020 Bibliotheks- und Informationswissenschaften
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Stadt - Archiv - Geschichte
(2004)
Die Geschichte eines Stadtarchivs ist in der Regel eng mit der Geschichte derjenigen Kommune verbunden, deren Archivgut es verwaltet. Mag die Beschäftigung mit Archivgeschichte auf den ersten Blick lediglich als eine etwas abseitige Vorliebe historisch interessierter Archivare erscheinen, so ergibt sich doch bei genauerer Betrachtung, daß Stadt- und Archivgeschichte nicht zu trennen sind. Darauf will die gewiß zunächst befremdliche. Hauptüberschrift hinweisen. Dieser enge Zusammenhang von Stadt und Archiv wurde beispielsweise immer dann besonders offenbar, wenn Kriegsereignisse
nicht allein zu Zerstörungen im Stadtbild, sondern auch zu Archivalienverlusten führten. Deshalb ist jeder, der sich vornimmt, zu kommunalgeschichtlichen Fragestellungen zu forschen, gut beraten, sich vor dem Beginn seiner Recherchen mit dem Schicksal des jeweiligen Archivs zu beschäftigen. Der folgende chronologisch angelegte Überblick über die Entwicklung des Pforzheimer Archivs im Kontext der allgemeinen Stadtgeschichte soll das verdeutlichen.
Die Handschrift L 89 mit dem „both der göttlichen myltigkeit“ befindet sich in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe. Äbtissin Barbara Veus, die das Kloster Lichtenthal in der schwierigen Zeit von 1551 bis 1597 regierte, widmet in einer Schlußschrift dieses Buch dem Konvent mit dem Hinweis, sie habe es für ihn zusammen mit einer Mitschwester geschrieben. Leider fügt sie nicht hinzu, ob sie es unmittelbar aus dem Lateinischen ins Alemannische übertragen oder aus einer bereits vorhandenen Übertragung übernommen hat. Ihre Ausbildung als Tochter des Badischen Kanzlers Hieronymus Veus und die gelegentlich originelle Wortwahl lassen jedoch vermuten, daß sie die Übersetzerin war. Als Vorlage diente wahrscheinlich die Edition des Kölner Kartäusers Johannes Landsperg von 1536. Dies ergibt sich durch einen Vergleich mit der deutschen
Übertragung von Michael Sintzel.
Ende 2003 wurden in der Bibliothek einige
bis dahin unbeachtete Rollen mit der Darstellung
eines Festzugs im Stil der
Renaissance ans Licht geholt und einer
ehemaligen Schülerin des Suso-Gymnasiums
zur Restaurierung nach Berlin mitgegeben. Die Recherchen der Restauratorin in der Kunstbibliothek in Berlin ergaben, dass es
sich bei der Darstellung des Festzugs um den
Triumphzug von Kaiser Karl V. und Papst
Clemens VII. anlässlich der Kaiserkrönung
1530 in Bologna handelt.
Zu den Beständen des Stadtarchivs Bretten gehört ein kulturgeschichtlich wertvolles Büchlein mit dem barock ausladenden Titel Andächtige Uebung der Todangst-Bruderschaft Unseres am H. Kreuz sterbenden Erlösers Jesu Christi, welche zu gemeiner Auferbauung und zu Erlangung eines seligen Sterbstündleins aufgerichtet und gehalten wird zu Bretten in der Pfarrkirche zum H. Martyrer Laurentius, Welche im Jahr 1771 von einem hiesigen Bürger gestiftet, von Ihro
Hochfürstlichen Eminenz Franz Christoph genehmigt, und 1772 den 1. Jenner angefangen, nachgehends aber von Jhro Päbstl. Heiligkeit Pius VI. im Jahr 1775 den 11. Merz bestättiget, und auf den ersten Sonntag jeden Monats nebst zwey Titularfesten mit vollkommenen Ablässen begnädiget worden. 1776. Das Andachtsbüchlein hat ein Format von 13x8,5 cm, umfasst 56 paginierte Seiten und ist in Kursiv gedruckt.
Köpfe und Knöpfe
(2007)
Am 12. Mai 2007 feiert das Mannheimer Stadtarchiv – Institut für Stadtgeschichte mit einem großen Fest unter dem Motto „Köpfe und Knöpfe“ seinen 100. Geburtstag. Mit den Köpfen sind sowohl die Protagonisten der Stadtgeschichte als auch die Menschen im Archiv selbst gemeint – mit den Knöpfen jene uns heute immer selbstverständlichere Tastatur des Computers, mit denen wir die digital vorliegenden Informationen des Archivs abrufen können. Einige Wegmarken dieser Entwicklung einer städtischen Einrichtung, die heute als Kultur- und Verwaltungsinstitution mit einem reichhaltigen Informationsangebot
aufwarten kann, seien nachfolgend kurz beschrieben und ein Ausblick in die nahe Zukunft gewagt.
Lassen Sie mich an den Anfang meines Referats eine Begründung dafür stellen, warum ich ausgerechnet dieses Thema gewählt habe. Nun, dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Ich musste, als ich mich vor mehreren Monaten festgelegt habe, eine Fragestellung finden, die einerseits mit dem Generalthema des Archivtags harmonierte, anderseits zum Thema meines Kollegen von der Evangelischen Landeskirche in Baden passte und schließlich allgemein genug war, mir eine hinreichende Flexibilität und Gestaltungsfreiheit zu erhalten. Keiner Begründung bedarf es wohl, dass ich die Ausländerseelsorge — wir könnten auch, etwas fürnehmer, Migrantenpastoral dazu sagen — überhaupt zum Thema meines Vortrags mache. Immerhin gehört die Sorge für die Fremden — und somit auch deren Seelsorge — zu den zentralen Aufgaben, die uns als Christen gestellt sind: Ich verweise auf das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 25, Vers 35. Und wenn wir Archivare uns mit dem Problem der „Überlieferungsbildung und -sicherung für Migranten“ befassen, dann tun wir damit zunächst einmal nicht mehr, als eine unserer zahlreichen Pflichten zu erfüllen.
Ein sensationeller Fund
(2007)
Von 1490-94 begab sich Dürer auf Wanderschaft. Angeregt durch seinen einflussreichen Paten, den Nürnberger Buchdrucker und Verleger Anton Koberger, wanderte er in den deutschen Südwesten, um in Colmar den damals schon berühmten Martin Schongauer aufzusuchen. Kurz vor seinem Eintreffen war Schongauer jedoch gestorben. Daraufhin wandte er sich nach Basel, einem führenden Zentrum der Buchproduktion und -illustration. Dort wohnte er bei Georg Schongauer, einem weiteren Patensohn von Anton Koberger, dem Bruder des berühmten Martin Schongauer. Dieser nahm ihn freundlich auf und zeigte ihm Zeichnungen des Meisters. Von Basel aus, wo Dürer als Illustrator für Nikolaus Kessler arbeitete, führte ihn seine Wanderschaft weiter nach Straßburg, dem zweiten Zentrum des Buchdrucks am Oberrhein. Der Holzschnitt Gerson als Pilger,
den er für den Drucker Johannes Grüninger schuf, bezeugt diese Station. Hier lernte er mit Sebastian Brant, dessen Narrenschiff er illustrierte, einen der führenden Köpfe seiner Zeit kennen.
Seit ihrer Gründung 1986 war die Kraichgau-Bibliothek immer in den gleichen
Räumen im Graf-Eberstein-Schloss in Gochsheim beheimatet. Für unsere Bücher
waren die beiden Zimmer mit den nach Süden durchgehenden hohen Fensterfronten
sicher nie ideal (massive Sonneneinstrahlung), aber viele Benutzerinnen werden
den auch in den Ubergangs- und Wintermonaten hellen und warmen Räumen
nachtrauern. Im Rahmen der Neukonzipierung des Museums mussten wir nun
jedoch weichen und bekamen zwei andere, von Grund auf renovierte Räume im
Schloss zugewiesen, die einfacher zugänglich und dem ersten Eindruck nach wahrscheinlich
sogar benutzerfreundlicher sind. Da unser Bücherbestand in den über 20
Jahren des Bestehens der Kraichgaubibliothek auf das Vier-/Fünffache angewachsen
war, wäre ein komplettes V erziehen der Bestände ohnehin unvermeidlich
gewesen, aber leider brachte der Umzug nicht die erhoffte Erweiterung der Bibliothek.
Beim Neuaufstellen der Bücher mussten wir uns daher zwangsläufig auf unseren
Kernbestand (Kraichgau-Literatur) konzentrieren und Teile unserer sogenannten
Sekundärliteratur aussondern, auch für unser Mobiliar war nur bedingt
Platz. Diese kritische Anmerkung soll aber bitte nicht als Undankbarkeit missverstanden
werden. Der Heimat- und Museumsverein Kraichtal, die Stadt und vor
allem auch Kulturreferentin Vera Herberger machten sich die Entscheidung nicht
leicht.
Professor Felix Heinzer, der seit 2006 an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg das Seminar für Lateinische Philologie des Mittelalters leitet, ist der Entdecker der Bohun-Handschrift im Archiv der Abtei Lichtenthal. Er arbeitete damals als Assistent in der Badischen Landesbibliothek mit am 1987 gedruckten Katalog „Die Handschriften von Lichtenthal“. Mit seinem Beitrag zufrieden, überließ ihm Dr. Gerhard Stamm den Anhang „Die heute noch im Kloster Lichtenthal befindlichen Handschriften des 12. bis 16. Jahrhunderts“. Dieser endet mit der Beschreibung von zwei Handschriften, die als Eigentum des Klosters im Archiv sind, während die anderen als zu betreuendes Säkularisationsgut in der historischen Bibliothek stehen.
Fast unbemerkt von eine größeren Öffentlichkeit
hat sich seit 1998 in der südbadischen
Kreisstadt Emmendingen eine einzigartige
Institution entwickelt, die als Sammelstelle für
Tagebücher, Erinnerungen und Briefwechsel
mittlerweile über 6000 private Zeitzeugnisse in
ihren Bestand aufgenommen hat.
Die es betraf, haben freilich rasch davon
Gebrauch gemacht. Ebenso ist das Archiv den
großen Tageszeitungen und Zeitschriften nicht
verborgen geblieben, obwohl ihm nichts
Spektakuläres eignet.
Was bei Schriftstellern
selbstverständlich ist, dass ihre mehr oder
weniger privaten Aufzeichnungen Teil ihres
Nachlasses sind und damit nach ihrem Tode in
die entsprechenden Archive eingehen, z. B. in
das Deutsche Literaturarchiv Marbach a. N.,
galt nicht für gewöhnliche Sterbliche; es gab
bis vor kurzem keinen Ort, wo die Hinterlassenschaft,
die privaten Aufzeichnungen, die
Briefwechsel und Memoiren von Leuten ohne
literarische Ambitionen hätten gesichert werden
können.