Forstwirtschaft
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„Lothar" - ein Förstertrauma
(2001)
Wohl ab der zweiten Hälfte der Neunzigerjahre wurde der Villinger Forstamtsleiter nächtens immer häufiger von einem höchst unerquicklichen Traum heimgesucht. In ihm vermengten sich TV-Bildfolgen von karibischen Hurrikans mit Deja-vue-Szenen aus dem heimischen Wald. Das – geträumte – Sturmgeschehen war von solch furchteinflößender Brutalität, dass das Erwachen jeweils geradezu als erlösend empfunden wurde.
Sturmschäden in Wäldern sind ein altes Problem der Forstwirtschaft und kehren immer wieder, doch der Sturm "Lothar" richtete in der Mittagszeit des 26. Dezember 1999 Schäden an, wie man sie bisher nicht kannte. Ein Vergleich der vorläufig geschätzten Schadholzmengen mit denen der bisherigen Jahrhundertstürme "Vivian" und "Wiebke" 1990 macht dies deullich. Während 1990 weite Teile Europas betroffen waren und die Schäden durch mehrere Stürme von Januar bis März verursacht wurden, wütete Lothar nur kurz und fast ausschließlich in Ostfrankreich und Baden-Württemberg. Der Sturm war so heftig, dass nicht nur die besonders sturmgefährdete Baumart Fichte sondern in den Hauptsturmgassen auch stabilere Baumarten wie Tanne, Eiche und andere Laubbäume, ja selbst Jungbestände geworfen und gebrochen wurden. Im Bereich der Forstdirektion Freiburg beträgt der vorhandene Baumartenanteil 68 % Nadelbäume und 32 % Laubbäume. Demgegenüber
entfielen 77 % des Sturmholzes auf Nadelbäume und 23 % auf Laubbäume.
Der Unterhölzer Wald zeichnet sich in seinen Laubholz-reichen Altbeständen durch ein Mosaik von Eichen-, Buchen-, Eschen- und Erlenwäldern aus. Der geologische Untergrund hat zur Ausbildung wasserstauender, schwerer Böden geführt. Es wurde untersucht, welche Waldtypen für die verschiedenen Standorte der hügeligen Landschaft charakteristisch sind, welchen Einfluss die natürlichen Standortgradienten auf die Zusammensetzung der Waldvegetation haben, ob die
Konkurrenzkraft der Buche im Gebiet ausreicht, um sich gegen andere Baumarten durchzusetzen und welchen Einfluss der Mensch seit dem 18. Jahrhundert hatte. Dazu wurde der vorherrschende Standortgradient mit kontinuierlichen Transektaufnahmen analysiert und geprüft, ob die erzielten Ergebnisse der Transekte auf das gesamte Untersuchungsgebiet
übertragen werden können. Zur Untersuchung der Nutzungs- und Bestandesgeschichte wurde insbesondere eine genaue Forsttaxation aus dem Jahr 1787 ausgewertet.
Im Verlauf der nacheiszeitlichen Vegetationsentwicklung kommt es nach anfänglicher Übereinstimmung der regionalen Waldgesellschaften in der Baarhochmulde, dem Baarschwarzwald und dem Hohen Schwarzwald zu einer zunehmenden
Differenzierung. Diese ist nicht entscheidend von klimatischen und nur sekundär von standörtlichen Faktoren abhängig. Bereits seit dem Neolithikum sind anthropogene Veränderungen der Vegetation in der Baarhochmulde nachweisbar, seit der Bronzezeit auch im Baarschwarzwald. Dieser ist seitdem durch Waldweide und wiederholte Brandrodungen nachhaltig in seiner Artenzusammensetzung beeinflusst worden. Erste vorläufige Beziehungen zu archäologischen Befunden zeichnen sich ab. Die gängige Auffassung, die Wälder hätten sich bis einschließlich der Buchenzeit (ca. 1500 fahre vor heute) noch weitgehend ungestört entwickeln können, ist zu revidieren.
Als »früheste eindeutige und ausführliche Erwähnung der besonderen Verhältnisse in der Hart« hat bereits Rudolf Kieß eine Urkunde herangezogen, die erstmals Licht auf Struktur und Organisation einer mittelalterlichen »Waldbesitzergemeinschaft« wirft, die von sieben im Umkreis der Murrmündung gelegenen Orten gebildet wurde. Die Orte, die das nordöstlich von Steinheim gelegene Waldgebiet vom Mittelalter bis zu seiner endgültigen Aufteilung im Jahre 1840 in gemeinschaftlichem Grund- und Nutzungsbesitz hatten, sind bekannt: Marbach, Erdmannhausen, Steinheim, Murr, Pleidelsheim, Beihingen und Benningen. Auf die auffällige Tatsache, dass nur einer der genannten Orte, nämlich Steinheim, mit seiner Markung an die Hart angrenzt, alle anderen aber mehr oder weniger weit davon entfernt liegen, Benningen und Beihingen sogar jenseits des Neckars, hingegen unmittelbare Anrainer der Hart wie Rielingshausen oder Kleinaspach hier aber keinen Waldbesitz hatten, wurde bereits mehrfach hingewiesen.
Jeder, der in Karlsruhe und Umgebung lebt, kennt den Hardtwald. Doch wer kennt schon die Geschichte dieses für den Oberrhein so wichtigen Waldgebiets? Wer weiß schon, dass große Teile des Hardtwaldes bis 1918 eingezäunt waren? Wem ist bekannt, dass hier während des Zweiten Weltkrieges eine ,,Attrappenstadt" errichtet wurde, mit der man versuchte, die alliierten Bomberpiloten zu täuschen? Oder dass nach dem Zweiten Weltkrieg der Wald von den Amerikanern als Munitionslager und Manövergebiet benutzt wurde? Wem ist bewusst, dass der Hardtwald eine wichtige Funktion als Luftfilter für Stadt und Land besitzt? Wer kennt schon die Kunst, für die der Wald Inspiration und Projektionsfläche war?
Diese und viele weitere Merk-Würdigkeiten finden sich in einer kürzlich erschienenen Publikation, die nach der 1933 erschienenen Arbeit von Gustav Rommel die Forschung um wesentliche Aspekte erweitert. An dieser Stelle soll ein kurzer Abriss der Geschichte, Natur und Kultur des Hardtwaldes versucht und seine Bedeutung für das heutige Leben in der
Rheinebene zwischen Rastatt und Mannheim, besonders in der Region Karlsruhe, herausgestellt werden.
Der Weinheimer Exotenwald
(2005)
Verläßt der Besucher die Weinheimer Altstadt,
geht er durch das Schloß und den
unteren Schloßpark nach Osten, so stößt er
hinter dem Tor des Parks unmittelbar auf den
„Exotenwald“. Wie ein Keil schiebt sich dieses
Waldgebiet zwischen den Baugebieten des
Müllheimer Tales und des Prankel mitten in
die Stadt.
Der Wald im Klimawandel
(2007)
Weit über 700 Seiten der bisher erschienenen Bände der „Ortenau" sind dem Thema Wald gewidmet. Ausgangspunkt eines Beitrags ist häufig die Geschichte eines Waldes, die sich widerspiegelt in dem Umgang mit seiner Nutzung, dann mit den aufkommenden holzgewerblichen Tätigkeiten unterschiedlicher Art. Sichtbar werden auch sozialgeschichtliche Entwicklungen, häufig erkennbar an den Beziehungen der Herrschenden gegenüber ihren Untertanen. Ein großer Teil der Beiträge nimmt die Darstellung der ehemaligen Genossenschaftswälder ein. Die gesamte Ortenau wird als das Gebiet mit der größten Verbreitung dieser speziellen Eigentumsform angesehen. Die Entstehung des jeweiligen frühen Eigentums an einer Waldung kann nicht generell geklärt werden. Die Vielfalt hoheitlicher Rechte im Mittelalter führte zu Jahrzehnte andauernden Zwistigkeiten - ,,Spänne und Irrungen" -, die in Fehden auf lokaler Ebene oder in Prozessen bis vor höchsten Gerichten ausgetragen wurden. Leidtragende der Streitigkeiten waren letztlich die Untertanen, etwa die Waldbauern, wenn ihnen zustehende Rechte oder gar Lebensnotwendiges verwehrt wurden. Für Waldgenossenschaft wird auch synonym der Begriff Markgenossenschaft verwendet, was in der Regel einem Kirchspiel entspricht. Die immer wiederkehrenden Streitigkeiten der Markgenossen gaben schließlich Ende des 18. Jahrhunderts Anlass zur Aufteilung der meisten Genossenschaftswälder und Neufestlegung des Eigentums am Wald. Bis dahin war die Nutzung des Waldes, also vorwiegend für das Gewinnen von Bau- und Brennholz und als Viehweide, in Waldordnungen, auch Waldbriefen, festgelegt.
Sie mussten über die Jahrhunderte hinweg immer wieder „erneuert" werden.
Der Jahrhundertorkan von 1999, der von den Meteorologen den Namen ,,Lothar" erhalten hatte, hat in Baden-Württemberg seine stärkste verwüstende Wirkung in der Ortenau hinterlassen. Am 26.12.1999 wurden in Baden-Württemberg in etwa drei Stunden 30 Millionen Festmeter (Kubikmeter) Holz geworfen. Noch größer war die Sturmholzmenge an diesem Tag im Osten von Frankreich mit fast 60 Millionen Festmetern. Die Schweiz mit fast 13 Millionen und Bayern mit 4,3 Millionen kamen glimpflicher davon. Im Jahr 1990 waren dazu im Vergleich in Baden-Württemberg 15 Millionen Festmeter Holz durch zwei Orkanereignisse angefallen. Das Orkantief vom Dezember 1999 entstand an der Grenze zwischen kalter und warmer Luft. Die Temperaturunterschiede der Luftmassen erzeugten durch Druckausgleich hohe Windgeschwindigkeiten. Ein stark fallender Luftdruck im Zentrum des Tiefs entwickelte einen Orkanwirbel, der in unseren Breiten seit Jahrzehnten nicht zu beobachten war. Spitzenböen wurden bis über 200 km/h gemessen. Das entspricht einer Windstärke von 17 nach Beaufort (über 500 Meter/10 Sek.).
Vom Ende der Völkerwanderung im 6. Jahrhundert bis zum Jahre 1386 standen die späteren Windecksehen Waldungen im Eigentum der Markgenossenschaften. Sie entstanden zum erstgenannten Zeitpunkt und bildeten einen Zusammenschluss von Dörfern. Sie benutzten das bislang herrenlose Wald- und Weideland. Ab der Christianisierung entstanden an den Hauptorten der Markgenossenschaften die Missionsstationen. Im Falle des Landkapitels von Ottersweier war das die Mutterkirche von Sasbach. Sie war auch der Hauptsitz des Kirchspiels. Zum Kirchspiel Sasbach gehörten neben Sasbach Sasbachried, Obersasbachtal, Sasbachwalden und Lauf. Eine Besonderheit tellten die Kirchspiele Ottersweier und Kappelwindeck dar. Sie waren sowohl am Waldhägenich als auch am Windecker Genossenschaftswald beteiligt. Der Grund lag darin, dass allein die doppelte Beteiligung ihren Holzbedarf deckte. Ab dem 12. Jahrhundert gab es bei der Neugründung von Pfarreien keine Markteilung mehr. Folglich blieben die Kirchspielleute der neuen Pfarrei auch Angehörige der alten Mark
,,Der Wolfersbach ist eine dem Gotteshaus Ettenheimmünster eigentümliche Waldung, eine Stund lang und bei einer halben Stund breit, und liegt einerseits an der Schuttertäler Allmend, oben herum an dem herrschaftlichen geroldseckischem Wald, unterhalb aber stoßt er an den Wittelbacher Bann und den Schmetterhof, so teils Güter in dem Wittelbacher, teils Schuttertäler Bann hat. Wegen diesem Wald sind schon bei 300 Jahre sehr viele Spänn und Streitigkeiten vorgefallen, die noch nicht beendigt sind." Mit dieser Lagebeschreibung beginnt der Chronist des Klosters Ettenheimmünster, Gervasius Bulffer, seine gründliche Untersuchung über den Ursprung der Besitzungen und die Rechte des Klosters im Wolfersbach. Die schon seit Jahrhunderten andauernden Spänn und Streitigkeiten mit den Herren von Geroldseck und ihren Rechtsnachfolgern sollten einmal endgültig geklärt werden.
Wir gedenken der Gründung des staatlichen Forstamts Ottenhöfen, das 1843 als Großherzogliche Bezirksforstei in Offenhöfen eingerichtet wurde. Es war eine von rund 90 Bezirksforsteien, den späteren Forstämtern. Sie hießen so, weil sie für den Bereich eines großherzoglichen badischen Amtsbezirks geschaffen wurden, also hier für den Bereich des damaligen
Amtsbezirks Achern, der bis 1935 bestand und dann im Amtsbezirk Bühl aufging. Heute gibt es keine Bezirksforstbehörden mehr, das Forstamt Ottenhöfen ist eines von mehreren Forstämtern im Ortenaukreis und untersteht der Forstdirektion Freiburg. Wie kam es, dass eine Bezirksforstei, die in der Regel am Sitz eines badischen Bezirksamtes saß, ausgerechnet in der kleinen Gemeinde Ottenhöfen gegründet wurde, in der damals Armut und zeitweise Hungersnot herrschten, in einer Gemeinde, bestehend aus Bauernhöfen und einem winzigen Ortszentrum, erst vor wenigen Jahren gegründet, ohne gemeindliche Tradition, in einem für damalige Verhältnisse abgelegenen Schwarzwaldtal? Die Geschichte des Forstamtes, eine für Nichtforstleute etwas trockene Materie, beginnt natürlich früher als 1843, sie nimmt ihren Anfang eigentlich mit der Geschichte des Waldes, der schon vorher da war, eigentlich mit der bekannten Erzählung vom Esel, dem Eselsbrunnen und der Stiftung des Klosters Allerheiligen. Dieses hatte den Allerheiligenwald von der Herzogin Uta von Schauenburg geschenkt bekommen, der im 19. Jahrhundert den Grundstock des heutigen Staatswaldes bildete, der im Übrigen heute gar nicht mehr zum Forstamt Ottenhöfen gehört.
An anderer Stelle dieses Jahrbuches war bereits von den Waldgenossenschaften die Rede. Der Wald war seit dem Mittelalter ein wichtiger Bestandteil der Allmende und stand den Bewohnern der umliegenden Dörfer zur gemeinsamen Nutzung zur Verfügung. Gleichwohl konnte aber niemand im Allmendwald beliebig schalten und walten. Denn eine unbeschränkte Rodung, Bejagung oder Beweidung der Waldflächen konnte dem Forst schweren Schaden zufügen, der letztlich alle Waldgenossen treffen würde. Deshalb hatte man schon früh in den entsprechenden Forstordnungen und Waldbriefen die Rechte und Pflichten der Waldgenossen festgelegt. Dabei benötigte man aber auch Personen, die über die Einhaltung der
Waldgesetze wachten und Verstöße vor das Waldgericht brachten. Oberste Exekutivorgane des Waldgerichts waren die sogenannten ,,Waldvögte" (auch „Schultheißen" oder „Waldmeister" bezeichnet). Diesen standen einer oder mehrere Unterbeamte zur Seite, welche die eigentliche Waldaufsicht besorgten und Waldfrevlern das Handwerk legten. Diese
Waldaufseher wurden in den ältesten historischen Quellen unter anderem als „Forstknechte", ,,Weidgesellen", ,,Waldmeier", ,,Bannwarte" oder ,,Waldschützen" bezeichnet. Später nannte man sie einheitlich „Gemeindewaldhüter". Ihnen soll dieser Aufsatz gewidmet sein.
Der Bannwald zieht sich von Stollhofen im Süden bis zum Sandbach, zwischen Hügelsheim und Iffezheim bis nach Sandweier im Norden hin. Mit einer Länge von etwa 8 km und einer Breite von nur noch etwa 2-4 km dürfte der Wald zu den großflächigen Wäldern in der Rheinebene gehören. Ursprünglich bestand der Wald aus Eichen, Buchen, Wildobsthölzern und zum kleineren Anteil aus Nadelbeständen. Später bestand der Wald aus Gründen der Nutzbarkeit fast nur noch aus Nadelhölzern. In früheren Zeiten zog eine wichtige Nord-Süd-Verbindung durch den Wald. Von Stollhofen, vom Badener Tor aus, führte die „Badstraße" zur Residenzstadt Baden-Baden. Diese alten Verbindungen, mit ihnen auch die Querstraßen im südlichen Bereich, fielen spätestens dem Flugplatzbau nach 1952 zum Opfer. Querverbindungen von Hügelsheim nach Sinzheim und Baden-Baden folgen heute noch den alten Trassen. Heute ist ein großer Teil dem Flughafen zum Opfer gefallen. Wie der Name besagt, war der Bannwald ein „gebannter Wald", der Wald war nur für die Waldgenossen zugänglich. Er gehörte anteilig den Waldgenossen der Markgenossenschaft Stollhofen und dem Kloster Schwarzach. Nutzberechtigt waren das Kloster Schwarzach, die Stadt Stollhofen und die Bewohner der Dörfer Hügelsheim, Söllingen
und Schiftung. Diese fünf Orte gehörten zur Mutterpfarrei Stollhofen. Somit scheinen die Grenzen der Genossenschaft mit den alten Grenzen der Pfarrei zusammenzufallen.
Wald im Wandel
(2007)
Seit dem frühen 19. Jahrhundert wurden die Wälder des Vorderen Renchtales von der Großherzoglich Badischen Bezirksforstei Renchen betreut, die nach der Aufhebung der Monarchie die Bezeichnung „Badisches Forstamt Renchen" führte. Der Zuständigkeitsbereich umfasste alle Gemeinden, die heute zu den kommunalen Einheiten Oberkirch, Renchen und Lautenbach gehören, sowie einige Gemeinden der heutigen Stadt Achern wie Wagshurst, Gamshurst, Önsbach und Mösbach. Dies blieb so bis zum 1. Juli 1937, als der Dienstsitz von Renchen nach Oberkirch verlegt wurde. Damals kam es zur Aufhebung des „Badischen Bezirksamtes Oberkirch", einer funktional einem heutigen Landratsamt entsprechenden Behörde, und einer Vereinigung mit dem damaligen Bezirksamt Offenburg. Somit suchte man eine neue Verwendung für das freiwerdende stattliche Gebäude in der Oberkircher Hauptstraße, das erst in den 1920er-Jahren unter dem bekannten Regierungsbaumeister Vögele für die Dienststellen des Bezirksamts und die Dienstwohnung des Bezirksamtmanns Gädecke errichtet worden war. In Anbetracht der geografischen Verteilung der Waldflächen und der bisherigen exzentrischen Lage des Dienstsitzes Renchen lag es nahe, diese Chance zu nutzen und das Forstamt nach Oberkirch zu verlegen. Zum genannten Zeitpunkt zog daraufhin Forstmeister Fritsch mit seinem Stab hierher um und bezog auch die freigewordene Dienstwohnung.
Schaut heute ein/e Autofahrer/in von der Autobahn aus in Richtung Schwarzwald, so fällt ihm/ihr die Hornisgrinde als höchste und imposante Erhebung des Nordschwarzwaldes sofort ins Auge. Dass sich dieser Berg noch vor etwa 30 Jahren ganz anders präsentierte, fällt den meisten Betrachtern heute nicht mehr auf. Damals konnte man den Hornisgrindeturm noch nicht entdecken; vom „Fernsehturm" ragten nur die obersten Stockwerke aus dem Nadeldach und die Windräder existierten noch gar nicht. Die Hornisgrinde war damals nämlich noch von einem dichten Nadelwald bedeckt. Ende der 1970er- und Anfang der 1980er-Jahre begann sich jedoch die Waldsituation zu verändern. Entwicklungen, die man schon in anderen europäischen Waldregionen beobachten konnten, nahmen nun auch im Schwarzwald - insbesondere im Nordschwarzwald - ihren Anfang. Nadelbäume verloren zusehends ihr Nadelkleid - viele starben innerhalb kürzester Zeit ab. Schadinsekte, die vorher noch keine so entscheidende Rolle im Wald gespielt hatten, trieben immer heftiger ihr Unwesen. Vor allem am Katzenkopf konnte das rasant um sich greifende Sterben der Bäume beobachtet werden. Kurz darauf war auch schon ein Begriff für dieses Geschehen in aller Munde. Der Begriff ,,Das Waldsterben" war geboren und fand nicht nur Eingang in die deutsche Sprache.
Das Naturschutzgebiet „Taubergießen" erstreckt sich auf einer Länge von zwölf Kilometern entlang des Rheines auf deutschem und französischem Grundeigentum. Es besteht aus zwei sehr unterschiedlichen Landschaftstypen: Westlich des Tulla'schen Hochwasserdammes befinden sich die Überflutungsbereiche des Rheins mit zum Teil urwaldähnlichen Auenwäldern aus Eichen, Ulmen, Silberweiden und Schwarzpappeln. Östlich des Hochwasserdammes, in der sogenannten Altaue, treffen wir eine liebliche Landschaft mit Wiesen, Hecken, kleineren Wäldern und Gewässern an, deren Flussläufe jedoch keine Verbindung mehr zum Rhein haben.
Europäische Flussauen gelten in der Fachliteratur noch als Naturlandschaften, die sich vom Menschen unbeeinflusst bis zum Beginn der Flusskorrektionen erhalten konnten (Aldinger et al. 1998; Dister 1980, 1991; Ellenberg 1996; Gerken 1988; LfU 1997; Oberdorfer 1992). Durch Forschungen der Abt. Landespflege der Forstlichen Versuchsanstalt wurden stichhaltige Argumente dafür erbracht, dass große Flussauen und deren Auewälder früh die Eigenschaften von Naturlandschaften verloren haben. Sie unterlagen dem allgemeinen frühen Veränderungsprozess unserer Kulturlandschaft in Mittel-, West-, Süd- und Osteuropa. Man kann begründet annehmen, dass auch die großen mitteleuropäischen Flussauen bereits 3000-2000 v. Chr. den Wandel der Auewälder von den Naturwäldern zu menschlich beeinflussten Wäldern erlebt haben (Volk 2002, 2003a). Im Naturschutzbereich am deutsch-französischen Oberrhein ist die Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft und der kurzen Zeit der Kulturlandschaft noch weit verbreitet. Vorstellungen der Naturlandschaftsforschung in Richtung langer Dauer der Naturlandschaft gibt es auch außerhalb des Oberrheins für die Weseraue. Ein Forschungsprojekt in der Weseraue hat die Landschaftszustände vor 3000 Jahren rekonstruiert (Gerken
u. Dörfer 2002). Diese Vorstellung von der langen Dauer der Naturlandschaft spielt in der Leitbilddiskussion für Aue-Naturschutzziele in Deutschland und Frankreich eine Rolle. Inzwischen gibt es besser gesicherte Rekonstruktionen der nacheiszeitlichen Landschaftsentwicklung größerer Flussauen. Ein Beispiel ist die Rekonstruktion der Flusslandschaften am
Niederrhein für die Jungsteinzeit (ca. 4000 Jahre vor heute). Sie hält frühe Eingriffe der Menschen in die Auewälder für sicher. Zur Römerzeit wird eine Flusslandschaft rekonstruiert, die als relativ waldarme, hoch entwickelte Kulturlandschaft gelten kann (Knörzer et al. 1999).
Ich erinnere mich aus der Kindheit noch sehr gut an jene gewaltigen Kahlhiebe der Nachkriegszeit, die „Franzosenhiebe", an die fremden Holzhauer im Land, an die anschließende Borkenkäferkatastrophe, aber auch daran, dass auf diesen Flächen später Himbeeren in riesigen Mengen wuchsen. Fast 50 Jahre danach sollte ich einen sauber geordneten Bund badischer
Akten vor mir auf dem Schreibtisch finden, der den ganzen Vorgang peinlich genau festgehalten hat. Daraus war auszugsweise zu entnehmen: ,,Zur Behebung der Kriegsschäden in Frankreich und als Ausgleich der hohen Einschläge der deutschen Verwaltung während der Besetzung Frankreichs kauft Frankreich als Ausgleich 6 Millionen Festmeter Derbholz stehend im Wald."