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Was der am 4. Juni 1929 in Eppingen geborene Werner Frank ursprünglich als Arbeit
eines Familienforschers begann, wurde
zum einzigartigen Vermächtnis eines
Eppinger Landjudenkindes: Sein 928 Seiten starkes Buch "Legacy ("Vermächtnis") –
Sage einer deutsch-jüdischen Familie über
Zeit und Umstände hinweg" in englischer
Sprache enthält Geschichte und Schicksal
von Juden in Deutschland zwischen 1710
und 2002 am Beispiel der Familie Frank
aus Eppingen. Von dem Buch gibt es noch
keine komplette deutsche Übersetzung,
aber es steht in mehreren Eppinger Privathaushalten sowie im Stadtarchiv, der Stadtbücherei und der Bibliothek des Eppinger
Gymnasiums.
"Max Laeuger gilt heute noch als der Beste unter den Keramikern Deutschland", so ist zu lesen in einem Bericht über die Geschichte der Majolika-Manufaktur Karlsruhe (Badische Heimat, Heft 4, 2001, S. 665 ff.). Wer war dieser Künstler? Nun, schlägt man in der Kunstgeschichte das Kapitel "Jugendstil" auf, so wird man sicherlich auf den Namen Max Laeuger stoßen, ganz bestimmt aber, wenn in jener Zeit von Keramik die Rede ist, denn er spielte in der Entwicklung der modernen Keramik des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle.
Hans Martin Erhardt
(2005)
Er gehört nicht zu den Künstlern, die sich
jeder auch auf dem Gebiet der bildenden Kunst
schnell wechselnden Mode anschließen, er ist
ein Künstler, der sich lieber abseits hält vom
„visuellen Entertainment“ – ein Ausspruch von
ihm –, dabei doch nicht als ein rückständiger
Traditionalist gelten darf, sondern mitten in
seiner Zeit steht. „Keiner entrinnt seiner
Epoche“, sagt er. Die Rede ist von Hans Martin
Erhardt, der, geboren in Emmendingen, am
28. Oktober seinen 70. Geburtstag feiern konnte,
ein Anlass, dem er allerdings keine allzu
große Bedeutung zumessen mochte.
Am 20. Januar 1774 teilte der badische Markgraf Karl Friedrich (1728–1811) dem Geheimen Rat mit, dass er seinem Protegé Johann Sebastian Clais (1742–1809) vor dessen Englandreise aufgetragen habe, bei dem Ingenieur Peter Perez Burdett vorzufühlen, ob und zu welchen Bedingungen dieser bereit sei, in badische Dienste zu treten. Nun konnte Clais dem Gremium in Karlsruhe berichten, dass Burdett nicht abgeneigt sei, ein Engagement auf dem Kontinent in Erwägung zu ziehen. Seine Bedingungen klangen wie folgt: Er wünsche die Besoldung eines Kammerrats. Ferner, wenn er außerhalb seines Wohnorts zu tun habe, ein unentgeltliches Pferd und eine tägliche Diät von drei Gulden. Zudem
solle im Fall seines Todes seine Gattin mit der Hälfte des Lohnes als Witwenrente versorgt werden. Der Geheime Rat befand diese Vorstellungen als zu hoch, vor allem die tägliche Diät von drei Gulden. Selbst der Ingenieur Hauptmann Jakob Friedrich Schmauß (1715–1787) erhalte täglich nur zwei Gulden. Also bot man Burdett eine Diät von zwei Gulden an, akzeptierte allerdings seine übrigen Forderungen.
Die Markgräfin Karoline Luise von Baden (1723–1783) war eine außergewöhnliche Kunstsammlerin. Ihre in nur wenigen Jahren zusammengetragene Gemäldesammlung sollte später den Grundstock der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe bilden. Dass ein Fürst oder eine Fürstin des 18. Jahrhunderts eine Gemäldesammlung aufbaute, war keinesfalls außergewöhnlich, wofür die Beispiele der großen
Sammlungen in Kassel, München oder Potsdam stehen; das außergewöhnliche an Karoline Luise war vielmehr ihr persönlicher Einsatz. Durch ein europaweites Netz an Kunstagenten war sie aufs Beste über den Kunstmarkt informiert. Sie erhielt kunsthistorische Literatur, Stichfolgen berühmter und bedeutender Sammlungen
sowie Kataloge diverser Kabinette und Galerien. Durch ihr eifriges Studium dieser Medien gelangte sie zu einem ausgeprägten Geschmack und einer auffallenden Eigenständigkeit im Urteil.
Wird ein Gasthof 550 Jahre alt, sollte ein so außergewöhnliches Ereignis auch gebührend gefeiert
werden. Dies beabsichtigte die Familie Keller im Jahr 2004, wollte aber zur Sicherheit
die erste Nennung ihres Gasthauses „Schwarzer Adler" überprüft haben.* Seit 1454
bestehe es schon, schrieb Archivpfleger Dr. Fauler in den 1970er-Jahren, ohne allerdings eine
Quelle anzugeben. Umfangreiche Recherchen waren notwendig, um diese Angabe zu überprüfen.
Auf der Suche nach der berühmten "Stecknadel im Heuhaufen" musste das Umfeld des
Dorfes Oberbergen, seiner Herrschaft und einer Besitzer bis weit ins Mittelalter untersucht werden. Außerdem sollte hierbei auch versucht werden, den Ursprung der jetzigen Familie
Keller so weit wie möglich zurückzuverfolgen. Die Geschichte diese Gasthauses ist daher
auch gleichzeitig ein Stück Familiengeschichte, die hier bis zum ersten Besitzer des "Schwarzen Adlers", Franz Anton Keller dargestellt wird. Die Fortsetzung bis in die jüngste
Zeit wird in einer eigenen Publikation erfolgen.
Romäus’ letzte Schlacht
(2010)
Von ihm geblieben sind die wundersamen Geschichten aus der Erzählwelt. Sie berichten über jene martialische Gestalt, deren um 1980 erneuertes Bild in phantasievoller Anlehnung an jenes des 19. Jahrhunderts am jetzigen Romäusturm prangt. Es ist der einstige Michaelsturm, auch Diebturm geheißen, hinter dessen festen Mauern der Lokalheld Romäus gefangen saß; verurteilt vom Gremium der Stadtrichter zu lebenslanger Haft. Von diesem legendären Mann zeugt als Zeitgenosse der Ratsherr Heinrich Hug in seiner Villinger Chronik (1495–1533).
Was in Wolfenbüttel, südlich von Braunschweig, zum Erfolg geführt hatte, sollte sich in Villingen wiederholen: Die Eroberung einer Stadt mittels einer Belagerung durch aufgestaute Wasser. Es wurde ein Fehlschlag. Im bedeutendsten Roman des 17. Jahrhunderts, dem „Abenteuerlichen Simplicius Simplicissimus“ von Christopher von Grimmelshausen, hat der Vorgang der Villinger Wasserbelagerung (18.06. bis 09.09.1634) in verwandelter Form Erwähnung gefunden: Simplicissimus ist ein Junge, der in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges sein Elternhaus verliert und von einem im Wald lebenden Einsiedler aufgenommen wird.
Ein großer Badener
(2010)
Heuer ist ein Hebeljahr: Am 10. Mai 1760 brachte in Basel Ursula Hebel, geb. Oertlin aus Hausen i. W., Ehefrau des Johann Jakob Hebel, ihr erstes Kind zur Welt. Die Eltern ließen den Buben Hanspeter taufen. In der Peterskirche, wo damals noch der berühmte Totentanz an der Friedhofsmauer zu sehen war. Beide Eltern hatten eine Stelle im Haus der wohlhabenden Basler Patrizierfamilie Iselin.
Am 22. Juli 1811, knapp sechs Wochen nach dem Tod des Großherzogs Karl Friedrich von Baden, fand in der Universitätskirche zu Freiburg im Breisgau eine akademische Totenfeier zu Ehren des Verstorbenen statt. Die Trauerrede hielt der Ordinarius für Allgemeine Weltgeschichte, Professor Dr. beider Rechte Karl von Rotteck. Seine Rede wurde »auf
Kosten der Universität« unmittelbar danach gedruckt und bildet die erste nachgewiesene Veröffentlichung des bald
ungewöhnlich erfolgreichen »politischen Professors« der Freiburger Alma Mater.
Zwanzig Jahre lang (1982–2002) hat Dr. Rolf Böhme als Oberbürgermeister die Entwicklung von Freiburg geprägt, im Einvernehmen mit den Dezernenten und mit wechselnden Mehrheiten im Stadtrat. Zusammen mit dem 1. Bürgermeister Dr. von Ungern-Sternberg sorgte er für ein starkes städtebauliches Wachstum, besonders nach Westen (mit den neuen Stadtteilen Rieselfeld und Vauban). Mit dem Neubau des Hauptbahnhofes und des Konzerthauses entstanden herausragende Highlights im Stadtbild. Große Verkehrsprojekte wie der Bau der neuen B 31 und neuer Straßenbahnlinien sowie der Ausbau von Industriezonen förderten die Wirtschaftskraft der Stadt. In Böhmes Amtszeit wurde das Stadttheater saniert, das Museum für Stadtgeschichte (Wentzingerhaus) eingerichtet, die dreibändige "Geschichte der Stadt Freiburg" geschaffen, die 15. Fakultät der Universität entwickelt. Freiburg gewann in der "Ära Böhme" ein modernes, kraft volles Profil.
Im Herbst des Jahres 2001 feierte der Freiburger Verlag Herder mit einem großen Jubiläum sein zweihundertjähriges Bestehen. 200 Jahre Kontinuität bedeuteten auch 200 Jahre Kontinuität im Wandel. Man kann diese Kontinuität im Wandel als Transformation beschreiben. Nachdem Bartholomä Herder als Verlagsgründer den Sitz des Unternehmens von Meersburg nach Freiburg verlegt hatte, entwickelte er das Grundprofil des Verlagshauses mit historischpolitischen, natur- und geisteswissenschaftlichen Werken sowie herausragenden Leistungen auf dem Gebiet der Kartographie. Die 2. und 3. Generation der Verlegerfamilie hat mit einer zweifachen Transformation des Unternehmens den Charakter dieses Freiburger Verlages so geformt, wie man ihn in der ganzen Welt bis heute kennt. Diese Prägung durch Benjamin Herder und Hermann Herder d. Ä. soll im Folgenden dargestellt werden.
Die Jahresexkursion des Baarvereins führte im Juni 2001 in den Klettgau. Dabei wurde auch die Pfarrkirche in der kleinen Klettgau-Teilgemeinde Bühl besucht. Dort findet sich eine kulturgeschichtlich interessante Verbindung zur Baar: Der Hochaltar der dortigen Pfarrkirche stammt nämlich aus der Villinger Barockbildhauerwerksatt der Familie Schupp und ist darüber hinaus gestalterisch fast identisch mit dem ehemaligen Bräunlinger Barockaltar.
Am 2. April 1860 wurde Eugen Balzer in Bad Ems als Sohn eines preußischen
Beamten geboren. Er studierte Medizin in Marburg, Berlin, Straßburg und Freiburg;
in Marburg leistete er seinen Militärdienst und in Freiburg war er Mitglied des farbentragenden akademischen Turnvereins „Albertia". Die fachärztliche Ausbildung
machte er in der Augenheilkunde und war als Assistenzarzt einige Zeit in der Universitätsaugenklinik tätig.
Laudatio für Herrn Prof. Dr. Günther Reichelt zur Verleihung der Ehrenmitgliedschaft im März 2005
(2006)
Der Mensch, so schreibt der Dichter Robert Gernhardt, sei „unbegrenzt belobbar". Und am besten wirke auf sein Gemüt eine „tägliche Dosis Frischlob". Gerne hätte ich es übernommen, im Namen unseres Vereines einen zu loben, der sich ganz
besonders um diesen Verein verdient gemacht hat. Aber - der zu Lobende hat es sich verbeten, gelobt zu werden. Ich werde also lediglich schildern, was sich so der Reihe nach alles ereignet hat, seit der Verein für Geschichte und Naturgeschichte und
der Herr Prof. Dr. Reichelt aufeinander getroffen sind, denn um ihn, um unseren langjährigen Schriftleiter geht es nun.
Georg Hänlin wurde 1556 im vorderösterreichischen Bußmannshausen (bei Laupheim, südl. von Ulm) geboren und hat eine erstaunliche Karriere gemacht. 1569 begann er in Freiburg zu studieren, wobei ihm durch die Stiftungen Bär und Neuburger geholfen wurde. 1572 schloß er die Philosophie mit dem Magistergrad ab und begann mit der Theologie. 1574 empfing er die Priesterweihe und setzte sein Studium in Freiburg fort. 1576 bis 1578 krönte er seine Ausbildung durch einen Lehrgang in scholastischer Theologie am Collegium Germanicum-Hungaricum in Rom. Als er zurückkam, nahm er im Sommer 1578 die Stellung eines Kollegiat-Dekans und Predigers im Stift St. Martin in Kolmar an und begann gleichzeitig in Freiburg mit seinem Doktorat. In Freiburg war alles gut katholisch gewesen, von Bußmannshausen und Rom ganz zu schweigen. Kolmar aber war seit Jahrzehnten zwischen Katholiken und Anhängern der neuen evangelischen Lehre zerrissen. Der dortige Magistrat war immer stärker auf deren Seite getreten, hatte z.B. ohne den Bischof zu fragen, in St. Martin zahlreiche Nebenaltäre abbrechen lassen, hatte 1575 den ersten evangelischen Prediger in der Stadt angestellt und im gleichen Jahr jedem Bürger die Wahl der Konfession freigestellt. Die Stimmung war erregt. Ordensleute und Priester gerieten beim Volk immer mehr in den Verdacht der Unzucht.
Wer die großen Marien-Wallfahrts-Orte im deutschsprachigen Raum - etwa Altötting in Bayern oder Mariazell in Österreich - besucht, ist sicher auch beeindruckt von den vielen Votiv-Tafeln, den Votiv-Gaben und den schriftlichen Bekenntnissen über erhaltene Hilfe in jeder Not. Deshalb ist es erstaunlich, dass man in der bedeutenden Wallfahrtskirche zu Lautenbach vergeblich nach solchen Beweisen der Volksfrömmigkeit sucht. Aber dies war nicht immer so. Im Archiv der Pfarrei Lautenbach befindet sich ein Manuskript, welches uns wertvolle Aufschlüsse liefert. Pater Adalbert Hardt, von 1740 bis zu
seinem Tode am 28. Dezember 1754 Rektor der Wallfahrtskapelle Unserer Lieben Frau zu Lautenbach, hat in seinem Werk „Kurzer doch gründlicher Bericht von der alten und berühmten Wallfahrth zu Maria in Lautenbach, so eine kleine stundt oberhalb Oberkirch im Breysgau gelegen, und denen Regulierten Chorherren Praemonstratenser Ordens in dem löblichen Gotteshaus Allerheiligen gehörig ist" im 17. Kapitel eine Vielzahl von „miraculosen Begebenheiten" überliefert. Er beschreibt darin zahlreiche Votiv-Tafeln und Votiv-Gaben und übermittelt uns die umfangreichen ursprünglichen Texte. Durch diese Fleißarbeit ist es möglich, das Einzugsgebiet der Lautenbacher Wallfahrt und die ganze Bandbreite der unterschiedlichsten Anliegen der Pilger kennen zu lernen.
Mit dem Frieden von Baden und Rastatt endete 1714 am Oberrhein eine fast hundertjährige Periode von Kriegen, die 1618 mit dem Böhmisch-Pfälzischen Krieg begonnen hatte. Vor allem die „Devastierungspolitik“ Ludwigs XIV. im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688–1697) hatte am Oberrhein eine systematische Zerstörung von Dörfern, Städten, Kirchen und Herrschaftssitzen zur Folge. Das 18. Jahrhundert wurde zu einer Zeit des Wiederaufbaus. Im Bereich der Sakralarchitektur
waren es vor allem Architekten und Bauhandwerker aus Vorarlberg, die tätig wurden und die barocke Kulturlandschaft um
Rhein und Schwarzwald prägten.
Beim Nominierungsparteitag der baden-württembergischen CDU 1953 in Freudenstadt schlug der Vorsitzende der südbadischen CDU, Anton Dichtel, den Freiburger Juraprofessor und Rechtsanwalt Hans Furler für einen relativ aussichtslosen Listenplatz auf der Landesliste vor. Sein Weggefährte, der spätere Bundeskanzler Kiesinger, erinnerte sich später daran, dass
Furler gar nicht ernsthaft den Wunsch hatte, gewählt zu werden, sondern nur der „guten Sache dienen " wollte. Da die Christdemokraten mehr als 45 % der Wählerstimmen erhielten, zog Furler über die Landesliste in den Bundestag ein. Als homo novus machte er als Berichterstatter des Auswärtigen Ausschusses bei der Debatte des Parlamentes über die Pariser Verträge 1955 auf sich aufmerksam. Dem Bonner Beobachter Walter Henkels fiel an Furler nicht nur dessen Äußeres - sein schöner Kopf mit der hohen Stirn und die grau melierte Künstlermähne auf, sondern seine überragenden Fähigkeiten, mit der er in kürzester Zeit in die Spitzengruppe der Fraktion vorgestoßen war. Seit 1957 vertrat er den Wahlkreis Offenburg.
Brauchtum wurde von der „klassischen" Volkskunde traditionell im ahistorischen Zyklus von Jahres- und Lebenskreis angesiedelt. Die sozialen Kontexte und die historischen Bedingungen gerieten dabei aus dem Blickfeld. Bräuche wurden als Gemeinschaftshandeln verstanden, das vorgeblich in einer überzeitlichen Tradition steht. Dabei haben auch Brauchtumsformen einen kulturhistorisch benennbaren Ausgangspunkt und erfüllen innerhalb eines historisch beschreibbaren Zusammenhangs ihre spezifische Funktion. Das gilt auch für religiöses Brauchtum. Exemplarisch kann das am Beispiel der Nußbacher Wendelinuswallfahrt in den 1950er-Jahren gezeigt werden. Die Wallfahrt zum Vieh- und Bauernheiligen Wendelin kann im Kirchspiel Nußbach bis in das Jahr 1591 zurückverfolgt werden. Sie erreichte nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ihren ersten Höhepunkt, als 1756 der Vorarlberger Barockbaumeister Johann Elmenreich die neue, spätbarocke Wallfahrtskapelle errichtet hatte. Um die Wallfahrt entstand ein reiches Brauchtum. Seit 1716 zogen Prozessionen hinter Kreuz und Fahnen von Nußbach hinauf auf den „heiligen Berg" des Renchtals. Im Zusammenhang mit Viehseuchen gelobten Nachbargemeinden wie Ebersweier, Urloffen und Appenweier eine jährliche Gemeindewallfahrt, nachdem sie von Viehseuchen verschont geblieben waren. Zur Wallfahrt gehörte oft ein stundenlanger Fußmarsch der Pilger, die teilweise von weit her aus den entlegenen Tälern des Schwarzwaldes kamen. Sie versuchten durch ein Wachsopfer die Fürbitte des Heiligen zu erlangen. Im 19. Jahrhundert boten Händler, die sogar aus Walldürn kamen, Devotionalien wie Versehgarnituren, Rosenkränze, geweihte Kerzen, Kreuze usw. an. Die Wallfahrt zum hl. Wendelin markierte den Abschluss des bäuerlichen Arbeitsjahres und wurde mit dem Dank für die gesegnete Ernte verbunden.