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Was Kunst überhaupt heißt und wie sie verstanden werden kann – darüber lässt sich trefflich streiten. Und besonders Gespräche über im Dritten Reich geschaffene Kunst laufen gelegentlich ab wie vor Gericht, wo sich Kläger und Verteidiger wegen „Raubkunst“ oder „entarteter“ Kunst, wegen „Auftragskunst“ oder „Tendenzkunst“ duellieren können. Zu letzteren mag einer die Mutter-Kind-Skulptur auf der Brunnenschale am Donaueschinger Karlsgarten an der Bahnhofstraße gegenüber dem Bahnhof rechnen.
Hatte doch die Stadt Donaueschingen – und nicht das Fürstenhaus, wie es in einem Aufsatz heißt – unter dem nationalsozialistischen Bürgermeister Eberhard Sedlmeyer den durch heroisch-realistische Arbeiten für Partei und Staat
hervorgetretenen Bildhauer Emil Sutor2 damit betraut, zu Ehren des Goldhochzeitjubiläums des Fürstenpaares Maximilian Egon II. und Irma (am 19. Juni 1939) die Bronze-Figur zu schaffen.
Herbst 1996. Die Donaueschinger Musiktage1 begehen ihr 75-jähriges Bestehen
mit einem Festakt, Konzerten, Installationen und Performances. Denn an das innovative Ringen nach neuem Stil und Formstrenge, an die Wendung von der Orchester- zur Kammermusik, für die als Initiator und Manager Heinrich Burkard
und als Komponist Paul Hindemith standen, muss nachdrücklich erinnert werden. Die Deutsche Post feiert buchstäblich gebührend mit und gibt ein Ersttagsblatt mit Sonderstempel, eine Sonderbriefmarke und einen Postwertzeichenblock
heraus. Von der Zeitschrift „Philatelie“ wird das Produkt als dritthässlichste
Marke des Jahres mit einer „zackigen Zitrone“ ausgezeichnet.4 Auf dem Postwertzeichenblock ist Heinrich Burkards Name falsch geschrieben („Burkhard“),
ebenso übrigens wie auf der Gedenktafel der Gesellschaft der Musikfreunde im
Foyer der Donauhalle. Ohne den Autor um Erlaubnis zu fragen, kopierte die
Deutsche Post einen Ausschnitt aus der in einem Programmbuch der Musiktage
abgedruckten Skizze des Cellisten und Komponisten Michael Bach, der vor dem
Kölner Landgericht erfolgreich gegen diese Verletzung seiner Urheberrechte klagte.
Anfang Oktober 1956, also außerhalb der Musiktage, sprach im Fürstenberg-Gymnasium der Meßkircher Komponist und Musiklehrer Ludwig Fischer-Schwaner mit Tonbeispielen über Musik in der Stunde unserer Zeit, die Strömungen der zeitgenössischen Tonkunst analysierend und die „Bedeutung der
Musik für das Menschsein“ hervorhebend. Auf diese Weise vertiefte er das, was Paul Hindemith 1928 speziell für Donaueschingen, jener „Stätte ernstester und
selbstloser Arbeit“, festgestellt hatte: dass es ihre wichtigste Aufgabe sei, „weiteste Kreise unseres Volkes zur neuen Musik zu erziehen“.
„Das Weltjudentum ist ein Problem & zwar ein Rassenproblem“, schrieb 1945
Hans Pfitzner, ein mit Richard Strauss, Ferruccio Busoni und Franz Schreker
in den Ehrenausschuss der ersten Donaueschinger Kammermusik-Aufführungen berufener, aber erst 1939 beim Oberrheinischen Musikfest Donaueschingen mit zwei Werken (und später nicht mehr) vertretener „Antisemit und
zweifelhafte Geselle“. Mehr als betrüblich, wie der Antisemitismus noch 1958
durch die Koblenzer Gneisenau-Kaserne geisterte, wo wir Rekruten in gedankenloser Einfalt (und erst später beschämt) „Die Juden zieh’n dahin, daher / Sie
zieh’n durchs Rote Meer / Die Wellen schlagen zu / Die Welt hat Ruh!“ sangen.
"Von seinem Leben wissen wir so wenig, als wenn er im grauen Altertum oder
einem weit entfernten Land geblüht hätte; auch stehen die sparsamen Nachrichten, die uns über ihn erhalten sind, nicht selten miteinander im Widerspruch. Wir wollen indessen die Überbleibsel in ein Ganzes zu vereinigen und
das Wahrscheinliche herauszufinden suchen." –
Was der Priester und Hofkaplan, Geschichtsschreiber und Geograph, alt- und neuphilologische Literatur- und Sprachwissenschaftler, Gymnasial- und Hochschullehrer, Hof- und Universitätsbibliothekar, Journalist und Publizist Joseph Josua Eiselein über Samuel Butler schrieb, könnte auf ihn selbst zutreffen. Vieles an diesem
talentierten Faktotum (und großem Autodidakten?), dessen Bild Patina wie
Schmutzstellen hat, ist unentdeckt. Kein Wunder deshalb, dass manches mehr
„herauszuahnden“ als „herauszuforschen“ (Goethe) ist.
Wenn Hüfingen 925. Geburtstag feiert, müsste dann nicht einer her, der Lob
spendet, lateinisch laus? Also e in Laus-Bub? Einer, der ohne – nach einem Wort
von Gustav Droysen – ,,eunuchenhafte Objektivität" nicht streng chronologisch
vorgehe, sondern einen – ursprünglich rhetorischen – Streifzug durch Hüfingen
Geschichte unternimmt und mehr episodisch und mitunter eingefärbt von Lucian
Reichs „ liebenswertem' und „ordeligem Städtli" zu erzählen versucht?
Über das Lebensalter einer Dame soll gewöhnlich nicht geredet werden. Ist
oder war sie jedoch eine wichtige historische Persönlichkeit oder haben wir es mit
einer lebendigen städtischen Jubilarin zu tun , mag das anders sein.
Welche Gedanken wohl dem 24-jährigen nachmaligen badischen Staatspräsidenten Leo Wohleb Ende Februar 1913 auf seiner Eisenbahnfahrt von Freiburg nach
Donaueschingen durch den Kopf gehen?
Zwar hat der spätere „Hinterwäldler von Format“ (Theodor Eschenburg)
nach glänzend bestandener Lehramtsprüfung seine Fächer Latein, Griechisch und
Deutsch schon am Berthold-Gymnasium Freiburg „mit Freude“ unterrichtet, ohne
einen Praxisschock erlitten zu haben. Außerdem fährt er wöchentlich in seine
Heimatstadt, um einen Lehrauftrag an der Universität zu erfüllen.
Ungleich schwerer dürfte aber sein Dienst sein, den er als Vertretungslehrer am
Gymnasium Donaueschingen – wie schon Heinrich Hansjakob ein halbes Jahrhundert zuvor – absolvieren muss. Er mag sich zudem an den Schüler in Goethes
Faust erinnern, dem es in diesen Mauern, diesen Hallen (…) keineswegs gefallen
will. Trotzdem schreibt er am 26. Februar erleichtert nach Hause: „Ich komme
davon, 20 Stunden Deputat“.
Im Rahmen der Landeskunstwochen Donaueschingen wurden am 13. April
1989 unter dem einem Goethe-Gedicht (Main und Ilm, 1826) entlehnten
Titel Die Quelle manches Guten Texte von Autoren gelesen die der Stadt an
der Donauquelle besonders nahe gestanden hatten.
Selbstverständlich kamen dabei JOSEPH FREIHERR VON LAßBERG (1770- 1855),
JOSEPH VICTOR VON SCHEFFEL (1826-1886), HEINRICH HANSJAKOB ( 1837-
1916) und MAX RIEPLE ( 1902-1981) zu Wort, allesamt Männer, die zum Teil
mehrere Arbeits- und Lebensjahre hier verbracht hatten. Dennoch fehlten zwei
Persönlichkeiten: der laut Neue Deutsche Biographie „biedermeierliche ldylliker" KARL EGON EBERT (1801-1882), von 1825 bis 1833 bei seinem Taufpaten Karl Egon II. Fürst zu Fürstenberg als Bibliothekar, Archivar und auch
literarisch tätig, sowie die Erzählerin und Dramatikerin EMMA MAHNER-MONS alias EMMA NUSS .
Ihr und ihrem Roman 'Denk an dein Ziel, Yella! soll im Sinne von AUFGELESEN aus drei Gründen in den Schriften der Baar nachgegangen werden:
Erstens war die Autorin Wahl-Donaueschingerin; man könnte zweitens am
13. Mai die es Jahres ihres 130. Geburtstages gedenken und drittens hat sie
gemeinsam mit ihrem Adoptivsohn und Verleger ANDREAS ROHRBACHER bis
zu ihrem Tod 1965 an der Karlstraße gewohnt.
Wahrscheinlich war beim 90. Geburtstag der Donaueschinger Musiktage im
vergangenen Herbst von HEINRICH BURKARDS Buch rund um die Donauquelle DIE
SCHLAPPERKLANGE nicht die Rede. Aber es lohnt sich, in das mit zahlreichen
Abbildungen im Text und auf Tafeln versehene Werk aus dem Jahr 1925 einen
letzten Blick zu werfen. Das 40-seitige Büchlein macht sofort den Leser stutzig, der nach Betrachten
des Titels und der Umschlaggrafik erst einmal ans Ende der Broschüre zu Inhaltsverzeichnis und Impressum blättert: Hoppla! In einer mitternächtlichen „Redaktionsstube unter einer Bank im Park“ wird, angeleitet von der „Initialgestalt“ der
1921 gegründeten Donaueschinger Kammermusiktage und nach der dreisten
Devise Wer Andern in der Nase bohrt, ist selbst ein Schwein, die Schlapperklange
in die Welt gesetzt.
28. Juni 2006. Keine 24 Stunden nach Siebenschläfer zieht vom Schwarzwald über
die nördliche Baarhochmulde ein schweres Gewitter auf. Aus den Wolken einer
Superzelle prasseln innerhalb von 20 Minuten die in kräftige Auf- und Abwinde
geratenen und zu tennisballgroßen Hagelkörnern gewachsenen Eiskristalle auf VS-Schwenningen und Trossingen nieder. Verletzte Personen und Schäden an Häusern
und Autos in Millionenhöhe sind Ergebnis der sommerlichen Katastrophe.
Im Verein zur Hagelabwehr versammeln sich vier Jahre später zahlreiche
Gemeinden, einige Versicherungen, mehrere Sponsoren sowie 120 Firmen und
beschließen, bei drohendem Unwetter den in Donaueschingen stationierten Hagelflieger einzusetzen, der mit einer Lösung aus – in hoher Konzentration giftigem –
Silberjodid und Aceton die gefährlichen, unterkühlte Wassertropfen enthaltene
Wolken impfen und das Gefrieren der Regentropfen verhindern soll. Die versprühte Mixtur müsste Eiskörnchen bilden lassen, bevor kräftige Aufwinde ihre
Fahrt nach oben beschleunigen und sie gefährlich vergrößern. Die leichter gewordenen Körner könnten deshalb rascher herabfallen, unter der Wolke auftauen und
sich abregnen.
Denk mal an Elisabeth!
(2008)
"Wir verbinden eine Ära immer mit dem Namen eines Mannes", lautete einmal Joachim Egon Fürst zu Fürstenbergs
Antwort auf die Frage des ZEITmagazin, warum seine 1767 in Regensburg als Maria Elisabeth Alexandrina Augusta
Carolina Josepha Walburga Prinzessin von Thurn und Taxis geborene - ein vil edel magedin hätte sie vermutlich der Jäger und Sammler Joseph von Laßberg nach dem Vorbild der jungen Kriemhild genannt - und 54-jährig in Heiligenberg
gestorbene Ahnin Fürstin Elisabeth in der Familiengeschichte gar nicht gut wegkommen. Die Journalistin glaubte nämlich
beobachtet zu haben, dass Frauen allgemein in der Historie der Fürstenberger nicht zählten und dass die schon mit einunddreißig Jahren Witwe gewordene "Fürstin teutscher Frauen" (Laßberg) im Besonderen wahrscheinlich wegen ihres "bedenklichen Lebenswandels" und der " innigen Freundschaft", der Mesalliance mit Laßberg links liegen gelassen werde. Dabei gehöre ihr doch ein Denkmal gesetzt.
"Bis zu einem frohen Wiedersehen"·telegrafiert Max Egon II. Fürst zu Fürstenberg am 4. November 1908 von Donaueschingen aus dem österreichischen Grafen Rudolf Colloredo-Mannsfeld jun. und rät ihm, die "Kugelbüchse für jeden Fall"
mitzubringen, um so für die Treibjagden mit dem deutschen Kaiser Wilhelm II. im Unterhölzer Wald und am Amtenhauser Berg gerüstet zu sein.
Erstaunliche Vierzehnmal besucht der deutsche Kaiser Wilhelm II. Donaueschingen. Erstmals am 26. April 1900. Zeugnisse und Denkmäler seiner Visiten sind noch heute zu sehen: etwa der Brunnen mit der Jagdgöttin Diana (Mai 1904), das Donauquell-Tempelchen an der Brigach und - in den Fürstlich Fürstenbergischen Sammlungen - zahlreiche Trophäen. Sogar in der ehemaligen „Königlich-Bayerischen Hofgewehrfabrik" in München hängt ein kapitales Rothirsch-Geweih, ein 17-Ender oder ungerader Achtzehner, versehen mit dem Hinweis: ,,Erlegt von Kaiser Wilhelm II. im Jahr 1902 ".
Die Vermessung der Welt ist kompliziert. Einer hat neue Erkundungsinstrumente
entwickelt, ein anderer glaubt Urkunden entdeckt zu haben, die endgültig beweisen, was er schon immer verkündet hatte. Ständig werden scheinbar unumstößliche
Lehrsätze aus dem Schulunterricht - "Brigach und Breg bringen die Donau zuweg"
- neu gefasst oder grundsätzlich infrage gestellt. Für di e m eisten Erdkundigen etwa
war stets der Nil der längste Fluss der Erde, bis südamerikanische Geographen nachgemessen und ein Rinnsal ausgemacht hatten, das den Amazonas um 105 Kilometer verlängerte.
Die interessante und wie im Fall e unseres Geometers politisch bedeutsame
Frage, warum die Schweiz auf Kosten ihres italienischen Nachbarn größer wird,
beantworten eidgenössische Landestopographen folgendermaßen: Die gemeinsame
Grenze verschiebt sich dort bis zu 150 Metern, wo sie über Schneefelder und
ständig schmelzende Gletscher verläuft; sie verändert di e jeweiligen natürlichen
Wasserscheiden in Richtung Italien und verschafft so der Eidgenossenschaft einen
kleinen, aber messbaren Landzuwachs.