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Glauben malen
(2018)
Die bis heute grundlegende Arbeit zu Johann Pfunner ist Hermann Ginter zu verdanken, der 1926 in seiner Freiburger Dissertation auf das Leben und Werk des Künstlers ausführlich eingeht und ein Werkverzeichnis aufführt. Es folgte im Jahr 1976 eine an der Universität Freiburg eingereichte Magisterarbeit von Irene Streit. Ansonsten gab es in den 70er- bis 90er-Jahren des letzten Jahrhunderts eine Reihe von Aufsätzen in einschlägigen Zeitschriften wie z.B. in der Vierteljahresschrift „Badische Heimat“ oder dem Jahrbuch „Schau-ins-Land“ des Breisgau-Geschichtsvereins, hauptsächlich von Professor Hermann Brommer und Pfarrer Manfred Hermann verfasst. Insbesondere Brommer hat sich intensiv mit Johann Pfunner
beschäftigt und hätte – wie er selbst sagte – gerne eine zusammenfassende Darstellung über dessen Lebenswerk geschrieben, was ihm jedoch aufgrund seines Alters und Todes nicht mehr vergönnt war. Brommers gesammelte Informationen und Unterlagen bildeten die Basis zu weiteren Nachforschungen über Johann Pfunner. Dennoch sollte es Jahre dauern bis das Gesamtwerk des Künstlers erstmals umfassend ermittelt, fotografiert, beschrieben, chronologisch geordnet und interpretiert werden konnte. Die vorliegende Kurzfassung präsentiert die Ergebnisse in Wort und Bild.
Der in seiner Polarisation uneindeutige Titel wirft Fragen auf, die es zu erörtern gilt. Wäre ausschließlich vom Rinderle-Grabmal die Rede, ließe sich das Thema bündig eingrenzen und in beschränktem Umfang an der historischen Persönlichkeit festmachen, der man sich im Rückblick auf das, was sie auszeichnet, gerne erinnert. Thaddäus Rinderle, um das kurz vorauszuschicken, erfreute sich eines erfüllten Lebens, das sich in geistigem Tun und einer ausgleichenden Leidenschaft für technisches Gerät erschöpfte. 1748 in Staufen geboren, währte es 76 Jahre lang. Berufen, es in den Dienst Gottes zu stellen, trat Rinderle in St. Peter im Schwarzwald dem Orden der Benediktiner bei. Dort, wo er schon als Knabe schulisch unterwiesen worden war, sollte er später auch die Priesterweihe erhalten. Seinen Taufnamen Matthias legte er ab, um
sich fortan Thaddäus zu nennen. Anzeichen einer außerordentlichen mathematischen Begabung veranlassten Abt Philipp Jakob Steyrer, den jungen Novizen für ein Hochschulstudium in Salzburg freizustellen, das ihn alsbald in den Stand setzte, sich selber als Professor für angewandte Mathematik an der Universität Freiburg zu empfehlen. Aus seinem Abstraktionsvermögen und einer betont aufgeklärten Unvoreingenommenheit gegenüber naturwissenschaftlichen Erkenntnissen erklärt sich Rinderles Interesse für Astronomie und physikalische Zusammenhänge. Seiner Erfindungsgabe verdanken wir eine Reihe verbesserter Teleskope und vieles mehr, darunter Landvermessern und Architekten nützliche Nivellierinstrumente. Ein besonderes Faible hatte er für Uhren – zweifellos ein Grund, warum man ihm hierzulande so viel Sympathie entgegenbringt. Berühmtheit erlangte der „Uhrenpater“, wie er schon zu Lebzeiten liebevoll genannt wurde, durch eine heute im Deutschen Uhrenmuseum zu Furtwangen aufbewahrte geographisch-astronomische Uhr, die ihn weit über Freiburg hinaus bekannt machen sollte. Erwähnt sei zu guter Letzt, dass er auch zwei Weltkugeln anfertigte. Die Tatsache, dass ein Globus als ikonographisches Bildmotiv sein Grabmal krönt, mag deshalb nicht überraschen, obschon dieser ursächliche Zusammenhang einer anderen Voraussetzung geschuldet ist, wie zu sehen sein wird. Wer auch immer sich mit Rinderle beschäftigt, kommt unweigerlich auf dieses Monument zu sprechen, und sei es nur, um die dort eingeschriebene Inschrift zu zitieren, deren realistischer Sinngehalt nachdenklich stimmt: Vieles hat er im Leben mathematisch errechnet mit Ziffer und Buchstab. Aber die Stunde des Todes bleibt unbekannter als x.
Der vergessene Philosoph
(2018)
Als vor einiger Zeit das Grab des Ehepaars Husserl auf dem Friedhof in Freiburg-Günterstal in den Blick der Öffentlichkeit geriet, blieb eine nur wenige Meter entfernte andere Grabstätte unerwähnt und wohl auch unbemerkt: Diejenige des Philosophen, Psychologen und Pädagogen Jonas Cohn und seiner Ehefrau Elise. Wie der zehn Jahre früher (1859) geborene Edmund Husserl war Jonas Cohn (Abb. 1) jüdischer Herkunft. Er wuchs in Görlitz auf und studierte in Berlin Botanik. In diesem Fach wurde er auch 1892 promoviert und beschloss, sich zunächst (1892-1894) in der experimentellen Psychologie auszubilden. Ab 1896 studierte er bei Heinrich Rickert in Freiburg. Wilhelm Windelband und Rickert waren die Hauptvertreter der südwestdeutschen (bzw. badischen), werttheoretischen Richtung des Neukantianismus. Mit den „Beiträgen zu der Lehre von den Wertungen” war Cohn 1897 der erste Habilitand Rickerts. Seither lehrte er in Freiburg als Privatdozent. 1901 wurde er nichtbeamteter, außerordentlicher planmäßiger Professor für Philosophie und Psychologie. Im gleichen Jahr erschien als erste größere Veröffentlichung seine „Allgemeine Ästhetik”, aufbauend auf „kritischer Wertwissenschaft”. Cohn nutzt in diesem Werk seine umfassende Kenntnis der Kunst- und Literaturgeschichte. Allerdings muss er einräumen, dass er die Musik weit seltener zu Beispielen herangezogen hat als die übrige Kultur, da er völlig unmusikalisch sei.
Paul Mauk wurde am 19. Juli 1900 in Waldkirch geboren. Nach Beginn des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zum Militärdienst beim 5. Badischen Infanterie-Regiment Nr. 113 in Freiburg (siehe Abb. 1). Die Kriegsstammrolle seiner Einheit verzeichnet: Beruf: Schüler. Mauk fällt fünf Wochen vor seinem 15. Geburtstag am 7. Juni 1915 in Nordfrankreich im Alter von 14 Jahren. Sein Grabstein befindet sich – zusammen mit über 15.000 Weiteren – auf dem Soldatenfriedhof Lens-Sallaumines. 1928 wird seine Biografie veröffentlicht und er als „Jüngster aller Feldgrauen“ bezeichnet. Elf Jahre später, am 11. Juni 1939, laden Bürgermeister Kellmayer aus Waldkirch und Rektor Weber von der dortigen Volksschule – beide NSDAP-Mitglieder – zu einer „Paul-Mauk-Gedenkfeier“ ein. Anlass war die Benennung der Waldkircher Volksschule (heute: Schwarzenbergschule) nach Paul Mauk. Folgende Fragen drängen sich auf: Wie verhielt sich die Militäradministration bei der Freiwilligenmeldung eines gerade 14-Jährigen und wie war hierzu die Rechtslage? Wie haben die Waldkircher und die Freiburger Paul Mauks Leben und Sterben ab 1915 und insbesondere nach 1928 wahrgenommen und bewertet? Wie ist zu erklären, dass ein Schuljunge – wenige Tage nach seinem 14. Geburtstag – sich freiwillig zum Kriegsdienst melden konnte? Welche Rolle spielten die Herkunft, das Elternhaus, die Kirche und die Schule?
Der Theologe, Priester und Universitätsprofessor Engelbert Krebs wurde am 4. September 1881 in Freiburg geboren. Er war ein Sohn des Bankiers Eugen Krebs und seiner Frau Jenny, geborene Komp, die seinen Vater während seiner Studienzeit in Aachen kennengelernt hatte. Neben einer großen Zahl Freiburger Verwandter gab es so auch einen niederländischen Familienzweig. In Freiburg ging Engelbert Krebs nicht nur auf das Großherzogliche Gymnasium (heute Berthold-Gymnasium), sondern er studierte hier auch Theologie. Von 1906 bis 1908 war er Kaplan in Oberkirch in der Ortenau. Danach verbrachte er von 1908 bis 1910 eine weitere Studienzeit in Rom im Campo Santo. Mit einer in dieser Zeit angefertigten Arbeit erwarb er in Freiburg zusätzlich den Doktortitel in Theologie, nachdem er bereits 1903 dort zum Dr. phil. promoviert worden war. 1911 erhielt er die venia legendi für Scholastik an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und übernahm dort 1915 eine a.o. Professur für Dogmatik. 1918 erhielt Krebs den Ruf auf den ersten dogmatischen Lehrstuhl in Freiburg und wurde ordentlicher Professor.
Augustin Bea (*1881), Kardinal aus der Gesellschaft Jesu, starb am 16. November 1968 in Rom. Ebendort war ich wenige Wochen zuvor, am 2. Oktober, für die Diözese Aachen in das „Pontificium Collegium Germanicum et Hungaricum“ („Päpstliches Deutsch-Ungarisches Kolleg“) aufgenommen worden. Ich stand also ganz am Anfang meiner römischen Erfahrungen, als ich mich am Vormittag des 19. November zusammen mit anderen Germanikern auf den Weg nach Sankt Peter machte, um dort an dem Requiem für Kardinal Bea teilzunehmen.
Wolfgang Hug war ein außerordentlicher Mensch und ein außerordentlicher Lehrer und Historiker. Vor allem hat er Geschichte und Vergangenheit nicht nur vorbildhaft erforscht, sondern er hat vielen Generationen von Studierenden Geschichte auch zu lehren gelehrt. Viele, die das eine können, können das andere nicht. Wolfgang Hug konnte beides. Ich habe ihn leider nicht mehr als Lehrer und Kollegen, sondern nur noch als emeritierten Professor, der ab und zu an „seiner“ Hochschule vorbeischaute, kennengelernt. Näher sind wir uns erst im Kirchengeschichtlichen Verein der Erzdiözese Freiburg gekommen, dessen Mitglied er bis zuletzt war. Zuweilen hat er mir großzügigerweise auch geschichtsdidaktische Zeitschriften, Bücher und Fachliteratur ins Postfach legen lassen, von denen er glaubte, dass er sie nicht mehr benötige. Ge- freut hat mich, als er mich nach der Verabschiedung seines verdienten Kollegen und Nachfolgers Gerhard Schneider, bei der ich, noch nicht lange im Amt, am 20. Juli 2008 ein paar ehrende und wertschätzende Worte im Schlossbergrestaurant sprechen musste, brieflich im Nachhinein lobte. Ich hätte, wie er es formulierte, genau getroffen, was den Scheidenden auszeichnet, ich hätte es „auf eine überaus gewinnende Art zum Ausdruck gebracht“.
Untrennbar mit der frühen Ludwigsburger Stadtgeschichte ist die Gestalt der
Christina Wilhelmina von Grävenitz (1685–1744) verbunden. Sie war 24 Jahre
die Mätresse des Ludwigsburger Stadtgründers Eberhard Ludwig und prägte
dessen Regierungszeit wie kein anderer Mensch.
Mätressen verdankten in der Frühen Neuzeit ihren Aufstieg vor allem ihrem
Aussehen. Und wer könnte das Aussehen der Grävenitz besser beurteilen als ein
Zeitzeuge. Heinrich August Krippendorf hatte als ihr Privatsekretär über viele
Jahre sehr engen Kontakt zu ihr. Er schreibt aus der Retrospektive:
»Es war ... an der Grävenitz
gar nichts Schönes, außer der Busen und Hände. Ihre
Augen, Haar und Taille von der allergemeinsten Sorte, die Zähne die heßlichsten
von der Welt, der Gang negligent. Ihr Angesicht, welches jederzeit mit Farde so
starck übergeschmiert war, als ob sie einem [G]ipser die Arbeit verdungen, gliche
ohne diesem Anstrich einem alten Epitaphio, woraus das Gold gekratzt worden, indem es die Blattern gar grob verderbt hatten. Nechst diesem ist es schier unmöglich
zu glauben, wie Eberhard Ludwig die Grävenitz die letzten 12 Jahre ihres Dominats
über lieben können, denn sie ward durch eine ausgestandene Kranckheit so unförmlich dick, daß es Kunst brauchete, sie einzuschnüren, welches auch sehr selten und
nur bey den vornemsten Hoffestins geschahe.
Er hat das Wort "Naturschutz" erstmals im heutigen Sinn verwendet: Philipp Leopold Martin, geboren am 5. November 1815. Er führte den Begriff "Naturschutz" in die deutsche Sprache ein und gilt somit als dessen "Erfinder". Dieser Vordenker des Naturschutzes hat bereits 1871
ein umfassendes Programm zum Natur- und Artenschutz vorgelegt. Anlässlich des 200. Geburtstages von Martin erschien in der (Schriften-)Reihe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die Nr. 417 der Sparte "BfN-Skripten", in welcher seine Leistungen gewürdigt und seine
Originalschriften zugänglich gemacht werden.
1769 wurde vom Mannheimer Hof ein wertvolles Fernrohr zur Beobachtung des Venus-Transits in St. Petersburg erworben. Das von Peter Dollond in London angefertigte Instrument war gut 3 m lang und besaß ein achromatisches Objektiv sowie vier auswechselbare Okulare von 50-, 100-, 150- und 160-facher Vergrößerung. Dazu gehörte auch ein Heliometer. Der Aufsatz zeichnet den wechselvollen Gebrauch des Teleskops bis 1923 nach und gibt einen Einblick in die Astronomie- und Technikgeschichte des 18. Jahrhunderts.