Architektur
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Die Neubauten oder Neugestaltungen der Bezirksämter des einstigen Großherzogtums Baden waren durchweg lange und sorgfältig geplante Vorhaben. Wie alle anderen öffentlichen Bauten oder städtebaulichen Gestaltungen der Jahre von 1870 bis 1900 ist ihnen bis heute recht wenig Beachtung geschenkt worden. Dem beginnenden Funktionalismus der Nachkriegszeit gar galten sie als der Architektur unwürdige Produkte einer geringgeschätzten wilhelminischen Epoche. Bis in die 1960er Jahre und den Beginn einer intensiven Auseinandersetzung der Denkmalpflege mit dem architektonischen Bestand sah man in diesen
baulichen Hinterlassenschaften des späteren 19. Jahrhunderts zweifelhafte Werke. Die Umstände und Hintergründe der Ausstattung und des Baues der Bezirksamtsgebäude in Donaueschingen und Villingen werden damit nicht nur zu einem Teil regionaler Verwaltungsgeschichte, sondern fügen sich auch in die Architekturgeschichte der Baar.
Die Jahresexkursion des Baarvereins führte im Juni 2001 in den Klettgau. Dabei wurde auch die Pfarrkirche in der kleinen Klettgau-Teilgemeinde Bühl besucht. Dort findet sich eine kulturgeschichtlich interessante Verbindung zur Baar: Der Hochaltar der dortigen Pfarrkirche stammt nämlich aus der Villinger Barockbildhauerwerksatt der Familie Schupp und ist darüber hinaus gestalterisch fast identisch mit dem ehemaligen Bräunlinger Barockaltar.
Bauliche Maßnahmen, seien es Hochbauten oder
stadträumliche Entwicklungen sind immer „Äußere Zeichen“ und somit das Ergebnis von Entscheidungsprozessen mit, in der Regel, genau definierten Zielen. Diese „Äußeren Zeichen“ sind aufgrund des erheblichen logistischen und finanziellen Aufwandes Ausdruck der Ernsthaftigkeit mit
der sie von den unterschiedlichsten Auftraggebern
angegangen werden. Bei den hier zu beschreibenden Beispielen, dem Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn AG, dem städtischen Bahnhofsvorplatz und dem Zentralen Omnibus-Bahnhof waren jeweils eigenständige Ziele zu formulieren.
War es damals mit der Neugestaltung des Bahnhofsvorplatzes der Startschuss zur Reaktivierung
öffentlichen Raums, der Erhöhung der Aufenthaltsqualität und daraus das Entstehen einer weiteren Visitenkarte für unsere Stadt an diesem wichtigen, Fremde begrüßenden Stadteingang, anlässlich
der 1000 Jahr Feierlichkeiten, so war es beim
Umbau und der teilweisen Sanierung des Bahnhofsgebäudes ein Zeichen von Seiten der Deutschen Bahn AG, die Attraktivität des eigenen Produktes nach außen durch eben solche baulichen
Maßnahmen zu dokumentieren.
Wenn die Villinger im 18. Jahrhundert auf ihren Friedhof gingen, wurden sie auf vielfache Weise daran erinnert, dass sie zur "alten Stadt", also zum ehemaligen Dorf Villingen unterwegs waren. Vom Bickentor aus, an der Bickenkapelle vorbei nahmen sie den "Alttadtweg", erreichten dann über das Gewann "Bei der Altstadt'" den Friedhof. Nach Osten schloss sich das Gewann "Altstadtsteig" und "Auf der Altstadt" an. Um die Kirche herum - wir finden sie im Friedhof eingezeichnet (Abb. 1) - haben wir uns das alte Dorf Villingen vorzustellen. Neben der Kirche ist noch ein kleines Gebäude eingezeichnet, das heute nicht mehr besteht. Es ist das Beinhaus. Dort wurden die Gebeine, die beim Wiederbelegen der Gräber noch gefunden wurden, aufbewahrt. Das Beinhaus wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts errichtet und im 19. Jahrhundert abgerissen.
Den älteren Villinger Bürgern ist die Wöhrle Theres mit ihrem Gemischtwarenladen in der Gerberstraße 5 sicher noch in guter Erinnerung. Es gab
fast nichts, was sie nicht in ihren Regalen verstaut
hatte, und vor allem wusste sie über das Bescheid,
was im Städtle vor sich ging.
Bis in die 60-er Jahre wurde der Gemischtwarenladen betrieben. Von der Stadt wurde das Gebäude
erworben. In den nachfolgenden Jahren erlebte das
Haus eine wechselvolle Nutzung.
Im EG war zeitweise ein 3.-Welt-Laden, in den
oberen Geschossen bewohnten Wohngemeinschaften die Räume. Später waren Asylbewerber untergebracht.
Die Chance zu erhalten, Kirchenportale für ein
Münster zu gestalten, zumal mit so herrlichen,
klaren, romanischen Gewänden wie in Villingen,
dürfte zum Höchsten zählen, was im Bildhauerleben zu erwarten ist. Gleichzusetzen mit einem
„Reiterstandbild“ oder einer Brunnengestaltung
mit dem Hauptthema „Akt“. Dies zu erkennen,
und die ganze Kraft und Konzentration dorthin zu
legen, war mir von Anfang an klar und bewusst.
Dies wussten aber auch jene – so wie Carlo Schmid,
mein langjähriger enger Freund es formulierte die,
die mir „Übelwollen“, genau. Es begann ein Kampf
„Sein oder Nichtsein“ gleich nach der festen Zusage
jener Spende des Villinger Bürgers, der als erster
erkannte, welch große Möglichkeit sich mit diesem
Renovationsbeginn 1976/77 auftat. Jene Geister
scheuten auch nicht zurück, mehrmals persönlich
dort beim Spender Wilhelm Binder gegen den
Bildhauer zu intervenieren.
„Auferstanden aus Ruinen...“ singen die Menschen
in den neuen Bundesländern schon lange nicht
mehr. Aber die Villinger könnten eigentlich diese
Melodie jetzt anstimmen, denn ein Stück lieb
gewordener Stadtgeschichte, das vor fast 60 Jahren von Fliegerbomben in Schutt und Asche gelegt wurde, ist zu neuem Leben erwacht: Die
Bickenkapelle. Leider nur als Modell, geschaffen
von Dietmar Kempf.
Durch die Umtriebe des Fürstlich Fürstenbergischen Hauses im Jahre 2002, eine Sammlung an spätgotischen Gemälden und solchen des 16. Jahrhunderts zu veräußern, ist eben diese weit überregional ins Licht der Öffentlichkeit und stärker als bei ähnlichen Vorgängen in der jüngeren Vergangenheit in das Bewusstsein der Freunde und Fachleute dieser Kunst geraten.
Der badische Odenwald und das Bauland sind gekennzeichnet durch eine besondere christliche
Ausrichtung, die sich auf die jahrhundertelange Zugehörigkeit zu den weltlichen Territorien
der Kurfürsten und Erzbischöfe von Mainz und der Fürstbischöfe von Würzburg sowie
auf bedeutende Klöster zurückführen lässt. Dies hat die Wahl der Kirchenpatrone zumindest
im Früh- und Hochmittelalter erheblich beeinflusst. Die Vielfalt der Patrozinien lässt daher
bis heute Rückschlüsse auf regionalgeschichtliche Zusammenhänge zu.
Sie haben sich gut bewährt, die kleinen blauen Stadtführer, die über Geschichte und das Leben im alten Villingen informieren. Sie, das sind die quadratischen blauen Tafeln, die an historischen Gebäuden der Stadt hängen und in wenigen Worten und ein paar Strichen etwas über das Haus erzählen an dem sie angebracht sind. Wir haben schon im letzten Jahresheft die Aktion,
die vom Arbeitskreis Innenstadt des Geschichts- und Heimatvereins initiiert wurde, gewürdigt. Hier sollen weitere Tafeln vorgestellt werden.
Verantwortlichen des Grünflächenamtes und deutete die Reliefs mit der Schrift auf den drei Seiten
der Stele. Dekan Kurt Müller, der die Texte entworfen hatte, sprach ein Segensgebet. Günter Rath,
der Vorsitzende des Geschichts- und Heimatvereins, übergab das kostbare Werk der Wertschätzung und der Fürsorge der Öffentlichkeit, die
in großer Zahl an der Einweihungsfeier teilgenommen hatte. Von den üblichen, in den meisten
katholischen Kirchen zu entdeckenden 14 Kreuzwegstationen wurden drei ausgewählt:
Jesus wird zum Tod verurteilt.
Klein, noch unter der untersten Stufe steht wehrlos
der angeklagte, gefesselte Jesus. Fünf Stufen höher,
fast auf dem Richterstuhl sitzend wäscht Pilatus
nach gefälltem Urteil sich „in Unschuld" die
Hände. Der deutende Satz lautet:
DIE HANDLANGER
DAS UEBEL JEDER
EPOCHE
Im Jahr 2004 sind 300 Jahre vergangen nach der
Tallard'schen Belagerung, die vom 16. bis 22. Juli
1704 die Stadt Villingen in höchste Gefahr brachte, aus der sich die Villinger gerettet sahen, durch
die Fürbitten der Gottesmutter Maria und durch
den Schutz des Nägelinkreuzes. Beim diesjährigen
Bittamt vor der Lorettokapelle, zu dem sich zahlreiche Gläubige aus allen Pfarrgemeinden versammelt hatten, hielt Dekan Müller eine Predigt, in
der er auf das kommende Jubiläum und auf die
historische Bedeutung der Kapelle einging. Er
nannte es einen klugen und weitsichtigen Gedanken, dass die Stadtväter bei der Festlegung des
Bebauungsplanes für die Hammerhalde, der nun
die einst einsam gelegene Kapelle ganz in die
Wohnbebauung einschließt, mit der Benennung
der Straßen die Kapelle gleichsam mit einer
Ehrenwache umgeben hätten. Wegen des nahen
Waldes hätte man Tannenstrasse wählen können,
Steinpilzallee oder Heidelbeerweg. Es kam anders
und besser. Er führte aus: Die Waffen ruhen, der
Spanische Erbfolgekrieg ist längst vorbei aber der
einstigen Kombattanten begegnen uns auf den
Straßenschildern und in der Postanschrift unserer
Zeitgenossen:
Die Entstehung fast aller spätgotischen Predigtkanzeln fällt im deutschen Sprachgebiet in die Zeit
zwischen ca. 1460 und 1520. Dies trifft auch für
die Villinger Münsterkanzel zu, die im Hinblick
auf die Tätigkeit ihres Meisters im nahen
Mönchweiler ab 1511 [1] höchstwahrscheinlich kurz
vor 1510 errichtet wurde.
Während fast alle spätgotischen Kanzeln hinsichtlich ihrer Bauweise - dreiteiliger Aufbau des Bauwerks aus Stützzone, Kanzelkorb (auch Kanzelkorpus genannt) und Kanzeltreppe - grundlegende
Gemeinsamkeiten aufweisen, gibt es bei ihrer
skulpturalen Ausschmückung, welche die Kanzel in
aller Regel erst zu einem Kunstwerk erhebt, reichste Vielfalt.
Im Chor der ehemaligen Franziskanerkirche ist eines der größten Exponate des Franziskanermuseums ausgestellt: die Verkleidung eines Heiligen Grabes aus dem Münster. Bei Konzerten bilden ihre scherenschnittartigen Umrisslinien einen außergewöhnlichen Hintergrund. Sie ist aber auch häufig durch eine Schalwand verdeckt. So führt dieses Kunstwerk ein relativ bescheidenes und unauffälliges Dasein, nur dem aufmerksamen Museums- und Konzertbesucher gibt es Rätsel auf: Um was handelt es sich bei diesem merkwürdigen Exponat? Gehört es zur ursprünglichen Ausstattung der Franziskanerkirche? Wurde es das ganze Jahr in einer Kirche präsentiert? Wie genau wurde es genutzt? Was ist dargestellt? Alle diese Fragen werden im Altertümerrepertorium, also dem ersten Verzeichnis der Altertümersammlung der Stadt Villingen (um 1876), beantwortet.
Vor 300 Jahren haben die Villinger Bürger mit dem Bau der Lorettokapelle an der Hammerhalde begonnen. Damit dankten sie Gott für die glücklich überstandene sechstägige Belagerung der Stadt durch die Truppen des Französischen Marschalls Graf Camille de Tallard während des spanischen Erbfolgekrieges. Im Jahre 1705 war die Kapelle fertiggestellt. 299 Jahre nach der Belagerung machte sich in Villingen Dietmar Kempf ans Werk. Im Sommer 2003 begann er mit dem Bau eines detailgenauen Modells der Lorettokapelle im Maßstab 1:25.
Die gebaute Umwelt prägt die menschliche Lebenswelt auf Jahrzehnte, wenn nicht Jahrhunderte.
Eine bewusste Auseinandersetzung mit ihr ist wesentlich für ein gelungenes zukünftiges
Miteinander. Wie gehen wir mit unserer Baukultur um? Das 2018 neu initiierte Auszeichnungsverfahren
»Baukultur Kraichgau« hat beispielgebende Architektur im Kraichgau aufgespürt,
um sie der Öffentlichkeit vorzustellen.
Im 19. Jahrhundert entstanden quer durch den Kraichgau ganze Gruppen von Bauwerken,
die moderne Anforderungen erfüllen und zugleich zur Identität ihres Ortes, der Region und
des Landes Baden beitragen sollten. An ausgewählten Beispielen, insbesondere Kirchenbauten,
lassen sich dabei zwei unterschiedliche Wege, aber auch »Verwandtschaftsbeziehungen«
untereinander erkennen, was diesen Baudenkmalen einen festen Platz in der überregionalen
Kulturgeschichte zuweist. Der Artikel stellt hierfür einige der aussagekräftigsten Objekte vor
und lädt zu eigenen Entdeckungen ein.
Im Rhein-Neckar-Kreis gibt es 210 evangelische und katholische Kirchengebäude, ein beträchtlicher
Teil findet sich in den Städten und Gemeinden des Kraichgaus. Sie waren und sind über
viele Jahrhunderte hinweg ein prägendes Element, ein Ausdruck der Heimat, und sie bewahren
ein reiches historisch-künstlerisches Erbe aus allen Kunstepochen. Die folgenden Beispiele
sollen anregen, sich intensiver mit dem Zusammenwirken von Kunst und Kirche vom Mittelalter
bis heute auseinanderzusetzen und natürlich die Gotteshäuser zu besuchen.
Um die Mitte des 10. Jahrhunderts wurden unter anderem im Kraichgau großflächige,
multifunktionale Burgen errichtet, sicherlich auf königlichem Befehl. Die meisten Gebäude
dürften aus Holz bestanden haben. Besetzt waren die Anlagen mit Grafen, die Verwaltung
und Schutz der ihnen überlassenen Grafschaften übernahmen. In der zweiten Hälfte des
11. Jahrhunderts wurden die meisten Anlagen zu Gunsten von kleineren, aus Stein erbauten
Burgen aufgegeben.
Der Rückschritt
(2019)
Die – vielfach verschwiegenen – Vorgänge um den Bau der katholischen Kirche St. Cäcilia in
Mosbach waren die Auswirkungen einer politischen und kirchenpolitischen Wende, der nicht
nur ein kühner Entwurf, sondern letzten Endes auch sein Urheber, der renommierte Architekt
Hans Herkommer, zum Opfer fiel. Das Ganze war, wie er selber fand, »mehr eine Leidensgeschichte«; und keineswegs nur seine eigene.
Der Jugendstil in Hockenheim
(2019)
In Hockenheim haben wir ein Jugendstilkleinod. In der Mitte der Stadt findet sich ein Jugendstilensemble,
das seinesgleichen sucht, zumal in einer Kleinstadt.
Die Bauleistung zu Beginn des 20. Jahrhunderts lässt auf eine gewaltige Aufbruchsstimmung
schließen, auch abseits der großen Zentren.
Das Hockenheimer Jugendstilensemble konzentriert sich zwischen katholischer Kirche und
der ehemaligen Zigarrenfabrik GEG mit der Pestalozzi-Schule, der evangelischen Kirche und
dem evangelischen Pfarrhaus. Neben Wohngebäuden in der Karlsruher Straße ist der Wasserturm
im Westen der Stadt, der zum Hockenheimer Wahrzeichen geworden ist, ein Zeugnis
für technische Denkmale im Jugendstil.
Nach dem kürzlich im Südturm des Villinger
Münsters eines der größten Glockenspiele in ganz
Süddeutschland installiert wurde (der SÜDKURIER berichtete), sei an ein Ereignis erinnert,
das genau hundert Jahre zurück liegt. Damals, im
Jahre 1906, wurde der erwähnte Südturm des
Münsters nämlich einer umfassenden und anspruchsvollen Sanierung unterzogen.
Lange hatte es gedauert, bis die Bauarbeiten begonnen werden konnten. Die Gründe lagen vor allem
in finanziellen und bautechnischen Schwierigkeiten. Allerdings mussten die Verantwortlichen
handeln, da das Münster erheblich baufällig geworden war. Anfang Juli 1906 schließlich wurde die
Sanierung des Südturms angepackt. Mit einem
Gerüst aus langen Baumstämmen wurde der Turm
seinerzeit eingeschalt und von oben bis zum ersten
Stock abgerissen. Wobei die Spitze des Turmes, der
Turmhelm, erhalten blieb und während der ganzen
Bauphase von dem Gerüst unterfangen wurde. Der
gesamte mittlere Teil des Turmes wurde abgerissen
und erneuert. Im Spätjahr 1907 war der Turm fertig
gestellt.
Die Gesamtsanierung des mittelalterlichen Gotteshauses
wurde im Jahre 1909 abgeschlossen. Am
29. Juni wurde das in neuem Glanz erstrahlende
Münster von der Gemeinde wieder bezogen.
Zugleich bekam das Gotteshaus ein neues Geläut
spendiert.
„... Als 1872 die Großherzoglich Badische Post in die Kaiserliche Reichspost eingegliedert wird, erhält Villingen ein kaiserliches Postamt“, schreibt das Mitglied des Geschichts- und Heimatvereins Walter K.F. Haas. Von ihm erfahren wir auch, dass ab 1875 das kaiserliche Postamt in der Niederen Straße 24 (damals Nr. 388) im Hause der Familie Beha (heute Haus Sutermeister) untergebracht war. Vom „Postdirektor“ bis zum „Hilfsbriefträger“ betrug das Personal neun Personen, dazu kamen vier Landbriefträger und drei Bürodiener. In der ganzen Stadt gab es drei Briefkästen. Die amtliche Verkaufsstelle für Postwertzeichen befand sich 1884 bei Kaufmann Karl Butta, Marktplatz 185 (heute Parfümerie Butta-Stetter, Bickenstraße).
1870 erwirbt der Uhrenfabrikant Carl Werner die ehemalige Werkstätte an der Ecke Schul-/Kanzleigasse (heutiger Schuhmacher Keller) zu Produktionszwecken seiner Uhrenfabrikation. Bereits zehn Jahre später war der vermehrte
Platzbedarf für die Herstellung von mechanisierten Großserien-Uhren notwendig geworden. Carl Werner kommt in den Besitz des landwirtschaftlichen Gebäudes an der Ecke Rathausgasse/Schulgasse und lässt dieses abreißen. Sein Plan für dieses exponierte Grundstück sieht ein langgestrecktes, dreigeschossiges Gebäude, fluchtend angebunden an die traufständische
Bebauung der Schulgasse vor. Es entstand hier die erste große Uhrenfabrik Villingens, errichtet zudem noch im Altstadtbereich, obwohl man bereits mit der Stadterweiterung jenseits der mittelalterlichen Mauern begonnen hatte
Mit großartigen Modellen historischer Villinger Bauwerke hat sich Dietmar Kempf in den vergangenen Jahren einen Namen gemacht. Der Geschichts- und Heimatverein Villingen hat die Leistung seines Mitglieds in den Jahresheften vergangener Jahre schon mehrfach gewürdigt. Jetzt hat er wieder ein Stück Villinger Stadtgeschichte aus der Vergangenheit geholt und im
wahrsten Sinne des Wortes sichtbar gemacht: das Kaufhaus von 1573, das auch Gerichtslaube, Kornlaube und Tanzlaube genannt wurde und einst in der Oberen Straße stand.
Sie sind Tag und Nacht im Dienst. Jederzeit ansprechbar. Immer gleich freundlich und sachlich geben sie Auskunft über das, was sich in der Stadt im Laufe der Jahrhunderte tat: Die kleinen viereckigen Tafeln an markanten historischen Gebäuden in Villingen. Für die Einheimischen sind sie schon ein vertrauter Anblick geworden und man hat sich so daran gewöhnt, dass man sie oft gar nicht mehr wahrnimmt. Wir regen uns höchstens darüber auf, dass manche schlecht behandelt werden, das heißt,
dass sie zerkratzt, beschmutzt oder gar zerstört werden. Dabei haben sie pflegliche Behandlung verdient. Wir haben sie liebevoll die „kleinen blauen Stadtführer“ genannt und viele von ihnen schon in den Jahresheften des Geschichts- und Heimatvereins, dem sie ihre Existenz zu verdanken haben, vorgestellt. Hier folgt eine dritte Staffel und damit ein kurzer Stadtrundgang.
In einem abgelegenen, von verwildertem Unterwuchs, dichtem Laub- und Nadelholz besiedelten Wäldchen auf dem Schützenberg in Donaueschingen trat vor einigen Jahren ein schon seit Jahrzehnten verlassenes Gebäude in mittlerweile beklagenswertem Zustand ans Licht der Donaueschinger Öffentlichkeit. Das abgelegene Wäldchen war Bestandteil der für die „Bebauung Bühlstraße" erworbenen Gesamtfläche, die zur Disposition stand, nachdem der dort benachbarte, am Ostabhang des Schützenberges zur Friedrich-Ebert-Straße gelegene landwirtschaftliche Betrieb im Hintergrund der markanten Gründerzeitvillen von seinem Besitzer aufgegeben worden war. Beispielhaft hatte die Stadtverwaltung einen Architektenwettbewerb für die Bebauung des gesamten Areals ausgeschrieben. Aus dem Wettbewerb war ein Konzept als 1. Preis hervorgegangen, das in dem sanft nach Osten abfallenden Hanggelände eine sogenannte „Quartiersbebauung" vorgeschlagen hatte, ein allmählich wieder ins Bewusstsein der Fachleute eingedrungenes traditionelles städtebauliches
Prinzip aus der Vergangenheit.
Eine Bildhauerfamilie mit langer Tradition ist die Familie Winterhalder. Über sieben Generationen wurde das Bildhauerhandwerk ausgeübt. Angefangen hat die Bildhauerei im Schwarzwald mit Bartle Winterhalder. Er wurde um 1617 in Urach als Sohn des Bauern Kaspar Winterhalder auf der Kalten Herberge geboren. Am 10. August 1638 heiratete er die Hofwitwe Ursula Hummel vom Oberfaltengrund in Neukirch, deren Mann Bartle Faller der Hexerei angeklagt und 1638 in Triberg als Hexer hingerichtet worden war. Bartle war bis 1654 Beständer auf dem Oberfallengrund für den erbberechtigten Stiefsohn Georg Falter aus der ersten Ehe seiner Frau. Schon vor der Heirat und auch als Bauer hat er wohl oft und gern zum Schnitzmesser gegriffen und sich die ersten Kenntnisse des Schnitzens angeeignet. Deshalb gab er bereits mit 37 Jahren den Hof an seinen Stiefsohn Georg ab. Nun konnte er auf dem Leibgeding sich ganz der Bildhauerei widmen.
„Spätestens nach den Verordnungen Kaiser Joseph II. († 1790) wurden im Villinger Münster keine Gräber mehr eingebracht; die weitgehende Umgestaltung des Innenraumes des Münsters in den zwanziger Jahren des letzten Jahrhundert mit ihrer Fußbodenerhöhung ließ die alten Gräber überschütten, einplanieren und vergessen – bis in unsere Tage“, schrieb 1979 der Archäologe Thomas Keilhack. Dabei ist man mit den herausgenommenen steinernen Grabplatten nicht sehr pietätvoll umgegangen. Dem Vernehmen nach landeten sie als Hauseintrittsteine oder gar als „starke Steindeckel“ über den neuen Entwässerungskanälen der Innenstadt. Damit verschwanden Zeugnisse für eine identifizierbare, individuelle Zuweisung an eine bestimmte Person, deren Gebeine im Kirchenboden verblieben waren.
Am linken Brigachufer, jenseits der Bickenbrücke, neben der Fußgängerbrücke hinauf zum Landratsamt beim neuen Busbahnhof, steht ein merkwürdiges, an Totengebein gemahnendes Steinkreuz, das 1976 errichtet wurde durch Spenden der Geistlichen aus Villingen, der Stadt Villingen und der Münsterpfarrei. Am Sockel steht der erläuternde Text „Etwa seit dem Jahr 1400 stand hier eine Kapelle, Bickenkapelle genannt. Mehrmals zerstört, wurde sie zuletzt im Jahr 1660 erbaut. Bomben legten die Kapelle am 20. Februar 1945 in Schutt und Asche. Das Nägelinkreuz in der Kapelle, hochverehrt, ist im Münster geborgen. „Gekreuzigter Herr Jesus Christus, beschütze deine Stadt“. Also wird hier an eine Kapelle erinnert, die mindestens 500 Jahre lang der Verehrung eines besonderen Heiligtums der Stadt, des Nägelinkreuzes, gedient hat.
Unweit vom Zusammenfluss vom Wieselsbach mit
einem Bächlein, das vom Neuhäuslewald her seinen Weg findet und dann erst den Namen
„Warenbach“ trägt, steht die Schleifekapelle. Die
Villinger nennen sie liebevoll „s’Schlifi-Käpelle“.
Ihren Namen hat dieses kleine Gotteshaus von dem
jenseits des Warenbachs gelegenen „Schleife-Hof“.
Heute ist der Hof ein Landwirtschaftsgut, doch
zuvor diente er bis zum Jahre 1895 als „Grob- &
Feinschleiferei“.
Als im Jahr 1972 die beiden Städte Villingen und
Schwenningen zur gemeinsamen Stadt vereinigt
wurden, gab es in jedem der beiden Stadtbezirke
ein Krankenhaus, das baulich etwas ältere in
Schwenningen. Beide Krankenhäuser waren jeweils
so strukturiert, wie es damals für Städte dieser
Größenordnung üblich war. In beiden Häusern
waren jeweils die großen medizinischen Fachgebiete Innere Medizin, Chirurgie sowie Gynäkologie und Geburtshilfe vertreten, Villingen besaß
zudem ein Kinderkrankenhaus.
Das im Jahr 1912 erbaute Krankenhaus der Stadt Villingen an der Herdstraße erhielt im Jahr 1930 mit einem Erweiterungsbau auch eine neue Kapelle. Am 24. April 1931 erteilte das Stadtbauamt Villingen durch die Krankenhauskommission dem im Alten Schloss in Meersburg wohnenden Maler Waldemar Flaig (geboren am 27. Januar 1892 in Villingen) den Auftrag, Wand und Altarnische zu bemalen zum Preis von 2000 RM. Bereits am Fest Peter und Paul am 29. Juni 1931 konnte die Kapelle mit den Bildern Flaigs geweiht werden. Nachdem Flaig diese Arbeit beendet und sich sein Gesundheitszustand verschlechtert hatte, ermöglichten ihm Freunde einen längeren Erholungsurlaub in Südfrankreich.
Nach seiner Rückkehr schuf Flaig noch für den evangelischen Andachtsraum (Raum Nr. 300) ein Fresko des segnenden Christus. Ob dieses Bild unter Tapete oder Putz noch erhalten oder ganz verschwunden ist, entzieht sich derzeit unserer Kenntnis.
Waldemar Flaig starb im Villinger Krankenhaus am 4. April 1932 und wurde auf dem Villinger Friedhof beigesetzt.
Villingen baut ein Gymnasium
(2009)
Höhere Schulen in Villingen sind keine Entwicklung des 20. Jahrhunderts. Höhere Bildung gab es hier schon im späten Mittelalter. Im 18. Jahrhundert existierten in Villingen zwei Gymnasien. Eines wurde von den Franziskanern unterhalten, das andere von den Benediktinern – eines zu viel für die kleine Stadt Villingen. Die vorderösterreichische Regierung in Freiburg entschied 1774, nur die Benediktiner sollten weiterhin ein Gymnasium betreiben. Den Franziskanern wurde die Normalschule, damals meist ‚Hauptschule’ genannt, übertragen. Die Schülerzahl im Gymnasium schwankte zwischen 50 und 70 Schülern. Mit dem Ende der Zugehörigkeit Villingens
zu Österreich wurden die letzten Klöster – 1806 auch das Benediktinerkloster – aufgelöst. Nur das Ursulinenkloster überlebte, da es die Mädchenbildung in der Stadt übernommen hatte. Das Ende des Benediktinerklosters bedeutete auch das Ende des Gymnasiums in Villingen. Es folgte ein letztlich erfolgloses Bemühen des Rats der Stadt und des Bürgermeisters, das Gymnasium doch noch zu erhalten.
Im Auftrag von Erzherzog Albrecht VI., Regent in den habsburgischen Vorlanden und Bruder des Kaiser Friedrich III., selbstherrlich und verschwenderisch auftretend, wurden in Villingen im Jahre 1456 mit dem Gelehrten Matthäus Hummel
Verhandlungen zur Gründung der ersten Universität Freiburg im österreichischen Vorlande geführt und im Jahre 1457 vollendet.
Und so war dann Matthäus Hummel Mitgründer der Universität Freiburg und erster Rektor im Jahre 1460. Er war Doktor der Fakultät der „Freien Künste“, der Vorgängerin der philosophischen Fakultät, Doktor des kanonischen Rechts sowie ernannter Rektor der Theologen, Mediziner und der Juristen. Hummel wohnte in der Bickenstraße. Zur damaligen Zeit waren die Universitäten,
auch „Hohe Schulen“ genannt, Kirchenstiftungen. Und so lag es nahe, dass zahlreiche österreichische Kirchenlehen, darunter die der Münsterkirchen der Städte Freiburg, Breisach und Villingen dazu bestimmt wurden, die notwendigen materiellen Grundlagen für den Neubau zu erbringen.
Seit einigen Jahren schon entwickelte sich der Chorraum der ehemaligen Franziskanerkirche in Villingen zu einem eigenständigen Ausstellungsraum, in dem großformatige Exponate ihren Platz finden: Die Kreuzigungsgruppe aus der Vorhalle der Altstadtkirche fand hier eine wettergeschützte
Bleibe, vor wenigen Jahren folgten die Passionskulissen vom Frühmessaltar des Münsters, und seit Anfang 2008 haben auch die Fragmente der sogenannten Fresken aus der alten Kirche von Peterzell dort einen Platz gefunden. „Sogenannt“ müssen sie korrekt bezeichnet werden, weil nur die rotbraunen und schwarzen Linien in Freskotechnik, d. h. auf den nassen Putz gemalt wurden, wo sie sich mit diesem unlöslich verbanden.
Zur Besichtigung der ehemaligen fürstlichen Kammer waren im Februar 2009
etwa 50 Exkursionsteilnehmer in das heutige Einrichtungshaus "Häring" an der
Josefstraße gekommen. Da Motto der Veranstaltung lautete: Fürstliche Bauaufgaben im 19. Jahrhundert
In einer beispielhaften Privatinitiative hat der Geschäftsmann Joachim Häring
aus Pfaffenweiler das ehemalige fürstliche Verwaltungsgebäude mit großer Sensibilität und Respekt vor der alten Bausubstanz in ein attraktives Geschäftshaus
umgewandelt und da bei weder Kosten noch Mühe gescheut. Heute zeigt sich das
Gebäude als Gesamtkunstwerk, in dem Alt und Neu eine reizvolle Verbindung eingehen.
m Jahr 2006 besichtigten Mitglieder des Vereins für Geschichte und Naturgeschichte der Baar zusammen mit Kunstinteressierten aus der Region die Verena-Kapelle im Tal von Bachzimmern, 3.5 km nördlich von lmmendingen/Donau.
Die Besitzerin Stefanie Schmitz berichtete über Feuchtigkeit im Gebäude, deren
Beseitigung dringend nötig wäre. Eine größere Öffentlichkeit wäre wünschenswert.
Die veranlasste die beiden Auto rinnen, den folgenden Artikel zu schreiben. Zudem
wunderten sich die Exkursionsteilnehmer, dass die Kapelle und ihr kunst- und
kulturhistorischer Rang selbst in der näheren Umgebung unbekannt waren.
Definiert man die gute Publikation von Naeher aus dem Jahr 1893 als Anfang, so
kann die Erforschung der Burg Dauchstein nun auf über 110 Jahre zurückblicken.
Bedauerlicherweise - um es vorweg zu nehmen - führen aber viele der etwa ein
Dutzend sich mit der heute noch stehenden Ruine befassenden Veröffentlichungen
zumindest hinsichtlich der Datierung in völlig falsche Richtungen.
Als sich im Zuge der Zweiten Marokkokrise 1911 die Beziehungen der europäischen Großmächte zueinander verschlechterten, wuchs in der militärischen Elite des Kaiserreichs die Überzeugung von der Unvermeidbarkeit eines militärischen Konfliktes in Europa. Um sich gegen die zahlenmäßige Überlegenheit Frankreichs und Russlands zu wappnen, erfolgte im Frühjahr 1912 eine Erhöhung der Armeestärke um 29 000 Mann. Ausgelöst durch die Balkankriege (September 1912 bis Oktober 1913) forderte der Generalstab Ende 1912 eine weitere Verstärkung des Heeres. Im März 1913 beschloss der Reichstag eine Heeresvermehrung um 137 000 Mann auf 793 000 Soldaten. Das hatte die Errichtung neuer und moderner Kasernen zur Folge. Sie wurden zu effizienten Ausbildungsstätten für die Schlachtfelder des Ersten Weltkriegs, dessen Ausbruch sich nun zum 100. Mal jährt.
Der fromme Dulder
(2007)
Die Wandmalereien der Klosterkirche Lobenfeld sind jüngst durch die Publikation
von Gabriela NUTZ neu erschlossen und durch Abbildungen vorbildlich dokumentiert
worden.1 Wie mühsam die Identifikation der manchmal verblaßten oder beschädigten
Bildszenen und Beschriftungen ist, belegen die im Buch ausgewerteten,
älteren Zwischenstände und Vorarbeiten. Wenn hier von einer neuen Identifikation
berichtet werden soll, ist dies gewiß eine Korrektur einer einzelnen Einschätzung
der Autorin, mindert aber nicht die Leistung.
Unter den romanischen Wandmalereien auf der Südwand des Chores findet sich im
Bildfeld S-6 (unten, zweites von links) eine Darstellung dreier Personen, die unter
Vorbehalt als „Lehrszene (?)" identifiziert und interpretiert worden ist.2 Mehr als
anderswo haben sich auf den Spruchbändern Buchstabenreste erhalten; das lange
Spruchband der mittleren Figur ist im unteren Teil so gut mit Buchstaben gefüllt,
daß eine etwas dichtere Lesung möglich ist.
Der Wunsch, eine unserer Zeit gemäße Nutzung in einem Altbau unterzubringen,
erfordert Sanierungsmaßnahmen, die in vielen Fällen zum Totalverlust von alter
Bausubstanz und auch von Bodenschichten im Fundamentbereich führen. Material,
das als Ausfüllung in Decken, Gewölbezwickeln und im Fundamentbereich eines
Gebäudes liegt (Abb. 1 ), gilt landläufig als wertloser Schutt, wird entfernt und
abgefahren, und geht damit für Untersuchungen endgültig verloren. Ein Beispiel
soll dazu anregen, solche Verfüllungen in oder um zu sanierende ältere Bauwerke
höher zu achten und ihren Inhalt, wenn die betreffenden historischen Schichten
schon nicht an Ort und Stelle verbleiben können, zu bergen, zu untersuchen und
dadurch zukünftigen Generationen wenigstens als Dokumentation zu überliefern.
Eine Stadt - vier Rathäuser
(2005)
Seit nunmehr 50 Jahren holen sich die Bruchsaler nicht nur ihren Rat, sondern auch
alle Arten von Bescheinigungen und Genehmigungen bis hin zum standesamtlichen
Segen für das gemeinsame Eheleben im heutigen Rathaus der Stadt, einem der
ersten großen öffentlichen Gebäude, die nach der verheerenden Zerstörung der
Stadt am 1. März 1945 wieder errichtet und eingeweiht wurden. In Anwesenheit
des baden-württembergischen Innenministers konnte es nach knapp zweijähriger
Bauzeit am 10. Juli 1954 seiner Bestimmung übergeben werden. Der 50. Jahrestag
dieses Ereignisses 2004 war für die Stadt Bruchsal Anlass und Verpflichtung, im
Rahmen einer kleinen Ausstellung mit Feierstunde einen Rückblick auf die Geschichte
ihrer Rathäuser zu unternehmen.
Das Dorf Rettigheim, heute Ortsteil von Mühlhausen im Rhein-Neckar-Kreis, ist
788 erstmals als Radincheim im Lorscher Codex erwähnt und gehörte seit der fränkischen
Zeit zur Urmark und zum Pfarrsprengel des am Fuß des Letzenberges gelegenen
Ortes Malsch. Rettigheim und Malschenberg (heute ein Stadtteil Rauenbergs)
hatten bis ins 19. Jh. Pfarrzwang zur Mutterpfarrei Malsch, obwohl z. B.
Rettigheim bereits um 1420 ein eigenes Widumsgut besaß, auf dem vermutlich in
dieser Zeit bereits eine (erste) Kapelle (Patronat Hl. Jakobus d. Ä.) stand. Erst 1870
konnte sich Rettigheim aus der kirchlichen Abhängigkeit von Malsch lösen und eigene
Pfarrei werden. Die kleine Kapelle (urkundlich erstmals 1594 erwähnt) war
trotz der Verpflichtung des auswärtigen Gottesdienstbesuches in Gebrauch und
wurde laut den Kirchenrechnungen des Heiligenfonds laufend instand gehalten
und mit dem notwendigsten Inventar ausgestattet. Bis 1803 gehörte Rettigheim
zum Hochstift Speyer.
Keines der einschlägigen Denkmalinventare, weder Adolf von Oechelhäusers
Kunstdenkmäler des Großherzogtums Baden1, noch die beiden Dehio-
Handbücher Baden-Württemberg2 erwähnen das bedeutende klassizistische
Erinnerungsdenkmal des Eberhard von Gemmingen, noch das ( erst 2002 wieder
entdeckte) Epitaph des Ottheinrich (1.) von Gemmingen in der ev. Pfarrkirche
Hoffenheim.
Bei Oechclhäuser mag das daran liegen, dass der lnventarisator bei seiner sonstigen
Akribie die damals (1909) relativ neue (1841 vollendete) neugotische Kirche nicht
der Begehung wert erachtete; er erwähnte lediglich kurz die Vorgängerbauten, aber
weder die bedeutende Walcker-Orgel noch das Gemmingen-Denkmal.
Wohl in der Nachfolge von Oechelhäuser erwähnte Georg Dehio im Handbuch
der Deutschen Kunstdenkmäler Baden-Württemberg I (1964) Hoffenheim nicht.
Erst in der Neuauflage von 1993 findet die Kirche als früher Bau der Hübsch-
Schule Beachtung- das Gemmingen-Denkmal nicht.
Das Gebiet zwischen Rhein, Neckar und Enz gehört nicht zu den Gebieten, die durch mittelalterliche Kirchenbauten weithin bekannt sind, obwohl hier das zum Weltkulturerbe geadelte Zisterzienserkloster Maulbronn liegt und auch die beiden
benachbarten Zisterzienserklöster Bad Herrenalb und Schönau in der Region Spuren hinterlassen haben. Zudem befinden sich hier die romanische Klosterkirche Lobenfeld, die bedeutende frühgotische Kirche des Ritterstifts in Bad Wimpfen, die Reste der romanischen Klosterkirche in Sinsheim, die nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaute mittelalterliche Schlosskirche von Pforzheim und auch manche Stadtkirche wie in Bad Wimpfen oder Besigheim. Sie alle sind überregionaler Beachtung wert, doch wird das Land vor allem durch die vielen mittelalterlichen Pfarrkirchen bestimmt. Sie waren meist Chorturmkirchen bescheidener Ausmaße, manchmal jedoch in bestechender Lage auf Erhöhungen gelegen und mit wehrhaften Anlagen umgeben. Als Landmarken prägten sie die abwechslungsreiche, oft hügelige Landschaft im Viereck zwischen den heutigen Mittelstädten Heidelberg, Heilbronn, Karlsruhe und Ludwigsburg
Raban I. von Helmstatt, ,,genannt von Bischofsheim"!, war im Besitz eines Drittels des großen Zehnten und des Pfarrsatzes (= Patronatsrecht) des „Dorfes zu Bischofsheim". Diese Rechte hatten bereits seine „altfordern" gehabt. Im Jahr 1329 tauschte Raban diese Rechte gegen fünf Höfe zu Grumbach ( = Bad
Rappenau-Grombach) und „das Weyler zu Büchelbach" (= Oberbiegelhof). In einem „Bischöflich Wormsischen Lehenherrlichen Consens-Brief" vom 14. Juni 1330 wurde dieser Tausch bestätigt. Damit ging das „ius patronatus", das
Patronatsrecht „der parkirchen zu Bischofsheim", das Raban bisher als Lehen des Bistums Worms innegehabt hatte, an den Bischof zu Worms. In diesem „Consens-Brief" von 1330 wurde erstmals eine Pfarrkirche in Bischofsheim erwähnt.
Mannalese und Eucharistie
(2009)
Fast ein Jahrzehnt lang hatte ich die Fresken der Klosterkirche vor mir, sonntäglich
stand ich auf der Kanzel, ihnen gegenüber. Über den kunstgeschichtlichen
Rang der Wandmalereien war ich mir schon damals im Klaren, kamen doch immer
wieder kunstverständige Besuchergruppen, von denen ich Neues erfuhr und denen
ich erzählte, was ich wusste. Nie bin ich jedoch über die theologiegeschichtliche
Problematik der Gegenüberstellung alt- und neutestamentlicher Themen gestolpert.
Mit 215 m Länge, bis zu 88 m Breite und drei Bergfrieden ist die Kaiserpfalz
Wimpfen die größte staufische Pfalzanlage in Deutschland. Ohne Frage muss die
zeitgenössische Bedeutung als sehr hoch angesehen werden.
Bei diversen Begehungen der Autoren in den letzten Jahren wurden einige Auffälligkeiten
bemerkt, die den bisherigen Bearbeitern entgangen waren, wie z. B. die
intensiven Brandrötungen der Palasarkaden und die zeitliche Abfolge von genutzten
Werksteinen. So reifte der Plan, eine partielle Neubearbeitung der Kaiserpfalz
vorzulegen, zumal die Datierungen von Bau und Niedergang der Anlage je nach
Autor weit auseinanderliegen.
Im Vorfeld eines geplanten Umbaus der ehemaligen Stiftskirche in Sinsheim zu einem
Kultur- und Begegnungszentrum des Rhein-Neckar-Kreises wurden von August
bis November 2009 durch das Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat 26 -
Denkmalpflege) archäologische Ausgrabungen im südlichen Außenbereich der
Kirche durchgeführt. Mit diesen Untersuchungen sollen die noch im Untergrund
erhaltenen Baureste des ehemaligen südlichen Seitenschiffs der Stiftskirche erkundet
werden, um so die Planungsgrundlage für einen bewahrenden Umgang mit der
archäologischen Substanz als Teil eines Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung
zu schaffen. Dankenswerterweise stellte der Rhein-Neckar-Kreis die für die
Grabungen benötigten Finanzmittel zur Verfügung.
500 m nordöstlich des alten Stadtkerns von Sinsheim erheben sich auf dem so genannten Michaelsberg, 30 m über der Talaue die Relikte des St. Michael geweihten Klosters. Die erste gedruckte Zusammenstellung der Klostergeschichte bietet Johann Goswin Widder im Jahre 1786. Eine der wichtigsten Quellenpublikationen, die Vorlage der so genannten „Sinsheimer Chronik", stammt von Friedrich Mone 1848 und drei Jahre später publizierte Karl Wilhelmi auf 144 Seiten die für die damalige Zeit sehr gute„ Geschichte der vormaligen freien adeligen Benedictiner-Abtei Sunnesheim". Zu nennen ist auch noch die Publikation eines Grundrisses und eines romanischen Türgewändes durch A. von Bayer 1851/55. Nach diversen archivalischen Einzelpublikationen in der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins" und anderenorts zwischen 1850 und 1874 ist die historische Datenzusammenstellung von Albert Krieger 1905 und die erste kunsthistorische Bearbeitung durch Adolf von Oechelhäuser 1909 zu erwähnen. Danach scheint das wissenschaftliche Interesse an dem Thema zu erlahmen.
Der Kraichgau zählt nicht zu den klassischen Kirchenburgen- und Wehrkirchenlandschaften.
Als Hauptverbreitungsgebiete gelten allgemein Siebenbürgen, Kärnten,
Oberösterreich, die Thierache (Nordfrankreich), die Pyrenäen, das Rhonetal
und in Deutschland das Rheintal oder Franken. Wer heute durch den Kraichgau
fährt, stellt schnell fest, dass die meisten Kirchen in den letzten drei Jahrhunderten
gebaut wurden oder durch Erweiterung und Umbau ihr ursprüngliches Aussehen
stark verändert haben. Im badischen Teil des Kraichgaus wurden im 19. Jahrhundert
viele evangelische Kirchen in historisierendem Stil von dem badischen Baumeister
Friedrich Weinbrenner und seinen Schülern errichtet. In den katholischen
Gemeinden finden wir vielfach barocke Kirchen des 18. Jahrhunderts oder ebenfalls
Kirchen im historisierenden Stil um 1900. Bei diesen Neubauten auf dem Platz
der Vorgängerkirche oder bei Umbauten und Erweiterungen der alten Kirchen in
den letzten Jahrhunderten ist fast alles, was den heutigen Betrachtern an die einstige
Wehrhaftigkeit erinnern könnte, mehr oder weniger beseitigt worden. Nur im
südwestlichen Kraichgau, im Enzkreis, hat sich eine größere Anzahl an Kirchenburgen
und Wehrkirchen erhalten. Die besterhaltenen und daher bekanntesten unter
ihnen sind die evangelischen Kirchen in Lienzingen und in Dürrn. Über sie gibt
es auch zahlreiche Veröffentlichungen.
Unser Bild der Burgen des unteren Neckartals, vor allem das der geschichtsinteressierten
Touristen, ist geprägt von vielen, heute oft einsam oder romantisch wirkenden
Höhenburgen, von denen etliche noch im 16. Jahrhundert eine letzte größere
bauliche Umgestaltung erfuhren. Die vorhandenen Burgen und Burgruinen besitzen
eine funktionale Einteilung in Kern- oder Hauptburg, in der Bergfried oder
Schildmauer und ein Palas die prägenden Teile sind, sowie in die davor gesetzte
Vorburg, in der die notwendigen Wirtschaftsgebäude stehen. Die gesamte Anlage
ist von Mauerwerk und (Eck-)Türmen umgeben. Dieser (ausgebildete) Burgentyp
verstellt als „Endprodukt" des Burgenbaus fast zwangsläufig den Blick zu Vorgängerformen.
Eine bereits in optischer Hinsicht auffällige Bauform stellt die auf einer
Felsplatte stehende, aber kleine Burgruine Dauchstein (am Neckar, bei Binau) vor.
Bei ihr ist der relativ kleine Wohnturm von hohem Interesse, der gleichzeitig als
Bergfried gegen den Kamm des Berges schützte. Nicht nur sein Mauerwerk von 2,3
Meter Stärke gegen den Berg, auch die hochgelegene Eingangstür und seine
Grundfläche von nur 6 auf 6 Meter, weisen auf ältere Zusammenhänge hin. Die
wohnlich ausgebildete Form des an sich schlichten Wohnturms auf Dauchstein ist
ein weiterer, wichtiger Gesichtspunkt: Der Wohnturm besitzt Küche und Rauchfang,
Abort und Wohnraum sowie steinerne Sitzbänke an den Fenstern, die zur Innenseite
der Burg gerichtet waren. Die vorhandenen Stockwerke des Wohnturms
sind quasi über ein abgemauertes Treppenhaus, d. h. über eine schmale Steintreppe
im Innern des Gebäudes gut zu erreichen.
Grabungen größeren Ausmaßes haben im Bereich der Königspfalz Wimpfen wegen der dichten Bebauung bisher nicht stattgefunden. Als besonders bedeutungsvoll erwiesen sich die räumlich begrenzten Untersuchungen von Fritz Arens im Bereich der ehemaligen Mehlhaffschen Scheuer (heute Burgviertel 21) zum Grundriss des Palas, sowie des Vereins „Alt Wimpfen" im Garten des sog. Bürgermeister-Elsässer-Hauses, die die Fundamente eines dritten Bergfriedes nachweisen konnten. Für die Geschichte der Königspfalz Wimpfen, ihre Datierung und ihre kunsthistorische Einordnung, ist bis heute die Monographie von Fritz Arens „Die Königspfalz Wimpfen" maßgeblich, wenngleich seit einiger Zeit Zweifel an der Datierung
erhoben werden. Im April 2007 bot sich die Möglichkeit, im Keller des sich in städtischem Besitz befindlichen Hauses Burgviertel 19 (Abb. 1 und 2), das zur Sanierung ansteht, eine Grabung durchzuführen. Da sich dieses Gebäude in unmittelbarem Anschluss an die von Arens untersuchte Mehlhaffsche Scheuer befindet, war eines der Grabungsziele,
weitere Erkenntnisse zur stauferzeitlichen Bebauung zwischen Palas und Steinhaus zu sammeln.
Die Neueröffnung des Abt-Gaisser-Hauses am
11. Dezember 2010 beendet endlich den 30-jährigen „Dornröschenschlaf“ dieses für Villingen stadthistorisch sehr wertvollen Gebäudes, das als
Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung im
Sinne des § 12 Denkmalschutzgesetz (eingetragen
im Denkmalbuch am 16.11.1978) eingestuft ist.
Er ist kein Unbekannter im Geschichts- und
Heimatverein Villingen, dem er als Mitglied angehört:
Dietmar Kempf, der sich als Modellbauer einen
Namen gemacht hat. Der GHV hat ihn und seine
Arbeiten in mehreren Jahresheften vorgestellt. Seine
großartigen Modelle von der Bickenkapelle, dem Alten
Kaufhaus und der Lorettokapelle fanden große
Bewunderung. Aber es geht ihm nicht um Bewunderung und Anerkennung, sondern er hat es sich zur
Aufgabe gemacht, Gebäude, die in der Stadtgeschichte
eine wichtige Rolle spielen oder gespielt haben, als
Modell zu erhalten und – wenn sie nicht mehr vorhanden sind - aus der Vergangenheit zurückzuholen.
Das ist ihm bisher sehr gut gelungen. Mit dem jetzt
fertiggestellten Modell von der Villinger Altstadt -
kirche, von der heute nur noch der Turm auf dem
Friedhof, als ältestes Bauwerk der Stadt, erhalten ist,
stellt er ein weiteres kunsthandwerkliches Meisterstück
vor und macht Villinger Vergangenheit wieder sichtbar.
Pfarrer Georg Anton Fritsch vermochte die Notwendigkeit, sein spätgotisches
Kirchlein aus dem 14. Jahrhundert abzubrechen, nicht erkennen und musste
1747 freiwillig auf die Pfarrei Gütenbach verzichten. Am 10. August 1748
wurde in Gütenbach ein neues Gotteshaus geweiht, das 1763 einen Altar mit
Figuren von Matthias Faller erhielt und 1890 als Barockkirche in die Liste
der „Badischen Kunstdenkmäler“ aufgenommen wurde.
1963 wurde das Kirchlein abgerissen. Der wertvolle Altar konnte nach
30-jähriger Irrfahrt noch gerettet werden. Am 17. Oktober 1965 fand die
Benediktion der heutigen römisch-katholischen Pfarrkirche Sankt Katharina
statt. Das erzbischöfliche Bauamt in Freiburg hatte nach den Plänen der
Architekten Heinz Triller und Lothar Schmidt das Bauwerk verwirklicht.
Wäre man nicht den geäußerten Anregungen des GHV-Vorsitzenden Günter Rath gefolgt, hätte unserem Anliegen nach mehr als dreißig Jahre das Vergessen gedroht. Wie der Titel besagt, können erstmals konkrete, d.h. absolute Daten zur ausschnittsweisen Baugeschichte des Villinger Münsters vorgelegt werden. Baugeschichtliche Daten ergeben sich ansonsten bis heute aus zeitlich relativen Einschätzungen und sind somit Näherungswerte. Diese ergeben sich aus der städtischen Siedlungsgeschichte, den baustilverändernden Perioden oder den wechselnden Herrschaftsverhältnissen als kombiniertes Anliegen von Stadtherrschaft und kommunaler Verfassung der Bürger.
Die Johanneskirche in der Gerberstraße 11 in Villingen ist als Sachgesamtheit Johanniterkirche mit Messnerhaus ein wichtiges Zeugnis für die Geschichte Villingens. Dies gilt sowohl für seine Architektur – wie auch Religionsgeschichte. Das Gebäude stellt deshalb aus wissenschaftlichen, vor allem bau- und stadtbaugeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal
dar. Seine Erhaltung liegt insbesondere wegen seines
dokumentarischen und exemplarischen Wertes im Interesse der Öffentlichkeit. Die Johanneskirche ist Teil der dichten
Bebauung des historischen Stadtkernes innerhalb der ehemaligen Wehrmauer.
Der Karlsruher Schlossplatz
(2007)
In den Sohlen brennt es, brennt es: vor zum Schloßplatz! Da ist
seine stille Schönheit, seine Liberalität und humane Einfachheit; seine
bescheidene Größe, die wie im Gleichnis dennoch alle gemütliche
Weite besitzt. Ihr könnet nicht wissen was dieser Schloßplatz für mich
ist! Die Sonntagvormittage von zehn Jahren gutgläubiger Jugend
liegen mir drin; Parademusik, Schloßwache, Hofkutschen; Schulkameraden,
Tennisfreundinnen, Tanzstundendamen; Theaterzettel mit
dem Namen Felix Mottl, mit Fidelio, Wagner, den Trojanern (wo hört
man sie noch?); Hofopernsänger und Schauspieler, alle ein wenig
geheimnisvoll mit dem Rest Schwarz unter den Augen und den abgeschminkten,
großporigen, ein wenig weichen Wangen; „Herr Wassermann“,
der Karlsruher Possart, Mephisto, Nathan, Marinelli, Wurm
und Nickelmann; die Sängerinnen, ach, die Sängerinnen, [...].
Unter der Betrachtung des Münsters in Freiburg werden Auge und
Gemüt durch das innigste Behagen erwärmt, das in der Anschauung
eines Domes je erfahren werden mochte. Die wohltätige Empfindung
teilt sich alsbald mit, leicht sogar schon in jener ersten Minute, über
deren grundlegende Bedeutung Herz und Verstand sich noch kaum
Rechenschaft geben, so entschieden sie von vornherein zu besonderem
Wohlsein gestimmt sind. Wenn aber beide, Herz und Kopf, gleichsam
im musikalischen Verhältnis der Quint auseinandergespannt und eins
dem anderen eben darin dennoch zugeordnet – wenn also beide
nachher angefangen haben, vor sich selbst und gegenseitig die Übereinstimmung
der Eindrücke zu verantworten, dann wird ihnen kaum
ein anderes erklärendes Bewußtsein zur Verfügung stehen als gerade
jenes, für welches der Name schon gefunden ist: das Bewußtsein
tiefsten Behagens. Von Mal zu Mal wird Geist wie Seele nachdrücklicher
inne, daß alles am Freiburger Münster auf diesem Nenner steht.
Dietrich Rollmann von Dattenberg war von
1624 bis 1632 Johanniterkomtur zu Villingen,
Trier und Niederwesel. Er war einer der bedeutendsten
Komturen in Villingen.
Mitten im 30jährigen Krieg gab er für die Erhaltung und Ausstattung der Kirche 30.000 Gulden.
Der Betrag reichte nicht nur für die Kirche und
deren Ausstattung, sondern erhöhte sich durch
Zinsen bis 1805 auf 35.000 Gulden. Auch war er
ein vortrefflicher Verwalter seiner großen Einkünfte, die sowohl aus seinem Familienbesitz als
auch aus dem Orden stammten. So hat er die Kirche
der Kommende renoviert, sie mit Bildern,
Paramenten und einer Orgel neu ausgestattet.
Die Besucher der jüngst
restaurierten Johanneskirche an der Gerberstraße
haben vermutlich dem
Grabmal, das bis zur
Kirchen-Renovation 2012
auf der rechten Seite nahe
der Kanzel angebracht war,
bisher wenig Beachtung
geschenkt.
Die Kirche wurde spätestens
1336 erstmals erwähnt, 1711 begegnet sie
uns als barockisierte Kirche
zu St. Johann, seit 1859 ist
sie die evangelische Johanneskirche. Zu ihr gehörte
seit langer Zeit der historisch
bisher nicht untersuchte
Gedenkstein. Davon wird zu reden sein.
25 Jahre „Krone“
(2013)
Ist es nicht typisch für diese schnelllebige Zeit:
Da wird man schon mit 25 Jahren zum Denkmal
erklärt. Früher trug man dafür mindestens einige
hundert Jahre seine Haut zu Markte …
Apropos Haut: Das trifft ja genau auf mich zu:
Schließlich hat meine „Außenhaut“, wenn ich mich
recht erinnere, mehr als 400 Jahre allen Unbillen
standgehalten. Gut, mit einigen kleineren Blessuren vielleicht, aber schließlich zeugen bei
Menschen die Falten auch von einem gelebten
Leben. Verfolgen wir doch gemeinsam meine
Geschichte.
Sein Name klingt ziemlich altertümlich, sein
Aussehen ist es nicht: der schnittige Teil des
„Gutleuthaus“ in der Villinger Gerwigstraße 6 ist
erst zweieinhalb Jahre alt (Abb. 1), und der Rest als
umfangreich sanierter Nachkriegsbau des einstigen
„Maison de France“ auch nur ein paar Jahrzehnte
älter. Das, was im Villinger Gutleuthaus aktuell
getan wird, ist als Handlung aber durchaus als uralt
zu bezeichnen: Der Caritasverband für den
Schwarzwald-Baar-Kreis mit seinen inzwischen
350 haupt- und noch einmal so vielen ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hat dort
seinen zentralen Sitz und er versucht, sogar schriftlich
definiert in seinem Leitbild, als katholischer
Wohlfahrtsverband das umzusetzen, was ein wohltätiger
Nazarener vor 2.000 Jahren mit Herz und
Hand predigte und konkret vorlebte.
Wer in das mittlere Elztal kommt, dem fällt
in Bleibach das weithin sichtbare ziegelrote
Dach der im Jahre 1975 erweiterten und umgebauten
St. Georgskirche auf. An dieses Gotteshaus
lehnt sich die Beinhauskapelle an, die der
Pfarrvikar Martin Schill neben der im Jahre
1514 fertig gestellten spätgotischen Kirche
bauen ließ. Diese war vom Friedhof umgeben,
der seinerseits von einer Mauer umgeben war,
von der heute noch Teile erhalten sind.
Nach zwei Jahrhunderten war der Gottesacker
zu klein geworden.
Es war ein Ereignis ersten Ranges, das in die
ganze Region ausstrahlte: Die Einweihung des
Franziskaner-Konzerthauses am 17. September
1982, also vor 30 Jahren. Als „Meilenstein in der
Geschichte der Doppelstadt“ wurde es gepriesen
und mit einem Reigen von mehr als einem
Dutzend hochkarätiger Konzerte bis in den
Dezember hinein gefeiert. Dass der „Franziskaner“
von seiner Strahlkraft als Kulturzentrum nichts verloren
hat, hat er in den drei Jahrzehnten eindrucksvoll
bewiesen.
Mit der Wiederherstellung der Mansardendächer
auf den Schulterbauten des Corps de
Logis erhält die Anlage des Mannheimer
Residenzschlosses bis zum 400-jährigen Stadtjubiläum
2007 ihre sprichwörtliche „Krone“
zurück. Angesichts dessen stellt sich die elementare Frage nach einer adäquaten Wiederherstellung des Ehrenhofbereiches und seiner angrenzenden Teile (ehemalige Schlossplanken/Schlossplatz) immer deutlicher.
Am 6. Oktober konnte Dekan i. R. Kurt Müller
seinen 75sten Geburtstag feiern. Im Münsterzentrum hat er im Rückblick auf 27 Jahre Tätigkeit
als Münsterpfarrer den Gästen eine Bildmeditation
gehalten über die 4 Silberreliefs, mit denen Klaus
Ringwald den damals neuen Münsteraltar geschmückt hat, der am 2. Mai 1982 von Erzbischof
Oskar Saier konsekriert wurde.
Genau 100 Jahre alt ist die von einem unbekannten Zeichner am 28. Juli 1914 –
also unmittelbar vor dem 1. Weltkrieg – angefertigte kleine Skizze „Mündung der
‘Donau’ in die Brigach“, die sich im Besitz des Autors befindet. Sie zeigt den Quellentempel der Donau, der anlässlich eines der zahlreichen Besuche Kaiser Wilhelms II.
in Donaueschingen beim Fürsten zu Fürstenberg erbaut worden war. Aus diesem
Quellentempel fließt am Ende des neu kanalisierten Donaubachs das Wasser der
1875 neu gefassten Donauquelle „rauschend in die Brigach“. Der Tempel steht am
Parkeingang gegenüber dem 1840 für die Museumsgesellschaft erbauten Haus,
dem späteren Kino und heutigen Museum Biedermann. Vor dem Museum gibt
heute eine Hinweistafel die wesentlichen Informationen zu dem Quellentempel.
Sucht man in den verschiedenen Beschreibungen der Baar und Donaueschingens, so wird dieses Monument mehrfach erwähnt.
Im Rahmen von Forschungen zur kirchlichen Kunstgeschichte fiel dem Verfasser 2012 in der katholischen Pfarrkirche St. Blasius im heutigen Donaueschinger Teilort Aasen am rechten Seitenaltar ein Oberbild auf (vgl. Abb.). Schon aus stilistischen Gründen kann es unzweifelhaft dem Rottweiler Barockmaler Johann Achert (ca.1655–1730) zugeschrieben werden, der mit seinem Werk in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit nicht nur bei Spezialisten der Kunstgeschichte gefunden hat. Achert wird in den Quellen ungefähr seit 1680 greifbar. Er hat ein aufschlussreiches Skizzenbuch hinterlassen, großformatige Altarblätter für die Stadtkirche in Weil der Stadt und für Kirchen in Solothurn und Freiburg i.Ü. gemalt, für Klöster wie Salem, Beuron, St. Blasien, Rottenmünster oder Wittichen gearbeitet und zahlreiche Aufträge aus den Kreisen von Adel und Klerus
erhalten. So können heute mehr als 140 Werke des Meisters namhaft gemacht werden. Seine Rottweiler Werkstatt wurde durch seinen Sohn Jakob Christoph (1690–1750) weiterführt.
Bei dem Gebäude Bickenstraße 5 in Villingen
handelt es sich um ein sehr schmales, viergeschossiges
Gebäude, welches fluchtend in die traufständige
Bebauung der Bickenstraße eingebunden ist.
Das Haus hat wegen des in Villingen hoch anstehenden
Grundwasserspiegels keinen eingetieften
Keller.
Über der Fassade des 19. Jahrhunderts mit ihren
glatt geschnittenen Fensterrahmen und dem
Ladeneinbau im Erdgeschoß befindet sich mittig
auf dem Satteldach eine Aufzugsgaupe.
Aufgrund seiner Aussagekraft für die Architektur-
und Stadtbaugeschichte Villingens ist das
Haus aus wissenschaftlichen und vor allem aus
baugeschichtlichen Gründen ein Kulturdenkmal:
„Gemäß § 2 DSchG und seiner Erhaltung liegt insbesondere
wegen seines dokumentarischen und exemplarischen
Wertes im öffentlichen Interesse.”
Moltkestraße 18
(2015)
Die vom Jugendstil geprägte Moltkestraße ist ein wichtiges städtebauliches Ensemble neben der ehemaligen fürstenbergischen Residenzstadt aus dem 18. und 19. Jahrhundert und der nach dem Großbrand im Jahre 1908 wieder aufgebauten bürgerlichen Stadt im Umfeld von Rathaus und Karlstraße. Das Bewusstsein für die Besonderheit dieses Viertels wurde zwar schon vor 25 Jahren durch eine städtebauliche Ausstellung im Zuge des 1100-jährigen Stadtjubiläums wieder erweckt. Doch erst 2004 hat die Stadtverwaltung eine Satzung zum Denkmal-Ensembleschutz der bürgerlichen Stadtbereiche – das Ensemble der Residenzstadt steht schon länger unter Ensembleschutz – mit entsprechenden Gestaltungsauflagen verabschiedet, nachdem in der Rosenstraße ein Haus aus dem Wiederaufbau-Projekt nach dem Brand akut von Abbruch-Absichten gefährdet war. Dieser Schutz kommt eigentlich 50 Jahre zu spät, denn viele Häuser haben bereits erheblich gelitten durch den Austausch von Fenstern, Fensterläden und Türen, den Einbau und Anbau unpassender Bauelemente, Fassadenverkleidungen usw. Am Beispiel des Gebäudes Moltkestraße 18, eines charakteristischen Wohnhauses, das über den Ensembleschutz hinaus auch als Einzelobjekt unter Denkmalschutz steht, soll im Folgenden dargestellt werden, welchen Gewinn das Stadtbild und im engeren Bereich das Straßenbild mit einer denkmalgerechten
Renovierung erfahren kann.
Ein Epitaph ist eine Gedächtnisplatte für
einen Toten, aber vom Grab getrennt. Wie der Eintrag
im Totenbuch der Münsterpfarrei in Villingen
belegt, ist am 26. Januar 1810 morgens zwischen
drei und vier Uhr gestorben und am 28. Januar nachmittags um 14.00 Uhr von Pfarrrektor
Wittum beerdigt worden, der Hochwürdige und
Hochgeborene Herr Anselm Schababerle, 49igster
und letzter Abt des aufgelösten Benediktinerstifts
St. Georgen. Wann das Epitaph in der
Kirche aufgestellt wurde, ist unbekannt.
Am 1. Juli 1704, im Spanischen
Erbfolgekrieg, überschritt
der französische Marschall
Tallard den Rhein bei
Kehl und rückte mit etwa
29.000 Mann über Waldkirch
durch das Prechtal
nach Hornberg. Sein Ziel war
zunächst die Hochebene von
Hardt zwischen Rottweil und
Villingen, dann wollte er über
Tübingen und Urach nach
Ulm ziehen, um sich mit den
Bayern zu vereinigen. Er hatte
dabei die Absicht, Villingen
zu erobern und in der Stadt
ein Hauptdepot für die weiteren
militärischen Operationen
zu schaffen.
Schon seit mehreren Tagen
war die Stadt von französischen
Truppen umschwärmt,
und am 16. Juli begann die
Belagerung. Laufgräben wurden
ausgeworfen und die Stadt
beschossen. Schon waren Breschen
gelegt und die Villinger
erwarteten den Sturm – da
zog am 22. Juli der Feind
ab. Tallard sah sich in seiner
Hoffnung, die kleine Stadt
in zwei Tagen zu erobern,
getäuscht und die sechstägige
Belagerung hatte ihn in seiner
Hauptaufgabe, dem schnellen
Vormarsch nach Bayern,
aufgehalten.
Die große Restauration und Wiedereinrichtung des Villinger Münsters 1905 bis 1909 beschäftigte neben den engagierten Stiftungsräten mit Pfarrer Josef Scherer die wichtigen Kunstwerkstätten der Erzdiözese Freiburg: Marmon in Sigmaringen, Moroder in Offenburg, viele Handwerker und
Künstler und darunter besonders Martin Feuerstein, königlich-bayerischer Akademieprofessor aus München, der nach Villingen seine beiden Meisterschüler Theodor Bayerl und den Freiburger Franz Schilling (1879 – 1964) mitbrachte. Alle drei haben bis heute gültige Werke im Münster hinterlassen. Martin Feuerstein malte die vier großen Bilder der Seitenaltäre, Theodor Bayerl die Bilder im Mittelschiff zwischen den Apostelfiguren, die sieben Freuden und die sieben Schmerzen Mariens. Franz Schilling entwarf die Fenster im Hochchor (nur teilweise erhalten), er malte auf den drehbaren Hochaltarflügeln die Bilder der vier Evangelisten und der vier abendländischen Kirchenväter. Sein größtes Werk in Villingen sind die beiden Wandbilder im unteren Chor: nach Norden das Jüngste Gericht und nach Süden die Schutzmantelmadonna.
„Ein Bild sagt mehr als tausend Worte" und vermittelt dem Betrachter damit meist
eindrucksvolle Geschichten. Ist das der Grund, warum wir vor allem in katholischen
Kirchen in aller Regel höchst beeindruckende Decken- und Wandgemälde
finden? Die berühmteste Kirche mit solchen Ausschmückungen ist mit Sicherheit
die sixtinische Kapelle in Rom. Vor über 500 Jahren gestaltete Michelangelo ein
Deckenfresko, das bis heute unvergleichlich ist. Von Italien gelangte die Fresco-
Technik im 17. Jahrhundert nach Deutschland und gipfelte in den wunderschönen
barocken Kirchenmalereien.
Was hat nun die sich ganz unscheinbar am Hang westlich der Wieslocher Straße in
Baiertal erhebende katholische Kirche St. Gallus mit diesen prächtigen Barockkirchen
zu tun? Hat man die Treppen erklommen, steht man nämlich vor einer
Kirche, die in ihrer Baugeschichte noch nicht einmal annähernd das Zeitalter des
Barock erleben durfte. Der Bau entstand erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts und
wurde lediglich dem Barockstil nachempfunden. Das Innere der Kirche selbst
bietet architektonisch keine Höhepunkte, selbst der normalerweise in barocken
Kirchen besonders ausgestaltete Chorbogen präsentiert sich hier als gemeine Öffnung.
Obwohl es sich hier nicht um eine Barockkirche handelt, ist es doch eine
Kirche im Barockstil. Vermutlich aus Gründen knapper finanzieller Mittel auf sehr
einfache Weise gebaut, war das Gotteshaus bereits um 1970, knapp 60 Jahre nach
seiner Fertigstellung, im Inneren stark renovierungsbedürftig.
Das Großherzogliche Bezirks-Amt schrieb am 10. April 1832 an die Gemeinde Rohrbach: ,,Die Errichtung gemeinschaftlicher Backöfen in Landgemeinden betr.: Bekanntlich hat bei dem abgehaltenen Vogtsgericht in Rohrbach die ganze Gemeinde für die Erbauung eines allgemeinen Backofens für die Gemeinde gestimmt. Und es sind auch bereits zur Realisierung dieses Vorhabens die geeigneten Schritte geschehen. Man wünscht nun zu wissen wie weit die Sache gediehen ist und erwartet daher baldige Anzeige darüber. Mögliche Standorte werden genannt."
Die Fertigstellung der neuen Suchtklinik
am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit
gab dem Mannheimer Stadtbild ein Stück
seines ursprünglichen Aussehens zurück. Die
im Juni 2005 eingeweihte Klinik war anstelle
eines gründerzeitlichen Wohnhauses erbaut
worden, dessen Totalabriss im Jahr 1999
bereits fest beschlossen war. Nach heftigen
Auseinandersetzungen zwischen der Stadt,
dem Zentralinstitut (ZI), Stadtbildpflegern und
Denkmalschützern konnte schließlich die
neugotische Fassade erhalten und in den
Neubau integriert werden. Diese Lösung wird
inzwischen von allen Beteiligten als optimaler
Kompromiss gesehen.
Die Bergkirche in Kadelburg
(2005)
Hoch über dem Rhein auf einem kleinen
Bergvorsprung steht eine Kirche, von Osten
wie von Westen und Süden weither sichtbar,
den Schweizer Orten Zurzach und Rietheim
zugewandt. Es handelt sich dabei nicht, wie in
dieser Gegend üblich um eine katholische
Kirche oder gar Kapelle, die dort seit alters her
ihren Sitz hätte, sondern um eine, im klassizistischen
Stil erbaute, evangelische Kirche.
In der Blütezeit des deutschen Kaiserreichs (1871–1918) entstanden zahlreiche Villen und Häuser im sogenannten historistischen Stil mit dem bewussten Rückgriff auf Schmuckelemente der deutschen Vergangenheit. Diese Formensprache verflocht sich dann mit dem floralen Jugendstil und brachte besonders filigrane und großzügige Bauten hervor. In Villingen entstanden so neue Quartiere außerhalb der Stadtmauer wie das Romäus Gymnasium und das Villinger Krankenhaus in der Herdstraße, (Friedrichkrankenhaus). Weitere bedeutende Stadterweiterungen in dieser Zeit fanden auch in der Mönchweilerstraße, Vöhrenbacher Straße, Schillerstraße und dem Beneditkinerring statt.
Dreimal Karlsruhe
(2006)
Gar manche künstlich hinaufgeschraubte ehemals kleinfürstliche Residenzstadt sank wieder zum unscheinbaren Landstädtchen
herab, welches uns nur noch durch ein verwaistes Schloß und heruntergekommene Adelssitze an seinen früheren Glanz erinnert. Andre künstliche Städte sind aber auch weit über ihren Ursprung hinausgewachsen und behaupten jetzt eine steigende innere Notwendigkeit. (…) Als Beispiel nenne ich Karlsruhe. W. H. Riehl, Land und Leute (1899)
Die Klosterinsel Reichenau
(2006)
Die Landschaft rund um den Bodensee legt als Kulturlandschaft ein herausragendes Zeugnis von der religiösen und kulturellen Rolle der Klöster in dieser Region Baden-Württembergs ab. Der Bodenseeraum bildete mit der Bischofstadt Konstanz, dem geistigen Zentrum Alamanniens, Jahrhunderte lang eine kulturelle Einheit. Die Entstehung dieser Kulturlandschaft ist eng mit der Geschichte der zahlreichen um den See gelegenen Stifte, Abteien und Klöster verbunden.
"Es ist ein längst gefühltes Bedürfnis, in der Gemeinde Sulzfeld ein neues Rathaus zu erbauen... "
(2013)
Nachricht über ein Rathaus in Sulzfeld findet sich in der Dorfordnung von 1529,
im Wallenstein'schen Vertrag von 1581 und in der Vogtgerichtsordnung aus dem
Jahr 1759.
Kurz nach dem Jahr 1871 - Deutschland war gerade Nationalstaat geworden -
wurde in Sulzfeld ein neues Rathaus errichtet. Mit der Gründung des Kaiserreiches
war ein lang ersehnter Wunsch der Deutschen in Erfüllung gegangen. Dieses
wichtige historische Ereignis spiegelt sich auch an den Schmucksteinen des Gebäudes
wider. So wurde am Giebel der Nordseite neben dem badischen Wappen
auch das Reichswappen angebracht.
Die Bauzeit des Sulzfelder Rathauses fällt in die Epoche des Historismus. Kennzeichnend
für diese Epoche ist der Rückgriff auf historische Baustile: Romantik,
Gotik und Renaissance. Die alten Bauformen wurden aber nicht nur stilrein
angewandt, es konnten auch mehrere Stilepochen an einem Gebäude Verwendung
finden. So geschehen in Sulzfeld: Das Rathausgebäude zeigte Formen der
Renaissance, der Altan Elemente der Gotik.
Zwei „Fachwerkhochkaräter" stehen sich in der unteren Altstadtstraße an der
Einmündung der Kirchgasse gegenüber: das Baumann'sche Haus, das schönste
Fachwerkhaus des Kraichgaus, mit reich verziertem Renaissancefachwerk im
fränkischen Stil aus dem Jahr 1582 und das sog. ,,Bäckerhaus", das älteste bisher
bekannte Fachwerkhaus im Kraichgau. Die dendrochronologische Untersuchung
verschiedener Holzproben im Labor der Universität Hohenheim hat ergeben, dass
letzteres 1412 errichtet wurde. Damit hat sie die bisherige Datierung der Hausforscher,
die auf Grund der Stilmerkmale von einer Bauzeit in der ersten Hälfte des
15. Jahrhunderts ausgegangen sind, bestätigt.
Bevor sich mit den neuen Überlegungen zum Entstehen der Burg Altwiesloch
befassen wird, soll auf den anderen Fixpunkt der Burggeschichte eingegangen werden -
das Ende der Burg Altwiesloch. Das hat eine besondere Berechtigung. Denn im
April 1888 stürzte ein Teil des Wohnturmes der Burg ein, und kurze Zeit später
beseitigte man die meisten Mauerreste des Turms durch eine Sprengung. Zuvor
war der Versuch gescheitert, die Turmruine zu retten. Damit verlor der heutige
Wieslocher Stadtteil Altwiesloch sein weithin sichtbares Wahrzeichen. Das ist jetzt,
im Jahr 2013, genau 125 Jahre her. Grund genug also, an dieses Ereignis zu
erinnern. Doch kann man nicht sagen, dass vor 125 Jahren die Burg Altwiesloch als
solche verschwunden sei. Das erwähnte Ereignis betraf ja nur den Wohnturm,
immerhin das imposanteste Gebäude der Burganlage.
Der Niedergang der Burg erfolgte jedoch in mehreren Phasen.
Campanile
(2013)
Der oberste großherzoglich-badische Baudirektor Heinrich Hübsch hatte 1836
eine Pfarrkirche mit einer Zweiturmfassade für Untergrombach entworfen. Der
Plan entsprach in vielen Details seiner kurz zuvor geplanten Bulacher Pfarrkirche,
die allgemein als das Meisterstück seiner Anfangsjahre gilt. Aus Kostengründen änderte
er kurz vor seinem Tode den Untergrombacher Plan in eine Einturmfassade.
Nun entsprach Plan und Bauwerk fast einer frühchristlichen Basilika, deren besonderes
Kennzeichen dieser freistehende Kirch- oder Glockenturm ist. Aber zwei
Abstriche hat er gegenüber der ca. 1.700 älteren frühchristlichen Bauweise gemacht.
Er plante keinen umfassten Eingangsbereich (Atrium) ein und setzte zusätzlich
zwischen Hauptschiff und Apsis einen Chor. Das Hauptschiff mit den
Obergaden (Fenster im oberen Bereich) und den beiden niedrigen Seitenschiffen,
alles hier in 7 Joche aufgeteilt, erfüllte er.
Vor knapp 325 Jahren wurde der gotische Chor der Stadtkirche in Bruchsal durch
Kanonenbeschuss völlig zerstört. Dies ist Anlass, an den Wiederaufbau der katholischen
Stadtkirche„ Unserer lieben Frau" nach dem 2. Weltkrieg mit den nachfolgenden
Ausführungen zu erinnern.
Die in gotischem Baustil erbaute katholische Stadtpfarrkirche „ Unserer Lieben
Frau" in Bruchsals Stadtmitte wurde bei dem verheerenden Bombenangriff am
1.3.1945 bis auf die Grundmauern zerstört. Bei den Überlegungen, wie nun die
wiederaufzubauende Stadtkirche aussehen sollte, entschloss man sich, das Langhaus
völlig abzutragen und in einem der Zeit entsprechendem Stil wieder aufzubauen.
Vergangenheitsverschönerung
(2005)
Im Oktober 2005 jährt sich zum fünften Mal die Eröffnung der neuen Offenburger Kulturstätte namens "Reithalle" auf dem großflächigen Gelände des städtischen Kulturforums. Am 21. Oktober 2000 war das zuvo mit rund 7,4 Millionen Mark sanierte hitorische Gebäude als Veranstaltungs-, Theater-, und Konzerthalle offiziell der Öffentlichkeit übergeben worden.
Rauenbergs Nachbarort Dielheim wurde 767 und die Orte Malsch und Mühlhausen
wurden 783 im Lorscher Codex zum ersten Mal urkundlich erwähnt. Der
Umstand, dass der Ort Rauenberg im Lorscher Codex nicht erwähnt wird, erklärt
sich damit, dass Rauenberg damals noch kein eigenständiger Ort war. Es war eine
im 8./9. Jahrhundert entstandene kleine Siedlung, ein Weiler, auf der Urgemarkung
von Mühlhausen, welche die späteren Gemarkungen von Mühlhausen, Rotenberg
und Rauenberg umfasste. Im 10. Jahrhundert waren Mühlhausen, Malsch und 21
weitere Orte im Besitz der zwischen 730 und 740 auf Reichsboden gegründeten
Benediktinerabtei Mosbach. Am 15. November 976 gab Kaiser Otto II. die Benediktinerabtei
Mosbach mit ihrem gesamten Besitz dem Bischof Anno von Worms
auf ewige Zeiten zu eigen. Mit der Muttergemeinde Mühlhausen kam auch der auf
ihrer Gemarkung liegende Weiler in den Besitz des Bischofs von Worms.
Der Heimatverein Kraichgau hat 2001 und 2002 als Sonderveröffentlichungen 28 und 29 wissenschaftliche Untersuchungen zum ehemaligen Kloster Lobenfeld, resp. zu den Wandbildern, vorgelegt, die ohne die Förderung der Klaus-Tschira-Stiftung Heidelberg niemals möglich gewesen wären. Dem Interesse des Prinzen Max von Baden an Lobenfeld und seinen Erwartungen an die Denkmalpflege (Prof. Dr. Joseph Sauer in Freiburg) ist zu verdanken, dass Lobenfeld nicht schon
vor hundert Jahren endgültig vergessen worden ist. Joseph Sauers Lesung der Bilder ist Bestandteil der neuen Untersuchungen. Die „Freilegung" der Bilder, der a-secco-Malereien (!), mit Drahtbürsten hat den Bildern allerdings so zugesetzt, dass die Deutung nicht nur damals erhebliche Schwierigkeiten bereitete. So beschert auch die glückliche Aufmerksamkeit zweier Theologen, die sich - sehr lange Zeit ohne Kenntnis ihrer beider Engagement für Lobenfeld - den bisher weniger beachteten Gestalten in den Obergaden des Chores der Klosterkirche gewidmet haben, Überraschungen einer besonderen Art. Beide Untersuchungen liegen gedruckt vor. Die akribisch belegten Deutungen der Figuren weichen zum Teil erheblich voneinander ab. Die Ausgangslage - Unschärfe, manchmal auch Fehlstellen in Zeichnung und Spruchbändern - ist extrem schwierig. Aber ebenso eine Herausforderung?
Die Anfänge der alten Pfarrkirche St. Johann in Neckarbischofsheim, die im
Volksmund „Totenkirche" genannt wird, gehen in die Zeit der Wende vom 10.
zum 11. Jahrhundert zurück. Das verraten die beiden Rundbogenfenster im Chor
der Kirche, die zwar schon im 14. Jahrhundert zugemauert wurden, aber von
außen noch gut sichtbar sind. Die kleine frühromanische Kirche im Dorf Biscovesheim,
die Johannes dem Täufer geweiht war, war der Mittelpunkt eines kleinen
kirchlichen Zentrums, das von einem Presbyter geleitet wurde. Da die damaligen
Presbyter weitgehend bischöfliche Funktionen ausübten, wurden sie im Volksmund
„Bischöfe" genannt. Diesem Umstand verdankt (Neckar)Bischofsheim
seinen Namen.
Der Villinger Werkhof
(2018)
In anderen Städten heißen sie „Bauhof” und haben sich – dem Anwachsen von Aufgaben und Zuständigkeiten entsprechend – von kommunalen Versorgungseinrichtungen zu „Stadtwerken” oder „Technische Dienste” weiter entwickelt. Die Organigramme von Städten zeigen heute vielfältige Organisationsmodelle, seien es Abteilungen der Stadtverwaltung, kommunale Regiebetriebe, rechtlich selbstständige Spezialunternehmen oder eine Kombination verschiedener Modelle. Allen gemein ist eine höchst lebensnahe Aufgabenstellung der öffentlichen Daseinsvorsorge, ohne die ein menschliches Zusammenleben in Städten und Gemeinden nicht vorstellbar wäre. Die Bedeutung der erbrachten Leistungen wird oft erst deutlich, wenn von meist störungsfrei erbrachten Leistungen einmal etwas „nicht rund läuft”.
Villingen-Schwenningen beherbergt eine Vielzahl juristischer Einrichtungen: 1. das Amtsgericht Villingen-Schwenningen.
2. das Arbeitsgericht Freiburg mit den Kammern Villingen-Schwenningen, wobei drei Kammern für den Schwarzwald-Baar-Kreis zuständig sind. 3. die 9. Kammer für Handelssachen des Landgerichts Konstanz. 4. die Außenstelle Villingen-Schwenningen der Staatsanwaltschaft Konstanz. 5. die Justizvollzuganstalt Rottweil -Außenstelle
Villingen-Schwenningen. Für das Arbeitsgericht Villingen-Schwenningen ist für das Jahr 2018 eine Neuordnung vorgesehen. Es soll ein selbständiger Gerichtsbezirk mit Kammern in Villingen-Schwenningen und einer Außenstelle in Radolfzell geschaffen werden.
In der Blütezeit des deutschen Kaiserreichs (1871 – 1918) entstanden zahlreiche Villen und Häuser im sogenannten historistischen Stil mit dem bewussten Rückgriff auf Schmuckelemente der deutschen Vergangenheit. Diese Formensprache verflocht sich dann mit dem floralen Jugendstil und brachte besonders filigrane und großzügige Bauten hervor. In Villingen entstanden so neue Quartiere außerhalb der Stadtmauer wie das Romäus-Gymnasium und das Villinger Krankenhaus in der Herdstraße, (Friedrichkrankenhaus). Weitere bedeutende Stadterweiterungen in dieser Zeit fanden auch in der Mönchweiler
Straße, Vöhrenbacher Straße, Schillerstraße, Benediktinerring, Luisenstraße und, direkt angrenzend, in der Bahnhofstraße statt.
Villingen um 1900. Das einstige Ratzennest hat sich zu einem Gewerbestandort mit Ausstrahlung in den süddeutschen Raum entwickelt. Einheimische Firmengründungen wie Zuzüge aus anderen Regionen haben sich etabliert. Die Stadt zeigt auch ihre Prosperität: neben der räumlichen Ausdehnung entstanden an vielen Stellen stilvolle Gebäude, z.B. im Bahnhofsviertel. Aus Mauchen bei Stühlingen zog in jungen Jahren Adolf Preiser, geb. 1877, nach Villingen, um ab 1906 im Haus der früheren Gießerei Grüninger, Kronengasse 7, heute Feuerwehr Villingen, seine Geschäftsidee zu verwirklichen: die Herstellung von Limonadengrundstoffen und Mostextrakten zur Bereitung von Hausgetränken für die Bevölkerung.
Villingen. „Mögen Sie Pommes und sind Sie älter als 45…?”– Dann haben Sie als Villinger der späten 60er Jahre bis 1984 ganz sicher mal die längsten Pommes der Region gegessen…! Denn die gab es nur in der Rietstraße 24, wenn auch nicht aus Riesen-Kartoffeln, dann aber aus Kartoffelmehl, Milch und Wasser und eben aus der Pommes-Presse. Gewirtet wurde im „Antoniuskeller” von 1912 bis 1984, im Volksmund „AK” genannt, von Karl und Klaus Faller und zu Anfang mit einem Café und Wein-Restaurant von Hermann Schäfer. Historisch geht der Name der Wirtschaft zurück auf die einstige Bruderschaft „St. Antoni Eremitae”, gegründet 1457, die von 1503 an bis 1785 nahe dem Franziskaner und dem Riettor hier auch
ein Kapelle hatte. Es war eine Männer-Bruderschaft, wie sie in Villingen gleich mehrfach auftraten und die in religiöser Überzeugung ihrer jeweiligen Gruppe im Franziskaner auch ihre Nebenaltäre pflegten: so die Schmiedeknechte, die Armbrustschützen, die Brüder des Hl. Sebastian und des Hl. Franziskus und die Mannsbilder vom „Leiden Christi”, die sich als Passionsbruderschaft sahen.
Im Jahr 1847 wurde das Niedere Tor abgebrochen und das „Bezirksstrafgericht” mit angeschlossenem Gefängnis als das erste größere Bauvorhaben, seit die Stadt 1806 an Baden gefallen war, begonnen. Am 15. Dezember 1846 wurde ein Vertrag zwischen dem badischen Justizministerium und der Stadt Villingen über die Bauplatzabtretung nach Abriss des Niederen Tores geschlossen. Am 25. Juli 1847 fand die feierliche Grundsteinlegung statt. Die Arbeiten gerieten dann ins Stocken. Erst 1857 wurde das neue Gebäude vom Amtsgericht bezogen, nachdem der große Saal zwischenzeitlich von der evangelischen Kirchengemeinde alle 14 Tage zu Gottesdienstzwecken genutzt worden war. Am 1. Oktober wurde wiederum mit einer großen Feier der Einzug des Kreisgerichts begrüßt. Was jedoch fehlte war die Uhr des ehemaligen Torturmes, die für die Bewohner der Gegend die Zeit anzeigte.
Was geschieht eigentlich mit der Kunst in und an öffentlichen Gebäuden, wenn
diese verkauft und vom neuen Besitzer abgerissen werden? Ein durchaus aktuelles Thema, denn viele in den Nachkriegsjahren errichtete kommunale Gebäude
müssen mittlerweile grundlegend saniert werden oder sie fallen der Abrissbirne
zum Opfer.
Jüngstes spektakuläres Beispiel eines solchen Rückbaus ist das Villinger
Klinikum. Das komplette Areal wurde an den Bauträger Top-Bau (Villingen-Schwenningen) verkauft, der im Sommer und Herbst 2015 alle Gebäude zugunsten eines Wohnparks mit neuen Häusern dem Erdboden gleichmachte. Top-Bau
hatte der Stadt zwar zuvor das Angebot unterbreitet, die fest verankerten Kunstwerke auf deren Kosten abnehmen zu lassen.