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Karl-Friedrich Krieger
(2020)
Am 26. Januar 2020 verstarb mit dem emeritierten Mannheimer Ordinarius für mittelalterliche Geschichte, Karl-Friedrich Krieger, eine der prägenden Gestalten der deutschen Spätmittelalterforschung, der sich auch bleibende Verdienste um
die Erforschung der südwestdeutschen Landesgeschichte erworben hat.
Das berufliche Engagement, seine Interessen und Aktivitäten, letztlich die gesamte Lebensleistung des Ingenieurs Robert Gerwig ist aufgrund ihrer immensen Fülle überwältigend. In den 65 Jahren, die ihm zu leben vergönnt waren (2. Mai 1820–6. Dezember 1885), hat er nicht nur Straßenverläufe abgesteckt, Eisenbahnstrecken im In- und Ausland trassiert, Brücken entworfen oder den Bau von Gebirgsbahnen geleitet. Er hat auch eine Uhrmacherschule geleitet, etliche Gutachten zur Korrektion des Verlaufs von Binnengewässern verfertigt, die Sicherung des Reichenau-Damms entworfen und Anlagen zur Wasserversorgung begutachtet. Neben alledem hat er sich als Privatmensch wissenschaftliche Reputation mit Arbeiten zur Botanik, zur Geologie, zur Gletscherkunde und zu mathematisch-physikalischen Fragen erworben. Nicht zuletzt war er Abgeordneter im Badischen Landtag und schließlich auch im Berliner Reichstag.
Johann Baptist Knebel
(2020)
In der Kaiserzeit und während der Weimarer Republik kam es öfter vor, dass katholische Priester im badischen Landtag als Abgeordnete tätig waren. So war auch der katholische Pfarrer Johann Baptist Knebel von 1909–1912 Abgeordneter des badischen Parlaments. Er wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf und wurde in seiner Jugendzeit bildungsmäßig von seinem Heimatpfarrer und dadurch auch wirtschaftlich von der katholischen Kirche gefördert. Denn ohne diese Unterstützung hätte Knebel nicht studieren und Pfarrer werden können. Wegen seiner Sprachbegabung kam er zur Politik und wurde Abgeordneter der Zentrumspartei im badischen Landtag. In der ersten der zwei Sitzungsperioden seiner Parlamentstätigkeit war er politisch sehr aktiv, in seiner zweiten Sitzungsperiode trat er im Landtag meist nur noch als Besserwisser und Aufklärer auf. Und hier kündigte sich das Ende seiner politischen Laufbahn an, das er wohl entweder einem Streit mit den Verantwortlichen der Zentrumspartei und/oder dem Ärger mit seinem kirchlichen Dienstvorgesetzten verdankte.
Bücherschätze
(2020)
Seit fünfzehn Jahren wird im Markgräfler Museum Müllheim eine wissenschaftliche Regionalbibliothek mit den Schwerpunkten Geschichte und Kunst des Markgräflerlandes aufgebaut. In kurzer Zeit ist sie auf rund 7000 Bände angewachsen. Ein bedeutender Neuzugang ist die »Badische Bibliothek« der Familie Blankenhorn, die Erich Blankenhorn ausgebaut und geordnet hat. 2016 hat die Familie dem Markgräfler Museum diese wertvolle Privatbibliothek als Schenkung übergeben – mit 772 lateinischen und deutschen Geschichtsbänden, religiösen Traktaten sowie Büchern zu wirtschaftlichen, sozialen, kulturellen und literarischen Themen der Region. Das älteste Werk datiert von 1599.
Hermann Schwarzweber, langjähriger Leiter der Freiburger Ortsgruppe der Badischen Heimat, nach dem Zweiten Weltkrieg zusätzlich Landesvorsitzender und auch Herausgeber der Vereinsschriften, wurde am 1. Juni 1884 in Freiburg geboren. Die vorliegende Darstellung, die durch einen seiner Enkel erfolgt, ist eine Ausarbeitung eines Vortrags, der 2018 im Rahmen
des »Baden-Cafés« gehalten wurde. Sie basiert auf persönlichen Erinnerungen, auf Publikationen von und über Hermann Schwarzweber sowie auf Quellen aus seinem Nachlass, der sich zur Zeit noch im Familienarchiv befindet. Dabei werden einige wesentliche Seiten dieses Heimatfreunds gewürdigt, nämlich Hermann Schwarzweber als Bergsteiger, Fotograf, Hauseigentümer, Kunstfreund, Lehrer, Netzwerker, Publizist, Reiseleiter, Skiläufer und Wanderer, sowie als Südtirolfreund und schließlich als Vortragsredner.
Max Himmelheber und Felix Wankel waren bedeutende Erfinder in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts. Es wird den Faktoren nachgegangen, die möglicherweise für ihre Innovationen entscheidend waren, insbesondere der gemeinsamen Herkunft aus der »Kriegsjugendgeneration« am Oberrhein, der »Technikafinität« der 1920er-Jahre und der Prägung durch die
Jugendbewegung. Auch darüber hinaus finden sich zahlreiche Parallelen. Nicht zu unterschätzen ist die Förderung Beider durch das Reichsluftfahrtministerium.
Im Sommer 1895 lud Freiburgs Oberbürgermeister Otto Winterer seinen »Nachbarn« Heinrich Hansjakob, der seit 1884 als Pfarrer von St. Martin amtierte, dazu ein, mit ihm die Kartause, die »neueste Erwerbung der Stadt« zu besuchen. Im ehemaligen Kartäuserkloster wollte die »Heilig-Geist-Spital-Stiftung« ein neues Altersheim einrichten. Die Räume, die Hansjakob dort sah, waren in noch verwahrlostem Zustand, aber »ihre lichte Höhe und ihre Lage mitten im Wald« ergriffen ihn mit Macht. »Als ich gar«, berichtet Hansjakob, »die Zimmer im östlichen Flügel betrat, die der Prior Kolb für sich und seine Nachfolger bestimmt hatte, und zu den Fenstern hinaus das Dreisamthal mit seinen herrlichen Waldbergen bis hinauf zum ›Feldberg‹ sah, da bat ich, entzückt, meinen Begleiter, mir doch die Räume abzutreten.« Hier habe er Ruhe, schöne Natur, gute Luft, ein Asyl, in das er sich aus der Stadt flüchten könne. Winterer sagte Hansjakob seine Fürsprache beim städtischen Stiftungsrat zu, dessen Vorsitzender er war. Nach Umbau und umfangreicher Restaurierung – Arbeiten, die zwei Jahre dauerten – konnte Hansjakob einen Mietvertrag mit dem Stiftungsrat abschließen. Am 6. Juni 1897, es war ein Pfingstsonntag, »bezog ich das erstemal das Priorat der Karthause St. Johannis Baptistenberg«. Hansjakob hatte die »drei fürstlichen Räume« mit tannenen Möbeln im Stil der »Tyroler Bauerngotik« ausstatten lassen; viele Bilder aus seiner Bildersammlung schmückten die Wände. Er nutzte die Räume bis er zu seiner endgültigen Niederlassung im Haslacher
»Freihof«, den er sich als Alterssitz hatte errichten lassen. Das geschah im Laufe des Winters 1913/14. Zum 1. Oktober 1913 war er pensioniert worden. Seine Erinnerungen an die Kartause finden sich in den Bänden »In der Karthause« und »Stille Stunden«.
Zu Beginn der 1820er-Jahre wanderte der in Hilsbach bei Heidelberg geborene protestantische Pastor Oswald Sauerbronn mit nahezu einem Drittel seiner Gemeinde Becherbach bei Kirn nach Brasilien aus, wo sie in Nova Friburgo im Staat Rio de Janeiro die erste evangelische Gemeinde gründeten. Vertragsbrüche brachten den Pastor in eine katastrophale Lebenssituation.
Briefe an Freunde und Bittschriften an den Kaiser belegen die äußerst prekären Verhältnisse während langer Jahre seines Berufslebens.
Am 20. März 2020 jährte sich der Geburtstag von Johann Gottfried Tulla zum 250. Mal. In der Vergangenheit führten solche Jubiläen regelmäßig zur Veröffentlichung von Biografien, die sich meistens auf die berufliche Entwicklung und das Wirken des Ingenieurs Tulla bezogen. Wie sah seine Familie aus, wer waren seine Vorfahren, hatte er Geschwister? Solche Fragen wurden oft nur unvollständig beantwortet. Dieser erste Teil widmet sich der Familie Tulla vom Dreißigjährigen Krieg bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts.
Im Teil 1 hatten wir einen Blick auf Robert Gerwigs Jugendjahre und auf sein spärlich überliefertes Privatleben geworfen und hatten sodann kursorisch seine Tätigkeiten in den ersten Jahren als Ingenieur bei der Badischen Oberdirektion des Wasser- und Straßenbaus (OWS) verfolgt. Einen genaueren Blick hatten wir anschließend auf die Jahre zwischen 1853 und 1858 geworfen: Im Jahr 1853 war Gerwig zum Baurat befördert worden und eine seiner ersten Aufgaben war der Entwurf und die Bauleitung der Eisenbahnbrücke über die Wiese bei Basel gewesen. Das Jahr 1858 hatte mit den Gründungsarbeiten an Gerwigs zweitem Brückenprojekt, der Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Waldshut begonnen und es hatte mit dem Beginn der Gründungsarbeiten an seinem dritten Brückenprojekt, der kombinierten Straßen- und Eisenbahnbrücke über den Rhein bei Konstanz geendet.Im Teil 2 werden wir Gerwigs Aktivitäten in den Jahren zwischen 1859 und 1863 verfolgen sowie abermals einen kursorischen Blick von 1864 bis zu seinem frühen Tod im Jahre 1880 werfen.
Heimat auf Rädern
(2020)
Nachdem Manfred Kranz 1947 aus einem englischen Internierungslager in Norddeutschland entlassen worden war, fand er für einige Zeit Arbeit als Leiter und Vorführer eines Filmtheaters in Hamburg. Als gelernter Kameramann aus der Schule des badischen Chefkameramanns Sepp Allgeier (tätig für die Filmproduktionen von Dr. Arnold Fanck, Luis Trenker und Leni Riefenstahl) und als gelegentlicher Aushilfs-Filmvorführer im Unterhaltungsprogramm der deutschen Wehrmacht konnte er nun in Friedenszeiten auf die ihm wohlvertrauten Filmprojektoren und die Tontechnik der bekannten Ernemannn-Werke (Zeiss-Ikon), Dresden, zurückgreifen, die schon tausendfach von den NS-Gaufilmstellen für ihre damals hochmoderne mediale Propaganda eingesetzt worden waren.
Beim Ausbau der fürstbischöflichen Wohnräume in der Beletage von Schloss Bruchsal war Ferdinand Hundt (1703–1758) maßgeblich für die Ausstattung der Türen und Wandflächen zuständig. Als Kunstschreiner und Zierratenschnitzer entwarf er von 1751 bis 1758 mit edlen Hölzern parkettierte oder farbig gefasste Wandpaneelen sowie ungezählte vergoldete Rocaille-Ornamente und Spiegelrahmen. Die Beletage durchzog eine farbige Raumabfolge von höchster Qualität mit ihrem Höhepunkt in einem privaten Kabinett. Fast alle diese Kunstwerke fielen zum Kriegsende den Brandbomben zum Opfer. Ferdinand Hundt war im 20. Jahrhundert fast in Vergessenheit geraten, über erhaltene Werke und historische Fotografien kann man sich dem hoch begabten Künstler aber wieder annähern.
Für die Darstellung der Biographie von Wilhelm Holzwarth kann nicht nur auf die überlieferte Spruchkammerakte zurückgegriffen werden, sondern auch auf persönliche Dokumente, die sowohl das Privatleben als auch die Parteifunktionen
widerspiegeln. Diese Dokumente gelangten bei Kriegsende im Zuge einer Hausdurchsuchung vor der Verhaftung von Wilhelm Holzwarth am 8. September 1945 an die amerikanische Besatzungsmacht und wurden später an die zuständige Spruchkammer Ludwigsburg übergeben. Nach der Aufösung der Spruchkammer wurden die Unterlagen dem Staatsarchiv Ludwigsburg
abgeliefert und stehen dort heute der Forschung zur Verfügung. Wilhelm Holzwarth wurde am 27. März 1889 in Oberderdingen geboren, wuchs dort unter »kleinbäuerlichen Verhältnissen« auf und besuchte die Volksschule. Das eigene Elternhaus beschrieb er als »pflichtgetreu« und »vaterländisch gesinnt«.
Heinrich Riehm (1927–2020)
(2020)
Am 3. Februar 2020 verstarb Heinrich Riehm in Heidelberg in seinem 93. Lebensjahr. Mit ihm verliert die Landeskirche einen herausragenden Liturgiker und Hymnologen, einen einfühlsamen Pfarrer und zugewandten Lehrer, der bis ins hohe Alter mit stets wachem Interesse die neuen Entwicklungen in Hymnologie und Liturgik begleitete. In der internationalen ökumenischen Community der Hymnologen genoss Riehm ein hohes Ansehen und hat die Akzeptanz des ökumenischen Liedgutes nicht nur in Deutschland maßgeblich mit befördert. Am 22. August 1927 wurde Heinrich Riehm in dem Schifferort Haßmersheim am Neckar in eine Pfarrfamilie hinein geboren. Sein Vater Friedrich Otto Riehm (Meersburg 1891–1978 Karlsruhe), Spross einer Familie, die bereits seit mehreren Generationen den Pfarrberuf gewählt hatte, war selbst Pfarrer in Sulzfeld und wurde 1933 nach Ispringen bei Pforzheim versetzt, ehe er 1948 in Hoffenheim seine letzte Wirkungsstätte fand. Als Pfarrer in Ispringen war Otto Riehm als Mitglied der Bekennenden Kirche ein aktiver Unterstützer der sog. Pfarrhauskette, in der über die Landesgrenzen nach Württemberg hinweg verfolgte und mit dem Leben bedrohte jüdische Menschen versteckt und versorgt wurden. Auch in Ispringen wurde eine jüdische Familie, das Ehepaar Max und Ines Krakauer, 1944 für zwei Wochen im Pfarrhaus versteckt.
August 1947: »Es wird beantragt, den Betroffenen in die Gruppe der Hauptschuldigen einzureihen«; Juni 1948: »Der Betroffene ist Belasteter«; Juni 1949: »Der Betroffene ist Minderbelasteter«. Was war das für ein Trümmerfeld, in das
Ferdinand Ostertag 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte: Deutschland, zugrunde gerichtet von ihm
und seinesgleichen. In seiner eigenen Wahrnehmung hatte er alles erdenkliche Gute für dieses Land getan. Das Bild, das er von sich selbst zeichnete, zeigt einen fortschrittlichen, pflichtbewussten, korrekten, fairen, selbstlosen Mann, einen Diener des Gemeinwohls. Und eben Deutschlands. Um das er sich besonders in der Stadt bemühte, in die sein Lebensweg ihn geführt hatte – in Ludwigsburg: als Direktor der Bausparkasse GdF Wüstenrot, als Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Gemeinderat, als ehrenamtlicher Bürgermeister.
In der Mitte des 15. Jahrhunderts begegnen uns mehrere hohe Kleriker mit dem Namen Tiefer im Umfeld des Bischofs von Konstanz. Ihre Lebensgeschichten sind auf Grundlage der diözesanen und edierten Quellen bereits in Ansätzen rekonstruiert und in den Arbeiten Helmut Maurers zur Stadt- und Kirchengeschichte von Konstanz publiziert worden. Friedrich und Leonhard hatten zahlreiche kirchliche Pfründen erworben, waren Dom- und Chorherren, bekleideten hohe päpstliche Ämter, Leonhard (bzw. Lienhart) Tiefer war zeitweise sogar apostolischer Nuntius. Auch die Brüder Sebastian und Jacob hatten durch kirchliche Ämter ein stattliches Vermögen erwirtschaftet. Angesichts der enorm hohen Stellung, die jene Brüder in der kirchlichen Hierarchie in Konstanz, Zürich und Chur erlangt hatten, stellt sich die Frage, wie es den Söhnen einer nicht adligen und auch einer nicht dem Stadtadel beziehungsweise den Geschlechtern zuzurechnenden Familie gelingen konnte, einen solchen Aufstieg zu vollziehen. Das Augenmerk soll auf die bislang kaum beachteten Familienmitglieder gelenkt und so auch mögliche Erkenntnisse über soziale Stellung und die Nachkommenschaft gewonnen werden. Als Quellen dienen in erster Linie die in den Konstanzer Gemächtebüchern erhaltenen Testamente der Familie Tiefer: Ein Testament eines Jacob Tiefer von 1464, die Testamente eines Albrecht und seiner Frau Magdalena Tiefer von 1502 und ein weiteres Testament des genannten Albrecht von 1510. Die Testamente liegen transkribiert und kommentiert zur Ergänzung dieses Aufsatzes im Stadtarchiv Konstanz vor.
Dr. med. Hans Foerster (Förster) (5. Juni 1894–30. April 1970), geboren in Barmen, Wuppertal, als Sohn des Chemikers und Dendrologen Dr. phil. Hans Foerster (1864– 1917) und seiner Frau Elise Mayer (1871–1963). Aufgewachsen und Abitur in Barmen. 1914 freiwillige Meldung zum Kriegsdienst, Feldhilfsarzt 1918. Auszeichnungen: EK II (1916), Verwundetenabzeichen in Schwarz (1915). Nach 1918 Mitglied des Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten und Parteimitglied der Deutschnationalen Volkspartei (DNVP). 1912 Beginn des Studiums der Humanmedizin in Heidelberg und Marburg. Im Sommersemester 1920 ärztliche Hauptprüfung (Examen) in Heidelberg, Approbation 1920; Promotion zum Dr. med. bei Prof. Carl Menge, Universitätsfrauenklinik Heidelberg. 1922 Eheschließung, Umzug von Heidelberg nach Radolfzell und Gründung einer Arztpraxis, seit 1926 Wohnräume und Praxis in der Seestraße 57. In zweiter Ehe 1928 verheiratet mit Charlotte Peters (1903–1980) aus Abtlöbnitz, Kreis Naumburg a. d. Saale. Am 5. Dezember 1928 Geburt des Sohnes Wolf-Dietrich Foerster in Radolfzell; bis 1944 bekommt das Paar sechs weitere Kinder. 1934 Bezug des eigenen Hauses in der Walther-Köhler-Str. (heute: Mettnaustr.) 23; 1938 Erwerb des angrenzenden Baugrundstücks Scheffelstr. 42. Arztpraxis weiter in der Seestr. 57 (seit 1933, nach Umbenennung und Neunummerierung, Schlageterstr. 27). Ab 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP, seit 1933 auch im Nationalsozialistischen Deutschen Ärztebund (NSDÄB).
Im Pfarrarchiv des Radolfzeller Münsters U. L. F. liegt ein Kopialbuch des Chorherrenstifts Radolfzell. Darin findet sich die Abschrift eines bizarren Briefwechsels zwischen dem Reichenauer Abt Johann Pfuser von Nordstetten (1464–1491) und König Ludwig XI. von Frankreich (1461–1483) aus dem Jahr 1481. Abt Johann schildert den materiellen Ruin seines Klosters, das einst von Karl dem Großen, einem Vorgänger König Ludwigs, reich ausgestattet worden sei. Er ersucht den König um Hilfe für Reichenau und um seine Aufnahme als Hofkaplan; als Gegenleistung bietet er ihm die Entsendung einer bewaffneten Schar zur königlichen Streitmacht an. König Ludwig XI. antwortet knapp: Er versichert, der Abtei Reichenau gewogen zu sein, ohne auf das Angebot einzugehen und ohne konkrete Leistungen in Aussicht zu stellen; allenfalls wolle er Abt Johann als Bischof auf eine französische Kathedralkirche berufen.
Das hier gezeigte Bild von Ettenheim wurde schon mehrfach in Büchern abgedruckt, ohne dass der Maler genannt wurde. Auch über die Datierung gibt es verschiedene Meinungen. Als ich ein altes Bild von unserem Nachbarort Schweighausen sah, fiel mir eine große Ähnlichkeit mit dem Ettenheimer Bild auf. Das in Temperafarben gemalte Bild von Schweighausen stammt nachweisbar vom Überlinger Maler Joseph von Haubert. Vom Ettenheimer Bild gibt es leider nur noch ein altes schwarz/weiß-Foto, das die verstorbene Frau Maria Harden-Rauch geb. Henninger besaß und schon früher zu Kopierzwecken zur Verfügung stellte. Sie konnte sich noch an das Originalbild, eine Gouache (Maltechnik mit Wasserfarben) erinnern, das sie bei Verwandten in Stuttgart-Bad Cannstatt gesehen hatte, bevor es dort im 2. Weltkrieg vernichtet wurde. Es sei überwiegend grau (dunkelgrün?) und braun koloriert gewesen (Größe ca. 30 x 40cm). Sie vermutete, dass es aus dem Besitz der mütterlichen Vorfahren Märcklin ihres Stuttgarter Onkels Eugen Henninger stammt. Ein heute noch bekannter Vorfahre dieses Onkels ist der frühere Apotheker und Gründer des hiesigen Gesangvereins MGV 1843, Eduard Märcklin (1813-1883) gewesen.
Im 17. und 18. Jahrhundert beherrschte südlich von Seelbach das Schloss Dautenstein das Bild des Schuttertals. Der letzte Geroldsecker Graf Jakob kaufte 1584 das Anwesen für 4.000 Gulden. Er ließ das alte Wasserhaus abbrechen, welches während der Bauernkriege im 16. Jahrhundert zerstört wurde, und errichtete Ende des 16. Jahrhunderts einen stattlichen Neubau im Geschmack der Zeit. Nach den Worten seiner Tochter Anna-Maria war es ein „ansehlich Vnd cöstlich gebeuw, so Zue einer fürstlichen residenz genugsam gewesen“.
Auch im digitalen Zeitalter liegen sie in Buchhandlungen aus: Werbekataloge, die das Lesepublikum über Neuerscheinungen und das lieferbare Programm eines Verlags informieren. Das Angebot allein sagt bereits viel über das werbende Unternehmen aus, Käuferansprache und Gestaltgebung ergänzen gezielt die Außenwirkung. Der vorliegende Beitrag stellt den ehemaligen Baden-Badener Herbert Stuffer Verlag anhand seines Prospektarchivs vor und zeigt, dass Verlagskataloge mehr als nur eine Produktpalette abbilden.
Im städtischen Forstamt Villingen befindet sich
ein über 200 Jahre altes Aktenstück, das auf seinen etwa 150 Seiten einen Einblick in die damaligen forstlichen Verhältnisse der Stadt bietet.
In den Anfängen des staatlich reglementierten
Forstwesens war es der großherzoglich badische
Forstmeister von Drais, der in mehreren Visitationen die örtliche Verhältnisse in Augenschein
nahm und bis dahin nicht gekannte Ordnungsprinzipien und Vorschriften zur Anwendung
brachte.
Der Aktentitel (siehe Abb. 2) verrät den Zweck
seines behördlichen Auftretens: Es ging um das Bürgerholz, die allgemeine Forstkultur, um forstpolizeiliche Anordnungen sowie um die Zuständigen und Verantwortlichen der Stadtverwaltung.
Der amtierende Forstinspektor war Friedrich
Freiherr von Drais, Begründer der ersten badischen Forstlehranstalt in Pforzheim. Sein Neffe
Karl Friedrich war der Erfinder der Laufmaschine
(„Draisine“), der Urform des Fahrrades.
Im Jahre 1885 unternahm der Pfarrer und Schriftsteller Heinrich Hansjakob (1837–1916) zusammen mit dem ihm befreundeten späteren Reichskanzler Konstantin Fehrenbach (1852–1926) eine rund zweiwöchige Reise durch den Hochschwarzwald. Ihr Weg führte sie das Höllental hinauf zunächst bis Saig, weiter über Steinabad und Umgebung, schließlich durch Vöhrenbach. Über diese Unternehmung berichtet Hansjakob 1890 in »Dürre Blätter, 2. Reihe«, dann neu
herausgegeben 1911. Der Leser erfährt vieles über den Hochschwarzwald und seine Bewohner, wie sie sich dem Schriftsteller 1885 zeigten, erfährt etwas über Hansjakob selbst und Konstantin Fehrenbach. Da »Dürre Blätter« im Unterschied zu vielen anderen seiner Werke seit rund 100 Jahren nicht aufgelegt wurde, soll Hansjakob im Folgenden häufiger selbst zu Wort kommen. In Klammern sind bisweilen kurze Erläuterungen der Verfasserin des Beitrags hinzugefügt.
Klöster gehörten seit dem frühen Mittelalter zu den konstituierenden Elementen von Herrschaft. Beschränkte sich ihre Stiftung noch im 10. Jahrhundert auf Initiativen ranghoher geistlicher und weltlicher Würdenträger aus der Umgebung des Königshauses, so entwickelten seit der Jahrtausendwende insbesondere im Südwesten des Reiches zunehmend Grafen und edelfreie Adelige ein Interesse an Gotteshäusern. Unter dem Einfluss der päpstlichen Partei in dieser Region vollzog sich dabei ein grundlegender Wandel. Denn seit Mitte des 11. Jahrhunderts erbaten Stifter für ihre Klöster nicht mehr, wie bisher, den Schutz des Reiches, sondern den des Apostolischen Stuhls. Sie orientierten sich dabei an den Ideen der Reform. Im Zuge dieser Bewegung entstand auch die Abtei St. Peter. Sie liegt östlich von Freiburg im Breisgau auf einer gewellten Hochfläche des Schwarzwaldes unweit des vermutlich ältesten Verbindungsweges vom Breisgau auf die Baar und zum Bodensee durch das heutige Höllental. Hauptakteur ihrer Stiftung war Herzog Bertold II. († 1111), der Begründer der Zähringerlinie. Auch nach ihrem Aussterben spielte die Pflege ihrer memoria in der Abtei immer wieder eine bedeutende Rolle bis zu deren Aufhebung im Jahr 1806.
Der achtzigste Geburtstag von Professor Hepp ist über die persönliche Wertschätzung hinaus ein Anlass, seine Aktivitäten der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zwischen den badischen Regionen am Rhein und dem Elsass zu würdigen. Er hat in den letzten Jahren ein enges Netzwerk von Kontakten mit Institutionen, Vereinen und Bürgerinitiativen im Elsass geknüpft,
die ihrerseits an einer Kooperation mit ihren badischen Nachbarn interessiert sind. Inhaltlich geht es hierbei um eine breite Palette von Themen, die die Ausgestaltung unserer gemeinsamen Lebenswelt am Oberrhein betreffen. Ein besonderes Interesse gilt hier den Bereichen der Regionalkultur und Regionalgeschichte, sowie dem Anliegen einer Förderung der Zweisprachigkeit.
Karl Reinfried kann als bedeutender Heimatforscher der Geschichte der Ortenau bezeichnet werden. Dies kommt durch seine annähernd 200 Publikationen zu den entsprechenden Themen zum Ausdruck. Nach seinem Tode griff beispielsweise Ernst Huber in seinem in der »Ortenau« veröffentlichten Beitrag auf die Forschungen von Reinfried zurück. Dies wird ebenfalls im folgenden Abschnitt dargestellt. Schließlich stehen die historischen Impulse Reinfrieds in Form seiner Publikationen in der »Ortenau« zur Erörterung an. In einer abschließenden Beurteilung soll analysiert werden, weshalb die heimatgeschichtlichen Publikationen Reinfrieds in der »Ortenau« auch heute noch von Bedeutung sind.
Die in diesem Beitrag behandelten Briefe bilden
den Hauptteil der Korrespondenz zwischen
Georg Leyh und Karl Preisendanz, die sich
auf den Zeitraum zwischen 1934 und 1955 erstreckt.1
Bewusst verzichtet wurde auf Autographen aus der Zeit
nach 1945 sowie auf Grußkarten und Eingangsbestätigungen
ohne weiteren Inhalt. Untersucht wurden insgesamt
165 Briefe, 92 von Karl Preisendanz und 73 von
Georg Leyh.
Bedeutung erlangt der Briefwechsel durch seinen
Umfang, den abgedeckten Zeitraum und die Stellung
der Korrespondenten. Als Direktoren von Universitätsbibliotheken
verkehrten Leyh und Preisendanz mit Entscheidungsträgern
des NS-Staates und hatten Zugriff auf
wichtige Informationen.
Vorbemerkung: Institutionen, staatliche Körperschaften zumal, haben nicht
anders als Menschen ihren individuellen Charakter. Geprägt werden sie
durch die Persönlichkeiten, die sie als Leiter über Jahre oder Jahrzehnte
führen. Dies gilt für eine Einrichtung wie eine wissenschaftliche Bibliothek,
die durch regelmäßige Erwerbungen stetig wächst und dadurch ein eigenes
inhaltliches Profil entwickelt, im Besonderen. Es lohnt sich daher, im Lichte
der Rede, die der erste Direktor der Karlsruher Hofbibliothek, Friedrich
Valentin Molter, am 1. Januar 1770 gehalten hat und die der eigentliche
Gegenstand dieses Beitrages ist (Abb. 5), zunächst ihren Autor in den Blick
zu nehmen. Schließlich hat Molter die Entwicklung der öffentlichen Hofbibliothek über fast vierzig Jahre, von 1770 bis 1808, verantwortet. Bereits seit 1756 war er für die fürstliche Privatbibliothek zuständig, die zum Kern
der späteren Hofbibliothek werden sollte.
Die reichsweit stattgefundenen Versteigerungen jüdischen Hausrates, organisiert
durch die staatlichen Finanz- und Zollämter, waren Teil der sogenannten „Arisierung“ jüdischen Besitzes. Deren Ziel war, die jüdische Bevölkerung aus dem
Wirtschaftsleben zu verdrängen und die Zwangsenteignung jüdischen Besitzes
zugunsten des Staates und der „Arier“ zu organisieren.
Betroffene dieser fiskalischen und materiellen Enteignung durch staatliche
Organe waren auch Mitglieder der Villinger Familien Haberer, Schwarz und
Schwab. Zusammen mit insgesamt 6.500 badischen und Saarpfälzer Juden wurden sie am 22. Oktober 1940 in das Lager Gurs in den Pyrenäen deportiert. Der
beschlagnahmte Hausrat wurde schon einige Wochen später im Auftrag des
örtlichen Finanzamtes öffentlich versteigert.
Eine weitere Versteigerung fand im April 1942 statt. Zum Verkauf kamen
die Wohnungseinrichtungen von Michael Bloch und der Familie Gideon. Sie
konnten noch wenige Tage vor Beginn des Krieges in die Schweiz emigrieren. Der
zum Abtransport verpackte Hausrat wurde jedoch von Gestapo- und Zollbeamten beschlagnahmt und bis zur Versteigerung – 2 1/2 Jahre später – eingelagert.
Im Folgenden soll aufgezeigt werden, wie die jüdische Bevölkerung seit der
Machtübernahme durch die Nationalsozialisten mit Hilfe erlassener Gesetze und
Verordnungen systematisch ihres Besitzes und Vermögens beraubt wurde,
wobei die öffentlichen Versteigerungen der Wohnungseinrichtungen und des
Hausrates einen Schlusspunkt der Ausplünderung darstellten. Es stellt sich die
Frage, wer – neben dem Staat – an der Enteignung des jüdischen Besitzes beteiligt war und zu den örtlichen Profiteuren der Versteigerungen gehörte
Betrat man 1950 den Hauptraum im Erdgeschoss des Schwenninger Heimatmuseums, so fiel der Blick auf zwei eingerichtete Stuben. Links blickte
man (und blickt man, die Stuben existieren bis heute) in eine Koje mit dicken
Mauern und einer Wandbemalung, in der eine Art Sitzgruppe um einen kleinen
Tisch herum steht, rechts in einen von Holzbohlen und Brettern gebildeten Raum,
möbliert mit Stuhl und Bett. Doch im Gegensatz zu den zahllosen Inszenierungen historischer Bürger- oder Bauernstuben in vergleichbaren Heimatmuseen ist hier kein originaler Gegenstand zu sehen. Die Keramik im linken Arrangement entstand, wie ein Zeitungsartikel von 1952 überliefert, nach Lesefunden von römischen Gutshöfen vor
Ort – einige originale Scherben (Gebrauchs-)Keramik sowie Bruchstücke einer
Wandbemalung aus dem 1932 ergrabenen Gutshof „Auf Steinkirch“ befanden
und befinden sich im Museum. Rechts sind Reproduktionen alamannischer
Grabfunde ausgestellt. „Die Waffen und übrigen Metall-Gerätschaften sind nach
den Funden von Lauffen bei Rottweil und Schwenningen angefertigt.“ Eine alamannische Lanzenspitze aus der Sturmbühlstraße und je zwei Lanzenspitzen und
Saxe, die 1924 und 1925 in Lauffen bei Rottweil gefunden wurden, sind als
Schwenninger Museumsgut für die Zeit vor 1950 überliefert. Die reproduzierten Originale waren alles bescheidene Objekte, nichts Besonderes, das zwingend
den großen Aufwand der beiden Inszenierungen nahegelegt hätte.
Ein junger Mann überlebt das »Dritte Reich« nur mit größter Not. Er hatte sich im totalitären Weltanschauungsstaat in Not gebracht – auf Grund seines christlichen Glaubens konnte er nicht anders. Der »Fall« von Ernst Münz lässt sich mit den Akten aus Kirche und Justiz und einem Nachlass nachzeichnen. So ergeben sich Einblicke ins kirchliche Alltagsleben während der ideologischen und organisatorischen Unterdrückung zwischen 1933 und 1945, einem sehr gut erforschten Zeitabschnitt in der Kirchengeschichte auch in Baden.
Johann Peters Kalendergeschichte Der fromme Rat wurde 1814 von konservativ-katholischer Seite benutzt, um die Vertreter einer katholischen Nationalkirche Badens – allen voran Ignaz von Wessenberg – zurückzudrängen. Die Geschichte musste auf Druck der Zensur aus dem Rheinländischen Hausfreund entfernt werden. Ein Dokument der Auseinandersetzung Hebels
mit diesem Ärgernis ist ein Bild seiner Person mit Elisabeth Baustlicher von Carl Josef Agricola. Die Karriere Hebels stockte in der Folge des Vorfalls, nahm aber mit der Einführung der Badischen Verfassung 1818 und seiner Berufung zum Prälaten 1819 noch einmal Fahrt auf. Wessenberg und Hebel versuchten in den folgenden Jahren gemeinsam in der ersten Kammer
gemeinsame evangelische und katholische Vorhaben voranzutreiben. Am Ende setzte sich die katholische Lösung eines von Rom abhängigen Erzbistums durch.
Unbekannter Künstler
(2021)
Das gut erhaltene, ästhetisch besonders wertvolle Portrait eines jungen Edlen von 1490 gehört zu den Attraktionen des Augustinermuseums in Freiburg. Bedauerlich daran war nur, dass sowohl Urheber und als auch Porträtierter bisher unbekannt blieben. Christoph Wilhelmi gelang es, durch Analyse einiger Bilddetails die Hintergründe aufzuklären und nach mühsamen
Recherchen die Identität des Dargestellten aufzudecken. Auch einige Vorgänge aus dem Leben des Basler Adligen kamen auf diese Weise zum Vorschein.
Hermann Behaghel
(2021)
Die Regionalgruppe Mannheim der Badischen Heimat machte ab dem Jahr 2012 Führungen durch katholische und evangelische Kirchen des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Kirchenbauten waren seit Mitte des 20. Jahrhunderts kunstgeschichtlich nicht hochgeschätzt, weil sie meist in früheren Stilen gebaut wurden, z. B. im Stil der Gotik. Erst ab Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich die Wertschätzung dieser Kirchenbauten. Inzwischen sind sie Kulturdenkmäler geworden. Im Heft 4/2020 der Badischen Heimat wurde aus der angegebenen Zeit der katholische Kirchenarchitekt und -baumeister Ludwig Maier vorgestellt, der im nördlichen Baden ca. 100 Kirchen plante bzw. erbaute. In diesem Heft wird nun der evangelische Kirchenarchitekt und -baumeister Hermann Behaghel herausgestellt, der im nördlichen Teil Badens ca. 30 evangelische Kirchen plante. Die Regionalgruppe Mannheim erkundete in Mannheim drei von Behaghel errichteten evangelischen Kirchen: die Erlöserkirche in Mannheim-Seckenheim, die Johanneskirche in Mannheim-Feudenheim und die Matthäuskirche in Mannheim Neckarau.
Im November 2020 bekam ich eine E-Mail von Dr. Folckert Lüken-Isberner aus Kassel, der mir zwei PDFs mit Noten von zehn Hebelgedichten zusandte. In mir bekannter Hebelliteratur konnte ich diese Kompositionen nirgends finden. Eine große Entdeckung? Der Komponist Johann Benjamin Gross hat diese Hebelgedichte wahrscheinlich vor 1833 vertont. Er wurde am 12. September 1809 in Ostpreußen geboren. In Berlin studierte er Cello, war Musiker im Gewandhausorchester in Leipzig, wo er auch die Schumanns und Mendelssohns kennen lernte, und nach 1833 lebte er in Tartu in Estland. Dort spielte er in der Quartettkapelle. Ab 1835 war er 1. Cellist in der Hofkapelle in St. Petersburg, und er starb 1. September 1848. Wie Gross zu den Hebel-Texten kommen konnte, ist nicht geklärt. Auf dem Titelblatt steht: Seinem Freunde Herrn Professor Loreye in Rastatt gewidmet. Josef Loreye (1767–1844) war Lyceumsdirektor in Rastatt, und als Kantianer und Josefiner fühlte er sich ganz der Aufklärung verpflichtet. In diesem Sinne führte er die Schule, nicht gerade zur Freude seiner konservativen Vorgesetzten. Wie kam der Kontakt von Loreye zu Hebel? Man kann nur spekulieren. Auf jeden Fall kannte man sich.
Das alemannische Gedicht »Der Abendstern« wurde bislang nicht vollständig und fehlerfrei dem von Johann Peter Hebel vorgegebenen Text folgend veröffentlicht. Der Fund des Manuskripts ermöglicht die Wiedergabe. Ihr gegenüber gestellt ist Hebels eigene Übertragung des Gedichtes ins Hochdeutsche. – Dem folgen Proben aus einem bisher unbekannten in nur zwei
ausgerissenen Blättern überlieferten Notizheft Hebels.
Die Familiengeschichte von Johann Gottfried Tulla umfasst einen Zeitraum vom Dreißigjährigen Krieg bis ins erste Drittel des 19. Jahrhundert und geht über sieben Generationen. Die Auswertung der Kirchenbücher zeigt nicht nur genealogische Daten, sondern auch das Leben der Menschen. Dies in Verbindung mit der Zeitgeschichte bringt uns die Familie Tulla näher – und
im zweiten Teil vor allem die Karlsruher Familie um den Ingenieur Johann Gottfried Tulla.
Harald Heidemann †
(2021)
Im Alter von 86 Jahren verstarb Harald Heidemann aus Büchenau bei Bruchsal und mit ihm einer der letzten kenntnisreichen, alten Privatgelehrten aus der Region, die ihr Leben von Jugend an der Erforschung der Natur gewidmet haben. Seine wissenschaftlichen Sammlungen von Schmetterlingen und Libellenexuvien sowie seine wissenschaftlichen Dokumentationen vermachte er bereits vor zwei Jahrzehnten dem Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe, wo sie in seinem Sinne weiter zugänglich bleiben sollen. Harald Heidemann wurde am 1. September 1935 in einer Familie, die mütterlicherseits aus
West- und Ostpreußen und väterlicherseits aus Süddeutschland stammt, in Karlsruhe geboren.
Andreas Walter
(2021)
Andreas Walter wurde am 6. Mai 1818 in Mahlberg geboren. Er war das jüngste von insgesamt neun Kindern der Eheleute Andreas Walter, Bürger und Bäckermeister aus Lahr, und Salome, geb. Roesch, die ebenfalls Lahrerin war. Die Eltern bewirtschafteten bis 1808 ohne Erfolg das Gasthaus „Salmen“ in Lahr, das unterhalb des heutigen alten AOK-Gebäudes in der Obertorstraße stand und im Zuge des Baues der Nordtangente um die Jahrtausendwende weichen musste. Nachdem das Ehepaar zunächst ein weiteres Gasthaus bei Altenheim führte, betrieb der Vater im Anschluss als Hintersasse eine Ölmühle
in Mahlberg. Andreas jun. erlernte wie sein Vater das Bäckerhandwerk. Nach dessen Tod im Jahre 1844, die Mutter war schon zehn Jahre früher verstorben, entschloss sich der 26-Jährige, mittellos wie er war, nach Nordamerika auszuwandern.
Die Geschichte der Kunstmühle in Seelbach, Teil 2, Die Gründung des Elektrizitätswerks Seelbach
(2021)
Im Jahrbuch 62 wurde in Teil I die Geschichte der Kunstmühle in Seelbach beschrieben, wie sie sich bis zum Tode des letzten Müllers der Kunstmühle im Jahre 1900 darstellte. Carl Franz Joseph Bertinet kam in der Nacht zum 5. Dezember 1900 tragisch ums Leben. In einem Zeitungsartikel vom 5. Dezember 1900 wurde berichtet, dass um ½ 6 Uhr im Dinglinger Bahnhofe außerhalb des für die Reisenden bestimmten Bahnsteiges auf dem Geleise Herr Müller B. aus Seelbach tot aufgefunden wurde. Carl Franz Joseph Bertinet hatte das Anwesen, die ehemalige herrschaftliche Obere Mühle in Seelbach, im Jahre 1887 gekauft. Unmittelbar nach dem Kauf stellte er den Antrag auf Abbruch, um ein neues Wohn- und Mühlgebäude sowie ein Ökonomiegebäude mit Wasch- und Backhaus zu errichten. Bereits 1892 wurde die Mühle in Betrieb genommen, im Januar 1893 brannte das Mühlengebäude jedoch vollständig nieder. Die Ursache könnte wegen Hochwasser in der rascheren Bewegung der Fruchtputzmaschine gelegen haben. Eine andere Entstehungsursache könnte auch die Selbstentzündung der Champagner-Gänge (Mahlsteine aus der Champagne) gewesen sein, die laut einem Gutachter „bei Leerlauf gerne Feuer geben“.
Dr. med. vet. Heinz Krüger
(2021)
„Tiere haben oft Schmerzen, die sie uns nicht mitteilen können. Deshalb habe ich als Tierarzt eine Grundsatzbereitschaft, gleich an welchem Tier.“ Dieser Satz war für den am 19. September 2019 verstorbenen Ottenheimer Tierarzt Dr. Heinz Krüger sein ganzes, über 35 Jahre dauerndes Berufsleben die selbstauferlegte Verpflichtung gegenüber der Kreatur. Kranken Tieren zu helfen, sie wieder gesund zu machen, das war seine Berufung. Deshalb fühlte er sich bei seiner Arbeit mit allen Tieren ganz besonders verbunden. Die Freude war immer dann besonders groß, wenn er seinen großen und kleinen Freunden mit seiner medizinischen Kunst helfen konnte. Über viele Jahre hinweg war der Veterinär aus Leidenschaft ein mobiler „Viehdoktor“ und als einziger im gesamten Ried unterwegs. Sein Kombi-Pkw war fahrende Praxis, Apotheke und Büro in einem.
Leopold(o) Richter
(2021)
In den Jahrbüchern 1973 und 1974 im „Geroldsecker Land" berichtet der in Lahr aufgewachsene Naturforscher und Künstler Leopold Richter über Flora, Fauna und Menschen im Amazonaswald. Diese bis heute gut lesbaren und im Bezug auf Naturschutz und das Zusammentreffen von indigenen Ureinwohnern und Europäern immer noch interessanten Texte dienten als eine wichtige Informationsquelle für die erste Ausstellung über Leben und Werk des 1896 in Großauheim (heute Stadtteil von Hanau) geborenen Richter, der 1932 nach Brasilien, später nach Kolumbien auswanderte. Noch bis Mitte 2021 ist die Ausstellung „Der Wald des Leopoldo Richter" im insgesamt sehenswerten kunst- und industriegeschichtlichen Museum Großauheim zu sehen. In einer der Vitrinen dort liegt: Eine Ausgabe des Geroldsecker Land. Es ist dies die erste Ausstellung in Deutschland mit Werken von Leopold Richter, der vom Heimat- und Geschichtsverein Großauheim herausgegebene Begleitband 1 ist die erste deutschsprachige Publikation über ihn. Erstmals werden in der Ausstellung Werke aus dem Nachlass von Heidi Stocker gezeigt, die eine weitere Facette zum künstlerischen Profil und zur abenteuerlichen Lebensgeschichte des 1984 in Bogota gestorbenen Auswanderers hinzufügen. Geboren in der Anfang des 19. Jahrhunderts noch selbständigen Gemeinde Großauheim kann man Richter wohl als Sohn der Stadt Hanau bezeichnen, doch bis vor kurzem wusste das nicht einmal der Geschichtsverein. Seine Jugend- und frühen Erwachsenenjahre hat Leopold Richter allerdings in Lahr verbracht, sein 2015 verstorbener Sohn lebte hier, immer wieder tauchte der Name Leopold Richter auf. In Kolumbien wird Richter als bedeutender Künstler in einem Atemzug mit Fernando Botero genannt und vielfach gewürdigt und ausgestellt. Doch in Lahr hat es nie eine Ausstellung mit seinen Werken gegeben. Warum eigentlich nicht?
Mina Becker
(2021)
Wieder einmal mache ich Halt am Fuß des Schutterlindenbergs, in Lahr, wo ich in den 40er und 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts meine Schulzeit verbrachte. Der Rosenbrunnen in der Lahrer Altstadt ist das letzte Zeugnis der Anwesenheit von Mina Becker, die von 1912 bis 1956 mit ihrem Geist und ihren Impulsen das Leben in Lahr inspirierte und prägte. Sie war meine Großmutter. Die im Brunnentrog eingemeißelte Jahreszahl 1917 bedeutet mehr als das Jahr der Errichtung des Brunnens, das war 1919. Im September 1917 war Minas Mann Karl im Weltkrieg in Belgien gefallen, und sie veranlasste anstelle des alten, wohl baufälligen Brunnens die Neuerrichtung nach dem Entwurf des Karlsruher Architekturprofessors Gisbert von Teuffel. Dies entsprach einem Versprechen, welches sich die Eheleute für den Fall von Karls Tod im Krieg gegeben hatten. Auch in späteren Jahren war dieser Brunnen ein generationenübergreifendes Symbol. Ein Foto zeigt einen Teil der Familie im Sommer 1942 beim Holen des Taufwassers für die beiden neugeborenen Enkel.
Beschribung der Gärten bey dem Schloße Balthasarburg zu Rust, ohnweit dem Rhein, in der Reichsritterschaftlich ortenauischen, Reichefreyherrlichen von Boecklinischen Herrschaft. 1789. Unter diesem etwas sperrigen Titel ruht seit mehr als zwei Jahrhunderten im Familienarchiv der Boecklin, das im Staatsarchiv Freiburg deponiert ist, ein 24-seitiges Manuskript. Es sollte augenscheinlich von der Ausdrucksweise, vom Satzbau und von der Lesbarkeit der Handschrift her als Vorlage für eine Veröffentlichung dienen. Diese erschien dann tatsächlich 1790 in Hirsdifelds Kleiner Gartenbibliothek. Ein Autor ist dort leider nicht angegeben, sondern lediglich der Hinweis: Aus Ettenheim eingeschickt. Dieser Text wurde gestrafft, aber auch sprachlich flüssig und gut lesbar gestaltet. Insgesamt aber ist das Manuskript ausführlicher. Der damalige Besitzer von Schloss und Park Franz Friedrich Siegmund August Boecklin (1745-1813), im Familienkreis nur „Friedrich" genannt, hat an der Universität Straßburg Staatsrecht und Geschichte studiert . Daneben besuchte er philosophische, aber auch naturwissenschaftliche Vorlesungen und legte ein Examen in Botanik ab. Infolge seiner Heirat 1765 brach er sein Studium ab und übersiedelte bald darauf von Straßburg nach Rust.
Auf Pergament
(2022)
In seiner 1982 erschienenen überlieferungsgeschichtlichen
Arbeit über die ‚Rechtssumme‘ Bruder Bertholds konnte sich Helmut Weck auf mehr als 80 handschriftliche Textzeugen
stützen, die ihren Schwerpunkt vor allem im
oberdeutschen Sprachraum hatten.*1 Inzwischen
sind zwar weitere Handschriften und Fragmente
hinzugekommen – der ‚Handschriftencensus‘
verzeichnet aktuell 106 Einträge*2 –, doch Wecks
Ergebnisse haben trotz der nun vergrößerten
handschriftlichen Basis nichts von ihrer Gültigkeit
verloren. Einem Neufund wird man daher
keine besondere Bedeutung zumessen, zumal
wenn dieser (wie im vorliegenden Fall) verschollen
ist:
In dem zwischen etwa 1900 und 1911 angefertigten
Inventar der Büchersammlung von Johann
Nepomuk Graf von Wilczek auf Burg Kreuzenstein,
ca. 25 km nördlich von Wien gelegen, ist unter
der Nr. 6133 folgender Band eingetragen:*3
„Summa von Joh. v. Freiberg [sic !], übersetzt von Berthold,
Man., Perg., XV., Folio.“
Irgendwann, vermutlich Anfang des vergangenen Jahrhunderts, entstanden an den Innenwänden von Villinger Gasthäusern Wandmalereien, deren Anzahl, Orte und Darstellungen allgemein nicht bekannt und nur durch Vermutungen unterlegt sind. Von einem Ort, nämlich dem Gasthaus „Schwert“ in der Färberstraße, sind – durch Zufall – solche Malereien bekannt
geworden. Mit dem folgenden Fundbericht sollen die Umstände deren Entdeckung geschildert werden und im Weiteren die damit zusammenhängenden offenen Fragen dokumentiert werden.
Das Kriegsende in Villingen.
(2022)
Einst gab es einen Schwanenteich zwischen dem Hotel Sterk, dem heutigen Parkhotel, und der Brigach. Hansjörg Kindler saß während eines Fliegeralarms bei seiner Großmutter, der Hotelbesitzerin, im Keller, der auch öffentlicher Luftschutzraum war. Da fielen Bomben. Die feindlichen Flieger wollten den Bahnhof treffen, zerstörten aber vor allem die parallel verlaufende
Luisenstraße, wobei es auch Tote gab. Mit dem Trümmerschutt wurde später der Schwanenteich zugeschüttet, was viele alte Villinger heute noch bedauern.
Trauer um Werner Huger
(2022)
Im gesegneten Alter von neunzig Jahren ist Werner Huger am 7. Oktober 2021 verstorben. Nachdem er 1976 eines der ersten Mitglieder des Vereins geworden war, hatte er in den Jahren 1983 bis 1990 das Amt des Ersten Vorsitzenden ausgeübt, in diesen Jahren wertvolle Entwicklungsarbeit geleistet, Vieles zur Bereicherung der Vereinsaktivitäten beigetragen, zahlreiche Exkursionen des Vereins initiiert und sich als kompetenter Reiseführer engagiert. Er hat in herausragender Weise als Autor historischer Beiträge zur Pflege des Geschichtsbildes seiner Vaterstadt gewirkt. Mit weit über fünfzig Aufsätzen war er einer der aktivsten Heimatschriftsteller für die Jahrbuch-Reihe „Villingen im Wandel der Zeit“. So hat er mit seinen Aufsätzen zur „Gründungsidee der Stadt Villingen“, über die „Kapuziner in Villingen“ und zur „Geschichte der Villinger Mauer- und Tortürme“ – um nur einige besonders ausführliche Beiträge zu nennen – grundlegende historische Abhandlungen hinterlassen.
Jorg Schwartzerdt der Jüngere, Schuttes vnd Keller zu Bretten, Bruder Philipp Melanchthons, dürfte in der Stadt des Peter-und-Paul-Festes allemal als Verfasser der Chronik über den Landshuter Erbfolgekrieg bekannt sein. Dabei war der um 1500/1501 Geborene im Jahre 1504 noch ein Kleinkind gewesen. Nicht von geringerem Wert (aber unbekannter) sind seine Erinnerungen an den »Bauernkrieg« von 1525, den er als junger Mann erlebte und als Zeit- und Augenzeuge die Ereignisse in seiner Heimatstadt Bretten schilderte - wenn auch in der Rückschau.