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Justinus Kerner am Bodensee
(2009)
Das Thema Reisen wurde um die Wende
zum 19. Jahrhundert allgemein sehr beliebt:
Reisen als Suche, Reisen um sich selbst zu finden,
Reisen in die Abgründe der menschlichen
Seele. Es waren die Anfänge der rein wissenschaftlichen
Reisen, nur durchgeführt zur
Erlangung von Erkenntnis, nicht zur Erschließung
oder Sicherung von Rohstoffen und
Märkten und nicht zur Annektion von Land.
Der Universalgelehrte Alexander von Humboldt
(14. 9. 1769–6. 5. 1859) führte seine Forschungsreisen
durch. Joseph von Eichendorff,
Jurist und Dichter, (10. 3. 1788–26. 11. 1857)
erzählt in seiner Novelle „Aus dem Leben eines
Taugenichts“ wie der Held durch die Lande
reist, um doch zuletzt sein Glück zu Hause zu
finden. Der schwäbische Lyriker und Arzt
Justinus Kerner (18. 9. 1786–21. 2. 1862)
schrieb an den Naturforscher und Schriftsteller
Adelbert von Chamisso (30. 1. 1781–
21. 8. 1838) 1837: „Sie umsegelten die Welt als
Naturforscher und ich trieb mich und treibe
mich als Forscher in den Nachtgebieten der
Natur herum und suche die Schatten des
Mittelreiches auf!“
,,Heilbronner Land"
(2009)
Vor wenigen Jahren beschlossen Landkreis Heilbronn und Stadt Heilbronn, einen
gemeinsamen Touristikverband zu gründen. Dahinter steht die Überlegung, durch
diesen Zusammenschluss zweier politischer Einheiten eine wirkungsvollere Tourismuswerbung
betreiben zu können als vorher auf der Basis landschaftsbezogener
Werbung.
Die Gründung löste vor allem im westlichen Landkreis lebhafte Diskussionen aus.
Nicht wenige artikulierten ihre Empörung in Leserbriefen in der regionalen Presse.
Der Heimatverein Kraichgau hat sich bisher in diese Debatte nicht eingemischt,
obwohl er einige kritische Anmerkungen zu machen gehabt hätte. Er hielt sich
zurück, um die Stimmung nicht weiter aufzuheizen. Der vorliegende Band des
Kraichgau-Jahrbuchs ist die geeignete Plattform, die Bedenken darzustellen.
Doris Ebert war von 1986 bis 1994 Mitglied
des Beirats im Heimatverein
Kraichgau. Von 1994 bis heute bekleidete
sie das Amt eines der drei stellvertretenden
Vorsitzenden und war in dieser
Funktion insbesondere für den nordöstlichen
Teil des Kraichgaus zuständig.
Seit 1991 leistete sie als Mitglied des Redaktionsstabs
bei der Herausgabe des
alle zwei Jahre erscheinenden Kraichgau-
Jahrbuchs, der Sonderveröffentlichungen
und der Kleinen Reihe eine
umfangreiche Arbeit. Seit 2001 leitet sie
den Redaktionsstab mit großer Umsicht.
Kurt Spitzmüller
(2009)
Kurt Spitzmüller wurde am 13. Mai 1921 in Freiburg im Breisgau als Sohn des Land- und Gastwirts Ludwig Spitzmüller und dessen Ehefrau Hilda, geb. Roth, geboren. Der Großvater war „Lindenwirt" und hatte später seine Gaststätte zu einem Kurhaus für lungenkranke Patienten ausgebaut. Nach dem Besuch der Volks- und der Oberrealschule absolvierte Kurt
Spitzmüller eine Lehre als Hotelkaufmann in Freiburg und besuchte die höhere Hotelfachschule. 1941 übernahm er als 20-Jähriger nach dem Tod der Mutter die Leitung der elterlichen Lungenheilanstalt „Kurhaus Nordrach". Von 1941 bis 1943 nahm Kurt Spitzmüller als Soldat am Zweiten Weltkrieg teil und war anschließend als Arbeiter in der Rüstungsindustrie dienstverpflichtet. Kurz vor Kriegsende wurde er noch zum Volkssturm eingezogen und geriet für einige Wochen in Gefangenschaft (,,Ich hatte es geschafft, nach zwei Tagen aus dem Kriegsgefangenenlager in Offenburg in das Gefängnis verbracht zu werden, da ich glaubhaft erklären konnte, dass ich kein Soldat sei").
Badens Präsenz
(2009)
Im 57. Jahr nach der Gründung Baden-Württembergs und im 100. Jahr der Existenz des Landesvereins
Badische Heimat halten wir es für selbstverständlich, dass unsere Zeitschrift der Frage der
aktuellen Präsenz Badens nachgeht: Wo und wie ist Baden in Baden-Württemberg auch heute
(immer noch) präsent?
Die Frage nach der Präsenz Baden ist auch eine Frage der politischen Deutungskultur. Nur wenn
sich Baden in Baden-Württemberg selbstbewußt positioniert, wird es weiterhin präsent sein. Zu
dieser Präsenz gehört unserer Ansicht nach vor allem Wahrnehmbarkeit. Nur was kontinuierlich
wahrgenommen wird, existiert auch im Bewusstsein der Menschen und trägt zu ihrer Identitätsbildung
bei.
Die Redaktion der Badischen Heimat beginnt zum Jubiläum in diesem Heft eine Serie von
Beiträgen, die die Präsenz Badens an einzelnen Beispielen darzustellen versucht. Wir stellen drei
Institutionen vor, die vom Ursprung her badisch sind und ganz wesentlich auch heute noch zur
badischen Identität beitragen: Das Generallandesarchiv als Hüter der Quellen und Sachwalter der
badischen Geschichte, die Badische Landesbibliothek mit ihren Handschriften als badisches Kulturerbe
von Rang und das Badische Landesmuseum mit der Ausstellung regionaler Kultur Badens im
Dialog. An erster Stelle der Serie „Badens Präsenz“ steht natürlich das Badnerlied, das bei vielen
Anlässen gesungen, bis auf den heutigen Tag das Zugehörigkeitsgefühl zu Baden ausdrückt.
Was dem Leben dient
(2009)
Vor einigen Wochen erschien in der bekannten französischen Buchreihe „La Pléïade“ eine Auswahl der Werke Johannes Calvins. Martin Luther war schon lange in dieser Serie veröffentlicht worden, ebenfalls in einer Auswahl, aber die Tatsache an sich, dass jetzt auch Calvin in Dünndruck und Ledereinband vorliegt, darf als positives Zeichen gelten. Man sollte jedoch nicht verschweigen, dass im französischen Sprachgebiet das Interesse an Calvin überwiegend zu tun hat mit seiner Bedeutung für die französische Sprache. Calvin war der erste, der in der noch jungen französischen Sprache schrieb, in einem abstrakten, ja sogar wissenschaftlichen Stil. Wo sich andere nur des Lateinischen bedienten, griff er zum Französischen. Auf diese Weise erreichten seine theologischen Anliegen eine weitaus größere Leserschicht als die der hoch
Gebildeten. Er verschaffte sich damit die Möglichkeit, Theologie zu einer Sache der Gemeinde Christi zu machen. Hier liegt ohne Zweifel ein wichtiges und bleibendes Anliegen von großer Bedeutung für den Protestantismus vor: Theologie soll auch
immer Sache der Gemeinde sein. Wenn Theologie nur von akademischem Interesse ist, wird dies zu einem hohen Verlust an Relevanz führen. Dass Calvin seine Institutio selber ins Französische übersetzt hat, bedeutet, dass für ihn der Unterschied zwischen Akademie und weiterem Publikum nicht scharf gesetzt werden kann. Aber was bedeutet das für die heutige Situation des weltweiten Protestantismus?
Beim Festakt würdigte Ministerpräsident Günther Oettinger vor allem den Einsatz der Vereine für Naturschutz, Landschaftspflege sowie die Förderung der Landes-, Volks- und Heimatkunde. Durch kompetente und erfolgreiche Bildungsarbeit haben beide Vereine das Wissen um Wert und Bedeutung der Heimat wachgehalten. Bemerkenswert ist, dass beide Vereine ohne institutionelle Förderung eigenständig und kooperativ in der Vergangenheit arbeiteten. Oettinger wies darauf hin, dass, wer in der Welt erfolgreich sein wolle, Wurzeln brauche. Im Sinne der Vielfalt in der Einheit begrüßte Oettinger die Existenz zweier Heimatvereine im Lande Baden-Württemberg. Mit Blick auf die ins Land Zugewanderten unterschied der Ministerpräsident zwei Formen von Heimat. Einmal der Ort, an dem man geboren ist und der Ort, der einem im Laufe der Zeit ans Herz gewachsen ist.
Wohl jeder der schon einmal mit Naturseide irgendwie in Berührung kam, lobt auch sein anschmiegsames und verführerisches Wohlgefühl. Der Faden für das zarte Gewebe kommt aus der Seidenraupenzucht, die mit der Seidenraupe, einem Nachtschmetterling (Bombyx mori), und deren Futterpflanze, den
Blättern des Weißen Maulbeerbaums (Morus alba), auf das Engste verbunden ist. Jedoch der Werdegang des Seidengewebes ist das arbeitsintensivste
Bekleidungsmaterial der Welt.
Den Leserinnen und Lesern des Kraichgau-Jahrbuches dürfte Baudirektor a.D. Hajo Rheinstädter in erster Linie als beruflich wie ehrenamtlich stark engagierter Denkmalpfleger bekannt sein. Nach seinem Ingenieur- und Architekturstudium in
Mainz bzw. Karlsruhe war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent und von 1960 bis 1970 als freier Architekt tätig. Anschließend trat er in den Staatsdienst und arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1995 maßgeblich am Wiederaufbau des
Bruchsaler Schlosses und an der Erneuerung des Schlossgartens, ab 1988 als Leiter der Außenstelle Bruchsal des Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe.
Ein Kupferstich des 17. Jahrhunderts, der eine Schlacht zwischen französischen und kaiserlichen Truppen vor und bei Willstätt im Jahre 1675 darstellt, gibt manche Rätsel auf. Von dieser Schlacht, bei der diesem Stich zufolge etwa 4000 französische Soldaten gefallen oder verwundet worden sind, ist in den gängigen Darstellungen zur badischen Geschichte keine Rede. Nur Regionalhistoriker berichten davon und stellen den Verlauf anders dar als der Kupferstich. Zunächst in Kürze die historischen Zusammenhänge. Das denkwürdigste Ereignis des Holländischen Krieges, der am Oberrhein mit einem Angriff französischer Brandschiffe auf die Rheinbrücke zwischen Kehl und Straßburg begann und mit dem Friedenschluss von Nymwegen im Februar 1678 endete, war wohl die Schlacht bei Sasbach am 27. Juli 1675. Das
Hauptkorps der französischen Armee war unter dem Kommando des sieggewohnten Marschall Turenne vom Südwesten, von Achern her, gegen Sasbach vorgestoßen. Vom Norden, von Bühl her, hatte sich die kaiserliche Armee unter Graf von Montecuccoli bemüht, dem Gegner durch die Besetzung einer befestigten Stellung in Sasbach zuvorzukommen. Es entwickelte sich ein Artillerieduell über den Fluss Sasbach hinweg, bei dem die kaiserliche Artillerie in besserer Stellung stand.