333.7 Natürliche Ressourcen, Energie und Umwelt
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Europäische Flussauen gelten in der Fachliteratur noch als Naturlandschaften, die sich vom Menschen unbeeinflusst bis zum Beginn der Flusskorrektionen erhalten konnten (Aldinger et al. 1998; Dister 1980, 1991; Ellenberg 1996; Gerken 1988; LfU 1997; Oberdorfer 1992). Durch Forschungen der Abt. Landespflege der Forstlichen Versuchsanstalt wurden stichhaltige Argumente dafür erbracht, dass große Flussauen und deren Auewälder früh die Eigenschaften von Naturlandschaften verloren haben. Sie unterlagen dem allgemeinen frühen Veränderungsprozess unserer Kulturlandschaft in Mittel-, West-, Süd- und Osteuropa. Man kann begründet annehmen, dass auch die großen mitteleuropäischen Flussauen bereits 3000-2000 v. Chr. den Wandel der Auewälder von den Naturwäldern zu menschlich beeinflussten Wäldern erlebt haben (Volk 2002, 2003a). Im Naturschutzbereich am deutsch-französischen Oberrhein ist die Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft und der kurzen Zeit der Kulturlandschaft noch weit verbreitet. Vorstellungen der Naturlandschaftsforschung in Richtung langer Dauer der Naturlandschaft gibt es auch außerhalb des Oberrheins für die Weseraue. Ein Forschungsprojekt in der Weseraue hat die Landschaftszustände vor 3000 Jahren rekonstruiert (Gerken
u. Dörfer 2002). Diese Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft spielt in der Leitbilddiskussion für Aue-Naturschutzziele in Deutschland und Frankreich eine Rolle. Inzwischen gibt es besser gesicherte Rekonstruktionen der nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung größerer Flussauen. Ein Beispiel ist die Rekonstruktion der Flusslandschaften am
Niederrhein für die Jungsteinzeit (ca. 4000 Jahre vor heute). Sie hält frühe Eingriffe der Menschen in die Auewälder für sicher. Zur Römerzeit wird eine Flusslandschaft rekonstruiert, die als relativ waldarme, hoch entwickelte Kulturlandschaft gelten kann (Knörzer et al. 1999).
Schaut heute ein/e Autofahrer/in von der Autobahn aus in Richtung Schwarzwald, so fällt ihm/ihr die Hornisgrinde als höchste und imposante Erhebung des Nordschwarzwaldes sofort ins Auge. Dass sich dieser Berg noch vor etwa 30 Jahren ganz anders präsentierte, fällt den meisten Betrachtern heute nicht mehr auf. Damals konnte man den Hornisgrindeturm noch nicht entdecken; vom „Fernsehturm" ragten nur die obersten Stockwerke aus dem Nadeldach und die Windräder existierten noch gar nicht. Die Hornisgrinde war damals nämlich noch von einem dichten Nadelwald bedeckt. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre begann sich jedoch die Waldsituation zu verändern. Entwicklungen, die man schon in anderen europäischen Waldregionen beobachten konnten, nahmen nun auch im Schwarzwald - insbesondere im Nordschwarzwald - ihren Anfang. Nadelbäume verloren zusehends ihr Nadelkleid - viele starben innerhalb kürzester Zeit ab. Schadinsekte, die vorher noch keine so entscheidende Rolle im Wald gespielt hatten, trieben immer heftiger ihr Unwesen. Vor allem am Katzenkopf konnte das rasant um sich greifende Sterben der Bäume beobachtet werden. Kurz darauf war auch schon ein Begriff für dieses Geschehen in aller Munde. Der Begriff ,,Das Waldsterben" war geboren und fand nicht nur Eingang in die deutsche Sprache.
,,Der Wolfersbach ist eine dem Gotteshaus Ettenheimmünster eigentümliche Waldung, eine Stund lang und bei einer halben Stund breit, und liegt einerseits an der Schuttertäler Allmend, oben herum an dem herrschaftlichen geroldseckischem Wald, unterhalb aber stoßt er an den Wittelbacher Bann und den Schmetterhof, so teils Güter in dem Wittelbacher, teils Schuttertäler Bann hat. Wegen diesem Wald sind schon bei 300 Jahre sehr viele Spänn und Streitigkeiten vorgefallen, die noch nicht beendigt sind." Mit dieser Lagebeschreibung beginnt der Chronist des Klosters Ettenheimmünster, Gervasius Bulffer, seine gründliche Untersuchung über den Ursprung der Besitzungen und die Rechte des Klosters im Wolfersbach. Die schon seit Jahrhunderten andauernden Spänn und Streitigkeiten mit den Herren von Geroldseck und ihren Rechtsnachfolgern sollten einmal endgültig geklärt werden.
Reutfelder und Schälwald
(2007)
Mit rd. 1200 ha Waldbodenfläche ist die Gemeinde Durbach auch heute noch eine relativ große Waldbaugemeinde. Wie sich die Waldnutzungsarten im Laufe der vergangenen drei Jahrhunderte verändert haben, lässt sich bei einem Studium alter Statistiken und Berichte gut erkennen. Eine Karte von 1785 zeigt in der ehemaligen „Herrschaft Staufenberg" große Flächen
von „Reutfeld". Unter „Reutfeld" ist ein Stück Land zu verstehen, das durch Ausrodung des Gehölzes urbar gemacht wurde. Neben den reinen Waldflächen war dies über lange Zeit die wohl umfangreichste Nutzungsart. Große Teile der ursprünglichen Wälder wurden so gerodet und für Ackerbau und Viehhaltung nutzbar gemacht. In den meisten Urkunden, Übergabeverträgen oder sonstigen Beschreibungen des 18. und 19. Jahrhunderts sind diese Flächen als „Halden und Bösch", als Wildfeld oder eben als Reutfeld bezeichnet. Um die Wende des 18. Jahrhunderts wurde diese Nutzungsart nicht nur im Stab Gebirg,
sondern auch auf den meisten Höfen der Stäbe Heimburg und Bottenau betrieben.
Vom Ende der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert bis zum Jahre 1386 standen die späteren Windecksehen Waldungen im Eigentum der Markgenossenschaften. Sie entstanden zum erstgenannten Zeitpunkt und bildeten einen Zusammenschluss von Dörfern. Sie benutzten das bislang herrenlose Wald- und Weideland. Ab der Christianisierung entstanden an den Hauptorten der Markgenossenschaften die Missionsstationen. Im Falle des Landkapitels von Ottersweier war das die Mutterkirche von Sasbach. Sie war auch der Hauptsitz des Kirchspiels. Zum Kirchspiel Sasbach gehörten neben Sasbach Sasbachried, Obersasbachtal, Sasbachwalden und Lauf. Eine Besonderheit tellten die Kirchspiele Ottersweier und Kappelwindeck dar. Sie waren sowohl am Waldhägenich als auch am Windecker Genossenschaftswald beteiligt. Der Grund lag darin, dass allein die doppelte Beteiligung ihren Holzbedarf deckte. Ab dem 12. Jahrhundert gab es bei der Neugründung von Pfarreien keine Markteilung mehr. Folglich blieben die Kirchspielleute der neuen Pfarrei auch Angehörige der alten Mark
Der Bannwald zieht sich von Stollhofen im Süden bis zum Sandbach, zwischen Hügelsheim und Iffezheim bis nach Sandweier im Norden hin. Mit einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von nur noch etwa 2-4 km dürfte der Wald zu den großflächigen Wäldern in der Rheinebene gehören. Ursprünglich bestand der Wald aus Eichen, Buchen, Wildobsthölzern und zum kleineren Anteil aus Nadelbeständen. Später bestand der Wald aus Gründen der Nutzbarkeit fast nur noch aus Nadelhölzern. In früheren Zeiten zog eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch den Wald. Von Stollhofen, vom Badener Tor aus, führte die „Badstraße" zur Residenzstadt Baden-Baden. Diese alten Verbindungen, mit ihnen auch die Querstraßen im südlichen Bereich, fielen spätestens dem Flugplatzbau nach 1952 zum Opfer. Querverbindungen von Hügelsheim nach Sinzheim und Baden-Baden folgen heute noch den alten Trassen. Heute ist ein großer Teil dem Flughafen zum Opfer gefallen. Wie der Name besagt, war der Bannwald ein „gebannter Wald", der Wald war nur für die Waldgenossen zugänglich. Er gehörte anteilig den Waldgenossen der Markgenossenschaft Stollhofen und dem Kloster Schwarzach. Nutzberechtigt waren das Kloster Schwarzach, die Stadt Stollhofen und die Bewohner der Dörfer Hügelsheim, Söllingen
und Schiftung. Diese fünf Orte gehörten zur Mutterpfarrei Stollhofen. Somit scheinen die Grenzen der Genossenschaft mit den alten Grenzen der Pfarrei zusammenzufallen.
Der Willstätter Wald
(2007)
Im 14. Jahrhundert erschien in einem Erbverzeichnis der Herren von Lichtenberg ein Vermerk „bey wylstett ist ein eichen waldt gehört unsern Herren." Verhandlungen über den Waidgang und die damit verbundene Rechte für die Willstätter und die angrenzenden Gemeinden gaben Aufschluss über den Namen und die Lage des „Willstätter Waldes". Der Willstätter Wald war der größte unter den angrenzenden Wäldern und hatte den besten Boden für den Baumwuchs. Der Wald reichte bis wenige hundert Meter an den Flecken Willstätt heran. Dieser Wald, der heute der Domäne gehört, hat eine besondere Geschichte. Im Willstätter Saalbuch von 1482, in dem die Wälder und die darin bestehenden Gerechtigkeiten (Genehmigungen) beschrieben werden, wurde festgelegt, wie viele Schweine von hiesigen Bürgern zur Eichelmast in den Wald getrieben werden durften. Dieses Waidrecht kann nur ein bedingtes Recht gewesen sein. Aus einem Verhör wegen Waidgangsstreitigkeiten zwischen Willstätt und Eckartsweier im Jahre 1512 geht hervor, dass Willstätt das sogenannte Eckerrecht jährlich kaufen musste. Das Eckerrecht und der Kaufpreis wurden mit Eckartsweier geteilt. Im Protokoll dieses Verhörs wurde mehrfach der Willstätter Wald erwähnt.
Betrachtet man heutzutage die Kinzig zwischen Kehl und Hausach, dann sieht man fast durchweg einen begradigten und
einheitlich ausgebauten Flusslauf, der von Deichen und grasbewachsenen Vorländern begleitet wird. Mit diesem Bild vor Augen kann man sich kaum vorstellen, dass die Kinzig vor ihrem Ausbau ein sehr dynamischer Wildfluss war, dessen Gewässerbett von Sand- und Kiesbänken und erheblichen Breitenunterschieden geprägt war. Durch den Ausbau der Kinzig ging die Vielgestaltigkeit des Gewässerbettes verloren und damit auch viele unterschiedliche Lebensräume für Fische, Kleinlebewesen und Wasserpflanzen. Seit einigen Jahren werden durch Renaturierungsmaßnahmen diese verloren gegangenen Lebensräume an ausgewählten Stellen wieder hergestellt, soweit dies unter den heutigen Randbedingungen (v. a. Hochwasserschutz) möglich ist. Das neu angelegte naturnahe Flussbett orientiert sich dabei an den Strukturen, welche für
die Kinzig vor dem Ausbau typisch waren. Diese Strukturen lassen sich in vielen Fällen aus historischen Detailkarten ermitteln.
Friedrich von und zu Franckenstein hatte sich 1710 mit Maria
Margarethe von Bettendorf verheiratet, deren Mutter eine geborene von Dahlberg war und aus der Herrschaft Binzburg stammte.
Dadurch wurde Friedrich von und zu Franckenstein Miteigentümer der Herrschaft Binzburg, zu der damals noch die Familie von
Bettendorf gehörte.
Die Nachfolger derer von Bettendorf waren die von Erthal,
die durch Einheirat in die Familie von Bettendorf Miteigentümer
der Herrschaft Binzburg wurden.
17 42, im Zuge einer Erbteilung der Herrschaft Binzburg zwischen den Herrschaftsfamilien von Erthal und von und zu Franckenstein, wurden Maria Margarethe von und zu Franckenstein
geb. von Bettendorf die Ländereien in Niederschopfheim und
damit auch die Unterwassermatten zugesprochen. Außerdem ein
Viertel der Besitzungen in Allmansweier und Wittenweier. Lothar von Erthal bekam die Ländereien auf der Gemarkung Hofweier und Schutterwald. Nach dieser Teilung gab es dann die
Herrschaft Binzburg-Hofweier und die Herrschaft Binzburg-Niederschopfheim.
Menschen veränderten die Landschaft der Baar und des Schwarzwaldes Jahrtausende früher als bisher angenommen wurde. Früh und nachhaltig gestalteten
sie die Natur um: Auf der Baar seit 5000 Jahren, im Schwarzwald seit 3000 Jahren. Seither wurden die Urwälder mit natürlichen Waldgesellschaften verlassen,
und die Menschen bauten die Kulturlandschaft mit Kulturwäldern auf. Schon in
der Keltenzeit (600–50 v. Chr.) war die Baar ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. In den Wäldern dominierte die Landwirtschaft mit Viehherden. Die Bevölkerungsdichte muss deutlich höher gewesen sein, als bisher angenommen wurde.
Als die Römer kamen, waren bereits großflächige Strukturen der Kulturlandschaft geschaffen. In der Römerzeit wurden intensive Formen der Landwirtschaft
mit starken Waldverlusten verbreitet. Darauf baute das Mittelalter auf und verringerte und veränderte die Kulturwälder wiederum nachhaltig. Die Neuzeit ab
1500 bis 1800 ist eine Periode der Entwaldung und der Landschaftsgestaltung
für die Landwirtschaft. Um 1800 sind nur minimale Waldanteile in der Landschaft vorhanden. Nach 1770 werden Wälder großflächig als Kulturwälder in
großer Vielfalt neu aufgebaut. Die heutige hohe Biodiversität der Wälder entsteht
durch Waldgestaltung. Am Aufbau des Wald-Naturschutzerbes der Baar und des
Wutachgebietes war die ganze Bevölkerung beteiligt.
Strom für Mundelfingen
(2020)
Jahrtausendelang beherrschten Aufgang und Untergang der Sonne den Tagesablauf der Menschen. Wurde der Tag mit positiven Attributen wie Helligkeit,
Wärme und Sicherheit verbunden, so verbanden die Erdenbürger die Nacht mit
Kälte und Gefahr. Schon immer wurde versucht, die Finsternis zu verdrängen und
der Dunkelheit durch Fackeln und Kerzen, Öl- und Gaslampen den Schrecken
zu nehmen. Erst durch den aufkommenden Einsatz der Elektrizität Ende des
19. Jahrhunderts konnte die Finsternis endgültig bezwungen werden.
Auch die Gemeinde Mundelfingen, heute Stadtteil von Hüfingen, entschloss
sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts, diese neue Technologie einzuführen und
elektrisches Licht in die Häuser und Straßen zu bringen. Im Folgenden wird der
lange und steinige Weg vom selbstproduzierten Gleichstrom im Jahr 1907 bis zur
endgültigen Umstellung auf das moderne Wechselstromnetz 1955 dargestellt.
Der absehbare Ausstieg aus Kernkraft und Kohle, erzwungen durch den menschengemachten Klimawandel, bedeutet nicht nur eine energiewirtschaftliche
Kehrtwende, er hinterlässt auch in der Landschaft seine Spuren, im Landschaftsbild wie in der Ökologie. Ob mit einem Mal Windkraftanlagen den
Horizont verstellen, ob „Vermaisung“ zur Biogasproduktion um sich greift oder
ob plötzlich Wiesen zu Solarfeldern werden: Der Landschaftsfreund, der sich traditionell dem Natur- und Landschaftsschutz verbunden fühlt, sieht sich unweigerlich in Zwiespälte gestürzt, gar
ins Abseits manövriert und vor die Frage gestellt: Was alles an Beeinträchtigungen muss neuerdings hingenommen
werden unterm Vorzeichen des Klimaschutzes, der Fridays for Future und der
Hitzerekorde – und wogegen ist angesichts all der neuartigen Phänomene
überhaupt noch Widerspruch angezeigt? Was gilt es noch zu bewahren,
was ist unveräußerbar an landschaftlichen Werten?
Beim Stichwort Erdöl denkt man aus historischen und politischen Gründen gemeinhin zunächst an arabische Staaten bzw. an die Mitgliedsländer der OPEC. Jedoch wird auch in der Bundesrepublik Deutschland Erdöl gefördert, wenngleich auch nur etwa ein Zwanzigstel dessen, was zur Eigenversorgung nötig wäre. Erdölvorkommen gibt es in Deutschland vor allem in der Norddeutschen Tiefebene und - in geringerem Umfang - im Alpenvorland und in der Rheinebene. Auch im an die Rheinebene angrenzenden Kraichgau wurde Erdöl gefördert: 1935 bis 1960 in über 100 Bohrungen bei Forst und Weiher, 1953 bis 1963 auch in Rot. Anders lief es in Reichartshausen: Dort standen zwar nie Bohrtürme, doch war die Gemeinde in den siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts im Erdölfieber. Diese Geschichte soll nun erzählt werden.
Die Kulturlandschaft ist der Spiegel der Gesellschaft. Sie verändert sich entsprechend dem Wertewanclel in der Gesellschaft. Die Veränderung durch die Siedlungstätigkeiten und den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist fast überall in Deutschland sichtbar. Auch im Schwarzwald führt dies zu Lebensraumverlusten für Fauna, Flora und Mensch, zu nachteiligen Veränderungen des Landschaftsbildes, wenn nicht sogar zum ldentitätsverlust der Landschaft. Hinzu kommt in diesem reizvollen und deshalb äußerst empfindlichen Raum die seit dem Ende des 18. Jahrhunderts nachweisbare Waldzunahme infolge der teilweisen oder völligen Aufgabe der landwirtschaftlichen Nutzungen. Dieses "Zuwachsen" der Landschaft führt langfristig unter anderem zu einer Vereinheitlichung des Landschaftsbildes und zum Verlust des für die Erlebbarkeit der Landschaft sehr wichtigen Wechsels zwischen Offenland und Wald.
Der Unterhölzer Wald zeichnet sich in seinen Laubholz-reichen Altbeständen durch ein Mosaik von Eichen-, Buchen-, Eschen- und Erlenwäldern aus. Der geologische Untergrund hat zur Ausbildung wasserstauender, schwerer Böden geführt. Es wurde untersucht, welche Waldtypen für die verschiedenen Standorte der hügeligen Landschaft charakteristisch sind, welchen Einfluss die natürlichen Standortgradienten auf die Zusammensetzung der Waldvegetation haben, ob die
Konkurrenzkraft der Buche im Gebiet ausreicht, um sich gegen andere Baumarten durchzusetzen und welchen Einfluss der Mensch seit dem 18. Jahrhundert hatte. Dazu wurde der vorherrschende Standortgradient mit kontinuierlichen Transektaufnahmen analysiert und geprüft, ob die erzielten Ergebnisse der Transekte auf das gesamte Untersuchungsgebiet
übertragen werden können. Zur Untersuchung der Nutzungs- und Bestandesgeschichte wurde insbesondere eine genaue Forsttaxation aus dem Jahr 1787 ausgewertet.
„Lothar" - ein Förstertrauma
(2001)
Wohl ab der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre wurde der Villinger Forstamtsleiter nächtens immer häufiger von einem höchst unerquicklichen Traum heimgesucht. In ihm vermengten sich TV-Bildfolgen von karibischen Hurrikans mit Deja-vue-Szenen aus dem heimischen Wald. Das – geträumte – Sturmgeschehen war von solch furchteinflößender Brutalität, dass das Erwachen jeweils geradezu als erlösend empfunden wurde.
Sturmschäden in Wäldern sind ein altes Problem der Forstwirtschaft und kehren immer wieder, doch der Sturm "Lothar" richtete in der Mittagszeit des 26. Dezember 1999 Schäden an, wie man sie bisher nicht kannte. Ein Vergleich der vorläufig geschätzten Schadholzmengen mit denen der bisherigen Jahrhundertstürme "Vivian" und "Wiebke" 1990 macht dies deullich. Während 1990 weite Teile Europas betroffen waren und die Schäden durch mehrere Stürme von Januar bis März verursacht wurden, wütete Lothar nur kurz und fast ausschließlich in Ostfrankreich und Baden-Württemberg. Der Sturm war so heftig, dass nicht nur die besonders sturmgefährdete Baumart Fichte sondern in den Hauptsturmgassen auch stabilere Baumarten wie Tanne, Eiche und andere Laubbäume, ja selbst Jungbestände geworfen und gebrochen wurden. Im Bereich der Forstdirektion Freiburg beträgt der vorhandene Baumartenanteil 68 % Nadelbäume und 32 % Laubbäume. Demgegenüber
entfielen 77 % des Sturmholzes auf Nadelbäume und 23 % auf Laubbäume.
Im Verlauf der nacheiszeitlichen Vegetationsentwicklung kommt es nach anfänglicher Übereinstimmung der regionalen Waldgesellschaften in der Baarhochmulde, dem Baarschwarzwald und dem Hohen Schwarzwald zu einer zunehmenden
Differenzierung. Diese ist nicht entscheidend von klimatischen und nur sekundär von standörtlichen Faktoren abhängig. Bereits seit dem Neolithikum sind anthropogene Veränderungen der Vegetation in der Baarhochmulde nachweisbar, seit der Bronzezeit auch im Baarschwarzwald. Dieser ist seitdem durch Waldweide und wiederholte Brandrodungen nachhaltig in seiner Artenzusammensetzung beeinflusst worden. Erste vorläufige Beziehungen zu archäologischen Befunden zeichnen sich ab. Die gängige Auffassung, die Wälder hätten sich bis einschließlich der Buchenzeit (ca. 1500 fahre vor heute) noch weitgehend ungestört entwickeln können, ist zu revidieren.
Wildnis aus zweiter Hand
(2003)
Urwald auf der Baar - barer Unsinn? Eine frühe Zeitungsente womöglich? Wie, bitte schön, sollen die Überreste eines "weißtannenen Urwaldes" hier eigentlich überdauert haben? Ausgerechnet auf der Baar, im Altsiedelland zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, wo schon den Siedlern der Jungsteinzeit Ackerbau und Viehzucht einträglicher erscheinen wollten als Beerensammeln und Jagen. Wo schon die Kelten geackert und den Wald dafür gerodet haben. Von Römern und Alemannen ganz zu schweigen, erst recht von den Waldverwüstern der Neuzeit, den Glasmachern etwa oder den Viehherden der Städte.
Im Juni 2017 hat die UNESCO das Biosphärengebiet Schwarzwald anerkannt und als Modellregion
für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Damit gehört die Region zum internationalen
Netz von derzeit 669 UNESCO-Biosphärenreservaten in 120 Ländern. Ziel ist es, die abwechslungs-
und artenreiche Kulturlandschaft des Südschwarzwalds im Zusammenspiel von
Mensch und Natur zu erhalten und zu entwickeln. Die Wertschöpfung im ländlichen Raum
soll gestärkt und Zukunftsperspektiven für die künftige Generation sollen geschaffen werden.
In den ersten zwei Jahren wurden dazu bereits über 50 Projekte gestartet. Rund 1,3 Millionen
Euro an zusätzlichen Fördermitteln und Sponsorengeldern sind in die Region geflossen.
Der Hockenheimer Rheinbogen
(2019)
Der Hockenheimer Rheinbogen, ein geschützter Landschaftsraum, mitten im dicht besiedelten
Ballungsraum des Rhein-Neckar-Kreises. Hier sollten günstige Lebensbedingungen zum
Beispiel für den seltenen und geschützten Großen Brachvogel (Numenius arquata) geschaffen
werden oder die Saatgans (Anser fabalis) auf der Durchreise. Das Gebiet, das früher zeitweise
vom Rhein überschwemmt worden war, zeichnet sich durch vielfältige und ökologisch wertvolle
Landschaftselemente aus.
Der Kraichbach, auch »die Kraich« genannt, prägt das Stadtbild Hockenheims und macht
den Ort zu einer Stadt am Fluss. Dieser besondere Reiz wird in Zukunft noch hervorgehoben
werden durch die Umgestaltung des Flusslaufes, die im Jahr 2019 abgeschlossen ist. Das
»Hochwasser- und Ökologieprojekt« (HÖP) vereinbart den Hochwasserschutz mit einer naturnahen
Gestaltung. Die Geschichte des Flusses ist eng mit der Geschichte Hockenheims verknüpft. Viele Erinnerungen der Bürgerinnen und Bürger verbinden sich mit dem Kraichbach.
Durch Eingriffe in den Wasserhaushalt, Torfabbau und landwirtschaftliche Nutzung wurde der größte Teil der Moore in Deutschland nachhaltig überprägt und vielerorts auch unwiederbringlich zerstört. Der Erhalt und die Wiederherstellung der verbliebenen „Moorbiotope" als Lebensraum für an Wasserüberschuss angepasste Pflanzen- und Tierarten spielt daher im Moorschutz seit langem eine zentrale Rolle (Succow & KOSKA 2001 ). Hingegen wurde die Bedeutung der vielseitigen ökologischen Funktionen von Mooren im Wasser- und Stoffhaushalt der Landschaft, wie die Kohlenstoffspeicherung oder die Retention von Niederschlägen, erst in jüngerer Zeit beachtet. In den vergangenen Jahren wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, um die verbliebenen Moor-Lebensräume zu erhalten bzw. zu renaturieren. Zentrales Ziel der Moorrenaturierungen ist die hydrologische Stabilisierung des Moorzentrums und der Erhalt der dort lebenden Arten und Lebensgemeinschaften. Die durch Entwässerung und Abtorfung entstandenen, oligotrophen Randbereiche werden dabei häufig wenig beachtet oder außer Acht gelassen. Gerade diese Standorte auf entwässerten Torfen beherbergen jedoch auf kleinsten Raum ein heterogenes Nebeneinander von Pflanzengesellschaften, wie Feucht- und Streuwiesen sowie odensaure Magerrasen. Hervorgerufen wird dieser kleinräumige Wechsel durch sehr unterschiedliche Feuchte- und Nährstoffverhältnisse bzw. Änderungen der Basenverfügbarkeit. Magerrasen und magere Grünlandbereiche der Moorränder sind auf der Baar besonders artenreich ausgebildet und daher überregional bedeutsam.
Die Zentren wachender Hochmoore gehören zu den artenärmsten Ökosystemen Mitteleuropas. Allerdings bieten die Moore im Randgehänge, im Randlagg und in den Anmoorbereichen einer Vielzahl von Arten Lebensrume. Durch anthropogene Störungen können sich zusätzlich Arten in Moorkomplexen ansiedeln und dadurch die Diversität dieser Gebiete erhöhen (POSCHLOD 1990, SCHUCKERT et al. 1992). Die Moore Südwestdeutschlands sind größtenteils durch Torfabbau, Melioration, land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark beeinträchtigt (GÖTTLICH 1990). Die meisten Moore unterliegen nach Ende des Torfabbaus bzw. Aufgabe der Nutzung einem starken Vegetationswandel, der über den natürlichen turn-over
eines nicht gestörten Moores weit hinausgeht. Am Beispiel de Schwenninger Mooses soll gezeigt werden, wie sich die Flora eines gestörten ehemaligen Hochmoores verändert hat und welche Artengruppen davon besonders betroffen sind.
Das Schwenninger Moos ist eine der am besten untersuchten Moore Südwestdeutschlands.
Die Zeitreise beginnt mit der Schilderung der Geschichte des Fürstlich Fürstenbergischen Hofjagdgebietes Unterhölzerwald nach der eingehenden Forsteinrichtung von 1787. Es wird gezeigt dass das Biotop und das Naturschutzgebiet verschiedenen Gefährdungen ausgesetzt waren und immer noch sind. Die Errichtung des Wildgatters brachte der Jagd den Vorrang vor der Forstwirtschaft und der Waldweide. Nutzungen im Naturwald waren wegen der astigen und knorrigen, schwer bearbeitbaren Eichen sehr schwierig und nur durch Selbstwerber für abgestorbenes Holz erlaubt. Im Wirtschaftswald machten die Umwandlungen in Mischbestände gute Fortschritte. Es ist der Jagdpassion der Fürstenberger und ihrer Liebe zu ihrem schönen
Hofjagdgebiet zu danken, dass trotz erheblicher finanzieller Nachteile für den Eigentümer der Naturwald erhalten wurde, und es ist zu hoffen, dass künftig auch die öffentliche Hand ebenso verantwortungsbewusst handelt.
Als Teil der Pflegekonzeptionen für Schutzgebiete in Moorlandschaften, wurde im
Rahmen des Arten- und Biotopschutzes in den Jahren 2003-2006 die Ameisenfauna
der beiden Naturschutzgebiet „Birken-Mittelmeß" (Schwarzwald-Baar-Kreis) und
„Unterhölzer Wald" (Landkreis Tuttlingen) untersucht. Ziel der Aufnahme war
einerseits, die Bestände von naturschutzrelevanten Zielarten zur Einschätzung ihrer
tatsächlichen Gefährdungssituation zu erfassen, andererseits sollte mittels Ameisen
der Zustand eines Gebietes beurteilt werden. Hierbei wurde erforscht, inwieweit
Moorameisengesellschaften bzw. -arten als Indikatoren für bestimmte Moor- und
Biotop- bzw. Vegetationstypen geeignet sind und ob sich diese infolge früherer
Schädigungen der Moorlebensräume möglicherweise verändert haben. In diesem
Zusammenhang wurden auch die Auswirkungen von Pflegemaßnahmen und
Nutzungsformen auf einzelne Ameisenarten bzw. Artengruppen untersucht.
Das trennende Band zur Gemarkung Schwenningen ist zerschnitten, die erste Tafel des neuen
Geschichts- und Naturlehrpfades des Villinger
Geschichts- und Heimatvereins enthüllt.
Unter großer Anteilnahme der Mitglieder des
Vereins wurde am 21. Mai die erste Station des
Villinger Pfades in der Höhe des Hölzlekönigs mit
der Anbindung an den bereits bestehenden Schwenninger Geschichts- und Naturlehrpfad eröffnet.
Von Wildigarten aus ging es entweder zu Fuß oder
mit Kleinbussen zum Ort des Geschehens.
Von der Idee zur Realisierung
Die Idee für einen Geschichts- und Naturlehrpfad in Villingen-Schwenningen kam ursprünglich
von Schwenninger Bürgern, die für ihren Stadtbezirk ein solches Projekt wünschten. Der Heimatverein Schwenningen nahm sich zusammen mit dem
Schwäbischen Albverein und dem Schwarz waldverein dieses Vorschlags an und plante mit dem
damaligen Leiter des städtischen Forstamtes, Eberhard Härle, solch einen Pfad. Der Sturm Lothar verhinderte die baldige Umsetzung des Planes. Auf
Initiative von Dr. Tobias Kühn, dem Nachfolger von
Herrn Härle, wurde der Plan 2005 wieder aufgegriffen.
1978 waren auf der Baar erstmals schwere Baumaschinen für die Natur im Einsatz.
PROF. REICHELT erreichte, dass im Zusammenhang mit dem Flurbereinigungsverfahren „Donaueschinger Ried“ als Ausgleichsmaßnahme für den Verlust natürlicher
Flächen früher vorhandene Flachwassersenken wieder hergestellt und neue Teiche
angelegt wurden (REICHELT 2000 UND 2001). In der Folgezeit haben sich vor allem
die privaten Naturschutzverbände BUND (Bund für Umwelt- und Naturschutz
Deutschland) und NABU (Naturschutzbund Deutschland) für die Schaffung weiterer Feuchtlebensräume in der Riedbaar eingesetzt, ein kleiner Ausgleich für die in
den 1960er und 70er Jahren zahlreich entwässerten und zugeschütteten Feuchtgebiete. Eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen profitiert davon.
Hier soll ein Ausschnitt des Istzustands eines künstlich geschaffenen Feuchtbiotops dargestellt werden, wobei für uns die ansprechende Dokumentation der
faszinierenden Naturvielfalt im Vordergrund steht. Das Feuchtbiotop* wurde 1997
von der NABU-Gruppe Schwarzwald-Baar angelegt und 2007 erweitert.
Auf einer Fläche von 2,4 ha entstanden zwei Teiche, die etwa ein Fünftel der
Gesamtfläche einnehmen. Diese sind in einen extensiv genutzten Feuchtwiesenkomplex eingebettet. Neben den Teichen sind auch die angrenzenden Feuchtwiesen
und eingerichteten Brachflächen von großer Bedeutung für den Naturschutz.
Das Plattenmoos
(2014)
Eine Exkursion des Baarvereins im Juni 2013 „Rund um das Plattenmoos“ bot
Gelegenheit zu einer lebhaften Erörterung der Entstehung und der Nutzungsgeschichte dieses letzten leidlich intakten Hochmoores der Baar. Diskutiert wurden
dabei die historisch verbürgten Eingriffe in die Gewässer, die das Plattenmoos einst
gespeist haben müssen, wie auch allfällige Entwässerungsmaßnahmen zum Zweck
des Torfabbaus. Bei der Sichtung der Literatur stößt der Leser auf zahlreiche
Rätsel und Ungereimtheiten. Insbesondere die Entstehungsgeschichte der in der
Bevölkerung sog. „Schlucht“ unweit des Moores muss überraschen, die Eintiefung
des die Gemarkungen Überauchen und Pfaffenweiler trennenden Hofbächles in
historischer Zeit. Die „Schlucht“ sei das Ergebnis „einer für danubische Verhältnisse ganz außerordentlichen Erosion“, hat bereits WILLI PAUL, der Vöhrenbacher
Geologe, 1984 in einem Beitrag für die Schriften der Baar festgestellt. Wie hat man
sich diesen Vorgang konkret vorzustellen, wie rasch schreitet die Schluchtbildung
voran und wodurch wurde sie ausgelöst?
Am 13. Juni 2013 war es soweit. Der nun
vorliegende Wanderführer wurde gemeinsam von
den Geschichts- und Heimatvereinen der großen
Stadtbezirke erstellt. Die beiden Vorsitzenden Frau
Dr. Annemarie Conradt-Mach und Günter Rath
sind stolz auf das gemeinsame Werk. Auf 40 Seiten
werden nicht die Texte der Tafeln wiederholt, diese soll man ja vor Ort lesen, sondern zusätzliche
Informationen gegeben. Ein herausnehmbares
Faltblatt mit den Karten hilft bei Planung und
Durchführung der Wanderungen auch in Etappen.
Farbige Bilder unterstützen die Beschreibung
der Wege oder zeigen Darstellungen von Dingen,
die heute nicht mehr zu sehen sind.
Im Herbst 2013 wurde die Donau unterhalb des Zusammenflusses von Brigach und Breg renaturiert. Der erste Kilometer der Donau, der bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts weitgehend kanalisiert wurde, soll gemäß der Europäischen
Wasserrahmenrichtlinie in einen „guten ökologischen Zustand“ überführt werden. Durch Erdabtragung im Uferbereich vor den Dämmen, das Einbringen von „Störbuhnen“ und eine leichte Laufverlegung wurde ein naturnaher Entwicklungsraum geschaffen, um den ökologischen Wert und die landschaftliche Attraktivität der Donau zu steigern. Die resultierende Erhöhung des Wasserrückhaltevolumens leistet zudem einen Beitrag zum Hochwasserschutz für die an der Jungen Donau gelegenen Gemeinden. Ausführlichere Beschreibungen enthalten die Jahrbücher Almanach 2014 und 2015 des Schwarzwald-Baar-Kreises (KOCH 2014 und FETSCHER 2015).
Wie das Heimatbuch Landkreis Rastatt
1988 (Seite 137 ff.) berichtet, haben die
Menschen der mittleren Steinzeit, des mittleren
(Beuronien A–C) und des späten Mesolithikums
und des frühen Neolithikums in
„Siedlungskammern“ entlang der Vorbergzone
des Oberrheingebiets gelebt. Bei der Jagd
könnten sie auch in mittlere und höhere
Tallagen vorgestoßen sein und diesen Jägergruppen
auch in schwer zugänglichen Bereichen
als Aufenthaltsort gedient haben.
Die älteren Leser kennen vielleicht noch die Gelbbauchunke. Sie hat als „Unkerich“ in den Heften „Lurchis Abenteuer“ von Salamander (deutscher Schuhhersteller aus Kornwestheim bis 2003) den Polizisten gespielt. Die Hefte haben
heute noch Kult-Status. Lurchi und seine Freunde werben nicht nur als Sympathieträger für die Schuhmarke, sondern auch für die bedrohte Spezies von Feuersalamander und Unke
Dieser kleine Froschlurch, der 35 bis 50 mm groß ist und ein Gewicht von
fünf bis sieben Gramm besitzt, hat es schwer zu überleben. Er genießt zwar heute
gesetzlich den höchsten Schutzstatus, sein Fortbestand ist dadurch aber nicht
unbedingt garantiert. Zu viele seiner ursprünglichen Lebensräume sind verloren
gegangen, nämlich die Kies- und Schlickbänke in den Auenbereichen entlang von
Bächen und Flüssen.
Das Projekt I (Planungsphase) des Naturschutzgroßprojektes Baar (NGP Baar)
wird seit 2013 im Rahmen des Programms „chance.natur – Bundesförderung
Naturschutz“ durchgeführt. Mit diesem Programm werden seit 1979 durch das
Bundesamt für Naturschutz (BfN) mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Projekte gefördert, die
der Errichtung und der Sicherung von schutzwürdigen Teilen von Natur und
Landschaft mit gesamtstaatlicher repräsentativer Bedeutung dienen. Auch das
Land Baden-Württemberg beteiligt sich über das Ministerium für Umwelt,
Klima und Energiewirtschaft durch finanzielle Unterstützung.
Biotopverbund an der Stillen Musel durch Stillgewässerentwicklung und Beweidung mit Karpatenbüffeln
(2019)
Auf der Baar führt der Schwarzwald-Baar-Kreis ein Naturschutzgroßprojekt (chance.natur – Bundesförderung Naturschutz, siehe Beitrag von THOMAS KRING
in diesem Band) zur Stärkung des Biotopverbunds durch (KRING 2013). Eine der wichtigen Achsen des Biotopverbunds dort, die Feuchtgebietslebensräume entlang der „Stillen Musel“, wurde in der Planungsphase des Projekts aufgrund
heftiger Proteste des Bauernverbands aus der Förderkulisse gestrichen, da hier landwirtschaftlich intensiv genutzte Flächen vorherrschen. Um abseits von landwirtschaftlich strittigen Bereichen Maßnahmen für den Biotopverbund realisieren zu können, wurden bei der Stiftung Naturschutzfonds (SNF) Mittel für mehrere Projekte beantragt. Das hier vorgestellte Projekt wurde zunächst zur Entwicklung von Brutgewässern für die Krickente sowie zur Stärkung von Laichhabitaten von Amphibien begonnen. Später stellte sich heraus, dass durch eine Beweidung mit Karpatenbüffeln (Wasserbüffel) weitere positive Effekte erreicht werden können. Die Größe des Projektgebiets beträgt ca. 8 Hektar.
Das NGP Baar startete im Jahr 2013 mit dem Projekt I in die Planungsphase.
Seit dem 1. Mai 2018 befindet sich das Projekt II – die Umsetzungsphase
– in der Förderung. Der Schwarzwald-Baar-Kreis als Projektträger kann nun
zusammen mit den Flächeneigentümern und Bewirtschaftern die im PEPL vorgeschlagenen
Maßnahmen realisieren. Dazu stehen bis zum April 2028 rund
8,5 Mio. € zur Verfügung.
Im Dezember 2006 konnte das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört auf zehn Jahre Naturvermittlung und Umweltbildung zurückzublicken. Für das Autorenteam Anlass Bilanz zu ziehen und ihre 2002 und 2003 an gleicher Stelle begonnene Trilogie zur Geschichte des Naturschutzzentrums und seines Hauses abzuschließen.
Natur, Landschaft, Heimat
(2018)
Nach dem Ende der »Karriere des alten Naturbegriffs« gilt, dass sich Natur nur zeigt, wenn wir ein bestimmtes Verhältnis zu ihr einnehmen. Die bisherige Landschaftsinterpretation als »ökologisches System« soll abgelöst werden durch eine »neue Gewichtigkeit« in der Bewertung von Natur und Landschaft. Der Begriff von Landschaft muss weit über bloße Ökologie hinausgehen. Emotionaler Zugang zur Natur und Akzeptanz des schützenwerten Naturgutes bei den Bürgern wird von der Hinwendung zur Idee der »heimatlichen Natur« erwartet. Heimat erhält im Zusammenhang mit Landschaft einen neuen Stellenwert im Naturschutz. Dabei ist die ästhetisch betrachtete Landschaft durch einen landschaftlichen »Aktionsraum« abzulösen, etwa im Sinne von Biotopvernetzungen.
40 Jahre Öko-Institut
(2018)
In dem Artikel wird die Entwicklung des Öko-Instituts beschrieben, das im letzten Jahr sein 40. Jubiläum feierte. Anlass für die Gründung des gemeinnützigen Instituts waren die Auseinandersetzungen um das geplante Atomkraftwerk Wyhl. Das Öko-Institut hat sich vom umstrittenen Außenseiter-Institut zu einem der weltweiten Think Tanks im Bereich Umwelt
und Klimaschutz entwickelt, parallel zu den Änderungen in der Umweltbewegung und Umweltpolitik und auch der Green City Freiburg.
7000 Jahre wirkt der Mensch auf die Natur am Oberrhein ein. Früh entstanden aus Urwäldern Kulturwälder. Im Naturschutz wird dieser Wandel nicht bemerkt. Naturschützer verlangen
Urwälder, reine Wildnis. Sie kann es auch in Jahrhunderten nicht mehr geben. Menschen haben in langer Zeit Kultur-Naturen aufgebaut, den Urwald mit guten Gründen als Ziel verlassen und die Biodiversität erweitert. Am Beispiel der Wälder der Rheinaue, des Rheintales und des Schwarzwaldes wird dies dargestellt.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer hat am 14. Dezember 2017 die Ausstellung »Biosphärengebiet Schwarzwald – Zukunft mit Tradition« eröffnet. Die Schau gibt einen Einblick in das Biosphärengebiet und welche besonderen Eigenschaften das Schutzgebiet im Schwarzwald hat, heißt es in einer Pressemitteilung des Regierungspräsidiums Freiburg. Vom baden-württembergischen Umweltministerium nahm Karl-Heinz Lieber, Abteilungsleiter Naturschutz, teil.
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer: »Mit der internationalen Anerkennung hat die UNESCO bestätigt, was wir alle wissen: Der Schwarzwald spielt in der weltweiten Spitzenklasse der Schutzgebiete oben mit. Dass es heute im Schwarzwald so aussieht, ist Ergebnis jahrhundertelanger Nutzung der Landschaft und ihrer Ressourcen. Die Ausstellung zeigt Besuchern und Einheimischen, wie schön unsere Landschaft ist und weshalb sie schützenswert ist und zeigt auf, wie die Dinge zusammenhängen. Sie leistet einen Beitrag zur Identifikation mit dem Biosphärengebiet und macht Lust, das Biosphärengebiet
selbst zu entdecken.«
Albtraum Badische Alb
(2017)
Weil die Badische Alb ein gänzlich unbesiedeltes Waldgebiet ist, haben die vier umliegenden Städte Donaueschingen, Hüfingen, Blumberg und Geisingen sie per Flächennutzungsplanänderung als Windkraftkonzentrationszone ausgewiesen. In der Bevölkerung erregten sie damit
wenig Unmut, hielt man die Ausweisung doch für eine wenig realistische Pflichtübung in Sachen Energiewende, zumal da ein potenter Investor schon früh wieder abgesprungen war angesichts der eher bescheidenen Windhöffigkeit. Doch kurz vor Jahresschluss 2016 erteilte das
Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis doch noch die immissionsschutzrechtliche Genehmigung für den Bau von 13 gigantischen Windenergieanlagen zweier Betreiberfirmen. Erst jetzt wachte die örtliche Bevölkerung auf, formulierte Widersprüche und reichte beim Landtag eine Petition ein gegen die Umwandlung des in seiner ökologischen und landschaftlichen Wertigkeit heillos unterschätzten Waldgebiets in eine (Wind-)Industriezone. Ob sich der Albtraum noch abwenden lässt?
Wer sich aus südlicher Richtung auf der Badischen Weinstraße (L 125) oder auf Wanderwegen dem Wein- und Erholungsort Ballrechten-Dottingen nähert, der erblickt spätestens nach Verlassen des Weindorfes Britzingen zwei markante Erhebungen am Schwarzwaldrand. Der linke Bergkegel ist der Fohrenberg und rechts davon steht der Castellberg. Diese beiden Erhebungen sind nicht vulkanischen Ursprungs, sondern durch Verkippung hängen gebliebene Schollen am Rande der östlichen Rheingrabenabsenkung.
Das kann doch nicht wahr sein. Endlich lichtet sich die Nebelwand und gibt den Moment frei auf die Gruppe von Graureihern. Aber ehe ich mit meiner Kamera genau fokussieren kann, heben sie mit schwingenden Flügelschlägen ab. Deshalb harre ich nun weit vor Anbruch des Tages in meinem Tarnzelt in der Kälte aus? Das erhoffte fotografische Ergebnis hat sich wieder einmal nicht eingestellt. Und dennoch war der Aufwand nicht umsonst. Der Altrheinarm taucht nun ein in ein grandioses Farbenspiel und setzt die weit ins Wasser ragenden Äste der Silberweiden mystisch in Szene. Mit jeder Minute ändert sich jetzt
die Szenerie und vergessen sind auf einmal auch die Mühen und klammen Finger.
Die Kunsthallen und Museen des Landes haben es vorgemacht: Fördervereine werden angesichts knapper Budgets immer wichtiger bei der Verwirklichung von Planzielen öffentlicher Einrichtungen. Nach dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe hat seit 2011 auch das Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört einen eigenen Förderverein: den 'Freundeskreis Naturschutzzentrum Karlsruhe-Rappenwört'
Die Ramsar-Konvention ist ein inzwischen von 158 Staaten unterzeichnetes Übereinkommen zum Schutz von Feuchtgebieten internationaler Bedeutung. Unter Ramsar-Gebieten versteht man weltweit besonders schützenswerte Feuchtgebiete wie zum Beispiel Küstenlandschaften, Sümpfe, Flüsse, Seen und Auen, die naturgemäß ein reiches Vogelleben aufweisen.
Der Schwarzwald mit seinen Vorbergen, die Vogesen, der Kaiserstuhl, die Rheinauen, die Elzwiesen und das elsässische Ried und der Harthwald (Forêt de la Harth): Manche Gebiete am Oberrhein gehören zu den schönsten und wertvollsten Naturlandschaft en Europas, mit einer immer noch faszinierenden und reichhaltigen Flora und Fauna. Das grenzüberschreitende »Paradies am Oberrhein« wurde in Büchern beschrieben und die alljährlichen Regio-Kalender zeigen immer faszinierendere Fotos. Ein Spaziergang in einer stillen Stunde im Kaiserstuhl oder im Naturschutzgebiet Bollenberg bei Rouff ach im Elsass ist immer noch ein Glücksmoment und nur den Kennern fällt auf, wenn die Stimmen der Feldlerchen fehlen und wenn selbst in dieser geschützten Restnatur die Zahl und Artenvielfalt der Schmetterlinge bedrohlich schnell schwindet. Schon die nächste Generation wird diesen stillen Schwund nicht mehr bemerken, denn bereits heute kennen die wenigsten jungen Menschen noch die Stimme der ins Blau aufsteigenden Lerche.