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Der Bernshof in Günterstal
(2016)
In „Freiburg im Breisgau, die Stadt und ihre Bauten“, dem sogenannten „Architektenbuch“ aus
dem Jahr 1898, ist unter den „Privat-Bauten“ die damals gerade sieben Jahre alte „Villa Berns“
aufgeführt und abgebildet (vgl. Abb. 1).[1] „Ein Chalet im Tyroler Holzstyl“ lautete die Charakterisierung,
und als Eigentümer wurde ein Dr. Berns genannt. Auch im Reprint des „Architektenbuchs“
1998 erschien die Villa Berns als eines der vielen zumindest im Äußeren heutzutage
noch vorhandenen Privatgebäude.[2] Gegenüber den alten Aufnahmen ist die (auch „Bernshof“
genannte) Villa allerdings von der Schauinslandstraße aus kaum mehr sichtbar. Wer aber war
Dr. Berns, und wie kam er auf die Idee hier sein Landhaus erbauen zu lassen, das mit seinem
alpinen Gepräge keinerlei Ähnlichkeit mit den damals in Freiburg entstehenden Villen im historistischen
Stil aufweist?
Am Wichtelpfad im Auerhuhnwald, einer vielbesuchten touristischen Attraktion am Köpfle hinter dem Feldberger Hof, steht ein in Vergessenheit geratenes Denkmal, dessen Entstehung, Sinn und Zweck recherchiert werden. Es weist zurück in die Frühzeit des Skisports, die nicht nur vom Bemühen um organisatorische Strukturen für den neuen Volkssport geprägt war, sondern auch den Übungszweck militärischer Ertüchtigung verfolgte. Was aber war der eigentliche Grund dafür, dass sich heute niemand mehr an das Skiläuferdenkmal erinnern mag, das
1920 für die im Ersten Weltkriegs gefallenen Skikameraden errichtet worden war?
KARL HASEL (1909–2001), der Göttinger Professor der Forstgeschichte mit
badischen Wurzeln, hatte dem Verfasser eines Tages ein Bündel Konzeptpapier
in DIN-A5-Format überlassen, beiderseits beschrieben in dünner, mitunter kaum
leserlicher Maschinenschrift. Es sind dies Abschriften aus Akten des Karlsruher
Generallandesarchivs (GLA). Seine ausdauernden Besuche dort hatten einem
forstpolitisch heiklen Fall gegolten: dem jahrzehntelangen Streit zwischen der
Gemeinde St. Georgen und der großherzoglich badischen Forstverwaltung.
Der Röhlinwald, um dessen Nutzung so erbittert gerungen wurde, heute
Staatswalddistrikt XIV, gehörte bis 1998 zum Staatlichen Forstamt Villingen-Schwenningen, das der Verfasser ein Vierteljahrhundert lang bis zu seiner Pensionierung und bis zur Auflösung des Amtes im Zuge der „Teufel’schen Reform“
im Jahr 2005 leitete. Das Ergebnis seiner Recherchen hat HASEL als Kleine Beiträge zur Forstgeschichte in der Schriftenreihe der baden-württembergischen Landesforstverwaltung veröffentlicht.
»1940 – Zur Erinnerung an alle behinderten Menschen aus diesem Heim, die unter der nationalsozialistischen Herrschaft ermordet wurden. Zur dauernden Mahnung an uns, jeder Menschenverachtung und Unduldsamkeit zu wehren – 1997«. So lautet die Inschrift des Mahnmals am heutigen Behindertenheim Markgröningen, das zum hundertjährigen Bestehen der Einrichtung eingeweiht wurde, fast sechzig Jahre nach den Krankenmorden des Jahres 1940. Vorausgegangen waren Recherchen von Mitgliedern der Alexander-Seitz-Geschichtswerkstatt Marbach, die auch in Aufsätzen publiziert worden waren, und ein Vortrag vor Ort, der sich mit den damaligen Geschehnissen befasst hatte und zur Gründung des Arbeitskreises Mahnmal führte. Inzwischen sind weitere Jahre vergangen, und das Gedenken an die Deportationen vor mehr als 75 Jahren gab den Anlass, noch einmal näher nachzuforschen und einen Blick auf die damaligen Ereignisse und die damals agierenden
Personen zu werfen. Hierfür konnten weitere Quellen ausgewertet werden, die bei den ersten Forschungen von Rudi Maier und Klaus Schönberger noch nicht zugänglich waren und daher keine Berücksichtigung finden konnten.
Die Ketten- oder Seilschleppschifffahrt, als Tauerei bezeichnet, wurde im 19. und beginnenden 20. Jahrhundert als Möglichkeit genutzt, die noch nicht ausgebauten Flüsse mit Dampfern und Schleppzügen zu befahren. Die Fahrzeuge ziehen sich mit einem Windwerk an einer im Fluss verlegten Kette oder Seil vorwärts. Die Technik wurde in Frankreich entwickelt und in vielen Ländern angewendet. Kettenschlepper haben den Neckar von 1878 bis 1935 befahren. Bei Fähren und unbewetterten Kanaltunnels ist Tauerei bis heute im Einsatz.
Am 5. September 1914 – rund fünf Wochen nach Ausbruch des
1. Weltkriegs – riefen das großherzoglich-badische Ministerium
für Kultus und Unterricht und der Badische Jugendwehrausschuss zur Bildung von Jugendwehren auf. [2]
Damit folgte Baden
dem preußischen Beispiel, wo schon am 16. August 1914 die
Errichtung von Jugendkompanien bekannt gegeben worden
war. [3]
Im Frühjahr 1953 erwarb das Progresswerk Oberkirch A.G.
(PWO) die Konstruktionspläne des Untertürkheimer Rollerbauers Gottfried Gassmann. [1]
Unter der Projektleitung von Werner
Abel entwickelte man das Modell weiter zur Serienreife. Auf der
zweiten Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung in
Frankfurt im Herbst 1953 konnte erstmals der Prototyp des
neuen Rollers vorgestellt werden. [2]
Bis 1960 baute das in Stadelhofen ansässige Unternehmen Roller, zuerst den „Strolch“ und
dann dessen Nachfolge-Modell „Progress 200“. [3]
Am 20. Januar 1774 teilte der badische Markgraf Karl Friedrich (1728–1811) dem Geheimen Rat mit, dass er seinem Protegé Johann Sebastian Clais (1742–1809) vor dessen Englandreise aufgetragen habe, bei dem Ingenieur Peter Perez Burdett vorzufühlen, ob und zu welchen Bedingungen dieser bereit sei, in badische Dienste zu treten. Nun konnte Clais dem Gremium in Karlsruhe berichten, dass Burdett nicht abgeneigt sei, ein Engagement auf dem Kontinent in Erwägung zu ziehen. Seine Bedingungen klangen wie folgt: Er wünsche die Besoldung eines Kammerrats. Ferner, wenn er außerhalb seines Wohnorts zu tun habe, ein unentgeltliches Pferd und eine tägliche Diät von drei Gulden. Zudem
solle im Fall seines Todes seine Gattin mit der Hälfte des Lohnes als Witwenrente versorgt werden. Der Geheime Rat befand diese Vorstellungen als zu hoch, vor allem die tägliche Diät von drei Gulden. Selbst der Ingenieur Hauptmann Jakob Friedrich Schmauß (1715–1787) erhalte täglich nur zwei Gulden. Also bot man Burdett eine Diät von zwei Gulden an, akzeptierte allerdings seine übrigen Forderungen.
Am 2. April 2016 verstarb im Alter von fast 84 Jahren unser aktives Beiratsmitglied Karl Jürgen Haug.
Karl Jürgen Haug wurde am 25. Juni
1932 geboren. Er studierte von 1952 bis
1956 an den Universitäten Freiburg und
München Forstwissenschaften. Nach
mehreren Stationen mit Tätigkeiten in
Privatwäldern wurde er 1969 in den
Landesdienst übernommen und war
dann in verschieden Forstämtern tätig,
zuletzt als Amtsverweser am Forstamt
Huchenfeld. Am 12. Juli 1977 wurde
Karl Jürgen Haug zum Leiter des Forstamtes Eppingen bestellt. Bis zu seinem
Ruhestand am 30. Juni 1997 war er in
diesem großen Revier für den Wald tätig.
Karl Jürgen Haug trat 1979, schon
zwei Jahre nach seinem Zuzug nach
Eppingen, unserem Verein, Heimatfreunde Eppingen, bei. Seit 1984 arbeitete er bis zu seinem Tod aktiv in der
Vorstandschaft mit. Seit dieser Zeit organisierte er mit großer Sorgfalt und Zuverlässigkeit den Buchvertrieb. Seine
guten Ratschläge, sein Wissen in forstgeschichtlichen und naturkundlichen
Fragen bereicherte die Arbeit des Vereins. Als Forstamtsleiter und Vereinsmitglied war er maßgeblich am Bau der
Chartaque tätig. Vielen Eppingern ist
die Ausstellung „Wald - Jagd - Naturschutz“ noch in guter Erinnerung, die
unter seiner Federführung anlässlich
der 1000 - Jahr - Feier der Stadt Eppingen in der Reithalle aufgebaut wurde.
20 Jahre Halbe nach Fünf
(2016)
Am 25. September 2015 feierte die
bekannte Stadtführungsreihe „Halbe
nach 5“ Jubiläum. Die Heimatfreunde
Eppingen hatten zur 100. Stadtführung
eingeladen und über 200 Teilnehmer
kamen.
Unter dem Motto „Altstadterinnerungen“ stellten die Heimatfreunde ausgewählte Altstadthäuser vor und ließen
deren Bewohner vom Leben und Arbeiten in ihren Gebäuden erzählen. Die
beiden lokalen Zeitungen lobten die
Veranstalter mit treffenden Schlagzeilen: „Halbe nach Fünf- Führung: eine beispiellose Erfolgsgeschichte. Nach
20 Jahren noch immer ein Publikumsrenner.“ (Rhein- Neckar- Zeitung 29.9.
2015) und „Da kann man nur gratulieren. Die Freiluftseminare in Sachen
Heimatgeschichte haben Kultcharakter.
Mehr als 8000 Besucher in fast 20 Jahren sprechen eine deutlicher Sprache
und sind Auszeichnung für die Protagnisten.“ (Kraichgaustimme 26.9.15).
Das Frühjahr und der Frühsommer
2016 waren geprägt durch extreme
Wettereignisse, Gewitter, Starkregen
häuften sich. In vielen Gemeinden in
Süddeutschland richteten Hochwasser
unbeschreibliche Schäden an. Auch
Todesopfer waren zu beklagen. Besonders stark betroffen war die Gemeinde Braunsbach im Landkreis
Schwäbisch-Hall, deren Ortskern am
29. Mai total verwüstet wurde.
Genau 200 Jahre nach dem „Jahr
ohne Sommer“ spürte man in unserer
Region wieder, wie eine Naturkatastrophe die Menschen in Angst, Not und
Schrecken versetzen kann und wie
machtlos der Mensch diesen Naturkräften ausgesetzt ist. Löste 1816 ein Vulkanausbruch die damalige Unwetterkatastrophe aus, so gehen Experten heute davon aus, dass der Klimawandel, mitverursacht durch den Menschen,
schuld an der Häufung dieser Extremwetterlagen in unserer Zeit ist. Es wird
wärmer, auch in Deutschland, und mit
jedem Grad, um das die Durchschnittstemperatur steigt, kann die Atmosphäre
sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Und das regnet sich häufiger und
extremer ab.
Auf einer Veranstaltung der Heimatfreunde Eppingen sagte Edmund
Kiehnle einmal über sich: „Ich bin als fanatischer Eppinger auf die Welt gekommen". Ja - Edmund Kiehnles Herz
schlug für Eppingen, für seine Heimatstadt. Für ihn, der seine Stadt und die
Menschen so gern hatte, war es deshalb eine Selbstverständlichkeit, sich
neben seiner beruflichen Tätigkeit,
auch im Ehrenamt zu engagieren.
Und hier hatte er zwei große Leidenschaften: Sport und Stadtgeschichte.
Edmund Kiehnle hat vier Vereine
über Jahrzehnte hinweg entscheidend
geprägt und mitgestaltet.
Vor genau 200 Jahren brach in Europa, aber auch in Nordamerika eine
schreckliche Hungersnot aus. Die Menschen im Kraichgau litten ebenfalls sehr
unter dieser Katastrophe.
Die Not schien damals nicht enden
zu wollen. Denn die Anfangsjahre des
19. Jahrhunderts waren für die Menschen schon hart genug: „Vielfaltig lag
die Not über allem deutschen Land. Sie
war heraufgeführt durch die napoleonischen Kriege und durch die während
der Befreiungskriege erfolgten Durchmärsche und Einquartierungen deutscher, österreichischer und russischer
Heeresmassen. Das Land wurde durch
Lieferungen für die Heere und Kriegssteuern ausgesogen; eine große Verarmung besonders der unteren Volksschichten und eine weitgehende Verschuldung der Gemeinden waren die
Folge. Um das Unglück und Volksleid
voll zu machen, trat, nachdem die Jahre
1814 und 1815 bereits magere waren,
im Jahre 1816 ein nahezu vollständiger
Misswuchs ein, der ganz Mitteleuropa
heimsuchte und eine ungeheure Teuerungsnot verursachte, die bis zur Ernte
des Jahres 1817 anhielt.
Linachtalsperre Vöhrenbach
(2016)
Bereits in den 1920er Jahren verwirklichte die Stadt Vöhrenbach eine Staumauer zur Erzeugung von mit Wasserkraft gewonnener Elektrizität. Es entstand eine moderne, dreizehnbogige Gewölbereihenmauer aus Eisenbeton nach nordamerikanischem Vorbild. 1969 wurde das Kraftwerk der Linachtalsperre wegen Unwirtschaftlichkeit stillgelegt. Seit 1996 hat die Stadt Vöhrenbach die Anlage wieder in Betrieb genommen und die Renovierung der Staumauer veranlasst. Ein Unterfangen, das von Anfang an von großen Schwierigkeiten begleitet war. Ein langwieriges und aufwändiges Genehmigungsverfahren, vielfältige technische Schwierigkeiten und daraus resultierende Kostensteigerungen drohten das Projekt immer wieder zum Scheitern zu bringen. Dennoch ist es der Stadt Vöhrenbach nach elf Jahren gelungen, zusammen mit engagierten
Bürgern, die in Deutschland einmalige energietechnische Anlage wieder in Stand zu setzten und erlebbar zu machen. Die Voraussetzung dazu war ein breites bürgerschaftliches Engagement, die Beharrlichkeit von Gemeinderat und Stadtverwaltung, aber auch die Unterstützung durch die baden-württembergische Wirtschaft und Politik. Die Linachtalsperre leistet heute einen Beitrag zur sauberen Energiegewinnung und bietet darüber hinaus mitten im Schwarzwald ein Naturerlebnis und Naherholung für einen sanften Tourismus.
„Was sollen hier die hornblasenden Jäger?“ fragt Bernhard von Clairvaux in seiner berühmten Apologie an Abt Wilhelm von Saint-Thierry, in der er seine Ablehnung von figürlichem Bauschmuck in Klöstern zum Ausdruck gebracht hat. Es sind nicht nur die Darstellungen von Jägern, nach deren Sinn und Zweck Bernhard sucht. Sein Interesse gilt auch der Bedeutung kämpfender Krieger, wilder Löwen, widernatürlicher Zentauren oder halbmenschlicher Wesen. Angesichts zahlreich erhaltener Abbildungen von hornblasenden Jägern, die an Außenwänden von romanischen Kirchen zu Fuß oder auf einem Pferd meist mit Hunden einem oder mehreren Tieren hinterherjagen, wird auch der heutige Betrachter nach dem Sinn dieser scheinbar profanen Darstellungen an kirchlichen Bauwerken fragen.
Wer weiß heute noch, was ein Scharf- oder Nachrichter tat und
warum man ihm ungern begegnete? Wer weiß noch, dass es
einst eine Gesellschaftsordnung gab, die sich in Klassen oder
Stände unterschied? Wer weiß noch, dass damals Ehre so viel
wert war wie persönliches Kapitalvermögen? Es fällt schwer,
sich die Antworten auf diese Fragen vorzustellen.
Wer sich mit lokaler Geschichte befasst, stößt irgendwann
unweigerlich auf Gerichtsprozesse, bei denen Menschen für ihr
Tun (oder auch Nichttun) mit ihrem Leben bezahlten. Nach
erfolgter gütlicher, doch meist eher peinlicher Befragung (also
der Folter), wie das so lapidar heißt, erfolgte die Hinrichtung.
Ausgeführt wurde diese vom Scharf- oder Nachrichter, manchmal auch Henker genannt.
Einleitend wird die Entdeckung der Eiszeiten vor nicht einmal 200 Jahren und
die lange Dauer bis zu ihrer Akzeptanz geschildert. Heute wird von fraglich acht älteren
Glazialen, den Deckenschotter-Eiszeiten, und von vier jüngeren Becken-Eiszeiten ausgegangen, die im Bodenseeraum und in der Nordschweiz nachweisbar sind. Die beiden
Eiszeitgruppen werden durch die Umlenkung des Alpenrheins von der Donau zum Oberrhein vor ca. 450‘000 Jahren getrennt. Dieses Ereignis hat zu einer markanten Umgestaltung des Entwässerungsnetzes und zur Ausschürfung tiefer Vorlandbecken in den
jüngeren Eiszeiten geführt.
Vor den seit Penck (Penck & Brückner 1909) bekannten Eiszeiten Riss und Würm
sind seit dem ausgehenden 20. Jahrhundert zwei weitere Becken-Eiszeiten entdeckt worden. Die erste und älteste dieser Eiszeiten, das grösste Rheinische Glazial GRG = Hosskirch, erreichte die grösste Ausdehnung aller Vergletscherungen, während das Habsburg-Glazial im nördlichen Bodenseeraum nur in Sedimentabfolgen zu erkennen ist.
Für den Nachweis der Becken-Eiszeiten werden drei Schlüsselprofile eingehend
besprochen und interpretiert. Aufgrund von Untersuchungen im Gelände können für die
Becken-Eiszeiten im Bodensee-Vorland Vergletscherungskarten gezeichnet werden. Die
Erkenntnisse zu den Becken-Eiszeiten werden in einer Kurzcharakteristik zusammengefasst.
Basierend auf absoluten Datierungen, insbesondere der Interglaziale, kann die
zeitliche Einstufung der Becken-Eiszeiten vorgenommen werden. Demnach ergibt sich
folgende gemittelte zeitliche Abfolge der Glaziale: GRG vor 350‘000 Jahren, Habsburg
vor 250‘000 Jahren, Riss vor 150‘000 Jahren und Würm vor 30‘000–15‘000 Jahren.
Als Josel von Rosheim 1530 in Augsburg auf dem Reichstag auftrat, um die Judenschaft im römisch-deutschen Reich vor den Angriffen des Konvertiten Antonius Margerita zu verteidigen, war er bereits zur Führungsfigur geworden. 1529 bei einer Versammlung der Rabbiner und Gemeindevorsteher in Günzburg zum Schtadlan, zum ‚Vorgänger und Befehlshaber der Juden im Reich‘ gewählt, war es ihm gelungen, mit den dort entstandenen Günzburger Takkanot, einem 10-Punkte-Vorschlag zur Regelung des jüdischen Lebens, die dem Kaiser vorgelegt werden sollten, eine grundsätzliche Übereinkunft zu finden, um den Vorwürfen
zu begegnen. Zwar erreichten sie den Kaiser nicht mehr, da der Reichstag bereits zum Abschluss gekommen war, aber die langfristige Wirkung ist nicht zu übersehen: Rosels Bemühungen mündeten schließlich in das berühmte Privileg von Speyer von 1544, in dem der Judenschaft des Reiches umfassender Rechtsschutz gewährt wurde – „das freiheitlichste und großzügigste Privileg, das je den Juden gegeben worden ist“, urteilte Selma Stern: Es bestätigte die bisher verliehenen Privilegien, gestand sicheres Geleit zu, verbot die Schließung von Synagogen und die Vertreibung, schützte gegen die Ritualmordbeschuldigung, erlaubte höhere Zinsen für Kredite und legte fest, dass kein Judenzeichen außerhalb der Wohnorte getragen werden musste.
Dass Baden heute noch ein Bollwerk der Demokratie und Republik ist und, dass die deutsche und die badische Republik in Baden fest verankert ist – sah der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Ludwig Marum im Sommer 1924 als eines der zentralen Verdienste der Weimarer Koalition in Karlsruhe an. Im November 1925 resümierte sein Stellvertreter, Leopold Rückert, die gemeinsame Arbeit von Zentrum und Sozialdemokratie in der badischen Regierung mit den Worten: Wir wollen diese Politik fortsetzen, weil sie eine bewährte ist. Die stabile Politik der Weimarer Koalition, so die Überzeugung Rückerts, habe
das Land vor bürgerkriegsartigen Ereignissen wie in anderen Ländern bewahrt: Ich darf daran erinnern, dass die nationalistische Welle an der Schwelle unseres Landes Halt gemacht hat. Wir dürfen heute mit besonderer Genugtuung daran erinnern, dass wir Zustände wie in Bayern niemals gehabt haben und, wie ich hoffe, niemals bekommen werden. Zustände aber, wie wir sie in Hamburg, wie wir sie im Westen unseres Landes, wie wir sie in Mitteldeutschland, in den letzten Jahren beobachtet haben, haben wir in unserem Lande ebenfalls nicht zu verzeichnen gehabt. Ähnlich positiv wie Rückert bewertet selbst im
Jahr 1932 noch der damalige Vorsitzende der Badischen Zentrumspartei, Ernst Föhr, die gemeinsame Zusammenarbeit. Obwohl sich die Koalition inzwischen über die Frage des Badischen Konkordats entzweit hatte, musste Föhr betonen, dass man in 14 Jahren gemeinsam viel fruchtbare Arbeit geleistet habe und man das Land vor Erschütterungen, die andernorts längst eingetreten seien, bewahrt habe.
Norm und Praxis der religiösen Lebensform in Waldkirch bis zur Aufhebung der Frauengemeinschaft 1431
(2016)
In Waldkirch im Elztal gründeten Burchard I. und seine Frau Reginlind vermutlich zwischen 918 und 926 das Kloster St. Margarethen und setzten dort ihre Tochter Gisela als Äbtissin ein. Außer der Äbtissin Gisela wurde aber offenbar kein Mitglied der Familie in Waldkirch bestattet. Die Herzogsfamilie förderte in Schwaben die Männerklöster Einsiedeln, Reichenau und Hohentwiel sehr viel mehr als ihre Gründung Waldkirch oder andere Frauenkonvente wie Zürich oder Säckingen. Ein Hauskloster oder Grabkloster im klassischen Sinne wurde daher in Waldkirch nicht etabliert. Burchard II. von Schwaben und seine Frau
Hadwig tradierten das Kloster angesichts ihrer Kinderlosigkeit an Otto III., einen Verwandten Hadwigs. Dieser wurde ein Nutzungsrecht auf Lebenszweit zugesichert. Nach dem Tod der Herzogin erhob Otto III. 994 die burchadingische Gründung durch königliche Privilegierung in den Status eines Reichsklosters. Die Vorsteherin wurde zur Reichsäbtissin und das Kloster erfreute sich reger ottonischer Förderung und wurde in die Memoriapflege für die ottonische Familie eingebunden. Die Äbtissin des Klosters Waldkirch wurde noch 1275 zusammen mit den Vorsteherinnen von Zürich und Säckingen im Liber decimationis, einem Verzeichnis der Konstanzer Diözese über Abgaben für den päpstlichen Stuhl, als abbatissa regalis geführt.