Architektur
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Burgen rund um Schiltach
(2019)
Bereits im vorigen Band wurden vier Burgen rund um Schenkenzell vorgestellt, die für einen Vortrag am 29. September 2017 in Schiltach durch Begehungen neu erforscht und beurteilt wurden. Es folgen nun drei Burgen im Bereich Schiltach sowie eine Anlage, die schon zu den Schramberger Burgen zu rechnen ist. Aus der Zusammenschau ergibt sich schließlich ein Modell der Laufzeiten und des zeitlichen Verhältnisses der einzelnen Burgen zueinander.
Der Hegau ist eine der bemerkenswertesten Burgenlandschaften Deutschlands.
Die eindrucksvollen Hegau-Burgberge Hohenhewen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln und
Hohentwiel sind »herausragende« Wahrzeichen dieser Landschaft zwischen den Süd- und Westausläufern des Jura-Gebirges und dem Hochrheinufer bzw. dem Untersee.
Neben den genannten, durch ihre Lage so spektakulären Burgen gibt es eine Vielzahl
verschiedenartiger mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Burgen, Schlösser, Adelssitze
und Wehrbauten - 432 konnten Ilga Koch und ich inzwischen im historischen Hegau
erfassen-, die oft stark verfallen, teils vergessen oder allenfalls regional bekannt sind. Zu
den interessantesten dieser Burgen im Hegau gehört die Burg Friedingen, im Volksmund
Burg Hohenfriedingen oder Friedinger Schlößle genannt (zum Namen siehe unten).
Ikarus auf der Reichenau
(2009)
Die »Klosterinsel Reichenau im Bodensee« wurde im Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Der Welterbetitel bezieht sich nicht alleine auf die drei Kirchen in
Mittel-, Nieder- und Oberzell, sondern auf die gesamte Insel. Als Beispiel einer Kulturlandschaft legt die Insel Reichenau ein herausragendes Zeugnis von der religiösen und
kulturellen Rolle eines Benediktinerklosters im Mittelalter ab. Die Geschichte des Klosters endet jedoch nicht im Mittelalter. Das zeigen gerade die ortsbildprägenden Klausurbauten in Mittelzell aus barocker Zeit. Ohne sie würde eine Annäherung an die imaginierte Reichenauer »Klosterlandschaft« heute noch schwerer fallen.
Die baden-württembergische Denkmalpflege hat den Auftrag, die Insel in ihrer
gewachsenen Eigenart zu bewahren und zu erforschen. Manche dieser Eigenarten sind
bislang nicht erkannt. Dass dabei erstaunliche Schätze gehoben werden können, belegt
die spätbarocke Stuckausstattung im heutigen Ratssaal im Rathaus von Mittelzell auf
eindrucksvolle Weise. Es ist dem Welterbeprädikat zu verdanken, dass der bislang von
der kunstgeschichtlichen Forschung unbeachtet gebliebene Raum ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses rückte. Mehrfach diente er als Sitzungssaal für die Planungen
zur didaktischen Aufbereitung des Welterbes auf der Insel. Der Tagungsort war gleichsam eine Aufforderung, sich endlich auch mit ihm zu beschäftigen, seine kunstvolle
Stuckzier zu würdigen und die emblematischen Rätsel zu lösen.
Das unbekannte Gesamte
(2010)
Der Planer schaute aus dem rund geformten Fenster einer Jugendstilvilla hinaus
auf eine Allee, die an das Bodenseeufer führte. Gerne wäre er dort hingegangen am Ende eines für ihn ereignislosen Tages, aber es war noch nicht Feierabend. Also durfte er
nicht. Der Leiter allerdings durfte. Seine untersetzte, massige Figur bewegte sich behände zwischen den Baumreihen auf die glitzernde Wasserfläche der Konstanzer Bucht
zu.
Überlingen quillt über mit Kunst. Mit moderner wie auch älterer, aber vor allem
mit älterer Kunst. Dennoch sei die Frage erlaubt: Wieviel Italien darf es denn sein? Wie viel an italienischer Kunst verträgt eine so durch und durch deutsche Kleinstadt wie
Überlingen?
Nicht sehr viel. Schaut man vom Hügel, auf dem das Städtische Museum residiert,
auf Häuser und Kirchen hinunter und weiter hinaus auf den Bodensee (Abb. i), dann wird schnell klar, dass die Bürger dieses
durchs Mittelalter geprägte Gemeinwesen mit unleugbar anheimelndem alemannischen Charme sich nur ungern
von fremden Einflüssen gestört wissen
wollten. Ironischerweise ist aber gerade das dortige Museum ein Ort italienisch anmutender Architekturkunst.
Er ist der einzige. Ansonsten treffen
wir Künstler der Region an, die eine
Menge Mittelmäßiges und Unbedeutendes hinterlassen haben. Nur wenige ragen darüber hinaus: Der Bildschnitzer Gregor Erhart wäre zu nennen oder Jörg Zürn, der Schöpfer des
Hochaltars im Münster.
Markgrafen, die Ritter von Staufenberg, verschiedene adlige
Grundherren, die Klöster Gengenbach und Allerheiligen – über
viele Jahrhunderte hinweg wurden die Untertanen in der ehemaligen Herrschaft Staufenberg von unterschiedlichen Landesherrn beherrscht. Leibeigenschaft, Zehnten, Frohndlasten
und dazu ein steiles und gebirgiges Tal forderten von den Bürgern größte Mühen und Entbehrungen. Als stolzes, aber arbeitsames Volk werden sie schon von jeher beschrieben und die
Qualität der Weine und des Kirschwassers hat schon im 17. und
18. Jahrhundert bewirkt, dass feindliche wie eigene Truppen
und Soldaten ihren Aufenthalt in der Herrschaft Staufenberg
gerne hinauszögerten. Diverse Rechnungsbelege über gelieferte
„Boutellen Klingelberger-Wein“ und „Kürschenwasser“, nebst
Körben voller „Kürschen“ finden sich auch in den Rechnungsbelegen der 1790er Jahre im Gemeindearchiv. Doch viele entbehrungsreiche Jahre kann man in dieser „Fundgrube“ ablesen.
Bei einer Begehung am 24.7.2013 konnte bei Schuttern ein ausgedehntes Siedlungsareal lokalisiert werden, bei dem es sich um
die lange gesuchte Burg Schuttern handeln könnte. Sie wurde
bisher im Gewann „Schlossmatt“ gesucht, auf dem sich seit Jahrzehnten die Gebäude, Äcker und sonstigen Pflanzungen einer
Gärtnerei befinden. Ein anderer Lokalisierungsvorschlag suchte
sie innerhalb des ehemaligen befestigten Städtchens Schuttern,
und zwar in seinem östlichen Randbereich. Anlass dafür waren
neben Mauerbefunden in einer Baustelle (die jedoch jünger und
nicht massiv genug ausgeführt waren) die im frühen 16. Jahrhundert erfolgte Nennung des halben Stadtgrabens unter den
Zugehörden, in einem Atemzug mit Turm und Burgstall. Dies
meinte man im Sinne einer baulichen Einheit von Stadt und
Burg verstehen zu können – wofür es ja andernorts durchaus
Beispiele gibt.
Im Jahr 2017 sollte ein Vortrag für den Historischen Verein Schiltach-Schenkenzell über die dortigen Burgen vorbereitet
werden. Durch die Arbeiten von Hans Harter lagen zu den meisten Burgen und ihrem Adel bereits gute Ergebnisse vor.
Lediglich einzelne Anlagen (Schenkenzell „Burgstall“, Schenkenzell „Schlössle“ und Lehengericht sog. „Klingenburg“/„Mühlburg“) entzogen sich noch einer genaueren Datierung und Interpretation. Bereits in den Jahren 2000 und 2005 hatte der Verf. einige Geländebegehungen an den Objekten unternommen. Einige der Anlagen ließen sich damals oder im Zuge der neuen Begehungen durch die Neufunde recht gut datieren. Bei den neueren Begehungen im Jahre 2017 sollte zusätzliches Fundmaterial gewonnen werden, um die Datierungen abzusichern und damit auch die historische Einordnung zu ermöglichen.
In den Jahren 2010 und 2017 wurden insgesamt vier Geländebegehungen an der Mörburg unternommen. Sie sollten erstmals systematisch Aufschluss über die Geländespuren liefern und über die Oberflächenfunde an Keramik die Laufzeit der Burg bestimmen. Das 725. Jubiläum (1293 ist Schutterwald als Waldstück genannt) und die Jahrestagung des Historischen Vereins für Mittelbaden in Schutterwald geben nun Gelegenheit, die Ergebnisse vorzustellen.
Die Ortschaft Ebersweier, im Herzen der Ortenau gelegen, feierte im Jahr 2015 die Ersterwähnung des Ortsnamens, der
800 Jahre zuvor als „Ebirswilre“ dokumentiert wurde. Im Zuge der Gemeindereform vereinigte sich Ebersweier zum 1. Januar
1973 mit der Gemeinde Durbach. Damit erlosch zwar die Gemeinde Ebersweier als selbstständige Gebietskörperschaft,
doch die Ebersweierer blieben auch weiterhin eine lebendige Dorfgemeinschaft. „Die halten zusammen, so werden die Ebersweierer charakterisiert“, konstatierte unlängst Bürgermeister Andreas König. Der besondere Gemeinschaftssinn ist geradezu bezeichnend für den Ort Ebersweier. Dieser Zusammenhalt bewirkte auch, dass das Jubiläumsjahr mit den verschiedenartigsten Veranstaltungen einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Vom großen Festwochenende im Juli 2015 waren auch viele auswärtige Besucher begeistert.