Filtern
Erscheinungsjahr
- 2016 (262) (entfernen)
Dokumenttyp
- Wissenschaftlicher Artikel (262) (entfernen)
Gehört zur Bibliographie
- nein (262)
Schlagworte
- Biografie (20)
- Geschichte (16)
- Eppingen (14)
- Heidelberg (14)
- Karlsruhe (14)
- Erinnerung (9)
- Oberrheinisches Tiefland (9)
- Schwetzingen (9)
- Badische Landesbibliothek (8)
- Freiburg im Breisgau (8)
Geschichte der Landschaft
(2016)
Dieser Beitrag will historische Tiefenschichten der Landschaft sichtbar machen: einer Landschaft im Wandel, wie sie von der Natur und von Menschen geschaffen wurde, in der Naturgeschichte und Kulturgeschichte sich überlagern. Wenn wir reflektieren, dass »Natur« ebenso
ein Begriff der Philosophiegeschichte wie der Naturwissenschaft ist, wird plausibel, dass Naturschutz auch als eine kulturelle Aufgabe verstanden werden kann.
Die Stadtbücherei Heidelberg von der NS-Zeit bis zum Heidelberger "Library Spirit" der 1960er Jahre
(2016)
Am 6. Mai 2016 hat sich zum fünfzigsten Mal die Eröffnung des Gebäudes der Stadtbücherei Heidelberg in der Poststraße gejährt. Erst dieser Neubau hat die weitere, über viele Jahre so positive Entwicklung bis hin zu einer der besten deutschen Stadtbibliotheken möglich gemacht. Bis zur Bestimmungsübergabe des Hauses war es ein langer, oft schwieriger Weg. Dieser führte von der bibliothekarischen „Stunde Null“ im Jahr 1945 über eine solide Entwicklung Ende der 1940er und anfangs der 1950er Jahre sowie nach jahrelangen Bemühungen und Kämpfen zu dem neuen Büchereigebäude. Nach skandinavischen und anglo-amerikanischen Vorbildern konzipiert, wurde es zu der räumlichen Voraussetzung für die weitere Arbeit der Stadtbücherei; Mitte der 1960er Jahre galt es als eines der beispielhaften Büchereigebäude Deutschlands. Den Weg dorthin schildert der folgende Aufsatz. Er setzt die Ausführungen im Jahrbuch des Heidelberger Geschichtsvereins Jg. 11, 2006/07 über „Georg Zink und die Heidelberger Volksbibliothek und Volkslesehalle“ fort.
Schülerinnen und Schüler im Schuljahr 2015/2016 sind Digital
Natives. In erster Linie sind darunter Menschen zu verstehen,
die mit digitalen Technologien aufgewachsen und in ihrer
Benutzung routiniert sind. Die klassen- und stufenübergreifende Begabten-Arbeitsgemeinschaft Geschichte des Anne-Frank-Gymnasiums Rheinau hat in diesem Schuljahr die
übergreifende Leitfrage verfolgt, wie es in einer zunehmend
durch Digitalisierung und Technisierung geprägten Lebenswelt gelingen könnte, an die bis ins 18. Jahrhundert zurückreichende Regionalgeschichte der jüdischen Bürgerinnen und
Bürger aus Rheinbischofsheim und (Neu-)Freistett zu erinnern.
Seit Anfang 2016 ist die Region Elsass nicht mehr existent. Sie ist nun Teil der Megaregion Grand Est. Im Elsass hat die von Paris aus verfügte Fusion, die ohne Volksbefragung durchgeführt wurde, heftige Proteste ausgelöst. Die Forderung, das Elsass als eigenständige Region zu erhalten, fand in der Bevölkerung nahezu ungeteilte Zustimmung. Der Verlust der Eigenständigkeit hat eine öffentliche Debatte über die elsässische Identität ausgelöst. Die Wertschätzung der Regionalsprache und der eigenen regionalen Kultur verzeichnen einen deutlichen
Aufschwung.
Maria Theresia ist in Österreich omnipräsent – ihre Gemälde, Statuen und Konterfeis zieren öffentliche, private und klerikale Räume. Nach wie vor haben sie und ihr „Image“ einen Platz in der Republik Österreich und seiner post-monarchischen Selbstinszenierung. Staatsgäste und politische Amtsträger posieren mit dem Bundespräsidenten vor ihrem überlebensgroßen Staatsporträt in der
Präsidentschaftskanzlei der Wiener Hofburg, wie jüngst bei dem Abschluss des iranischen Atomabkommens in Wien. Das alte Zentrum kaiserlicher und erzherzoglicher Macht mit seiner habsburgisch-dynastischen Symbolsprache legitimiert auch die moderne demokratische Republik. Die Präsenz der Monarchin aus dem 18. Jahrhundert beschränkt sich nicht auf Wien und Österreich: Auch in den Rathäusern, Gerichtssälen und Museen im südlichen Baden-Württemberg befinden sich Darstellungen der Habsburgerin. Die Häufung von Maria-Theresia-Porträts scheint sich auf den ersten Blick leicht von selbst zu erklären: Ein Großteil der Städte und Landschaften gehörte zu ihren Lebzeiten zu Vorderösterreich, die ehemalige Landesherrin war durch ihr Porträt in den Amtsgebäuden vertreten. Aufgrund ihrer langen Regierungszeit von 1740 bis 1780 wurden besonders viele Gemälde von ihr angefertigt, mal gemeinsam mit ihrem Ehemann Kaiser Franz Stephan, mal gepaart mit ihrem Sohn und Mitregenten Joseph II. 26 Jahre nach ihrem Tod wurde Vorderösterreich aufgelöst und im Wiener Kongress nicht mehr wiederbelebt, die Gemälde blieben entweder aus dekorativen Gründen hängen oder verschwanden auf Dachböden und in Kunstlager.
Brandstifter Jakob Müller
(2016)
Feuer! Es war die Horrorvision in der
eng bebauten, mit Scheunen gespickten Fachwerkstadt. Auf wundersame
Weise blieb Eppingen von verheerenden Bränden weitgehend verschont.
Doch am 19. Januar 1873 verschlangen
die Flammen einen ganzen Straßenzug
neben dem Pfeifferturm. Der Brandstifter, ein Feuerwehrmann, war schnell
gefasst. Bis heute kursieren über ihn in
der Stadt abenteuerliche Geschichten.
Seine Spur verliert sich in den Archiven.
Das Rössle am Marktplatz ist ein
markantes Gebäude. Dass der Bau
überhaupt noch steht, ist der Windrichtung an jenem 19. Januar 1873 geschuldet. Ein Feuer, das in der Rössle-Scheune ausbrach, fraß sich Richtung
Norden durch Scheunen an der Kirchgasse und zerstörte auf einer Länge
von 145 Metern jedes Gebäude, darunter zwei Pfarrhäuser. Es war kein Unfall.
Die folgenden drei Texte sind mit Bedacht so zusammengestellt. Wir begegnen im ersten Beitrag der Korrespondenz der Schwestern Etta und Ruth Veit Simon im Sommer 1940 mit den Eltern Heinrich und Irmgard Veit Simon. Nach Aufenthalten in Bad Neuenahr und Nordrach im Schwarzwald wurde die tuberkulosekranke Ruth im Juli 1940 in Heidelberg-Rohrbach operiert. Bei Recherchen zur Berliner Familie Veit Simon erhielten die Historikerinnen Anna Hájková und Maria von der Heydt Zugang zu dieser Korrespondenz. Unverblümt und lebendig schildern die Geschwister
die Klinik und das örtliche Umfeld in seinen dramatischen und komischen Aspekten. Der Name Veit Simon steht für eine seit 1872 bestehende Mentorenschaft der wohlhabenden Berliner Juristenfamilie für die Hochschule für die Wissenschaft des Judentums. Über drei Generationen sicherten die Veit Simons den Bestand dieser Hochschule als Mitglieder und Vorsitzende des Kuratoriums, bis sie 1942 ihre Tore schließen musste, kurz nachdem Ruths und Ettas Vater, Heinrich Veit Simon, in Gestapohaft ermordet worden war. Die in Heidelberg ansässige Hochschule für jüdische Studien steht in unmittelbarer Tradition zu dieser Lehranstalt. Im zweiten Beitrag stellt Maria von der Heydt den familiären und biografischen
Kontext von Ruth und Etta Veit Simon dar, gestützt auf Material aus dem Nachlass von Etta (Japha) und dem Archiv von Irene Japha in Seattle.
Michael Ehmann untersucht im dritten Beitrag die Kliniksituation in Rohrbach um 1940, stellt die Behandlungsverfahren dar und beschreibt den bemerkenswerten Umgang von Ärzten und Klinikpersonal mit der jungen, lebensfrohen jüdischen Patientin. Seine weiteren Recherchen gelten der nachfolgenden Krankheits- und Verfolgungsgeschichte der Veit Simons, die beide Schwestern in das Ghetto Theresienstadt führte, wo Ruth trotz kompetenter medizinischer Behandlung im Juli 1943 starb. Etta überlebt. Vielleicht ein Anlass, die Briefe noch einmal und mit anderen Augen zu lesen.
Mit großzügiger Unterstützung der Kulturstiftung der Länder und des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg konnte
die Badische Landesbibliothek Ende letzten Jahres eine besondere Kostbarkeit
mittelalterlicher Überlieferung erwerben: das 1540 entstandene Gebetbuch der
Benediktinerin Katharina Roeder von Rodeck.
Die von der Burg Rodeck im Ortenaukreis stammende Katharina Roeder hat
das Gebetbuch im nordbadischen Kloster Frauenalb eigenhändig und für den
eigenen Gebrauch niedergeschrieben und mit detailfreudigen Federzeichnungen ausgemalt. Insgesamt sechs ganzseitige farbige Federzeichnungen, zahlreiche prächtige Randbordüren sowie ein wohl nur kurze Zeit später eingebrachtes Pergamentblatt mit der Darstellung einer Mondsichelmadonna sind in der
Handschrift zu finden. Der Text selbst, dessen Anfertigung Katharina Roeder laut
Eintrag am Nikolaustag des Jahres 1540 beendete, ist bislang noch unerforscht.
Für die Regionalgeschichte Badens und die Frömmigkeitsgeschichte der Frühen
Neuzeit ist das Gebetbuch einer gebildeten Frau des 16. Jahrhunderts von außerordentlicher Relevanz.
Wer heute ein Kochrezept sucht, recherchiert im Web, legt das Smartphone neben
den Herd und schaltet es ab, sobald das
Essen auf dem Tisch steht. Ein Digitalisierungsprojekt der Badischen Landesbibliothek ermöglicht dies nun auch für die
Gerichte der alten badischen Küche. Hundert badische Kochbücher des Zeitraums
1770–1950 werden bis Juni 2016 digital
bereitgestellt sein. Vielfach sind es Unikate
in Baden-Württemberg, häufig aber darüber hinaus auch bundes- bzw. weltweit
einzigartig. Sie stammen von badischen
Autoren, sind in badischen Verlagen
erschienen oder von badischen Firmen
herausgegeben worden.
Gebete stets griffbereit
(2016)
Ende des Jahres 2015 erwarb die Badische Landesbibliothek eine herausragende Kostbarkeit: das handschriftliche
Gebetbuch der Katharina Roeder von
Rodeck. Die badische Benediktinerin hat
das kleinformatige Gebetbuch im Jahr
1540 eigenhändig und für den persönlichen Gebrauch niedergeschrieben. Seine spektakuläre Besonderheit besteht
darin, dass es als Beutelbuch erhalten
geblieben ist.
Beutelbücher sind in der mittelalterlichen
Malerei sehr häufig abgebildet, haben
sich im Original jedoch äußerst selten
erhalten. Insgesamt sind nur 23 mittelalterliche Beutelbücher bekannt. Aus dem
16. Jahrhundert existieren noch einige
Nachfahren dieses Einbandtyps. Eines
von ihnen ist das Gebetbuch der Katharina Roeder von Rodeck, gebunden in
Kalbsleder auf Buchenholz mit drei Bünden und einfacher diagonaler Streicheisenlinierung auf den Buchdeckeln. Sehr
wahrscheinlich wurde der Einband im
17. Jahrhundert erneuert. Deutliche Spuren von Handschweiß zeigen, dass das
Gebetbuch intensiv benutzt wurde.
Die Handschrift im Kleinstformat von 98
x 76 mm umfasst 206 Blätter aus Papier.
Auf jeder Seite hat sie zwischen 13 und
16 Zeilen untergebracht. Der Buchblock
wurde deutlich am Rand beschnitten,
der Schnitt blau eingefärbt.