Heimatpflege und Heimatgedanke
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Die erstmals 2017 gefeierte urkundliche Ersterwähnung von Schwenningen, Villingen und
Tannheim (so nicht die alphabetische, sondern
Reihenfolge im Urkundentext) stellte nicht nur
manchen Bürger und manche Bürgerin, sondern
auch das Franziskanermuseum vor eine Herausforderung: Was feiern wir da eigentlich und
warum?
Die Autorin befasst sich mit der Herangehensweise an das Thema Heimattage Baden-Württemberg 2015 und ihrer Umsetzung in Bruchsal. Wie wurde die Bürgerschaft eingebunden, welche Projekte wurden entwickelt, wie hoch ist der Stellenwert von »Heimat« in der Gesellschaft ? Welche Möglichkeiten ergeben sich für eine Stadt?
Seit 1947 wird in
Südbaden der „Tag
der Heimat“ auf vielfältige
Art gestaltet.
Parallel hierzu findet
seit damals auch eine
Haus- und Straßensammlung
für Objekte
der Heimatpflege im regionalen und überregionalen
Bereich statt.
In den 50er und 60er Jahren gab es dazu
seitens der verschiedenen Heimat- und Trachtenverbände
vielerlei Aktivitäten. 1975 wurde
zusammen mit dem Regierungspräsidium der
„Alemannische Gesprächskreis“ gegründet.
Mitglied dieses jährlich mehrmals tagenden
Gremiums waren im Wesentlichen alle Vereine,
Verbände und Gesellschaften, die sich mit
der Pflege der alemannischen Sprache und
Dichtung sowie der Heimatpflege, Heimatgeschichte
und Volksmusik befassten.
Das Selbstverständnis der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde leitet sich nicht zuletzt aus ihrer grenzüberschreitenden Organisation und Arbeit ab. Das ist sicher nichts Besonderes in einer Zeit, da Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg allenthalben beschworen wird. Doch wenn wir Alter und Anfänge dieses Vereins bedenken, werden wir automatisch auf eine Zeit zurückgelenkt, in der „Grenzüberschreitung“ nichts Gutes verhieß, sondern einen furchtbaren Beigeschmack hatte. Wir wollen heute nicht fragen, wie schmal die gemeinsame Basis damals gewesen ist, auf der Verständigung noch möglich, oder wie dünn der Faden war, an dem die Kontakte zwischen Hüben und Drüben noch hingen.
Wichtig ist, daß der verbliebene Rest an Vertrauen offenbar ausgereicht hat, nach dem Zweiten Weltkrieg eine zwischenzeitlich arg gezauste, aber eben doch bewährte Idee neu zu befeuern.
In diesem Jahr werden 900 Jahre Baden mit einer großen Landesausstellung im Badischen Landesmuseum in Karlsruhe und einer Vielzahl weiterer Veranstaltungen im Land gefeiert, Anlass: Die erstmalige Erwähnung der Markgrafen von Baden im Jahr 1112. Gut 600 Jahre später ließ einer der Nachfolger des ersterwähnten Markgrafen Hermann von Baden, Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach (1679–1738), am 17. Juni 1715 unweit einer Residenz Durlach den Grundstein zu seinem neuen Schloss Karlsruhe legen, was bis heute als Gründungstag der gleichnamigen Stadt gilt. Letzte Sicherheit, dass tatsächlich Karlsruhe und die badische Identität Ernst Otto Bräunche eine neue Stadt beim Schloss entstehen sollte, gab der am 24. September 1715 veröffentlichte Gründungsaufruf, mit dem der Markgraf rasch zahlreiche Neubürger anzog.
Liebe Freunde und Mitglieder des Geschichts- und Heimatvereins Villingen, sehr geehrte Damen und Herren.
Es ist mir eine große Ehre, hier vor Ihnen an Ihrer Jubiläumsfeier sprechen zu dürfen. 1973 wurde ich mit meinem Mann von Freiburg nach Villingen-Schwenningen versetzt. Wahrgenommen haben wir zuerst einmal Villingen, und mein Mann wurde, wenn ich mich recht erinnere, bereits 1974 für den Geschichts- und Heimatverein geworben, dem ich seit damals
als Mitglied angehöre. Mitglied im Schwenninnger Heimatverein wurde ich erst sehr viel später. Wenn Besucher kamen, dann wurden die damals natürlich erst einmal nach Villingen geführt, weil das halt eine schöne alte Stadt ist, und etwas ganz
Besonderes war natürlich die historische Villiniger Fasnet, in die uns Kollegen meines Mannes vom Wirtschaftsgymnasium einführten.
Am 22. August 2018 jährt sich zum 200. Mal der Tag, an dem Großherzog Carl in Bad Griesbach kurz vor seinem Tod die freiheitlichste Verfassung seiner Zeit unterschrieb und erst damit der Staat Baden wirklich und unanfechtbar gegründet wurde. Dass dieses Ereignis vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Karlsruhe gebührend gefeiert werden würde, davon
gingen sowohl die Regionalgruppe der »Badische Heimat« als auch deren bewährter »Kooperationspartner«, die »Landesvereinigung Baden in Europa« aus. Als wir uns aber Anfang Dezember 2017 beim Land und bei der Stadt nach dem Stand der Planungen erkundigten, erfuhren wir, dass dieses Ereignis nicht im Bewusstsein der ehemaligen Residenzstadt und
schon gar nicht des Landes Baden-Württemberg war, denn es waren weder ein Festakt noch sonstige Aktivitäten geplant. Und das, obwohl durch »900 Jahre Baden«, den Stadtgeburtstag und die Heimattage genug Aufmerksamkeit auf Karlsruhe und die badische Geschichte gezogen worden sein sollte.
Der folgende Artikel zeigt die Ergebnisse des Schulprojekts »Badische Verfassung 1818«, das bereits im vergangenen Heft angekündigt wurde. Der erste Teil befasst sich mit der Frage, welchen Sinn ein solches Projekt haben kann, zum anderen wird kurz darauf eingegangen, wie Schulen und Lehrer gefunden wurden, die bereit waren, das Thema im Unterricht oder als
Projekt in ihren Klassen umzusetzen. Der zweite Teil gibt einen Überblick über die Projekte, die bereits durchgeführt wurden und diejenigen, die noch geplant werden.
Am 5. Oktober 2001 wurde in Unteralpfen, Gemeinde Albbruck (Hochrhein), die Jakob-Ebner-Stube eröffnet. In Anlehnung an den Emil Baader initiierten Heimatstuben-Gedanken wird hier an den charismatischen Sohn der Gemeinde, Dr. Jakob Ebner (1873-1960), erinnert. Heft 4/2001 berichtete über die Stubeneinweihung im Geburtshaus des Priesters. In der gleichen Ausgabe begann eine Gesamtschau der Heimatstuben im Bereich der Gemeinde Albbruck, die mit vier „intakten" Stuben aufwarten kann. Diese Kurzportraits werden nun abschließend fortgesetzt.
Mit der „Jakob-Ebner-Stube“ erhält die Gemeinde Albbruck ihre vierte Heimatstube. Es ist erfreulich, daß alle Gedächtnisstätten noch der Gründungsidee entsprechen, also öffentlich zugänglich sind und Stubenbücher sowie Exponate vorweisen können. Dies ist den Wirtinnen und Wirten des jeweiligen Traditionsgasthauses zu verdanken. Wie bereits erwähnt sind gastronomische Familienbetriebe erfahrungsgemäß Garanten für die Pflege und den Erhalt einer Heimatstube.
Eine Eröffnung im klassischen Stil: Die „Jakob-Ebner-Stube“ wurde am 5. Oktober 2001 im Gasthaus „Zur Linde“ ihrer Bestimmung übergeben. Ein feierlicher Akt, der in Anlehnung an Emil Baaders Verfahrensweise gestaltet wurde. Grußworte der Honoratioren und Berichte von Zeitzeugen (teilweise in Dialektvortrag) wechselten mit musikalischen Beiträgen. Kinder der Grund- und Hauptschule erfreuten mit der Präsentation Unteralpfener Persönlichkeiten und einem Hebelgedicht. Konstante Pflege des badischen Erbes und die partnerschaftlichen Kontakte zur Schweiz, ins Elsaß und zum württembergischen Landesteil waren Aspekte im Beitrag von Adolf Schmid, unseres Landesvorsitzenden.
1976 wurde im Birndorfer Landgasthof „Hirschen“ die „Bläsi-Stube“ eröffnet. Die Stuben-Idee Emil Baaders trug auch nach seiner Zeit noch Früchte. Der historische Rahmen steht einer Heimatstube gut an, denn der „Hirschen“ ist eine der traditionsreichsten Gaststätten der Region. Das Haus wird urkundlich bereits 1271 erwähnt.
Mit einem Festakt im Bad Rappenauer Wasserschloss wurde am Freitag, 26. September 2003, das Jubiläum des Heimat- und Museumsvereins gefeiert. Seit hundert Jahren begleitet dieser Verein die Entwicklung der Kurstadt in beispielhafter Weise. Der ehemalige Kurdirektor Karl Mann erinnerte in seinem Festvortrag, mit wie viel Begeisterung, Engagement und Einsatzfreude in den ersten Jahrzehnten immer wieder gemeinsam Hand angelegt wurde, um Kur und Kommune aufzubauen.
Es dauerte rund 150 Jahre, bis das gesamte, heute auf fünf Großkreise und zwei Regierungsbezirke
verteilte Hügelland zwischen Odenwald und Schwarzwald nach dem Ende des Ritterkantons
Kraichgau wieder unter diesem Namen verstanden wurde. Vor allem der aus dem
(vergeblichen) Widerstand gegen die Aufteilung des Kreises Sinsheim geborene Heimatverein
Kraichgau fördert das Bewusstsein seiner geographischen und historischen Einheit. Mit der
»Marke« Kraichgau werben heute u. a. Banken, Brauereien, der Tourismus und Weingüter.
Endgültige Bekanntheit brachte die in Bundesliga und Champions League spielende TSG 1899
Hoffenheim.
Baden mit Augenzwinkern
(2013)
Ausgehend von der Analyse Thomas Küsters »Warum Baden weiterlebt« während der Vortagsreihe des Landesvereins und der Landesvereinigung im Gartensaal des Karlsruher Schlosses, wird nach dem 60. Jahr Baden-Württembergs versucht, eine differenzierte Außen- und Innenperspektive Badens im Jahre 2012 zu entwickeln. Es zeigt sich, dass die Deutungen Badens fortan weitgehend vom Marketing bestimmt werden. Aus der Analyse Küsters werden zwei mögliche badenbezogene Handlungsoptionen für den Landesverein abgeleitet. Eine dritte Option ergibt sich aus der Sensibilisierung der Bevölkerung für den Erhalt des »unvergleichlichen Landschaftsbildes«, wie Prinz Bernhard und Graf Douglas vorschlagen. Schließlich wird eine Politik »badischer Optionen« auf ihre Voraussetzungen überprüft .
Gewissermaßen leitmotivisch und etwas vorschnell programmatisch wurde Heimat für die Heimattage als »vielfältig, individuell und immer in Bewegung« von den Veranstaltern definiert. Ein »ganz besonderer Blick auf den Heimatbegriff« wurde versprochen. Sollte Karlsruhe dem »Thema Heimat tatsächlich seinen Stempel aufgedrückt haben«, wie in der
Presse behauptet wurde, dann ist eine Auseinandersetzung mit den angeführten Definitionen wohl angezeigt. Vielfalt: »Genau um diese Vielfalt geht es bei den Heimtagen«.
Der »Arbeitsgruppe Verfassung 2018« hat in Zusammenarbeit mit der Stadt Karlsruhe zwei Veranstaltungen organisieren können, eine Feier vor dem Schloss am 22.8.2018 und einen Festakt im Gartensaal des Schlosses am 5.9.2018. Das Team hält es für gerechtfertigt, die professionelle Arbeit in der Publikation zu dokumentieren, da besonders die Kooperation mit
der Stadt Karlsruhe beispielhaft auch für zukünftige Veranstaltungen badischer Anliegen mit gelb-rot-gelber Färbung gelten kann.
»Baden in Baden-Württemberg«
(2018)
Fast fünfzig Jahre lang, nach der Neugründung des Bundeslandes Baden-Württemberg, hat der Politologe P.-L. Weinacht sich mit der Frage beschäftigt, wie das reiche politische und kulturelle Erbe Badens in Baden-Württemberg lebendig erhalten bleiben kann. Er hat die Vorstellung entwickelt, dass dies sich am Besten »in einem Wettbewerb in Partnerschaft« mit dem ganzen Land verwirklichen lasse. 2012 kommt er zu dem Schluss, dass die Badener nicht weiterhin die »Zentralitätsverluste« beklagen sollten, sondern »die südwestdeutsche Randlage als Chance zur neuen Zentralität am Oberrhein« begreifen sollten. Die Zukunft der badischen Regionen am Rhein liegt in der Einbettung in den europäischen Kontext. Das Anliegen der »Altbadener« sieht er am Besten symbolisiert in dem Sinnspruch »Victrix causa diis placuit, sed victa Catoni« (Lukan).
Standortbestimmungen und Ziele des Landesvereins Badische Heimat wurden schon oft beschrieben, besonders zu Jubiläen wie dem 50., 70., 75. Bestehen des Vereins. Noch nie allerdings wurde in den 84 Jahrgängen der
Publikation eine Bestandsaufnahme der Vereinszeitschrift versucht. Geht man die Jahrgänge der Zeitschrift
durch, zeigt sich im Rückblick, dass die Zeitschrift weit mehr als die programmatischen Äußerungen und die Politik der Vorsitzenden die tatsächlich praktizierte Vereinspolitik widerspiegelt.
Badens Präsenz
(2009)
Im 57. Jahr nach der Gründung Baden-Württembergs und im 100. Jahr der Existenz des Landesvereins
Badische Heimat halten wir es für selbstverständlich, dass unsere Zeitschrift der Frage der
aktuellen Präsenz Badens nachgeht: Wo und wie ist Baden in Baden-Württemberg auch heute
(immer noch) präsent?
Die Frage nach der Präsenz Baden ist auch eine Frage der politischen Deutungskultur. Nur wenn
sich Baden in Baden-Württemberg selbstbewußt positioniert, wird es weiterhin präsent sein. Zu
dieser Präsenz gehört unserer Ansicht nach vor allem Wahrnehmbarkeit. Nur was kontinuierlich
wahrgenommen wird, existiert auch im Bewusstsein der Menschen und trägt zu ihrer Identitätsbildung
bei.
Die Redaktion der Badischen Heimat beginnt zum Jubiläum in diesem Heft eine Serie von
Beiträgen, die die Präsenz Badens an einzelnen Beispielen darzustellen versucht. Wir stellen drei
Institutionen vor, die vom Ursprung her badisch sind und ganz wesentlich auch heute noch zur
badischen Identität beitragen: Das Generallandesarchiv als Hüter der Quellen und Sachwalter der
badischen Geschichte, die Badische Landesbibliothek mit ihren Handschriften als badisches Kulturerbe
von Rang und das Badische Landesmuseum mit der Ausstellung regionaler Kultur Badens im
Dialog. An erster Stelle der Serie „Badens Präsenz“ steht natürlich das Badnerlied, das bei vielen
Anlässen gesungen, bis auf den heutigen Tag das Zugehörigkeitsgefühl zu Baden ausdrückt.