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Für Freiburg (zu) großartig?
(2012)
„Freiburg war durch Franz Philipps Wirken auf dem besten Wege, ein Mittelpunkt höchster Kunst zu werden, eine Pflegestätte der Kirchenmusik [...] wie kaum eine andere Stadt in Deutschland. Eine Entwicklung schien anzuheben, die an den Glanz Salzburgs unter seinen kunstliebenden Erzbischöfen oder an die Zeiten des großen Thomas-Kantors zu Leipzig hätte erinnern können.“ Der Verfasser dieses Leserbriefs, den die „Breisgauer Zeitung“ Ende Juni 1924 abdruckte, nimmt, so scheint es, mit seinem Lob den Mund ziemlich voll: Immerhin vergleicht er Franz Philipp, ohne die Namen zu nennen, mit Mozart und Bach. Ist das nicht ein wenig übertrieben? Vielleicht — aber es ist keineswegs außerwöhnlich, denn Philipp wurde von seinen Zeitgenossen immer wieder in einem Atemzug mit großen Namen der deutschen Musikgeschichte genannt — Brahms, Bruckner, Reger, um nur drei weitere zu nennen. Aber er wurde auch als Gegenentwurf zu modernen Entwicklungen gesehen: Franz Philipp, so heißt es in einer gut zehn Jahre später publizierten Eloge, „erbrachte auch in einer Zeit der herrschenden Atonalität, des Hindemithismus, der Honegger, Bartok usw. den Beweis, dass Tonalität und melodische Charakteristik sich nicht ausschließen.“
In Karlsruhe, der Residenz des Großherzogtums Baden, waren im 19. Jahrhundert zahlreiche bedeutende Druckereien angesiedelt, unter denen die Hasper’sche, was den Fortschritt - nicht die Größe - anbelangt, eindeutig herausragt. Der Druck des ersten badischen Papiergeldes, aller badischen Briefmarken sowie vieler anderer fälschungssicherer Druckerzeugnisse stammen von Wilhelm Hasper. F. Wilhelm Hasper wurde am 31. Juli 1796 in Annaberg in Sachsen geboren, wo bereits sein Vater eine kleine Druckerei betrieb. Er besuchte vier Klassen des dortigen Lyzeums und mußte seinem unbemittelten Vater nach Beendigung der Schulstunden schon ab dem zehnten Lebensjahr bei der Arbeit zur Hand gehen. Seine Lehre trat er
1810 bei dem Buchdrucker C. Tauchnitz in Leipzig an, den Hasper später selbst als „Vater der teutschen Typographie“ bezeichnet.
Friedrich Längle
(2022)
Friedrich Längle wurde am 12. Juni 1860 in Mietersheim geboren. Er war das drittälteste von insgesamt sechzehn Kindern der Eheleute Johann Christian Längle (1825–1897), Bürger und Landwirt in Mietersheim, und Christina Längle, geb. Stahl (1836–1904), aus Mundingen. Die Längles waren schon früh im Ort ansässig. Michel Lenglin, ein direkter Vorfahr, verstarb am 26. Februar 1633 und gilt als „ältester Mann in Mietersheim“. Friedrich besuchte die Volksschule Mietersheim. Der Schulleiter Salomon Stulz hielt ihn für einen der besseren Schüler. Bis zum Jahre 1879 war er im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb tätig. Die erlernten Fähigkeiten sollten ihm später noch von großem Nutzen sein. Friedrich wuchs in einem christlichen Elternhaus auf. Nach seiner Konfirmation besuchte er den Jünglingsverein. Besonders in den
evangelischen Landgemeinden um Lahr war der Einfluss des schwäbischen Pietismus in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts noch deutlich. Schon früh las er christliche Literatur, und insbesondere die Missionszeitschriften hatten
es ihm angetan. Er wollte die Not der heidnischen Völker lindern helfen. Dies sollte seinen weiteren Lebensweg dominieren.
Friedrich Adler, Professor für ornamentische Gestaltung in Hamburg (1926-33), galt in seiner Zeit bereits als bedeutender Künstler in vielfältigen Arbeitsgebieten des Kunstgewerbes und der Glaskunst. Wenngleich die Mehrzahl seiner Entwürfe und Kunstwerke profaner Art sind, so stellte er, jüdischen Glaubens, doch auch eine große Anzahl sakraler Kunstwerke her, die im privaten Bereich und in Synagogen ihren Platz fanden. Mehrfach griff er das biblische Thema „die 12 Stämme Israels“ in Glasfenstern auf: in der Synagoge von Hamburg, in der Synagoge der „Werkbund-Ausstellung“ in Köln-Deutz (1914) und für die kleine Markenhof-Synagoge in Burg bei Kirchzarten (s. auch vorstehenden Beitrag!), deren Fenster als einzige erhalten sind. Die breite Palette seines Schaffens zeigen Museumsstücke in Karlsruhe, Berlin, Stuttgart, Philadelphia und Chicago. 1994/ 95 wurde eine Ausstellung mit dem Titel: „Friedrich Adler - zwischen Jugendstil und Art Deco“ von Laupheim aus in vielen Städten Deutschlands und in den USA präsentiert. Sie machte die Vielfalt seiner künstlerischen Gestaltungskraft sichtbar. In seinem Geburtsort, dem oberschwäbischen Groß-Laupheim, sind Werke seiner Kunst in einer ständigen Ausstellung zu betrachten.
Franz Xaver Spiegelhalder
(2002)
Am 21. Februar 1900 geboren, wäre er vor 2 Jahren einhundert Jahre alt geworden. Seine Heimatgemeinde Bernau im Schwarzwald veranstaltete aus diesem Anlass eine Spiegelhalder-Ausstellung im Hans-Thoma-Museum vom 10. Dezember 2000 bis 21. Januar 2001. Gezeigt wurden vor allem Bilder aus seiner Breisacher Zeit und den späten Jahren in Bernau, den beiden Schwerpunkten seines malerischen Schaffens. Die Werke befinden sich heute überwiegend im Familien- bzw. sonstigen Privatbesitz, so dass ein Gesamtüberblick über sein Schaffen leider nicht möglich ist. Aus demselben Grund wird der bei der Vernissage geäußerte Wunsch nach einem Werkskatalog kaum zu realisieren sein. Interessant waren auch die als Ergänzung ausgestellten Arbeiten der beiden Zwillingssöhne, Andreas und Markus Spiegelhalder. Beide, die im letzten Jahr 50 Jahre alt wurden, folgen sowohl in der Berufswahl als Lehrer als auch in der künstlerischen Freizeitbeschäftigung den Spuren des
Vaters, in der Malerei besonders auch denen des noch bekannteren Großvaters mütterlicherseits, Alfred Mez.
„Freiburg hat, was alle suchen“. Mit diesem nicht gerade zurückhaltenden Slogan machte die Stadt Freiburg vor einigen Jahren Tourismuswerbung. Ich weiß nicht, ob der Spruch noch offiziell in Gebrauch ist, aber mit seiner Anwendung auf die Freiburger Musikgeschichte gäbe es ohnehin gewisse Schwierigkeiten. Was Freiburg nämlich, anders als von dieser Werbung verheißen, nicht zu bieten hat, sind die ganz bedeutenden Ereignisse oder die ganz großen Namen in seiner Musikgeschichte. Allerdings dürften hiernach wohl auch kaum alle suchen, sondern höchstens ein paar Spezialisten — was die Glaubwürdigkeit des zitierten Werbespruchs zusätzlich in Frage stellt. Daß es in dieser ansonsten in vielerlei Hinsicht sehr begünstigten Stadt an großen Musikerpersönlichkeiten und bedeutenden Ereignissen mangelt, hat die örtliche Geschichtsschreibung schon längst dazu veranlaßt, ihr Augenmerk auf die „sekundären Bedeutsamkeitsmerkmale“ zu richten. Und hier gibt es denn doch manches Interessante zu erzählen. Zum Beispiel, daß Felix Mendelssohn Bartholdy im Jahr 1837 auf seiner Hochzeitsreise ein paar Tage in Freiburg logierte — in einem Hotel am Münsterplatz, nur ein paar Schritte von hier — und sogar ein bißchen komponiert hat.
Steinbeis – Das ist ein Name, der im Gedächtnis bleibt. Aber wer verbirgt sich hinter der Person, in der die Begriffe „Stein“ und „beißen“ scheinbar aufeinanderprallen? Hinter dem Namensgeber für den weltweiten Steinbeis-Verbund für Wissens- und Technologietransfer und dessen Niederlassung in Villingen? Ferdinand von Steinbeis ließ sich von Widerständen nicht beirren, eckte an, revolutionierte mit seinen Ideen. Er gilt als „Wegbereiter der Wirtschaft“ in Württemberg. Dabei hätte er eigentlich Pfarrer werden sollen.
August 1947: »Es wird beantragt, den Betroffenen in die Gruppe der Hauptschuldigen einzureihen«; Juni 1948: »Der Betroffene ist Belasteter«; Juni 1949: »Der Betroffene ist Minderbelasteter«. Was war das für ein Trümmerfeld, in das
Ferdinand Ostertag 1946 aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft zurückkehrte: Deutschland, zugrunde gerichtet von ihm
und seinesgleichen. In seiner eigenen Wahrnehmung hatte er alles erdenkliche Gute für dieses Land getan. Das Bild, das er von sich selbst zeichnete, zeigt einen fortschrittlichen, pflichtbewussten, korrekten, fairen, selbstlosen Mann, einen Diener des Gemeinwohls. Und eben Deutschlands. Um das er sich besonders in der Stadt bemühte, in die sein Lebensweg ihn geführt hatte – in Ludwigsburg: als Direktor der Bausparkasse GdF Wüstenrot, als Fraktionsvorsitzender der NSDAP im Gemeinderat, als ehrenamtlicher Bürgermeister.
Eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der badischen Geschichte in der Weimarer Republik ist der langjährige Landtagspräsident, Vorsitzende der Badischen Zentrumspartei und badische Kultusminister Eugen Baumgartner. Als Abgeordneter und Landtagspräsident stand er neben Joseph Schofer in den 1920er-Jahren an der Spitze der Badischen Zentrumspartei und führte diese im Rahmen einer Weimarer Koalition mit SPD und DDP auf einem streng republikanischen Kurs. Zugleich hat er sich intensiv in die in der Weimarer Zeit unablässig geführte Diskussion über das Reich-Länder Verhältnis eingeschaltet und ist dabei in zahlreichen Denkschriften und Referaten nachdrücklich für den Erhalt möglichst weitgehender Länderrechte eingetreten. Auf diese Weise wurde Baumgartner zu einem zumindest innerhalb des föderal süddeutsch-katholischen Lagers überaus anerkannten Fachmann in Fragen der Reichsreformdiskussion. Als Kultusminister war er schließlich maßgeblich für das Zustandekommen des Badischen Konkordats vom 12. Oktober 1932 verantwortlich — ein Verdienst, das ihm überaus großes Ansehen innerhalb des katholischen Deutschlands sicherte: Nachdem Baumgartner bereits 1926 zum stellvertretenden Präsidenten des Dortmunder Katholikentages gewählt worden und auch in den folgenden Jahren wiederholt als Redner auf den Generalversammlungen der deutschen Katholiken hervorgetreten war, erfolgte schließlich im Herbst 1932 nur wenige Wochen nach der Paraphierung des Badischen Konkordats die Wahl zum Präsidenten des Deutschen Katholikentages in Essen. Im März 1933 wurde Baumgartner noch von Papst Pius mit dem Ritterkreuz des St.-Gregorius-Ordens ausgezeichnet.