Filtern
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (19)
Gehört zur Bibliographie
- nein (19)
Schlagworte
- Villingen im Schwarzwald (12)
- Benediktiner (10)
- Gymnasium (9)
- Gerwig, Robert 〈1820-1885〉 (3)
- Kloster Sankt Georgen (2)
- Lumper, Gottfried 〈1747-1800〉 (2)
- Unterricht (2)
- Baar (1)
- Biografie (1)
- Collegium Sancti Hieronymi (1)
Zum Historiker wird jemand nicht schon durch Interessen oder Themen, sondern durch seine Methoden. Hermann Preiser kennt sich aus in der einschlägigen Fachliteratur, vor allem aber verfügt
er über einen umfassenden Einblick in die Quellen. Geschäftsreisen hat er nach Möglichkeit auch dazu genutzt, auswärtige Archive und Bibliotheken zu besuchen. Unzählige Stunden seiner Freizeit hat er an solchen Orten, in Pfarrhäusern
oder Museen zugebracht und hier Bücher exzerpiert oder eine Unmenge von Quellen abgeschrieben. Die Handschriften vergangener Jahrhunderte, Aufzeichnungen in altem Deutsch oder Latein waren für ihn kein Problem.
Besinnung und Aufbruch
(1999)
Unter den Benediktinerklöstern stellt St. Georgen eine Besonderheit dar. Obgleich in der Reformation aufgehoben, ging es als Institution nicht unter, sondern bestand von 1538 bis 1806 in der Stadt Villingen fort. Eine städtische Nachgeschichte ist
ungewöhnlich bei einem Orden, der ursprünglich der ländlich-adligen Sphäre zugehört. Für das Kloster wie für die Stadt sind jene annähernd 270 Jahre eine wichtige Epoche: St. Georgen entfaltete erst in ihr seine größte geistliche und künstlerische
Kraft; dadurch wurde seinerseits Villingen in Geistesleben wie Stadtbild nachhaltig geprägt
Im Protokoll des Schwenninger Kirchenkonvents
findet sich unter dem Datum des 6. Januar 1670
die folgende Eintragung:
Klag.
Verena Jerg Müllers fraw solle ihr kindt
nach Villingen zue den nonnen getragen haben
weilen es ein Je(r)ma[lichs] kindtlin seie.
Verantwortung
Gestehts, allein Viel weiber habens ihr gerathen,
Undt habe sie sich ihres kindts erbarmet; Sie wolle
es nimmer thun, Sie habe nit gewust, daß es so Viel
auff sich habe.
Das Gymnasium der Villinger Benediktiner wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründet und
entwickelte sich nach der Zusammenlegung mit dem Gymnasium der Franziskaner 1774 zu einer Schule mit
Ausstrahlung weit über die Stadt hinaus.
Vieles ist erforscht, manches liegt noch im Dunkeln. Um an die bedeutendste Bildungsstätte des alten Villingen
zu erinnern, sollen in diesem und in folgenden Jahresheften in loser Folge Streiflichter und Momentaufnahmen
aus ihrer Geschichte dargeboten werden.
Der Abt des „Gotteshauses” St. Georgen zu
Villingen stand unter Druck. Ihn beschäftigte
die neue einheitliche Ordnung für die höheren
Schulen, die die staatliche Obrigkeit in Wien
1764 erlassen hatte. Der Villinger Magistrat hatte
ihn am 2. Mai im Auftrag der vorderösterreichischen
Regierung in Freiburg von dieser „Instructio
pro scholis humanioribus” in Kenntnis gesetzt.1
Sie brachte zahlreiche Veränderungen mit sich:
neue Bücher mussten beschafft, der Fächerkanon
erweitert, das Prüfungswesen ausgebaut werden.
Fraglich war, ob er die Schulleitung behalten und
weiterhin Mönche als Professoren würde einsetzen
können.
Robert Gerwig aus Karlsruhe war nicht nur Bahnbauer, sondern auch Politiker. Als Abgeordneter im Landtag und im Reichstag kümmerte er sich um die wirtschaftliche Entwicklung und setzte sich dafür ein, dass das Reichstagsgebäude in der Form gebaut wurde, die wir kennen. In seinen Tätigkeitsfeldern antwortete er auf Herausforderungen der Zeit und nutzte den vorhandenen Gestaltungsspielraum. Insofern ist er Repräsentant seiner Epoche; in seinem Wirken werden Strukturen, Regeln, Konflikte und Denkweisen – die "politische Kultur" – Badens und des Kaiserreichs beispielhaft erkennbar.
Robert Gerwig ist als Erbauer der Schwarzwaldbahn berühmt. Aber es gibt noch
eine andere Seite in seiner Biografie: Der große Ingenieur war sein halbes Leben
lang auch politisch tätig. 1855–1857 und 1863–1873 vertrat er als nationalliberaler Abgeordneter den Wahlkreis Wolfach-Hornberg-Triberg-Furtwangen,
1875–1878 Pforzheim in der Zweiten Kammer des badischen Landtags, neun
Jahre saß er für den badischen Wahlkreis 2, der die Amtsbezirke Triberg, Villingen, Donaueschingen, Bonndorf und Engen umfasste, im Reichstag (1875–1884).
Er hatte also von 1875 bis 1878 sogar ein doppeltes Mandat im Landtag und im
Reichstag inne. In den Reichstag wurde er vier Mal gewählt: 1875, 1877, 1878
und 1881. Sein Wirken im nationalen Parlament und sein Bezug zum Wahlkreis,
die stets im Schatten seiner Bedeutung als Bahnbauer stehen, sollen im Folgenden
anhand der verfügbaren Quellen, vor allem der örtlichen Presse und der Verhandlungsprotokolle des Reichstags, erstmals ins Licht gerückt werden.
Wer baden geht, fliegt!
(2014)
Am 2. November 1766 erließ Abt Cölestin Wahl in feierlicher lateinischer Sprache eine umfangreiche Schulordnung. 1 Sie regelte das schulische wie private Leben der Schüler (auf die Form „Schülerin“ können wir verzichten, am Benediktinergymnasium wurden nur Jungen aufgenommen) und liest sich in Teilen wie eine Programmschrift zu Menschenbild und Erziehung im ausgehenden 18. Jahrhundert.
Robert Gerwig (1820 – 1885) ist in unserer
Gegend bekannt: Von der Bahnhofstraße in Villingen
zweigt die Gerwigstraße ab, in Hausach, St.
Georgen, Furtwangen und Singen gibt es Gerwigschulen,
vom Gerwigfelsen bietet sich der Dreibahnenblick,
2010 feierte das Gerwig-Musical in
Triberg Erfolge. In all diesen Erinnerungen spiegelt
sich sein Ruhm als Erbauer der Schwarzwaldbahn.
Weniger bekannt ist, dass der große Ingenieur
sein halbes Leben lang auch politisch tätig war.
1855 – 1857 und 1863 – 1873 vertrat er als nationalliberaler
Abgeordneter den Wahlkreis Wolfach-
Hornberg-Triberg-Furtwangen, 1875 – 1878 Pforzheim
in der Zweiten Kammer des badischen Landtags,
neun Jahre saß er für den badischen Wahlkreis
2, der die Amtsbezirke Triberg, Villingen,
Donaueschingen, Bonndorf und Engen umfasste,
im Reichstag (1875 – 1884). Dorthin wurde er vier
Mal gewählt, 1875, 1877, 1878 und 1881.
1669, als das schulische Engagement der Villinger
Benediktiner noch in den Anfängen steckte,
machte sich der Stadtpfarrer, Dekan und Notar
Dr. jur. Johann Heinrich Mötz zum Fürsprecher
der Eltern in seiner Gemeinde, die ihre Kinder
„sowohl in der Latinitet alß auch in der Music”
und in der „sibenten schuel und philosophia” bei
den „hochwürdigsten Herren Prälaten” unterrichten
lassen wollten. Er schrieb am 18. Oktober
einen Brief an Bürgermeister, Schultheiß und Rat
und forderte sie auf, dafür zu sorgen, dass die
Kosten des Schulbesuchs erträglich blieben. Mit
den genannten Stichwörtern umreißt Mötz das
ganze Programm eines Gymnasiums in damaliger
Zeit.
Die Anfänge des Villinger Benediktinergymnasiums
um die Mitte des 17. Jahrhunderts liegen
im Dunkeln. Erst unter Georg III. Gaisser (1685-
1690) sind Initiativen zum Ausbau von Kloster
und Schule deutlich sichtbar. Der Abt schilderte
dem Magistrat mehrfach die beengten Verhältnisse
und konnte 1687 mit der Stadt einen Vertrag über
den Neubau von Kirche und Konventsgebäude
samt Schule abschließen. In der Folge mussten
noch Einzelfragen geklärt werden. Am 16. Juni
1689 teilte er der Stadt mit, er habe „von deß
Herren Prälatens zu Zwifalten Hochwürde einen
Bawverständigen Patrem, so in dergleichen Sachen
schon vil Jahr practicirt“, zugewiesen bekommen.
Dieser habe ihm viele wertvolle Hinweise gegeben
und insbesondere einen Plan „zu einem Gymnasio“
mit den zugehörigen Nebengebäuden erstellt,
den er „den Herren Nachparen selbst unter die
Augen legen“ wolle.