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1. Stadtmuseum: Die Geschichte der Stadt soll anlässlich des Stadtjubiläums »gegen den Strich gebürstet« werden (Flyer). Die Ausstellung setzt sich damit bewusst von einer konventionellen, allzu positiven, hochlobenden Sicht ab. Diese Sicht entspricht einem Trend, alles möglichst mit Augenzwinkern, mit Ironie zu sehen. 2. Pfinzgaumuseum: Die Ausstellung im Pfinzgaumuseum ist mit 15 Stationen kompakter und überschaubarer als die Ausstellung im Karlsruher Stadtmuseum. Die Zeitspanne umfasst Stationen wie 1196 (Tatort Durlach, ein spektakulärer Kriminalfall) und 1689 (Zerstörung der Stadt) und reicht bis 2015 (»Durlach«-Schriftzug am Turmberg a la Hollywood).
Was bleibt? Wir halten es für sinnvoll, am Ende des Stadtjubiläums die verschiedenen Ausstellungen, die im Zusammenhang mit dem Stadtgeburtstag gezeigt wurden, in unserer Publikation zu dokumentieren. Im Zusammenhang mit aufwändig
produzierten Katalogen entsprechen sie der vielfach geforderten Nachhaltigkeit. Auch zeigen die Ausstellungen, welches Bild, welche Bilder im wörtlichen Sinne die Stadt Karlsruhe von sich entwirft oder entwerfen lässt. Zwei der genannten
Ausstellungen sind Landessausstellungen, die anderen Ausstellungen gehen auf das Engagement staatlicher Institutionen zurück. Die mäßigen Besucherzahlen der beiden Landesaustellungen (Karl Wilhelm 35 000, Karoline Luise 33 000) signalisieren ein geringes Interesse an Geschichte.
»Stadt ist kein in seiner Totalität beschreibbarer Umstand« und »es gibt keinen privilegierten Blick auf die Stadt«. Von diesen beiden Maximen der gegenwärtigen Stadtsoziologie ist auszugehen, wenn man sich mit dem Phänomen Stadt publizistisch beschäftigt. In der Praxis heißt das, dass es gegenwärtig nur Lesarten von einer Stadt geben kann. Die Lesart ihrerseits aber ist
Teil des City-Brandings als einer von der Kommune bevorzugten Art der Sicht, das »Eigene« zur Geltung zu bringen.
Franz Xaver Winterhalter
(2016)
Franz Xaver Winterhalter aus Menzenschwand ist der einzige badische Maler seiner Zeit, der internationalen Ruf erreichte. Seit dem Tode Winterhalters im Jahre 1873 wurden seine Werke in Deutschland nicht mehr im Kontext gezeigt. Die Ausstellung in Freiburg, in dem der
13-jährige Winterhalter in den Herderschen Anstalten 1818 eine Lehre begann, versucht in internationaler Kooperation, seine »herausragendsten Werke seines Oeuvre« zu präsentieren und eine »Neubewertung« vorzunehmen.
Beheimatung
(2016)
Individualisierung und Enträumlichung werden als die beiden grundlegenden gesellschaftlichen und kulturellen Veränderungen interpretiert, die notwendigerweise zu dem subjektiven Heimatbegriff »Beheimatung« führen, der von Beate Mitzscherlich in ihrer Publikation 1997 entwickelt und von Renate Zöller 2015 wieder aufgenommen wurde. Der »tätigkeitsorientierte« Begriff der Beheimatung zieht nach Jahrzehnten die Konsequenzen aus der Individualisierungstheorie
für eine neue und zeitgerechte Deutung von Heimat. Der traditionelle Heimatbegriff (Status) wird durch einen psychologischen (Prozess) ersetzt. Neben der Individualisierung ist die Ablösung der Heimat von einem »festen Ort« die wichtigste Veränderung des Heimatbegriffs in den letzten Jahrzehnten. Es ist an der Zeit, dass sich Heimatvereine mit den Konsequenzen dieser Entwicklungen für ihre Struktur und ihre Zielsetzungen beschäftigen. Im Übrigen sind Integrationsangebote, die in der Zukunft den Flüchtlingen gemacht werden sollen, ohne subjektive Aneignung und Gestaltung überhaupt nicht denkbar.
Sechs Leitthemen gliedern und strukturieren die museale Präsentation und die Begleitpublikation. Die Sektionen – Raum, Körper, Wissen, Ordnung,
Glaube, Zeit – gelten den Ausstellungsmachern als »allgemeingültig und überzeitlich angelegt« und sind gleichzeitig geeignet als »Charakteristika« jene Zeit abzubilden. Mit ca. 300 Objekten will die Ausstellung »eine strahlende, widersprüchliche, ordnende, zerstörende,
entdeckungsfreudige, sinnliche, grausame, kriegerische und ebenso visionären Epoche« zeigen (Vorwort).
Das Warenhaus der Geschwister Knopf in Karlsruhe war »Teil einer riesigen Warenhauskette«, die lange Jahre mit den ganz Großen der Branche wie Tietz, Wertheim. Karstadt und Schocken konkurrieren
konnte. Im Zentrum der Schau steht »die erfolgreiche und leidvolle Geschichte« der Warenhaus-Dynastie Knopf. 1881 eröffnete Max Knopf (1857–1934) im einstigen Palais des jüdischen Bankiers Salomon Haber1
(1764–1831), heute Kaiserstraße 147, ein »Leinen, Wäsche- und Weißwarengeschäft « unter dem Namen »Geschwister Knopf«. Seit 1906 wurde das vierblättrige Kleeblatt als Firmen-Signet verwendet.
Bemerkungen zu bürgerlichen Vereinen des 19. Jahrhunderts und möglichen Formen im 21. Jahrhundert
(2016)
In den nächsten Jahren ist damit zu rechnen, dass die noch bildungsbürgerlich geprägten Mitglieder der Heimatvereine aus Altersgründen ihre Mitgliedschaft aufgeben. Ist den Vereine
tatsächlich daran gelegen, Mitglieder der Generationen der Jahre 1960 bis 1970 für ihre Arbeit zu interessieren, müssen sie bei ihrer Werbung die Mentalität, Lebensweise und Bedürfnisse dieser Generationen berücksichtigen. Ebenso ist zu fragen, in welcher Form Menschen dieser
Generationen sich gegebenenfalls engagieren. An die Stelle betreuter Mitglieder werden dann zivilgesellschaftlich agierenden Mitglieder treten.
Im Zusammenhang mit dem Problem der Mitgliederstruktur und der Werbung zukünftiger prospektiver Mitglieder wird der Vorschlag des »Wechsels der Perspektive« gemacht. Heimatvereine sind danach gefordert, sich nicht mehr allein von innen her zu bestimmen, sondern sich auf Mentalitäten. und Anforderungsprofile von Mitgliedern bei der Gestaltung des Vereins
einzulassen. Der »Wechsel der Perspektive« ist ein neues Phänomen in der Vereinsgeschichte. Die Frage nach der Leistungsfähigkeit der noch bürgerlich strukturierten Vereine führt zu der Frage, ob eine andere Klientel in Zukunft nicht auch zu einer anderen Form der
Organisation von zivilgesellschaftlichem Handeln führen muss.