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Tief erschüttert haben wir vom Tod unserer Mitarbeiterin Dr. Anna Gräfin zu Stolberg-Stolberg am 8. Juli 2017 Kenntnis nehmen müssen. Die tückische Krankheit, die sie vor ca. zwei Jahren befallen hat und gegen die sie mit so viel Kraft gekämpft hat, war schließlich doch Siegerin gewesen. Am Freitag, den 14. Juli 2017 nahmen wir, unter Beteiligung von einigen Mitgliedern der Badischen Heimat, in Gernsbach, ihrem Geburtsort, in einer
Trauerfeier von ihr Abschied.
In diesem Jahr feiert das Fahrrad seinen 200. Geburtstag. Schon bald nach der ersten Ausfahrt in Mannheim begab sich Karl von Drais in den Schwarzwald, wo er die Bergtauglichkeit seiner neuen Laufmaschine vorführen wollte. Der Beitrag rekonstruiert die von Drais gewählte Route von Gernsbach nach Baden-Baden. Der aufstrebende Badeort schien dem Freiherrn besonders geeignet, um vor internationalem Publikum für seine Erfindung zu werben.
Rätsel in silbernen Lettern
(2018)
Ein kleiner Becher aus Ton besticht durch seine sorgfältige Ausführung und durch die silbervergoldete Metallfassung mit einem Schriftband, dessen Entzifferung und Bedeutung rätselhaftist. Er stammt aus der einstigen Kunstsammlung des badischen Großherzogs Leopold und befindet sich im Badischen Landesmuseum Karlsruhe.
Professor Adolph Blankenhorn (1843–1906) ist als Pionier der Weinbauwissenschaft und bedeutender Organisator des Weinbaus bekannt. Mit seinen Forschungen an der Technischen Hochschule Karlsruhe, auf dem Versuchsweingut Blankenhornsberg und im Weingut in Müllheim hat er ebenso Maßstäbe gesetzt wie als Gründungspräsident des Deutschen Weinbauvereins 1874. Seine praxisorientierte und soziale Einstellung ist durch seine Familiengeschichte geprägt. Viele Familienmitglieder haben im Weinbau, in der Politik und in der Gesellschaft im Großherzogtum Baden Verantwortung übernommen und nachhaltige Impulse gesetzt.
Der folgende Text ist zuerst in dem Band »Freiburg im Nationalsozialismus«, herausgegeben von Peter Kalchthaler und Tilmann von Stockhausen erschienen. Der Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Rombach-Verlags, Freiburg und des Autors.
Im Herbst 1933 fand im Colombischlössle auf Initiative von NS-Oberbürgermeister Franz Kerber eine »Freiburger Bauausstellung« statt. Der seit 1925 agierende Chef des Hochbauamtes, Joseph Schlippe, hielt zu diesem Anlass eine programmatische Rede zur »hiesigen Baugesinnung in der gegenwärtigen Hoch-Zeit der geistigen Erneuerung und Wiederbesinnung Deutschlands« und gab über die Weimarer Moderne ein vernichtendes Urteil ab: Anderwärts hat man sowohl seitens der freien Architekten wie auch seitens der Bauverwaltungen in den verflossenen 14 Jahren nur allzu willig jeder modischen Sensation nachgegeben und den ganzen Hexensabath mitgemacht, der vom wilden Expressionismus und ›Glasscherbenstil‹ über die Hochhausseuche eines mißverstandenen Amerikanismus zu der öden ›Neusachlichkeit‹ geführt hat.« Nicht aber hier, wo »keiner der Freiburger Architekten etwaige baubolschewistische Sünden schamhaft zu verstecken nötig hatte.
Manfred Boschs siebzigster Geburtstag am 16.10.2017 ist für die Badische Heimat Anlass, an seine Herausgeber- und Redaktionstätigkeit der »alten Allmende« zu erinnern. Die Zeitschrift war der »literarische Ausdruck eines neu erwachten Selbstbewusstseins der Provinz« (2/2008). Ausgangspunkt war das Lokale und Regionale, fand aber sein Korrektiv in einem »europäischen Horizont« (R. Böhme), erstreckte sich das Alemannische doch auf fünf Nationen.
Friedrich Hecker
(2011)
Als »Che Guevara des neunzehnten Jahrhunderts« ist der Achtundvierziger Revolutionär Friedrich Hecker bis heute eine volkstümliche Legende geblieben. Zahlreiche Publikationen beschäftigen sich mit dieser widersprüchlichen Persönlichkeit in allen Lebensphasen: dem aufsässigen Schüler und Studenten, erfolgreichen Rechtsanwalt und Politiker, gescheiterten Revolutionär oder Landwirt wider Willen.
Der Prunkkamm, um 1615 entstanden, ist ein exquisites und singuläres Artefakt der Augsburger Goldschmiedekunst des frühen 17. Jahrhunderts. Als repräsentatives Objekt und nicht zum Gebrauch bestimmt, war der überdimensionale Kamm einst Glanzstück einer fürstlichen Kunstkammer. Der doppelseitige Kamm besteht aus kostbarem Schildpatt der Karettschildkröte. Als Dekor der vergoldeten Spange dienen Blüten aus Email. Die schmalen Bordüren zeigen in Grubenemail u. a. Waffen und Musikinstrumente aus einem Heerestross von Musketieren. Der Kamm befand sich bis 1859 in der Kunstsammlung Großherzog Leopolds von Baden.
Ein schreckliches Gedicht
(2017)
Der badische Dichter Heinrich Vierordt (1855–1945) ist zu Recht kaum noch bekannt; seine Werke blieben schon hinter denen seiner Zeitgenossen weit zurück. Aber mit einem überaus blutrünstigen Gedicht, das er im ersten Jahr des Ersten Weltkriegs schrieb, erregte er Aufsehen, ja Entsetzen in Deutschland und darüber hinaus: Romain Rolland hat es in seinen Erinnerungen, Jaroslav Hašek in seinem berühmten Roman vom braven Soldaten Schwejk als abschreckendes Beispiel zitiert.
1769 wurde vom Mannheimer Hof ein wertvolles Fernrohr zur Beobachtung des Venus-Transits in St. Petersburg erworben. Das von Peter Dollond in London angefertigte Instrument war gut 3 m lang und besaß ein achromatisches Objektiv sowie vier auswechselbare Okulare von 50-, 100-, 150- und 160-facher Vergrößerung. Dazu gehörte auch ein Heliometer. Der Aufsatz zeichnet den wechselvollen Gebrauch des Teleskops bis 1923 nach und gibt einen Einblick in die Astronomie- und Technikgeschichte des 18. Jahrhunderts.
Wildbewegte, kriegerische Zeiten zu meistern und dazu ein ramponiertes Hochstift Speyer mit kaputtem Kaiserdom auf Vordermann zu bringen, gehörten zum schwierigen Lebensgeschäft des Fürstbischofs und Kardinals Damian Hugo von Schönborn. Der Erbauer des Residenzschlosses Bruchsal hinterließ mit St. Peter als Pfarr- und Grabeskirche für sich und seine Nachfolger einen eindrucksvollen Sakralbau und ein architektonisches Barock-Highlight. Festlich begangen wurde seinerzeit die Grundsteinlegung des fast ganz original erhaltenen Gotteshauses und im Frühjahr die 275. Wiederkehr dieses Ereignisses. Kein geringerer als Balthasar Neumann, der berühmte Treppenspezialist des Schlosses, plante dem Kirchen- und Landesfürsten in Personalunion trotz einschränkender Vorgaben ein Meisterwerk. Mancherlei Widrigkeiten, die Zeitläufe, die Finanzen und auch teilweise der oft kranke, abwesende, auch eigensinnige Bauherr selbst verhinderten die exakte Verwirklichung der im Karlsruher Generallandesarchiv aufbewahrten Pläne aus dem Würzburger Büro des "ausgeliehenen" Stararchitekten. Nachfolger Kardinal Franz Christoph von Hutten blieb dank gut gefüllt ererbter Geldschatulle die Vollendung der Schönborn-Bauten Schloss wie Kirche vorbehalten.
Der Genremaler Johann Baptist Kirner wurde schon zu seinen Lebzeiten aufgrund seiner feinfühligen Interieurschilderungen und seiner sorgfältigen, geradezu dokumentarischen Erfassung der Alltagsgeräte und Trachten als bedeutender Chronist seiner Zeit und vor allem seiner Schwarzwälder Heimat geschätzt. Ausgebildet an der Königlich Bayerischen Akademie in München verstand er es, mit seinen oftmals mit einem humoristischen Unterton unterlegten Genredarstellungen das Bildbedürfnis seiner bürgerlichen Käuferschicht zu bedienen.
Gebaute Geschichtsfälschung
(2011)
Einem städtischen Platz gegenüber zu bauen, den die Geschichtsbücher als Musterbeispiel seiner Epoche kennen, ist ein Privileg, das sich nur selten bietet; entsprechend groß sind Herausforderung und Verpflichtung, sich in die Geschichte einzuschreiben. Manchmal aber geht das sehr schnell. Als die Karlsruher Volksbank 2007 ihr Gebäude beim Marktplatz an den Hamburger Investor Newport verkaufte, sollte das Eckhaus des Architekten Erich Schelling aus den Jahren 1952-58 für
»großflächigen Einzelhandel« umgebaut und dafür eine tragfähige bauliche Lösung bei einem Wettbewerb im Rahmen eines »kooperativen Verfahrens« gefunden werden, eine Regelung, die allerdings von der Architektenkammer ausdrücklich bemängelt wurde.
Zu Anbeginn des Deutsch-französischen Krieges von 1870/71 unternahm eine von Graf Zeppelin geführte Patrouille einen legendär gewordenen Erkundungsritt weit hinein in Feindesland. Die Teilnehmer dieses Fernspähtrupps nannte man Zeppelinreiter. Zu ihnen gehörte der aus Großbritannien stammende 27-jährige Leutnant William Herbert Winsloe. Von seinem Schicksal soll berichtet werden.
Bruchsaler Jahrestage 2011
(2011)
Zwei Jahrestage dienten zwischen Januar und September 2011 als Anlass einer kleinen Sonderpräsentation des Städtischen Museums Bruchsal im Fürstensaal des Barockschlosses: Vor 310 Jahren, im Januar 1711, starb der Speyerer Bischof und Trierer Kurfürst Johann VIII. Hugo Freiherr von Orsbeck. Ihm folgte im Monat darauf Heinrich Hartard von Rollingen auf den Thron. Beide Bischöfe sind im Fürstensaal der Bruchsaler Residenz mit lebensgroßen Staatsporträts vertreten. Außerdem wurde an den vor 250 Jahren geborenen Johann Nepomuk Stephan Diemer erinnert, der im späten 18. Jahrhundert als
»Leib=Medicus« des Fürstbischofs August von Limburg-Stirum fungierte.
Es zeigt sich immer wieder, dass der Schwarzwald dort, wo er am tiefsten vermutet wird, manchmal am stärksten leuchtet, so in Bernau, nicht nur wenn die Sonne ihr Leuchten über das Hochtal der Alb ausbreitet, sondern auch wenn Künstler und Kunstfreunde zusammenkommen, jeweils am zweiten Wochenende im August, um der Verleihung des
Hans-Thoma-Landespreises beizuwohnen und gleichzeitig den großen Sohn der Gemeinde, den Maler Hans Thoma, im Rahmen des zu seinen Ehren ins Leben gerufenen alemannischen Heimatfestes, des Hans-Thoma-Tages, zu ehren.
Badische Weltkunde
(2011)
Unter den überaus zahlreichen Publikationen von Wolfgang Hug fürs allgemeine Publikum ist seine »Geschichte Badens« (Stuttgart 1992) wohl die wichtigste und bekannteste. Es gelang ihm hier, den Ertrag seines intensiven Studiums der komplexen Materie unter einsichtigen Fragestellungen souverän zu ordnen und so das bis heute maßgebende Werk über dieses Thema zu schaffen.
Er hat das Wort "Naturschutz" erstmals im heutigen Sinn verwendet: Philipp Leopold Martin, geboren am 5. November 1815. Er führte den Begriff "Naturschutz" in die deutsche Sprache ein und gilt somit als dessen "Erfinder". Dieser Vordenker des Naturschutzes hat bereits 1871
ein umfassendes Programm zum Natur- und Artenschutz vorgelegt. Anlässlich des 200. Geburtstages von Martin erschien in der (Schriften-)Reihe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) die Nr. 417 der Sparte "BfN-Skripten", in welcher seine Leistungen gewürdigt und seine
Originalschriften zugänglich gemacht werden.
Rechnerisch heißt das Ergebnis: 10. Mai + Frühling = Hebelfest. An Johann Peter Hebels Geburtstag feiert Hausen im Wiesental zusammen mit vielen Hebelfreundinnen und -freunden jedes Jahr einen neuen Hebelplaketten-Träger - und das seit 1960. Die Trägerin der Hebelplakette des Jahres 2011 heißt Liliane Bertolini und kommt aus dem Elsass. Am Vorabend der Verleihung konnte man bei der traditionellen Lesung im Hebelhaus mit ihr auf Tuchfühlung gehen.
Emil August Emanuel Schütt
(2011)
Da bereits 1910 in dieser Zeitschrift (siehe E. Devrient S. 89-92) Familienforschung als Teil der Heimatpflege angesehen wurde, soll im Folgenden aus einer solchen Forschung heraus eine breitere Öffentlichkeit an eine badische Persönlichkeit erinnert werden, der es bereits im 19. Jahrhundert gelungen ist, neben ihrem erlernten und studierten Beruf eines höheren Forstbeamten in höfischen Diensten auf einem nicht erlernten Wissenschaftsgebiet, der Ornithologie, durch feldorientierte Naturbeobachtungen Erfolg und Anerkennung zu erringen.