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Zwei „Fachwerkhochkaräter" stehen sich in der unteren Altstadtstraße an der
Einmündung der Kirchgasse gegenüber: das Baumann'sche Haus, das schönste
Fachwerkhaus des Kraichgaus, mit reich verziertem Renaissancefachwerk im
fränkischen Stil aus dem Jahr 1582 und das sog. ,,Bäckerhaus", das älteste bisher
bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Die dendrochronologische Untersuchung
verschiedener Holzproben im Labor der Universität Hohenheim hat ergeben, dass
letzteres 1412 errichtet wurde. Damit hat sie die bisherige Datierung der Hausforscher,
die auf Grund der Stilmerkmale von einer Bauzeit in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts ausgegangen sind, bestätigt.
Eine der ältesten Gastwirtschaften im
Kraichgau ist zweifellos das Gasthaus
„Zum Löwen“ in Richen. In einer Urkunde
aus dem Jahre 1456 verlieh Pfalzgraf Otto
I. von Pfalz-Mosbach dem Wirt Jörg Maurer
seine Herberge in Richen „mit Hofrait,
Scheuer, Stallung und Zubehör zu einem
rechten Erbe“ gegen einen jährlichen Erbzins von 5 römischen Gulden, der ihm und
seinen Erben am St. Martinstag zu entrichten sei. Mit seiner Einsetzung als Wirt
musste sich Jörg Maurer verpflichten, dass
er und seine Erben „beides, Häuser mit
Scheuer, Stallung, Hofraite mit allen Begriffen zu ewigen Zeiten in gutem Wesen und
Bau halten und jederzeit gerüstet sein sollten mit Wein, Hafer, Kost und jeglichem
Gesinde und anderem, dass die Gäste versehen werden und bestehen mögen“. Ferner war es ihm und seinen Erben untersagt,
das Anwesen aufzuteilen oder Teile zu veräußern. Als Gegenleistung gewährte Pfalzgraf Otto I. „als besondere Gnade“, Jörg
Maurer, seine Erben und Nachkommen als
Inhaber der Herberge von der Bede und
dem Frondienst zu befreien und mit Bau- und Brennholz aus den dem Dorf Richen
gehörenden Wäldern zu versorgen. Für
den Fall, dass einmal Jörg Maurer oder
seine Erben die vertraglichen Verpflichtungen nicht mehr erfüllen können, behielt sich
Pfalzgraf Otto I. das Recht vor, seine Heberge in Richen neu zu verleihen.
Eppingen gehört nachweislich zu den ältesten Stauferstädten Baden-Württembergs. Die früheste
urkundliche Erwähnung als civitas ist allerdings nicht im Original erhalten, sondern
nur in einer 1234 angefertigten Abschrift einer Urkunde Kaiser Friedrichs II., in der Eppingen
zusammen mit Sinsheim, Durlach, Ettlingen und Waibstadt bereits für das Jahr 1219 als
civitas erwähnt wird. Die vergleichende Analyse der darin geschilderten Vorgänge ergibt, dass
diese fünf Stauferstädte nicht erst durch Friedrich II., sondern bereits 1192 durch dessen Vater
Heinrich VI. Stadtrechte erhielten.
,,Heilbronner Land"
(2009)
Vor wenigen Jahren beschlossen Landkreis Heilbronn und Stadt Heilbronn, einen
gemeinsamen Touristikverband zu gründen. Dahinter steht die Überlegung, durch
diesen Zusammenschluss zweier politischer Einheiten eine wirkungsvollere Tourismuswerbung
betreiben zu können als vorher auf der Basis landschaftsbezogener
Werbung.
Die Gründung löste vor allem im westlichen Landkreis lebhafte Diskussionen aus.
Nicht wenige artikulierten ihre Empörung in Leserbriefen in der regionalen Presse.
Der Heimatverein Kraichgau hat sich bisher in diese Debatte nicht eingemischt,
obwohl er einige kritische Anmerkungen zu machen gehabt hätte. Er hielt sich
zurück, um die Stimmung nicht weiter aufzuheizen. Der vorliegende Band des
Kraichgau-Jahrbuchs ist die geeignete Plattform, die Bedenken darzustellen.
Der Kraichgau zählt nicht zu den klassischen Kirchenburgen- und Wehrkirchenlandschaften.
Als Hauptverbreitungsgebiete gelten allgemein Siebenbürgen, Kärnten,
Oberösterreich, die Thierache (Nordfrankreich), die Pyrenäen, das Rhonetal
und in Deutschland das Rheintal oder Franken. Wer heute durch den Kraichgau
fährt, stellt schnell fest, dass die meisten Kirchen in den letzten drei Jahrhunderten
gebaut wurden oder durch Erweiterung und Umbau ihr ursprüngliches Aussehen
stark verändert haben. Im badischen Teil des Kraichgaus wurden im 19. Jahrhundert
viele evangelische Kirchen in historisierendem Stil von dem badischen Baumeister
Friedrich Weinbrenner und seinen Schülern errichtet. In den katholischen
Gemeinden finden wir vielfach barocke Kirchen des 18. Jahrhunderts oder ebenfalls
Kirchen im historisierenden Stil um 1900. Bei diesen Neubauten auf dem Platz
der Vorgängerkirche oder bei Umbauten und Erweiterungen der alten Kirchen in
den letzten Jahrhunderten ist fast alles, was den heutigen Betrachtern an die einstige
Wehrhaftigkeit erinnern könnte, mehr oder weniger beseitigt worden. Nur im
südwestlichen Kraichgau, im Enzkreis, hat sich eine größere Anzahl an Kirchenburgen
und Wehrkirchen erhalten. Die besterhaltenen und daher bekanntesten unter
ihnen sind die evangelischen Kirchen in Lienzingen und in Dürrn. Über sie gibt
es auch zahlreiche Veröffentlichungen.