange in Lahr bleiben werden. 1967 nahm ein großer Teil der Bevölkerung die überraschende
Schließung des französischen Standorts mit Trauer und Bestürzung auf. Kommentatoren und Redner bemühten das Motiv der deutsch-französischen Freundschaft, wie Oberbürgermeister Philipp Brucker: […] wir haben in den Jahren so viele Brücken gebaut. Brecht die Brücken nicht mehr ab! Wann und wo in der Zeit zwischen 1955 und 1967 wurden jene Brücken zwischen Stationierungsstreitkräften und Stadtbevölkerung gebaut? Der vorliegende Aufsatz schließt sich zeitlich meinem Artikel aus dem letzten Geroldsecker Land nahtlos an. Wie im Vorjahr soll geklärt werden, wie sich die französische Garnison auf das Verhältnis zwischen Deutschen und Franzosen auswirkte. Im Jahr 1955 endete das Besatzungsstatut, die Franzosen waren stationiert, aber keine Besatzer mehr. 1967 wurde der französische Standort abgewickelt, mit dem Eintreffen der Kanadier im März endete die Ära der L’armée de l’air in Lahr.
Schwarze Aussichten für den weißen Storch titelte 1984 der bekannte deutsche Chemiker Otto Hahn. Zu Recht: Nur wenige Jahre zuvor, 1975, wurden in Baden-Württemberg lediglich 15 Brutpaare des Weißstorchs gezählt. Ein Tiefstand, denn 1955 waren noch 152 Paare registriert worden. Doch in der Folge nahm der Bestand stark ab. Bis 1984, dem Jahr, in dem Otto Hahns Buch erschien, blieb er nahezu auf diesem Niveau. Bereits 1934 hatte der Vater des Storchs, Professor Ernst Schütz, flächendeckende Storchenzählungen organisiert. Mitglieder des Nabu haben diese Zählungen fortgeführt. In diesem Zuge wurden auch die deutschlandweiten Zahlen erfasst: Konnte man 1934 noch 9.000 Weißstorch-Paare in Deutschland zählen, blieb bei der Bestandserhebung 1988 gerade noch eine traurige Zahl von 2.949 Brutpaaren übrig, informiert der Naturschutzbund in seiner Broschüre Der Weißstorch – ein Vogel von Welt (2009).
Friedrich Längle
(2022)
Friedrich Längle wurde am 12. Juni 1860 in Mietersheim geboren. Er war das drittälteste von insgesamt sechzehn Kindern der Eheleute Johann Christian Längle (1825–1897), Bürger und Landwirt in Mietersheim, und Christina Längle, geb. Stahl (1836–1904), aus Mundingen. Die Längles waren schon früh im Ort ansässig. Michel Lenglin, ein direkter Vorfahr, verstarb am 26. Februar 1633 und gilt als „ältester Mann in Mietersheim“. Friedrich besuchte die Volksschule Mietersheim. Der Schulleiter Salomon Stulz hielt ihn für einen der besseren Schüler. Bis zum Jahre 1879 war er im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb tätig. Die erlernten Fähigkeiten sollten ihm später noch von großem Nutzen sein. Friedrich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf. Nach seiner Konfirmation besuchte er den Jünglingsverein. Besonders in den
evangelischen Landgemeinden um Lahr war der Einfluss des schwäbischen Pietismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch deutlich. Schon früh las er christliche Literatur, und insbesondere die Missionszeitschriften hatten
es ihm angetan. Er wollte die Not der heidnischen Völker lindern helfen. Dies sollte seinen weiteren Lebensweg dominieren.
Die Häß ist ein ausgesprochen schwatzhaftes, vorlautes Weib, die über alles zu meckern und zu kritisieren hat und vom Nationalsozialismus nicht das Geringste wissen will. Genau so steht es im Original des Ermittlungsberichts der Geheimen Staatspolizei vom 1. Juli 1942 an den Oberstaatsanwalt beim Sondergericht in Freiburg. Wenige Tage zuvor, am 16. Juni 1942, hatte die damals 49-jährige Gast- und Landwirtin Lina Häß aus Ottenheim in einer Gastwirtschaft im elsässischen Erstein bei der Ankündigung einer Sondermeldung des Oberkommandos der Wehrmacht mit einer abweisenden Handbewegung folgende Äußerung gemacht: Ach was, es ist ja doch nicht wahr, was gesagt wird. Johann Klumpp, ein Oberwächter der Festungsdienststelle Karlsruhe und vermutlich ein überzeugter Nationalsozialist, hatte den Ersteiner
Gendarmerieposten über den Vorfall unverzüglich fernmündlich informiert. Lina Häß wird festgenommen und am 26. August 1942 vor dem Sondergericht Freiburg wegen eines Vergehens nach dem „Gesetz gegen heimtückische Angriffe auf Staat und Partei und zum Schutz von Polizeiuniformen“ angeklagt. Nicht einmal drei Monate nach „der Tat“, am 10. September 1942, wird sie vom Sondergericht Freiburg zu einer Gefängnisstrafe von neun Monaten ohne Bewährung verurteilt.
Paradiese aus zweiter Hand
(2022)
Sonntagsausflug im Frühling im Ried. Wir radeln durch die topfebene Landschaft und erfreuen uns an den blühenden Obstbäumen, die verstreut oder gruppiert in der Landschaft stehen. Darunter Wiesen mit gelben Farbtupfern aus Löwenzahn. Diese gruppierten Obstbäume auf Wiesen sind vielen von uns heute als Streuobstwiesen bekannt. Wäre es möglich durch die Zeit zu reisen, dann würden wir vor 100 Jahren noch viel mehr von diesen Obstbäumen sehen. Würden wir 30 Jahre in die Zukunft reisen, vielleicht gar keine mehr. Das sagen uns Zahlen aus den 1930er Jahren und heutige Prognosen für das Jahr 2050, wenn der Rückgang der Streuobstwiesen im gleichen Tempo weitergeht, wie seit Mitte des letzten Jahrhunderts. Vielen von uns ist es nicht bewusst, dass die Gesamtfläche der Streuobstwiesen seit den 1950er-Jahren drastisch zurückging. Ein Prozess, der immer noch in vollem Gange ist. Denn nur wenn man genauer hinschaut, sieht man, dass einige dieser Baumgruppen bereits recht lückig sind, dass Bäume zerzaust und ungepflegt aussehen, und die Flächen zum Teil verbuschen. Und nur wenn man eine Region gut kennt, bemerkt man auch, wenn Streuobstwiesen wieder einmal neuen Häusern weichen mussten.
Auch heute fließt die Schutter noch durch das Gelände der ehemaligen Benediktinerabtei. Sie versorgte die barocke Klosteranlage mit frischem Wasser, füllte den Fischteich, versorgte die Springbrunnen und spendete reichlich Wasser für die große Gartenanlage, in der die Mönche ihre Andacht pflegen und ihr Gemüse und Obst anbauen konnten. Eine weitere Aufgabe des Flusses war jedoch, das große Mühlrad im Bachbett der Schutter anzutreiben. Man sieht heute nichts mehr vom Gebäude der ehemaligen Klostermühle. Das Klappern des Mühlrades und das Donnern des Wassers, wenn es das große Wasserrad antrieb, sind schon lange verstummt. Der Standort der Klostermühle ist bekannt, an der senkrechten Uferwand der Schutter lässt sich noch gut erahnen, wo das Mühlrad einmal stand und über Getriebe und Gestänge das steinerne Mahlwerk in Bewegung setzte. Auch im Bachbett zeugen Steine noch vom Wasserzufluss und der Fundamentierung des Mühlrades. Die Brücke auf das östliche Betriebsgelände ist noch vorhanden.
Als die Stadt Lahr 2018 eine Fläche östlich der Leopoldstraße im Gewann „Kleinfeld-Nord“ für den Bau von Sozialwohnungen ins Auge fasste, war bereits zu vermuten, dass dieses Bauprojekt nicht ohne vorherige Ausgrabungen durch das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) realisiert werden können wird. Da sich die Fläche innerhalb des seit 1955 nach § 22 des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg (DSchG) ausgewiesenen Grabungsschutzgebietes „Lahr-Mauerfeld, römische Siedlung“ befand, war es höchstwahrscheinlich, dass die Denkmalpflege auch hier auf die Überreste des römischen Vicus
stoßen würde. In einer Stellungnahme des LAD wurde angeregt, einen Alternativstandort in Betracht zu ziehen, um die römischen Überreste im Boden zu bewahren. Da dieser nicht zur Verfügung stand, fand im November 2018 eine zweitägige Voruntersuchung des Areals statt, auf dem sich zuletzt Schrebergärten befunden hatten.
Stellen wir uns das folgende Szenarium vor: Die von der Schutter auf der Höhe der heutigen Herzklinik und der Firma Padberg abgezweigte Neuschutter (auch Mühlenschutter oder Gewerbekanal genannt)) fließt in westliche Richtung, unterquert die Willy-Brandt-Straße, passiert den Lebensmittelmarkt Aldi, das Caritashaus „Sancta Maria“, die Klostermatte, führt, wo früher der Lahrer Friedhof war, links an der Stiftkirche vorbei zur Max-Planck-Straße, von dort auf der Höhe des Alten- und Pflegeheims „Spital“ hinein in die Altstadt, unterquert die Marktstraße und trifft auf das renovierte Altstadtquartier der „Stadtmühle“, zu dem das reizende Fachwerkhaus mit der Außentreppe gehört.
In den meisten Dörfern im Ried war es seit dem 20. Jahrhundert lange Zeit selbstverständlich, die wesentlichen Elemente der medizinischen Grundversorgung, nämlich Arzt und Apotheke, im Ort zu haben. Diese Selbstverständlichkeit gibt es nicht mehr. So manche Gemeinde beklagt oder fürchtet den Verlust ihres Arztsitzes oder ihrer Apotheke. Ganz konkret ist diese Entwicklung in Meißenheim geworden. Die „Apotheke im Riedhaus“ ist seit Ende Januar 2019 geschlossen. Seit Jahren ist die Zahl der Apotheken in der Bundesrepublik Deutschland rückläufig. Neben der bedeutsamen Entwicklung der Verlagerung erheblicher Umsätze in den Versandhandel per Internet gibt es dafür weitere betriebswirtschaftliche Gründe. Diese Entwicklung bietet Anlass zu einem Blick zurück. Zu einem Blick auf die Gründung einer solchen Dorfapotheke in einem Rieddorf, nämlich der „Rhein-Apotheke“ in Ichenheim. Sie ist als erste Apotheke im Ried zwischen Lahr, Offenburg und Kehl in der Mitte des 19. Jahrhunderts genehmigt und gebaut worden.
Stellen Sie sich vor: Im Frühsommer ein lauer, stimmungsvoller Sonnenuntergang am Hüfinger Riedsee und Sie wandern gemütlich um den See. Die Sonne glitzert auf dem Wasserspiegel mit ihren letzten Strahlen vom Hüfinger Kirchturm her. Die vergangenen Tage hatte es geregnet. Und so finden sich ganz neu entstandene kleine Tümpel im Kiesabbaubereich. Nicht tief, fast keine Vegetation und noch gar keine anderen Lurche, geschweige denn Fische darinnen. Von dort hören Sie mit Einbruch der Dunkelheit einzelne Rufe, die sich wie ein „Sägen“ anhören: Rau und andauernd, in gleichbleibender Tonlage, und dann stimmen weitere Rufer ein, zu einem Chor, der die Luft vibrieren lässt. Das ist der Sängerwettstreit vom Riedsee, nur hier zu hören und wie Sie richtig vermuten, hier geht’s um die Gunst der Damenwelt. Die Männchen der Kreuzkröte sind in Balzstimmung.
Heinrich Hansjakob, zu seiner Zeit und noch lange nach seinem Tod viel gelesener Schriftsteller, wurde 1837 als Sohn eines Bäckers in Haslach im Kinzigtal geboren. Nach dem Abitur am Lyzeum in Rastatt studierte er Theologie und Philologie in Freiburg und schloss das Studium 1863 ab. Zunächst als Geistlicher im höheren Schuldienst tätig – während dieser Zeit promovierte er mit einer historischen Arbeit über die Grafen von Freiburg –, wurde er schon bald in die Auseinandersetzung zwischen dem badischen Staat und der katholischen Kirche hineingezogen.
In vielen Tälern des Schwarzwaldes wurde im Laufe einer über 7.000 Jahre alten Bergbaugeschichte mal mehr, mal weniger Bergbau betrieben. Noch heute zeugen viele Gewannnamen wie „Auf der Halde“, „Grubenweg“ oder „Silberhalde“ von dieser Tradition. In Kappel und Schabenhausen (Teilorte der Gemeinde Niedereschach zwischen Villingen und Rottweil) wurde in den Jahren 1511 bis 1781 nachweislich Bergbau betrieben.
Seit der Errichtung dieses Denkmals sind 33 Jahre vergangen, und doch steht das Monument aus poliertem Edelstahl in der Nähe des Schwanenweihers strahlend vor uns, als sei es gestern errichtet worden. Die Initiative ging von Roland Mall aus. Fürst Joachim zu Fürstenberg stellte den Platz zur Verfügung. Die beiden Initiatoren teilten sich die Kosten. Ausführender Künstler war der Mundelfinger Maler und Bildhauer Hans Koppenhöfer. Die festliche Enthüllung des Denkmals fand am 14. Oktober 1988 statt. Der Festakt im Museumssaal (heute Museum Art.Plus) wurde umrahmt mit dem Streichquartett op. 16 von Paul Hindemith, das 75 Jahre zuvor bei den ersten Kammermusikaufführungen uraufgeführt worden war.
Schülerkarten aus Meßkirch
(2022)
Im April 2016 sind im Band 59 der „Schriften der Baar“ vier Schülerkarten der Realschule Meßkirch veröffentlicht worden. Sie stammten aus den Jahren 1919 und 1922 bis 1924. Nun sind zwischenzeitlich weitere zwei Karten aus den Jahren 1907 und 1915 aus Meßkirch aufgetaucht, die im Folgenden kurz vorgestellt werden.
Der Wendehals ist ein kleiner, etwa spatzengroßer, unauffällig brauner Vogel, der zur Familie der Spechte gehört. Gleichwohl unterscheidet er sich in seinem Verhalten deutlich von den typischen Spechten. So zimmert er seine Bruthöhlen nicht selbst, sondern nutzt solche anderer Spechte, etwa des Buntspechts, sowie Naturhöhlen und Nistkästen. Ferner ist der Wendehals ein echter Zugvogel, der südlich der Sahara überwintert.
Von den ehemals heimischen 244 Arten Landschnecken in Deutschland ist auf der Baar gar nichts und im Schwarzwald fast nichts bekannt. Von diesen meist hoch spezialisierten Tieren wurden viele Unterarten und auch sicher ganze Arten ungesehen für immer ausgelöscht, und es werden auch viele noch dem Klimawandel zum Opfer fallen. Ein Grund, sich mit Schnecken auch bei uns näher zu befassen.
„Donaueschingen“ steht in der Geschichte der Neuen Musik für zwei Traditionen. Für die „Kammermusikaufführungen“ zwischen 1921 und 1926, die mit den Namen Heinrich Burkard und Paul Hindemith verbunden sind. Und für die Ära der „Musiktage“, die seit 1950 durch die Rundfunkredakteure Heinrich Strobel, Josef Häusler und Armin Köhler geprägt wurden. Neu war 1921 die Idee eines Spezialfestivals für Neue Musik. Im Anschluss an die sechs frühen Jahrgänge gab es verschiedene Festivals, bei denen eine immer wieder beschworene „Donaueschinger Idee“ weitergeführt werden sollte, zunächst an anderen Orten, später auch wieder in Donaueschin gen. Diese Veranstaltungen fanden in politisch unruhigen Zeiten statt und waren geprägt von der Wirtschaftskrise der Jahre 1929/1930, von der nationalsozialistischen Kulturpolitik, vom Zweiten Weltkrieg und von den orientierungslosen Nachkriegsjahren.
Mit „Lost Places“ bezeichnen wir „vergessene“ oder „aufgelassene Orte“. Gemeint sind damit überwiegend Bauwerke der jüngeren Vergangenheit, die in der Regel noch nicht in einen historischen Zusammenhang gestellt worden sind, da sie aufgrund ihrer genscheinlich minderen Bedeutung kein Interesse in der Öffentlichkeit finden und als nicht besonders schutzwürdig gelten. Ein wesentliches Merkmal von „Lost Places“ ist ihre belassene Ursprünglichkeit und der Umstand, dass die Blicke neugieriger Spaziergänger durch keinerlei erklärende Hinweisschilder gelenkt werden. Das Wissen zur Geschichte haben nur noch wenige Personen, die im Regelfall schon sehr alt sind und nach und nach versterben und ihr Wissen, wenn es nicht aufgeschrieben wurde, mit ins Grab nehmen. Für die Weißtongrube am Haselberg in Brigachtal-Überauchen treffen all die Merkmale eines „Lost Place“ zu.
Das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert war auch im Hintervillinger Raum, ganz wie im Gebiet des heutigen Schwarzwald-Baar-Kreises und darüber hinaus, eine Zeit des Aufbruchs und Vorwärtstastens im Bereich der Elektrizitätsversorgung kleiner Gemeinden. Während auf der Baar und an der jungen Donau erste Wasserkraftwerke schon vor dem Jahr 1900 Strom produzierten, begann die Ära der Elektrizitätsgewinnung in den Städten nahe Fischbach erst rund ein Jahrzehnt später.
Die Brücke. – 37 (2022)
(2022)
gemeinsam.flexibel.kreativ
(2023)
Im März 2023 hat die Badische Landesbibliothek die Lernwerkstatt eröffnet. Die Lernwerkstatt ist eine offene Lernlandschaft mit der Idee, »Lernen im Austausch« zu fördern. Gezielt wurde daher die Raumkonzeption mit einem breiten Veranstaltungsprogramm kombiniert. Seit über zehn Jahren bietet die Teaching Library der Badischen Landesbibliothek Workshops und Schulungen zu Informationskompetenz und wissenschaftlichem Arbeiten für Schülerinnen und Schüler der Kursstufe sowie Studierende an. Bis zur Covid-19-Pandemie hatte sich das Team auf Präsenzschulungen konzentriert, die von Lehrkräften und Dozierenden bevorzugt wurden. Nach der kompletten Umstellung auf Online-Schulungen während der Pandemie kristallisierte sich zuletzt eine Mischung aus Online- und Präsenzveranstaltungen heraus. Dieser Prozess löste auch interne Diskussionen darüber aus, wie sich das Angebot an das sich verändernde Lernverhalten anpassen
könnte. Denn die Pandemie und die durch diese beschleunigte Digitalisierung im Bildungsbereich haben dauerhafte Veränderungen im Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer bewirkt, die bei der inhaltlichen wie didaktischen Planung eines Workshop- und Veranstaltungsprogramms berücksichtigt werden müssen. Der ohnehin geplante Umzug des bis 2022 genutzten Schulungsraums war daher eine gute Gelegenheit, über die Neugestaltung nachzudenken. Bereits zuvor waren flexible Raumgestaltung und Laptops für interaktive Didaktik Standard. In einem zweijährigen Planungsprozess wurde ein Konzept für einen neuen Lernort mit Veranstaltungsprogramm entwickelt, um diese Fragen zu beantworten.
Die Badische Landesbibliothek hat im März 2023 die Lernwerkstatt eröffnet, eine offene Lernumgebung, die auf „Lernen im Austausch“ abzielt. Die Lernwerkstatt kombiniert eine freie Lernfläche mit einem Seminarraum – auf beiden Flächen findet ein breites Veranstaltungsprogramm statt. Die Lernwerkstatt ist die räumliche Heimat der Teaching Library, die seit 2010 Schulungen und Workshops im Bereich wissenschaftliches Arbeiten und Informationskompetenz anbietet.
Anlässlich des Jubiläums zum 1.300-jährigen Bestehen des Benediktinerklosters auf der Reichenau digitalisiert die Badische Landesbibliothek die ca. 240 Titel umfassende Inkunabelsammlung aus der ehemaligen Klosterbibliothek und erschließt diese in maschinenlesbarer Form. Ermöglicht wird dieses Projekt, das nicht nur von hoher landesgeschichtlicher Bedeutung ist, sondern mit einem Umfang von ca. 70.000 Seiten auch quantitativ neue Maßstäbe hinsichtlich der computergestützten Volltexterkennung von Wiegendrucken setzt, durch die Förderung der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg. Es ist angesiedelt in den Abteilungen Regionalia und Sammlungen.
"Freut euch mit Jerusalem!"
(2023)
“[I]n dem jar Christe 1489 war ein gar großes jubileum ußgangen von dem päpstlichen stuel zue Rom, dergleichen in vil jaren nie geschehen. Und disse große gnadt war auch der statt Villingen verkindt.” Das schreibt Juliane Ernstin (1589 – 1665), die Verfasserin der Chronik des Konvents von St. Klara im Villinger Bickenkloster und dessen Äbtissin zwischen 1655 und 1665. Demnach hatte der Papst 1489 der Stadt Villingen die Feier eines stellvertretenden römischen Jubeljahrs gewährt. Soweit ich sehe, wird dieses Ereignis in keiner anderen Quelle erwähnt. Trotz dieses Umstands und obgleich das Jahr (keineswegs ein „rundes“) und der Ort für ein derartiges Ereignis ungewöhnlich und überraschend erscheinen mögen, waren solche Anlässe dennoch alltäglich und beliebt: In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, und schon zuvor, suchten eine Reihe von Städten um die Erlaubnis nach, das römische Jubeljahr bei sich zu feiern. Beispiele sind Augsburg und Ulm 1451, Erfurt 1488, Nürnberg 1489 sowie Hamburg und Lübeck 1503.
Mit „Der Krieg erreicht Villingen“ endet die Reihe mit Tagebuchauszügen. Während der dritte Teil unter anderem die Berichte von der Front zum Inhalt hatte, geht es in diesem Aufsatz um die Auswirkungen des Krieges auf Villingen und Umgebung. Den Schwerpunkt bilden die Anmerkungen zu den Tagen ab dem 12. April 1945. Mit ihnen haben wir einen Zeitzeugenbericht über die Ereignisse zum unmittelbaren Kriegsende in Villingen. Mit der Abfahrt aus Villingen und der Fahrt über Frankreich nach Amsterdam, die Thijs Jonker mit vielen Fotos dokumentiert, klingt die Artikelserie aus.
Ein völlig unbekanntes Kapitel der Villinger Kulturgeschichte ist der Verlag deutscher Klassiker des eigenwilligen Professors
Josef Josua Eiselein (1781 – 1856). Dieser war ab 1818 Lehrer und Präfekt am Gymnasium in Donaueschingen, wurde im
selben Jahr zum Priester geweiht und war ab 1820 Hofkaplan in Donaueschingen und Bibliothekar der Fürstenbergischen
Hofbibliothek. 1823 trat er überraschend zum evangelischen Glauben über und verließ Donaueschingen. Ab 1822 veranlasste
er die Herausgabe der Werke Lessings und gab von 1825 bis 1829 in eigener Verantwortung die Werke von Johann J.
Winckelmann (1717 – 1768) in einer zwölfbändigen Ausgabe heraus, die z.T. bis heute Gültigkeit besitzt.
Maskenstickerei
(2023)
Auf dem Titelbild des letzten GHV-Jahrbuchs waren die Masken abgebildet, die einst den schweren, roten Vorhang des Theaters am Ring schmückten. Wir wissen, dass diese Artefakte, die Komödie und Tragödie symbolisieren, auf der Grundlage einer zeichnerischen Vorlage des Villinger Kunstmalers Richard Ackermann als Kunststickerei entstanden, die in ihrer filigranen Ausführung Generationen von Theater- und Kinobesucher(innen) in ihren Bann zog, bevor der sie tragende Vorhang sich öffnete und die Vorstellung beginnen konnte.
Raum für Veränderung
(2023)
Seit zwölf Jahren ist die Badische Landesbibliothek in der Vermittlung von Informationskompetenz aktiv. Mit der Eröffnung der Lernwerkstatt im Frühjahr 2023 hat sie nicht nur einen neuen Lernort innerhalb der Bibliothek geschaffen, sondern auch ihr Programmangebot stark vergrößert. Die Lernwerkstatt ist ein Lernort, der mit seiner technischen und räumlichen Ausstattung
sowie mit seinem Veranstaltungsprogramm das „Lernen im Austausch“ fördert. In diesem Artikel werden Konzeptionierung und Umsetzung dieses Lernortes vorgestellt.