Verarbeitendes Gewerbe
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Dass mitten im Villinger Rietviertel in den zwanziger und dreißiger Jahren des letzten Jahrhundert
legendäre Straßenmotorräder gebaut wurden, ist
heute nur noch wenigen bekannt. Johann Götz
unterhielt in der Färberstraße im heutigen
Gebäude des Spielsalons Tip Top eine Werkstätte,
mit der er vom Kapellenweg am Villinger
Kneippbad in die Innenstadt umgesiedelt war. Es
waren wirtschaftlich schwierige Zeiten, aber vor
allem eine Ära, in der die Mobilität die Menschen
faszinierte. Seit 1873 war die Schwarzwaldbahn in
Betrieb, Motorräder gehörten zu den weiteren
Fortbewegungsmitteln der ersten Stunde. Die
Industrialisierung drückte den Städten ihren ehernen Stempel auf. Die Villinger selbst lernten beispielsweise mit dem Aufstieg der SABA Licht- und
Schattenseiten der neuen Ära kennen. Genau von
dort kam Johann Götz, Mitte der zwanziger Jahre
machte sich der Meister im Zuge der Weltwirtschaftskrise selbstständig.
Die Glocken des knapp vier
Jahrhunderte in der Zähringerstadt ansässigen Unternehmens
Grüninger befinden sich in aller
Herren Länder. Allerdings sind
kaum Exemplare in Villingen
erhalten geblieben: Sie wurden
ein- oder umgeschmolzen und
haben Kriege nicht überstanden.
Dennoch oder vielleicht gerade
deswegen besitzen für zahlreiche
Villinger Grüninger-Glocken
einen magischen Klang.
Gegen den Strich
(2017)
„Freiburger Künstler zeigt Todtnauer Bürsten auf der Biennale“ war der Beitrag der Badischen
Zeitung vom 7. Mai 2015 zum Auftakt des renommierten Kunstfestivals von Venedig betitelt.
Und tatsächlich geschah dort vom 9. Mai bis 22. November 2015 eine Musealisierung besonderer
Art, die man anschließend 2016 auch in Freiburg zu sehen bekam. Denn Marcello Martinez-Vega
hatte aus Bürsten, Halbfabrikaten, Schablonen und Mustern – genauer aus den Produktionsrückständen und Resten des Musterlagers der im Jahr 2000 geschlossenen Todtnauer Bürstenfabrik
Fridolin Wissler (Wissler Bürsten GmbH) – reichhaltiges Material für sein künstlerisches Projekt
eingesetzt: Aus historischen Fragmenten generierte er im Palazzo Moro eine moderne Installation
und wies diesen Ablagerungen von Firmengeschichte damit neue, dynamische Bedeutungen zu.
Rauenberger Zünfte
(2003)
Im ausgehenden Mittelalter entwickelten sich Zusammenschlüsse von Handwerkern einzelner Gewerbezweige, sogenannte Zünfte. Sie gaben sich eigene Ordnungen oder erhielten solche von ihrer Obrigkeit, in denen sich Regelungen für die innere
Organisation, über die Behandlung der Lehrlinge, das Gesellenwesen, die Anforderungen einer Meisterprüfung, das Verhalten im Geschäftsleben befanden.
Interessenkonflikte
(2015)
Die Aufzeichnungen von Friedrich Nicolai, der auf seiner Reise durch Deutschland und die
Schweiz im Jahr 1781 auch nach Ulm kam, geben Auskunft über einen erheblichen Eingriff der
reichsstädtischen Obrigkeit in die Wirtschaftsangelegenheiten der Ulmer Zünfte. Die Analyse
Nicolais ist dabei allerdings nicht ganz zutreffend; zwar kam den Webern keine aktive Gestaltungsmöglichkeit wirtschaftlicher Belange zu, sie hatten aber zum Teil erhebliche Handlungsspielräume.
Ulm galt als ein beachtliches wirtschaftliches und kulturelles Zentrum im deutschen Südwesten; die Lage im Schnittpunkt bedeutender Handelswege und politische Führungsrollen, etwa
im Schwäbischen Kreis, zeichneten die Reichsstadt aus. Allerdings brachten zahlreiche Kriege
im Untersuchungszeitraum verheerende finanzielle und wirtschaftliche Missstände mit sich, die
sich auch in erheblichem Maße auf die Ulmer Zünfte und speziell auf die größte der reichsstädtischen Zünfte, die Weberzunft, auswirkten.
Die Anfänge der Uhrenfabrik Werner gehen auf das Jahr 1826 zurück. Nach einem Brand übersiedelte der Handelsmann Johann Nepomuk Nock mit seinem Sohn Heinrich Nock von Triberg nach Villingen und ließ sich in dem Haus am Marktplatz, Ecke Riet- und Obere Straße, nieder. Beide betrieben darin eine Eisen- und Colonialwarenhandlung und gründeten nebenbei ein Uhrenversandgeschäft. Sohn Heinrich Nock war die Seele des angegliederten Uhrenbetriebes. Er selbst zog noch als Uhrenträger mit der Krätze hinaus, um Absatzmärkte für die von den Uhrmachern gefertigten und aufgekauften Erzeugnisse zu finden. Im Volksmund nannte man diese Tätigkeit auch „backe”, weil wohl das Verpacken der Uhren nach außen hin als
besonderes Merkmal dieser Tätigkeit galt.
Foto und Optik Singer
(2019)
In den alten Kirchenregistern erscheinen die Singer als Gewerbetreibende, als Landwirte, als Lehrer und als Musiker. Die Wiege des Firmengründers Josef Singer stand in dem bescheidenen elterlichen Hause in der Haus-Kraut-Gasse 15. Bei den kümmerlichen Einkünften, die damals der Vater als Briefträger bezog, lernte er schon als Schulkind das einfache und genügsame Leben kennen. Nach der Lehrzeit in der Blumenstockschen Uhrmacherwerkstätte, zog es ihn hinaus in die Ferne und nach längerer Wanderschaft findet er in Wien eine Bleibe. Vieles Neue und Interessante gibt es hier zu sehen und kennenzulernen. Als er zum Militärdienst eingezogen wird muss er zu einem Infanterieregiment nach Passau. Seine Absicht, sich danach in Paris und Hamburg umzusehen, konnte er nicht verwirklichen. Der Vater ist krank und ruft den Sohn zur
Unterstützung nach Hause.
Der Aufstieg und Niedergang der "Vereinigten Leder- und Schuhfabrik Steingoetter-Greiff" steht stellvertretend für das Schicksal vieler lederverarbeitender Betriebe in Baden. Zunächst fungierte das Privileg der "Thurn- und Taxis’schen Posthalterei" als Sprungbrett für weitere wirtschaftliche Expansion: Im 18. Jahrhundert hatte man mit Gerbereien begonnen, daraus entwickelten die beiden Wieslocher Posthalter Greiff und Koch durch geschickte Einheiraten und Investitionen ein ständig wachsendes Wirtschaftsimperium der Lederverarbeitung, dessen Blütezeit im 19. Jahrhundert lag. Im 20. Jahrhundert wurde die Industriegeschichte der Wieslocher Ledergewinnung und -verarbeitung durch die Zeitgeschichte geprägt. Während der Kriegsjahre war man wichtiger Heereslieferant und die Produktion lief auf Hochtouren, nach dem Zweiten Weltkrieg folgte ein schleichender Niedergang durch Billigware aus Südeuropa. Fatal war auch die Verstrickung der Badischen Lederindustrie in der Zwangsarbeit der Schuhtestprüfstrecke Sachsenhausen, an der auch die Wieslocher »Greif« maßgeblich beteiligt war.
Der Erfindergeist und der Ideenreichtum Dr.
Wilhelm Binders hat das Unternehmen, das sein
Vater Wilhelm Binder 1911 gegründet hatte, wachsen und gedeihen lassen und auch heute noch, 100
Jahre nach der Firmengründung und dem Wandel
von einem Familienunternehmen hin zu einem
international tätigen, gut aufgestellten Konzern
beflügelt dieser Erfindergeist die Kendrion Binder
Magnete GmbH. Bestes Beispiel: Sieben Jahre nach
dem Tod von Wilhelm Binder lud der Konzern im
Oktober 2010 zum „Dr.-Wilhelm-Binder-Day“
ein, dem ersten Kendrion-Innovations-Event mit
international bekannten Referenten in Amsterdam
und Villingen-Schwenningen. Ein besseres Signal,
wie hoch das Ansehen des Villinger Erfinders noch
heute im Konzern ist, kann es wohl nicht geben.
Dr. Wilhelm Binder würde staunen, wenn er
sehen könnte, welch herausragende Bedeutung das
von seinem Vater gegründete Unternehmen heute
weltweit hat, es hätte ihm gefallen, mit welcher
Innovationskraft Produkte entwickelt und am
Markt etabliert werden und mit wie viel Teamgeist
die Mitarbeiter weltweit dazu beitragen, die
Stellung des Konzerns zu festigen und weiter auszubauen.
2011 hat Kendrion Binder Magnete sein
glanzvolles 100-jähriges Jubiläum gefeiert und des
Firmengründers Wilhelm Binder und seines
Sohnes Dr. Wilhelm Binder gedacht, der durch seine
bahnbrechenden Erfindungen und Patente die
Basis für das stetige Wachstum gelegt hat. Die
Firma, eines der traditionsreichsten Unternehmen
in der Doppelstadt, hat den Sprung zum weltweit
agierenden Konzern geschafft, es hat viele Krisen
überstanden, zuletzt die große Finanzkrise 2009.
Im Dorf- und Uhrenmuseum in Gütenbach befindet sich eine Flötenspieluhr mit der Signatur „Mathias Siedle“. Die Uhr hat 48
Pfeifen, zwei Zugregister und ein 24-Stundenwerk; auf einer Walze sind acht Melodien gespeichert. Das Besondere an dieser Flötenspieluhr ist die Reinheit des Klangs, ein warmer und weicher Ton, die exakte Präsentation der Stücke ohne Nebengeräusche, eine „mechanisch und musikalisch gute Spieluhr […]“.
Am Anfang war das Harz
(2011)
„Den gebürgigen rauhen Schwarzwald hat Gott mit der Nahrung
des gewaltigen Holzgewerbes, der Viehzucht und des Hartzens
begabt", stellte 1596 der Kartograph Dr. Georg Gadner[1] fest.
Während im Murg- und Kinzigtal die vorhandenen Floßmöglichkeiten die Holznutzung des Waldes begünstigten, waren die unzugänglichen Wälder im oberen Renchtal und um den Kniebis
ursprünglich das Zentrum der Harzgewinnung im Schwarzwald.
Sebastian Münster schreibt in seiner „Cosmographia": ,,Also findestu bey dem Ursprung des Wassers Murg/nemlich hinter Kniebis/dass sich das Volck mit Hartz ablesen und klauben ernehret."[2]
Grimmelshausen lässt seinen Romanhelden Simplicissimus
auf seinem Rückweg vom Mummelsee in der Wildnis auf sechs
schwäbisch sprechende Waldbauern treffen, ,,die mit dem Harz
zu tun hatten"[3]. Sie stammten aus dem Baiersbronner Tal, wo
schon 1423 Einwohner in fürstenbergischen Waldungen Harzrechte hatten.[4] Im Jahr 1469 hatte Graf Heinrich von Fürstenberg
dem Gastmeister zu Kniebis, Gilgen Auberlin, das Recht verbrieft,
in den Wäldern von Rippoldsau zu harzen. [5] Als Herzog Friedrich
von Württemberg aus merkantistischen Nutzungserwägungen
1602 das Harzen überhaupt verbot, richteten die Baiersbronner
eine Bittschrift an ihn. Darin ersuchten sie ihren Landesherrn,
dem Harzgewerbe weiter nachgehen zu dürfen, ,,sonsten sie keine
andere Nahrung wissen noch haben".[6]
Im Frühjahr 1953 erwarb das Progresswerk Oberkirch A.G.
(PWO) die Konstruktionspläne des Untertürkheimer Rollerbauers Gottfried Gassmann. [1]
Unter der Projektleitung von Werner
Abel entwickelte man das Modell weiter zur Serienreife. Auf der
zweiten Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung in
Frankfurt im Herbst 1953 konnte erstmals der Prototyp des
neuen Rollers vorgestellt werden. [2]
Bis 1960 baute das in Stadelhofen ansässige Unternehmen Roller, zuerst den „Strolch“ und
dann dessen Nachfolge-Modell „Progress 200“. [3]
2021 hat der Gemeinderat einen Realisierungsbeschluss für das Museumsquartier Bürk in Schwenningen gefasst. Die denkmalgeschützten ehemaligen Fabrikräume der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk & Söhne werden zu einem neuen Kulturzentrum ausgebaut. Endlich gibt es damit Hoffnung für die Schwenninger Museumslandschaft, seit Jahrzehnten geprägt von infrastruktureller, personeller und finanzieller Unterversorgung und mit einem seit Jahren nur noch sporadisch geöffneten Heimat- und Uhrenmuseum. Das neue Museumsquartier Bürk wird kein Stadtmuseum für Schwenningen im traditionellen Sinn, keine Parallelstruktur zum erfolgreichen Villinger Franzikanermuseum. Das Bürk-Areal wird Begegnungsstätte und Diskussionsforum der Zivilgesellschaft mit dem Generalthema „Zeit“: Zeitstrukturen, Zeitregime, Zeitvorstellungen, kurz gesagt zur Frage, wie wir unsere Zeit verbringen wollen.
Noch in den achtziger Jahren war der sogenannte Hallenbau A selbst unter Karlsruhern kaum ein Begriff. Obwohl mit seinen
312 Metern Länge, 54 Metern Breite und 25 Metern Höhe mit Abstand größer als alle öffentlichen Gebäude der Stadt, fristete er als Teil des Geländes der Industriewerke Karlsruhe-Augsburg ein weitgehend unbeachtetes Dasein, zur Brauerstraße hin versteckt hinter ausgedehnten Werkhallen, auf der Westseite an der Lorenzstraße begrenzt von einem wenig attraktiven, ungeordneten Gebiet mit kleinen Gewerbebetrieben zwischen verwilderten Kleingärten. Der ungepflegte Zustand mit bröckelndem Putz und schmutzigen Fenstern trug außerdem dazu bei, dass der riesige, langgestreckte Baukörper von denen, die ihn überhaupt wahrnahmen, als Schandfleck angesehen wurde, der möglichst bald aus dem Stadtbild verschwinden sollte.
Im Jahr 2005 haben Jugendliche und Eltern des Jungen Chors
Fautenbach und des Kinder- und Jugendchors Unterwegs die
Acherner Heckelfabrik „wiederentdeckt". Zwischen einem Autohaus, einem Einkaufszentrum und der Bundesstraße führte das
Fabrikgebäude mit der markanten Backsteinästhetik und
eindrucksvollen Giebelfenstern ein jahrelanges Dornröschendasein.
Die vor genau 100 Jahren im ersten Industriegebiet Acherns
gebaute Fabrik mit Eisenbahnanschluss diente seither keine
20 Jahre als Fabrikationsstätte. Sieben Jahre wurden in der
Severin'schen Fabrik nach damals neuesten Techniken Flaschen
produziert und Patente verwertet, zehn Jahre wurden in der Maschinenfabrik Ernst Heckels Flurförderanlagen gebaut. Eine kleine
Fabrikepisode hatte die Hecke[ noch einmal zum Ende des Zweiten Weltkriegs, als die Firma Metz und andere ebenfalls aus Karlsruhe kommende Fabriken nach Achern ausgelagert wurden.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Eschelbronn, wie in anderen Kraichgaudörfern,
lediglich zwei Schreinermeister (Friede! 1989, S. 160). Diese übten neben der
Landwirtschaft das Schreinerhandwerk als Nebengewerbe zur Deckung des lokalen
Bedarfs im Dorf aus. Die Zahl der Nebenerwerbsschreiner vergrößerte sich
dann aber bis 1850 für ein damals nur knapp 700 Einwohner zählendes Dorf ungewöhnlich
stark (Butschbacher 1984, S. 11). Dies lässt auf eine beginnende Außenorientierung
des Absatzes der Eschelbronner Schreiner schließen. Ende des 19.
Jahrhunderts setzte ein beispielloses Wachstum des Schreinerhandwerks ein, das
1914 und 1930 jeweils einen Höchststand von 60 Schreinereien erreichte (Friedel
1989, S. 182). Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Schreinereien wegen
der Konzentration der Möbelproduktion auf mehrere Fabriken dann wieder deutlich
ab. Heute gibt es noch 10 Vollerwerbsschreinereien, darunter sechs Einmann-
Betriebe, eine Nebenerwerbsschreinerei und zwei Möbelhäuser. Nur noch vier
Schreinereien haben ihren Standort im Dorf.
Die UHU-Werke waren und sind ein wichtiger Faktor des konjunkturellen Lebens der Stadt Bühl und ihrer Umgebung. Wie fast
alle traditionsreichen Unternehmen erlebten die UHU-Werke
gute und schlechte Phasen im Laufe ihrer Geschichte. Diese im
Hinblick auf die UHU-Werke in der Gesamtheit darzustellen,
würde den Rahmen eines einzelnen Beitrags im diesjährigen Heft
der „Ortenau" sprengen. Aus diesem Grund wird der zeitliche
Rahmen der Darstellung auf den Zeitraum zwischen den 1950er
und 1970er Jahren beschränkt. In thematischer Hinsicht werden
neben wirtschaftsgeschichtlichen Fakten auch Aspekte der Werbung und des familiären Charakters in die Schilderung mit einbezogen. Bei der Fischer Arzneimittel OHG ist von Interesse, ob
die Mediziner mit den dort hergestellten Präparaten zufrieden
waren oder nicht.
Die industrielle Fertigung begann in Schwenningen im Jahre 1855 mit einer Kontrolluhr, der
Nachtwächterkontrolluhr, die Johannes Bürk erfand und wofür er die erste Fabrik errichtete. In
einem Teil dieser Fabrik ist heute das 1994 eröffnete Uhrenindustriemuseum untergebracht. Hier
wird die Geschichte der Uhrenindustrie in der Region mit allen produktiven und sozialen Facetten
dokumentiert und lebendig gemacht, denn alle
Maschinen sind funktionstüchtig und werden von
Museumsbediensteten vorgeführt und von ehrenamtlichen Mitarbeitern restauriert und gewartet.
Sie fertigen auch einen Museumswecker, der käuflich erworben werden kann.
Im 19. und 20. Jahrhundert hat sich das Große Wiesental zu einem der am stärksten industrialisierten Schwarzwaldtäler entwickelt. Heimgewerbliche Flachsspinnerei und Leinwandweberei sowie nachfolgend die hauptsächlich von Schweizer Unternehmern aufgebaute Baumwollverarbeitung im Verlagssystem hatten hier bereits vorindustriell Fuß gefasst, und es war am Hochrhein und im Wiesental eine vom Textilgewerbe geprägte Region entstanden. Der industrielle Umbruch veränderte die Wirtschafts- und Sozialstrukturen sowie den Lebensalltag der Bevölkerung und formte das Siedlungs- und Landschaftsbild gründlich um. Aus einer bäuerlich-kleingewerblichen wurde in wenigen Jahren rasch eine hochgradig industriell überprägte Kulturlandschaft. Strukturelle Umbrüche kennzeichnen die Entwicklung bis in die jüngere Vergangenheit: Mit dem Niedergang der ehemaligen Leitindustrie ab den 1970er Jahren setzte ein neuerlicher Strukturwandel im Tal ein.