Architektur
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„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" und vermittelt dem Betrachter damit meist
eindrucksvolle Geschichten. Ist das der Grund, warum wir vor allem in katholischen
Kirchen in aller Regel höchst beeindruckende Decken- und Wandgemälde
finden? Die berühmteste Kirche mit solchen Ausschmückungen ist mit Sicherheit
die sixtinische Kapelle in Rom. Vor über 500 Jahren gestaltete Michelangelo ein
Deckenfresko, das bis heute unvergleichlich ist. Von Italien gelangte die Fresco-
Technik im 17. Jahrhundert nach Deutschland und gipfelte in den wunderschönen
barocken Kirchenmalereien.
Was hat nun die sich ganz unscheinbar am Hang westlich der Wieslocher Straße in
Baiertal erhebende katholische Kirche St. Gallus mit diesen prächtigen Barockkirchen
zu tun? Hat man die Treppen erklommen, steht man nämlich vor einer
Kirche, die in ihrer Baugeschichte noch nicht einmal annähernd das Zeitalter des
Barock erleben durfte. Der Bau entstand erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts und
wurde lediglich dem Barockstil nachempfunden. Das Innere der Kirche selbst
bietet architektonisch keine Höhepunkte, selbst der normalerweise in barocken
Kirchen besonders ausgestaltete Chorbogen präsentiert sich hier als gemeine Öffnung.
Obwohl es sich hier nicht um eine Barockkirche handelt, ist es doch eine
Kirche im Barockstil. Vermutlich aus Gründen knapper finanzieller Mittel auf sehr
einfache Weise gebaut, war das Gotteshaus bereits um 1970, knapp 60 Jahre nach
seiner Fertigstellung, im Inneren stark renovierungsbedürftig.
Eine der überregional bekannten Institutionen Wieslochs ist das Psychiatrische Zentrum Nordbaden (PZN). Es ging aus der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch hervor, die 1902 begründet und 1903 bis 1925 mit mehr als 50 Gebäuden im ehemaligen Bergbaugebiet und Weinbaugelände nördlich der Stadt realisiert wurde. Die flächengreifende Anlage besaß zu ihrer Zeit mustergültigen Charakter und war im ganzen Land nicht nur in Fachkreisen bekannt. Sie spiegelt die hohen Standards des Krankenwesens und der Sozialfürsorge um die Jahrhundertwende anschaulich wider und präsentiert ein architektonisches Ensemble, das typologische Vielfalt und stilistische Individualität auf hohem Niveau vereint. Die Bauten weisen Julius Koch als geschickten, wandlungsfähigen Krankenhausarchitekten aus. Die Gartenanlagen sind mit dem Namen des bekannten Kulturpädagogen Paul Schultze-Naumburg verknüpft. Wesentlich für die bauhistorische Würdigung ist noch immer die Magisterarbeit von Antje Mues (1994). Ergänzungen und Präzisierungen ließen sich aus der Privatkorrespondenz von Koch gewinnen, die nähere Auskünfte über die Planungsprozesse gibt. Neueinschätzungen ergaben sich aus Vergleichen mit der Anstalt in Berlin-Buch. Seit 1978 ist die ehemalige Heil- und Pflegeanstalt in ihren historischen Teilen ein Kulturdenkmal im Sinne des Denkmalschutzgesetzes Baden-Württemberg.