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Ludwig V. und seine Brüder
(2015)
Mit der Revolution von 1525 beginnt die Geschichte der deutschen Demokratie. Bei dem Historiker Peter Blickle, der die Bauernkriegsforschung auf neue Füße stellte, heißt es: „Die vorwaltende mittelalterliche Vorstellung, Herrschaft sei eine angeborene und gottgewollte Fähigkeit des Adels wurde substituiert […] durch die Überlegung, Herrschaft werde durch einen willentlichen Akt des politischen Zusammenschlusses konstituiert.“ Trotz seiner vernichtenden Niederlage hat sich der Aufstand des Gemeinen Mannes, den auch die Zeitgenossen schon verkürzend „Bauernkrieg“ nannten, tief in das deutsche Gedächtnis eingebrannt. Generationen von allgemein und regional Forschenden haben nicht nur Quellen gesichtet und narrative Zusammenhänge geprägt, sondern auch verschiedenartige Deutungen erarbeitet. Von Interesse könnte die Feststellung sein, dass zwei der bedeutendsten Bauernkriegshistoriker in Heidelberg waren: Günther Franz lehrte hier von 1935 bis 1937 Mittlere und Neuere Geschichte; obwohl er
sich nach 1945 von der NS-Ideologie nie lossagte, ist seine Forschungsleistung unbestritten. Max Steinmetz begann sein Studium 1932/33 in Heidelberg als NS-Student und schloss es 1940 in Freiburg mit einer Dissertation über Ludwig V. ab. Erst in sowjetischer Kriegsgefangenschaft wurde er zum Marxisten und später zum führenden DDR-Historiker des Bauernkriegs. Aber dieses forschungsgeschichtliche Panorama kann hier nicht eröffnet werden. Die Ereignisse des Jahres 1525 für Heidelberg darstellen zu wollen, erschiene ein müßiges Unterfangen. Heidelberg war 1525 keine ‚Zitadelle des Aufruhrs‘ wie 1968, sondern eine Zitadelle der Repression. Auf dem Schloss sammelten sich einige aus ihren Residenzen vertriebene Landesherren, und von hier aus startete der vernichtende Feldzug gegen die Bauernheere im Kraichgau, in Franken und in der Pfalz. In der Residenzstadt selbst blieb es äußerlich ruhig.
Als im November 2013 die Denkmaltopographie für den Stadtkreis Heidelberg (im Folgenden DT) mit ihren über 1200 Seiten in zwei Bänden herauskam, waren die ersten Reaktionen in der Presse, bei den öffentlichen Persönlichkeiten und im Bekanntenkreis sehr euphorisch: Soviel Neues an Geschichte, Beschreibungen und Deutungen des Wohnumfelds waren zu entdecken. Im privaten Kreis schlugen nach ein paar Wochen die Reaktionen um: Alle hatten nun einen oder mehrere Fehler gefunden, Widersprüche oder Lücken entdeckt. Viele Fragen erreichten uns. Der Geschichtsverein lud daraufhin zu einer Fachkonferenz Denkmaltopographie ein, die am 26. September 2014 in der Volkshochschule Heidelberg stattfand. Die Teilnahme war lebhaft, fast alle Stadtteile waren vertreten. In der Einladung waren Stellungnahmen zur Bewertung der Denkmaltopographie erbeten. Die Konferenz hatte einen ergiebigen Verlauf. Es gibt ein knappes Protokoll, ein paar Statements, E-Mails und den Auftrag an mich, einen Bericht zu schreiben. Der Tenor war sehr einhellig: Die DT wurde als wichtiges Hilfsmittel für die Stadtforschung begrüßt, im Detail fehlte es dann nicht an Kritik, Korrekturen und Fragen. Im Folgenden will ich meinem Auftrag gerecht werden, indem ich mich weitgehend auf solche Themen und Beispiele beschränke, mit denen ich selbst mich befasst habe. Darüber hinaus gilt mein Dank allen, die mit ihren Anregungen zur Diskussion beigetragen haben. Besonders hervorheben will ich die Beiträge von Georg Machauer zum Pfaffengrund, von Walter Petschan zu Wieblingen und von Tobias Städtler zu Ziegelhausen.