Meteorologie und Klimatologie
Filtern
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (3)
Gehört zur Bibliographie
- nein (3)
Schlagworte
- Bodensee (3) (entfernen)
Der Landschaft um den Bodensee wird vielfach eine besondere »Klimagunst« bescheinigt, wobei meist offen bleibt, was darunter konkret zu verstehen ist. Nicht
selten wird damit bewusst oder unbewusst die Vorstellung von einem für mitteleuropäische Verhältnisse besonders warmen Klima verbunden. Ein Vergleich der
Durchschnittstemperaturen zeigt jedoch, dass die Beckenlandschaft um den See
zwar deutlich wärmer ist als die - mit Ausnahme des Rheintals - durchweg höheren Lagen der Umgebung, jedoch weniger warm als andere, noch tiefer gelegene
Gebiete Südwestdeutschlands und der Schweiz, wie namentlich das Oberrheinische Tiefland. Die Jahresdurchschnittstemperaturen sind im engeren Bodenseegebiet sogar noch rd. 0,5 °C niedriger als beispielsweise in vergleichbaren Höhenlagen der rd. 100-120 km weiter nördlich gelegenen Filderebene bei Stuttgart (Deutscher Wetterdienst 1953).
Vom 9. Februar bis zum 10. März 1963 war der Bodensee zur Gänze zugefroren. Solche
Überfrierungen des Sees, wofür Mundart und Umgangssprache den Ausdruck »Seegfrörne«
bewahrt hat, traten immer wieder auf, wenn große Kälte lange anhielt; im 20. Jahrhundert
war dies nur einmal der Fall, im 19. Jahrhundert mit 1830 und 1880 zweimal. Der Überlieferung nach und auch in Chroniken festgehalten gab es am Bodensee seit dem Jahre 875 mehr
als dreißig Seegfrörnen. Der Untersee allein war naturgemäß wesentlich öfter zugefroren; im
20. Jahrhundert fast zwanzig mal. Freilich sind diese Naturereignisse in den ersten Jahrhunderten nicht belegt, wie gerade jüngst wieder festgestellt wurde. Erst im 15. Jahrhundert ist
für den Winter 1435 eine Seegfrörne einigermaßen sicher durch Berichte in Chroniken nachgewiesen. Ab 1695 sind die Seegfrörnen des Bodensees zusätzlich durch Bilddarstellungen
dokumentiert.
Im Folgenden sollen die Seegfrörnen des Bodensees und zum Teil auch jene des Zürichsees im Kontext der Klimageschichte betrachtet werden. Weiterhin werden Bilddarstellungen von Bodenseegfrörnen, die es seit 1695 gibt, in Abbildungen gezeigt bzw. wird auf sie
verwiesen.
Das Weltklima unterliegt zeitgenössisch einem durchgreifenden Wandel, wie er
in dieser Geschwindigkeit und in diesem Ausmaß seit mindestens tausend Jahren nicht
festgestellt werden konnte. Im vergangenen Jahrhundert stieg die mittlere Temperatur der Erde um etwa 0,7 °C an und sie dürfte
in den nächsten Jahrzehnten mit einer Rate von o,2°C/10 Jahre weiter steigen. Eine wesentliche Ursache wird in der globalen Zunahme von Treibhausgasen, vornehmlich des Kohlendioxids (C0 2) gesehen, dessen Konzentrationen von rd. 280
ppm (vorindustrieller Referenzwert um 1750) auf nunmehr 380 ppm gestiegen ist. Verantwortlich hierfür sind vor allem menschliche Aktivitäten, z. B. die Verbrennung fossiler
Energieträger, die Abholzung der Wälder und der Landnutzungswandel (IPCC 2001).