020 Bibliotheks- und Informationswissenschaften
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Drei Wiborada-Handschriften
(1976)
„Sie pflegte auch einigen sehr ehrwürdigen Vätern in diesem Kloster zur
Umhüllung der Bände der heiligen Bücher mit eigenen Händen schöne Tücher
zu weben "- auf so kunstvolle und persönliche Art trat die junge, vornehme
und fromme Wiberat um die Wende vom IX. zum X. Jahrhundert in Verbindung
mit dem Kloster St. Gallen, bei dem sie am 1. Mai 926 als Rekluse und
Martyrin des Ungarneinfalls gestorben ist. Bücher sind ihr teuer gewesen und
in Büchern lebte ihr Andenken fort und verbreitete sich weit über St. Gallen
hinaus in Schwabens Klosterlandschaft, während der Wiboradakult nur in bescheidenem
Maß an der Stelle gepflegt wurde, wo sie zuletzt inkludiert war,
und wo fast das ganze Mittelalter hindurch in ihrer Nachfolge Reklusen
lebten: auf dem Hügel der Magnus-Kirche unweit des Stifts, jetzt einem
Teil der Altstadt von St. Gallen.
Die Wiedereröffnung der Schlettstädter Humanistenbibliothek (Bibliothèque Humaniste de
Sélestat) im Juni 2018 nach vierjähriger Schließung war ein Ereignis, das weit über das Elsass
hinaus Beachtung fand. In der vom französischen Architekten Rudy Ricciotti (Schöpfer des
Musée des Civilisations de l’Europe et de la Méditerranée 2013) einfühlsam umgestalteten
Architektur wird die Büchersammlung des Humanisten Beatus Rhenanus, eines Freundes von
Erasmus von Rotterdam, zu neuem Leben erweckt. Die von der UNESCO in die Liste des Weltdokumentenerbes
aufgenommene Sammlung ist jetzt dank einer innovativen Museographie
einem breiten Publikum zugänglich. Die Schlettstädter Humanistenbibliothek, die gleichzeitig
Museum ist, bezeugt die außergewöhnliche intellektuelle Fruchtbarkeit des oberrheinischen
Humanismus im 15. und 16. Jahrhundert, für den das kleine Schlettstadt zu einem Brennpunkt
mit enormer Ausstrahlungskraft wurde.
Das Stadtarchiv Karlsruhe konnte am 10. Juli 2010 seinen 125. Geburtstag mit einem Festakt und der Herausgabe einer Festschrift »Stadtarchiv Karlsruhe. Gedächtnis der Stadt« feiern. Vor rund 200 Gästen ging Oberbürgermeister Heinz Fenrich zunächst auf die Geschichte des Archivs ein und betonte, dass zu einer Zeit, in der sich die Städte in Deutschland im Zuge der kommunalen Daseinsvorsorge intensiv um den Aufbau einer leistungsfähigen Infrastruktur kümmerten, in Karlsruhe das Stadtarchiv als wichtiger Beitrag dazugehörte.
Stadtbibliothek Karlsruhe
(2015)
Als der Karlsruher Bürgerausschuss und der Stadtrat am 30. Juni 1921 die Gründung einer städtischen Bücherei und Lesehalle beschlossen, taten sie dies in dem Bewusstsein, dass die öffentlichen Büchereien unter den kulturellen
Einrichtungen der Stadt »immer einen wichtigen Platz« eingenommen hatten. Es entspreche gerade in einer Zeit, »in der nach dem äußeren politischen Zusammenbruch ein Sehnen nach seelischer Einkehr und geistiger Vertiefung weite Kreise erfasst hat« einem kulturellen Bedürfnis, dass eine solche Einrichtung eine Lücke in Karlsruhe fülle, die von den bestehenden öffentlichen Bibliotheken gelassen werde. Die größte von diesen, die Badische Landesbibliothek, diene in erster Linie dem Bedürfnis gelehrter Kreise, das Landesgewerbeamt halte in seiner Bücherei vorwiegend technische und gewerbliche Werke
vor, die Technische Hochschule stelle den Studenten Fachliteratur zur Verfügung. Die städtische Bücherei solle sich deshalb an das »Volk in weitestem Sinne« wenden und eine »Sammlung guten Schrifttums unterhaltenden und belehrenden Inhalts
[…] zu größtmöglicher Benutzbarkeit frei und leicht zugänglich« machen.
Am 25. August 2018 luden die Erinnerungsstätte Ständehaus und die Stadtbibliothek Karlsruhe
zu einem »Fest für Alle« in das Neue Ständehaus ein. Dieses war 25 Jahre und drei Tage
zuvor am 22. August 1993 auf dem Restareal des 1944 bei einem Luft angriff schwer getroffenen
ersten Deutschen Parlamentsgebäudes eingeweiht worden. Zur Geschichte des Neuen Ständehauses
hatte das Stadtarchiv die kleine Ausstellung »25 Jahre Neues Ständehaus. Fotos und
Fakten« zusammengestellt. Die Besucherinnen und Besucher erwartete den ganzen Tag über
ein buntes Programm. Im Ständehaussaal sprachen der Karlsruher Oberbürgermeister Dr.
Frank Mentrup, die Leiterin der Stadtbibliothek Andrea Krieg und Dr. Ernst Otto Bräunche,
Leiter von Stadtarchiv & Historische Museen Karlsruhe unter dem Motto »Vergangenheit trifft
Gegenwart für die Zukunft« über 25 Jahre Neues Ständehaus. Die folgenden Ausführungen
orientieren sich an dem Trialog im gut besuchten Ständehaussaal.
Der 1870 in Karlsruhe geborene, bekannte Schriftsteller, Anarchist und Pazifist Gustav Landauer hatte sich nach dem Ausbruch der Novemberrevolution 1918 auf Einladung des neuen Ministerpräsidenten Kurt Eisner nach München begeben, um aktiv an der Umgestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Am 26. Februar 1919 hielt er die Totenrede auf seinen, von einem Rechtsextremisten ermordeten Freund Eisner und war vom 7. bis 16. April als Volksbeauftragter für Volksaufklärung Mitglied der Münchner Räteregierung, trat dann jedoch aus Protest gegen die zunehmende Dominanz der Kommunisten von allen Ämtern zurück. Während der Niederschlagung der Räterepublik durch Regierungstruppen wurde er am 1. Mai in Großhadern im Hause der Witwe Eisners verhaftet und am 2. Mai 1919 im Gefängnis Stadelheim von einer aufgebrachten Soldatenmenge brutal ermordet. Bei der Darstellung dieses Verbrechens stützte sich die historische Forschung bisher auf eher indirekte Quellen: damalige Zeitungsberichte, einen Brief Ernst Tollers an Maximilian Harden von 1920 sowie in erster Linie auf eine Denkschrift des bayerischen Justizministeriums vom Oktober 1922, deren Inhalt der Publizist und Pazifist Emil Julius Gumbel 1924 herausgab. Für die Landauer-Forschung hat Ulrich Linse 1974 verdienstvoll die einschlägigen Dokumente zusammengestellt. In der neuen großen Landauer-Biographie von Tilman Leder aus dem Jahr 2014 ist der bisherige Kenntnisstand souverän ausgebreitet und erläutert worden.
Mittelalterliche Handschriften aus der Bibliothek des Benediktinerklosters St. Georgen in Villingen
(2008)
Bildung und Kultur in Deutschland stehen neuerdings zum Verkauf. Im „Kulturgüterstreit“
(„Handschriftenstreit“) zwischen der Badischen
Landesbibliothek in Karlsruhe und der baden-württembergischen Landesregierung um eine eventuelle Veräußerung von Handschriften hat die
Politik wieder einmal jegliches Fingerspitzengefühl
vermissen lassen. Ein Verkauf der Handschriften
scheint als Folge des nationalen und internationalen Protestes zwar abgewendet, doch ist weiterhin
Misstrauen gegenüber solchen politischen Entscheidungen angebracht. Auch Handschriften des
ehemaligen Klosters St. Georgen im Schwarzwald
bzw. des frühneuzeitlichen Benediktinerklosters in
Villingen wären von einem Verkauf betroffen gewesen. Das Folgende will daher nachdrücklich aufmerksam machen auf die mittelalterlichen Codices
einer Klosterbibliothek, die vom 17. bis zu Beginn
des 19. Jahrhunderts in Villingen beheimatet war.
Eine ebenso banale wie wahre Erkenntnis der Geschichtsforschung lautet, dass
man nur das über die Vergangenheit wissen oder wenigstens vermuten kann, worüber sich Nachrichten oder materielle Belege erhalten haben. Friedrich Schiller
zeichnete das Bild der Weltgeschichte als einen breiten Strom, der in Finsternis
unkenntlich dahinfließt - bis auf einige kleine Wellenkämme, die hier und da im
Mondlicht aufblitzen. Weite Bereiche vergangener Realität bleiben für immer
unerahnt, es sei denn, ein Quellehen beginnt unvermutet irgendwo zu tröpfeln.
Die Geschichte des abendländischen Bibliothekswesens im Mittelalter und in
der Frühen Neuzeit behandelt, auf guter Quellengrundlage, ausschließlich die
Büchersammlungen von Klöstern, Universitäten, reichsstädtischen Ratsgremien
und Landesfürsten. Doch auch außerhalb dieser kulturellen Zentren, in durchschnittlichen württembergischen Bauerndörfern gab es bereits vor der Reformation Bibliotheken und eine, modern ausgedrückt, verbreitete Nutzung des Kommunikationsmittels »Buch«, wie ein seltenes Zeugnis aus Eglosheim ausweist. Das
Besondere dabei ist, dass die Umstände so gewöhnlich sind.
Kirche und Kleinstadt
(2015)
Das gotische Liebfrauenmünster in der westlichen Altstadt von Neuenburg am Rhein stürzte 1497 ein, als der Fluss, der schon seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts an dem Steilufer nagte, dieses endgültig untergrub und so Kirche, Rat- und Salzhaus sowie die Schule verschwinden ließ. Nur der Münsterturm blieb lange als stummer Zeuge stehen, bevor auch er den Stadtzerstörungen durch Menschenhand zum Opfer fiel. Dreißigjähriger Krieg und Spanischer Erbfolgekrieg sowie die Europäischen Bruderkriege des 20. Jahrhunderts haben, was immer die Bewohner der Stadt Neuenburg wiederaufgebaut hatten, grundlegend zerstört. Doch jedes Mal waren die Fluchtkisten gepackt und so haben die 417 Urkunden des Pfarrarchivs Neuenburg am Rhein bis heute überdauert, werden sie doch inzwischen als Depositum in dem Erzbischöflichen Archiv Freiburg im Breisgau verwahrt.
Das Handbuch der historischen Buchbestände in Deutschland verzeichnet unter dem Stichwort Überlingen die Leopold-Sophien-Bibliothek. Ihr Grundstock ist die 1832 erfolgte Stiftung des Stadtpfarrers und Dekans Franz Sales Wocheler (1778–1848). Durch sie wurde die im Jahr 1553 erstmals erwähnte reichsstädtische Ratsbibliothek mit ungefähr 10.000 Bänden aus seiner Privatbibliothek vermehrt. Wie vielerorts, war auch in der Stadt am Bodensee die Ratsbibliothek teils aus der alten Pfarrkirchenbibliothek hervorgegangen.
Baden-Württemberg
(2013)
In Baden-Württemberg sind die Badische Landesbibliothek in Karlsruhe und die
Württembergische Landesbibliothek in Stuttgart mit dem Pflichtexemplarrecht
ausgestattet. Wie schon für gedruckte Pflichtexemplare gibt es auch für elektronische Pflichtexemplare zwei Rechtsgrundlagen:
Zum einen gilt für die Abgabe amtlicher Veröffentlichungen der Erlass der
Landesregierung vom 9.10.2006, ergänzt durch den Mustererlass der KMK vom
5.7.2007. Zum anderen regelt eine Änderung des Pflichtexemplargesetzes, gültig
ab dem 1.1.2007, die Abgabe digitaler Publikationen aus öffentlichen Netzen.
Innerhalb eines Haushaltsstrukturgesetzes wurde mit Artikel 5 das baden-württembergische Pflichtexemplarrecht auf Netzpublikationen wie folgt ausgeweitet:
„Für digitale Publikationen gelten die Vorschriften dieses Gesetzes entsprechend.
Digitale Publikationen sind Medienwerke in unkörperlicher Form, die in öffentliche Netzen dargestellt werden.“
Das Stadtarchiv Eppingen
(2010)
Das Stadtarchiv verwahrt die amtliche kommunale Überlieferung der Stadt Eppingen
und der eingemeindeten Orte Adelshofen,
Elsenz, Kleingartach, Mühlbach, Richen
und Rohrbach. Die Bestände gehen bis in
das Jahr 1303 zurück.
Daneben werden weitere Quellen zur Ortsgeschichte aufbewahrt und gesammelt;
dazu gehören Nachlässe, Zeitungen, Zeitschriften, Videos, CD-ROM, Fotos und Plakate.
In der Archivbibliothek werden wichtige Literatur zur Geschichte der Stadt und ihrer
Ortsteile sowie wissenschaftliche Handbücher zur Erschließung der Bestände gesammelt.
Die Verankerung des Ersten Weltkrieges im kollektiven Gedächtnis begann nicht erst anlässlich späterer Gedenktage an dieses Ereignis, sondern bereits unmittelbar nach Kriegsausbruch: Öffentliche und staatliche Einrichtungen sowie Privatpersonen versuchten, den Krieg mit Hilfe aller erreichbaren Dokumente umfassend für künftige Generationen in sog. Kriegssammlungen zu dokumentieren und Kriegsteilnehmern wie Zeitgenossen ein Denkmal zu setzen. Dem Vorbild der Königlichen Bibliothek zu Berlin folgten zahlreiche deutsche Bibliotheken, unter ihnen auch die Universitätsbibliothek Freiburg, die über eine außerordentlich interessante Weltkriegssammlung im Umfang von etwa 5000 Dokumenten verfügt.
Thesaurus Librorum
(2013)
Die Begegnung mit der europäischen Buchkultur in repräsentativen Ausstellungen ist eine Möglichkeit, die eigenen Wurzeln in der Geschichte zu erkennen. Angehörige anderer Kulturkreise, die solche Angebote annehmen, sehen darin eine Möglichkeit, die Identität der Europäer zu verstehen, wie sie in Bild und Sprache gewachsen ist. Begegnungen dieser Art werden deshalb von nationalen und europäischen Einrichtungen angeregt, von öffentlichen und privaten Sponsoren gefördert und in einem respektablen Maß von interessierten Mitbürgern begeistert aufgenommen. Initiatoren, Ideengeber und Veranstalter machen ihre Erfolgsbilanz dabei nachhaltig öffentlich, wie das Beispiel der Dokumentation der Ausstellung „Pracht auf Pergament - Schätze der Buchmalerei von 780 bis 1180“ beweist. Ein sehr sorgfältig gestalteter, reich bebilderter Katalog sorgt für eine zusätzliche Breitenwirkung, nutzt Vorbilder und dient der Wissenschaft als Fundus, um weitere Projekte dieser Art in jeweils aktualisierter Präsentationsmethode (Audioguides, Digitalisate, 3D- Technik) voranzubringen. Fragestellungen zur Bildungsgeschichte aus Mittelalter und früher Neuzeit können an realen Objekten illuminierter Handschriften, aber auch unter dem Blickwinkel des frühen Buchdrucks neben dem wissenschaftlichen Nachwuchs auch eine breite Öffentlichkeit ansprechen. Unabhängig von einer aktuellen Ausstellung bietet sich für Interessenten ein Besuch der zentral gelegenen Bibliothèque du Grand Séminaire de Strasbourg (Priesterseminar) als schönes Beispiel der Pflege hochwertigen und zeitlosen Kulturguts an.
Die Geschichte der Hexen und ihrer Verfolger gehört zu den Themen, die zu jeder Zeit Aufmerksamkeit erregen. Mythen haben sich gebildet und schreckliche Bilder in die Vorstellungswelt der zeitgenössischen Menschen eingeprägt. Die heutige Hexenforschung bemüht sich, die tatsächlichen Geschehnisse zu analysieren und zu vermitteln. Dazu können die Oppenauer Hexenakten einen nützlichen Beitrag leisten. Haben doch diese Originalaufzeichnungen den 30-jährigen Krieg, viele politische und kriegerische Ereignisse und nicht zuletzt die beiden Weltkriege mit der nachfolgenden französischen Besatzung überstanden. Sie gewähren uns einen authentischen Einblick in die Situation im Oppenauer Tal in den Jahren 1620 bis 1632.
Die Werke von Horaz
(2021)
Die Wissenschaftliche Spezialbibliothek des
Stadtarchivs und der Museen Villingen-Schwenningen besitzt eine Inkunabel mit den Werken
von Horaz aus dem Jahr 1498, gedruckt in Straßburg bei Johann Grüninger.
Horaz (v.Ch. 65 – v.Ch. 8) war einer der bedeutendsten römischen Dichter zur Zeit von Kaiser
Augustus.
Dieses Buch kam 1878 durch eine Schenkung
von Pfarrer Johann Oberle (1807 – 1891) aus
Dauchingen in die Altertümersammlung der Stadt Villingen und ist somit Teil des Altbestandes der Archivbibliothek.
Durch einen Zufall wurde im Jahr 2018 eine
Besonderheit in diesem Frühdruck entdeckt, er
enthält überwiegend gedruckte, aber auch handschriftliche Textblätter.
Die ersten gedruckten Bücher in der Zeit von
1454 bis 1500, die man heute als Wiegendruck
oder Inkunabeln bezeichnet, unterscheiden
sich äußerlich kaum von den handschriftlichen
Büchern aus der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts.
In ihren Bundesweiten Handlungsempfehlungen von 2015
empfiehlt die KEK, für die Sicherung des gedruckten Schrifttums ab 1851 zunächst
die Pflichtexemplarbibliotheken nach heutigen Zuständigkeiten in den Ländern
in Anspruch zu nehmen. Sie sollen unabhängig von historisch tatsächlich gegebenen
Pflichtexemplarregelungen für die in ihrem heutigen Verantwortungsbereich
publizierten Drucke eine Erhaltungsverpflichtung eingehen. Damit wäre
jeweils ein Exemplar der Mehrfachüberlieferung gedruckten Schrifttums im Bundesgebiet
als das prioritär zu erhaltende Archivexemplar identifiziert und zwar
in der Regel dasjenige, das aufgrund einer Rechtsverpflichtung ohnehin aufzubewahren
ist. Das KEK-Projekt Einheitlicher Nachweis hat 2016–2018 ein Datenmodell
für das PICA-Feld 4233 erarbeitet, das eine Struktur für die Dokumentation
von Archivierungsabsprachen bereitstellt und die kooperative Bestandserhaltung
überhaupt erst ermöglicht. Die Badische Landesbibliothek hat im überregionalen
Gesamtsystem der Überlieferungsbildung und -sicherung ihre Verpflichtung bei
den monographischen Titeln und den laufenden Periodika inzwischen eingelöst.
Im Rahmen des Landesprojekts bwLastCopies wurden 549.796 badische Pflichttitel
aus dem Zeitraum 1851–2020 – davon 80 Prozent im BLB-eigenen Bestand
und 20 Prozent in den Beständen anderer Bibliotheken des Landes Baden-Württemberg – im K10plus mit einer Erhaltungsgarantie markiert und damit für die
Zukunft gesichert.
Baden und seine Bibliotheken
(2012)
Wenn man von Bibliotheken spricht, weiß sicher jeder Leser dieser Zeitschrift , wovon die Rede ist, nämlich von Buchsammlungen, deren
Name von dem griechischen biblos abgeleitet wurde und für das Buch steht, im englischsprachigen Raum vom lateinischen liber, was dort zur Library führt. Allerdings hat die Bezeichnung Bibliothek noch eine weitere Bedeutung, mit ihr wird auch die räumliche Hülle dieser Sammlung bezeichnet, der Raum oder das Gebäude. Und eben diese Bibliotheksgebäude gehören neben Gebäuden für das Wohnen oder den Gottesdienst zu den ältesten Gebäudetypen überhaupt. Und davon soll hier die Rede sein, wenn es auch solche Gebäude schon gab, als man noch gar keine Bücher kannte und es Baden als Bezeichnung für ein Territorium auch noch nicht gab.
Mit großer Mehrheit hat der Deutsche Bundestag am 6. Juli 2000 das Gesetz zur Errichtung einer Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft" verabschiedet. Es trat am 12. August 2000 in Kraft. Zweck der Stiftung ist es, über Partnerorganisationen Finanzmittel zur Gewährung von
Leistungen an ehemalige Zwangsarbeiter aus der Zeit des Nationalsozialismus bereitzustellen.
Eine wichtige Rolle bei der Beschaffung von Daten der Nachweise nehmen die Archive ein. Denn ohne die in Archiven verwahrten Unterlagen
können die meisten ehemaligen Zwangsarbeiter den Nachweis nicht erbringen.
Im Jahre 1888 gelangte ein Pergamentrodel aus dem Straßburger Bezirksarchiv (Archives Departementales du Bas-Rhin) nach Karlsruhe ins dortige Generallandesarchiv. In ihm sind rechtsrheinische Güter und Einkünfte des Klosters St. Stephan zu Straßburg verzeichnet. Einschnitte am Ende des 84 cm langen und 17 cm breiten Pergamentstreifens lassen erkennen, daß
ursprünglich eine Fortsetzung angeheftet war.
Die Analyse von Nutzungszahlen und die darauf basierende
Berechnung einiger spezieller Indikatoren ermöglicht es, eine bestehende oder
neu eingeführte Etatverteilung noch praxisnäher und effizienter zu gestalten. Die
dazu notwendigen Schritte werden im Aufsatz mit Hilfe aktueller Daten aus der
Badischen Landesbibliothek erläutert.
Der Beitrag beschreibt den derzeitigen Stand der Webarchivierung auf Landesebene in Baden-Württemberg. Die wesentlichen gesetzlichen
Grundlagen für die Sammlung und Archivierung von Webseiten und zugehörigen Einzeldokumenten sind vorhanden. Zugleich ist die inhaltliche Selektion
und technische Realisierung des Angebots eine umfangreiche Aufgabe, der sich
mehrere Landeseinrichtungen gemeinsam stellen.
Die Regionalbibliotheken Deutschlands sind ein wichtiger
Akteur bei der Sicherung der textlichen Überlieferung. Sie haben sich daher dazu
verpflichtet, Bestandserhaltungsmaßnahmen und Archivierungsgarantien zu
übernehmen und in den Verbundsystemen zu dokumentieren. Dies erfolgt, nach
den Vorgaben eines neuen Datenmodells, im Feld 4233 des PICA-Internformats
bzw. im Feld 583 des MARC-Austauschformats. Die Badische Landesbibliothek
berichtet in diesem Aufsatz über erste Anwendungen bei der Massenentsäuerung regionaler Literatur, bei der Kennzeichnung physischer und elektronischer
Pflichtexemplare und bei der digitalen Langzeitarchivierung.
Pflicht oder Kür?
(2022)
Bei der gesetzlichen Pflichtablieferung von Netzpublikationen
kooperiert die Badische Landesbibliothek mit der Württembergischen
Landesbibliothek, dem Bibliotheksservice-Zentrum Baden-Württemberg und der
Deutschen Nationalbibliothek. Entstanden sind dabei fünf innovative Dienste zur
Archivierung von Amtsdruckschriften, E-Books, E-Journals, E-Papers und Websites.
Diese ermöglichen es, wesentliche Teile des textbasierten digitalen Kulturerbes
aus Baden zu sichern – wir berichten hier über den aktuellen Stand unserer
Sammlung.
Urkunden und Akten, Karten und Pläne, Plakate und Bilder - die Bandbreite der in staatlichen, kommunalen und sonstigen Archiven aufbewahrten Materialien ist heute größer denn je. Dank digitaler Verfahren werden sie inzwischen auf neuen Überlieferungsträgern dauerhaft gesichert, der Zugang zu ihnen dadurch erleichtert und ihre Nutzungsfrequenz erhöht. Dies gilt insbesondere für das Kulturgut Film, dem in unserer multimedial ausgerichteten Gesellschaft ein zentraler Platz unter den archivischen Sammlungsbeständen zukommt.
Das Archiv des Ortenaukreises ist – verglichen mit anderen kommunalen Archiven – noch ein junges Archiv. Bis Anfang der 80er Jahre verfügte der Ortenaukreis weder über einen eigenen Archivar, noch über eigene Archivräume. Die Verwaltung der Altakten des Ortenaukreises und seiner Vorgänger erfolgte durch die Zentralregistratur des Hauses. Eine Aufarbeitung und Benutzung der Altakten war kaum möglich. Erst mit der Schaffung der Stelle eines Kreisarchivars wurde die Grundlage zur Schaffung eines Kreisarchivs gelegt. Am 1. April 1983 trat Kreisarchivar Dr. Dieter Kauß seinen Dienst in Offenburg an. Er übernahm dabei mit der Leitung des Kreisarchivs auch die Leitung des Schwarzwälder Freilichtmuseums in Gutach, welches 1964 vom Landkreis Wolfach aufgebaut und 1973 vom Ortenaukreis übernommen worden war.
Öffentliche Archive verwahren vor allem Unterlagen, die sie von der Verwaltung ihres Trägers bei Aktenaussonderungen
erhalten haben. Neben der schriftlichen Überlieferung ihres Trägers übernehmen die Archive aber auch weitere Unterlagen
von bleibendem Wert, soweit sie in das Sammlungsprofil passen. Das bedeutet, dass beispielsweise ein Gemeindearchiv nur
ortsgeschichtlich interessante Dokumente übernimmt, während eine überörtliche Überlieferung eher für die Kreis- oder
Landesarchive interessant wird. Durch die Übernahme solcher „hausfremden“ Archivalien sollen vor allem Überlieferungslücken geschlossen und vorhandene Archivbestände ergänzt werden. So können Akten von privaten Personen oder Vereinen weitere interessante Informationen zur Orts- und Kreisgeschichte enthalten, die man in Behördenakten nicht ohne weiteres finden würde.
Seit ihrer Gründung 1986 war die Kraichgau-Bibliothek immer in den gleichen
Räumen im Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim beheimatet. Für unsere Bücher
waren die beiden Zimmer mit den nach Süden durchgehenden hohen Fensterfronten
sicher nie ideal (massive Sonneneinstrahlung), aber viele Benutzerinnen werden
den auch in den Ubergangs- und Wintermonaten hellen und warmen Räumen
nachtrauern. Im Rahmen der Neukonzipierung des Museums mussten wir nun
jedoch weichen und bekamen zwei andere, von Grund auf renovierte Räume im
Schloss zugewiesen, die einfacher zugänglich und dem ersten Eindruck nach wahrscheinlich
sogar benutzerfreundlicher sind. Da unser Bücherbestand in den über 20
Jahren des Bestehens der Kraichgaubibliothek auf das Vier-/Fünffache angewachsen
war, wäre ein komplettes V erziehen der Bestände ohnehin unvermeidlich
gewesen, aber leider brachte der Umzug nicht die erhoffte Erweiterung der Bibliothek.
Beim Neuaufstellen der Bücher mussten wir uns daher zwangsläufig auf unseren
Kernbestand (Kraichgau-Literatur) konzentrieren und Teile unserer sogenannten
Sekundärliteratur aussondern, auch für unser Mobiliar war nur bedingt
Platz. Diese kritische Anmerkung soll aber bitte nicht als Undankbarkeit missverstanden
werden. Der Heimat- und Museumsverein Kraichtal, die Stadt und vor
allem auch Kulturreferentin Vera Herberger machten sich die Entscheidung nicht
leicht.
Heimatverein Kraichgau
(2013)
Das Jahr 2011 brachte der Kraichgaubibliothek nicht nur eine Feier zum 25-jährigen Bestehen sondern auch einen
einschneidenden „Personalwechsel". Herr Walter Schmid, der 17 Jahre lang an den Offnungstagen nicht nur die Aufsicht führte, sondern auch als kompetenter Ansprechpartner zur Verfügung stand, gab das Amt gesundheitsbedingt auf. Wie er bei einer kleinen Feier zu seinem Abschied im Kraichtaler Rathaus sagte, konnte er dies beruhigt tun, da er mit Frau Frieda
Jarosch eine ebenso kompetente Nachfolgerin gefunden hatte. Frau Jarosch ist seit vielen Jahren als lebhafte und fachkundige Führerin durch die Gochsheimer Museen bekannt und ist auch bestens mit der Kraichgaubibliothek vertraut, da sie seit 2006 bei der Revision des Buchbestands und der Einarbeitung der neu angeschafften Bücher hilft. Und schon jetzt ist sie nicht mehr wegzudenken!
Ein unbekannter Gartenplan
(2019)
Während einer Recherche im Fürstlich Quadt’schen Archiv in Isny stieß ich vor
einigen Jahren auf einen aufgerollten Gartenplan, der zwischen zahlreichen anderen verstaubten Rollen in einem Wandregal lagerte.[1]
Beim Öffnen der Rolle fiel sofort die große
Qualität der kolorierten Federzeichnung ins Auge, dann aber zur großen Überraschung
auch diese Signatur: Entworfen und gezeichnet von M. F. Weyhe aus Düsseldorf. Wie sich zeigen
sollte, war es ein beachtenswerter Fund, denn der Urheber des Plans war kein Unbekannter, sondern der angesehene Gartenkünstler Maximilian Friedrich Weyhe (Bonn 1775–
1846 Düsseldorf ), der Plan aber ein unbekanntes Werk, das aus unerfindlichen Gründen
vor mehr oder weniger als zweihundert Jahren in der Versenkung verschwunden und nur
durch den oben erwähnten glücklichen Zufall wieder ans Tageslicht gelangt ist.
Badens Präsenz
(2009)
Im 57. Jahr nach der Gründung Baden-Württembergs und im 100. Jahr der Existenz des Landesvereins
Badische Heimat halten wir es für selbstverständlich, dass unsere Zeitschrift der Frage der
aktuellen Präsenz Badens nachgeht: Wo und wie ist Baden in Baden-Württemberg auch heute
(immer noch) präsent?
Die Frage nach der Präsenz Baden ist auch eine Frage der politischen Deutungskultur. Nur wenn
sich Baden in Baden-Württemberg selbstbewußt positioniert, wird es weiterhin präsent sein. Zu
dieser Präsenz gehört unserer Ansicht nach vor allem Wahrnehmbarkeit. Nur was kontinuierlich
wahrgenommen wird, existiert auch im Bewusstsein der Menschen und trägt zu ihrer Identitätsbildung
bei.
Die Redaktion der Badischen Heimat beginnt zum Jubiläum in diesem Heft eine Serie von
Beiträgen, die die Präsenz Badens an einzelnen Beispielen darzustellen versucht. Wir stellen drei
Institutionen vor, die vom Ursprung her badisch sind und ganz wesentlich auch heute noch zur
badischen Identität beitragen: Das Generallandesarchiv als Hüter der Quellen und Sachwalter der
badischen Geschichte, die Badische Landesbibliothek mit ihren Handschriften als badisches Kulturerbe
von Rang und das Badische Landesmuseum mit der Ausstellung regionaler Kultur Badens im
Dialog. An erster Stelle der Serie „Badens Präsenz“ steht natürlich das Badnerlied, das bei vielen
Anlässen gesungen, bis auf den heutigen Tag das Zugehörigkeitsgefühl zu Baden ausdrückt.
Das Landesarchiv Baden-Württemberg hat anlässlich des 200. Jubiläums der Badischen Verfassung eine Ausstellung im Generallandesarchiv Karlsruhe unter dem Titel »Demokratie wagen? Baden 1818–1919« ausgerichtet und einen entsprechenden Begleitband herausgebracht. Ausstellung und Begleitband entwickeln einen »Gang durch die badische Demokratiegeschichte« unter den Aspekten der politischen Partizipation der badischen Bevölkerung und der Durchsetzung und Geltung allgemeiner Bürger- und Menschenrechte. Ausstellung und Begleitband verstehen sich als historisch-politischer Beitrag zur Bildungsarbeit des Landearchivs. Unmittelbarer Anlass sind die aktuellen Gefährdungen der Demokratie
und der individuellen Freiheitsrechte.
Die Badische Landesbibliothek hat im Rahmen eines Pilotprojekts
die Named Entity Recognition (NER) in den Digitalen Sammlungen für
ausgewählte Zeitungsbestände realisiert. Grundlage ist eine technische Neuentwicklung
in Visual Library, die auf Google Cloud Natural Language basiert. Diese
ermöglicht die Erkennung von Normdaten und deren Verknüpfung in den mittels
OCR generierten Volltexten. Diese Datenanreicherung schafft neue Rechercheeinstiege
für die Nutzerinnen und Nutzer und ermöglicht die Anwendung neuer
Recherchemethoden für die Wissenschaft.
Im Frühjahr 1993 wurde die Handschriftensammlung der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek
vom Land Baden-Württemberg für 48 Millionen DM erworben (!). Bei der Frage
nach dem künftigen Standort der Sammlung entschied sich die Landesregierung nach einer
längeren Konsultations- und Beratungsphase für eine Lösung, die der besonderen Struktur des
Bundeslandes mit seinen beiden Landesteilen und den für diese zuständigen Landesbibliotheken
in Karlsruhe und Stuttgart Rechnung tragen sollte. Mit Beschluß vom 14. März 1994
verfügte daher die Landesregierung eine Aufteilung der ca. 1225 Handschriften (ca. 1370 Bände
bzw. Faszikel) auf die Badische und die Württembergische Landesbibliothek.
Seit ihrer Erfindung im Jahr 1870 haben Sammelbilder über ein Jahrhundert hinweg eine nicht zu überschätzende Bedeutung als Medium der Werbung gehabt. Bildinhalte, Herstellungstechniken und Vertriebswege haben sich gewandelt. Immer gleich blieb das Erfolgskonzept, die Zielgruppe durch Sammeln, Tauschen, Ordnen, Kleben an eine Marke zu binden. Auch regionale Firmen in Baden haben sich diese Marketingstrategie zu Eigen gemacht. August Batschari Cigaretten in Baden-Baden stieg 1930 ins Zigarettenbildergeschäft ein. Die Badische Landesbibliothek stellt auch solche Massenmedien als Quellen bereit und bittet um Mithilfe beim Ausbau ihrer Sammlung.
Mit Blick auf das Jahrhundertgedenken zum Beginn des Ersten Weltkriegs hat die Badische Landesbibliothek bereits im Jahr 2013 100 zeitgenössische Bücher und Broschüren aus den Jahren 1914–1918 digitalisiert. Sie stammen aus badischen Verlagen oder beziehen sich auf das Kriegsgeschehen in Baden. Seither hat sich die Titelzahl aufgrund von Benutzeraufträgen noch erhöht. Die digitalisierten Titel sind zu finden unter http://digital.blb-karlsruhe.de.
Die Welt der Wissenschaftlichen Landes- und Stadtbibliotheken in Deutschland
ist seit jeher vielgestaltig. 65 Bibliotheken dieses Typs sind in der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des DBV zusammengeschlossen: alte und junge,
große und kleine, universale und spezialisierte, vornehmlich als Sammlungen
und vornehmlich als Servicezentren profilierte Häuser. Sie alle verstehen sich
als Regional- und Forschungsbibliotheken. Und sie sind es seit Jahrhunderten
gewohnt, sich neuen Anforderungen entsprechend zu wandeln, mit wechselnden Partnern zu kooperieren oder Fusionen einzugehen. Rückschläge, Einschränkungen, auch Verluste beflügeln ihren Innovationsgeist. Oft geben dabei prekäre
bauliche und/oder finanzielle Verhältnisse den Ausschlag. Je nach den Gegebenheiten vor Ort werden ganz unterschiedliche Lösungen gefunden. Irgendwo ist
es immer gerade besonders spannend. Dieses Heft des Bibliotheksdienstes gibt
Gelegenheit, einmal dorthin zu blicken, wo unter aktuellen Bedingungen derzeit
Neues ausprobiert wird.
Die Badische Landesbibliothek schaltete am 07.02.2014
das Webportal „Kriegssammlungen in Deutschland 1914–
1918“ frei. Es weist 235 Sammlungen des Ersten Weltkriegs
und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmaterialien nach.
Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive,
Museen, Behörden und Privatpersonen überall im Deutschen Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste
Weltkrieg als „große Zeitenwende“ akribisch dokumentiert wurde. Der Krieg wurde umfassend archiviert, noch
während er stattfand. Denn die Zeitgenossen sahen sich an
einem weltgeschichtlich einschneidenden Ereignis teilhaben, das den Alltag jedes Einzelnen ebenso tiefgreifend
prägte wie die Existenz der Nation als Gesamtheit; für
dessen spätere Bewertung würde das Tagesschrifttum von
größter Wichtigkeit sein. Und allen war klar, dass dies der
erste Medienkrieg der Geschichte war. Nie zuvor hatte die
Publizistik eine vergleichbare Rolle gespielt, die Propaganda so entscheidenden Einfluss gehabt.
ach dem Umzug der Vereinsbibliothek aus der Hofbibliothek an der Haldenstraße
in di e neuen Räume im städtischen Gebäude Schulstraße 6 wurde das Projekt, di e
Vereinsbibliothek durch Katalogisierung und Einstellung des Kataloges in den Südwestdeutschen Bibliotheksverbund nutzbar zu machen, weiter verfolgt.
Zunächst konnte in den neuen Bibliotheksräumen erstmals eine - wenigsten
oberflächliche - Sichtung der Bestände vorgenommen werden. Schon di e ersten
Ergebnisse waren so überraschend und erfreulich , dass Dr. Ute Obhof, Direktorin
der Handschriftenabteilung der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Expertin
für die ehemalige Donaueschinger Laßberg-Bibliothek, informiert werden konnte:
Auch Exemplare aus dem Besitz des Freiherrn von Laßberg sind Bestandteil
unserer Vereinsbibliothek.
Die in diesem Beitrag behandelten Briefe bilden
den Hauptteil der Korrespondenz zwischen
Georg Leyh und Karl Preisendanz, die sich
auf den Zeitraum zwischen 1934 und 1955 erstreckt.1
Bewusst verzichtet wurde auf Autographen aus der Zeit
nach 1945 sowie auf Grußkarten und Eingangsbestätigungen
ohne weiteren Inhalt. Untersucht wurden insgesamt
165 Briefe, 92 von Karl Preisendanz und 73 von
Georg Leyh.
Bedeutung erlangt der Briefwechsel durch seinen
Umfang, den abgedeckten Zeitraum und die Stellung
der Korrespondenten. Als Direktoren von Universitätsbibliotheken
verkehrten Leyh und Preisendanz mit Entscheidungsträgern
des NS-Staates und hatten Zugriff auf
wichtige Informationen.
Die Badische Landesbibliothek Karlsruhe (BLB) und die Württembergische Landesbibliothek Stuttgart (WLB) nehmen gemeinsam das Pflichtexemplarrecht für das Land Baden-Württemberg wahr. Zur Erinnerung: Seit der Änderung des Pflichtexemplargesetzes im Jahr 2007 sind auch digitale Publikationen der in Baden-Württemberg ansässigen Verlage an die beiden Landesbibliotheken abzugeben und von diesen entsprechend ihrer regionalen Zuständigkeit zu sammeln und zu archivieren. Die Plattform dafür
stellt das Baden-Württembergische Online Archiv BOA 18 dar, das vom Bibliotheksservice-
Zentrum Konstanz (BSZ) technisch betrieben und von BLB und WLB gemeinsam mit
dem Landesarchiv inhaltlich betreut wird.
Die Gründung des Stadtarchivs Karlsruhe als älteste von der Stadt allein getragene Kultureinrichtung geht auf einen 1882 veröffentlichten Aufruf an die Karlsruher Bevölkerung zurück, »etwa in ihrem Besitz befindliche Pläne, Ansichten und Beschreibungen, welche von dem baulichen Zustande und der Entwicklung der hiesigen Stadt in früherer Zeit Kunde geben« einem zu gründenden Stadtarchiv zur Verfügung zu stellen. Damit war ein Sammlungsauftrag formuliert, den das Stadtarchiv seit seiner offiziellen Gründung im Jahr 1885 als einen Schwerpunkt seiner Arbeit umsetzt.
Am 22. Februar 2018 wurde im Hauptstaatsarchiv Stuttgart die Südwestdeutsche Archivalienkunde als neues Themenmodul im landeskundlichen Informationssystem LEO-BW – Landeskunde entdecken online im Rahmen eines Workshops vorgestellt und freigeschaltet. Das vom Landesarchiv Baden-Württemberg (LABW) nachhaltig gepflegte Angebot lädt seitdem im Netz zur weiteren Mitarbeit ein. Mit der Freischaltung des Moduls wurde dessen Aufbau abgeschlossen, der als Projekt seit Oktober 2016 federführend vom Landesarchiv in Kooperation mit dem Institut für Geschichtliche Landeskunde und Historische Hilfswissenschaften an der Universität Tübingen durchgeführt und vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg im Rahmen der „Landesinitiative ‚Kleine Fächer‘ in Baden-Württemberg“ gefördert worden war.
Mit der Einäscherung der Stadt am 13. August 1689 während des pfälzischen Erbfolgekriegs (1688–1697) verlor Bretten nicht nur sein mittelalterliches Stadtbild, sondern auch seine gesamten bis ins Hochmittelalter zurückreichenden städtischen Aufzeichnungen. Es blieb keine Urkunde, nicht ein Band der städtischen Amtsbuchserien und Rechnungen, kein einziges Aktenfaszikel erhalten.
Mehr als ein dreiviertel Jahrhundert nach der Auflösung des Vereins schlummerte die Bibliothek der Gesellschaft Eintracht Bretten an verschiedenen Standorten; die letzten dreißig Jahre davon im Keller des Amtsgerichts, bis sie schließlich Ende 2019 bei Inventarisierungsarbeiten wiederentdeckt wurde. In einer ehemaligen Arrestzelle standen vier prall gefüllte Bücherschränke mit zum Teil lieblos bis zur Decke gestapelten Büchern, alle mit Schutzumschlag und Signatur versehen, ziemlich verstaubt, doch auf den zweiten Blick in einem überraschend guten Erhaltungszustand. Mit tatkräftiger Unterstützung des Vereins für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten konnte die Büchersammlung durch das Stadtarchiv und unter Beteiligung des Stadtmuseums im November 2020 schließlich geborgen werden. Am Ende dieser Aktion waren es mehr als 2.000 Bücher, Journale und Zeitschriften, die zur weiteren Bearbeitung und Begutachtung in die „Vogtey“, das
Vereinsgebäude der Vereinigung Alt Brettheim am Kirchplatz, verlagert wurden. Nach einem Pressebericht über den wiederentdeckten „Bücherschatz“ meldete sich die Direktorin der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe, Dr. Julia Freifrau Hiller von Gaertringen, und bekundete ihr Interesse, diesen „hochinteressanten und wichtigen kulturgeschichtlichen Schatz“ zu übernehmen. Bis zu dieser Veröffentlichung war die Brettener Gesellschaft Eintracht und ihre Bibliothek der Fachwelt bislang völlig unbekannt. Weder in der Landesbibliografie noch in der Wikipedia-Liste der badischen Lesegesellschaften ist sie aufgeführt. Auch in der lokalen stadtgeschichtlichen Literatur wurde die Gesellschaft Eintracht Bretten bislang nur am Rande erwähnt.
Unter dem Titel 250 Jahre öffentlich feiert die Badische Landesbibliothek Karlsruhe den Zeitpunkt
ihrer ersten öffentlichen Zugänglichkeit – ein Jubiläumsanlass, den bisher wohl keine andere Bibliothek
groß gewürdigt hat. Gezeigt wird eine – coranabedingt etwas verspätet eröffnete – reale und
virtuelle Ausstellung,1 die von einem reich bebilderten Katalog mit sieben Aufsätzen begleitet wird.2
Tatsächlich ist das historische Ereignis jeder Hervorhebung wert, markiert es doch den eigentlichen
Gründungsakt der Karlsruher Bibliothek. Denn die ersten 250 Jahre des markgräflichen Bücherbesitzes
sind durch häufige Dislozierungen und Erbteilungen geprägt und können nur als „Vorgeschichte“
der Bibliothek betrachtet werden. Erst 1772 wird auch ein hauptamtlicher Bibliothekar bestellt.
»Man weiß, mit welchem Nutzen die Nationen ihre Geschichte aufzeichnen. Den gleichen Nutzen hat auch der einzelne Mensch von der Aufzeichnung seiner Geschichte. Me-ti sagte: Jeder möge sein eigener Geschichtsschreiber sein, dann
wird er sorgfältiger und anspruchsvoller leben.« Mit dieser Sentenz aus dem »Buch der Wendungen« verweist Bertolt Brecht auf die Bedeutung, die ein ausgeprägtes Geschichtsbewusstsein auch und gerade für das Individuum haben kann. Dabei kommt es nicht darauf an, dass man sich mit der nationalen Geschichte auseinandersetzt, denn, so die oft zitierte Sentenz des Philosophen Arthur Schopenhauer: »Die Geschichte eines Ortes, und sei er noch so klein, ist wichtig und interessant, kann man an ihr doch die Geschichte der Menschen studieren.«
Die alte Gymnasiumsbibliothek und die neue Historische Bibliothek des Bismarck-Gymnasiums Karlsruhe
(2015)
Am Anfang standen einige wenige zu Demonstrationszwecken aufbewahrte Bücher des 16. und 17. Jahrhunderts und eine Vielzahl vor allem griechischer und lateinischer Bücher, ein provisorischer Zettelkatalog sowie eine Bibliotheksausstattung
und ein Bibliotheksraum. Letzterer war ungenutzt und glich eher einem Abstellraum als einer Bibliothek. Das war die Ausgangslage, bevor das Bibliotheksprojekt »Mit alten Büchern Neues lernen« 2010/11 in Angriff genommen wurde.