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Mit dem Landespreis für Heimatforschung für das Jahr 2000 wurde am 16. November 2000 Dr. Erhard Richter, der engagierte Lehrer und Heimatforscher, der unermüdliche Ausgräber römischer Kultur und der begeisterte Theatermacher auf Burg Rötteln, ausgezeichnet. Bei der Feierstunde in den Räumen der Stuttgarter Landesbank, die musikalisch vom Kammerchor und Solisten des Königin-Katharina-Stifts Stuttgart unter der Leitung von Enrico Trummer feierlich umrahmt wurde, würdigte Staatssekretär Rudolf Köberle, MdL, vom baden-württembergischen Ministerium für Kultus, Jugend und Sport die vielseitigen und außerordentlichen Verdienste von Dr. Erhard Richter. Staatssekretär Rudolf Köberle wies bei der Preisverleihung darauf hin, daß vermehrte Kenntnisse und vertieftes Verstehen der Heimat wichtige Bausteine zu einer kulturellen Identitätsfindung seien.
Ziel des Landespreises für Heimatforschung sei es auch, die Vielfalt örtlicher und regionaler Traditionen in einem zusammenwachsenden Europa bewußt zu machen.
Den Anstoß zu der Beschäftigung mit Hansjakob wurde Hildenbrand von dem Heimathistoriker Franz Schmider im Jahre 1964 vermittelt. Nach über dreißig Jahren Arbeit an Hansjakob geht es dem Autor in dem vorliegenden Buch letztlich um eine andere, kritisch differenzierte Aneignung Hansjakobs. Hildenbrand gehört einer Generation (geb. 1938) an, die das
säkularisierte Bedürfnis nach lokaler „Heiligenverehrung" der ersten bis dritten Generationen nach Hansjakobs Tod (1916) nicht mehr „belastet."
In verklärtem Glanz der Sonntagssonne erscheint mir das Elsaß im Rückblick auf meine Kinder- und Jugendtage. Besuche auf der Hochkönigsburg mit den Eltern oder Großeltern, in einem Alter, in welchem Ritterromantik bereits faszinieren konnte, doch der Begriff von Staatlichkeit, gerade auch der unterschiedlichen Staatlichkeit zwischen Deutschland und Frankreich noch völlig unbekannt war. War es nicht so, daß man vor dem Strasbourger Münster, dessen Einmaligkeit und besonderer Bedeutung man sich noch gar nicht richtig bewußt war, solange man nicht auf die Sprache achtete, gar nicht bemerkte, daß man nicht mehr in Deutschland war? Einzige Auffälligkeit waren doch die vielen mobilen Händler, die nicht nur mit ihrem buntscheckigen Warenangebot Aufmerksamkeit erregten, sondern auch ihrer dunklen Hautfarbe wegen. Des Meisterwerks der Rosette des Münsterbaumeisters Erwin von Steinbach, des Wunderwerks der astronomischen Uhr und des tiefen Sinnes von „Ecclesia" und „Synagoga" bin ich mir erst viel später bewußt geworden.
Baden, meine zweite Heimat
(2001)
Als geborener Straßburger aus der Zwischenkriegszeit verbrachte ich wie die meisten Stadtkinder bäuerlicher Herkunft den größten Teil meiner Schulferien auf dem Lande bei den Großeltern, vorwiegend mütterlicherseits, und zwar in Kilstett, einem friedlichen Ried-Dorf unweit des Rheins, nördlich von Straßburg auf der legendenumwobenen Goethe-Straße nach
Sesenheim.
In den „Notices genealogiques des familles de l'ancienne noblesse d'Alsace", die 1862 in Straßburg veröffentlicht wurden, galt ein ausführliches Kapitel auch der Familie Gayling, deren Namen erstmals im 11. Jahrhundert genannt wird und die im 14. Jahrhundert ihrem Familiennamen noch einen Ortsnamen aus der Grafschaft Hanau hinzufügte: Gayling von Altheim. Die Liste der Ämter und Aufgaben, die verschiedene Familienmitglieder in den folgenden Jahrhunderten übernahmen, ist ausführlich und gut dokumentiert. 1994 veröffentlichte die „Societe d'histoire et d'archeologie de Saverne et environs" als
Nr. 166 von „Pays d'Alsace" ein dünnes, aber inhaltsschweres Heft: ,,Buswiller et ses seigneurs les Gayling d'Altheim". Seit 1986 war Georg Fischer, damals noch Bürgermeister von Niedermodem bei Haguenau, in Freiburger Archiven tätig auf der Suche nach den historischen Spuren der Geschichte von Hanau-Lichtenberg rechts und links des Rheins, der Kontakt mit der in Freiburg-Ebnet wohnenden Familie von Gayling wurde hergestellt und damit der Zugang in ein Archiv, das der Forschung zwischen Hagenau und Zabern sicher viele Quellen erschließt. Von 1629 bis Dezember 1793 waren die Stadt Buchsweiler, die Motherburg in Niedermodem und das Dorf Buswiller im Unterelsaß die Heimat der Familie von Gayling-Altheim, die aus dem rechtsrheinischen Hanau-Lichtenberg ins linksrheinische Hanauer Land gewechselt war und dort verwandt wurde mit bekannten Familien der unterelsässischen Ritterschaft, wie z. B. Böcklin von Böcklinsau, Fleckenstein, Berstett. Als 1793 die Familie von Gayling über den Rhein fliehen mußte (und sich schließlich 1811 in Schloß Ebnet bei Freiburg niederließ), wurde dafür gesorgt, daß auch das in der Kalbsgasse in Straßburg lagernde Familienarchiv über die
Grenze gebracht wurde und so diese reiche Quelle für die unterelsässische Adels- und Herrschaftsgeschichte erhalten blieb. Diese Informationen machten es inzwischen möglich, daß z. B. Frederic Rexer/ Bouxwiller anhand einer noch im Oktober 1789 erfolgten Beschreibung des Gayling-Schlosses in Buswiller, das dann 1793/94 durch die Jakobiner zerstört wurde,
den Bau zeichnerisch zu rekonstruieren vermochte.
Helmut Lutz
(2001)
„Grenzüberschreitung" - das ist schon immer sein Ziel gewesen, Grenzen überwinden mit den Mitteln der Kunst. Als der Künstler Helmut Lutz sich vor 30 Jahren auf dem Münsterberg in Breisach ansiedelte, dort sein Wohnhaus und sein Atelier teilweise mit eigenen Händen baute, ging sein Blick über den Rhein, über die deutsch-französische Grenze hinweg, hinüber zum Festungsstern nach Neuf-Brisach. Der doppelt-achteckige Festungsstern hatte geradezu magische Wirkung auf ihn, inspirierte ihn zu einem Werk von monumentalen Ausmaßen, zu seinem „Sternenweg": Ein Kunstwerk mit Figuren und Instrumenten u. a. aus Stahl, Stein und Holz - ein Mysterienspiel, ein „Spectaculum" aus Klang und sparsam eingesetzter Sprache, aus Schwingung und Bewegung - ein kultisches Weg-Spiel, zu dem der spanische Komponist Cristobal Halffter die Musik schuf. Der Künstler verstand dieses Werk von Anfang an als seine „Europa-Weg-Initiative", womit er beides zugleich benennt: seine Lebensaufgabe und den Weg zu deren Verwirklichung. Europa „erfahren" und auf diese Weise an einem
zukunftsfähigen Europa bauen, dieses Ziel hat er, seitdem er an der Realisierung dieser Utopie arbeitet, nie aus den Augen gelassen.
Es geschah am 24. Mai
(2023)
Im Herbst 1947 konnte die Würzburger Künstlerin Gertraud Rostosky in Schwenningen 10 Original-Lithographien von der Handpresse abziehen und diese Grafik-Mappe in einer Auflage von 33 Exemplaren auflegen. Das war in Kunstkreisen eine Sensation, denn die Schwenninger Presse, gegründet von dem jungen Arzt Dr. Franz Georg Ludwig (Lovis) Gremliza, bot neben der ’eidos-presse’ in Stuttgart als erste Druckpresse nach dem Zweiten Weltkrieg ehemals von den Nationalsozialisten verfemten Künstlern die Möglichkeit, Auflagendrucke herzustellen.
"Freut euch mit Jerusalem!"
(2023)
“[I]n dem jar Christe 1489 war ein gar großes jubileum ußgangen von dem päpstlichen stuel zue Rom, dergleichen in vil jaren nie geschehen. Und disse große gnadt war auch der statt Villingen verkindt.” Das schreibt Juliane Ernstin (1589 – 1665), die Verfasserin der Chronik des Konvents von St. Klara im Villinger Bickenkloster und dessen Äbtissin zwischen 1655 und 1665. Demnach hatte der Papst 1489 der Stadt Villingen die Feier eines stellvertretenden römischen Jubeljahrs gewährt. Soweit ich sehe, wird dieses Ereignis in keiner anderen Quelle erwähnt. Trotz dieses Umstands und obgleich das Jahr (keineswegs ein „rundes“) und der Ort für ein derartiges Ereignis ungewöhnlich und überraschend erscheinen mögen, waren solche Anlässe dennoch alltäglich und beliebt: In der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, und schon zuvor, suchten eine Reihe von Städten um die Erlaubnis nach, das römische Jubeljahr bei sich zu feiern. Beispiele sind Augsburg und Ulm 1451, Erfurt 1488, Nürnberg 1489 sowie Hamburg und Lübeck 1503.
Steinbeis – Das ist ein Name, der im Gedächtnis bleibt. Aber wer verbirgt sich hinter der Person, in der die Begriffe „Stein“ und „beißen“ scheinbar aufeinanderprallen? Hinter dem Namensgeber für den weltweiten Steinbeis-Verbund für Wissens- und Technologietransfer und dessen Niederlassung in Villingen? Ferdinand von Steinbeis ließ sich von Widerständen nicht beirren, eckte an, revolutionierte mit seinen Ideen. Er gilt als „Wegbereiter der Wirtschaft“ in Württemberg. Dabei hätte er eigentlich Pfarrer werden sollen.
Der Gemeinderat der Doppelstadt Villingen-Schwenningen entschied am 16. 01. 2016 (bei einigen Gegenstimmen und mehreren Enthaltungen) die Straßen im Baugebiet Friedrichspark gemäß dem Vorschlag des Bauträgers Topbau nach der Familie Großherzog Friedrichs I. von Baden zu benennen. Eine dieser Straßen erhielt den Namen Luise-von-Preußen-Straße nach der Gemahlin Friedrichs. Außerdem errichtet das Villinger Familienheim seit 2021 auf der gegenüberliegenden Straßenseite das LuisenQuartier, das ebenfalls das Andenken an die Großherzogin ehrt. Wer war Prinzessin Luise von Preußen, durch Heirat Großherzogin von Baden, derer noch im 21. Jahrhundert in der Doppelstadt, von der einst nur ein Teil zum Großherzogtum Baden gehörte, gedacht wird?