Kirchliches Leben
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Jakobswege im Schwarzwald
(2000)
Der „Jakobsweg“ zum Grab des Apostels in Santiago de Compostela in der Region Galizien im Nordwesten Spaniens war ein Jahrtausend lang eine der großen Kulturachsen und Verbindungsstraßen quer durch Europa. Aber nicht jeder pilgerte tatsächlich unter dem Zeichen der Jakobsmuschel bis zum Apostelgrab oder zum „Finis Terrae“ des Mittelalters, bis ans
„Ende der Welt“. Diese alten Pilgerwege - von Riga/ Lettland bis zum Fernziel an der spanischen Ozeangrenze - durchqueren ganz Europa, natürlich auch den deutschen Südwesten. Und viele noch heute bekannte Wallfahrtsstätten, Jakobskapellen und Pilgerherbergen haben ihre Ursprünge und ihre Geschichte in den „Zubringern“ zu den großen Routen, die schließlich am Fuße der Pyrenäen nur noch zwei Möglichkeiten offen ließen: den Paß über Roncesvalles/ Navarra oder über den Somport/Aragonien, beide Routen vereinen sich wieder bei Puente Ja Reina/ Navarra - mit der berühmten Brücke über den Agra, von wo aus dann „nur“ noch etwa 30 Tageswanderungen bis ans Ziel zu schaffen sind.
„Ein Gnadenstuhl“? „Ist das ein Fahrzeug für Behinderte, der Beichtstuhl in der katholischen Kirche oder gar der elektrische
Stuhl in den USA zur Tötung von verurteilten Schwerverbrechern?“ Solche oder ähnliche Fragen stellen manche modernen Menschen, wenn ihnen der einst so geläufige Begriff „Gnadenstuhl“ einmal begegnet. Dabei umschreibt das vermutlich von
Luther geschaffene Wort (thronum gratiae Hebr. 4,16) einen der zentralsten Glaubensinhalte christlicher Religion und vermittelt seit dem frühen Mittelalter eine fassbare Vorstellung von der Trinität Gottes. Wenngleich auch die Bedeutung des Dreifaltigkeitsmysteriums den heutigen Christen kaum noch bewusst sein mag, so beginnen doch weiterhin bei der Ausübung des Glaubens alle liturgischen Handlungen mit der Anrufung „im Namen des Vaters und des Sohnes und des HI. Geistes“ und schließen ebenso. Seit dem 10. Jh. war der „Gnadenstuhl“ oder die „Dreifaltigkeitsssäule“ für den bildenden Künstler ein Versuch, die christliche Lehre von der Dreipersönlichkeit Gottes auf verständliche Weise anschaulich zu machen, für den Betrachter bot sie die Möglichkeit, über die Gnade der Erlösung vom irdischen Tod nachzudenken.
Am 13. Januar 1749 schenkte der speyerische Landesherr, Kardinal Franz Christoph von Hutten, der Peterskirche zu Bruchsal Reliquien des heiligen Sebastian. In einem Protokoll heißt es: „damit durch die Fürbitt des Heil. Sebastian die Stadt Bruchsal und das ganze Land von allem Übel, absonderlich von giftigen Kranckheiten verschont werde, wozu wir auch ein eigenes Reliqarium von Silber haben verfertigen lassen“. Dieses prächtige Rokokowerk mit dem vorzüglich modellierten Heiligen
als Griff, am Fuß ein auf Porzellan gemaltes Medaillon mit dem Wappen Speyer-Weißenburg-Hutten, ist ein Werk des Augsburger Gold- und Silberschmiedes Franz Thaddäus Lang. Dieser stammte aus Schwaz in Tirol und ist in Augsburg 1773 gestorben. In Augsburg war das Zentrum der Gold- und Silberschmiede.
Die Kontroverse um Fortschritt und Tradition, Vernunft und Glaube, Kirche und Welt im 19. und frühen 20. Jahrhundert manifestierte sich in vielerlei Bereichen. Ein besonders sensibles und emotionsbefrachtetes Thema stellte in diesem Zusammenhang die Bestattungsfrage dar. Nachdem jahrhundertelang das Erdbegräbnis die ausnahmslos übliche Art der Bestattung im christlichen Abendland gewesen war, plädierten verschiedene Kreise im Laufe des 19. Jahrhunderts aus unterschiedlichen Gründen für eine Wiederaufnahme der antiken Sitte der Leichenverbrennung. Auch in Freiburg gaben nach der Wende zum 20. Jahrhundert Pläne zu einem Krematoriumsbau Anlass zu heftigen Auseinandersetzungen, welche vor allem mittels der zahlreichen damals hier erscheinenden Tageszeitungen in durchaus polemischer Art und Weise ausgetragen wurden. Im Folgenden soll zunächst die allgemeine Wiedererweckung des Brauchs der Feuerbestattung in Deutschland seit der Zeit der Aufklärung dargestellt werden. Daran schließt die spezielle Auseinandersetzung in dieser Frage in Freiburg an. Nach einer kurzen Beschreibung des zuvor heftig umstrittenen Krematoriums wird schließlich das Ergebnis zusammengefasst.
Das Generallandesarchiv in Karlsruhe verwahrt in seiner Abteilung 64 eine Reihe von Anniversarien und Nekrologien vornehmlich aus dem badischen Raum. Neben Anniversarien bedeutender Kirchen, wie etwa des Konstanzer oder des Basler Münsters, finden sich auch solche kleiner Dorfkirchen. Zu diesen gehört das Seelbuch der Pfarrkirche und Leonhards-Bruderschaft zu Steinmauern bei Rastatt. Interessanterweise wird diese Quelle in der Literatur zur Geschichte der Pfarrei Steinmauern nicht erwähnt. In der ortskundlichen Literatur dagegen wird das Seelbuch abgehandelt. So wird in der 1926 erschienenen Ortsgeschichte von Steinmauern u.a. über die Stiftungsgegenstände, die Stifter und die Flurnamen, die das Seelbuch nennt, berichtet. In ähnlicher Weise, aber ausführlicher, befaßt sich das 1982 erschienene Heimatbuch mit dieser Handschrift.
Im Franziskanermuseum wird ein Teppich gezeigt,
der sich deutlich von den beiden ebenfalls dort
gezeigten Prachtteppichen mit der Krönung Mariens bzw. der Verklärung auf dem Berge Tabor
unterscheidet: der sog. Weihnachtsteppich (Abb.1).
Alle drei Teppiche dienten der gleichen Funktion – es sind Antependien[1] – und zeigen die für
diese Art Teppiche häufig anzutreffende Dreiteilung der Fläche mit zwei Heiligen, die das Hauptsujet rahmen, doch wirkt der „Weihnachtsteppich“
wesentlich bescheidener. Nicht nur hat er kleinere
Ausmaße, ist vorwiegend im schlichten Klosterstich gestickt statt wie jene gewirkt, gedämpft farbig statt leuchtend bunt, sondern auch in der Thematik stellt er einen Gegensatz dar. Eingerahmt
vom Hl. Franziskus und dem Hl. Ludwig von Toulouse, einem Bischof königlichen Geblüts, der die
Krone ausschlug, um Franziskaner zu werden, zeigt
der Teppich Christi Geburt im Stall mit der Anbetung der armen, schlichten Hirten, nicht der Könige in all ihrem Prunk.
Die Herrenkramersche-Krippe
(2003)
Rottweil ist eine Stadt mit Krippentradition. Unter
ihren Kirchenkrippen fällt in der Kapellenkirche
die Altarkrippe des Asam-Schülers Joseph Firtmair
mit ein Meter hohen Brettfiguren von etwa 1730
ins Auge. Noch vor 100 Jahren gab es auch in
jedem alten Rottweiler Stadtviertel zwei oder drei
Krippen in Bürgerhäusern, die in der Weihnachtszeit zum Besuch einluden. Die wichtigste und
„volkskundlich interessanteste“ unter ihnen ist
sicher die „Herrenkramersche Krippe“.
Die Hofkreuze von Hofstetten
(2003)
Die Hofkreuze in Hofstetten sind Hochkreuze und tragen alle einen Christus-Korpus. Geht man der Geschichte und den Inschriften der Kreuze nach, entdeckt man, dass viele Leute, meistens Bauern, Hofkreuze aus Dankbarkeit, zur Erinnerung an Menschen, als Mahnmal, als Gotteslob, zum Schutz vor Seuchen und Blitzeinschlägen oder in Verbindung mit einem
Gelübde errichtet worden sind. Heute werden keine Hofkreuze mehr gebaut, weil viele Menschen nicht mehr so religiös eingestellt wie früher sind. Allerdings entdeckt man am Straßenrand oft Kreuze, die an einen Unfall erinnern und die Vorbeifahrenden mahnen sollen.
Im Oktober 2003 wurde verschiedentlich an die 60. Wiederkehr des Todesurteils über M. J. Metzger (14. Oktober) erinnert. Dies war gleichsam ein Auftakt zu den Gedenkfeiern um den 17. April 2004, 60. Jahrestag der Hinrichtung in Brandenburg Görden (1944). Auf dem 60. Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 wurde u. a. eine Metzger-Werkstatt in St. Joseph, Berlin-Wedding, veranstaltet. Sie brachte manche Besucher zu Neu-Begegnungen und zu Rückfragen — es war ja gleichzeitig ein „Jahr der Bibel“: Was sagt M. J. Metzger zu Bibel und Liturgie? Themen, die etwas zurückgetreten sind in der Literatur gegenüber den großen Anliegen: Frieden und Einheit.
Verantwortlichen des Grünflächenamtes und deutete die Reliefs mit der Schrift auf den drei Seiten
der Stele. Dekan Kurt Müller, der die Texte entworfen hatte, sprach ein Segensgebet. Günter Rath,
der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, übergab das kostbare Werk der Wertschätzung und der Fürsorge der Öffentlichkeit, die
in großer Zahl an der Einweihungsfeier teilgenommen hatte. Von den üblichen, in den meisten
katholischen Kirchen zu entdeckenden 14 Kreuzwegstationen wurden drei ausgewählt:
Jesus wird zum Tod verurteilt.
Klein, noch unter der untersten Stufe steht wehrlos
der angeklagte, gefesselte Jesus. Fünf Stufen höher,
fast auf dem Richterstuhl sitzend wäscht Pilatus
nach gefälltem Urteil sich „in Unschuld" die
Hände. Der deutende Satz lautet:
DIE HANDLANGER
DAS UEBEL JEDER
EPOCHE
"Ein badischer Aloisius"
(2004)
Im Jahr 1950 erschien ein Büchlein mit dem Titel „Leuchtende Schar. Ein kleines Heiligenbrevier für junge Menschen“ von Albert Krautheimer und Karl Becker. Unter dem 21. Juni findet sich ein Brief an den heiligen Aloysius von Gonzaga. Darin klagt der Verfasser dem Heiligen sein Leid: Er sei durch seine Erzieher frühzeitig auf ihn aufmerksam gemacht worden, habe an den Aloysianischen Sonntagen teilgenommen und ihn so kennen, aber nicht lieben gelernt. Sechsmal habe er angefangen, die Lebensbeschreibung zu lesen, sei aber nie über das erste Fünftel hinausgekommen, denn: „Wenn man sich gerade einmal
freuen wollte, dass du auch ein ‚Mensch aus Erde' warst, dann wurde diese Tatsache vom Verfasser umgehend bedauert. Deine harmlosesten Bubenstreiche wurden als beweinenswerte Sünden hingestellt. Hätten wir dem Autor geglaubt, dann wären wir Buben insgesamt schon damals Schwerverbrecher gewesen. [...] Hätte man uns die Freude über dein echt jungenhaftes Verhalten im Feldlager gelassen, wir wären bestimmt deine besten Kameraden geworden. [...] Aber man ließ uns nicht Kameraden werden [...] man paukte uns ,die Moral von der Geschicht' ein, bis wir nicht mehr wussten, ob du oder wir oder unsere Erzieher einen Knacks hätten. Kurzum: man trieb einen Keil zwischen uns, anstatt uns zusammenzuführen.‘“ Und später heißt es in dem fiktiven Brief: „Überhaupt, man wollte aus dir einen Schmachtlappen machen, einen Trottel,
der weltflüchtig wurde, weil er mit der Welt nicht fertig wurde.“ Der Verfasser des Briefs solidarisiert sich also mit Aloysius.
Das Kreuz ist das „Siegeszeichen des heilbringenden Leides“. In ihm ist das Heilswerk Christi zusammengefasst. Es ist ein Zeichen der Heilsgegenwart. An einem Haus angebracht wird es für dieses zu einem Weihezeichen, d. h. einem Zeichen des
Segens. Deshalb verbindet sich mit ihm unter anderem auch der Glaube an seine schützende Kraft und als ein Zeichen der Entsühnung (= Befreiung von Sünde und Schuld.) Es wird zu den Leidenswerkzeugen gerechnet.
Nachdem die Markgrafschaft Baden nach dem 30-jährigen Krieg im Jahre 1648 Grenzland zu Frankreich geworden war, begann für die rechtsrheinische Bevölkerung eine Jahrzehnte dauernde schwere Leidenszeit. Die Expansionspolitik Ludwig XIV. von Frankreich löste eine Folge von zerstörerischen Kriegszügen aus. Nach dem Eroberungskrieg gegen Holland von 1672 bis 1679 und dem Bau der großen Festung Fort Louis gegenüber von Stollhofen ab 1687 wurde unser Gebiet jahrzehntelang mit Versorgungsforderungen und brutalen Plünderungen ausgehungert. Unsere Vorfahren waren in diesen Notzeiten hilflos und ohnmächtig. In solchen Tagen und Stunden, in denen der Mensch eines Trostes und des Glaubens an eine bessere Welt, an das Jenseits und an eine ausgleichende Gerechtigkeit bedarf, hält ihn allein die Hoffnung und der religiöse Glaube aufrecht. Es verwundert daher nicht, dass die damalige Kapelle in der Ortsmitte von Neuweier, gestiftet im Jahr 1329, ein vielbesuchter und trostspendender Ort geworden war.
Kreuze sind seit jeher Zeichen und Zeugnisse christlicher Kultur, Symbol der Passion Jesu Christi und seines Erlösungswerkes. Das Kreuz gilt als das Zeichen des Christentums schlechthin. Die Geschichte der Stadt Villingen ist immer christlich geprägt gewesen und so ist es wohl eine Selbstverständlichkeit, dass die Bürger das auch öffentlich zum Ausdruck gebracht haben. Zum Beispiel durch Kreuze und andere religiöse Bilder und Symbole an Straßen und Wegen.
Herzog Eticho (Atticus, Attich, Adalrich u.a.) ist einer der wenigen namentlich bekannten Herren im Elsaß in der zweiten Hälfte des 7. Jahrhunderts, ein bedeutender Alemannenfürst vertreten in den Stammtafeln vieler später berühmter Herrschergeschlechter, belehnt vom Merovinger König mit weiten elsässischen Regionen, mit seiner Residenz in Oberehnheim. Er war verwandt mit dem Bischof Leodegar von Autun — also auch er einer der Christen als Konsequenz aus der Konversion des Frankenkönigs Chlodwig, der in der Schlacht gegen die Alemannen 496/97 seine Bekehrung zum christlichen Glauben gelobt hatte, falls der „stärkere Gott“ ihm zum Sieg verhelfe. Dies war inzwischen 1 1/2 Jahrhunderte her; es ist kaum zu vermuten, daß in dieser Zeit der Samen des Evangeliums in religiösem Lebensstil und in Humanität überall schon zur Blüte und Frucht herangereift sein konnte. Immerhin, Eticho heiratete die Nichte des oben genannten Bischofs Leodegar (der 685 als Märtyrer starb): Bethsvinda oder Berswinda (vgl. Thomas Zotz über die Etichonen im Lexikon des Mittelalters, Bd. 4, Sp. 57). Eticho und Bethsvinda bekamen Kinder, 657 (oder 661 ?) ein kleines Mädchen. Aber es wurde blind geboren. Eine Strafe des Himmels? Der Herzog ließ durch Herolde kundtun, seine Frau habe ein totes Kind zur Welt gebracht; er hatte jedenfalls einen kräftigen, schönen Jungen erwartet. Und nun ein blindes Mädchen, ein Schandfleck der Familie, kein passender Nachwuchs für den „Schwertadel“. Es ist freilich doch kaum zu glauben, der enttäuschte Vater habe tatsächlich befohlen, das Mädchen zu töten. Immerhin konnte die Mutter ihre Tochter in Sicherheit bringen, erst in Scherwiler bei Schlettstadt, dann im Kloster von Baúme-les-Dames in der Franche Comté (im Doubs-Tal), wo das Mädchen gute Pflege und eine besondere schulische Bildung erfuhr.
Seit knapp 275 Jahren wird in der Pfarrei Heilig Kreuz in Steinach am ersten Sonntag im August eines jeden Jahres mit einem feierlich umrahmten Gottesdienst am Vormittag in der Heilig-Kreuz-Kirche der Erzbruderschaft ,,Maria Trost" gedacht.
Diese Erzbruderschaft in Steinach wurde am 10. Juni 1731 von dem damaligen Pfarrer Johannes Michael Lang, einem eifrigen Seelsorger und Marienverehrer, der ab März 1726 bis Oktober 1749 Geistlicher in Steinach war und 1759 in Pfohren bei Donaueschingen starb, ins Leben gerufen. Sie stand unter dem Schutz der hl. Monika, des hl. Nikolaus von
Tolentino und des hl. Augustinus. Als Erkennungszeichen und als Zeichen der Verehrung trugen die Mitglieder der Bruderschaft bei Versammlungen, Prozessionen und Gottesdiensten einen schwarzen Ledergürtel.
St. Agatha von Villingen
(2007)
Es ist das heutige Haus der Familie des Elektromeisters Hubert Dörflinger und seiner Frau Luzia
in der Brunnenstraße 21. An der Giebelseite zur
Zinsergasse befindet sich eine in die Wand eingelassene vergitterte Nische. In ihr steht eine sorgfältig
geschnitzte und farblich gefasste Frauenskulptur
mit ihrer bis zu den Füßen wallenden Kleidung: die
heilige Agathe.
Immer wieder wird von Freiburgern und von auswärtigen Besuchern danach gefragt, wer denn
der Stadtpatron von Freiburg sei: der Ritter Georg der Bischof Larnbert oder der Martyrer
Alexander? Zuweilen schließen sich die Fragen an, we1cher Alexander unter den vielen Heiligen dieses Namens gemeint sei oder ob „Unsere Liebe Frau" auch als offizielle Schutzpatronin der Stadt angesehen werden müsse und nicht lediglich als Patronin des Freiburger Münsters. Außerdem möchte man gern wissen, wann und auf welche Weise diese Heiligen zu
Schutzpatronen der Stadt erhoben worden sind, ob es in Freiburg Reliquien von ihnen gibt und
wo heute noch Darstellungen der Stadtpatrone zu sehen sind.
Auf diese Fragen überzeugende Antworten zu geben, fällt nicht leicht, weil seit der Erhebung der Freiburger Stadtpatrone einige Jahrhunderte vergangen sind und es nur wenige zuverlässige Quellen gibt, aber auch weil bisher lediglich Teilaspekte dieses komplexen Themenkreises untersucht worden sind. Der Freiburger Mediävist Klaus Graf warnt als Kenner
der Materie: ,,Wer sich mit solchen Stadt- und Ortspatronen befa[ss]t, betritt eine terra incognita."
In diesem Sinn äußert sich auch Hans-Jürgen Becker, Ordinarius für Europäische Rechtsgeschichte und Kirchenrecht in Regensburg; er stellt fest, dass die Bedeutung des Stadtpatrons
für die deutschen Städte bisher nur unzureichend erforscht ist und dass es sich bei diesem
Thema „um einen Grenzbereich zwischen Philologie, Lokalhistorie, Kunstgeschichte, Religionsgeschichte und nicht zuletzt Rechtsgeschichte handelt".
Insbesondere das auf einer mehr als 100 Jahre alten Postkarte dominierende, sehr aufwendig gestaltete malerische Kreuz mit dem historischen Bauernhaus und der Kapelle im Hintergrund (Bild 1) machte den Verfasser dieses Beitrags neugierig. Wo war dieses Hofensemble zu finden? Wie alt mochten Haus, Kapelle und Kreuz sein? Gab es einen besonderen Anlass für das Errichten des Kreuzes, z.B. Krankheit in der Bauernfamilie, eine Seuche beim Vieh oder ein Gelöbnis? Wer gestaltete das Kreuz mit den vielen symbolischen Darstellungen aus der Leidensgeschichte Christi? Diese und viele weitere Fragen stellten sich. Um etwas Näheres hierzu in Erfahrung zu bringen, musste das Hofgut aber erst einmal gefunden werden. Da die Ansichtskarte weder den Hofnamen noch etwas über die geografische Lage des Hofs verrät, standen die Chancen, das Hofensemble jemals zu finden, von vornherein schlecht. Und so blieben auch alle Suchaktionen im gesamten mittleren Schwarzwald zunächst ohne Erfolg. Einen winzigen Lichtblick bot die Einprägung auf der Kartenrückseite: ,,J. G. Fleig, Photogr. Verl. Hornberg. No. 15". Aber auch der half zunächst nicht weiter. Die Hoffnung, das Hofgut jemals zu finden, sank gegen Null. Gab es diesen Hof überhaupt noch? War er zwischenzeitlich vielleicht schon bis zur Unkenntlichkeit modernisiert, zweckentfremdet genutzt, das Kreuz verwittert, verfault und deshalb abgebrochen?
Lassen Sie mich an den Anfang meines Referats eine Begründung dafür stellen, warum ich ausgerechnet dieses Thema gewählt habe. Nun, dafür gibt es einen ganz einfachen Grund: Ich musste, als ich mich vor mehreren Monaten festgelegt habe, eine Fragestellung finden, die einerseits mit dem Generalthema des Archivtags harmonierte, anderseits zum Thema meines Kollegen von der Evangelischen Landeskirche in Baden passte und schließlich allgemein genug war, mir eine hinreichende Flexibilität und Gestaltungsfreiheit zu erhalten. Keiner Begründung bedarf es wohl, dass ich die Ausländerseelsorge — wir könnten auch, etwas fürnehmer, Migrantenpastoral dazu sagen — überhaupt zum Thema meines Vortrags mache. Immerhin gehört die Sorge für die Fremden — und somit auch deren Seelsorge — zu den zentralen Aufgaben, die uns als Christen gestellt sind: Ich verweise auf das Evangelium nach Matthäus, Kapitel 25, Vers 35. Und wenn wir Archivare uns mit dem Problem der „Überlieferungsbildung und -sicherung für Migranten“ befassen, dann tun wir damit zunächst einmal nicht mehr, als eine unserer zahlreichen Pflichten zu erfüllen.