333.7 Natürliche Ressourcen, Energie und Umwelt
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Das Naturschutzgebiet liegt am Bodenseeufer im St. gallischen Rheindelta zwischen dem Dorf Altenrhein und der Mündung des Alten Rheins. Es ist ein letzter Rest
eines ursprünglich wesentlich größeren naturnahen Seeufers mit Röhricht, Seggenriedern und Pfeifengraswiesen. Ein alter Hochwasserdamm trennt das Gebiet in eine Seeuferfläche und drei landseitige Riedflächen. Bei den frühsommerlichen hohen Wasserständen ist die Seeuferfläche oft für Wochen überschwemmt. In einzelnen Jahren kann
die Überschwemmung auch ausbleiben. Der Wasserhaushalt der landseitigen Riedflächen wird durch die Niederschläge beeinflusst sowie durch den Grundwasserspiegel,
der durch eine Grundwasserpumpe reguliert wird. Landwirte mähen die Riedwiesen auf
der Seeseite und auf der Landseite des Dammes ab dem 15. September - teilweise erst in
den Wintermonaten. In Abständen von einigen Jahren wird abschnittsweise ein Pflege-Schnitt des Uferschilfröhrichts durchgeführt, wobei auch das Schwemmholz entfernt
wird.
Im Zeitraum von 2015 bis 2018 erfassten die Autoren
Heuschrecken in 18 Naturschutzgebieten und in vier
weiteren ausgewählten Gebieten des Landkreises
Freudenstadt und verglichen die Ergebnisse mit älteren
Erfassungen. Insgesamt konnten 18 Langfühlerschrecken und 23 Kurzfühlerschrecken nachgewiesen werden. Mit insgesamt 41 Heuschrecken-Arten sind dies
rund 60 % der baden-württembergischen Arten. Elf
Arten sind in der „Roten Liste der gefährdeten Heuschrecken in Baden-Württemberg“ und weitere neun
in der Vorwarnliste aufgeführt. Davon galt eine Art als
„ausgestorben oder verschollen“, zudem gelten zwei
Arten als „stark gefährdet“, acht Arten als „gefährdet“,
und neun Arten sind landesweit merklich zurückgegangen und daher auf der „Vorwarnliste“. Für zwei Arten,
die Alpine Gebirgsschrecke (Miramella alpina) und die
Lauchschrecke (Mecostethus parapleurus), ist Baden-Württemberg in besonderem Maße verantwortlich, da
sich hier die Hauptvorkommen von Deutschland befinden und die Bestände daher von bundesweiter Bedeutung sind. In den letzten drei Untersuchungsjahren
zeigten der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus)
und die Alpine Gebirgsschrecke deutliche Arealverluste
und einen starken Rückgang der Individuenzahlen. Die
letztmals 2004 im Kreis nachgewiesene Rotflügelige
Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) ist zwischenzeitlich dort ausgestorben.
Das Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“ liegt im Norden des Karlsruher Stadtgebietes auf Flugsandflächen und einer Binnendüne. Aufgrund der sandigen, nährstoffarmen und trockenen Böden, durch eine seit Jahrzehnten durchgeführte extensive Nutzung, aufgrund der Großflächigkeit sowie der Umzäunung des Geländes entwickelte sich auf dem 70 ha großen Areal neben dem Vorkommen gefährdeter Pflanzenarten und besonders seltener Pflanzengesellschaften ein wertvoller
Lebensraum für viele auf Sandstandorte spezialisierte Insekten- und Spinnenarten sowie für eine große Zahl an Vogelarten, die das Gebiet als Brut- und Nahrungshabitat nutzen. Die Schutzwürdigkeit wird auch durch die bereits bestehenden Schutzkategorien (Natura 2000-Gebiet, § 32-Biotope) verdeutlicht. Die insbesondere für städtische Gebiete hohe Vielfalt der Fauna und Flora des Geländes werden durch die Unterschutzstellung bewahrt, seine Lebensräume gepflegt und entwickelt.
Der Füllmenbacher Hofberg
(1990)
Das Bergland von Strom- und Heuchelberg wird nahezu ausschließlich nach Osten entwässert, wobei die Zaber im Norden die breiteste Talung, das Zabergäu, geschaffen hat, während Kirbach, Metter und Schmie im Süden den Stromberg in drei verschieden mächtige Höhenrücken zerlegen. Wie in der Literatur schon des öfteren anschaulich beschrieben, ragen
diese langgestreckten Erhebungen fingerförmig nach Osten, wobei man sich an der Stelle der Handwurzel den Ort Sternenfels vorstellen kann. Besieht man etwas näher die Landkarte des westlichen Strombergs, so fehlt in der Aufzählung der Bäche der Streitenbach, ein kurzer und gemeinhin unbekannter Nebenbach der Metter, der jedoch das Landschaftsbild zwischen Diefenbach, Zaisersweiher, Häfnerhaslach und Gündelbach maßgeblich bestimmt. Schmale Höhenzüge lösten sich infolge der Erosionskraft des Streitenbaches in Einzelberge auf, von denen der Mettenberg, der Endberg und der Gausberg die bekanntesten sind. Insgesamt ergibt sich aus dem engen Zusammenrücken von Metter und Streitenbach und der daraus resultierenden flächenhaften Materialausräumung eine landschaftliche Vielfalt, wie sie im Strom- und Heuchelberg an
keiner anderen Stelle vorkommt und auch weit darüber hinaus ihres gleichen sucht. Höhepunkt dieser ungemein reizvollen Landschaft in dem oben genannten Orteviereck ist zweifellos die etwa zwei Kilometer lange und an der breitesten Stelle 750 Meter messende Lichtung um den Füllmenbacher Hof inmitten ausgedehnter Laubwälder halbwegs zwischen Diefenbach und Häfnerhaslach.
Beim Stichwort Erdöl denkt man aus historischen und politischen Gründen gemeinhin zunächst an arabische Staaten bzw. an die Mitgliedsländer der OPEC. Jedoch wird auch in der Bundesrepublik Deutschland Erdöl gefördert, wenngleich auch nur etwa ein Zwanzigstel dessen, was zur Eigenversorgung nötig wäre. Erdölvorkommen gibt es in Deutschland vor allem in der Norddeutschen Tiefebene und - in geringerem Umfang - im Alpenvorland und in der Rheinebene. Auch im an die Rheinebene angrenzenden Kraichgau wurde Erdöl gefördert: 1935 bis 1960 in über 100 Bohrungen bei Forst und Weiher, 1953 bis 1963 auch in Rot. Anders lief es in Reichartshausen: Dort standen zwar nie Bohrtürme, doch war die Gemeinde in den siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts im Erdölfieber. Diese Geschichte soll nun erzählt werden.
Die Verfügbarkeit von Bodenschätzen ist Voraussetzung für die Entstehung und den Erhalt von
Zivilisationen. Moderne Industriegesellschaften sind besonders abhängig von einer kontinuierlichen und zuverlässigen Rohstoffversorgung. Alleine in Baden-Württemberg werden jährlich
zwischen 120 und 135 Mio. t an mineralischen Rohstoffen und fossilen Energieträgern benötigt,
rund zwei Drittel der Gesamtrohstoffmenge stammen aus heimischen Lagerstätten. Die reibungslose Belieferung mit Rohstoffen bewirkte in den letzten rund 30 Jahren, dass ihre Bedeutung in
der gesellschaftlichen Wahrnehmung schrittweise abnahm; erst die deutliche Verteuerung vieler
wichtiger Rohstoffe und die wachsende wirtschaftliche Konkurrenz, speziell durch asiatische
Staaten, führten in den letzten Jahren zu einer wieder verstärkten Beschäftigung mit den Themen
Rohstoffversorgung und vorausschauender Rohstoffsicherung.
Aufbauend auf einen Vortrag über die Rohstoffressourcen Baden-Württembergs bei der Tagung „Landesschätze unserer Zukunft“ gibt der vorliegende Beitrag einen Überblick über die
Vielfalt an heimischen Rohstoffen und erläutert anhand besonders interessanter Lagerstättenbeispiele Entstehung und Bedeutung dieser Rohstoffe, vor allem aus den Bereichen Steine und
Erden, Industrieminerale und Metallerze. Es wird eine Übersicht über die lange Geschichte der
Rohstoffaufsuchung und -gewinnung seit keltischer und römischer Zeit bis in die Gegenwart und
über den gegenwärtigen Umfang der heimischen Rohstoffgewinnung sowie der kurzfristig verfügbaren Vorräte gegeben, nicht erschlossene Rohstoffpotenziale werden genannt
Reutfelder und Schälwald
(2007)
Mit rd. 1200 ha Waldbodenfläche ist die Gemeinde Durbach auch heute noch eine relativ große Waldbaugemeinde. Wie sich die Waldnutzungsarten im Laufe der vergangenen drei Jahrhunderte verändert haben, lässt sich bei einem Studium alter Statistiken und Berichte gut erkennen. Eine Karte von 1785 zeigt in der ehemaligen „Herrschaft Staufenberg" große Flächen
von „Reutfeld". Unter „Reutfeld" ist ein Stück Land zu verstehen, das durch Ausrodung des Gehölzes urbar gemacht wurde. Neben den reinen Waldflächen war dies über lange Zeit die wohl umfangreichste Nutzungsart. Große Teile der ursprünglichen Wälder wurden so gerodet und für Ackerbau und Viehhaltung nutzbar gemacht. In den meisten Urkunden, Übergabeverträgen oder sonstigen Beschreibungen des 18. und 19. Jahrhunderts sind diese Flächen als „Halden und Bösch", als Wildfeld oder eben als Reutfeld bezeichnet. Um die Wende des 18. Jahrhunderts wurde diese Nutzungsart nicht nur im Stab Gebirg,
sondern auch auf den meisten Höfen der Stäbe Heimburg und Bottenau betrieben.
Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) in Naturschutzgebieten des Regierungsbezirks Karlsruhe
(2010)
Die Populationen des Laubfroschs (Hyla arborea) sind in den letzten Jahrzehnten zurückgegangen, sein Verbreitungsgebiet in Baden-Württemberg hat sich verringert. Die Naturschutzverwaltung im Regierungspräsidium Karlsruhe konnte durch verschiedene Maßnahmen in Naturschutzgebieten die Art wieder fördern. Erfolgreiche Maßnahmen werden beschrieben. Die Arbeit soll auch im Rahmen des 111-Arten-Korbes fortgeführt werden.
Das Natur- und Waldschutzgebiet „Kaltenbronn“ liegt zwischen Wildbad und Gernsbach im Nordschwarzwald. Das aus den Schutzinstrumenten „Naturschutzgebiet (NSG)“, „Bannwald“ und Schonwald“ kombinierte Schutzgebiet erstreckt sich sowohl über die Gebiete der Städte Gernsbach und Bad Wildbad, die Gemarkungen Reichental und Wildbad, als auch über die
Landkreise Rastatt und Calw. Die nach Osten geneigte Hochebene liegt 680 m - 980 m ü. NN. Das Schutzgebiet ist gekennzeichnet durch eine einzigartige Moorlandschaft. Es beinhaltet das größte Hochmoor des Schwarzwaldes mit einem Berg-Kiefern-Moor und offenen Moorflächen, mehreren Kolken und einer spezialisierten, nordisch-alpinen geprägten Tier- und Pflanzenwelt. Es umfasst eine Fläche von 1750 ha und wird gebildet von den Naturschutzgebieten „Wildseemoor“ bei Bad Wildbad-Kaltenbronn mit rund 183 ha und „Hohlohsee“ bei Kaltenbronn mit 216 ha, den Bannwäldern „Wildseemoor“ mit ca. 292 ha und „Altlochkar - Rotwasser“ mit ca. 105 ha, den Schonwäldern „Kaltenbronn“ mit 1339 ha und „Blockmeer - Oberes Rollwassertal“ mit 14 ha. Das NSG „Wildseemoor“ ist dabei gleichzeitig Bannwald, das NSG „Hohlohsee“ gleichzeitig Schonwald.
Die älteren Leser kennen vielleicht noch die Gelbbauchunke. Sie hat als „Unkerich“ in den Heften „Lurchis Abenteuer“ von Salamander (deutscher Schuhhersteller aus Kornwestheim bis 2003) den Polizisten gespielt. Die Hefte haben
heute noch Kult-Status. Lurchi und seine Freunde werben nicht nur als Sympathieträger für die Schuhmarke, sondern auch für die bedrohte Spezies von Feuersalamander und Unke
Dieser kleine Froschlurch, der 35 bis 50 mm groß ist und ein Gewicht von
fünf bis sieben Gramm besitzt, hat es schwer zu überleben. Er genießt zwar heute
gesetzlich den höchsten Schutzstatus, sein Fortbestand ist dadurch aber nicht
unbedingt garantiert. Zu viele seiner ursprünglichen Lebensräume sind verloren
gegangen, nämlich die Kies- und Schlickbänke in den Auenbereichen entlang von
Bächen und Flüssen.
7000 Jahre wirkt der Mensch auf die Natur am Oberrhein ein. Früh entstanden aus Urwäldern Kulturwälder. Im Naturschutz wird dieser Wandel nicht bemerkt. Naturschützer verlangen
Urwälder, reine Wildnis. Sie kann es auch in Jahrhunderten nicht mehr geben. Menschen haben in langer Zeit Kultur-Naturen aufgebaut, den Urwald mit guten Gründen als Ziel verlassen und die Biodiversität erweitert. Am Beispiel der Wälder der Rheinaue, des Rheintales und des Schwarzwaldes wird dies dargestellt.
Menschen veränderten die Landschaft der Baar und des Schwarzwaldes Jahrtausende früher als bisher angenommen wurde. Früh und nachhaltig gestalteten
sie die Natur um: Auf der Baar seit 5000 Jahren, im Schwarzwald seit 3000 Jahren. Seither wurden die Urwälder mit natürlichen Waldgesellschaften verlassen,
und die Menschen bauten die Kulturlandschaft mit Kulturwäldern auf. Schon in
der Keltenzeit (600–50 v. Chr.) war die Baar ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. In den Wäldern dominierte die Landwirtschaft mit Viehherden. Die Bevölkerungsdichte muss deutlich höher gewesen sein, als bisher angenommen wurde.
Als die Römer kamen, waren bereits großflächige Strukturen der Kulturlandschaft geschaffen. In der Römerzeit wurden intensive Formen der Landwirtschaft
mit starken Waldverlusten verbreitet. Darauf baute das Mittelalter auf und verringerte und veränderte die Kulturwälder wiederum nachhaltig. Die Neuzeit ab
1500 bis 1800 ist eine Periode der Entwaldung und der Landschaftsgestaltung
für die Landwirtschaft. Um 1800 sind nur minimale Waldanteile in der Landschaft vorhanden. Nach 1770 werden Wälder großflächig als Kulturwälder in
großer Vielfalt neu aufgebaut. Die heutige hohe Biodiversität der Wälder entsteht
durch Waldgestaltung. Am Aufbau des Wald-Naturschutzerbes der Baar und des
Wutachgebietes war die ganze Bevölkerung beteiligt.
Europäische Flussauen gelten in der Fachliteratur noch als Naturlandschaften, die sich vom Menschen unbeeinflusst bis zum Beginn der Flusskorrektionen erhalten konnten (Aldinger et al. 1998; Dister 1980, 1991; Ellenberg 1996; Gerken 1988; LfU 1997; Oberdorfer 1992). Durch Forschungen der Abt. Landespflege der Forstlichen Versuchsanstalt wurden stichhaltige Argumente dafür erbracht, dass große Flussauen und deren Auewälder früh die Eigenschaften von Naturlandschaften verloren haben. Sie unterlagen dem allgemeinen frühen Veränderungsprozess unserer Kulturlandschaft in Mittel-, West-, Süd- und Osteuropa. Man kann begründet annehmen, dass auch die großen mitteleuropäischen Flussauen bereits 3000-2000 v. Chr. den Wandel der Auewälder von den Naturwäldern zu menschlich beeinflussten Wäldern erlebt haben (Volk 2002, 2003a). Im Naturschutzbereich am deutsch-französischen Oberrhein ist die Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft und der kurzen Zeit der Kulturlandschaft noch weit verbreitet. Vorstellungen der Naturlandschaftsforschung in Richtung langer Dauer der Naturlandschaft gibt es auch außerhalb des Oberrheins für die Weseraue. Ein Forschungsprojekt in der Weseraue hat die Landschaftszustände vor 3000 Jahren rekonstruiert (Gerken
u. Dörfer 2002). Diese Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft spielt in der Leitbilddiskussion für Aue-Naturschutzziele in Deutschland und Frankreich eine Rolle. Inzwischen gibt es besser gesicherte Rekonstruktionen der nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung größerer Flussauen. Ein Beispiel ist die Rekonstruktion der Flusslandschaften am
Niederrhein für die Jungsteinzeit (ca. 4000 Jahre vor heute). Sie hält frühe Eingriffe der Menschen in die Auewälder für sicher. Zur Römerzeit wird eine Flusslandschaft rekonstruiert, die als relativ waldarme, hoch entwickelte Kulturlandschaft gelten kann (Knörzer et al. 1999).
Die Schiffmühlen gehören mit den Brücken- und Ufermühlen zu den Flussmühlen. Die Schiffmühlen sind im weiteren Bodenseeraum wenig bekannt, weshalb sie im
Blick auf den Alpen- und Hochrhein für die Zeitspanne vom 15. bis 19. Jahrhundert
vorgestellt werden. Es gab auf dem Alpenrhein etwa 20 Vertreter und auf dem Hochrhein 8 - möglicherweise noch mehr. Grundsätzlich kann man sich verschiedene Typen vorstellen, doch gelangten auf den erwähnten Flussstrecken nur zweischiffige Anlagen mit einem oder zwei Wasserrädern zum Einsatz. Ihre Zahl war gegenüber jener
der Landmühlen sehr bescheiden, was auf bestimmte Nachteile zurückzuführen ist. Die
letzten Schiffmühlen gingen um 1900 ein.
Im Rahmen des Einödsberg-Projekts wurden von 2002 bis 2008 Flora und Vegetation einer beweideten Alpe bei Oberstdorf untersucht. Das Gebiet ist Teil des Natura 2000-Schutzgebietes „Allgäuer Hochalpen“ und weist besondere geologisch-geomorphologische und nutzungsspezifische Rahmenbedingungen auf, die die Vegetation bestimmen. Die potentiell natürliche Vegetation dürfte vorwiegend aus hochmontan-subalpinen Fichten-Grünerlenwäldern und Borstgrasrasentypen
im Auflösungsbereich des Waldes bestanden haben. Die aktuelle Vegetation hat auf Grund der edaphischen Voraussetzungen und der anthropogenen Nutzung ihren Schwerpunkt in Weidegesellschaften im Umfeld der Nardetalia. Alle nachgewiesenen Pflanzengesellschaften werden kurz beschrieben, soziologisch interpretiert und in einer Vegetationskarte dargestellt. Die Untersuchung der Flora lieferte ein Spektrum der für die Allgäuer Mergelberge typischen Kieselflora der
subalpinen und alpinen Stufe unter dem Einfluss jahrzehntelanger, intensiver Schafbeweidung. Diese hat zu einer Verarmung an Arten im Kernbereich des Weidegebietes geführt. Nur an wenig zugänglichen Refugialstandorten konnten Relikte der ursprünglichen Flora nachgewiesen werden. Diese Besonderheiten werden näher erörtert. Insgesamt werden 647 im Gebiet nachgewiesene Gefäßpflanzenarten aufgelistet und bewertet. Nach der Roten Liste Bayerns sind davon 58 Arten als „gefährdet“, 12 als „stark gefährdet“ und 3 als „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.
Flora, Vegetation und Fauna (speziell die Avifauna) des Naturschutzgebietes „Silberweidenwald Steinmauern“ bei Rastatt (Oberrheinebene, Baden-Württemberg) werden kurz dargestellt. Das Gebiet mit einer Größe von ca. 69 ha stellt ein Auengebiet am Rhein mit regelmäßiger periodischer Überflutung und Trockenfallen der Standorte im Spätjahr dar. Prägende Waldgesellschaften sind Silberweiden-Wälder und Eichen-Ulmen-Wälder. Ein großes Altwasser durchzieht das Gebiet;
ab September wird es meist von ausgedehnten offenen Schlammflächen gesäumt, auf denen sich kurzlebige
Pioniergesellschaften (z.B. das Cypero-Limoselletum aquaticae) einstellen. Die artenreiche Vogelwelt zeichnet sich durch hohe Siedlungsdichte einzelner Arten aus. Die offenen Schlammflächen haben im Herbst eine besondere Bedeutung für den Vogelzug. Rund 30 Libellenarten wurden im Gebiet nachgewiesen.
Das ausgehende 19. und beginnende 20. Jahrhundert war auch im Hintervillinger Raum, ganz wie im Gebiet des heutigen Schwarzwald-Baar-Kreises und darüber hinaus, eine Zeit des Aufbruchs und Vorwärtstastens im Bereich der Elektrizitätsversorgung kleiner Gemeinden. Während auf der Baar und an der jungen Donau erste Wasserkraftwerke schon vor dem Jahr 1900 Strom produzierten, begann die Ära der Elektrizitätsgewinnung in den Städten nahe Fischbach erst rund ein Jahrzehnt später.
Das trennende Band zur Gemarkung Schwenningen ist zerschnitten, die erste Tafel des neuen
Geschichts- und Naturlehrpfades des Villinger
Geschichts- und Heimatvereins enthüllt.
Unter großer Anteilnahme der Mitglieder des
Vereins wurde am 21. Mai die erste Station des
Villinger Pfades in der Höhe des Hölzlekönigs mit
der Anbindung an den bereits bestehenden Schwenninger Geschichts- und Naturlehrpfad eröffnet.
Von Wildigarten aus ging es entweder zu Fuß oder
mit Kleinbussen zum Ort des Geschehens.
Der Bergbau auf den Blei-Silber-Zinkerzgängen im Schauinsland, 9 km südlich der Stadt Freiburg im Breisgau, wurde mit Unterbrechungen vom späten Mittelalter bis 1954 betrieben. Silber war im Mittelalter Hauptmünzmetall. Ab dem 17. Jahrhundert gewann vor allem das Blei
an Bedeutung. Die in den Erzgängen häufiger vorkommende Zinkblende konnte bis zum 19.
Jahrhundert nicht genutzt werden. Der Grubenbetrieb wurde 1954 wegen Unrentabilität eingeteilt. Die Ergebnisse der seit 1998 durchgeführten archäologischen Dokumentation der noch
befahrbaren Grubenbaue und der übertägigen Geländedenkmäler haben einige der früheren
Aussagen von Historikern bestätigt, diese hinsichtlich der Entwicklung de Bergbaus und der
Siedlungsgenese aber auch wesentlich ergänzt oder korrigiert.
Naturdenkmal "Baum"
(2005)
Am 24. März 1904 wurde in Dresden ein Bund gegründet unter dem Namen „Heimatschutz“ . Er hat sich die Aufgabe gestellt, deutsches Volkstum ungeschädigt und unverdorben zu erhalten und ihre Denkmäler und Natur vor weiteren Verunglimpfungen
zu schützen, wie sie namentlich durch rücksichtslose industrielle Ausbeutung der Natur und den Unfug des Reklamewesens verursacht worden sind. (Zitat: Meyers Konversationslexikon, Jahrgang 1905, Band 5, Seite 84 „Heimatschutz") Zur Erleichterung dieses Zieles sollen örtliche Vereine gegründet werden.
Im Juni 2017 hat die UNESCO das Biosphärengebiet Schwarzwald anerkannt und als Modellregion
für nachhaltige Entwicklung ausgezeichnet. Damit gehört die Region zum internationalen
Netz von derzeit 669 UNESCO-Biosphärenreservaten in 120 Ländern. Ziel ist es, die abwechslungs-
und artenreiche Kulturlandschaft des Südschwarzwalds im Zusammenspiel von
Mensch und Natur zu erhalten und zu entwickeln. Die Wertschöpfung im ländlichen Raum
soll gestärkt und Zukunftsperspektiven für die künftige Generation sollen geschaffen werden.
In den ersten zwei Jahren wurden dazu bereits über 50 Projekte gestartet. Rund 1,3 Millionen
Euro an zusätzlichen Fördermitteln und Sponsorengeldern sind in die Region geflossen.
2016 konnte das Regierungspräsidium Karlsruhe
das Naturschutzgebiet „Pfinzquellen“ ausweisen. Das
Naturschutzgebiet „Pfinzquellen“ liegt zwischen den
Ortsteilen Ittersbach, Langenalb und Feldrennach
der beiden Gemeinden Karlsbad und Straubenhardt
und umschließt den Norden des Ortsteils Pfinzweiler.
Es handelt sich um eine der letzten großen zusammenhängenden
Wiesenlandschaften des nördlichen
Schwarzwaldes.
Rund 220 ha, also etwa 75 % des gesamten Naturschutzgebietes,
sind Grünland. Es setzt sich aus den
nach der Roten Liste Baden-Württembergs gefährdeten
Nasswiesen basenarmer Standorte, den ebenfalls
gefährdeten Magerwiesen mittlerer Standorte, den
stark gefährdeten Pfeifengras-Streuwiesen sowie den
Fettwiesen mittlerer Standorte zusammen. Die Magerwiesen
zählen zu dem nach der europäischen Flora-
Fauna-Habitat-Richtlinie geschützten Lebensraumtyp
(FFH-LRT) „Magere Flachlandmähwiese“ (Code
6510), und die Pfeifengras-Streuwiesen zu dem FFHLRT
„Pfeifengraswiese“ (Code 6410). Naturschutzfachlich
besonders wertvoll sind die Nasswiesen und die
Pfeifengras-Streuwiesen im Feuchtbereich des Naturschutzgebietes.
Wie ihr Gefährdungsgrad anzeigt, verschwinden
diese Lebensräume in Baden-Württemberg
zusehends, sofern sie nicht durch Schutz- und Pflegemaßnahmen
aktiv erhalten werden.
Besonders herauszuheben sind die Wiesen auf Ittersbacher
Gemarkung, die durch ihren Reichtum an besonders
geschützten Pflanzenarten, wie z.B. diversen
Orchideenarten, Schlüsselblume und Heilziest ein botanisches
Highlight in der Region darstellen.
Aufgrund des offenen Charakters der Landschaft
und der aus den bestehenden Quellen entstandenen
Feuchtwiesen stellt das 290 ha große Areal nicht nur
einen wertvollen Lebensraum für seltene Pflanzenarten
dar, sondern ist besonders für bodenbrütende
Vogelarten ein unersetzlicher Lebensraum. Insgesamt
konnten im Gebiet rund 32 % der in Baden-Württemberg
brütenden Vogelarten festgestellt werden. Durch
seine große Vielfältigkeit bietet das Gebiet für eine
beeindruckende Anzahl von Vogelarten einen geeigneten
Lebensraum als Brut-, Nahrungs- und Winterquartier.
Nicht weniger als acht Fledermausarten
sowie 19 Heuschrecken-, 46 Tag- und 204 Nachtfalterarten
sowie viele weitere Tierarten haben hier ihren
Lebensraum.
Die Schutzwürdigkeit wird durch die große Vielzahl
an seltenen und hoch gefährdeten Tier- und Pflanzenarten
und Lebensraumtypen verdeutlicht. Bereits
bestehende Schutzkategorien wie das FFH-Gebiet,
ein Landschaftsschutzgebiet und zahlreiche nach § 30
Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) geschützte
Biotope
unterstreichen diese Feststellung. Die bereits
bestehenden rechtlichen Bestimmungen müssen jedoch
ergänzt und konkretisiert werden, um den Schutz
aller vorhandenen Lebensräume und Arten zu gewährleisten.
Die insbesondere für dichter besiedelte Räume
sehr hohe Vielfalt der Flora und Fauna des Gebietes
soll durch die Unterschutzstellung bewahrt, seine Lebensräume
sollen durch eine naturverträgliche Nutzung
(weiter) gepflegt und entwickelt werden.
2017 konnte das Regierungspräsidium Karlsruhe ein
neues Naturschutzgebiet (NSG) im Regierungsbezirk
ausweisen. Das Naturschutzgebiet „Ziegelhäule“ liegt
am Rande des Trinkwaldes, nördlich der Kernstadt der
großen Kreisstadt Mühlacker und südlich des Ortsteils
Lienzingen im Enzkreis.
Es beinhaltet das Gelände des gleichnamigen stillgelegten
Erdzwischenlagers, schutzwürdiges, umgebendes
Grünland und das Naturdenkmal Trinkweiher
auf rund 11 ha.
Nach Aufgabe des Erdzwischenlagers entwickelte sich
eine Vielfalt verschiedener Biotoptypen und Lebensräume.
Die anthropogen geprägten Flächen zeichnen
sich heute durch Rohböden, Ruderalvegetation trockener
und frisch-feuchter Standorte, durch meterhohe
Lösswände und kleinere und größere Tümpel aus. Diese
unterschiedlichen Biotoptypen bieten Lebensräume
für bedrohte und streng geschützte Tierarten wie die
Zauneidechse (Lacerta agilis), die Gelbbauchunke
(Bombina variegata), den Springfrosch (Rana dalmatina)
und den Deutschen Sandlaufkäfer (Cylindera germanica).
Darüber hinaus leben zahlreiche gefährdete
Insektenarten im Gebiet.
Die Schutzwürdigkeit wird auch durch das flächenhafte
Naturdenkmal, die bereits bestehenden § 30
BNatSchG und § 33 NatSchG Biotope, die Feldhecken
und Feldgehölze sowie die umgebenden Wiesen und
Gräben im Gebiet, verdeutlicht. Die außergewöhnlich
hohe Vielfalt an seltenen Tier- und Pflanzenarten auf
einer solch kleinen Fläche soll durch die Unterschutzstellung
bewahrt und entwickelt werden.
Altgrasstreifen zeigen in bisherigen Studien eine größere Vielfalt der Heuschreckenfauna als gemähte Vergleichsflächen. Dieser Effekt soll in Naturschutzgebieten im Landkreis Karlsruhe und im Enzkreis überprüft
werden. Mittels der semi-quantitativen Erfassung mit
dem Insektenstreifnetz wurde die Heuschreckenfauna
in fünf Untersuchungsgebieten mit zwölf Altgrasstreifen
(AGS) und zwölf Vergleichsflächen (0-Flächen) erfasst.
Insgesamt sind im Sommer 2019 hierdurch 29 Arten
und die Fangschreckenart Mantis religiosa in 1.444
Individuen erfasst worden. Jeweils einmal vor und
zwei- bzw. dreimal nach dem Pflegeeingriff wurden die
Probeflächen begangen. Durch die Berechnung von Arten- und Individuendichten konnte aufgezeigt werden:
Altgrasstreifen sind tendenziell arten- und individuenreicher als die 0-Flächen. Auffällig ist das vermehrte
Vorkommen von Langfühlerschrecken in den AGS im
Vergleich zu den 0-Flächen. Mit einer Dominanz-Analyse wurde herausgearbeitet, ob einzelne Arten eher
im AGS oder auf den Vergleichsflächen erfasst wurden.
So konnte gezeigt werden, dass Altgrasstreifen einen
positiven Beitrag zum Heuschreckenschutz leisten. Auf
der Basis einer Literaturauswertung zur Mähtechnik
sollten Altgrasstreifen zusätzlich mit einer faunaschonenden Mähweise kombiniert werden. Sind beide Aspekte in der Grünlandpflege integriert, beeinflusst dies
die Landschaft positiv – vor allem in Hinblick auf Strukturreichtum und Biodiversität.
Im Rahmen eines durch das Regierungspräsidium
Karlsruhe fnanzierten Kooperationsprojekts zwischen
der Arbeitsgruppe Pilze im Naturwissenschaftlichen
Verein Karlsruhe e.V., dem Staatlichen Museum für
Naturkunde Karlsruhe, dem Naturschutzzentrum Ruhestein und der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
wird eine Inventarisierung der Pilzarten des Bannwalds
„Wilder See“ im NSG „Wilder See – Hornisgrinde“ (Baiersbronn, Nordschwarzwald) vorgenommen. Es ist
der älteste, bereits 1911 ausgewiesene Bannwald in
Baden-Württemberg; er umfasst 75 ha. Aus mykologischer Sicht sind vor allem die alten Abies alba-Bestände bedeutend. Am Beispiel dreier im Gebiet bereits
nachgewiesener und sehr seltener Pilzarten (der parasitische Rostpilz Thekopsora goeppertiana und die
Altholzzersetzer Hymenochaete fuliginosa und Cystostereum murrayi) wird dies veranschaulicht. Das Gebiet
ist Bestandteil der Gebietskulisse für den geplanten
Nationalpark Schwarzwald. An dem zunächst auf drei
Jahre angelegten Projekt sind zahlreiche Pilzexperten
aus Baden-Württemberg und anderen Bundesländern
beteiligt. In dieser Anfangsphase werden vorzugsweise
die in den einzelnen Vegetationstypen vorkommenden
Arten erfasst und eine Referenzsammlung im Pilzherbarium des Staatlichen Museums für Naturkunde
Karlsruhe angelegt. Besonders berücksichtigt werden
Pilzarten, die mit Weiß-Tanne (A. alba) als Parasiten,
Saprobionten oder Symbionten assoziiert sind. Längerfristig könnte das Gebiet als Referenzfäche für
mykologische Studien im Bereich der Taxonomie, „Versteckten Diversität“ und Populationsgenetik unter Einsatz moderner Techniken genutzt werden.
Ein kurzer Überblick über die urbane Pilzflora des Naturschutzgebiets „Alter Flugplatz Karlsruhe“
(2014)
Das innerstädtische Naturschutzgebiet „Alter Flugplatz
Karlsruhe“ (Baden-Württemberg, Deutschland) umfasst
rund 70 ha. Es zeichnet sich durch einen großen Anteil an
nährstoffarmen Mager- und Sandrasen aus. 2006 wurde
mit der mykologischen Bestandsaufnahme begonnen
und unregelmäßig Begehungen durchgeführt. Es konnten 246 Arten aus fünf Abteilungen nachgewiesen und
410 Belegexemplare im Pilzherbarium des Staatlichen
Museums für Naturkunde Karlsruhe (KR) deponiert
werden. Achtzehn Arten stellen gefährdete „Rote-Liste-Arten“ dar, vier Arten wurden erstmals für Baden-Württemberg nachgewiesen. In dem hier vorgelegten kurzen
Überblick werden Habitat und Methoden beschrieben,
seltene und vom Aussterben bedrohte Arten und Neomyceten aufgelistet und der Einfluss exotischer Gehölze
auf die pilzliche Artenvielfalt im NSG angesprochen. Die
vollständige Artenliste wird im Internet zur Verfügung
gestellt und kann regelmäßig aktualisiert werden.
Der Bodensee-Strandrasen
(2006)
Der naturnahe Uferbereich des Bodensees gilt als Biotoptyp mit deutlichem Flächenverlust und starker Abnahme der Biotopqualität und wird daher in der Roten Liste
der Biotoptypen Baden-Württembergs (Breunig 2002) als stark gefährdet eingestuft.
Die wohl bemerkenswerteste Pflanzengesellschaft dieses Lebensraumes ist die Strandschmielen-Gesellschaft (= Bodensee-Strandrasen), das Deschampsietum rhenanae Oberd . 1957 ex Th. Müller et Görs 1960. Es handelt sich um eine niedrigwüchsige Vegetation offener, wellenexponierter Kiesflächen, die im Regelfall ab dem Frühsommer ein
bis sechs Monate überschwemmt sind und im Winterhalbjahr trocken liegen. An diese
spezielle Wasserdynamik (eines Voralpen-Sees) sind einige Pflanzensippen besonders
gut angepasst, die als botanische Kostbarkeiten gelten, wie das Bodensee-Vergissmeinnicht (Myosotis rehsteineri) und die Strand-Schmiele (Deschampsia Iittoralis var. rhenana).
Ihre weltweiten Hauptvorkommen liegen in der schmalen Uferzone des Bodensees.
In der vorliegenden Untersuchung werden für vier Uferabschnitte Luftbildserien
der Jahre 1962, 1967, 1978, 1993, 1999 und 2000 ausgewertet, um die Entwicklung der aquatischen Röhrichtflächen über die letzten 40 Jahre in Abhängigkeit
von Witterungs- und Wasserstandsverhältnissen zu dokumentieren.
Der Bodensee weist im Jahreslauf charakteristische Wasserstandsschwankungen
auf, an deren durchschnittliche Ausprägungen die Uferröhrichte in ihrem Lebenszyklus angepasst sind. Die Extremhochwässer von 1965 und 1999 in der ersten
Hälfte der Vegetationsperiode führten jedoch unmittelbar zu starken Bestandsverlusten. Bereits ausgewachsene aquatische Röhrichtbestände werden durch extreme
Sommerhochwässer kaum beeinflusst, wie das Beispiel von 1987 belegt.
Entscheidend für die Tiefenausbreitung der aquatischen Röhrichte ist danach
der Eintrittszeitpunkt eines Hochwasserereignisses im Lebenszyklus der Röhrichtpflanzen sowie die Dauer der vollständigen Überflutung der Sprosse und nicht
dessen absolute Höhe.
Die Bestandsdynamik der aquatischen Röhrichte am Bodensee kann somit in
großen Zeiträumen als zyklischer Prozess von Regression und Regeneration verstanden werden, gesteuert durch die Häufigkeit und die Dauer von Frühjahrshochwässern. Sollte sich durch die laufende Klimaerwärmung die Häufigkeit von
frühen Extremhochwässern erhöhen, ist mit einer vollständigen Regeneration der
Röhrichtverluste von 1999 langfristig nicht zu rechnen.
Wie das Heimatbuch Landkreis Rastatt
1988 (Seite 137 ff.) berichtet, haben die
Menschen der mittleren Steinzeit, des mittleren
(Beuronien A–C) und des späten Mesolithikums
und des frühen Neolithikums in
„Siedlungskammern“ entlang der Vorbergzone
des Oberrheingebiets gelebt. Bei der Jagd
könnten sie auch in mittlere und höhere
Tallagen vorgestoßen sein und diesen Jägergruppen
auch in schwer zugänglichen Bereichen
als Aufenthaltsort gedient haben.
Die Zentren wachender Hochmoore gehören zu den artenärmsten Ökosystemen Mitteleuropas. Allerdings bieten die Moore im Randgehänge, im Randlagg und in den Anmoorbereichen einer Vielzahl von Arten Lebensrume. Durch anthropogene Störungen können sich zusätzlich Arten in Moorkomplexen ansiedeln und dadurch die Diversität dieser Gebiete erhöhen (POSCHLOD 1990, SCHUCKERT et al. 1992). Die Moore Südwestdeutschlands sind größtenteils durch Torfabbau, Melioration, land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark beeinträchtigt (GÖTTLICH 1990). Die meisten Moore unterliegen nach Ende des Torfabbaus bzw. Aufgabe der Nutzung einem starken Vegetationswandel, der über den natürlichen turn-over
eines nicht gestörten Moores weit hinausgeht. Am Beispiel de Schwenninger Mooses soll gezeigt werden, wie sich die Flora eines gestörten ehemaligen Hochmoores verändert hat und welche Artengruppen davon besonders betroffen sind.
Das Schwenninger Moos ist eine der am besten untersuchten Moore Südwestdeutschlands.
Aus 60 Bodenfallen, die im Naturschutzgebietes „Alter Flugplatz Karlsruhe“ in wöchentlichem Rhythmus vom 9.4. bis 12.10.2010 zur Erfassung der Spinnenfauna an 10 Standorten ausgebracht waren, wurden 2.545 adulte Wanzen (Insecta, Heteroptera) untersucht. Insgesamt liegen aus den Bodenfallen 59 Arten vor, von denen 11, überwiegend Irrläufer, die bisherige Artenliste erweitern. Die häufgsten Arten sind Acalypta gracilis, A. marginata, A. parvula, Chlamydatus pullus,
Ischnocoris hemipterus, Kalama tricornis, Microporus nigrita und Plinthisus brevipennis. Alle 59 Arten werden
hinsichtlich ihrer Vorkommen in den Biotopen Sandrasen, Nardetum und Ruderal kurz beschrieben. Ausführlich wird auf die drei Acalypta-Arten eingegangen. Ihre taxonomische Unterscheidung, ihre Phänologie und Präferenz für die genannten Biotope, das Häufigkeitsspektrum von Männchen/Weibchen und von brachypterer/semibrachypterer/makropterer Form werden dargestellt und diskutiert.
Zwischen 1997 und 2009 ließen sich auf dem FFH- und zukünftigen Naturschutz-Gebiet „Alter Flugplatz Karlsruhe“ insgesamt 150 Wanzenarten nachweisen. Unter diesen sind in der Region sonst seltene Arten wie Acetropis gimmerthalii, Alloeorhynchus favipes, Brachycarenus tigrinus, Conostethus roseus, Haploprocta sulcicornis, Lepidargyrus ancorifer, Miridius quadrivirgatus
und Trigonotylus pulchellus sowie zahlreiche für Sand- und Magerrasen typische Arten. Die fast 200jährige Geschichte des Flugplatzes als Sekundärbiotop und die Liste der Wanzenarten werden besprochen.
Der Unterhölzer Wald zeichnet sich in seinen Laubholz-reichen Altbeständen durch ein Mosaik von Eichen-, Buchen-, Eschen- und Erlenwäldern aus. Der geologische Untergrund hat zur Ausbildung wasserstauender, schwerer Böden geführt. Es wurde untersucht, welche Waldtypen für die verschiedenen Standorte der hügeligen Landschaft charakteristisch sind, welchen Einfluss die natürlichen Standortgradienten auf die Zusammensetzung der Waldvegetation haben, ob die
Konkurrenzkraft der Buche im Gebiet ausreicht, um sich gegen andere Baumarten durchzusetzen und welchen Einfluss der Mensch seit dem 18. Jahrhundert hatte. Dazu wurde der vorherrschende Standortgradient mit kontinuierlichen Transektaufnahmen analysiert und geprüft, ob die erzielten Ergebnisse der Transekte auf das gesamte Untersuchungsgebiet
übertragen werden können. Zur Untersuchung der Nutzungs- und Bestandesgeschichte wurde insbesondere eine genaue Forsttaxation aus dem Jahr 1787 ausgewertet.
Im Verlauf der nacheiszeitlichen Vegetationsentwicklung kommt es nach anfänglicher Übereinstimmung der regionalen Waldgesellschaften in der Baarhochmulde, dem Baarschwarzwald und dem Hohen Schwarzwald zu einer zunehmenden
Differenzierung. Diese ist nicht entscheidend von klimatischen und nur sekundär von standörtlichen Faktoren abhängig. Bereits seit dem Neolithikum sind anthropogene Veränderungen der Vegetation in der Baarhochmulde nachweisbar, seit der Bronzezeit auch im Baarschwarzwald. Dieser ist seitdem durch Waldweide und wiederholte Brandrodungen nachhaltig in seiner Artenzusammensetzung beeinflusst worden. Erste vorläufige Beziehungen zu archäologischen Befunden zeichnen sich ab. Die gängige Auffassung, die Wälder hätten sich bis einschließlich der Buchenzeit (ca. 1500 fahre vor heute) noch weitgehend ungestört entwickeln können, ist zu revidieren.
Es ist nicht ganz ungewöhnlich, dass im Alemannischen Institut nach Schätzen gesucht wird, aber
meist handelt es sich dabei um neue und überraschende Entdeckungen aus der Welt der Geisteswissenschaften, vor allem jener, welche die Menschheitsgeschichte betreffen. Bei der Tagung „Landesschätze unserer Zukunft“ von 2012 ging es jedoch diesmal um sehr konkrete Schätze aus der
Natur, auf die sich das Augenmerk richtete: Rohstoffe und Energieträger in Baden-Württemberg.
Keine prosperierende Wirtschaft kommt ohne Rohstoffe aus. Rohstoffe zu finden, sie zu bewerten, sie schließlich zu gewinnen und zu nutzen geht nicht ohne Rohstoffforschung. In Zeiten
sich abzeichnender weltweiter Rohstoffverknappung und -verteuerung ‒ und das betrifft nicht
nur das Erdöl ‒ drängt sich die Frage auf, wo und wie welche Rohstoffe in Baden-Württemberg
erforscht, erschlossen und genutzt werden können. Die historische Forschung hat zusammen mit
den Naturwissenschaften für eine realistische Einschätzung des Klimawandels in den vergangenen Jahrzehnten bereits bahnbrechende Erkenntnisse erzielt. Auch für den Bereich der Prospektion auf besonders wichtige oder seltene Bodenschätze sind aus Geschichte und Archäologie
zentrale Hinweise zu erwarten. Die weitere Forschung und die Schaffung interdisziplinärer Vernetzungsstrukturen der betreffenden Wissenschaftler sind bedeutende Ziele für die kommenden
Jahre.
Durch Eingriffe in den Wasserhaushalt, Torfabbau und landwirtschaftliche Nutzung wurde der größte Teil der Moore in Deutschland nachhaltig überprägt und vielerorts auch unwiederbringlich zerstört. Der Erhalt und die Wiederherstellung der verbliebenen „Moorbiotope" als Lebensraum für an Wasserüberschuss angepasste Pflanzen- und Tierarten spielt daher im Moorschutz seit langem eine zentrale Rolle (Succow & KOSKA 2001 ). Hingegen wurde die Bedeutung der vielseitigen ökologischen Funktionen von Mooren im Wasser- und Stoffhaushalt der Landschaft, wie die Kohlenstoffspeicherung oder die Retention von Niederschlägen, erst in jüngerer Zeit beachtet. In den vergangenen Jahren wurden verstärkt Anstrengungen unternommen, um die verbliebenen Moor-Lebensräume zu erhalten bzw. zu renaturieren. Zentrales Ziel der Moorrenaturierungen ist die hydrologische Stabilisierung des Moorzentrums und der Erhalt der dort lebenden Arten und Lebensgemeinschaften. Die durch Entwässerung und Abtorfung entstandenen, oligotrophen Randbereiche werden dabei häufig wenig beachtet oder außer Acht gelassen. Gerade diese Standorte auf entwässerten Torfen beherbergen jedoch auf kleinsten Raum ein heterogenes Nebeneinander von Pflanzengesellschaften, wie Feucht- und Streuwiesen sowie odensaure Magerrasen. Hervorgerufen wird dieser kleinräumige Wechsel durch sehr unterschiedliche Feuchte- und Nährstoffverhältnisse bzw. Änderungen der Basenverfügbarkeit. Magerrasen und magere Grünlandbereiche der Moorränder sind auf der Baar besonders artenreich ausgebildet und daher überregional bedeutsam.
Das Naturschutzgebiet „Taubergießen" erstreckt sich auf einer Länge von zwölf Kilometern entlang des Rheines auf deutschem und französischem Grundeigentum. Es besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Landschaftstypen: Westlich des Tulla'schen Hochwasserdammes befinden sich die Überflutungsbereiche des Rheins mit zum Teil urwaldähnlichen Auenwäldern aus Eichen, Ulmen, Silberweiden und Schwarzpappeln. Östlich des Hochwasserdammes, in der sogenannten Altaue, treffen wir eine liebliche Landschaft mit Wiesen, Hecken, kleineren Wäldern und Gewässern an, deren Flussläufe jedoch keine Verbindung mehr zum Rhein haben.
Am Bodensee sind derzeit etwa 2677 Boote, d.h. rd. 12 % des Bestandes in 44 Bojenfeldern und an 33 Einzelbojengruppen untergebracht (IGKB, 2003). Im Gegensatz zu
Häfen und Steganlagen sind Bojenfelder kostengünstig und einfach zu installieren, da
sie pro Liegeplatz nur aus einem Ankerstein, einer schweren Ankerkette und der Boje bestehen, an der das Boot befestigt ist. Bei schwankendem Wasserstand und wechselndem Windangriff ist die Ankerkette normalerweise nicht straff gespannt sondern schleift je
nach Stärke und Richtung der angreifenden Kräfte über den Boden. Dabei bildet sich eine
kreisförmige Störungszone (Schwoikreis), innerhalb derer die Unterwasserpflanzenvegetation weitgehend vernichtet und die Sedimentoberfläche freigelegt wird.
An dem nachfolgenden Artikel haben Harald Brünner, Michael Dienst, Reiner
Eckmann, Manuel Fiebrich, Wolfgang Fiedler, Friederike Gabel, Markus Grabher, Klaus
Heck, Mike Herrmann, Harald Jacoby, Josef Kiechle, Gerhard Knötzsch, Ingo Kramer,
Achim Lehmann, Wilfried Löderbusch, Oliver Miler, Mathis Müller, Joggi Rieder, Bettina
Sättele, Karsten Schäfer, Bertrand Schmidt, Gregor Schmitz, Bernd Schürenberg, Stefan
Stoll, Jürgen Trautner, Pia Wilhelm und Uwe Winkler mitgearbeitet.
Die Ufer vieler mitteleuropäischer Seen sind heute einem erheblichen menschlichen
Nutzungsdruck durch Siedlung, Verkehr, Tourismus, Seespiegelmanipulationen, Uferverbau und Schadstoffemissionen aus der Landwirtschaft, den Kommunen und der Industrie ausgesetzt.
Der Bodensee macht hier keine Ausnahme.
In diesem Beitrag wird der aktuelle Zustand der Bodensee-Uferregion aller drei Anliegerstaaten
beschrieben, wobei auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte nachgezeichnet
wird, die zum derzeitigen Ergebnis geführt hat. Ein besonderes Gewicht erhalten dabei die
umweltpolitischen Diskussionen und Entscheidungen sowie die normativen Vorgaben im
baden-württembergische Ufergebiet. Insgesamt werden 18 uferrelevante Themenbereiche
untersucht.
Kennzeichnend für den Bodensee mit einer Fläche von 529,1 km2 und einer Uferlänge
von 289,2 km ist die große Vielgestaltigkeit seiner natürlichen Uferstrecken, wie sie sich seit
Ende der würmzeitlichen Vorlandvereisung herausgebildet haben. Seeufer und ihre Ökosysteme
sind dynamische Gebilde, deren formende Kräfte und Prozesse verstanden sein müssen,
um Eingriffe des Menschen angemessen einschätzen, und durch Renaturierungsmaßnahmen
abmildern oder rückgängig machen zu können.
Der menschliche Nutzungsdruck wird anhand der sehr hohen Bevölkerungsdichte in
den Uferrandgemeinden deutlich, die mit durchschnittlich 585 Pers. km² um ein Mehrfaches
höher liegt als in den Hinterlandgemeinden bzw. in den zugehörigen Bundesländern und
Kantonen. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich die Bevölkerungszunahme gegenüber dem
150-jährigen Durchschnittswert noch einmal beschleunigt. Eine ähnliche Entwicklung hat
auch die Flächennutzung genommen. Das Gebiet der Uferrandgemeinden besteht zu 18,2%
aus Gebäude- und Verkehrsflächen, Ihr Anteil ist damit um rund die Hälfte höher als in den
Hinterlandgemeinden. Die Umwidmung von landwirtschaftlichen Nutzflächen in Gebäude- und
Verkehrflächen ist in den vergangenen Jahren gerade in den Ufergemeinden unvermindert weitergegangen. Die Wasserlinie des deutschen Obersee-Ufer ist zu rd. 47% >mäßig< bis >sehr stark< verbaut, wobei der Verbauungsgrad im Beobachtungszeitraum nicht oder nur unwesentlich
abgenommen hat. Der Übernachtungs- und der Tagestourismus, der am deutschen
Ufer auf mehr als 22 Mio Pers. x Tage geschätzt wird, konzentriert sich ebenfalls im
Uferbereich, wo er - ebenso wie die einheimische Bevölkerung - auf eine dichte Erholungsinfrastruktur
von rd. 97 Häfen- und Steganlagen, 42 Campingplätzen, 73 Strandbäder und
eine Flotte von 73 Fahrgastschiffen stößt. Während die Zahl der erfaßten Liegeplätze seit einigen
Jahren stagniert, nahm die Zahl der registrierten Wasserfahrzeuge zu und liegt derzeit
bei etwa 58.130 Einheiten, davon knapp 99 % Vergnügungsfahrzeuge.
Konkrete Vorstellungen zur Begrenzung der Siedlungsverdichtung und Wassersportnutzung
im Uferbereich und zum Schutz und zur Entwicklung naturnah erhalten gebliebener
Bodenseeufer gehen bis weit in die 1960er Jahre zurück. Sie manifestieren sich beispielsweise
in den »Grundsätzen zum Schutz der Flachwasserzone«, in verschiedenen Bodensee-Leitbildern
und in den Bodensee-Uferplänen der beiden deutschen Regionalverbände. Während zunächst
die Bedeutung der Flachwasserzone vorwiegend in ihrer »Selbstreinigungsfunktion«
gesehen wurde, stehen in der heutigen Diskussion ökosystemare und Artenschutz-Aspekte
stärker im Vordergrund. Anhand von 15 Themenbereichen wird untersucht, wie sich die Konzepte
bei der Unterbindung baulicher Großprojekte im Uferbereich, der Ausweisung von
Naturschutzgebieten, der Begrenzung der Boots- und Liegeplatzzahlen, im Bodendenkmalschutz,
für die Entwicklung der Unterwasserpflanzen-, Strandrasen und Röhrichtvegetation
sowie der Wasservogelbestände ausgewirkt haben. Darüberhinaus werden die Einflüsse auf
grenzüberschreitende Planungsansätze, für die derzeitigen Vorstellungen zur Renaturierung
verbauter Ufer, auf die einschlägige Rechtsprechung in Baden-Württemberg und Bayern sowie
auf die Arbeit der privaten Naturschutzverbände und die Öffentlichkeitsarbeit untersucht.
Dass auch der globale Klimawandel Auswirkungen auf Ökologie und Nutzung der Uferzone
hat, zeigt die Analyse der Bodensee-Wasserstände zwischen 1817 und 2003, wobei das Extremhochwasser
von 1999 mit einer statistischen Jährlichkeit von 4000 Jahren und das Extremniedrigwasser
von 2003 mit einer Jährlichkeit von ungefähr 600 Jahren tiefgreifende Störungen
der Uferbiozönose mit sich gebracht haben.
Der Beitrag endet mit einer kritischen Betrachtung der Entwicklung des Bodensee-
Ufers in den letzten beiden Jahrzehnten und mit einem Ausblick auf das was zukünftig
wünschenswert erscheint. Hier bieten die europäischen Gesetzgebungen der FFH-Richtlinie
und der Wasserrahmenrichtlinie sowie die lokalen Agenda-Prozesse neue Leitideen der Nachhaltigkeit,
des integrativen Umweltschutzes, der Kooperation und der Öffentlichkeitsbeteiligung
an, die auch für das Bodensee-Ufer konkretisiert und umgesetzt werden können.
Von Brüssel nach Bregenz
(2005)
Das Ereignis war den regionalen Tageszeitungen keine Meldung wert: Am 22.
Dezember 2000 trat die von der Europäischen Kommission vorgeschlagene und zuvor
vom Vermittlungsausschuss überarbeitete »Richtlinie 2000/60/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Oktober 2000 zur Schaffung eines Ordnungsrahmens für Maßnahmen
der Gemeinschaft im Bereich der Wasserpolitik« (WRRJL 2000) in Kraft - ein Meilenstein in der
Geschichte des Gewässerschutzes in Europa. Im Unterschied zu den meisten anderen
europäischen Regelungen im Wassersektor richtet sie sich nicht nur an einen kleinen
Kreis von Betroffenen und Experten, sondern verlangt die Einbeziehung der interessierten Öffentlichkeit in die nationale und regionale Umsetzung. So wird die Richtlinie auch
unser Verhältnis zum Wasser als lebensnotwendiger Ressource, als Produktionsfaktor,
Energieträger, Erholungskulisse und als Lebensraum für Pflanzen und Tiere neu definieren
Nutzung des Bodenseeufers
(2009)
Viele naturnahe Ökosysteme der mitteleuropäischen Natur- und Kulturlandschaft
sind durch Übernutzung mehr oder weniger stark degradiert. Dazu zählen auch Seen
und ihre Ufer, die gerade im zirkumalpinen Raum und in urbanen Ballungsgebieten einem erheblichen Nutzungsdruck u. a. durch Erholungsverkehr, insbesondere durch eine
Vielzahl von Wassersport-Tätigkeiten unterliegen. Vor diesem Hintergrund besteht die
Notwendigkeit, degradierte Lebensräume zu renaturieren,
mit der begründeten Annahme, dass naturnahe Lebensräume in der Lage sind, die Bedürfnisse künftiger Generationen besser zu erfüllen als degradierte
Drei neue NSG wurden im Regierungsbezirk Karlsruhe im Jahr 1999 verordnet. Das ist ein statistischer Tiefstand seit 1980. Diese Zahl zu bewerten oder ihr eine Bedeutung beizumessen, ist jedoch heikel. Sie kann die Wertschätzung des Naturschutzes in unserer Gesellschaft der Jahrtausendwende widerspiegeln: Kapazitätsgrenzen sind in der Verwaltung immer Anzeiger für Prioritätensetzung. Für Themen, denen in der Verwaltung und im politischen Umfeld besondere Bedeutung beigemessen wird, stehen immer ausreichend Kapazitäten zur Verfügung. Die Zahl 3 kann auch ein statistischer „Ausreisser“ sein, der nur eine Phase einleitet, in der um so mehr im Naturschutz aufgeholt wird, gewissermaßen eine „Atempause“ und eine „Ruhe vor dem Sturm“ Sie kann bedeuten, dass Naturschutzgebiete derzeit von manchen nicht als adäquates Instrument angesehen werden, um Natur- und Kulturlandschaft zu erhalten, weil beispielsweise auch die Ausgaben für Straßenbau auf einem historischen Tief liegen, die Gewerbeentwicklung stagniert, hingegen der ökologische Landbau und die extensivere Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen voranschreitet und die Forstwirtschaft sich zunehmend naturnaher Waldbaumethoden bedienen möchte.
Seit vielen Jahren hat es das nicht mehr gegeben: im Jahr 2001 wurde vom Regierungspräsidium (RP) Karlsruhe kein neues Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen. In der Vergangenheit war eine durchschnittliche Zahl von über 10 neuen Naturschutzgebieten im Regierungsbezirk pro Jahr die Regel. Das bedeutet nicht, dass bei etwas über 200 bestehenden Naturschutzgebieten im Regierungsbezirk Karlsruhe nun keine schutzwürdigen Flächen mehr vorhanden wären. Von
BNL und RP gemeinsam sind ungefähr 20 Naturschutzgebiete in Planung und Bearbeitung, viele weitere befinden sich im Entwurfsstadium bei den Fachleuten der BNL.
Die erste staatliche Naturschutzbehörde in Baden entstand 1927, die „Landes-Naturschutzstelle“ in Karlsruhe. Sie war von Anbeginn auf das Engste mit den Badischen Landessammlungen für Naturkunde in Karlsruhe verbunden: Bis 1938 war sie der Zoologischen Abteilung der Badischen Landessammlungen angegliedert. Deren Vorstand leitete gleichzeitig die
Naturschutzstelle. In der Folge, bis 1958, leitete jeweils der hauptberufliche Leiter des Naturkundemuseums kommissarisch die inzwischen als „Badische Landesstelle für Naturschutz und Landschaftspflege (Nordbaden)“ bezeichnete Institution. Von 1949 bis 1972 war die Dienststelle zudem im Hauptgebäude der Landessammlungen für Naturkunde untergebracht, in der Erbprinzenstraße 13 in Karlsruhe. Ab 1958 gab es einen eigenen Leiter der nun „Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege Nordbaden“ genannten Behörde. Nach der Gemeinde- und Kreisreform erhielt sie die bis heute gültige Bezeichnung „Bezirksstelle für Naturschutz und Landschaftspflege (BNL) Karlsruhe“. Ab 1973 bezog die Dienststelle eigene Räume (ausführlich bei Wolf 1997). Eingriffe in Natur und Landschaft zu verhindern oder zumindest zu mildern war in all den Jahren und ist bis heute eine wesentliche Aufgabe dieser Behörde. Trotzdem war es von Anbeginn den Mitarbeitern ein zentrales Anliegen, Schutzgebiete abzugrenzen, zu würdigen und verordnen zu lassen und die Öffentlichkeit über den Wert von Natur und Landschaft aufzuklären. Die Aufgaben der Naturkundemuseen und die Aufgaben der Fachbehörden der Naturschutzverwaltung gingen und gehen bis heute in weiten Teilen Hand in Hand (soweit rezente Organismen der heimischen Lebenswelt betroffen sind): Sammeln, Forschen und Bildung sind die drei Säulen der Museumsarbeit. Bewahren, Fördern und Informieren umspannen die Naturschutzarbeit.
Eigentlich sollte der Kaltenbronn das Kerngebiet des ersten Nationalparks in Baden-Württemberg werden - so waren jedenfalls vor ungefähr zehn Jahren die Vorstellungen vieler Naturschützer, amtlicher und ehrenamtlicher. Einer der letzten unzerschnittenen Landschaftsteile, Arten- und Lebensraumvorkommen von nationaler und internationaler naturschutzfachlicher Bedeutung, großflächig zusammenhängende Laub-Nadel-Mischwälder die gleichzeitig im Eigentum des Landes sind: Das wären geeignete Kriterien, um im Nordschwarzwald dieses Vorhaben zu verwirklichen. Der Naturschutzbund Deutschland, Landesverband Baden-Württemberg, hatte Anfang der 90er Jahre eine Projektstudie zu diesem Vorhaben entwickelt. Die Chancen, bisher defizitäre Naturschutzziele umzusetzen, hochwertigen Tourismus zu entwickeln und eine
naturnahe Waldwirtschaft zu etablieren, wurden darin aufgezeigt.
Der Klimawandel ist eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung. Die Folgen der Erderwärmung sind schon heute zu beobachten und die im Pariser Klimaschutzabkommen festgelegte Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf 1,5 Grad erfordert erhebliche Anstrengungen zur Reduktion der globalen CO2-Emissionen. Die Verknappung der Energieressourcen, der weltweit steigende Energieverbrauch und der Klimawandel umreißen die Handlungsschwerpunkte der Energiepolitik in Gegenwart und Zukunft. Jugendliche machen mit ihrer Bewegung „Fridays for Future“ auf das Thema aufmerksam, dass zur Sicherung akzeptabler Lebensbedingungen auch in der Zukunft die derzeitige Energie- und Klimaschutzpolitik umgestellt werden muss. Erste Reaktionen der Politik sind erfolgt: Der Bund hat Eckpunkte zum Klimaschutz beschlossen, das Land hat am 12. Oktober 2021 das Klimaschutzgesetz Baden-Württemberg (KSG BW) 2013 novelliert und verschärft.
Als Teil der Pflegekonzeptionen für Schutzgebiete in Moorlandschaften, wurde im
Rahmen des Arten- und Biotopschutzes in den Jahren 2003-2006 die Ameisenfauna
der beiden Naturschutzgebiet „Birken-Mittelmeß" (Schwarzwald-Baar-Kreis) und
„Unterhölzer Wald" (Landkreis Tuttlingen) untersucht. Ziel der Aufnahme war
einerseits, die Bestände von naturschutzrelevanten Zielarten zur Einschätzung ihrer
tatsächlichen Gefährdungssituation zu erfassen, andererseits sollte mittels Ameisen
der Zustand eines Gebietes beurteilt werden. Hierbei wurde erforscht, inwieweit
Moorameisengesellschaften bzw. -arten als Indikatoren für bestimmte Moor- und
Biotop- bzw. Vegetationstypen geeignet sind und ob sich diese infolge früherer
Schädigungen der Moorlebensräume möglicherweise verändert haben. In diesem
Zusammenhang wurden auch die Auswirkungen von Pflegemaßnahmen und
Nutzungsformen auf einzelne Ameisenarten bzw. Artengruppen untersucht.
2015 gelang es, im Regierungsbezirk Karlsruhe zwei
neue Naturschutzgebiete auszuweisen. Eines davon,
das Naturschutzgebiet „Nüstenbachtal, Hessental und
Masseldorn“ auf Gemarkungen der Stadt Mosbach,
wird hier beschrieben. Es umfasst auf ca. 149 ha die
Lebensräume der weitgehend naturnah verlaufenden
Talaue des Nüstenbachs mit den angrenzenden
Hangbereichen. Gegeben und typisch für das Landschaftsbild
der naturräumlichen Einheit „Bauland“ ist
ein kleinstrukturiertes Mosaik aus wärmeliebenden
Gebüschen, mageren Wiesen, Halbtrocken- und Trockenrasen
sowie ortsumschließenden Streuobstwiesen,
entstanden durch extensive landwirtschaftliche
Nutzung. Das neue Naturschutzgebiet ist aufgrund
der nachgewiesenen Artvorkommen von landesweiter
Bedeutung. Wir fanden eine vom Aussterben bedrohte
Art (das Graue Langohr Plecotus austriacus),
zwölf stark gefährdete Arten (Bienen- und Hummelragwurz
Ophrys apifera, O. holoserica, Wendehals
Jynx torquilla, Graues Langohr Plecotus austriacus,
Mopsfledermaus Barbastella barbastellus, Steinkrebs
Austropotamobius torrentium, Hirschkäfer Lucanus
cervus, Kurzschwänziger Bläuling Cupido argiades,
Großer Feuerfalter Lycaena dispar, Wegerich- und
Roter Scheckenfalter Melitaea cinxia und M. didyma,
Flockenblumen-Grünwidderchen Adiscita globulariae)
sowie sehr zahlreiche gefährdete Arten; keine der
umfassend untersuchten Artengruppen (Blütenpflanzen,
Fledermäuse, Vögel, Schmetterlinge und Heuschrecken)
war verarmt. Eine naturschutzfachliche
Besonderheit dieses Gebietes ist die Ausdehnung und
Qualität der Mähwiesen: Mit 53 ha stellen artenreiche
Ausprägungen des Lebensraumtyps der Mageren
Flachland-Mähwiese den weitaus überwiegenden
Anteil des Grünlandes im Gebiet. Sie sind in dieser
Ausdehnung und vor allem in zusammenhängender
Fläche so im Neckar-Odenwald-Kreis sonst nicht
mehr zu finden. Eine Ausweisung als Naturschutzgebiet
würdigt und schützt sowohl die Existenz der zahlreichen
gefährdeten Lebensraum-Typen und Arten als
auch die vorhandenen, nach Bundes- und Landesnaturschutzgesetz
besonders geschützten Biotope
und konkretisiert die zu ihrem Schutz notwendigen
Regeln. Gefährdungen bestehen durch Zunahme der
Freizeitnutzung und durch den Rückgang der heute
gegebenen, südlich der Ortschaft Nüstenbach vorbildlichen,
extensiven landwirtschaftlichen Nutzung.
Durch die Aufnahme in die höchste Schutzkategorie
der Kulturlandschaften Baden-Württembergs werden
dem Gebiet sowohl die angemessene ordnungspolitische
Aufmerksamkeit als auch die finanziellen Fördermöglichkeiten
des Landes gesichert.