Architektur
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Hermann Behaghel
(2021)
Die Regionalgruppe Mannheim der Badischen Heimat machte ab dem Jahr 2012 Führungen durch katholische und evangelische Kirchen des 19. Jahrhunderts/Anfang des 20. Jahrhunderts. Diese Kirchenbauten waren seit Mitte des 20. Jahrhunderts kunstgeschichtlich nicht hochgeschätzt, weil sie meist in früheren Stilen gebaut wurden, z. B. im Stil der Gotik. Erst ab Ende des 20. Jahrhunderts änderte sich die Wertschätzung dieser Kirchenbauten. Inzwischen sind sie Kulturdenkmäler geworden. Im Heft 4/2020 der Badischen Heimat wurde aus der angegebenen Zeit der katholische Kirchenarchitekt und -baumeister Ludwig Maier vorgestellt, der im nördlichen Baden ca. 100 Kirchen plante bzw. erbaute. In diesem Heft wird nun der evangelische Kirchenarchitekt und -baumeister Hermann Behaghel herausgestellt, der im nördlichen Teil Badens ca. 30 evangelische Kirchen plante. Die Regionalgruppe Mannheim erkundete in Mannheim drei von Behaghel errichteten evangelischen Kirchen: die Erlöserkirche in Mannheim-Seckenheim, die Johanneskirche in Mannheim-Feudenheim und die Matthäuskirche in Mannheim Neckarau.
Platzverweis?
(2021)
Was liegt für Baarbewohner in diesen tristen Corona-Wochen näher, als bei den herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad also, soviel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja eben noch zu, nichts wie ab durch die Dörfer, erst nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase schlimmster Bestandeseinbrüche noch zwei Storchenpaare hatten behaupten können; dann die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten seit Jahren ein besonders lebhafter Zuzug registriert werden kann: Sieben Storchennester, verteilt auf Giebel, Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es inzwischen sein; selbst das Dach des Gasthauses Storchen ziert neuerdings wieder eines wie auch nebenan eines auf der Sonne.
Bei einem Überblicksbeitrag wie diesem wird schmerzlich bewusst, dass es bislang keine Gesamtdarstellung des Themas gibt. Dabei ist die Landeskirche reich an Beispielen aus allen Zeiten. An dieser Stelle können nur mit einigen Fallstudien Leitgedanken des Kirchenbaus der letzten beiden Jahrhunderte dargestellt werden.
Wer signifikante Unterscheidungsmerkmale zwischen katholischem und evangelischem Kircheninnenbau aufzählen will, läuft schnell Gefahr, sich in einer Defizitliste zu verlieren: Kein Tabernakel, kein „ewiges Licht“, kein Klerikergestühl, keine Heiligenfiguren, keine Kommunionschranken und keine Beichtstühle in evangelischen Kirchengebäuden, jedenfalls solchen aus nachreformatorischer Zeit. Keine Beichtstühle? Von der Beichte wird so gelehrt, dass man in der Kirche die
privata absolutio beibehalten und nicht wegfallen lassen soll. Dementsprechend sind in evangelischen – in der Regel lutherischen – Kirchengebäuden noch vereinzelt historische Beichtstühle anzutreffen, so in Niebelsbach im Enzkreis (Beichtstuhl des 18. Jahrhunderts), um ein Beispiel aus Baden-Württemberg anzuführen, dem weitere aus anderen Kirchenregionen an die Seite gestellt werden können. Keine Kommunionschranken? Zwar bedürfen evangelische Kirchengebäude keiner Lettner, keiner Abschrankungen zwischen einem Bereich für den „Klerus“ und einem Bereich für das „Kirchenvolk“. Im Gegenteil: Das Grundprinzip des Priestertums aller Gläubigen kennt keinen Klerus im Sinne der Amtsvorstellungen der römisch-katholischen Kirche und dementsprechend keine Sonderbereiche im Kirchengebäude für „Geistliche“, auch wenn evangelische Pfarrer bis weit in das 20. Jahrhundert hinein als „Geistliche“ bezeichnet wurden, und dies ganz offiziell.
Erhalten oder verändern?
(2018)
In den Jahren 2011/12 wurde im Zuge der Innenrenovierung der Friedenskirche von 1910 in Heidelberg-Handschuhsheim deren Innenraum umgestaltet: Eingebaut wurde eine große, unregelmäßige Stufenanlage aus weißem Stein, die bei Chorkonzerten durch zusätzliche Podeste aus Holz ausgeglichen und ergänzt werden muss. Nach der Umgestaltung folgen nun der alte Taufstein von 1910, ein moderner dunkler Altar aus Bronze, ein Ambo aus gleichem Material als Kanzel und die Orgelempore als Prinzipalien in einer Linie hintereinander. Auch der ursprüngliche Kirchenraum hatte in noch strengerer Weise eine Architekturkonzeption entsprechend dem sogenannten Wiesbadener Programm von 1891/92 aufgewiesen. Die jetzige Neugestaltung war auf der einen Seite innerhalb der Kirchengemeinde sehr umstritten, wurde andererseits aber mit zwei Architekturpreisen ausgezeichnet. ‒ Die noch konsequenter nach dem Wiesbadener Programm im Jugendstil erbaute Lutherkirche von 1907 in der Karlsruher Oststadt wurde von April 2017 bis zum Sommer 2018 ebenfalls renoviert, richtiger: saniert, jedoch nicht umgestaltet, sondern in ihrer ursprünglichen Raumgestaltung erhalten. Die „Innneraumsanierung“
wurde durch die Denkmalstiftung Baden-Württemberg finanziell gefördert.
Das Großbottwarer Rathaus
(2020)
Wann aus dem Dorf »Bodebura«, nördlich der Martinskirche und westlich der Kleinen Bottwar gelegen, die Stadt »Bothebur«, später »Botwar« genannt, wurde, wissen wir nicht genau. Es gibt keine Gründungsurkunde, aber ein paar Anhaltspunkte. Wir können davon ausgehen, dass es sich um eine geplante Neugründung einer Stadt handelt, östlich neben dem alten Dorf gelegen. Und dass diese Stadt, vermutlich von Albrecht von Lichtenberg gegründet, in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstanden ist. Dies lässt sich aus dem Vergleich von zwei Urkunden erschließen: 1247 bestätigt Papst Innozenz IV. dem Kloster in Oberstenfeld die Schenkung eines Grundstückes in »Villa de Botebor«, also im Dorf Bottwar, und 32 Jahre später erhält das Stift Oberstenfeld in einer Jahrzeitstiftung Grundstücke »juxta muros civitatis Bothebur«, also neben den Mauern der Stadt Bottwar.
Steinerne Bogenbrücken
(2020)
Zugegeben: Brücken aus Beton sind zeitgemäßer als die alten Gewölbebrücken aus Bruchsteinen. Aber schöner sind meist
doch die idyllischen Brücken, die unsere Vorfahren an zahlreichen Bächen gebaut haben. Und deshalb sollte man diese
kleinen »Kulturdenkmale« nicht als »altes Gerümpel« ansehen, sondern auf ihre Erhaltung achten und etwas dafür tun, wo immer es möglich ist. Tonnenschweren Traktoren sind die meisten Bogenbrücken allerdings nicht gewachsen. Und da heute der Landwirt die Wiese am Bach – Gott sei Dank – nicht mehr mit der Sense mähen muss, sondern mit dem Traktor ansteuert, kann es schon hin und wieder Probleme mit den uralten Gewölbebrücken geben. In unseren Bachtälern gibt es noch eine
stattliche Anzahl dieser Brücken, oft an uralten, längst nicht mehr befahrenen Wegen von Ort zu Ort, von einem Gehöft oder
Mühlenanwesen zum anderen.
Simultaneen
(2017)
Als erstes sei ein Beispiel für ein Simultaneum (Simultankirche) gegeben: Die evangelisch/katholische Kapelle des Städtischen Klinikums in Karlsruhe, integriert in dessen historisches Verwaltungsgebäude an der Moltkestraße, das sogenannte Torhaus, das zwischen 1900 und 1909 erbaut wurde. Ein Architekturführer gibt das Wesentliche wieder:
„Der Eingang zum ‚Betsaal‘ – er mu[ss] ja beiden Konfessionen dienen – im Verwaltungsbau des Städtischen Klinikums ist recht aufwendig gestaltet; der bürgerlichen Einrichtung des Klinikums entsprechend selbst zu dieser Zeit noch im Formenvokabular der Renaissance. […] Das Thema des Reliefs [über dem Eingang, der Verf.] ist mit Bedacht dem Thema der gesamten Anlage entsprechend gewählt: der barmherzige Samariter, eine figurenreiche Szene, die als Galvanoplastik ausgeführt wurde.“ Der Andachtsraum „muss beiden Konfessionen dienen“, wie es im Zitat lautet. Ihnen ist der Raum durch den Anstaltsträger zur gemeinsamen, simultanen Nutzung überlassen, aber nicht zur gleichzeitigen, sondern zur alternierenden. Für nichtkonfessionelle Krankenhäuser ist das typisch, wie generell die sogenannte Anstaltskapelle den modernen Regelfall simultanen Gebrauchs von Kultusräumen darstellt. Und gar so modern ist diese Entwicklung nicht, wie das über einhundertjährige Karlsruher Beispiel des „Bürgerspitals“ zeigt, aber auch die ursprüngliche Kapelle des Karlsruher Gefängnisbaus aus derselben Epoche (1894–97).
Am 31. Januar 2016 ging die Geschichte der Freiburger Lutherkirche als Sakralgebäude im Rahmen eines feierlichen Entwidmungsgottesdienstes unter Teilnahme der südbadischen Prälatin Dagmar Zobel zu Ende. Damit verlor die Evangelische Kirche in Freiburg ihr größtes Kirchengebäude und gleichzeitig die einzige protestantische Kirche, die sich an einem der großen, belebten Plätze der Stadt, nämlich dem Friedrich-Ebert-Platz, befand. Damit endete die fast einhundertjährige Geschichte der Freiburger Lutherkirche, deren erster, 1919 eingeweihter Bau, beim Großangriff auf Freiburg am 27. November 1944 vollständig zerstört worden war. Der unter großen Opfern in den Nachkriegsjahren wiederrichtete Kirchenbau war am 14. Juni 1953 im Beisein des damaligen badischen Landesbischofs Julius Bender eingeweiht worden. Der Entwidmung vorausgegangen war eine fast fünfzehnjährige Diskussion, ob und wie das Areal der Lutherkirche zu verwenden sei. Schon lange war klar, dass die Lutherkirche mit mehr als 800 Plätzen für die stets rückläufige Zahl an Gottesdienstbesuchern und Gemeindegliedern viel zu groß war. Nach langen Verhandlungen ging die Lutherkirche dann 2016 auf Basis von Erbpachtzins an das Freiburger Universitätsklinikum, das im Innern des großen Kirchenraumes einen zentralen Hörsaal für Medizinstudierende einbaute. Der Korpus der Lutherkirche sowie der Glockenturm
mit dem Geläut blieben erhalten, so dass das äußere Erscheinungsbild der Lutherkirche bleiben wird, wenngleich nicht mehr in Funktion als Kirche.
Mit dem Baugutachten des Architekturbüros J. W. Mengler aus Heidelberg vom 15. Februar 1979 wurde festgestellt, dass die an der Ostseite des Theologischen Studienhauses stehende Stützmauer am Hang des Heiligenberges sich um etwa 10 cm talabwärts bewegt hatte, verbunden mit einer gleichzeitigen Kippbewegung. Risse im Gebäude und in der Bodenoberfläche der Außenanlagen mit unterschiedlichen Festigkeiten ließen auf „Kriechbewegungen“ im Hang und im oberen Bodenbereich schließen, welche eine Maßnahmen zur Sicherung des Hanges mit Kontrollmessungen erforderlich machten. Die überall im Gebäude aufgetretenen Risse und Schadstellen mit Wassereintritt deuteten darauf hin, dass das Gebäude unter enormer Spannung stehen müsse. Die Frage stand im Raum: Konnte diese enorme Schadensentwicklung mit der Aushebung der „Baugrube Mengler“ im Bereich des Nachbargrundstückes ausreichend erklärt werden oder waren hier noch andere Kräfte am Werk, welche den Hang unterhalb des Philosophenwegs ins Rutschen gebracht hatten? Nach einer ersten Kostenschätzung des Evangelischen Oberkirchenrates vom 7. September 1979 beliefen sich die Kosten zur Wiederherstellung der Standsicherheit des Gebäudes auf ca. 2,3 Millionen DM, sofern eine auf Dauer angelegte Sanierung überhaupt möglich sei.
Die Geschichte der evangelischen Gottesdienste und der evangelischen Gemeinde in Neuenheim reicht deutlich weiter zurück als die der 1902 errichteten Johanneskirche. 1556 wurde wie in der übrigen Kurpfalz auch in Neuheim eine neue reformatorische Kirchenordnung verbindlich eingeführt. Die Gemeinde wurde von Heidelberg aus gottesdienstlich und seelsorgerlich bedient. 1573 ist erstmals ein eigener Pfarrer für Neuenheim erwähnt. Nach dem 30jährigen Krieg wurde die Gemeinde von Handschuhsheim aus versorgt, zwischen 1737 und 1808 von den Senioren des Sapienz-Kollegs,
gewissermaßen eines theologischen Studienhauses, betreut, von 1808 bis 1834 von Ziegelhausen. 1821 schloss sich auch in Neuenheim die reformierte Gemeinde mit der kleinen lutherischen zur unierten Kirchengemeinde Neuenheim zusammen, die Filiale von Ziegelhausen blieb. Von 1834 bis 1867 war Neuenheim wieder Filialgemeinde von Handschuhsheim. 1867 wurde in Neuenheim eine selbstständige Pfarrei begründet, behielt jedoch bis 1918 mit Handschuhsheim eine gemeinsame Vikarsstelle. Als Vikar war 1865 der Bauernsohn (Karl) Robert Schneider (*1839 in Oberweiler) nach Neuenheim gekommen, er wurde dann auch der erste Pfarrer der Gemeinde, in der er dann bis zu seinem Tod 1913 bleiben sollte. Das Pfarrhaus befand sich in der Bergstraße 7. 1929/30 konnte das Gemeindehaus in der Lutherstraße errichtet werden, in dem sich außer den Gemeindesälen und einem Zimmer für eine Krankenschwester auch eine Pfarrwohnung befand.
Die alttestamentlichen Propheten auf den spätromanischen Wandgemälden der Klosterkirche zu Lobenfeld
(2010)
Seit der Reformationszeit befindet sich die ehemalige Klosterkirche in Lobenfeld mit ihren gegen Ende des 12. oder am Beginn des 13. Jahrhunderts entstandenen romanischen Wandmalereien im Besitz der evangelischen Landeskirche und der örtlichen
Kirchengemeinde. Ihre wertvollen alten Wandgemälde sind allerdings bis ins 20. Jahrhundert hinein so gut wie unbeachtet geblieben. Gerade einhundert Jahre sind jetzt vergangen, seit der spätere Freiburger Kunsthistoriker Joseph Sauer (1872–1949) sie der Vergessenheit entriss, als er sie im Rahmen der wissenschaftlichen Bestandsaufnahme der badischen Kunstdenkmäler zum ersten Mal untersuchte und würdigte (1910). Seit Sauers Untersuchung gingen jedoch – über die beiden Weltkriege hinweg – noch einmal acht Jahrzehnte ins Land, bis längst notwendige Reparaturen und weiterführende Umbauten am Kirchengebäude in Angriff genommen werden konnten.
Tritt ein Besucher – vom Marktplatz her kommend – durch das Westportal der Mosbacher Stiftskirche, so fällt sein Blick nicht auf einen lichtdurchfluteten gotischen Chor, sondern auf den spätmittelalterlichen Lettner. Er trägt die klangvolle Orgel,
deren vierteiliger Prospekt die dahinter befindliche Wand großenteils verdeckt. Im Jahr 1708 wurde diese Mauer inmitten der Kirche errichtet.
Im Calvin-Jubiläumsjahr 2009 fragen wir, was Calvin und Baden miteinander verbindet. – Bei Melanchthon ist eine solche Frage eindeutig zu beantworten; immerhin wurde Philipp Melanchthon 1497 im damals kurpfälzischen und heute badischen
Bretten geboren und fühlte sich zeitlebens bis zu seinem Tode 1560 mit seiner Heimat verbunden, obgleich er, nach den Jugend- und Studienjahren in Pforzheim und Tübingen, vom 21. Lebensjahr an im sächsischen Wittenberg lebte und von dort aus durch viele Verbindungen in ganz Europa wirkte. – Luthers Beziehung zu Südwestdeutschland ist ganz am Anfang seines einflussreichen Wirkens durch die Weichen stellende Heidelberger Disputation von 1518 in Heidelberg bestimmt; außerdem wurde 1556, nach vereinzelter lutherischer Predigt an manchen Orten schon vorher, die lutherisch geprägte Reformation unter württembergischem Einfluss sowohl in der Markgrafschaft Baden-Pforzheim (ab 1565 dann Baden-Durlach) als auch gleichzeitig, obschon nur für wenige Jahre, in der Kurpfalz eingeführt. – Schließlich ist für den Schweizer Huldrych Zwingli, um ebenso den vierten Hauptreformator zu nennen, festzustellen, dass ihn mit Baden nichts verband.
Wer von oben auf den neu gestalteten Parkhof schaut, kann erahnen, was darunter liegt. Die Fläche des 465m² großen unterirdischen Magazins für Archiv und Bibliothek wird durch die künstlerische Gestaltung der Pflastersteine hervorgehoben. Nach einem Jahr Bauzeit sind das neue Magazin und der Parkhof nun (fast) fertig. In einem Festakt am 30. Juni wurden die Anlagen bereits symbolisch ihrer Bestimmung übergeben. Der Künstler Axel Philipp hat als Motiv für den Parkhof typische Buch- und Aktenrücken in einer in die Horizontale gekippten Regalanlage dargestellt. Im darunter liegenden Magazin, das 650 Kubikmeter Beton und 80 Tonnen Stahl „verschlang“, sind nun 940 Regalmeter frei für Bücher, fast 4.500 Regalmeter, die mit 33.152 Archivschachteln, gefüllt mit Akten, bestückt werden können, sowie 320 Schubladen im Format A1 für Pläne und Karten. Dieser unterirdische Neubau soll zum einen die Magazine der Bibliothek von ihren historischen Buchbeständen entlasten. Zum anderen soll er den Raumbedarf des Archivs langfristig abdecken.
Als die wenigen evangelischen Bürger des Odenwalddorfes Rittersbach in der ersten Maiwoche des Jahres 1854 mit dem Ausheben der Fundamente für ihre neue Kirche begannen, war die Enttäuschung groß. Rasch zeigte sich, wie klein und unbedeutend das zu erbauende Kirchlein werden würde. Wie man erst jetzt erkannte, sollte das Bauwerk nur bescheidene 24 Fuß breit und 30 Fuß lang sein. Unentgeltlich wollten die Bürger Hand- und Spanndienste leisten. Angesichts der unscheinbaren Größenverhältnisse hörte man jedoch Stimmen, die sagten: Das gibt eine Kapelle, aber keine Kirche!, und bei vielen entschwanden Muth und Freudigkeit so sehr, dass sie die Hand sinken ließen. Wie sollte es auf der Baustelle weitergehen? Wollte man die vom badischen Innenministerium gegebene Erlaubnis zum Bau einer neuen Kirche leichtfertig aufs Spiel setzen? Sollte man auf eigene Faust und auf eigenes finanzielles Risiko vom genehmigten Bauplan abweichen und den Grundriss in der Breite und Länge um 6-10 Schuh vergrößern? Brauchte man für die wenigen evangelischen Familien überhaupt eine neue Kirche? Würde es nicht ausreichen, das bestehende Bethaus instand zu setzen? Die Zeit drängte, die von auswärts kommenden Maurer waren bereits eingetroffen und wollten mit der Fundamentierung beginnen.
Platzverweis
(2021)
Was lag in diesen tristen Corona-Wochen für den Baaremer näher, als bei den
herrschenden sommerlichen Temperaturen nach den Störchen Ausschau zu
halten. Wo doch die Zahl erfolgreich bebrüteter Storchennester von Jahr zu Jahr
weiter zunimmt – was für ein erfreuliches, was für ein tröstliches Signal in den
Zeiten des weltweiten Artenschwunds wie der verordneten Isolation! Per Rad
also los, so viel lassen die Pandemie-Beschränkungen ja noch zu: Erst der Stillen
Musel und der vierspurigen Bundesstraße entlang, wo neuerdings hoch oben auf
den Gittermasten der Überlandleitungen Storchennester mitsamt Belegschaft zu
entdecken sind, sieben an der Zahl, als ob da nicht auch für Störche Lebensgefahr drohte zwischen all den Drähten und Isolatoren. Dann nichts wie ab durch
die Dörfer auf dem Donauradweg nach Pfohren, wo sich sogar in der Phase
schlimmster Bestandeseinbrüche noch ein Storchenpaar hatte behaupten können
und wo eigens ein Storchenbrunnen deren Standortstreue gewidmet ist. Weiter
die Donau abwärts nach Neudingen, wo dank ausgeprägter Storchenliebe der
Dorfbewohner und eines engagierten Storchenbeauftragten ein besonders
lebhafter Zuzug registriert werden konnte: Sieben Nester, verteilt auf Giebel,
Leitungsmasten und Baumkronen, dürften es auch hier inzwischen sein, eines
bilderbuchgerecht auf dem Dach des Gasthauses Zum Storchen, ein weiteres
nebenan auf der Sonne.
Die evangelische Johanneskirche Bad Dürrheim im Kontext des modernen Kirchenbaus im 20. Jahrhundert
(2021)
Es ist schwierig, für den Beginn der Geschichte des „modernen“ Kirchenbaus in
Deutschland ein Fixdatum zu bestimmen. Denn rückblickend liegen dessen Wurzeln im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Katholischerseits wäre als Wegbereiter der liturgischen Neuerungen der Beuroner Benediktinerpater Peter Lenz
zu nennen. Er legte 1870/71 den nie verwirklichten Idealplan einer Kirche vor,
in der der Tabernakel nicht mehr auf dem Altar oder im Altarretabel untergebracht war. Evangelischerseits steht das in den 1860er Jahren entwickelte
Konzept der „lebendigen Gemeinde“ des Dresdner Pfarrers Emil Sulze am
Anfang. Es enthielt auch schon Überlegungen zu Neuerungen im Kirchenbau.
Während die zum „modernen“ Kirchenbau führenden liturgischen Reformen in
der evangelischen Kirche schon seit der nach dem „Wiesbadener Programm“
(1890/91) errichteten Wiesbadener Ringkirche (1892–94) und der in diesem
Kontext 1894 von Cornelius Gurlitt geprägten Devise „Liturgie als Bauherr“
real in Architektur umgesetzte Formen annahmen, begann Derartiges im katholischen Kirchenbau erst nach Ende des Ersten Weltkriegs, nachdem Johann van
Acken 1922 mit seiner Schrift „Christozentrische Kirchenkunst – Ein Entwurf
zum liturgischen Gesamtkunstwerk“ den Schlüsseltext zum Kirchenbau aus Sicht
der katholischen liturgischen Bewegung vorgelegt hatte. Parallel dazu entwickelten die evangelischen Architekten Otto Bartning und insbesondere
Martin Elsaesser Konzepte, Sulzes Konzept der „lebendigen Gemeinde“ in adäquate Raumkonzepte für Gemeindezentren umzusetzen. Dabei beschäftigte sich
Elsaesser schon intensiv mit dem Verhältnis von Kirche und Welt in der modernen Gesellschaft und dem damit verbundenen Eindringen des Profanen in den
sakralen Bereich. Die Abgrenzung des Sakralen vom Profanen wurde neben der
Formel von der „Liturgie als Bauherr“ zum zweiten prägenden Gedanken für den
Kirchenbau nach dem Zweiten Weltkrieg.
Das Freiburger Hungertuch zur Fastenzeit wieder vor dem Hochaltar im Münster unserer Lb. Frau
(2003)
Nach 4 jähriger Restaurationszeit hing in diesem Jahr wieder ein Fastentuch vor dem Hochaltar im Freiburger Münster. Es dürfte eines der ältesten und sicher das größte in Europa sein. Trotz technischer Schwierigkeiten konnte es wie in den 390 Jahren seit seiner Entstehung jetzt wieder im Hochchor aufgehängt werden.
Als Ergänzung zu den Ausführungen zur Strafrechtspflege und zum Strafvollzugsbau im September-Heft 2002 der Badischen Heimat sei hier noch ein Nachtrag eingebracht. Im Zuge der Reformbestrebungen im badischen Justizwesen Mitte des 19. Jahrhunderts wird Hübsch während der Zeit der Erbauung des Bruchsaler Zuchthauses mit Entwürfen zu weiteren Bauten des Strafvollzuges betraut. Im Herbst 1837 ersucht das Innenministerium Hübsch, in einer Kommission zur Ausarbeitung von Modellplänen für Gefängnisse mitzuwirken, um zu gleichwertigen Gefängnisbauten im ganzen Land zu gelangen. Im Juni 1838 legt Hübsch die gewünschten Entwürfe vor, die endgültige Fertigstellung und Lithographierung der Musterpläne verzögert sich jedoch bis zum Frühjahr 18402. Diese Pläne bestehen aus je zwei Grundrissen, zwei Frontansichten und einem gemeinsamen Schnitt für ein grösseres und ein kleineres Amtsgefängnis, dazu entwirft Hübsch noch eine Art Kleingefängnis in Grundrissen und Ansicht.