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Über Heinrich Hansjakob, den man als einen Volksschriftsteller kennt, kann man geteilter Meinung sein; aber es läßt sich nicht leugnen, da[ss] er, als einer der ersten, die Lebensläufe der kleinen Leute niederschrieb, um die sich sonst keiner kümmerte, über die sonst keiner etwas wissen wollte. Einer von ihnen war Theodor Armbruster (1815-1898), der als Seifensieder und Holzhändler in Wolfach lebte. Und hinter ihm, den Hansjakob ins Zentrum einer eigenen Erzählung stellte, wird die alle und alles überragende Gestalt seines Vater sichtbar - die des Schiffers, d.h. Flößers Johann Armbruster (1786-1872), auch ,Jean' oder ,Schang' oder ,der starke Hans' genannt. Er war, wie Hansjakob berichtet, ,,wohl das angesehenste Haupt aller Schiffer im Kinzigtal, und wenn er nach Hasle kam und beim Frankfurterhans, seinem Schwager, vorfuhr, hatte alles Respekt, als ob ein Fürst käme. Er war aber auch ein Wald- und Holzfürst und ein kreuzbraver Mann alten Schlags". Seine größte Leistung bestand darin, daß er Flöße mit einer Länge von über 2.000 Fuß und einer Besatzung von 40 bis 50 Mann nach Holland hinunter steuerte, einmal sogar bei Nacht durch die Kölner Rheinbrücke hindurch, weil sich das Ungetüm nicht mehr rechtzeitig anhalten ließ. Hansjakob hat da Ereignis ausführlich nacherzählt.
Österreich war klösterreich, sagt ein altes Witzwort. Aber klösterreich, an Klöstern reich, war auch Deutschland, auch Baden, ja, auch die Ortenau - noch im Jahre 1800. Da gab es etwa die Benediktiner in Schwarzach, Schuttern, Gengenbach und Ettenheimmünster; die Benediktinerinnen in Frauenalb; die Zisterzienserinnen in Lichtenthal; die Prämonstratenser in
Allerheiligen; die Sepulcrinerinnen in Baden-Baden; die Franziskaner bei Baden-Baden, in Rastatt, Seelbach und Offenburg; die Kapuziner in Baden-Baden, Offenburg, Oppenau, Oberkirch und Mahlberg; die Augustinerinnen in Rastatt und Ottersweier; die Piaristen in Rastatt ... Und nur zehn Jahre später, 1810, waren alle diese Klöster untergegangen, aufgehoben, aufgelöst (oder doch, wenn auch nur in wenigen Fällen, in weltliche Institute umgewandelt worden). Es gab in diesem Lande keine Orden mehr, auf lange Zeit nicht mehr.
Wenn der Zug am Hornberger Bahnhof hielt, dann stand schon Jakob, der Hausknecht vom „Bären", mit seinem einspännigen Omnibus bereit, um die Gäste mit ihrem Gepäck in Empfang zu nehmen; und dann fuhr er sie, laut mit der Peitsche knallend und im schnellsten Trab, über die Rathausbrücke vor den Haupteingang des Hotels, wo man sie erwartete. So war es
jedenfalls in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg, und so wohl auch noch im Juli 1916. Da kam, wie es scheint, aus Frankfurt am Main die Sängerin Maria Calvelli-Adomo und vielleicht auch ihre Schwester Agathe, ebenfalls eine Sängerin; vielleicht auch ihr Ehemann Oscar Wiesengrund, ein vermögender Weinhändler; und ganz gewiss ihr einziges Kind, der Sohn Theodor.
Wenn Goethe in den Jahren 1770 und 1771 aus Straßburg nach Sessenheim kam, um seine geliebte Friederike zu besuchen, befuhr er mit ihr und anderen oft den Rhein, blieb dann auf einer der zahllosen Inseln und wäre gern noch länger geblieben, ,,hätten uns nicht die entsetzlichen Rheinschnaken nach einigen Stunden wieder weggetrieben. Über diese unerträgliche Störung einer der schönsten Lustpartien, wo sonst alles glückte, wo die Neigung der Liebenden mit dem guten Erfolge des Unternehmens nur zu wachsen schien, brach ich wirklich, als wir zu früh, ungeschickt und ungelegen nach Hause kamen, in Gegenwart des guten geistlichen Vaters, in gotteslästerliche Reden aus und versicherte, dass diese Schnaken allein mich von dem Gedanken abbringen könnten, als habe ein guter und weiser Gott die Welt erschaffen. Der alte fromme Herr wies mich dagegen ernstlich zur Ordnung und verständigte mich, dass diese Mücken und anderes Ungeziefer erst nach dem Falle unserer ersten Eltern entstanden, oder, wenn deren im Paradiese gewesen, daselbst nur angenehm gesummet und nicht gestochen hätten." So steht es in „Dichtung und Wahrheit", und es wird wohl die Wahrheit sein; denn auch Karl Julius Weber, der nicht viel später seine „Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen" schrieb,
nannte, nachdem er bei Rastatt am Rhein gewesen war, ,,die sogenannten Rheinschnaken eine wahre ägyptische Plage " und neigte dazu, sie „für lauter kleine Teufel zu halten".
Dass wir uns heute hier versammelt haben, hat einen guten Grund, zumindest einen Anlass, oder vielmehr einen doppelten: 125 Jahre sind vergangen, seit Wilhelm Hausenstein in Homberg im Schwarzwald geboren wurde, und 50 Jahre, seit er in München starb. Und wenn wir schon mit Zahlen spielen, dann müssen wir auch die beiden Daten, die wir feiern, genauer
betrachten, um die Zeitgenossenschaft dessen, den wir feiern, besser zu begreifen. Als er geboren wurde, 1882, wurden auch James Joyce, Jean Giraudoux, Georges Braque, Igor Strawinsky geboren; als er starb, 1957, starben auch Alfred Döblin, Valery Larbaud, Curzio Malaparte, Constantin Brancusi, Henry van de Velde, Arturo Toscanini, Jan Sibelius. So also hießen die Zeitgenossen; und die Zeit hieß - in Deutschland - Zweites Kaiserreich, Erster Weltkrieg, Weimarer Republik, Drittes Reich, Zweiter Weltkrieg, Bundesrepublik. Es waren 75 Jahre, nicht viele; aber sie hatten es in sich.
Die guten Schwestern
(2009)
Wir hier in Rastatt erinnern uns doch noch gut an die guten Schwestern: an Adelaria, Aldrich, Bruno, Christa, Dionysia, Ida, Johannita, Luisiana - oder etwa nicht? Sie hießen „Niederbronner Schwestern" nach ihrem Mutterhaus im Elsaß, oder „Bühler Schwestern" nach dem Mutterhaus ihrer badisch-hessischen Provinz, oder „Schwestern vom Allerheiligsten Heiland", wohnten im Marienhaus in der Engelstraße und wirkten in der Nähschule und der häuslichen Krankenpflege; ihre Mitschwestern vom selben Orden führten das Waisenhaus am Leopoldring und den Kindergarten am Rohrersteg. Und es gab auch noch die „Schwestern vom heiligen Vinzenz von Paul" oder „Vinzentinerinnen" mit ihren großen weißen Flügelhauben, die im Konvikt, im Altersheim, im Krankenhaus und im Kindergarten in der Engelstraße tätig waren. Und es gab die „Schwestern vom Guten Hirten", die sich im Maria-Viktoria-Stift um schwererziehbare Mädchen kümmerten. Aber jetzt gibt es in Rastatt gar keine Schwestern mehr; und auch in den anderen Städten und Dörfern in der Ortenau, zu deren Bild sie einst gehörten, sieht man sie nicht mehr.
Da steht er nun, der Stier
(2010)
Da steht er nun, der Stier, vielmehr: er stürzt, fällt, bricht zusammen, so wie es die Legende erzählt. Denn in ihr heißt es, dass sich die fünf am Korker Wald beteiligten Dörfer einst nicht einigen konnten, weil sie nicht wussten, wo die Grenzen eben dieses Waldes lagen. „Also rufft jederman gott an, daz irgen ein from mensch erschine, daz anweisunge gebe, wie die Dinge zu vertragen werent. Also gab ein erbar person den rat, man sollt nehmen ein Wucherrint, das ein pfor [Farren, Stier] were, daz soll fünft jar alt sin und sol es instelen, daz es weder sonn noch monne in jar und tag nit sehe. Ist geschehen und uff dem Rindschedel [Gewann bei Zierolshofen] erzogen worden."
Und das ewige Licht ...
(2007)
Der Vater von Wilhelm Hausenstein stirbt früh; der Trauergottesdienst findet in Karlsruhe, in St. Stephan, statt. Auf den Sohn, der im evangelischen Glauben der Mutter aufgewachsen ist, macht dieser Raum und macht die ganze heilige Handlung einen tiefen Eindruck. „Am meisten aber berührt ihn das rubinrot glühende Licht der Ampel in der Kirche.“
Auch nach 1933 war, wenigstens in Deutschland, nichts mehr so, wie es vorher gewesen war. Zahllose Lebensläufe, auch
bisher geradlinige, bogen plötzlich in andere Richtungen ab, brachen ab, verloren sich im Ungefähren und, im Ungewissen. Menschen tauchten unter, oder auch erst auf. Das Leben ging zwar weiter, aber wie?
Aus der langen Reihe von Büchern, die Wilhelm Hausenstein schrieb, sticht das eine, um das es hier geht, unübersehbar hervor; oder sollte man sagen, dass es aus der Reihe fällt? Dennoch, oder eben deshalb, ist es so oft wie kein anderes nach
seiner ersten Veröffentlichung, 1948 bei Karl Alber, immer wieder neu aufgelegt worden: 1958 bei Herder, 1976 im Süddeutschen Verlag, 1980 im Deutschen Taschenbuch-Verlag. Das Buch heißt: „Die Masken des Komikers Karl Valentin“. Ihm war, 1932 bei Knorr & Hirth, schon „Das Karl Valentin Buch“ vorausgegangen, als „Erstes und einziges Bilderbuch von Karl
Valentin, über ihn und Lisl [sic] Karlstadt, mit Vorwort und ernsthafter Lebensbeschreibung und Bildunterschriften von ihm selbst, sowie zwei Aufsätzen von Tim Klein und Wilhelm Hausenstein“. Und nun, 2019, ist es noch einmal erschienen,
bei Schirmer/Mosel, schöner als je zuvor.
„Unser Anteil am Westen“
(2019)
Am Ende seines Lebens konnte Wilhelm Hausenstein, der 1882 in Hornberg geboren worden war, von sich sagen, er habe „seit Kindesbeinen von meiner schwarzwäldischen Heimat her immer nach dem Elsaß auf die natürlichste und nächste Weise hinübergelebt“. Der Blick ging talabwärts, den Bächen und Flüssen nach, hin zum Rhein, ins Offene, Weite. Und nicht von ungefähr folgte dieser Blick dem Weg, den einst die Flößer genommen hatten, unter ihnen einer der Urgroßväter Hausensteins, der legendäre Johann Armbruster aus Wolfach. Er folgte zugleich der alten Poststraße, die von jeher Wien mit Paris verband. – Dagegen hat Hausenstein „oft erzählt, wie die Hornberger Schulbuben zur nahegelegenen Staatsgrenze, nach Schramberg zu, hinaufstiegen und den jenseits vermuteten württembergischen Bundesbrüdern ins Blaue hinein Beschimpfungen zuriefen“. Es war klar, wem die Sympathien galten, und wem nicht.
Hans Jacob Christoffel von Grimmelshausen ging als Autor des „Simplicissimus“ in das allgemeine Bewusstsein ein; sein sonstiges, umfangreiches Werk ist dagegen weithin in Vergessenheit geraten. (Eine der wenigen Ausnahmen stellt die von Bertolt Brecht wieder aufgegriffene „Landstörzerin Courasche“ dar.) Dabei wäre da und dort noch manches zu entdecken. Im letzten Band der Gesamtausgabe, und in ihm fast an letzter Stelle, findet sich ein im Jahre 1667 erstmals erschienener „Anhang / Etlicher wunderlicher Antiquitäten / so der fliegende Wandersmann zeit seiner wehrenden Reiß / in einer abgelegenen Vestung an dem Meer gelegen / und von den Türcken bewohnet / gesehen und verzeichnet“. Anders als die eigentliche Erzählung vom Wandersmann, die aus dem Französischen übersetzt wurde, scheint dieser Anhang von Grimmelshausen selber zu stammen (der in jenem Jahr erst als Wirt „Zum Silbernen Sternen“ in Gaisbach bei Oberkirch und dann als Schultheiß in Renchen amtierte). In ihm kritisiert er auf nahezu beispiellose Weise den zu seiner Zeit florierenden Reliquienkult: indem er ihn lächerlich macht.
Sein Herz aber blieb am See
(2013)
Konrad (erst später: Conrad) Gröber [1]
wurde am 1. April 1872 in Meßkirch geboren; der Vater war Schreiner, und alles deutete darauf hin, dass der Sohn in seine Fußstapfen treten würde. Dieser aber wollte höher hinaus, hatte offenbar nicht nur den Zug,
sondern auch das Zeug dazu, und nachdem der gleichnamige Onkel, der als Pfarrer in
Wieden im Schwarzwald amtierte, ein gutes Wort eingelegt und einen Zuschuss zugesagt
hatte, wurde beschlossen, ihn auf eine höhere Schule zu schicken. Also kam im Jahre
1884 der kleine Konrad nach Konstanz, wo der heilige Konrad, sein Namenspatron, gelebt und gewirkt hatte, und dann sogar noch ins Konradihaus, dessen Zöglinge das örtliche Gymnasium besuchten. Und hier gingen ihm die Augen auf.
Mensch oder Mechanismus?
(2003)
Jerome K. Jerome (1859-1927) ist nicht mehr sehr bekannt; und wenn ihn noch jemand kennt, dann als den. Autor eines Buches, das 1889 erstmals erschien, und seither immer wieder; eines Buches, das „Three Men in a Boat" heißt und in dem nicht viel geschieht, abgesehen davon, dass drei Freunde - und ein Hund - in einem Boot die Themse hinaufrudern, nur ein paar Meilen weit. Doch auch auf einer solchen Fahrt kann allerhand geschehen, und so konnte dieses Buch, das sie beschreibt, zu einem der witzigsten der Weltliteratur werden.
Keine Spur?
(2001)
Das letzte Wort in dem letzten Buch, das Marie Luise Kaschnitz schrieb, war: Spur. „Ich gehe immer weiter, weiter nach Osten, und meine Füße hinterlassen keine Spur.“ Was sie beschrieb, war, wie so oft, ein Traum - in Wirklichkeit hat sie sehr wohl eine Spur hinterlassen, nämlich ein Werk, und zwar gar kein kleines, schmales: Gedichte, Erzählungen, Romane,
Hörspiele und die tagebuchartige Prosa, die sie am Ende am liebsten schrieb; insgesamt rund 30 Bücher. Ein großes Werk also, aber auch ein einheitliches, d. h. eines, das durch thematische Klammern zusammengehalten wird; und eine von ihnen, ja sogar eine von den stärksten, ist die autobiographische. Schon 1961 hat Horst Bienek in einem seiner sogenannten Werkstattgespräche gefragt, ob „das Werk eines Schriftstellers [...] ohne autobiographische Elemente denkbar“ sei; und Marie Luise Kaschnitz hat geantwortet: „Ich glaube, dass niemand ohne eigene Erfahrungen zu verwenden schreiben kann. Es müssen aber nicht immer ausgewachsene Erlebnisse sein. Es können Keime von Erlebnissen sein, auch Keime von Anlagen und Ansichten, die man in sich trägt und die man dann literarisch entwickelt, Möglichkeiten also, die im eigenen Leben vielleicht niemals zur Entfaltung kommen. Je reicher ein Schriftsteller ist, desto größer sind seine eigenen derartige
Möglichkeiten, also das, was man seine Phantasie nennt. Ich bin in dieser Beziehung nicht besonders begabt.“
Jemand, der malt
(2001)
Jemand, der malt, spricht in Bildern, also in Farben, Formen und Figuren; ihnen mit Worten zu entsprechen fällt dem, der schreibt, schwer. Denn die Worte dürfen sich nicht vor die Bilder stellen oder gar an deren Stelle treten wollen (was aber leider oft geschieht); sie müssen den Weg beschreiben, der zu ihnen hin und in sie hinein führt, und dann verstummen. Wer sie gehört oder gelesen hat, darf sie auch wieder vergessen - sobald er zu sehen beginnt. Dazu sind sie da, und sonst zu nichts.
Wenn einer - nicht irgendeiner, sondern ein Besonderer - sein sechzigstes Lebensjahr vollendet hat, dann kann man sich ein Bild, kann man ein Bild von ihm machen; zumal wenn er selber immer wieder Bilder von Menschen gemacht hat. Aber kann man auch dem Anspruch genügen, dem er selber immer genügt, und den kein anderer als der alte Hegel formulierte? Von einem vollkommenen Porträt müsse man, wie Hegel meinte, sagen können, es sei „gleichsam getroffener, dem Individuum
ähnlicher als das wirkliche Individuum selbst“. Der Porträtist, um den es hier geht, ist, wie gesagt, diesem Anspruch immer gerecht geworden . Der Porträtist des Porträtisten aber, der nur Worte und oft auch keine hat, ist sich seiner Sache nicht so sicher. Klaus Ringwald wurde am 6. August 1939 in Schonach im Schwarzwald geboren. Dort ging er auch zur Schule, zur sogenannten Volksschule, und begann dann in Triberg eine Lehre als Schnitzer, die er, noch nicht 17 Jahre alt, mit der Prüfung zum Gesellen abschloß. Als solcher arbeitete er erst einmal weiter, ging aber mit 21 Jahren an die Kunstschule Wolkenstein im Grödnertal, in Südtirol. Über München, wo er zwei Jahre lang bei Prof. Karl Baur (1881-1968) mitarbeitete, kam er nach Nürnberg zu Prof. Hans Wimmer (1907-1992), dessen Schüler, dann sogar Meisterschüler er wurde. Das waren wieder vier und nochmals zwei Jahre.
Bemerkungen über den Salm
(2000)
„Das Einhorn lebt von Ort zu Ort/nur noch als Wirtshaus fort.“ Was Christian Morgenstern vom Einhorn sagte, hätte er auch vom Salm sagen können; nur daß es diesen (anders als jenes) wahrhaftig gab und sogar noch gibt; nur eben nicht mehr dort, wo die Wirtshäuser noch seinen Namen tragen. Nach dem Salm nennen oder nannten sich Wirtschaften in Karlsruhe, in Rastatt und Rotenfels, in Baden-Baden, in Lichtenau, in Offenburg, Zunsweier und Wolfach, in Friesenheim, Ettenheim und Herbolzheim, in Weil, Laufenburg, Jestetten und anderswo wohl auch. Aber dort, wo diese Orte liegen, also am Rhein
und an seinen Nebenflüssen, denen die Aufzählung in aufsteigender Linie folgte - dort gibt es schon lange keine Salme mehr.
Von Baden nach Amerika
(2003)
Das Leben, dessen Lauf hier nachgezeichnet wird, ist beispiellos, ja fast bizarr zu nennen; in ihm traf zusammen, was sonst nie zusammentrifft. Aber zugleich ist es auch beispielhaft für die vielen Biographien derer, die, mit wenig mehr als Gottvertrauen ausgerüstet, im 19. Jahrhundert ihre badische Heimat verließen, um in Amerika eine neue zu suchen; und die nur auf diese Weise den geistlichen Beruf ergreifen konnten, den sie erstrebten — oder denen nur dadurch, dass sie ihn ergriffen, die Ausreise gelang. Von vielen ist nur wenig oder nichts bekannt; aber die Geschichte des Joseph Albrecht handelt auch von ihnen, indem sie die Schwierigkeiten zeigt, die auch sie bewältigen mussten, und die sie oft besser bewältigten als er es tat.
Die sogenannte ,Beuroner Kunstschule‘ lebt, wie es scheint, nur noch in ihren Werken weiter; doch noch immer läßt sich nicht endgültig sagen, was an ihnen ist, was von ihnen bleibt. Schon Joris Karl Huysmans, gewiß ein großer Kenner, dem sie im fernen Paris vor Augen kamen, fand, daß sie „bei all den banalen und schwachen Stellen, den zu vielen geschmacklosen und aufdringlichen Einzelheiten (...) merkwürdige und starke Momente“ hätten, daß sie ausnahmslos eine „fast beredte Sprache“ sprächen, ja daß aus ihnen ein „Strahl echter Glaubensinbrunst“ dringe.