020 Bibliotheks- und Informationswissenschaften
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Seit ihrer Erfindung im Jahr 1870 haben Sammelbilder über ein Jahrhundert hinweg eine nicht zu überschätzende Bedeutung als Medium der Werbung gehabt. Bildinhalte, Herstellungstechniken und Vertriebswege haben sich gewandelt. Immer gleich blieb das Erfolgskonzept, die Zielgruppe durch Sammeln, Tauschen, Ordnen, Kleben an eine Marke zu binden. Auch regionale Firmen in Baden haben sich diese Marketingstrategie zu Eigen gemacht. August Batschari Cigaretten in Baden-Baden stieg 1930 ins Zigarettenbildergeschäft ein. Die Badische Landesbibliothek stellt auch solche Massenmedien als Quellen bereit und bittet um Mithilfe beim Ausbau ihrer Sammlung.
In ihren Bundesweiten Handlungsempfehlungen von 2015
empfiehlt die KEK, für die Sicherung des gedruckten Schrifttums ab 1851 zunächst
die Pflichtexemplarbibliotheken nach heutigen Zuständigkeiten in den Ländern
in Anspruch zu nehmen. Sie sollen unabhängig von historisch tatsächlich gegebenen
Pflichtexemplarregelungen für die in ihrem heutigen Verantwortungsbereich
publizierten Drucke eine Erhaltungsverpflichtung eingehen. Damit wäre
jeweils ein Exemplar der Mehrfachüberlieferung gedruckten Schrifttums im Bundesgebiet
als das prioritär zu erhaltende Archivexemplar identifiziert und zwar
in der Regel dasjenige, das aufgrund einer Rechtsverpflichtung ohnehin aufzubewahren
ist. Das KEK-Projekt Einheitlicher Nachweis hat 2016–2018 ein Datenmodell
für das PICA-Feld 4233 erarbeitet, das eine Struktur für die Dokumentation
von Archivierungsabsprachen bereitstellt und die kooperative Bestandserhaltung
überhaupt erst ermöglicht. Die Badische Landesbibliothek hat im überregionalen
Gesamtsystem der Überlieferungsbildung und -sicherung ihre Verpflichtung bei
den monographischen Titeln und den laufenden Periodika inzwischen eingelöst.
Im Rahmen des Landesprojekts bwLastCopies wurden 549.796 badische Pflichttitel
aus dem Zeitraum 1851–2020 – davon 80 Prozent im BLB-eigenen Bestand
und 20 Prozent in den Beständen anderer Bibliotheken des Landes Baden-Württemberg – im K10plus mit einer Erhaltungsgarantie markiert und damit für die
Zukunft gesichert.
Mit Blick auf das Jahrhundertgedenken zum Beginn des Ersten Weltkriegs hat die Badische Landesbibliothek bereits im Jahr 2013 100 zeitgenössische Bücher und Broschüren aus den Jahren 1914–1918 digitalisiert. Sie stammen aus badischen Verlagen oder beziehen sich auf das Kriegsgeschehen in Baden. Seither hat sich die Titelzahl aufgrund von Benutzeraufträgen noch erhöht. Die digitalisierten Titel sind zu finden unter http://digital.blb-karlsruhe.de.
Die Regionalbibliotheken Deutschlands sind ein wichtiger
Akteur bei der Sicherung der textlichen Überlieferung. Sie haben sich daher dazu
verpflichtet, Bestandserhaltungsmaßnahmen und Archivierungsgarantien zu
übernehmen und in den Verbundsystemen zu dokumentieren. Dies erfolgt, nach
den Vorgaben eines neuen Datenmodells, im Feld 4233 des PICA-Internformats
bzw. im Feld 583 des MARC-Austauschformats. Die Badische Landesbibliothek
berichtet in diesem Aufsatz über erste Anwendungen bei der Massenentsäuerung regionaler Literatur, bei der Kennzeichnung physischer und elektronischer
Pflichtexemplare und bei der digitalen Langzeitarchivierung.
Die Welt der Wissenschaftlichen Landes- und Stadtbibliotheken in Deutschland
ist seit jeher vielgestaltig. 65 Bibliotheken dieses Typs sind in der Arbeitsgemeinschaft der Regionalbibliotheken des DBV zusammengeschlossen: alte und junge,
große und kleine, universale und spezialisierte, vornehmlich als Sammlungen
und vornehmlich als Servicezentren profilierte Häuser. Sie alle verstehen sich
als Regional- und Forschungsbibliotheken. Und sie sind es seit Jahrhunderten
gewohnt, sich neuen Anforderungen entsprechend zu wandeln, mit wechselnden Partnern zu kooperieren oder Fusionen einzugehen. Rückschläge, Einschränkungen, auch Verluste beflügeln ihren Innovationsgeist. Oft geben dabei prekäre
bauliche und/oder finanzielle Verhältnisse den Ausschlag. Je nach den Gegebenheiten vor Ort werden ganz unterschiedliche Lösungen gefunden. Irgendwo ist
es immer gerade besonders spannend. Dieses Heft des Bibliotheksdienstes gibt
Gelegenheit, einmal dorthin zu blicken, wo unter aktuellen Bedingungen derzeit
Neues ausprobiert wird.
Die Badische Landesbibliothek schaltete am 07.02.2014
das Webportal „Kriegssammlungen in Deutschland 1914–
1918“ frei. Es weist 235 Sammlungen des Ersten Weltkriegs
und die ihnen bis heute verbliebenen Sammlungsmaterialien nach.
Zwischen 1914 und 1918 legten Bibliotheken, Archive,
Museen, Behörden und Privatpersonen überall im Deutschen Reich Kriegssammlungen an, in denen der Erste
Weltkrieg als „große Zeitenwende“ akribisch dokumentiert wurde. Der Krieg wurde umfassend archiviert, noch
während er stattfand. Denn die Zeitgenossen sahen sich an
einem weltgeschichtlich einschneidenden Ereignis teilhaben, das den Alltag jedes Einzelnen ebenso tiefgreifend
prägte wie die Existenz der Nation als Gesamtheit; für
dessen spätere Bewertung würde das Tagesschrifttum von
größter Wichtigkeit sein. Und allen war klar, dass dies der
erste Medienkrieg der Geschichte war. Nie zuvor hatte die
Publizistik eine vergleichbare Rolle gespielt, die Propaganda so entscheidenden Einfluss gehabt.