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Wenn ein Kulturwissenschaftler die freundliche Einladung erhält, etwas zum Jubiläum eines Geschichts- und Heimatvereins anmerken zu dürfen, so liegt es nahe, dass er einfach die drei Kernbegriffe des Schreibanlasses herausgreift und sie mit der schlichten Fragentriade „warum – wozu – weshalb” konfrontiert. Also: Warum ein Jubiläum? Wozu Geschichte? Weshalb Heimat? Eben zu diesen drei Feldern sollen hier in gleicher Reihung je ein paar Denkanstöße skizziert werden. Soviel zu den inhaltlichen Schritten des folgenden Beitrags.
Ein Ereignis begeisterte die Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins im Herbst 2004 besonders: Das Historienspiel „Des Wächters Runde“, das am 21. Oktober auf dem Programm stand und Auftakt war für eine Reihe neuartiger Stadtführungen, die bei der Villinger Bevölkerung große Resonanz fanden. Wir haben einen Bericht, der im Südkurier erschienen ist, kurz vor Durcklegung noch ins Jahresheft aufgenommen.
Dieser Artikel ist ein Zwischenbericht über Dr. Maulhardts Forschungen zum Leben und Sterben von Marian Lewicki (Marian) in Villingen. Er ist eine Zusammenfassung seines Vortrags am 24. April 2015 im Villinger Fidelisheim. Seine Recherchen, insbesondere was Lewickis Ermordung anbetrifft, sind noch nicht abgeschlossen. Die nachfolgende Darstellung
nutzt zum ersten Mal Quellen, die bisher verschlossen waren. Sie beinhalten vor allem zeitgenössische Dokumente, die beim International Tracing Service (ITS) in Bad Arolsen archiviert
sind, sowie Aussagen der nächsten Angehörigen, die Dr. Maulhardt ausfindig machen konnte. Der ITS ist ein Zentrum für Dokumentation, Information und Forschung über die nationalsozialistische Verfolgung, Zwangsarbeit, den Holocaust sowie die Überlebenden nach dem Ende des Dritten Reichs.
Ein Datum muss vor allem korrigiert werden: Der Todestag von Marian ist der 5. März 1942. Auf dem Sühnekreuz steht fälschlicherweise 1943. Aber auch die Gestapoakten enthalten Fehler: So wird in diesen Unterlagen das Geburtsjahr mit
1908 angegeben, was mich beim Anblick des Fotos, auf dem Marian als Soldat zu sehen ist, irritiert hat. Tatsache ist, dass er am 29. April 1918 geboren wurde.
Die Stadt- und Bürgerwehrmusik Villingen kann stolz auf ihre fast 200-jährige Vergangenheit sein. Aber auch darauf, dass sie ihre Geschichte fast lückenlos nachweisen kann. Dafür haben fleißige Schriftführer und Chronisten gesorgt, die alle wichtigen Vorgänge des Vereins akribisch aufgeschrieben und der Nachwelt hinterlassen haben. Zu verdanken ist dieser „Nachrichten-Schatz“ aber auch Lore Schneider, die aus einem Berg von handschriftlichen Protokollen eine übersichtliche Chronik gefertigt hat, die auf mehr als 750 DINA4-Seiten das Leben des Traditionsvereins dokumentiert. Der Geschichts- und Heimatverein hat in seinem Jahrbuch 2005 bereits diesem interessanten Thema breiten Raum eingeräumt. Hier soll ein weiteres Kapitel der Stadtmusik-Chronik vorgestellt werden. Dazu machen wir einen Sprung ins 20.Jahrhundert.
Identität ist eine anthropologische Konstante des Menschen. Jeder Mensch charakterisiert sein Selbstverständnis durch eine Matrix entsprechender Zuschreibungen. Man ist Bayer oder Hanseat, Württemberger oder Badener, Deutscher oder Schweizer, man ist Katholik, Protestant oder Agnostiker, Akademiker, Handwerker oder Auszubildender, man verortet sich politisch konservativ, liberal oder eher links, man ist Fleischesser oder Vegetarier, eher draufgängerisch oder ängstlich, hat eine eher optimistische oder pessimistische Weltsicht. Auch größere gesellschaftliche Strukturen wie Städte oder Nationen bilden eine kommunale oder nationale Identität über eine Vielzahl solcher Zuschreibungen und Selbstwahrnehmungen aus.
Der Gemeinderat der Doppelstadt Villingen-Schwenningen entschied am 16. 01. 2016 (bei einigen Gegenstimmen und mehreren Enthaltungen) die Straßen im Baugebiet Friedrichspark gemäß dem Vorschlag des Bauträgers Topbau nach der Familie Großherzog Friedrichs I. von Baden zu benennen. Eine dieser Straßen erhielt den Namen Luise-von-Preußen-Straße nach der Gemahlin Friedrichs. Außerdem errichtet das Villinger Familienheim seit 2021 auf der gegenüberliegenden Straßenseite das LuisenQuartier, das ebenfalls das Andenken an die Großherzogin ehrt. Wer war Prinzessin Luise von Preußen, durch Heirat Großherzogin von Baden, derer noch im 21. Jahrhundert in der Doppelstadt, von der einst nur ein Teil zum Großherzogtum Baden gehörte, gedacht wird?
Im 18. Jahrhundert wurden die Mönche moderner. Angeregt von den französischen Maurinern und infrage gestellt von Aufklärern verschiedener Couleur, verschoben vor allem die Prälatenorden, allen voran die Benediktiner, die Rechtfertigung ihres Daseins von weltabgewandter Frömmigkeit hin zu intellektueller Leistung für die Welt. Die neuere Forschung zu diesem Thema hebt unter Leitbegriffen wie „benediktinische Gelehrtenrepublik“ und „monastische Aufklärung“ eine von Mönchen getragene eigenständige Geisteskultur hervor, die im Humanismus und sogar noch im Mittelalter wurzelt und zugleich wesentliche Ansätze der Aufklärung aufnimmt. Durch die klösterlichen Netzwerke verbreitet sie sich über die höfischen und urbanen Zentren hinaus auch in den ländlichen Regionen Oberdeutschlands. Allenthalben sehen wir „enlightened monks“ am Lese- und Schreibpult, die sich die Ideen der Epoche anverwandeln. Sie sammeln Quellen und verfassen Kloster-, Bistums- und Landesgeschichten, die zu den bedeutenden Werken der Geschichtswissenschaft des 18. Jahrhunderts gehören; ihre Theologie lässt die jesuitische Scholastik hinter sich und wendet sich historisierend den
Kirchenvätern zu; sie bringen die Mathematik voran und konstruieren Maschinen und astronomische Uhren; die Äbte treiben Aufwand für Bibliotheken und Naturalienkabinette. Im Zusammenhang damit ergriff nach der Jahrhunderthälfte ein Geist der Kritik und der „Verdiesseitigung“ viele Benediktiner und verwandelte mancherorts die Konvente fast schon in bürgerliche Gelehrtenzirkel. Das Dilemma des Aufklärungskatholizismus zwischen Freisetzung schöpferischer Kräfte und
Verlust an religiöser Tiefe und konfessionellem Profil wird auch hier sichtbar.
Liebe Freunde und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, sehr geehrte Damen und Herren.
Es ist mir eine große Ehre, hier vor Ihnen an Ihrer Jubiläumsfeier sprechen zu dürfen. 1973 wurde ich mit meinem Mann von Freiburg nach Villingen-Schwenningen versetzt. Wahrgenommen haben wir zuerst einmal Villingen, und mein Mann wurde, wenn ich mich recht erinnere, bereits 1974 für den Geschichts- und Heimatverein geworben, dem ich seit damals
als Mitglied angehöre. Mitglied im Schwenninnger Heimatverein wurde ich erst sehr viel später. Wenn Besucher kamen, dann wurden die damals natürlich erst einmal nach Villingen geführt, weil das halt eine schöne alte Stadt ist, und etwas ganz
Besonderes war natürlich die historische Villiniger Fasnet, in die uns Kollegen meines Mannes vom Wirtschaftsgymnasium einführten.
Buhlmann will mit diesem Artikel in die Geschichte der Habsburger und in die habsburgische Zeit Villingens einführen. Im Vordergrund stehen dabei der Übergang Villingens an die habsburgischen Herzöge im Jahr 1326, die Einordnung der Stadt in die spätmittelalterlichen vorderösterreichischen Territorien im deutschen Südwesten, die innere und äußere Entwicklung Villingens u.a. als Teil der habsburgischen Landesherrschaft(en). Zeitlich wird damit das 14., 15. und beginnende 16. Jahrhundert
Villinger Geschichte erfasst.
Mit den besten Wünschen an die sehr geehrten Mitglieder für das Jahr 1974 schloss Hans Brüstle im Dezember 1973 für die Vorstandschaft des noch jungen Geschichts- und Heimatverein die Rundschreiben-Kopie – gedruckt als ehemals übliche Blau-Matrize – und meldete zuvor auf grad mal sechs Zeilen: „Zum Jahresabschluss erhalten Sie als Vereinsgabe eine kleine Schrift, die in bunter Folge einige Beiträge aus dem Leben Villingens enthält. Das darin enthaltene Verzeichnis der Villinger Künstler und Kunsthandwerker kann Ihnen jederzeit als Nachschlagewerk dienen. Wir hoffen, Ihnen damit eine Freude zu bereiten. Mit
den besten Wünschen für 1974”
Schreibt der Fußball Geschichte? Viele Menschen,
die mit dieser Sportart nicht so viel am Hut haben,
glauben, dass das Spiel, bei dem sich 22 Verrückte
um einen Ball streiten, nur eine Nebensache sei. Ist
sie auch! Aber eine der schönsten der Welt. Dass so
eine Nebensache zu einem geschichtlichen Ereignis
ersten Ranges werden kann, hat sich vor 50 Jahren
gezeigt als Deutschland in der Schweiz Fußball-Weltmeister geworden ist. Ein Ereignis, das als
„Wunder von Bern“ in die Annalen einging. Es hat
sich auch wieder gezeigt, als es im Juni 2004 in
Portugal um den Titel eines Europameisters ging,
bei der Deutschland sang- und klanglos ausgeschieden ist und Griechenland, ein Land, dessen
Nationalmannschaft als Fußballzwerg in Europa
galt, sich die Meisterkrone aufsetzte. Und die Welt
sprach jetzt vom „Wunder von Lissabon“!
Der „Tag des offenen Denkmals“ fand am 11. September 2005 unter dem Schwerpunktthema „Krieg und Frieden“ statt. Das von seiner in weiten Teilen erhaltenen Stadtbefestigung geprägte Villingen hat dazu einen reichen Denkmalbestand vom hohen
Mittelalter bis zum 20. Jahrhundert zu bieten. Bereits in früheren Jahren gab es im Rahmen des Tages des offenen Denkmals Gelegenheiten, einige dieser Bauten bei Führungen kennen zu lernen. In diesem Jahr wurde unter anderem ein Gebäude
geöffnet, das jeder von außen, aber keiner von innen kennt: das „Pulvertürmle“ am Kaiserring.
In einem unscheinbaren Buch, das in braunem
Packpapier eingebunden war, wurde das lang vermisste Original der Chronik über den 30-jährigen
Krieg1 im Archiv des Klosters St. Ursula entdeckt.
Die Schreiberin war die damalige Priorin der
Klarissen und spätere Äbtissin Juliana Ernstin, eine
Villinger Bürgerstochter. Sie war Zeitzeugin und
konnte deshalb die Schrecken des 30-jährigen
Krieges aus eigener Erfahrung schildern. Lange
Zeit war diese wichtige Quelle nicht auffindbar.
Nun kann dieser Bericht, der nicht nur für
Villingen, sondern für den ganzen südwestdeutschen Raum von großer Bedeutung ist, der
Allgemeinheit vorgestellt werden. Die Chronik
wurde in lesbares Deutsch übertragen, ohne aber
den Satzbau gravierend zu ändern. Die mit „und“
verbundenen langen Sätze wurden öfters geteilt,
um die Anhäufung von Haupt- und Nebensätzen
zu umgehen.
Das Spätmittelalter brachte auch auf der Baar Schritt für Schritt die immer weiter gehende Ablösung der Naturalwirtschaft durch die Geldwirtschaft. Eine nicht unwichtige Rolle spielten dabei Juden - durchaus nicht begeistert, sondern von christlicher Seite in dieses Tätigkeitsfeld gedrängt, andererseits jedoch mit unübersehbarer beruflicher Kompetenz. In Erscheinung tritt dabei schon 1324 der Jude Jacklin von der Rottweiler Gemeinde, der immerhin Kaiser Ludwig den Bayern zu seinen ,,Kunden" zählen konnte. In der Mitte des 15 . Jahrhunderts ist in ähnlichem Zusammenhang Leo oder Löw der Jude von Villingen zu nennen.
Im Volksmund sind sie als Erbhöfe bekannt, offiziell heißen die landwirtschaftlichen Anwesen Auf der Steig Bertholdshöfe. Vor 70 Jahren wurden die elf Aussiedlerhöfe in Betrieb genommen. Ihre Geschichte und der Grund für die Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe aus der beengten Innenstadt Villingens sind den Bewohnern der Erbhöfe, die heute meist in der zweiten oder gar dritten Generation dort leben, noch präsent. Im September fand ein internes Fest statt, bei dem sich die Erbhofnachbarn trafen. Ganz anders war dies beim 50-jährigen Bestehen der Erbhöfe 1989. Damals fand ein großer Festakt im Theater am Ring und ein großes Bürgerfest auf den Bertholdshöfen statt.
Menschen und Landschaften
(2005)
Vom 14. Februar bis zum 18. April 2004 wurde im Franziskanermuseum die Ausstellung „Menschen und Landschaften. Kunst aus Villingen“ gezeigt. Höhepunkte des lokalen Kunstgeschehens des 17. bis 20. Jahrhunderts aus Museumsbeständen – darunter eine Reihe von Neuerwerbungen der vergangenen Jahre, die erstmals zu sehen waren –
bildeten den Grundstock der Ausstellung. Doch erst großzügige Leihgaben aus Privatbesitz machten es möglich, bewusst Schwerpunkte zu bilden. Oberstes Kriterium für die Auswahl der Exponate war künstlerische Qualität. Das ist eine sehr ungenaue Größe und in einem kulturgeschichtlich ausgerichteten Museum wird sie nur selten benutzt. Doch je besser ein Bild ist, desto aussagekräftiger ist es auch als Zeichen seiner Zeit und des kulturellen Umfeldes, in dem es entstand, desto mehr
Zeugniswert für die Geschichte vor Ort hat es.
Franz Sales Wocheler kann als typisches Beispiel
für Vorbildung und Tätigkeit eines Lehrers am
hiesigen Benediktinergymnasium und überhaupt
an einer Ordensschule gelten. In einem Brief an
den Konstanzer Generalvikar Wessenberg gibt er
an, „Studiersucht” und der Wunsch nach „einer
für Kirche und Staat nützlichen Beschäftigung”
hätten ihn zum Ordenseintritt in Villingen motiviert.
Er zeigt sich damit nicht nur von der josephinischen
Aufklärung, sondern auch vom Ideal des gelehrten
Mönchs geprägt, das im Lauf des 18. Jahrhunderts
insbesondere die Benediktinerklöster Frankreichs
und Deutschlands durchdrungen hatte.
Die Ratsprotokolle sind eine wichtige Informationsquelle
für viele Bereiche des täglichen Lebens.
Politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche
Fragen wurden in diesem Gremium beraten und
entschieden. Im Folgenden sollen einige Schlaglichter
einen Eindruck vom sozialen Miteinander
in Villingen vermitteln.
Es fällt auf, dass bei moralischen Fragen wie
ledige Mutterschaft oder Ehebruch im Rat nur
'Verfehlungen' von Frauen verhandelt werden.
Hier einige Beispiele:
10. Nov. 1734 „Cäzer Mädle, ein Tropf”, die
schon zum zweiten Mal ledig schwanger wurde,
wird, da sie für eine Geldstrafe zu arm ist und aufgrund
ihrer Verstandesschwäche und schwachen
Persönlichkeit weder für eine Kerker- noch eine
Schanzenstrafe in Frage kommt, mit 20 Rutenstreichen
auf den entblößten Rücken gezüchtigt.
Als Zeugen wohnen der Exekution Dr. Ummenhofer
und Herr Kreuzer bei.
Rede Festakt GHV
(2020)
Liebe Freunde und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, sehr geehrte Damen und Herren.
„Wer die Enge seiner Heimat begreifen will, der reise. Wer die Enge seiner Zeit ermessen will, studiere Geschichte“, dieses Zitat Kurt Tucholskys klingt fast so als hätten es vor 50 Jahren die Gründer des Geschichts- und Heimatvereins Villingen aufgegriffen, um daraus das Erfolgsprogramm zu machen, welches unseren Verein bis heute auszeichnet. Heute feiern wir Geburtstag und ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind, um mit uns zu feiern. Die illustre Zahl unserer Gäste zeigt mir, dass die immerhin rund 200 Gründungsmitglieder, welche den neuen Verein am 10. Juni 1969 aus der Taufe hoben, eine
wirklich tolle und sehr nachhaltige Entscheidung trafen.