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Es wird wohl so gewesen sein, wie es die — gewöhnlich gut informierte — Autorin beschrieben hat: „An einem hellen Maimorgen rollten die Reisewagen aus dem Rastatter Schloßhof, hinab zur Murg und über die Brücke und auf der Badener Straße weiter nach Süden. Die große Reise begann.“ Die Reise ging nach Rom, und die Reisende war die regierende Markgräfin Sibylla Augusta von Baden, die von ihrem ältesten Sohn, dem Erbprinzen Ludwig Georg, und von einigem Hofstaat begleitet wurde. Irgendwann in jenem Mai des Jahres 1719 kam sie an; in einem Auszug aus den Diarien des Papstes Clemens XI. heißt es, sie sei „venuta come pellegrina per visitare li santuarie di questa citta“. Das heißt, dass sie zumindest die sogenannten ,sieben Kirchen‘ besuchte und somit einer Tradition folgte, die der hl. Philipp Neri 1552 begründet und die Papst Sixtus V. mit seiner Bulle ,Egregi Populi Romani Pietas‘ 1586 bekräftigt und befestigt hatte.
Wenn der Zug am Hornberger Bahnhof hielt, dann stand schon Jakob, der Hausknecht vom „Bären", mit seinem einspännigen Omnibus bereit, um die Gäste mit ihrem Gepäck in Empfang zu nehmen; und dann fuhr er sie, laut mit der Peitsche knallend und im schnellsten Trab, über die Rathausbrücke vor den Haupteingang des Hotels, wo man sie erwartete. So war es
jedenfalls in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, und so wohl auch noch im Juli 1916. Da kam, wie es scheint, aus Frankfurt am Main die Sängerin Maria Calvelli-Adomo und vielleicht auch ihre Schwester Agathe, ebenfalls eine Sängerin; vielleicht auch ihr Ehemann Oscar Wiesengrund, ein vermögender Weinhändler; und ganz gewiss ihr einziges Kind, der Sohn Theodor.
Die Geschichte ist schon mehrmals erzählt worden, und sie soll, wenn überhaupt, hier nur in aller Kürze nacherzählt werden; nämlich die Geschichte von dem spanischen Priester Joseph von Calasanza und von denen, die sich im Jahre 1597 in Rom mit ihm zusammentaten, um arme Kinder zu unterrichten; und von dieser rasch wachsenden, sich auch rasch ausbreitenden Gemeinschaft, die 1617 zu einer Kongregation, 1621 zu einem Orden erhoben wurde – dem „Ordo Clericorum Regularium
Pauperum Matris Dei Scholarum Piarum“.
Und das ewige Licht ...
(2007)
Der Vater von Wilhelm Hausenstein stirbt früh; der Trauergottesdienst findet in Karlsruhe, in St. Stephan, statt. Auf den Sohn, der im evangelischen Glauben der Mutter aufgewachsen ist, macht dieser Raum und macht die ganze heilige Handlung einen tiefen Eindruck. „Am meisten aber berührt ihn das rubinrot glühende Licht der Ampel in der Kirche.“
Wilhelm Hausenstein und das Morgenland? Über diesen Titel, dieses Thema wird sich zunächst, und zu Recht, auch der wundern, der Hausenstein kennt – ihn, der doch ein durchaus abendländischer, ein westlicher Mensch war, der auch die Grenzen Westeuropas kaum je überschritt; eigentlich nur einmal, und erst spät, nämlich 1929, als er nach Jugoslawien reiste. Da erst ging ihm, wie er schrieb, „das Morgenland auf“.