060 Allgemeine Organisationen, Museumswissenschaft
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Es ist erstaunlich, wie viele Ortschaften heute ein eigenes örtliches Museum besitzen. Dabei fällt auf, dass in politisch selbständigen Gemeinden deutlich häufiger ein Museum vorhanden ist (z.B. Dossenheim, Oftersheim, Neckarhausen) als in eingemeindeten Orten, die zu Stadtteilen geworden sind, obwohl auch diese die weitaus längste Zeit ihres Bestehens politisch eigenständig waren. So hatten in Heidelberg lange Zeit nur das 1927 eingemeindete Rohrbach (seit 1971, am jetzigen Standort seit 1996) und das 1920 eingemeindete Kirchheim (seit 1982) örtliche Museen (jeweils „Heimatmuseum“ genannt), seit 2000 auch Neuenheim (eingemeindet 1891) seine „Geschichtsräume“. Das 1903 eingemeindete und immer noch sehr selbstbewusste Handschuhsheim, das seine Eigenart im örtlichen Brauchtum und sogar in einem regelmäßigen Jahrbuch zum Ausdruck bringt, besitzt zwar das umfangreiche „Tiefburgarchiv“, aber kein Ortsmuseum. Das bis 1975 selbständige Ziegelhausen hat zwar ein „Heimatmuseum“, doch die Überlegungen zu einem ortstypischen „Wäschereimuseum“ haben bisher noch nicht zum Erfolg geführt. Und im 1920 eingemeindeten Wieblingen war bis vor fünf Jahren von einem Museum nicht einmal die Rede.
In der Zeit vom 15. Mai bis 15. Oktober 1919 zeigten die Städtischen Sammlungen in Heidelberg die Ausstellung „Heidelberger Maler der Romantik“. Sie war die erste umfassende museale Präsentation zu diesem Thema. Was verstehen wir unter Heidelberger Malerei der Romantik? Für die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts und teilweise darüber hinaus häufen sich die Namen von Künstlern, die, oft nur wenige Jahre, in Heidelberg lebten oder zumindest Heidelberger Motive malten. Was diese Maler ästhetisch verbindet, sind verwandte Kunstauffassungen (zum Teil im Sinne des Biedermeiers); eine Schule im engeren Sinn hat sich jedoch nicht ausgebildet. Biografisch waren die Vernetzungen unter den Künstlern so lose, dass man von einer „Künstlerkolonie“ sprechen könnte. Damals gab es am Ort kaum Möglichkeiten, zum Künstler ausgebildet zu werden, vor allem keine Kunstakademie; gebürtige Heidelberger gingen an die Akademien in Karlsruhe oder München, seltener nach Düsseldorf. Bevorzugte Sujets waren Heidelberger Stadt- und vor allem Schlossansichten, Landschaften und Porträts. Die Landschaftsmalerei Heidelberger Künstler erreichte ihren Höhepunkt mit dem Übergang von der idealen zur stimmungsvoll-realistischen Wiedergabe. Eine solche Malerei bediente den Geschmack des gehobenen Bürgertums, war aber auch am Hofe salonfähig. So ist es nicht erstaunlich, wenn etwa mit Ernst Fries ein Heidelberger Romantiker Hofmaler in Karlsruhe geworden ist. Das Kunstmäzenatentum des landgräflichen Hofes in Darmstadt hat für einzelne Künstler die fehlende Residenz am Neckar ersetzt.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Mitglieder des Heidelberger Geschichtsvereins, gerne bin ich der Einladung gefolgt, als amtierender Vorsitzender des wohl ältesten bestehenden historischen Vereins der Kurpfalz über eben solche Vereine und ihre gegenwärtigen Aufgaben zu sprechen. Die historischen Vereine sind im Wesentlichen ein Kind des 19. Jahrhunderts. Die Romantik hatte stärker das Interesse an der Geschichte des eigenen Volkes geweckt und sich vor allem dem deutschen Mittelalter zugewandt, nachdem im 18. Jahrhundert – ausgelöst durch den Deutschen Johann Joachim Winckelmann – das Interesse an archäologischen Funden, freilich nicht so sehr der Heimat, neu belebt worden war.
Zwanzig Jahre ist es inzwischen her, dass mit dem Abzug der kanadischen Streitkräfte aus Lahr auch das Ende von Lahr als Garnisonsstadt kam. Dies war Anlass, im Frühjahr 2013 in der Villa Jamm im Stadtpark, dem Museum der Stadt Lahr, eine Ausstellung mit zahlreichen Fotos aus den Jahren 1967 bis 1993 zu zeigen. Im Frühsommer wurde die Ausstellung im Rahmen des Freundschaftsfluges der Lahrer Delegation in die Partnerstadt Belleville dort digital gezeigt. Zudem ist geplant, sie auch im kanadischen Verteidigungsministerium in Ottawa zu präsentieren. Eine Auswahl der nahezu 200 Bilder der Ausstellung wirft ein Streiflicht auf die Zeit der Kanadier in Lahr von 1967 bis 1994, als im Mai die Abschiedsparade stattfand. Die Fotografien stammen aus dem Stadtarchiv, aber auch aus Privatbesitz.
"Wir wollen Gerechtigkeit!"
(2017)
Im Jahr 2017 jährten sich zwei wichtige Ereignisse in der Geschichte der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma: Vor 35 Jahren gründete sich der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma mit Sitz in Heidelberg und vor 20 Jahren wurde die weltweit erste Dauerausstellung zum Völkermord an der Minderheit feierlich im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma eröffnet. Diese Ergebnisse bürgerrechtlicher Initiativen mussten von Sinti und Roma selbst hart erkämpft werden: Nachdem die Minderheit der deutschen Sinti und Roma nach 1945 weiter ausgegrenzt, entrechtet und marginalisiert worden war, trat die nach der NS-Verfolgung geborene Generation seit den 1970er-Jahren den Kontinuitäten antiziganistischer Diskriminierungsstrukturen in bundesrepublikanischen Behörden und der westdeutschen Gesellschaft entschlossen entgegen. In den 1980er-Jahren institutionalisierte sich die Bürgerrechtsarbeit von hier aus zunächst auf Bundesebene, später auch im internationalen Rahmen. Dieser Beitrag wirft einen Blick auf die Anfänge dieser Entwicklung, die maßgeblich in Heidelberg entstanden und bislang in der Stadtgeschichte kaum präsent sind.
Die Forschung über Friedrich Ebert krankt seit jeher an fehlenden Quellen. Ein Nachlass ist nicht vorhanden. Sowohl seine Witwe Louise als auch sein ältester Sohn Friedrich Ebert junior wurden während des Zweiten Weltkrieges in Berlin ausgebombt; darüber hinaus wurden wichtige Archivbestände der Reichspräsidialkanzlei während des sogenannten Dritten Reiches ausgesondert und zerstört. Während der Sammlermarkt nach wie vor mit NS-Devotionalien überschwemmt wird, werden vergleichsweise nur wenige Dokumente und Memorabilia aus dem Umfeld der Sozialdemokratie angeboten, nicht zuletzt, da ein großer Teil von ihnen zu Beginn der Hitler-Diktatur aus Angst vor Verfolgung vernichtet wurde. In der ständigen Ausstellung des Ebert-Hauses können deshalb kaum dreidimensionale Originale über den ersten Reichspräsidenten und die Geschichte der Arbeiterbewegung präsentiert werden. Umso erfreulicher war die Entdeckung, dass Anfang Juni 2016 auf der Seite des bekanntesten Internet-Auktionshauses eine große Porträtbüste des Begründers der deutschen und internationalen Sozialdemokratie, Ferdinand Lassalle, angeboten wurde. Die der Kaufanzeige beigefügten Fotos zeigten eine gut erhaltene, stattliche (rund 80 cm hohe und 50 cm breite), vermutlich aus der Zeit vor 1918 stammende Büste aus Gips. Der Startpreis der Auktion betrug lediglich einen Euro. Nach einem spannenden Bieterwettbewerb konnte die Lassalle-Büste dann am 11. Juni 2016 für 351,00 Euro plus 19,90 Euro für Porto und Verpackung, also zusammen für 370,90 Euro, vom Ebert-Haus ersteigert werden. Den heiklen Transport überstand das fragile Artefakt unbeschädigt und bestätigte beim Auspacken den Eindruck, den es bereits auf den Fotos gemacht hatte, den eines ästhetischen und ausdrucksstarken Kunstwerkes.
Am 1. Dezember 2011 wurde das Deutsche Tuberkulose-Museum im Rohrbacher Schlösschen feierlich eröffnet, an einem Ort, der für dieses Projekt prädestiniert ist. Das Schlösschen war die Keimzelle des Tuberkulosekrankenhauses Rohrbach und der jetzigen Thoraxklinik Heidelberg. In seinen Räumen wurden seit 1920 tuberkulosekranke Kriegsheimkehrer betreut, sodass das Tuberkulosemuseum gleichsam als Fortsetzung einer Tradition verstanden werden kann. Die Materialien des Museums stammen vorwiegend aus dem 2010 von Fulda nach Heidelberg verlegten Deutschen Tuberkulose-Archiv, ergänzt durch Objekte der Thoraxklinik Heidelberg. Ausschlaggebend für diesen Ortswechsel waren zwei Gründe: Zum einen waren die Bestände des Archivs, das 1996 von dem Fuldaer Pneumologen Dr. Robert Kropp gegründet wurde, so weit angewachsen, dass die dortigen beengten Räumlichkeiten eine ansprechende Präsentation nicht mehr zuließen. Zum anderen wurde die Anbindung an eine Universität angestrebt, um eine wechselseitige wissenschaftliche Nutzung zu ermöglichen, von der bisher nur eingeschränkt Gebrauch gemacht wurde.
Ein Jahrzehnt reloaded
(2014)
Die Ausstellung, die dem Kurpfälzischen Museum 2014 einen enormen Besucherstrom verschaffte, trug unverkennbar die Handschrift von Manfred Metzner, dem Verleger, Kulturhaus- und Literaturtageaktivisten. Aus seinen privaten Beständen stammten auch zahlreiche Exponate, weitere Objekte aus der grafischen Sammlung des Museums. Metzners Blick in die 70er Jahre empfinden viele der kritischen Kommentatoren als überdominant. Kaum eine Stehparty in den letzten Monaten, in denen die Ausstellung nicht süffisant als Ausdruck eines wilden Egotrips gebrandmarkt und auf ihre Auslassungen, Lücken und Lokozentrismen (Karl Markus Michel, 1978) kritisiert sowie auf die Vernachlässigung der wirklichen und politisch bedeutsamen Aspekte hin zerpflückt wurde. In Ausgabe 177 des taz-Journals Kontext verdichtete der Journalist und Filmemacher Mario Damolin diese Kritik mit schwerem rhetorischen Säbel (Der Sponti-Kurator von Heidelberg in: Kontext vom 20. August 2014).
Mit dem Bürgerbuch von 1356 bewahrt das Stadtmuseum in der ehemaligen Tonofenfabrik in Lahr ein wertvolles Zeugnis der Stadt- und Sozialgeschichte. Das Buch verzeichnet in mittelhochdeutscher Sprache 376 Namen von Bewohnern der Stadt ab dem Jahr 1356 (Dis sint die Burgere in der stat zuo Lare). Dazu listet es in Nachträgen bis um 1410 noch einmal mehr als 230 Namen weiterer Neubürger und sogenannter „Ausbürger“ auf: Das sind Personen, die das Bürgerrecht besaßen, ohne im städtischen Rechtsbezirk ansässig zu sein. Sie lebten Mitte des 14. Jahrhunderts in der Region rund um Lahr, etwa in Offenburg, Friesenheim, Schopfheim, Ettenheim, Rheinau, Dinglingen, Hugsweier, Burgheim, Kippenheim, Schuttern, Sulz, Ichenheim, Kürzell, Schutterzell, Ottenheim, Allmannsweier, Nonnenweier, Meißenheim, Altenheim und Müllen. Den Stand der Erforschung von Herkunft, Inhalt und Zweck des Bürgerbuchs hat zuletzt der ehemalige Stadthistoriker Thorsten Mietzner zusammengefasst.
152 Sorbus-Belege des Herbarium des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe (KR) wurden ausgewertet. Die Sammlung enthält für Bayern und Baden-Württemberg bedeutende Mehlbeerennachweise. Für mindestens drei Arten (Sorbus dubronensis, S. seyboldiana, S. badensis) können Erstnachweise erbracht werden. Die Sammlung belegt, dass manche Mehlbeeren seit über 200 Jahren in Baden-Württemberg in Kultur gehalten werden.