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Kriegsende in Lahr 1945
(2019)
Der Zweite Weltkrieg endete in Europa erst, nachdem das Deutsche Reich von den Alliierten militärisch besiegt und besetzt worden war. Zwar hatten die Westalliierten bereits seit Herbst 1944 versucht, durch eine Intensivierung des Luftkriegs die Moral der deutschen Zivilbevölkerung zu brechen, das NS-Regime zu destabilisieren und so ein schnelles Kriegsende herbeizuführen, doch kam es in den letzten Kriegsmonaten seitens der Zivilbevölkerung allenfalls zu lokal isolierten Widerstandshandlungen. Diese waren in der Regel nicht politisch motiviert, sondern spontane Aktionen Einzelner oder kleiner Gruppen mit dem Ziel, die (weitere) Zerstörung des persönlichen Lebensumfeldes durch letzte Rückzugsgefechte der Wehrmacht zu verhindern und die eigene (materielle) Existenz zu sichern. Die an einer möglichst langen Fortführung des Krieges interessierte nationalsozialistische Führungselite reagierte auf diese Auflösungserscheinungen innerhalb der ,Heimatfront' mit brutalen Mitteln. Der „Flaggenbefehl“ Himmlers von Anfang April 1945, wonach Angehörige der Polizei und Wehrmacht „[g]egen das Heraushängen weisser Tücher, das Öffnen bereits geschlossener Panzersperren, das Nichtantreten zum Volkssturm und ähnliche Erscheinungen[ ... ] mit härtesten Massnahmen durchzugreifen“ hatten, war hierfür symptomatisch. Für den Gau Baden sind zahlreiche Fälle belegt, in denen Angehörige der Wehrmacht, der SS, der Polizei und Parteifunktionäre Zivilisten erschossen, die sich nicht bereit gezeigt hatten, ihre Stadt, ihr Dorf oder ihr Haus zu verteidigen.
Wie bereits hinreichend erforscht, waren jüdische Deutsche schon bald nach dem Herrschaftsantritt der NSDAP der stetig wachsenden Diskriminierung ausgeliefert. Auch für den Raum Heidelberg sind die nationalsozialistische Diktatur und die damit verbundenen Folgen für die Juden gut erforscht. Mehr als die Hälfte der jüdischen Bevölkerung Heidelbergs sah sich, solange es noch möglich war, zur Auswanderung gezwungen. Obwohl in diesem Zusammenhang bereits aussagekräftige autobiografische Texte vorliegen, muss an dieser Stelle auf das Forschungsdefizit in Bezug auf die individuellen Beweggründe der Emigranten hingewiesen werden. Die vorliegende Studie setzt sich zum Ziel einen Beitrag zu diesem bestehenden Forschungsdesiderat zu leisten.
Tagebücher weisen eine jahrhundertealte Tradition in der europäischen Kultur auf. Eine ihrer Wurzeln liegt in der Gattung der Chroniken, die zu den ältesten literarischen Formen zählen. Wie diese bestehen Tagebücher aus einer Vielzahl von Einträgen, die nummerisch sortiert sind und zeitlich aufeinander folgen. Tagebücher ermöglichen so dem Lesenden, eine zeitliche Entwicklung nachzuvollziehen und sind damit Teil eines spezifischen linearen Zeit- und Geschichtsverständnisses. Doch dies allein macht ein Tagebuch noch nicht zum Tagebuch. Vielmehr besitzen Tagebücher eine weitere Dimension. Sie dienen der Selbstreflexion und sind damit aufs Engste mit der allmählichen Herausbildung eines modernen Verständnisses menschlicher Individualität verbunden, die sich in den europäischen Kulturen seit dem Spätmittelalter vollzog. Dabei entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte und abhängig vom jeweiligen gesellschaftlichen und kulturellen Umfeld des bzw. der Schreibenden sehr unterschiedliche Formen des Tagebuchs. Neben Formen, die noch stark der Gattung Chronik verhaftet blieben wie manche Kriegstagebücher des Ersten Weltkrieges, die als Vorwegnahme späterer Regimentsgeschichten geschrieben wurden, fanden während der Aufklärung entstandene Tagebücher der gesellschaftlichen Eliten ihren Bezugspunkt in einem beständigen Nachdenken über Moral und moralisch richtiges Handeln. Eine besondere religiöse Bedeutung besaßen Tagebücher für viele pietistisch geprägte Protestanten, für die das Verfassen eines Tagebuches ein wichtiger Bestandteil ihres religiösen Lebens war und eine Möglichkeit bot, sich täglich religiös Rechenschaft abzulegen.
Pfarrer J. G. Mayer hat in dieser Zeitschrift in den Jahren 1880 bis 1883 einen Teil der „Monumenta historico-chronologica monastica collecta a. P. Gallo Mezler, monacho S. Galli“ herausgegeben mit folgender Einleitung: „Pater Gallus Mezler, Benedictiner im Stifte St. Gallen, wurde durch die Unruhe des Jahres 1798 mit anderen seiner Mitconventualen genöthigt, das heimatliche Kloster zu verlassen. Er fand eine Zufluchtsstätte in St. Peter auf dem Schwarzwalde, und benützte hier die unfreiwillige Muße für geschichtliche Arbeiten. In einem Foliobande sammelte er die Verzeichnisse der Äbte von St. Peter, Schuttern, Gengenbach, Ettenheimmünster, Tennenbach, Wettingen, Villingen, St. Ulrich und Afra in Augsburg, Salem und Einsiedeln sowie der Äbtissinnen von Günterstal. Auf losen Blättern sind die Abtsverzeichnisse von St. Märgen und Wiblingen beigefügt.“
Daß der Rhein eigentlich keine Trennungslinie ist, zeigte am Oberlauf schon immer die Praxis. Wir sehen dies hier am Beispiel der Grafschaft Hanau-Lichtenberg: Das heute noch sogenannte Hanauerland umfaßt die Landschaften um das rechtsrheinische Kehl und das linksrheinische Buchsweiler und Lichtenberg, nordwestlich der Stadt Hagenau. Dieses Land
am Oberrhein gehörte seit 1480 zur Grafschaft Hanau-Lichtenberg. Der linksrheinische Teil kam 1763 an Hessen-Darmstadt, die rechtsrheinischen Ländereien an Baden. Im elsässischen Hanauerland waren auch die Herren von Gayling begütert, insbesondere im Gebiet Pfaffenhofen-Niedermodern, Berstett, Zutzendorf etc ... , wo mehrere kleinere Schlösser in ihrem Besitz waren. Die Gemeinde Niedermodern hat auch noch heute das Gaylingsche Wappen in ihrem Siegel. Heute hat die
Familie von Gayling ihren Wohnsitz im Schloß Ebnet bei Freiburg, nachdem sie ihre elsässische Heimat in den Wirren der französischen Revolution 1793 verlassen mußte.
Offenburg hat in einem großen Stadtentwicklungsprozess die Konversion der ehemals militärisch genutzten Flächen und Gebäude erfolgreich bewältigt und die gebotene Jahrhundertchance bestens genutzt. Wo einst Kasernen ihren Zweck erfüllten, wohnen, arbeiten und begegnen sich die Menschen, gestalten und genießen Kultur und schaffen eine neue Qualität städtischen Lebens.
Am 22. August 2018 jährt sich zum 200. Mal der Tag, an dem Großherzog Carl in Bad Griesbach kurz vor seinem Tod die freiheitlichste Verfassung seiner Zeit unterschrieb und erst damit der Staat Baden wirklich und unanfechtbar gegründet wurde. Dass dieses Ereignis vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe gebührend gefeiert werden würde, davon
gingen sowohl die Regionalgruppe der »Badische Heimat« als auch deren bewährter »Kooperationspartner«, die »Landesvereinigung Baden in Europa« aus. Als wir uns aber Anfang Dezember 2017 beim Land und bei der Stadt nach dem Stand der Planungen erkundigten, erfuhren wir, dass dieses Ereignis nicht im Bewusstsein der ehemaligen Residenzstadt und
schon gar nicht des Landes Baden-Württemberg war, denn es waren weder ein Festakt noch sonstige Aktivitäten geplant. Und das, obwohl durch »900 Jahre Baden«, den Stadtgeburtstag und die Heimattage genug Aufmerksamkeit auf Karlsruhe und die badische Geschichte gezogen worden sein sollte.
Der folgende Artikel zeigt die Ergebnisse des Schulprojekts »Badische Verfassung 1818«, das bereits im vergangenen Heft angekündigt wurde. Der erste Teil befasst sich mit der Frage, welchen Sinn ein solches Projekt haben kann, zum anderen wird kurz darauf eingegangen, wie Schulen und Lehrer gefunden wurden, die bereit waren, das Thema im Unterricht oder als
Projekt in ihren Klassen umzusetzen. Der zweite Teil gibt einen Überblick über die Projekte, die bereits durchgeführt wurden und diejenigen, die noch geplant werden.
Schon zweimal stand ein Artikel über Herta Kümmerle in der »Badischen Heimat«: zum einen 2008, als ihr für ihre herausragenden ehrenamtlichen Verdienste um die Heimatpflege im Regierungsbezirk Karlsruhe die Ehrennadel verliehen wurde, zum anderen 2011 anlässlich ihres 90. Geburtstags, an dem ihr der Landesvorsitzende der Badischen Heimat,
Dr. Sven von Ungern-Sternberg, persönlich die Glückwünsche des Landesvereins überbrachte. Nun hat die Regionalgruppe Karlsruhe der Badischen Heimat die traurige Aufgabe, den Mitgliedern mitzuteilen, dass Herta Kümmerle im Juli 2017 verstorben ist.
Anne Winterer war in den 1930er Jahren zu einer maßgebenden Industriefotografin aufgestiegen. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit mit Erna Hehmke in Düsseldorf. Die beiden Frauen betrieben ein Atelier, das sie für eine kurze Zeit Lichtbildwerkstatt
nannten. Winterer hatte eine enge Verbundenheit mit Konstanz und dem Bodenseeraum.
Ihr fotografischer Nachlass umfasst vielschichtige Themen, zu denen neben Industrie
und Handwerk auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht und Bodensee-Impressionen gehören. Als Berufsfotografin gehört Winterer zu den ersten Frauen, die als Lichtbildnerin industrielle Frauenarbeitsplätze und die schwerindustriellen Arbeitsplätze der Männer dokumentierte. Eine größere Karriere blieb ihr verwehrt. An Krebs erkrankt, starb sie
bereits 1938, nur wenige Wochen vor ihrem 44. Geburtstag.
Man schrieb das Jahr 1905. Franz Karl Wiebelt war auf dem Weg von der Pfalz in die Alpen, als er seinen Zug für einen kurzen Aufenthalt im badischen Villingen verließ. Diese Stadt gefiel dem 25 Jahre jungen Mann sehr, und er fasste einen Entschluss [...]. Franz Karl Wiebelt war nicht nur Buch- und Kunsthändler, er war auch ein Förderer der Kunst und junger Künstler, er war Verleger, und er war ein respektierter Bürger, der sich sein Leben lang sozial engagierte.
Naturmuseen haben traditionell die Aufgabe, Schätze der uns umgebenden Natur zu bewahren und der Öffentlichkeit einen Zugang zu ihnen zu eröffnen, der zuallererst auf Anschaulichkeit beruhen sollte. Hierfür ist das Auswahlprinzip des Naturalienkabinetts noch immer nicht überlebt: Der Besucher erwartet Großes, Schönes, Skurriles, Exotisches für ein ergötzliches Betrachten. Dort, wo die Grenzen der Erkennbarkeit (Ludwig Beck betont oft: der Mensch ist ein Augentier)
oder des Ekels und der Lächerlichkeit überschritten werden (die Regenwürmer hat schon Goethe zum Ziel faustischen Spottes gemacht), geht der Schauwert gegen Null. Welche Chance soll also das “einförmige Wurmgewimmel” im Boden, sollen millimeterkleine Bewohner der Bodenstreu im Besucherinteresse haben? So ähnlich hat wohl die Frage gelautet, die sich Direktor Dr. Erwin Jörg stellen musste, als sich 1975 ein Bodenzoologe um die Stelle des Leiters des Bereiches Zoologie im Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe bewarb. Schlimmer noch: Es war ein Professor der Universität Bochum, der seine Erfahrungen aus Südamerika bezog und unmissverständlich forderte, Bodenbiologie am Museum Karlsruhe zu etablieren. Was aber kann ein Universitätsmensch mit ausstellungsfernen Forschungsideen Nützliches an einem Museum leisten?
Ludwigia x kentiana E. J. CLEMENT, eine erst kürzlich beschriebene Hybride zwischen L. natans und L. palustris, besitzt seit über 20 Jahren ein beständiges Vorkommen in Südwestdeutschland. Die ursprüngliche Bestimmung erfolgte als Ludwigia palustris L. Die Bestimmungsmerkmale der drei Ludwigia-Sippe werden genannt und illustriert.
Vor ziemlich genau vierzig Jahren hat der Archivar Günter Cordes, Kurator der im Hauptstaatsarchiv Stuttgart gezeigten Ausstellung »Krieg. Revolution. Republik«, einen Vortrag vor dem Historischen Verein Ludwigsburg gehalten. Thema: Das Revolutionsjahr 1918/19 in Württemberg und die Ereignisse in Ludwigsburg. In den Ludwigsburger Geschichtsblättern 1980 ist der Vortrag abgedruckt. Kurz war ich versucht, ihn einfach vorzulesen. Ich weiß nicht, ob es aufgefallen wäre, dass es sich dabei um Forschungsergebnisse von vor vierzig Jahren handelt. Das liegt natürlich zum einen daran, dass Herr Cordes hervorragend gearbeitet hat und viele Fakten kenntnisreich und gut strukturiert erläuterte. Das zeigt zum anderen aber auch, dass sich in der Forschung zu Revolution und Weimarer Republik lange Zeit vergleichsweise wenig getan hat. Alexander Gallus sprach 2010 von der »vergessenen Revolution«.
Über die Grundlinien der Entwicklung der deutschen Tagespresse zwischen
1933 und 1945 besteht seit langem Klarheit: Das breit entfaltete, pluralistische Zeitungswesen der Weimarer Republik wurde von den Nationalsozialisten in mehreren Wellen drastisch beschnitten und inhaltlich in ein enges Korsett gezwängt. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs existierte nur noch ein Bruchteil der Blätter, die es 1932 gegeben hatte – und fast alle davon waren in der Hand der NSDAP. Von „Zeitungen“ war dabei eigentlich kaum noch zu reden. Es handelte
sich nur noch um eine Art Flugblätter mit Durchhaltepropaganda.
Denkmale in Bruchsal
(2002)
Denkmale in Bruchsal - bei diesem Thema ist man schnell verleitet, sich das „alte Bruchsal" vor der Kriegszerstörung herbeizuwünschen. Damals muss es doch viel mehr Denkmale gegeben haben ... So kann es jedenfalls demjenigen erscheinen, der den Kunstdenkmälerband von Hans Rott aufschlägt, in dem Bruchsals bedeutendste Bauten vom Mittelalter bis in die Barockzeit dargestellt sind. Viele dieser Bauten existieren nicht mehr, selbst die entsprechenden Straßen sind manchmal verschwunden. Dass es um Denkmale in Bruchsal trotzdem nicht so schlimm steht, soll dieser Beitrag aufzeigen.
Schon vor mehr als 400 000 Jahren waren
Menschen in der Lage, „gefundenes Feuer“
(meist durch Blitzschlag entstanden) zu
bewahren und kontrolliert zu nutzen. Das
heilige Feuer war ursprünglich Eigentum
der Götter, und die Erkenntnis, dass das
dem Menschen so gefährliche und feindliche Feuer auch einen erhaltenden, wärmenden und leuchtenden Charakter hatte,
wenn man es beherrschte, ging einher mit
einer Schuldvorstellung, die sich im griechischen Mythos vom frevelhaften Raub des
Prometheus niederschlug. Das Feuer wurde zu einem religiösen
Ursymbol der Menschheit, das noch immer
von zentraler Bedeutung in den verschiedenen Kulten erscheint. Grablichter und
Ampeln sollen Dämonen und Geister vertreiben, und im „ewigen Licht“ der katholischen und orthodoxen Kirche wie auch in
der Synagoge brennt es als Symbol der
Gegenwart Gottes. Die Naturvölker kennen
Feuerkulte, Indianer Nordamerikas beten
es an, bei den Hereros Afrikas hüten es die
Häuptlingstöchter.
Seit vielen Jahrhunderten führte ein Feldweg von der Stadt Eppingen über die
Ölmühle zur 1334 zum ersten Mal erwähnten Raußmühle. Zeitzeugen, die diesen
Weg vor einem halben Jahrhundert noch
gegangen sind, erzählen schwärmerisch
von der Schönheit dieser Strecke. Links des
alten Mühlkanals führte ein Weg mit seinen
vielen Schlaglöchern, in denen sich Goldbauchunken tummelten, vorbei an artenreichen Feuchtwiesen über die zwei alten
Mühlen hinaus nach Mühlbach, Sulzfeld
und zum sagenumwobenen Brunnenhäusle
(beim heutigen Modellflugplatz). Der Kanal
war von zahlreichen knorrigen alten Weidenbäumen gesäumt, die im Dämmerlicht
wie gespenstische Figuren aussahen.
Unsere Vorfahren sahen darin Dämonen- und Hexengestalten, die sie mieden oder
denen sie Opfer brachten. Dazwischen
leuchteten weiße und rosa Wildrosen, deren
Früchte im Winter den Vögeln als Nahrung
dienten. Viele Eppinger Bauern sind diesen
Weg immer wieder gegangen oder mit den
Pferdegespannen gefahren, um ihr Korn in
den zwei abgelegenen Mühlen mahlen zu
lassen.
"Fastnacht der Hölle"
(2014)
"Fastnacht der Hölle" – so umschrieb Ernst Jünger die apokalyptischen Eindrücke, die im ersten voll industrialisierten Krieg auf die Soldaten einstürmten. Die gleichnamige Ausstellung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg versucht zu rekonstruieren, welche Reize die
sinnliche Wahrnehmung von Kriegsteilnehmern, aber auch Zivilisten zwischen 1914 und 1918 vor ungeahnte Herausforderungen stellten. Sie fragt wie die Menschen den Krieg sahen, hörten, rochen, schmeckten und fühlten. Ausgewertet wurden dafür Tagebücher und Feldpostbriefe von Menschen aus Baden und Württemberg. Desillusionierte Soldaten, von der Familie getrennte Familienväter, besorgte Eltern und verzweifelte Hausfrauen kommen zu Wort. Visuell erzeugten die Kämpfe sowohl "großartige Schlachtenpanoramen" als auch "schreckliche Bilder" von zerstörten Landschaft en und entstellten Leichen "ohne Gesicht". In der Heimat bekam man jedoch nur Bilder von fröhlichen Soldaten zu sehen. Selbst Aufnahmen aus Lazaretten zeigten eine heile Welt mit einem "Zauber von Heiterkeit". Zu hören war an der Front die "Höllenmusik" tausender Geschütze. In Städten wie Freiburg, Karlsruhe, Mannheim oder Stuttgart ertönten hingegen "Sirenen und Alarmschüsse", die vor Fliegerangriff en warnten.
Das Leben des Johann Gottfried Tulla, Pfarrerssohn und Ingenieur, war nicht spektakulär. Und ebensowenig spektakulär ist sein Lebenswerk, die Rektifikation, die Begradigung des Oberrheins. Der fließt heute so selbstverständlich durch die Landschaft, als wenn er schon immer so geflossen wäre. Wasserbau war ein eher unauffälliges Geschäft, nicht zu vergleichen mit prächtigen Kirchen, neugotischen Brauereien oder wuchtigen Fabrikhallen, wie sie das 19. Jahrhundert liebte. Dennoch: die Kunst oder die Technik des Wasserbaus hat - und sicher nicht zufällig exakt in der Zeit Tullas - einen beredten Fürsprecher gefunden, der dem nüchternen Schaufeln in der Erde, dem Buddeln im Schlamm seine menschliche Würde und seinen poetischen Glanz verliehen hat. Faust, zweiter Teil, fünfter Akt. Ein gewaltiger Dammbau soll neues Land gewinnen. ,,Wie das Geklirr der Spaten mich ergetzt! Es ist die Menge, die mir frönet, Die Erde mit sich selbst versöhnet, Den Wellen ihre Grenze setzt, Das Meer mit strengem Band umzieht."
Limikolen können extrem weite Strecken zwischen ihren Brut- und Überwinterungsgebieten zurücklegen. Die Brutgebiete der bei uns während der Zugzeiten
auftretenden Arten liegen meistens im nördlichen Europa, die Überwinterungsgebiete oft in Afrika, nicht selten südlich der Sahara. Sie sind Wanderer zwischen
den Welten und brauchen auf ihren Zugwegen geeignete Rastplätze. H. GEHRING
veröffentlichte 1999 in dieser Schriftenreihe einen Beitrag zur Bedeutung der Baar
als „Trittstein“ für diese Zugvögel. Lebensweise, Lebensräume und die Rastbiotope auf der Baar dieser interessanten Vogelgruppe sind dort beschrieben. Hier
sollen nun die vorliegenden Beobachtungsergebnisse der Jahre 2000 bis 2018 dargestellt werden. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem jahreszeitlichen Auftreten
der einzelnen Arten.
Schon seit vielen Jahren sind die herbstlichen Schlafplätze des Rotmilans bei Sunthausen und Sumpfohren bekannt. An beiden Schlafplätzen zusammen finden sich im September/Oktober 100 - 150 Rotmilane ein. In den letzten Jahren ist die Baar auch als Sammelplatz und Durchzugsstation für Schwarzmilane vor ihrem Wegzug im August bekannt geworden, mit kurzzeitig über 600 Vögeln. Über den Brutbestand beider Milane wussten wir hingegen noch wenig. Die quantitative Brutvogelerfassung im Schwarzwald-Baar-Kreis von 1987 erbrachte zwar eine ungefähre Abschätzung der Bestandgrößen, erlaubte jedoch keine
genaueren Angaben über die Anzahl der tatsächlich besetzten Brutreviere. Vor allem ist nicht geklärt, ob es sich bei den während der Brutzeit allenthalben zu sehenden Milane um Brutvögel oder um Nichtbrüter handelt. Rotmilan und Schwarzmilan unterscheiden sich in ihrer Biologie in wesentlichen Punkten.
Die drei in Deutschland brütenden Weihenarten Rohrweihe, Kornweihe und Wiesenweihe (Circus aeruginosus, C. cyaneus und C. pygargus) haben in Europa eine ähnliche Brutverbreitung. Sie reicht von der Iberischen Halbinsel bis weit nach Osteuropa, dabei bestehen vor allem in Mitteleuropa
große Verbreitungslücken. Die drei Weihen unterscheiden sich sehr wesentlich in ihrem Zugverhalten. Die Rohrweihe, die in Deutschland den größten Brutbestand der drei Arten hat, überwintert hauptsächlich in Westafrika. Sie ist regelmäßig zu den Zugzeiten im Frühjahr und vor allem im Herbst auf der Baar zu beobachten. Die Wiesenweihe ist ausgesprochener Langstreckenzieher und hat ihr Winterquartier südlich der Sahara. Auch sie erscheint auf dem Zug in unserem Raum, wird jedoch deutlich seltener als Rohr- und Kornweihe festgestellt.
Der Baumfalke
(2011)
Die seit 1995 bis 2010 im Schwarzwald-Baar-Kreis bekannt gewordenen 70 Bruten
und weitere Reviere des Baumfalken werden aufgelistet. Von
2002 bis 2010 wurden uns im Jahr zwischen fünf und zehn Revieren bekannt
(maximal neun Bruten).
Die Lage der Brutplätze im Kreis in ausgewählten Jahren wird dargestellt. Östlich des Schwarzwaldes rechnen wir mit einer Siedlungsdichte zwischen
1,5 und 2,2 Paaren pro 100 km2.
Zwei Drittel aller Bruten flogen zwischen dem 14. und 23. August aus. Das
früheste Ausfliegedatum ist der 8. August, das späteste der 10. September. Danach
beginnt die Eiablage bei uns erst ab etwa 10. Juni.
Über die ausführlichen Beobachtungen an einem seit 1995 besetzten Brutplatz bei
Königsfeld wird berichtet. Bei allen erfolgreichen Bruten wurden hier im Mittel
2,85 Junge flügge, während der Durchschnitt im ganzen Kreisgebiet nur bei 2,18
liegt. Der hohe Bruterfolg an diesem Ort weist auf eine gute Revierqualität hin.
Über die Bedeutung der Baar als Rastgebiet für durchziehende Watvögel (Limikolen) hat GEHRING (1999) ausführlich berichtet. Die winterlichen Rastbestände
der Wasservögel auf der Riedbaar werden seit dem Winter 1989/90 bis heute im
Rahmen der internationalen Wasservogelzählungen erfasst. Erste Ergebnisse hat
GEHRING (1996) vorgelegt. Im vergangenen Jahrzehnt hat die Beobachtergruppe
des Schwarzwald-Baar-Kreises von weiteren Vogelarten, die nicht (oder nicht
mehr) Brutvögel im Kreis sind, genügend Daten gesammelt, sodass ihr Auftreten
im Jahresverlauf dargestellt werden kann. Für die folgende Abhandlung wurden
11 Arten ausgewählt.
Die Brutverbreitung von Rot- und Schwarzmilan (Milvus milvus und M. migrans)
im Schwarzwald-Baar-Kreis wird dargestellt. Die Erfassung erfolgte in den Jahren
2007 bis 2009 mit Schwerpunkt im Jahr 2008. Wir stellten insgesamt 140 Reviere
des Rotmilans und 68 Reviere des Schwarzmilans fest. Die großräumige Siedlungsdichte östlich des Schwarzwaldes (östlich 8° 20‘) betrug auf 1100 Quadratkilometer beim Rotmilan 11,4 Paare pro 100 Quadratkilometer und beim Schwarzmilan 6,2 Paare/100 Quadratkilometer.
Die höchste Siedlungsdichte erreichen beide Milanarten auf der Baar südlich von
Villingen und Schwenningen in Höhenlagen zwischen 700 und 850 m NN mit 38
Paaren des Rotmilans und 28 Paaren des Schwarzmilans auf 140 Quadratkilometer.
Landpartien Nordschwarzwald
(2019)
Das Weltbad Baden-Baden, Rastatt mit dem Murgtal, Ettlingen als Ausgangspunkt für das
Albtal und Karlsruhe-Durlach mit dem Turmberg: Seit dem 19. Jahrhundert zogen diese Orte
Reisende und Ausflügler an. Unter dem Thema »Landpartien Nordschwarzwald« widmen sich
vier Stadtmuseen in vier Ausstellungen der Geschichte des Tourismus in ihrer Region.
Das untere Elsenztal
(2013)
Den Theologen, Schuldekan, Vorsitzenden des Heimatvereins Neckarbischofsheim, Denkmalpfleger, Historiker, Ehrenbürger,
Träger des Bundesverdienstkreuzes kann auch der Heimatverein Kraichgau seit unendlichen Jahren zu seinen Mitgliedern zählen. Zu den aktiven Mitgliedern. Denn seine Hingabe an den Beruf findet ein wunderbares Pendant in der Aufmerksamkeit für seine Umgebung. Anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 2014 hatte die Bürgermeisterin seine „nebenberuflichen Engagements" umrissen: 40 Jahre Vorsitzender des Heimatvereins, Einsatz für die Aufarbeitung der Totenkirche, der vielen Epitaphien, für das Alte Schloss, den Gedenkplatz für die Synagoge, als Autor, für die Pflege der Partnerschaften mit La Chapelle St. Luc und Pereslavl-Salesskij, die Sanierung der Helmstatt'schen Grabkapelle. Eigentlich ist Peter Beisel seit 1996 im Ruhestand. Doch immer noch steht er fast jeden Sonntag als vertrauter Vertreter auf den Kanzeln der Umgebung. Als Organistin hat ihn seine Frau viele Jahre begleitet. So hatten Vertretungsgottesdienste für die Besucher immer eine besondere Ausprägung. Eingängig die Beschreibung von Christiane Barth. ,,Mit 85 ist er die Ruhe, von der er predigt". So sind auch seine Führungen durch Neckarbischofsheim begehrt.
Dr. Günther Wüst
(2018)
Alte Sprachen also. Der Schuldienst in Mannheim (1963-1979) schloß gelegentlich fachfremden Unterricht in Biologie,
Erdkunde, Geschichte, Religion, Musik und Sport bis zur Oberstufe nicht aus – ein breites Spektrum, das sich in späteren ehrenamtlichen Engagements des Geehrten wiederfindet. Die Bestallung (1979) zum Regierungsschuldirektor am Oberschulamt Karlsruhe als Referent für alte Sprachen endete 1984 mit der Berufung zum Direktor des neugegründeten Gymnasiums Neckargemünd und ergab 1992 die Initiative - ein markantes Stichwort in dieser vita – zur Gründung des Gymnasiums Bammental. Einbindung ins Gemeindeleben blieb nicht aus. Schon 1969, fast gleichzeitig
mit dem Dirigat des kath. Kirchenchors Wiesenbach übernahm Günther Wüst die Berichterstattung über Ereignisse in
Bammental für die Rhein-Neckar-Zeitung, 1969 den Vorsitz des kath. Kirchengemeinderates Wiesenbach. Der Aufbau der Heimatmuseen in Bammental und Wiesenbach 1983/86 forderte seine Mitarbeit. Aus dem engen Kontakt mit Kommunen und Vereinen entwickelte sich intensives
Interesse an der Orts- und Regionalgeschichte. Das Resultat: Eine große Zahl an Broschüren, Aufsätzen in Schriftenreihen und viele Bücher.
Hajo Rheinstädter
(2011)
Er machte keine Umwege. Seine Erwartungen, erst recht gegen sich selbst, waren
klar und gut begründet. Beruf und Ehrenamt waren geprägt durch das intensive
Interesse an Architektur und deren Erhaltung. Nach dem Studium in Mainz und
Karlsruhe blieb Hajo Rheinstädter zunächst im Wissenschaftsbetrieb, sammelte
dann Erfahrung in der Selbständigkeit und ging 1970 zu großen Aufgaben in den
Staatsdienst: Wiederaufbau des Bruchsaler Schlosses, Wiederherstellung des
Schloßgartens. Eine Vorstellung dieser Arbeit gab Kurt Lupp 2005 mit Schloß
Bruchsal - Bau, Zerstörung und Wiederaufbau. - Diese beiden Architekten bei der
unbehinderten Inspektion eines alten Klosters zu erleben, vermittelte unauslöschliche
Eindrücke, aber auch das Begreifen der Hingabe an das gewaltige Projekt
Bruchsal.
Wachsende Mobilität, die Vernetzung uralter Wege und Straßen, gewannen im 12.
Jahrhundert rasch an Bedeutung. Über die Schweiz und die Bodensee-Region war
die Verehrung des Apostels Jacobus des Älteren nach Oberdeutschland gelangt.
Die Wallfahrten nach Compostela, wo Sant Jago bestattet sein soll, gewannen
zunehmend Gültigkeit für das Seelenheil, für Heilung, als Bußweg.
Betreuung auf dem Weg boten Klöster, Johanniter - die solche Sorge mit ihren
Hospizen schon bei den Kreuzzügen übernommen hatten - später auch der
Deutsche Orden, und die Herbergen am Weg.
Jakobswege
Zu den frühen Jakobskirchen in der Region gehören in Sinsheim1 die Vorläuferin
der Stadtkirche, die Bischof Siegfried von Speyer 1133 weihte; und bereits 11962
und vor dem Bau der östlichen Stadtmauer in Heidelberg stand am Ausgang des
Friesenteichs eine Jakobskapelle der Schönauer Mönche. Das Gebiet von St. Jakob
bis zum Karlstor war die Jakobsvorstadt.3 Vor einigen Monaten wurde die Teilstrecke
eines Jakobsweges (Aglasterhausen-Sinsheim-Mühlhausen-Speyer) ökumenisch
geweiht.
Dr. Arnold Scheuerbrandt
(2018)
Der Vater war gefallen, die Mutter kam mit Sohn und Tochter aus Berlin in den Kraichgau. Zuwanderer. Und Siedlungsgeschichte mit allen Aspekten sollte Arnold Scheuerbrandts Lebensthema werden. Er studierte Geographie in Heidelberg, promovierte am Institut für Geographie und blieb dort als Dozent. Seine besondere Freude waren die großen internationalen Exkursionen in den Sommerferien, die seine Frau (Fachfrau) mit betreute. Vorweggenommen sei der Abschied aus dem Institut: Arnold Scheuerbrandt und der gleichzeitig emeritierte Dr. Horst Eichler boten eine Party für jeden, der jemals eine Lehrveranstaltung der beiden Wissenschaftler besucht hatte. Zweihundert kamen. Im Heimatverein Kraichgau übernahm Arnold Scheuerbrandt Vorträge, Exkursionen und in der Reihe der Veröffentlichungen die Verantwortung für die „blauen Bände" 10/1989 -16/1999, war damit auch Mitglied des Vorstandes. Gesundheitliche Gründe bedingten inzwischen den weitgehenden Rückzug auch vom Bad Rappenauer Heimatboten.
Martin
(2005)
Vor mehr als hundert Jahren wurde das Martins-Brauchtum im Rheinland neu belebt.
Heute gehören die Lichterzüge zu Martini wie vor langen Zeiten die Dienstwechsel
und Pachtzahlungen. Lebendiges Gedenken? Oder ist Martins Leben nicht
doch hinter der Tat - der Mantelteilung - verschwunden, wie Roman Mensing
meint?
Hier soll jedoch kein Lebensbild Martins, sondern nur sein entscheidender Impetus
beschrieben, dazu die bildliche Umsetzung angesprochen werden.
Die wesentlichen Lebensdaten finden sich bei Gregor von Tours (540-594): Geburt
316 oder 317 im pannonischen Sabaria (Szombathely/Ungarn) als Sohn eines römischen
Tribuns aus Pavia. Folgerichtig der Name Martinus: zum Mars gehörend.
Als Zehnjähriger nähert Martin sich gegen den Willen des Vaters als Katechumene
(Taufanwärter) dem Christentum, soll - als Fünfzehnjähriger - aber doch den von
einem Offizierssohn selbstverständlich erwarteten Militärdienst akzeptiert haben,
der auch als gesetzliche Pflicht berichtet wird. Die Elitetruppe der Alae scholares,
der er bald angehört, war zuständig für Wach- und Kontrolldienste. In der Osternacht
339 soll er getauft worden sein.
Die Freilegung - mit Drahtbürsten! - der a secco Malerei von etwa 1230 im Chor
der ehemaligen Klosterkirche Lobenfeld unter der Ägide der Gebrüder Mezger hat
nicht nur allgemein dem Eindruck des Kirchenraumes unwiderruflich geschadet.
Seit 1910/12 bemühen sich Theologen und Kunsthistoriker um die Klärung der ungewöhnlichen
Ausmalung im Chor, die das Skriptorium der Augustinerkanoniker
Frankenthal verantwortete.
Der Freiburger Theologieprofessor und Denkmalverantwortliche Joseph Sauer hat
sich seit 1910 damit auseinander gesetzt (Freiburger Diözesanarchiv 1912 und bei
Oechelhäuser, Die Kunstdenkmäler im Großherzogtum Baden, 1913 ). Beide bewerteten
die Architektur, besonders jedoch die Wandbilder, sehr hoch. Paul Clemen
(1866-1947), seit 1893 Konservator der Rheinprovinz, hat sich mit den jüngeren
Lobenfelder Malereien beschäftigt, ansonsten waren die „Schätze" weitgehend
vergessen.
Elisabeth Silbereisen
(2011)
Angesprochen werden Band VII (Oktober 1531 - März 1532), hg. und bearb. von
Berndt Hamm, Reinhold Friedrich und Wolfgang Simon in Zusammenarbeit mit
Matthieu Arnold (= Studies in Medieval and Reformation Tradition, Val. 136).
Leiden/ Boston: Brill, 2008. ISBN 978-90-04-17132-9.- und Band VIII (April 1532 -
August 1532), hg. und bearb. von Wolfgang Simon, Berndt Hamm und Reinhold
Friedrich (Stud.i.Med.& RefTrad., 153); Leiden/Boston: Brill, 2011. - 562 bzw. 457
S., Personenindex, Bibelstellen-, Schriften-, Orts- und Sachregister. Die Edition der
Schriften folgt französisch, deutsch, lateinisch, gelegentlich auch in zeitgenössischem
Deutsch.
Bernd Röcker
(2011)
,,Hier ist noch kaum entdecktes vergilisches Land"
schrieb der Dichter Otto Rombach, 1904 geboren in
Heilbronn. Das hat sich geändert. Ein Mann hat
daran viel geändert: Bernd Röcker, 1942 geboren in
Merchingen/Osterburken, Studium Deutsch, Geschichte
und Politik in Würzburg und Heidelberg.
1969 kam er in den Kraichgau. Nach Eppingen -
einmal bedeutende Amtsstadt, eine Altstadt voller
Fachwerkhäuser, lebendige Geschichte, die den
jungen Lehrer faszinierte.
„Drei Töchter kann man verheiraten, die anderen sollen ins Kloster gehen", wird Otto I. von Mosbach (reg. 1410-1461) zitiert – konnte doch mehrfache Ausgabe standesgemäßer Mitgift die Stammfamilie gefährden. Die Aufnahme in ein Kloster war ehrenhaft für Person und Familie – Verhandlungssache – und ohnehin stand jede ledige Frau in der Munt des Familienpräses. Dass sich Frauen ins Kloster gesehnt hätten, weil sie dort, und nur dort, die Kulturtechniken lesen, schreiben, rechnen lernen konnten, ist ein Postulat, das für die Frauenklöster der Region jedenfalls nicht bezeugt ist.
Unteres Elsenztal
(2011)
Arthur Bernhard
(2003)
Wenige Tage nach der Eröffnung der Neckargemünder Ausstellung „Heidelberg-Karlsruhe: Zentren der Kunst im 19. Jahrhundert" mit Werken von Carl Friedrich Fohr, Carl Rottmann, Ernst Fries, Johann Wilhelm Schirmer, Hans Thoma und
Wilhelm Trübner (19. Oktober 2003 - 18. Januar 2004) wurde in Wieblingen der Nachlass von Arthur Bernhard – Schüler und Freund von Hans Thoma – versteigert.
Seit der Teilung des eingezogenen Kirchengutes im Jahre 1705 wurden die katholischen wie die protestantischen Zuständigkeiten der Region gemeinsam in der Schaffnei Lobenfeld verwaltet. Doch gab es innerhalb der Klostermauern inzwischen auch selbständige Hofbauern. Namen der Schaffner kehren wieder, für diese Zeit vor allem Anz und Mieg.
1746/48 wurde bei der Administration eine Bewerbung Pirckel verhandelt, die aber nicht zustande kam. So zog in Lobenfeld 1748 als qualifiziert befundener neuer Schaffner der 57jährige Collector Johannes Heiliger aus Germersheim auf – mit seiner Frau Susanna Maria geb. Bernhardi und fünf Kindern, Franz Lorenz (*1739), Susanna Elisabeth (*1740), Juliane Philippine (*1742), Johann Heinrich (*1745) und Amelia Catharina (*1747). Für die früher gelegentlich geäußerte Vermutung, das sechste Kind, der dritte Sohn Christoph Daniel (*1749), wäre noch in Germersheim geboren, gibt es im Germersheimer
Kirchenbuch keinen Anhaltspunkt. Allerdings hat sich bisher auch kein anderer Eintrag gefunden. Die Taufeinträge für die übrigen Kinder erweisen immerhin den starken familiären und sozialen Zusammenhalt der kurpfälzischen Beamtenfamilien. Als Paten wurden vermerkt: Administrationsrat Franz Lorenz Jacobi, der Schaffner zu Nieder-Ingelheim Johann Heinrich Jakobi, wenige Jahre später Inspektor in Germersheim, Renovator Philipp Heinrich Hermanny in Heidelberg,
Inspektor Johann Georg Philippi in Weinheim, ihre Ehefrauen, manchmal auch ihre Töchter. Dem neuen Schaffnerehepaar wurde in Lobenfeld einzig die Tochter Friederike Amalie (1754) geboren.
Der neue Garten im Kloster Lobenfeld erinnert an Gärten, die es innerhalb des
Immunitätsbezirks einmal gegeben hat. Die Renovation von 17941 weist das
benutzte Areal ebenfalls als Gärten aus: Gemüse- und Obstgärten für die Bewohner
des ehemaligen Klosterbereichs. Die Nutzung ist geblieben.
Daß die Gemeinde Lobbach im Rahmen der Sanierung des ehemals selbständigen
„Ortsteils" Kloster einen Teil (heute Flurstück 185/4) der No 7 von 1794 von der
Pfälzer Katholischen Kirchenschaffnei Heidelberg erwerben konnte, rundete das
Gesamtprojekt ab.
Erinnert wird an die markantesten gärtnerischen Anlagen, die des Klosters und an
den Bürgergarten der Schaffner des 18./19. Jahrhunderts. Auch jüngere Gärten, die
hier meist Vorgänger hatten, finden ihre Würdigung.
Ein anderer Weg in die Klostergeschichte.
Manfred Sauer
(2011)
„Das Leben hat keinen Sinn außer dem, den wir ihm geben" zitiert
Manfred Sauer Thornton Wilder in der Broschüre über seine Stiftung
- und um Goethe nicht auszulassen: ,,Niemand weiß, wie weit
seine Kräfte gehen, bis er sie versucht hat". Er weiß es.
Im Sommer 1963, kurz vor dem Abitur, hatte sein Vater ihn zur
Verbesserung der Sprachkenntnisse nach London geschickt. Am
zweiten Morgen wich der junge Mann beim Sprung in die Themse
einem Pudel aus und es geschah das, was er den „Knacks" nennt.
Halswirbelbruch. Großes Glück im Unglück: Eine Krankenschwester
übernahm unverzüglich die Wiederbelebung, ein Arzt sorgte für den
Transport nach Stoke Mandeville. Viele Ärzte dort waren Juden, aus Deutschland
geflohen. Dr. Ludwig Guttmann gehörte zu ihnen. ,, Dennoch erlebte ich keine
Ressentiments" berichtete Manfred Sauer am 3. Juli 1999 in der Orthopädischen
Klinik Heidelberg bei seinem Vortrag zum 100. Geburtstag Sir Ludwig
Guttmanns. ,,Die von ihm entwickelte und in Stake seit 1944 bewährte Behandlungsmethode
war ... noch einmalig. Aus aller Welt kamen Ärzte, Schwestern und
Physiotherapeuten ... nach Stake". Der straffe Stundenplan ließ den Patienten keine
Möglichkeit auszuweichen. Sie wurden gefordert. Guttmann schätzte (Gruppen-)
Sport. Das Versprechen Guttmanns an Sauers verzweifelten Vater wird heute mit
Stolz wiederholt: ,,Ich mache Ihren Sohn zum Steuerzahler."
PRO DOMO - PRO LIBRIS
(2011)
„Den Kraichgau kennen lernen" war vor Jahren die überzeugende Erfindung des
jetzigen Ehrenvorsitzenden Bernd Röcker: Exkursionen! - Mit Sachkundigen
schauen, diskutieren - Bewahren von Fakten und Erinnerung - Auseinandersetzung
mit Entwicklungen. Die Nachhaltigkeit verlangt dann oft nach Schriftlichkeit,
nach Aufsätzen oder Büchern. So haben eine Exkursion nach Baiertal und
Jörg Zobels, des neuen Vorsitzenden, Einführung in die ungewöhnliche Ausmalung
der neubarocken St.-Gallus-Kirche zu einem Aufsatz in diesem Band geführt.
Der Heimatverein Kraichgau hat 2001 und 2002 als Sonderveröffentlichungen 28 und 29 wissenschaftliche Untersuchungen zum ehemaligen Kloster Lobenfeld, resp. zu den Wandbildern, vorgelegt, die ohne die Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg niemals möglich gewesen wären. Dem Interesse des Prinzen Max von Baden an Lobenfeld und seinen Erwartungen an die Denkmalpflege (Prof. Dr. Joseph Sauer in Freiburg) ist zu verdanken, dass Lobenfeld nicht schon
vor hundert Jahren endgültig vergessen worden ist. Joseph Sauers Lesung der Bilder ist Bestandteil der neuen Untersuchungen. Die „Freilegung" der Bilder, der a-secco-Malereien (!), mit Drahtbürsten hat den Bildern allerdings so zugesetzt, dass die Deutung nicht nur damals erhebliche Schwierigkeiten bereitete. So beschert auch die glückliche Aufmerksamkeit zweier Theologen, die sich - sehr lange Zeit ohne Kenntnis ihrer beider Engagement für Lobenfeld - den bisher weniger beachteten Gestalten in den Obergaden des Chores der Klosterkirche gewidmet haben, Überraschungen einer besonderen Art. Beide Untersuchungen liegen gedruckt vor. Die akribisch belegten Deutungen der Figuren weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die Ausgangslage - Unschärfe, manchmal auch Fehlstellen in Zeichnung und Spruchbändern - ist extrem schwierig. Aber ebenso eine Herausforderung?
Welche Umbrüche, verehrter, lieber Herr Dr. Herrmann, umspannt Ihr Leben!
Sie sind vor dem Ersten Weltkrieg geboren. Als Sie fünf Jahre alt wurden, standen
die „Erbfeinde" von jenseits des Rheins als Besatzung im Rheinland. Eine Annäherung
hier und da hinterließ kaum mehr als Worte: Trottoir, Perron, Billet, retour. ...
Den „Integrationen" nach 1933 (Heim ins Reich! Ein Volk- Ein Reich- Ein Führer)
folgte der nächste Krieg, und das Integrationsvermögen der Bevölkerung wurde
hart geprüft: Der Luftkrieg zwang Städter aufs Land. Nicht immer geliebt, die
ländlichen Räume waren oft eng. Wie alles wurde auch Wohnraum bewirtschaftet,
und die amtlichen Zuweisungen wurden nicht diskutiert. Nach Kriegsende kamen
Vertriebene und Flüchtlinge. Der Heimatverein Kraichgau hat 1995 und 1996 zwei
Sonderbände zum Kriegsende vorgelegt mit Dokumenten aus den Militärarchiven
und den Berichten von Zeitzeugen. Die Situation im Landkreis Sinsheim 1951 haben
Sie selbst dargestellt, die Bedrängnis, Versorgungsnöte, zu viele Menschen auf
engstem Raum. Natürlich gab es auch Abwanderungen - aus beruflichen Gründen,
sicher auch für die Familienzusammenführung, aus Heimweh, als man daran
denken konnte. Der größere Teil der Zwangsintegrierten aber blieb. Die Nachkommen
sind Sinsheimer, Eppinger, Kraichgauer, Badener - und viele setzen sich
längst für diese „ihre Heimat" ein.
,,Ich zeichne, also bin ich" - beschreibt das ihren Impetus, frei nach Descartes'
Cogito ergo sum? Drei Monate nach dem Schlaganfall im Frühjahr 2004 - halbseitig
gelähmt, sprachlos, unfähig zu sprechen - arbeitete sie wieder wenn es nur ging.
Im Rollstuhl. Mit der Linken und mit Bleistift. Die Rohrfeder, die sie mit genialer
Selbstverständlichkeit benutzt hatte, widerstand der linken Hand. Die war nicht
geübt und auch zu schwach, mit Wendungen von Hand und Arm die Strichstärke
der Feder zu variieren, gar nicht zu denken an die Erreichbarkeit der Tinte.
Ein ganz anderer Stil nun: zart, schwebend, diffus manchmal. Geblieben: die
Ausstrahlung.
Früh legte der Geologe den Schwerpunkt seiner Forschung auf den Silberbergbau in der Montanregion Wiesloch. Seine Heidelberger Dissertation behandelte „Die Schwermetallbelastungen durch den historischen Bergbau im Raum Wiesloch". Mit seinen Arbeiten, auch zu Geschichte und
Heimatpflege, fand er zum Heimatverein Kraichgau und in dessen Vorstand. Die Zahl seiner Veröffentlichungen in den Kraichgau- und mit eigenen Büchern ist ungewöhnlich umfangreich, seine
Führungen sind angesehen.
Marliese Echner-Klingmann
(2018)
Das Licht dieser Welt erblickte sie im Januar 1937, ihr Vater fiel noch 1945, Eschelbronn - der Bauernhof ihrer Großeltern und das Heim ihrer eigenen Familie - war ihr Lebensraum. Erst vor wenigen Jahren zog sie sich in eine auswärtige Wohngemeinschaft zurück. Ihre Berufsausbildung zur Bürokauffrau ließ nicht vermuten, dass sie „solche" Spuren hinterlassen würde. Was zeichnete sie aus? Scharfe Beobachtung, Sensibilität, soziales Bewusstsein, Sarkasmus, Humor - und ein besonderes Gefühl für Sprache: Mundart wie Hochdeutsch gleichermaßen.
ln Band 57 dieser Zeitschrift wurde unter der Überschrift „Die Entomologische Arbeitsgemeinschaft berichtet („Entomologentreff“)“ eine irreführende Darstellung veröffentlicht, die der Korrektur bedarf. So heißt es dort, die Arbeitsgemeinschaft sei ’’nach einer mehrjährigen Pause” 1997 wieder aktiviert worden. Tatsächlich hat sie jedoch seit ihrer Gründung am 24. Mai 1967 bis zum heutigen Tag aktiv fortbestanden und es gibt auch keinerlei Anlass dafür, an ihrem
Fortbestand etwas zu ändern. Über ihre Tätigkeit hat der Unterzeichnete in den Hauptversammlungen des
Naturwissenschaftlichen Vereins regelmäßig einen Kurzbericht gegeben; eine zusammenfassende schriftliche Berichterstattung wird hiermit nachgeholt.