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Das Generallandesarchiv in Karlsruhe verwahrt in seiner Abteilung 64 eine Reihe von Anniversarien und Nekrologien vornehmlich aus dem badischen Raum. Neben Anniversarien bedeutender Kirchen, wie etwa des Konstanzer oder des Basler Münsters, finden sich auch solche kleiner Dorfkirchen. Zu diesen gehört das Seelbuch der Pfarrkirche und Leonhards-Bruderschaft zu Steinmauern bei Rastatt. Interessanterweise wird diese Quelle in der Literatur zur Geschichte der Pfarrei Steinmauern nicht erwähnt. In der ortskundlichen Literatur dagegen wird das Seelbuch abgehandelt. So wird in der 1926 erschienenen Ortsgeschichte von Steinmauern u.a. über die Stiftungsgegenstände, die Stifter und die Flurnamen, die das Seelbuch nennt, berichtet. In ähnlicher Weise, aber ausführlicher, befaßt sich das 1982 erschienene Heimatbuch mit dieser Handschrift.
Der Schreck muss Stadtpfarrer Hugo Höfler Ende März 1941 kräftig in die Glieder gefahren sein. So kräftig, dass er selbst im nüchtern-bürokratischen Ton jenes Schreibens noch deutlich nachklingt, das er am 9. April 1941 unter dem Betreff „Reliquien der Breisacher Ortspatrone Gervasius und Protasius“ an das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg richtete: „Dieses Untersuchungsergebnis ist begreiflicherweise für die hiesige Gemeinde von überaus schmerzlicher Bedeutung. Seit Jahrhunderten wird das Fest dieser Ortspatrone in hiesiger Gemeinde gefeiert wie nur wenige kirchliche Volksfeste unserer Erzdiözese. In früheren Jahren kamen Hunderte und Aberhunderte von Pilgern, besonders aus dem benachbarten Elsass, zum Gervasiusfest nach Breisach. […] Diese Tatsachen allein schon genügen, um darzutun von welcher tiefeinschneidender Bedeutung das oben erwähnte Untersuchungsergebnis für die seelsorgerlichen Belange in hiesiger Gemeinde ist.“ Was war geschehen? Am 24. März 1941 hatte P. Timotheus Stumpfl, wie er in einem ausführlichen Bericht am 30. März schrieb, „auf Wunsch des H[ochwürdigen] H[errn] Stadtpfarrers von Breisach“ den Inhalt „des derzeit in Säckingen aufbewahrten Schreines der hhl. Gervasius und Protasius“ untersucht. Das Ergebnis war ebenso eindeutig wie aus Breisacher Sicht unerfreulich.
Schlägt man in der amtlichen Landesbeschreibung des Landes Baden-Württemberg
die Artikel über Oßweil und Erdmannhausen nach, findet man dort als erste Nennung der Orte jeweils den Hinweis auf das Jahr 817 mit dem Zusatz »Fälschung
15. Jh.«. Auch das 1982 publizierte Ortsnamenbuch des Stadtkreises Stuttgart und
des Landkreises Ludwigsburg lässt in beiden Fällen die Belegreihen mit dem Jahr 817
beginnen und zwar mit der Sigle »KF 15. Jh.«, was für eine in Überlieferung des
15. Jahrhunderts auf uns gekommene gefälschte Königs- oder Kaiserurkunde steht.
Einschränkend wird bei Erdmannhausen allerdings hinzugefügt, dass der angeführte Beleg zum Jahr 817 »nicht der Erstbeleg« sei, weil er aus einer späteren Fälschung
stamme und der Fälscher den Namen fehlerhaft von einer Vorlage abgeschrieben
habe.
Die Herausbildung des Kraichgaus als eine Landschaft mit einer eigenen regionalen Identität während des ausgehenden Mittelalters und der beginnenden Neuzeit beruht vorwiegend auf dem Selbstverständnis und dem Selbstbehauptungswillen des dort ansässigen niederen Adels,' dem es im Lauf des 16. Jahrhunderts schließlich gelang, sich im Reichsritterkanton Kraichgau zusammenzuschließen, sich so den Mediatisierungsbestrebungen der benachbarten Fürsten (insbesondere der Heidelberger Kurfürsten) zu entziehen und sich, trotz vielfacher Bindungen an die Höfe dieser Fürsten, bis zum Ende des Alten Reichs die Reichsunmittelbarkeit zu bewahren. Der in besagtem Kanton Kraichgau organisierten Ritterschaft ist auch die ursprünglich aus der Oberpfalz stammende, ihren Namen von der Burg Pettendorf bei Neunburg vorm Wald herleitende, sehr wahrscheinlich in pfalzgräflichem Gefolge jedoch in die Kurpfalz eingewanderte und seit Anfang des 15. Jahrhunderts am nordwestlichen Rand des Kraichgaus (zunächst in Nußloch, wenig später dann auch in Gauangelloch) begüterte Familie von Bettendorff zuzurechnen.
Ein lateinischer Text aus der Frühzeit des Klosters Weingarten wurde bislang als
»kurze Skizze der Klostergeschichte« oder als »Gründungsgeschichte Weingartens« deklariert. Von historischer Seite ist er kaum beachtet worden, vor allem wohl, da seine
Entstehungszeit schwer zu bestimmen ist und da er zudem im Württembergischen Urkundenbuch erst spät und an versteckter Stelle ediert wurde. Er verdient aber schon allein deswegen besondere Aufmerksamkeit, da es sich um einen der ältesten Texte zur
Geschichte der Welfen handelt.
Im vorliegenden Beitrag soll der Text durch Abdruck aus der ältesten Handschrift
und durch Übersetzung zugänglicher gemacht werden. Dabei wird vor allem auch seine
Intention untersucht: Handelt es sich tatsächlich um einen historischen oder nicht viel
mehr um einen juristischen Text? Jedoch wird, in Anlehnung an W. Krallert, der Titel
»Darstellung der älteren Klostergeschichte« beibehalten, um keine Verwirrung durch einen neuen Titel zu stiften. Außerdem sind Fragen nach der Funktion des Textes für das
damalige Kloster und nach seiner Relevanz für die Welfengeschichte zu beantworten.
Kirche und Kleinstadt
(2015)
Das gotische Liebfrauenmünster in der westlichen Altstadt von Neuenburg am Rhein stürzte 1497 ein, als der Fluss, der schon seit dem Beginn des 15. Jahrhunderts an dem Steilufer nagte, dieses endgültig untergrub und so Kirche, Rat- und Salzhaus sowie die Schule verschwinden ließ. Nur der Münsterturm blieb lange als stummer Zeuge stehen, bevor auch er den Stadtzerstörungen durch Menschenhand zum Opfer fiel. Dreißigjähriger Krieg und Spanischer Erbfolgekrieg sowie die Europäischen Bruderkriege des 20. Jahrhunderts haben, was immer die Bewohner der Stadt Neuenburg wiederaufgebaut hatten, grundlegend zerstört. Doch jedes Mal waren die Fluchtkisten gepackt und so haben die 417 Urkunden des Pfarrarchivs Neuenburg am Rhein bis heute überdauert, werden sie doch inzwischen als Depositum in dem Erzbischöflichen Archiv Freiburg im Breisgau verwahrt.
Wir wollen im Folgenden die frühe schriftliche
Überlieferung zum Ort Villingen vorstellen und so
diese dem vornehmlich aus der Archäologie gewonnenen Bild des früh- und hochmittelalterlichen
Ortes zur Seite stellen. Über vierhundert Jahre verstreut ist das zugegebenermaßen lückenhafte Quellen material, das die frühesten schriftlichen Hin -
weise zur Existenz des Ortes Villingen liefert. Die
erstmalige Nennung des Ortsnamens „Villingen“
geschieht in der Urkunde Kaiser Ludwigs des
Frommen (814–840) vom 4. Juni 817. Es folgt
über 180 Jahre später das berühmte Diplom Kaiser
Ottos III. (984–1002) vom 29. März 999, in der
der Herrscher dem Grafen Berthold (991/96–
1024) das Markt-, Münz- und Zollrecht in
Villingen verlieh. Ins 11. und 12. Jahrhundert zu
datierende Belege zu Villingen hängen mit den
Überlieferungen der Klöster St. Georgen und
St. Peter im Schwarzwald zusammen.