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Die Herren von Almshofen
(2002)
Die Herren von Almshofen zählten zu den alten bodenständigen Ministerialengeschlechtern der Baar. Nach den Herren von Blumberg und den Herren von Sehellenberg sind sie als das bedeutendste Dienstmannengeschlecht der Hochfläche anzusehen. Schon das älteste belegte Mitglied desselben, Bertholdus de Almishoven, der sich bereits im Jahr 1224
nachweisen lässt, wird als miles, Ritter, betitelt. Die von Almshofen nannten sich, wie es zu ihrer Zeit beim Adel üblich war, wahrscheinlich nach ihrem Herkunftsort, dem Donaueschinger Stadtteil Allmendshofen. Die Schreibweise ihres Namens variiert in den Quellen vorwiegend zwischen: de Almishoven (1224), von Almanshofen (1281), von Almshouen (1281), de Almeshouen (1295), von Almanshouen (1307), de Almanßhouen (1346), von Almishoven (1392), von Almshofen (1422), von Almanßhouen (1438), von Almßhouen (1473), von Almanßhoffen (1495), von Almiszhofen (1501), von Almshofen (1504) und von Almyßhoffen (1509). Am häufigsten sind die Schreibweisen von Almshofen, von Almshouen und von Almshoven verwendet.
Die Hecker-Forschung
(2011)
Die folgende Auflistung von Büchern zeigt den Zuwachs an wissenschaftlichen
Erkenntnissen über Friedrich Hecker, wobei seit den 1990er Jahrfen eine starke
Zunahme an Publikationen zu verzeichnen ist.
Bis Ende des 19. Jahrhunderts dominierten die persönlichen Erinnerungen von
Zeitzeugen der 1848er Ereignisse. Dann, zwischen 1923 und 1931, zwei
grundlegende Werke über Hecker und die Revolution von 1848/49 (von Heinrich
Scharp und Veit Valentin). 50 Jahre lang erscheinen danach keine wissenschaftlich
relevanten Veröffentlichungen mehr über Friedrich Hecker, bis Ende der 1970er
Jahre die Entwicklung einsetzte, die uns bis heute eine relativ breite Palette
substanzreicher Literatur über den badischen Volkshelden von 1848 gebracht hat.
Der Bestand Abt. 064. enthält die Handakten der langjährigen Vorsitzenden der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden, Frieder Schulz und Heinrich Riehm. Frieder Schulz, geboren am 19. Juli 1912 in Bruchsal und verstorben am 25. Dez. 2005 in Heidelberg, war 23 Jahre lang, von 1955 bis 1978, Direktor des Peterstifts, des Predigerseminars der badischen Landeskirche in Heidelberg und seit 1956 Mitglied der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die „Handakten Frieder Schulz“ kamen im Februar 1999 als dienstliche
Akten aus der Tätigkeit als Landeskirchlicher Beauftragter für liturgische Ausbildung, Forschung und Praxis sowie seiner Mitarbeit im Rahmen der Liturgischen Kommission der Landeskirche in das Archiv. Heinrich Riehm, geboren am 22. Aug.
1927 in Haßmersheim und im Ruhestand seit 1. Sept. 1992, war 1965 zur Übernahme einer Professur an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Graz für ein Jahr beurlaubt. Bis Ende 1995 hatte er den Vorsitz der Liturgischen Kommission der Evangelischen Landeskirche in Baden. Der vorliegende Bestand „Liturgische Kommission“ dokumentiert durch Protokolle und dazugehörige Unterlagen die umfangreiche und gründliche Arbeit, welche in der badischen Landeskirche und darüber hinaus von Heinrich Riehm und Frieder Schulz vor allem in liturgischer, aber auch in kirchenmusikalischer Hinsicht geleistet worden ist. Unter ihrer Regie entstanden Gottesdienstordnungen, Agenden und Gesangbücher in Zusammenarbeit mit der EKD, weiteren protestantischen Kirchen in Europa und der Ökumene. Im Petersstift waren sie im Fach Liturgik für die liturgische Ausbildung badischer Theologen verantwortlich.
Die Haltung des Freiburger Pastoraltheologen Linus Bopp (1887-1971) zum und im Nationalsozialismus
(2007)
Die Freiburger Albert-Ludwigs-Universität, zu deren historischen Kernfächern die (Katholische) Theologie gehört, kann 2007 auf ihr 550-jähriges Bestehen zurückblicken. Ein Jubiläum dieser Art ist immer auch ein Anlass zum historischen Rückblick. Dabei hängt die Qualität eines solchen Rückblicks wesentlich von der Bereitschaft ab, sich auch kritischen Phasen und Ereignissen zu stellen, zu denen zweifelsohne die Zeit des Nationalsozialismus gehört. Dieser Aufsatz richtet den Blick auf Linus Bopp, der in diesen Jahren Professor für Pastoraltheologie an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg war. Zunächst soll ein kurzer Überblick über seine Person und sein Werk gegeben werden (1). Danach wird Bopps Haltung zum Nationalsozialismus im Kontext der gegenwärtigen kirchengeschichtlichen Forschung thesenartig umschrieben (2). In einem dritten Schritt ist darauf zu schauen, in welche Richtung die Weichen in Bopps pastoraltheologischem Denken vor 1933 gestellt waren (3). Anschließend wird geschildert, wie der Freiburger Pastoraltheologe im „Dritten Reich“ zu einem „Brückenbauer“ wurde, aber auch, wie er zum nationalsozialistischen Regime zunehmend auf Distanz gegangen ist (4). Überlegungen, wie sich der Freiburger Theologieprofessor Bopp nach Ende des Zweiten Weltkriegs über den Nationalsozialismus geäußert hat und wie diese Erfahrungen sein (pastoraltheologisches) Denken beeinflusst und verändert haben, schließen diesen Beitrag ab (5).
Eine der bedeutendsten Familien in
Eppingen im 17. und 18. Jahrhundert
waren die Gugenmus. Als Ratsherren,
Kirchenälteste, Kollektoren der geistlichen Güterverwaltung, Stadtschultheißen oder gar als Lehnsmann der
Grafen von Öttingen für das in Eppinger
Besitz befindliche Dorf Mühlbach hatten
sie über mehr als ein Jahrhundert
großen Einfluss auf die städtische Politik. Noch heute erinnern Inschriften an
einigen Gebäuden an sie. Zwar wurden
die Gugenmus in der bisherigen Literatur über Eppingen immer wieder einmal
in unterschiedlichen Zusammenhängen
erwähnt, aber bis heute gibt es noch
keine umfangreichere monographische
Abhandlung über dieses Geschlecht.
Lediglich ein kleiner Aufsatz mit genealogischem Schwerpunkt über sie ist
bisher in der von der Stadt Bretten herausgegebenen Festschrift zum 90.
Geburtstag des Heimatforschers und
Genealogen Otto Bickel1 erschienen,
und zwar deshalb in Bretten, weil man
sich dort heute noch an Johann
Stephan Gugenmus, den dort geborenen Reformer der pfälzischen Landwirtschaft, erinnert.
Das badische Generallandesarchiv in Karlsruhe verwahrt neun spätmittelalterliche Papierhandschriften aus der Abtei Reichenau. [1] Sie verzeichnen auf insgesamt über
5000 Seiten tausende Verleihungen von Reichenauer Gütern zu Lehen und verwandte
Geschäfte aus der Zeit von etwa 1330 bis 1519. Diese neun Reichenauer Lehenbücher bilden das größte zusammenhängende Quellenkorpus der Abtei Reichenau. Sie sind schon
mehrfach zur Erforschung der spätmittelalterlichen Reichenau herangezogen worden,
aber aufgrund der Masse der darin niedergeschriebenen Angaben nicht einmal ansatzweise systematisch ausgeschöpft. Darum lassen sich aus ihnen noch überraschende Erkenntnisse gewinnen, mitunter auch solche, die über die engere Besitz- und Herrschaftsgeschichte der Abtei Reichenau hinausweisen, wie das folgende kleine Beispiel aus der
Zeit des Abtes Eberhard von Brandis (1342–1379) beweist: [2]
Die große Restauration und Wiedereinrichtung des Villinger Münsters 1905 bis 1909 beschäftigte neben den engagierten Stiftungsräten mit Pfarrer Josef Scherer die wichtigen Kunstwerkstätten der Erzdiözese Freiburg: Marmon in Sigmaringen, Moroder in Offenburg, viele Handwerker und
Künstler und darunter besonders Martin Feuerstein, königlich-bayerischer Akademieprofessor aus München, der nach Villingen seine beiden Meisterschüler Theodor Bayerl und den Freiburger Franz Schilling (1879 – 1964) mitbrachte. Alle drei haben bis heute gültige Werke im Münster hinterlassen. Martin Feuerstein malte die vier großen Bilder der Seitenaltäre, Theodor Bayerl die Bilder im Mittelschiff zwischen den Apostelfiguren, die sieben Freuden und die sieben Schmerzen Mariens. Franz Schilling entwarf die Fenster im Hochchor (nur teilweise erhalten), er malte auf den drehbaren Hochaltarflügeln die Bilder der vier Evangelisten und der vier abendländischen Kirchenväter. Sein größtes Werk in Villingen sind die beiden Wandbilder im unteren Chor: nach Norden das Jüngste Gericht und nach Süden die Schutzmantelmadonna.
Die Auseinandersetzungen um die Pläne, in Rastatt ein Denkmal für die 1849 erschossenen Aufständischen zu errichten, sind bekannt und ausreichend dokumentiert. Seit der standrechtlichen Erschießung von neunzehn Revolutionären in Rastatt im Zeitraum zwischen August und Oktober 1849 bemühten sich Bürger aus Rastatt, Verwandte und Freunde der Verurteilten, die Gräber der ohne Sarg und Gedenkzeichen auf dem Friedhof Rastatts Verscharrten zu erhalten und zu pflegen. Ab etwa 1873, im Kaiserreich, setzten Bestrebungen politischer Gesinnungsfreunde und Nachkommen der Erschossenen ein, eine Gedenkstätte und ein Denkmal zu errichten. Sie blieben, obgleich hartnäckig verfolgt, über fast fünfundzwanzig Jahre hinweg ohne Erfolg. Vor allem Militärbehörden, der preußische Festungskommandant von Rastatt, später das großherzogliche Innenministerium widersetzten sich den immer wieder aufgenommenen Bemühungen. Erst 1899 war es möglich, auf dem Friedhof von Rastatt, nicht allzu weit vom Ort der ursprünglichen Beerdigung, einen Gedenkstein, einen Monolithen, mit den Namen der Verurteilten zu errichten - auch im Kaiserreich nun ohne eine Feier oder auch nur eine Ansprache. Ein öffentliches Gedenken und damit eine Ehrung fand erst 1909 unter gewichtigen polizeilichen
Sicherungsmaßnahmen auf Betreiben von Sozialdemokraten statt. Die hier sehr gerafft dargestellten Vorgänge, die erst nach rund sechzig Jahren zum Erfolg führten, sind exemplarisch für alle Bemühungen, an Orten in Baden die Erinnerung an Ereignisse der Revolution von 1848-49 und an die daran Beteiligten wach zu halten. Das großherzogliche Haus, die preußische Militärverwaltung und die badische Ministerialbürokratie suchten systematisch ein Gedenken zu verhindern.
Unsere Geschichte ereignete sich in dem Dorfe Goldscheuer, gelegen im Ried westlich von Offenburg und Lahr. Der Ortsname zeigt an, dass hier vor Zeiten die Goldwäscherei betrieben worden ist. Nach dem letzten Kriege, es war in den Jahren 1961−64, hatte man in der Merkurstraße die Kirche Maria, Hilfe der Christen erstellt, einen nüchterner Zweckbau, neben dem sich ein freistehender Campanile erhob. Im Laufe der Jahre ging nun der Besuch seitens der Gläubigen mehr und mehr zurück, am Ende sollen nur noch drei Prozent der Katholiken regelmäßig zur Messe gekommen sein. Zudem war an dem Gebäude umfangreicher Sanierungsbedarf entstanden. Auch wurde diese Filialkirche nur während der Gottesdienste geöffnet, denn in einiger Nähe standen zwei weitere Kirchen den Katholiken offen. So drohte Schließung.
In der alten Durlacher Friedhofskapelle gab es aus der Stadtgründungszeit Karlsruhes zehn
Grabsteine für 13 »natürliche« Kinder des regierenden Markgrafen Carl Wilhelm sowie seines
Bruders Christoph. Diese Kinder waren 1718–1722 im Alter von einem Tag bis zu drei Jahren
gestorben. Solch eine Grablege für frühverstorbene uneheliche Kinder der Regenten ist unter
allen Fürstentümern des damaligen Heiligen Römischen Reichs einzigartig.
Vor 26Jahren verneinte Hermann Fautz in diesem Jahrbuch die Frage, ob „das Kloster Wittichen eine Grablege der von Hohengeroldseck" gewesen sei. Lediglich drei von ihnen, darunter zwei Klosterfrauen, wären dort bestattet. Nach ihm fanden die „meisten Herren und Frauen von Hohengeroldseck [ ... ] ihre letzte Ruhestätte beim Kloster Schuttern". Dort hätte die Familie das erbliche Vogtei- und Schirmrecht besessen. Wittichen war damit ausgeschieden. An Hermann Fautz konnte nicht gezweifelt werden, war er doch die Autorität für die Geschichte des hinteren Kinzigtales. Im Übrigen wurde in den vielen Darstellungen über die Geroldsecker allenfalls beiläufig und meist nur für einzelne Angehörige der Familie erörtert, wo sie bestattet worden waren. Zuletzt hielt Bühler die Frage, wo ihre Grablege sei, für ein „weiterhin ungelöstes Rätsel der Geschichte" . Vor dem 13. Jahrhundert wurde ihr Name nur drei Mal erwähnt, weshalb ihr Aufstieg nicht nachvollzogen werden kann. Sie waren schon mächtig, als sie in die Geschichte eintraten, und sie gehörten dem Hochadel an. Sie waren nicht verwandt mit der Familie gleichen Namens aus dem Elsass, die meistens als „von Geroldseck am Wasichen" bezeichnet wird, und deren Burgen als Ruinen bei Zabern stehen.
Es ist eine Beerdigung, wie sie Unzhurst noch nie zuvor gesehen hat. In der Pfarrkirche St. Cyriak haben sich 45 Geistliche versammelt; in den harten Holzbänken sitzen nicht nur zahlreiche Gläubige aus dem Ort, Größen der Wissenschaft sind da, Professoren, Doktoren, und alle sind sie an diesem Apriltag 1949 hier, um Abschied zu nehmen von einem der Ihren. Das
gilt für den einfachen Mann aus dem Dorf wie den gelehrten Professor aus der Universitätsstadt. Denn Josef Sauer, der in der Nacht zum 13. April gestorben ist, hat Zeit seines Lebens scheinbar mühelos den Spagat zwischen bäuerlicher Herkunft und ruhmüberhäufter Laufbahn vollbracht. Der Unzhurster Bauernsohn ist zum Freiburger Universitätsrektor und Päpstlichen Hausprälat aufgestiegen, und doch zeigte seine innere Kompassnadel immer in die Heimat, der er zur Lichtgestalt wurde. 1948, am Cyriaksfest, hat die Gemeinde ihren großen Sohn zum Ehrenbürger ernannt. Wissenschaftler, Professoren, Freunde - sie fassen in Worte, was Sauer im Leben geleistet hat. Die Beerdigung selbst zelebriert Dekan Prälat Josef Fischer aus Bühl, der „dem geistig großen Sohn unserer mittelbadischen Heimat ein Wort der Pietät widmete für all seine Leistungen und besonders für die Liebe und Treue seiner Heimat gegenüber."
Die Geschichte der Kunstmühle in Seelbach, Teil 2, Die Gründung des Elektrizitätswerks Seelbach
(2021)
Im Jahrbuch 62 wurde in Teil I die Geschichte der Kunstmühle in Seelbach beschrieben, wie sie sich bis zum Tode des letzten Müllers der Kunstmühle im Jahre 1900 darstellte. Carl Franz Joseph Bertinet kam in der Nacht zum 5. Dezember 1900 tragisch ums Leben. In einem Zeitungsartikel vom 5. Dezember 1900 wurde berichtet, dass um ½ 6 Uhr im Dinglinger Bahnhofe außerhalb des für die Reisenden bestimmten Bahnsteiges auf dem Geleise Herr Müller B. aus Seelbach tot aufgefunden wurde. Carl Franz Joseph Bertinet hatte das Anwesen, die ehemalige herrschaftliche Obere Mühle in Seelbach, im Jahre 1887 gekauft. Unmittelbar nach dem Kauf stellte er den Antrag auf Abbruch, um ein neues Wohn- und Mühlgebäude sowie ein Ökonomiegebäude mit Wasch- und Backhaus zu errichten. Bereits 1892 wurde die Mühle in Betrieb genommen, im Januar 1893 brannte das Mühlengebäude jedoch vollständig nieder. Die Ursache könnte wegen Hochwasser in der rascheren Bewegung der Fruchtputzmaschine gelegen haben. Eine andere Entstehungsursache könnte auch die Selbstentzündung der Champagner-Gänge (Mahlsteine aus der Champagne) gewesen sein, die laut einem Gutachter „bei Leerlauf gerne Feuer geben“.
Durch die Arbeit an einer bauhistorischen Untersuchung [1] zum sog. Jägerhof
in Neckarwestheim, Lkr. Heilbronn, wurde auch die Frage nach der Herkunft
des Hausnamens aufgeworfen. Bei der Einsichtnahme in Bauakten und Güterverzeichnisse wurde schnell klar, dass der Name Jägerhof vom Volksmund aus
der Nutzung des Gebäudes im 18./19. Jahrhundert abgeleitet wurde. Doch
bevor näher auf die ehemaligen Bewohner und Nutzer des Anwesens eingegangen wird, soll kurz das Gebäude selbst vorgestellt werden.
Das im Jahr 1912 erbaute Krankenhaus der Stadt Villingen an der Herdstraße erhielt im Jahr 1930 mit einem Erweiterungsbau auch eine neue Kapelle. Am 24. April 1931 erteilte das Stadtbauamt Villingen durch die Krankenhauskommission dem im Alten Schloss in Meersburg wohnenden Maler Waldemar Flaig (geboren am 27. Januar 1892 in Villingen) den Auftrag, Wand und Altarnische zu bemalen zum Preis von 2000 RM. Bereits am Fest Peter und Paul am 29. Juni 1931 konnte die Kapelle mit den Bildern Flaigs geweiht werden. Nachdem Flaig diese Arbeit beendet und sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte, ermöglichten ihm Freunde einen längeren Erholungsurlaub in Südfrankreich.
Nach seiner Rückkehr schuf Flaig noch für den evangelischen Andachtsraum (Raum Nr. 300) ein Fresko des segnenden Christus. Ob dieses Bild unter Tapete oder Putz noch erhalten oder ganz verschwunden ist, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis.
Waldemar Flaig starb im Villinger Krankenhaus am 4. April 1932 und wurde auf dem Villinger Friedhof beigesetzt.
Die Freiherren von Schauenburg sind in Staufen nicht unbekannt: An der Fassade des Rathauses ist ihr Wappen angebracht, und man kann der Aufschrift entnehmen, dass die Stadt von 1627 bis 1722, also beinahe 100 Jahre lang, unter ihrer Herrschaft stand. Allerdings zeigt sich nicht auf den er ten Blick, wie sie ihre Herrschaft ausgeübt und welche nachhaltigeren Spuren sie in der Stadt und im Stadtbild hinterlassen haben. Auch in der Ortsliteratur und in den Akten und Urkunden des Stadtarchivs Staufen lassen sich nur wenige direkte Zeugnisse schauenburgischer Präsenz in Staufen finden. Selbst in dem großen Urkundenbestand der Freiherren von Schauenburg, der in den letzten Jahren erschlossen worden ist, sind nur ganz wenige Stücke vorhanden, die die Art und Weise schauenburgischer Herrschaftsausübung in Staufen dokumentieren könnten.
Sibilla von Bondorf lebte am Ende des 15. Jahrhunderts in den Klarissenklöstern in Freiburg
im Breisgau und auf dem Wörth in Straßburg, wo sie etwa 1524 verstarb. Sie stammte vermutlich aus der Familie von Bondorf, die an verschiedenen Orten im Südwesten Deutschlands
beheimatet war. In den Unterlagen, die es über diese Familie gibt, wird eine Sibilla jedoch nicht
genannt. Es ist natürlich möglich, dass sie den Namen Sibilla als Nonne angenommen hat. Die
meisten Bilder hat Sibilla für Heiligenlegenden gemalt, die im Freiburger Klarissenkloster oder
in Straßburg in alemannisch geschrieben wurden. Es sind dies die Legenden des hl. Franziskus
von Assisi nach Bonaventura, der hl. Klara von Assisi nach Thomas von Celano und die der hl.
Elisabeth, Landgräfin von Thüringen nach Dietrich von Apolda. Weitere Bilder finden sich in
der Klarissenregel aus dem Bickenkloster in Villingen, dem ursprünglichen Beginenkonvent,
und in „Gesangbüchern" anderer Freiburger Klöster. Die Bücher sind zum Teil von dem
,,besten" Buchbinder der Zeit, Rolet Stos aus Freiburg im Uechtland, gebunden. Die Bilder,
Miniaturen, sind auf Pergament gemalt, die dann in die jeweiligen Texte eingebunden sind. Die
Größe der Bilder in den Legendenbüchern ist einheitlich 7 cm x 10 cm. Ein Bild hat Sibilla
selbst mit ihrem Namen signiert: hec pictura est a sorore sibilla de bondorff orate
deum per ea. Dieses Bild ist von der Schwester Sibilla von Bondorf - betet zu Gott für sie. Ihre
übrigen Bilder „signierte" sie sehr oft mit dem Bild einer knienden Nonne - wie Graffiti-Sprayer mit ihrem take. Ihr Stil ist allerdings so einmalig, dass ihre Bilder sehr leicht erkennbar sind. Sie zeichnen sich gegenüber zeitgenössischen Bildern, anderen Miniaturen oder
Altarbilder durch ihre Farbigkeit und Heiterkeit aus. Die Details sind sehr fein ausgemalt, wie
etwa die Augen, die im Original nur 1 mm Durchmesser haben, sind mit Iris und Pupille ausgeführt. Der Kunsthistoriker und Museumsmann des vorigen Jahrhunderts, Ludwig Justi,
schrieb über die Miniaturen der Elisabeth-Legende: [. . .} darin eingeheftet viele kostbare farbige Bilder auf Pergament - es waren starke Eindrücke meiner Kindheit, wenn mich mein Vater
dies wundersame Buch betrachten ließ.
Anne Winterer war in den 1930er Jahren zu einer maßgebenden Industriefotografin aufgestiegen. Ausgangspunkt war die Zusammenarbeit mit Erna Hehmke in Düsseldorf. Die beiden Frauen betrieben ein Atelier, das sie für eine kurze Zeit Lichtbildwerkstatt
nannten. Winterer hatte eine enge Verbundenheit mit Konstanz und dem Bodenseeraum.
Ihr fotografischer Nachlass umfasst vielschichtige Themen, zu denen neben Industrie
und Handwerk auch die schwäbisch-alemannische Fastnacht und Bodensee-Impressionen gehören. Als Berufsfotografin gehört Winterer zu den ersten Frauen, die als Lichtbildnerin industrielle Frauenarbeitsplätze und die schwerindustriellen Arbeitsplätze der Männer dokumentierte. Eine größere Karriere blieb ihr verwehrt. An Krebs erkrankt, starb sie
bereits 1938, nur wenige Wochen vor ihrem 44. Geburtstag.
„Grabdenkmale und Grabsteine mit ihren Inschriften zählt man mit vollstem Rechte zu den verlässlichsten Hilfsquellen der Geschichte. Jene sind zudem Denkmale der gleichzeitigen Kunst und Technik; diese geben uns, wenn sie lesbar erhalten sind, mehr oder minder bestimmte Namen und leider so oft allzu karge Daten über einzelne Personen, ihren Rang und ihre Wirksamkeit im Staate, in der Kirche und in der bürgerlichen Gesellschaft, und über ihre Familien, ihre Herkunft, Vermählungen und Abzweigungen. Derlei Inschriften ergänzen anderweitige mangel- oder lückenhafte Angaben, berichtigen Irriges, führen alte, ehrwürdige und verdienstvolle Namen ins Gedächtniss zurück, geben manchmal neue Kunde von verschollenen Personen und rufen weitere Forschungen hervor. Besondere Beachtung verdienen daher solche Denkmale und Inschriften aus früheren Jahrhunderten, indem man keine, oder nicht sorgfältig geführte Todtenbücher hatte oder dieselben zu Grunde gegangen sind.“ Und weiter: „Wie viele interessante und gut gearbeitete Grabdenkmale und Inschriftsteine findet man in Kloster- und Land-Kirchen und in Familiengruften hoher und niederer Herrschaften.“ So die Aussage von Joseph Bergmann 1837. Wie sehr gerade sein letzter Satz auch heute noch zutrifft, zeigt eine Anfrage an den Verfasser, aufgrund einer Grabstein-Inschrift in der Burgkapelle Obergrombach, ob der dort genannte „michael von jöhlingen“ ein Ortsadeliger („wenn es so etwas in Jöhlingen gab“) war oder er ganz einfach Michael Anselm (aus) Jöhlingen hieß.
Als am 4. Juni 2009 Barack Obama in der Universität Kairo seine mit Spannung erwartete, historische Rede an die islamische Welt gehalten hatte, flog er
direkt im Anschluss nach Deutschland. Er besuchte neben Dresden auch das
KZ Buchenwald, weil die Einheit seines Großonkels Charlie Payne bei der
Befreiung des Außenlagers Ohrdruf dabei war. Zum Ende einer Berichterstattung des Fernsehens meldete der Moderator: Übrigens, Barack Obama hat
auch deutsche Vorfahren: Sein Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßvater kam aus Württemberg.
Im 1961 erschienenen Heimatbüchlein »800 Jahre Spielberg« findet sich als
Einleitungskapitel der Aufsatz »Spielberg und seine Bewohner«, in welchem
Franz Schofer mit großem Fleiß zusammengetragene Darstellungen verschiedener Spielberger Familien, darunter seiner eigenen namengebenden,
darbietet. Leider werden Quellen, wie oft, aber ärgerlicherweise üblich, nicht
genannt oder höchstens angedeutet.
Die früheste urkundliche Nennung des Familiennamens Neff (Neeff, Neef,
Nef) in Pfalzgrafenweiler (Pfg.) fand sich in Musterungslisten von 1587 des
Amtes Dornstetten. In diesem Jahr und erneut in 1603 ist jeweils ein Hans
Neff aus Pfalzgrafenweiler genannt. Für den Amtsort Dornstetten selbst sind
bereits ab 1558 folgende Neff in den Musterungslisten enthalten: 1558 Hans,
1560 Paulin, 1563 Paulin, 1566 Paulin und Peter, 1583 Hans und Peter, 1597
Hans und Michel, 1603 Mathias.
Der Familienname Müller ist sicherlich einer der am häufigsten vorkommenden Familiennamen in unserer Region und somit oftmals genealogisch nur
schwer zu bewältigen. Auch bei der alteingesessenen Lauffener Familie Müller zeigen sich diese Schwierigkeiten, da bereits im 16. Jahrhundert zahlreiche
Vertreter dieses Familiennamens mit gleichen Vornamen erscheinen. Zusätzlich heirateten immer wieder andere Müllers von außerhalb nach Lauffen ein.
Dieser Aufsatz soll nun aufzeigen, dass neben der genealogischen Primär -
quelle – Kirchenregister – auch besitzrechtliche Quellen wie Lagerbücher,
Güterverzeichnisse und Kaufbücher wichtige Dokumente für die Erforschung
einer Familiengeschichte sein können. Eine dezidierte Auswertung dieser
Quellen zeigt häufig Besitzübergänge innerhalb einer Familie an und lässt so
direkt auf familiäre Zusammenhänge schließen. Im Fall der alten Lauffener
Familie Müller ist hier von besonderer Bedeutung, dass diese unmittelbar mit
der alten Burgmühle in Verbindung zu bringen ist. Von 1431 bis 1508 waren
Mitglieder der Familie Erblehensnehmer der Mühle. Ab 1537 war die Familie
Lehensnehmer des württembergischen Drittelhofes in Lauffen. Dieser herrschaftliche Hof wurde schon seit dem 15. Jahrhundert als Erblehen vergeben
und zumeist von zwei Bauern anteilig bewirtschaftet. Ein Drittel der Einkünfte musste an die Herrschaft auf der Burg abgegeben werden.
Bei Renovierungsarbeiten in der Rosenfelder Kirche wurde im Jahr 1993 in
einer wieder frei gelegten Wandnische eine alte Bemalung entdeckt. Wie sich
zeigte, war es ein Wandbild, das die Wandlung des Saulus zum Paulus illustriert. Das damalige Landesdenkmalamt datierte das Jahr der Anbringung dieser Malerei auf etwa 1645.
Leider war die Inschrift unter dem Bild sehr beschädigt. Es ließen sich vom
Stifter nur noch der Vorname »Jerg« und seine Funktion als Bürgermeister
und Heiligenpfleger ablesen, eine Jahreszahl »164 …« und es fand sich eine Art
Wappen dabei.
In Zaisenhausen sind bisher sechs Kirchenbauten belegt. Zwei Gotteshäuser befanden sich früher etwas außerhalb des Dorfes in der Nähe des heutigen Friedhofs. In der Ortsmitte des fränkischen Reihendorfes sind außer der heutigen evangelischen Liebfrauenkirche zwei Vorgängerbauten belegt. 1972 wurde schließlich eine katholische Kirche am Ortsrand in der Siedlerstraße eingeweiht. Die erste schriftliche Nachricht über einen Kirchenbau in Zaisenhausen findet sich im Codex Edelini, einem unter Benutzung älterer Urkunden erstellten Güterverzeichnis des Klosters Weißenburg. Edelin war von 1262 bis 1293 Abt dieses Klosters im Nordelsass. Die Information über die Zaisenhäuser Kirche stammt aus der Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahr 991 n. Chr.
Aus dem Bericht des Diözesanausschusses Baden-Baden im Jahre 1914: Das Bezirksfest der Äußeren und Inneren Mission, das am Sonntag, dem 21. Juni 1914, nachmittags in der freundlichen kleinen Kirche zu Gaggenau unter zahlreicher Gemeindebeteiligung und schönem Mitwirken des dortigen Kirchenchors gefeiert werden konnte, war noch vom Hauch des Friedens umweht. [...] Eine stimmungsvolle Nachfeier hielt die von auswärts zum Fest Gekommenen noch eine frohe kleine Weile mit den heimischen Festgenossen zusammen. Ob freilich die Eindrücke diesmal irgendwie haftend waren, wer will dies sagen? denn kurze Zeit darauf brach der ungeheure Kriegsorkan über uns herein, riss alles Empfinden, alle Gedanken, alle Kräfte an sich und beherrscht seither mit seinen gewaltigen Sturzwellen unser ganzes Leben.
Jacob Samson von Rathsamhausen zu Ehenweyer (1666-1731) wurde im August 1699 bei der Ortenauischen Reichsritterschaft immatrikuliert, nachdem er durch die 1698 geschlossene Ehe mit der verwitweten Sophia Dorothea von Löwen geborenen von der Grün ( 1679-1739) Grundherr zu Nonnenweier, Allmannsweier und Wittenweier geworden war. Einer der ersten Juden, die sich zu seinen Lebzeiten in Nonnenweier niederließen, war Wolf Wertheimer, der seinen im Herbst 1720 verstorbenen Sohn Lipmann um ein Jahr und fünf Monate überlebte und wie dieser auf dem ältesten Teil des jüdischen Friedhofs von Schmieheim begraben liegt.
In diesem Jahr feiert das Fahrrad seinen 200. Geburtstag. Schon bald nach der ersten Ausfahrt in Mannheim begab sich Karl von Drais in den Schwarzwald, wo er die Bergtauglichkeit seiner neuen Laufmaschine vorführen wollte. Der Beitrag rekonstruiert die von Drais gewählte Route von Gernsbach nach Baden-Baden. Der aufstrebende Badeort schien dem Freiherrn besonders geeignet, um vor internationalem Publikum für seine Erfindung zu werben.
Der 1870 in Karlsruhe geborene, bekannte Schriftsteller, Anarchist und Pazifist Gustav Landauer hatte sich nach dem Ausbruch der Novemberrevolution 1918 auf Einladung des neuen Ministerpräsidenten Kurt Eisner nach München begeben, um aktiv an der Umgestaltung der Gesellschaft mitzuwirken. Am 26. Februar 1919 hielt er die Totenrede auf seinen, von einem Rechtsextremisten ermordeten Freund Eisner und war vom 7. bis 16. April als Volksbeauftragter für Volksaufklärung Mitglied der Münchner Räteregierung, trat dann jedoch aus Protest gegen die zunehmende Dominanz der Kommunisten von allen Ämtern zurück. Während der Niederschlagung der Räterepublik durch Regierungstruppen wurde er am 1. Mai in Großhadern im Hause der Witwe Eisners verhaftet und am 2. Mai 1919 im Gefängnis Stadelheim von einer aufgebrachten Soldatenmenge brutal ermordet. Bei der Darstellung dieses Verbrechens stützte sich die historische Forschung bisher auf eher indirekte Quellen: damalige Zeitungsberichte, einen Brief Ernst Tollers an Maximilian Harden von 1920 sowie in erster Linie auf eine Denkschrift des bayerischen Justizministeriums vom Oktober 1922, deren Inhalt der Publizist und Pazifist Emil Julius Gumbel 1924 herausgab. Für die Landauer-Forschung hat Ulrich Linse 1974 verdienstvoll die einschlägigen Dokumente zusammengestellt. In der neuen großen Landauer-Biographie von Tilman Leder aus dem Jahr 2014 ist der bisherige Kenntnisstand souverän ausgebreitet und erläutert worden.
Vor 120 Jahren ist der bekannte Pfarrer,
Schriftsteller und Abgeordnete Förderer in
dem Pfarrhaus neben der Peter- und Paulskirche
in Lahr heimtückisch getötet worden.
Dies gibt Anlass, an das Verbrechen und an das
Opfer zu erinnern.
Albert Förderer war am 3. März 1828 in
Rastatt geboren worden. Nach dem frühen Tod
des Vaters wuchs er, von der Mutter allein
erzogen, in bescheidenen Verhältnissen auf. Er
besuchte das Lyceum seiner Heimatstadt. So
kam es, dass er noch als Schüler in der Zeit von
1848/49 zum Zeitzeugen der in Rastatt sich
überstürzenden Revolutionsereignisse geworden
ist. Er selbst hielt allerdings Distanz zu
den neuen Ideen, einer Zuweisung zur Festungsartillerie
konnte er sich wegen einer
Lungenerkrankung durch ärztliches Attest
entziehen. Dies erlaubte ihm, sich fortan nach
Art eines Müßiggängers frei an allen Brennpunkten
der Festungsstadt zu bewegen und
aus nächster Nähe all seine Beobachtungen
anzustellen.
Es gibt kaum ein historisches Sachbuch, dem in den letzten Jahren ein solcher Erfolg beschieden gewesen ist, wie „Die Nonnen von Sant’Ambrogio. Eine wahre Geschichte“ aus der Feder des Münsteraner Kirchenhistorikers Hubert Wolf. Wolf schildert in der „exzellent recherchierte[n] Story“ im Stile eines Kriminalromans „die Geschichte der Prinzessin Katharina von Hohenzollern-Sigmaringen (1817–1893), die nach zweifacher Verwitwung und einem gescheiterten ersten Klosteraufenthalt [im Elsass, G.P.] auf Anraten ihres Beichtvaters, des [überaus konservativen, zum Mystizismus neigenden, G.P.] Kurienkardinals Karl August von ReisachIII, in das Kloster […] Sant’Ambrogio in Rom ein[tritt]“. Schon unmittelbar nach Beginn ihres Noviziats im Jahr 1858 sieht sich die Fürstin jedoch mit sittlichen und strafrechtlichen Vergehen in ungeahntem Ausmaße konfrontiert, die in Mordanschlägen auf ihre Person, einer spektakulären Flucht im Juli 1859 und letztlich sogar in der Aufhebung der Gemeinschaft gipfeln. Im Rahmen des in diesem Zusammenhang von Katharina angestrengten Inquisitionsprozesses treten massive strukturelle Probleme zutage. Insbesondere sexuelle Verfehlungen und disziplinarische Auswüchse scheinen in dem von der charismatischen Mystikerin Maria Agnese Firrao († 1854) um 1800 ins Leben gerufenen Konvent seit der Gründung üblich und somit systemimmanent gewesen zu sein.
Bisherige Publikationen über die Eppinger Linien, der Verteidigungsanlage gegen
die französischen Einfälle Ende des 17. Jahrhunderts, haben vorwiegend die bauliche
Anlage, deren Verlauf, sowie das Kriegsgeschehen zum Inhalt.
Diese Eppingen Linien blieben jedoch nicht nur im Hinblick auf das Kriegsgeschehen
und die „große Politik" nicht ohne Folgen.
Wer heute das Hauptgebäude des Regierungspräsidiums Karlsruhe am Schlossplatz aufsucht, ist sich meist nicht bewusst, welch' architekturgeschichtlich interessanten Bau er betritt und wer der Baumeister desselben ist. Sein Erbauer ist der spätere badische Baudirektor Heinrich Hübsch (1795-1863), "Der grosse badische Baumeister der Romantik", wie er im Titel des Katalogs zur Jubiläumsausstellung 1983/ 1984 genannt wird. Werfen wir zunächst einen Blick auf Leben und Werk des bedeutenden Architekten, Theoretikers und Bauforschers. Heinrich Hübsch wird 1795 als Sohn eines großherzoglich badischen und fürstlich Thurn- und Taxischen Postmeisters in Weinheim an der Bergstrasse geboren. Dort verbringt er seine Kindheit und erste Schulzeit, ab 1811 besucht er das Gymnasium in Darmstadt. Im Frühjahr 1813 - achtzehnjährig - geht er nach Heidelberg, um für zwei Jahre Mathematik und Philosophie zu studieren. Vielleicht durch den Darmstädter Architekten und Weinbrenner-Schüler Georg Moller, die romantische, der Kunst zugetane Atmosphäre Heidelbergs und die Bekanntschaft mit der berühmten altdeutschen Gemäldesammlung der Gebrüder Boisseree angeregt, wendet er sich 1815 der Architektur zu und bezieht in Karlsruhe die angesehene und bekannte Bauschule Friedrich Weinbrenners, der zu den bedeutendsten Architekten des Klassizismus zählt und damals die Geschicke des badischen Bauwesens lenkt.
Neben den viel bekannteren Herren v. Wissenloch bestand zwischen 1127 und 1270 im Raum Wiesloch ein weiteres edelfreies Geschlecht, das der Herren v. Hohenhart; 41 urkundliche Erwähnungen konnten über diese Familie bisher eruiert werden. Die Schreibung wechselt zwischen Hohenhart (15) und Hohinhart (8); des weiteren treten auf Honat (2) und je ein Mal Honart, Hoinart, Hohinart, Hoinhart, Honhart und Hoenhart. Die korrekte Schreibweise der Edelfreien und der ab 1291 nachfolgenden Ministerialen ist somit v. Hohenhart. Die Schreibung Hohenhardt findet sich erst bei den Ministerialen im späten 15./frühen 16. Jh. und auch nur spärlich, wurde aber später für die heutige Burganlage übernommen. Etymologisch lässt sich Hohenhart von hoher Hart, d.h. hoher Wald ableiten und spielt so auf die Lage der Burg an einem hochgelegenen Waldgebiet an. Verwechslungen bezüglich dieses Waldes sind mit dem heutigen Hollmuth-Wald bei Neckargemünd möglich, der im 14. bis 16. Jh. auch Hohenhart genannt wurde. In einigen Publikationen werden auch versehentlich die Edelfreien und das spätere Ministerialengeschlecht in einen Topf geworfen.
Die Damen Malterer
(2007)
In den Beständen de Freiburger Augustinermuseums befindet ich ein um da Jahr 1320 entstandener Bankbehang, der sogenannte Malterer-Teppich, aus dem Besitz des ehemaligen
Klosters St. Katharina in Adelhausen. Er wurde gestiftet von dem reichen Freiburger Geschäftsmann und Ratsherrn Johann Malterer und seiner Schwester Anna, die Nonne im Adelhauser Kloster war. Die Wappen der beiden rahmen einen Zyklus von elf Bildern ein, auf denen weibliche List thematisiert wird. Es werden verschiedene Episoden dargestellt, worin jeweils ein verdienter und großer Mann wegen seiner Liebe einer Frau verfällt und
sich dabei lächerlich macht. Da es im Folgenden um Schicksale und Handlungsspielräume der
Damen aus der Familie Malterer gehen soll, sei - nicht ohne ein gewisses Schmunzeln - die
Frage aufgeworfen, wie weit die realen Maltererdamen ihre Männer dominierten.
Zu Anfang des 20. Jahrhunderts gab es im Land Baden verschiedene Wahlsysteme bei Bürgermeisterwahlen. Der Bürgermeister der Gemeinde Langenbrücken, heute gehört der Ort zu Bad Schönborn, Josef Ziegelmeyer, ist mittels drei verschiedener Wahlsysteme zum Bürgermeister gewählt worden. Die ersten beiden Wahlen fanden im Zeitalter der konstitutionellen Monarchie statt, die dritte im Zeitalter einer demokratischen Republik. Bei der ersten Wahl wurde Ziegelmeyer von einem Bürgerausschuss gewählt, bei der zweiten von einem Teil der Ortsbürger und bei der dritten Wahl von allen Ortsbürgern der Gemeinde. Das Ergebnis der Wahlen Ziegelmeyers war immer hervorragend, die Wahlsysteme hatten keinen Einfluss auf das sehr gute Abschneiden Ziegelmeyers.
Zum ersten Mal zu Besuch in Schwetzingen war Johann Peter Hebel (vermutlich) bereits als Schüler des Karlsruher Gymnasiums. Kurz vor seinem Examen (1777) unternahm er nämlich eine Ferienwanderung entlang des Rheins bis nach Mannheim. Der damals schon berühmte Schwetzinger Schlossgarten gehörte sicherlich zu den touristischen Höhepunkten dieser Wanderung. Vielleicht hörte er bei dieser Gelegenheit etwas vom ehemaligen Schwetzinger Gartendirektor Friedrich Casimir Medicus (1736-1806).
Im Strom der Amerika-Auswanderer tauchen Träger des Namens Bunz (Namensvarianten sind Buntz, Bontz, Bonz) erst ab den 1830er Jahren in größerer
Zahl auf. Wir wissen von rund 50 Namensträgern, die im 19. und beginnenden
20. Jahrhundert parallel zu den von Deutschland ausgehenden Auswanderungswellen nach Nordamerika emigrierten und sich in den – von deutschen
Siedlern damals generell bevorzugten – Staaten der mittleren Atlantikküste
(New York, New Jersey, Pennsylvania) und des mittleren Westens (Ohio,
Indiana, Illinois, Wisconsin, Michigan, Iowa, Missouri) niedergelassen haben. [1]
Es gibt allerdings den – weder von Bonz noch der Auswanderer-Datenbank
des baden-württembergischen Landesarchivs erfassten – Ausnahmefall einer
Amerika-Emigration von Bunz-Namensträgern schon um die Mitte des
18. Jahrhunderts, als drei Brüder aus Niederstotzingen sich auf den Weg in die
damals noch ganz junge britische Kolonie Georgia machten. Ihre Geschichte
und die ihrer Nachkommen soll hier erzählt werden. [2]
Die bleibende Spur
(2002)
Reinhold Schneider zählt zu den großen Literaten des 20. Jahrhunderts. Sein schier unübersehbares Werk ist gefügt aus Novellen, Essays, historiographischen Betrachtungen, Geschichtsdeutungen, Erzählungen, Dramen, einem Roman, religionsphilosophischen Schriften, hagiographischen Lebensbildern, Interpretationen von Dichtungen der Weltliteratur, in
die sich eigene Poesie, zumeist in Form meisterhafter Sonette, einreiht. Bei all dem verschanzte sich Schneider keineswegs in seiner Dichterstube, sondern er erhob seine Stimme im politischen Raum. Während der braunen Diktatur veröffentlichte er das Buch über Las Casas, das von den grausamen Übergriffen der spanischen Eroberer gegen die südamerikanischen Indios berichtet. Viele erkannten da ein verborgenes Gleichnis, das die menschenverachtende Nazidiktatur anprangern wollte. Sein fortgesetzter mutiger Widerstand hat dem Schriftsteller schon bald Verfolgung durch die Gestapo eingetragen. Nach dem Kriege erhob Reinhold Schneider aus christlicher Gewissensnot neuerlichen Protest. Er wandte sich gegen
eine Wiederbewaffnung der Bundesrepublik. Ein geteiltes Volk, das in der Gefahr des Bruderkrieges stehe, dürfe nimmermehr an Kampf denken. Diesmal sah sich der unbequeme Friedensmahner gar von nahestehenden Menschen
ausgegrenzt, so dass er in wirtschaftliche Bedrängnis geriet. Und in seinem letzten Werk, während eines Aufenthalts in der traditionsreichen Hauptstadt Wien niedergeschrieben, tritt Schneider als denkgewaltiger Gottsucher vor uns.
Die Bismarcks in Baden
(2004)
Beim Gang über den Friedhof der alten
spätgotischen Vitus-Kapelle in Wasenweiler
nahe beim „Lilienhof im Kaiserstuhl" stutzt
man vor einem an exponierter Stelle aufgerichteten Hochkreuz ohne Korpus und liest
unter dem Wappen mit 3 Eichenblättern: Graf
August von Bismarck *5.4.1849 zu Konstanz
[gestorben] 14.3.1920 zu Stegen und darunter: Clara
Gräfin von Bismarck geb. Achenbach *1851
[gestorben] 31.3.1890. Zwei schlichte Steinplatten am
Boden rechts und links vom Kreuz tragen die
Namen Achenbach und v. Redlich. Ein Graf Bismarck in Wasenweiler am
Kaiserstuhl? Möglicherweise Verwandtschaft
zum ehemaligen deutschen Reichskanzler
Fürst Otto v. Bismarck? Wie kommt der auf
diesen Dorf-Friedhof bei Wasenweiler? In Konstanz geboren und im kleinen Schloß Weiler
der Grafen von Kageneck in Stegen bei
Freiburg gestorben?
Zugegeben: Der Name „von Bismarck" ist in
Baden nicht besonders beliebt, und eine
Erinnerung an „die Preußen" und den „Kartätschenprinz" weckt zunächst ungute Gefühle.
Die Benckiser-Familie
(2018)
Während im Teil 1 von drei Generationen der Familie die Rede war, folgt im vorliegenden Teil 2 die Beschreibung der beiden nachfolgenden Generationen. Diese übernahmen die im 18. und frühen 19. Jahrhundert gegründeten Unternehmungen der Familie, um sie von der Mitte des 19. bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein zur wirtschaftlichen Blüte zu führen. Schließlich
fielen in der letzten Generation aber auch die Entscheidungen, die Unternehmungen aufzugeben oder ihre Anteile daran zu verkaufen und so die wirtschaftliche Ära der Benckiser-Familie nach fast 200 Jahren zu beenden.
Während sechs Generationen zählten die Mitglieder der Familie Baumgärtner zu
den bedeutendsten und einflussreichsten Baumeistern und Persönlichkeiten von
Ludwigsburg. Fast 200 Jahre lang, von 1755 bis 1944, gestalteten und prägten sie als
Zimmerleute, Bauaufseher, Hof- bzw. Stadtwerkmeister, Bauunternehmer, Architekten, Künstler und Stadträte entscheidend das Bild von Ludwigsburg. Die Gebäude,
die sie in Ludwigsburg erbaut haben, beweisen dies eindrücklich. Trotzdem ist
ihr Leben und Werk heute, sehr zu Unrecht, fast vergessen. Ihre für Ludwigsburg
wertvolle Sammlung von Architekturzeichnungen befindet sich im Stadtarchiv
Ludwigsburg. Die Sammlung wurde Anfang des Jahres katalogisiert (Signatur V3/33)
und damit der öffentlichen Benutzung zugänglich gemacht.
Die Basler Hebelstiftung
(2010)
Das Jahr 2010 ist für die Basler Hebelstiftung ein doppeltes Jubiläumsjahr. Sie feiert nicht nur gemeinsam mit den Hebelfreunden diesseits und jenseits des Rheins den 250. Geburtstag Johann Peter Hebels, sondern auch ihr 150-jähriges Bestehen. Ein solches Jubeljahr ist immer auch Anlass, einen Blick zurückzuwerfen. Das möchte ich hier gemeinsam
mit Ihnen tun und all jene Fragen beantworten, die Sie vielleicht beschäftigen, wenn Sie zum ersten Mal von dieser Stiftung und ihrem Wirken am Hebelfest in Hausen hören. Was hat Johann Peter Hebel mit Basel zu tun? Was und wer ist die Basler Hebelstiftung? Was tut eine Basler Stiftung Jahr für Jahr am 10. Mai im badischen Hausen?
Der achtzigste Geburtstag von Professor Hepp ist über die persönliche Wertschätzung hinaus ein Anlass, seine Aktivitäten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den badischen Regionen am Rhein und dem Elsass zu würdigen. Er hat in den letzten Jahren ein enges Netzwerk von Kontakten mit Institutionen, Vereinen und Bürgerinitiativen im Elsass geknüpft,
die ihrerseits an einer Kooperation mit ihren badischen Nachbarn interessiert sind. Inhaltlich geht es hierbei um eine breite Palette von Themen, die die Ausgestaltung unserer gemeinsamen Lebenswelt am Oberrhein betreffen. Ein besonderes Interesse gilt hier den Bereichen der Regionalkultur und Regionalgeschichte, sowie dem Anliegen einer Förderung der Zweisprachigkeit.
In den vergangenen Jahren fiel einem als Besucher historischer und kunstgeschichtlicher Ausstellungen in Karlsruhe ein bestimmtes Ausstellungsstück besonders häufig ins Auge: die mehrere Meter lange und mit farbigen Wappenschilden geschmückte genealogische Rolle der Markgrafen von Baden. Das Erscheinungsbild der zu Beginn des 16. Jahrhunderts in Auftrag gegebenen Genealogie hinterlässt nicht nur bei heutigen Museumsbesuchern einen bleibenden Eindruck. Sie tat dies sicher bereits bei den Zeitgenossen am Hof der badischen Markgrafen. Dass die Genealogie ihren Reiz nicht verloren hat, liegt in erster Linie an ihrer materiellen Präsenz: Vor dem Auge des Betrachters entrollt sich die ganze Pracht der Dynastie, von ihren um 1500 nachweisbaren urkundlichen Anfängen in staufischer Zeit bis zur Familie Markgraf Christophs I. von Baden. Gerade die jüngsten Generationen werden am Ende der Rolle durch eine heraldische Zurschaustellung der hochrangigen Ahnen besonders hervorgehoben. Autor dieses Prunkstücks dynastisch-familiärer Memoria und Propaganda war nicht irgendjemand, sondern einer der berühmten Herolde seiner Zeit – Georg Rüxner. Kaum ein anderer verstand es so gut wie der für die Habsburger, Wittelsbacher, Hohenzollern und zahlreiche andere Fürstenfamilien tätige Rüxner, die Kernaussage auf Pergament zu bannen: Mit der prächtigen Genealogie wollten sich die Markgrafen von Baden unter den führenden Fürsten des Reichs wissen. Ausweis dieser außergewöhnlichen Stellung waren die jüngsten Eheverbindungen mit den Habsburgern und Wittelsbachern, die den Markgrafen Familienbeziehungen zu den Herzögen von Burgund, Lothringen und Savoyen einbrachten. Die Genealogie setzte all diese Verbindungen plastisch ins Bild. Sie machte überdies visuell deutlich, dass es mit Markgraf Philipp in der badischen Dynastie nur einen legitimen Herrschaftsnachfolger geben konnte. Die Genealogie war somit vor allem auch ein innerfamiliäres Symbol fürstlicher Autorität und Herrschaft.
Aus Anlass und für die Dauer der Sonderausstellung hat das Schloss sein Gesicht verändert: Vor dem Haupteingang erhebt sich ein haushohes Gerüst aus Eisenstangen, das mit bunter Kunststoff -Folie bespannt ist. Darauf sieht man die gelbliche Schlossfassade in hellem Grau abgebildet, also sozusagen kopiert. In der Mitte zeigt diese Installation eine riesengroße rote Kuckucksuhr mit einer Öffnung aus der ein roter Teppich herausleckt. Der ist für den Ankömmling ausgerollt und leitet ihn zum Eingang, wenn er nicht gerade vom Wind hochgewirbelt wird. Zum Glück ist das Schlossportal aber auch noch über die Rampen rechts und links erreichbar.
Am 15. Oktober 1862 trat das Gesetz über die Gleichstellung der
Israeliten in Baden in Kraft. Auch in Offenburg musste den Juden
die bürgerliche Niederlassung erlaubt werden. Zwar bestand im
13. Jahrhundert bereits eine Judengemeinde, deren Tauchbad
noch heute erhalten ist. In den Pestjahren des 14. Jahrhunderts
erlosch die Gemeinde jedoch und kein Jude durfte sich mehr dauerhaft in der Stadt niederlassen. [1]
Der erste, der vom soeben erst erworbenen Recht auf Niederlassung Gebrauch machte, war Maier Stein (1825-1879), der am
24. Oktober 1864 der erste jüdische Bürger Offenburgs [2] wurde. Er
war ein Sohn von Lemle Stein. Dessen Witwe samt den erwachsenen Söhnen und einer Enkelin, deren Mann und der Schwiegersohn aus Diersburg, gehörten gleichfalls zu den zuerst nach
Offenburg übergesiedelten Juden. Am 27.1.1863 lebten bereits
37 Juden in Offenburg.
Die Augusta-Maria-Bibel
(2008)
Es sind die „Sternstunden“ eines Archivars und Bibliothekars, wenn durch einen unerwarteten Fund ein verschollen geglaubter Schatz gewissermaßen wieder entdeckt wird. Bei der Durchsicht von älteren Buchbeständen vor Ort im Magazin der Landeskirchlichen Bibliothek – die Arbeit am Regal und die Autopsie sind trotz aller Kataloge noch immer eine unerlässliche Tätigkeit für einen Bibliothekar, der sich mit alten Drucken befasst – konnte so eine der extrem seltenen „Augusta-Maria-Bibeln“ aus dem Jahr 1698 aufgefunden werden.
Im späten 16. Jahrhundert beobachteten kurpfälzische Visitatoren und Pfarrer mit höchstem Befremden die Durchsetzung der calvinistischen Landesreligion mit „Praktiken“, die sie nicht anders denn als paganen Ursprungs bewerteten und die sie längst ausgerottet geglaubt hatten. Dazu hat Bernard Vogler das Folgende bemerkt: „Diese Praktiken einer mündlichen Gesellschaft hinterlassen nur schriftliche Zeugnisse, wenn die Obrigkeit zufällige Vorkommen auch registriert [….]. Es ist wahrscheinlich aufgrund dieser Situation, daß die verurteilten Praktiken eine gewisse Wichtigkeit bewahren und daß die überlieferten Quellen nur einen kleinen Teil des Eisbergs erfassen. Deshalb steht die Arbeit des Historikers in diesem Bereich auf wackligen Füßen, denn das Problem bleibt offen, inwieweit unsere historischen Zeugnisse zentrale oder marginale Begebenheiten beschreiben“. Vogler spricht hier Erscheinungen an, die sowohl in der Erforschung des Untertanenwiderstands nach dem Bauernkrieg als auch in der Reformationsforschung nur wenig Beachtung gefunden haben. Zurecht hat er dies mit der Zufälligkeit und damit Seltenheit der Überlieferung solcher „Praktiken“ erklärt. Um es vorauszuschicken: Die vorliegende Studie thematisiert die Auflehnung von Untertanen des Dorfes Eberstadt (Stadt Buchen, Neckar-Odenwald-Kreis, Baden-Württemberg) im Jahre 1593 gegen den Ortsherrn Hans Rüdt von Bödigheim und
Collenberg. Anders jedoch als die ‚klassischen‘ Ursachen wie Konflikte um die Fronen – solche hatte die Herrschaft der Rüdt in den Siebzigerjahren erlebt – , die Erhebung der Schatzung u. ä. speiste sich hier die Widersetzlichkeit von Untertanen nicht zuletzt aus dem Verbot von Vorstellungen und Bräuchen, die sich in den Augen des Dorfherrn und seines Pfarrers als paganes und vermeintlich altkirchliches Erbe nicht mit dem Luthertum vereinbaren ließen und die eine frappierende Ähnlichkeit mit den von Vogler beschriebenen pfälzischen „Praktiken“ aufweisen.
Der hundertfünfzigste Todestag der Konstanzer Künstlerin Marie Ellenrieder (1791-1863) jährt sich in diesem Jahr. Zur
Ortenau hatte sie mannigfache Beziehungen: In verschiedenen Kirchen der Ortenau - in Ichenheim, Diersburg sowie in Ortenberg - finden wir Altarbilder dieser Künstlerin und im Museum im Ritterhaus in Offenburg wird eine wertvolle Sammlung ihrer Zeichnungen aufbewahrt. Außerdem pflegte sie eine lebenslange, freundschaftliche Beziehung zu dem Freiherrn Carl
Christoph von Röder (1789-1871) aus Diersburg, was zu einem umfangreichen Schriftverkehr geführt hat, der uns im Rosgartenmuseum in Konstanz überliefert ist.