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Zeugnis und Zeichen
(2011)
Wie gut, dass sich gleich um die Ecke ein Steinbruch fand, in dem man die Steine brach, die man in dem stillen Waldtal unweit der Hochburg brauchte; denn dort hatte - im Jahre 1161, also vor nunmehr 850 Jahren - Abt Hesso von Frienisberg bei Bern mit zunächst zwölf Mönchen ein Kloster gegründet. Sie nannten es »Porta Coeli«, Himmelspforte, oder auch Tennenbach nach dem Bach, der zwischen den Tannen verlief.
"Halb Kloster, halb Palast"
(2016)
Zwar waren es kaum zwei Jahre, die Bartholomä Herder – der 1774 in Rottweil geboren worden war – erst als Schüler, dann auch als Novize in St. Blasien verbrachte; aber sie haben ihn für immer geprägt. Das weithin bekannte, ja berühmte Kloster verfügte nicht nur über eine große Bibliothek, sondern auch über eine eigene Buchdruckerei und -binderei, deren Erzeugnisse in alle Lande gingen. In diese Welt trat Bartholomä selber ein, als er, nach manchen Umwegen, schon 1801 in Meersburg einen Verlag gründete, den er 1803 nach Freiburg verlegte; und als nach der Aufhebung von St. Blasien dessen Druckerei an die Universität Freiburg überging, hat Herder sie gepachtet, den Vertrieb der Werke übernommen und sich so „pietätvoll auch als Buchhändler noch in den Dienst des Erbes seiner Lehrer gestellt“. (In ähnlicher Weise setzten Joseph Kösel, der letzte Faktor des Klosters Kempten, und Franz Sales Benziger, der letzte Faktor des Klosters Einsiedeln, die Tradition in eigenen Verlagen fort.)
"Nicht mehr wie ein Mensch"
(2013)
Im Chorraum der Universitätskirche in Freiburg, die im Zweiten Weltkrieg ihre barocke Ausstattung verlor, steht seit nunmehr 25 Jahren ein übergroßer Kruzifixus, den der Schwarzwälder Bildhauer Franz Gutmann (geb. 1928) geschaffen hat: ein nach wie vor anstößiges, ja erschreckendes Werk. Dieser Kruzifixus, der insofern keiner ist, als ihm die Arme fehlen, weist gerade dadurch auf ältere Vorbilder hin; und das gewaltige Haupt erinnert mit seiner
Dornenkrone wohl kaum zufällig an Beispiele aus der spätmittelalterlichen Kunst am Oberrhein, namentlich an Nicolaus Gerhaert und an Matthias Grünewald (wobei diese Dornenkrone das Gesicht des Gottessohnes ebenso verbirgt wie sich Gott einst im Dornbusch verbarg). So stellt dieses ganz und gar moderne Werk gleichwohl viele Assoziationen her – auch an die Gottesmutter, der diese Kirche geweiht ist, und an die heiliggesprochene Edith Stein, Schwester Teresia Benedicta "a Cruce", nach der sich die hier beheimatete Hochschulgemeinde aus gutem Grund nennt.