Architektur
Filtern
Erscheinungsjahr
Dokumenttyp
Sprache
- Deutsch (453)
Gehört zur Bibliographie
- nein (453)
Schlagworte
- Baudenkmal (51)
- Architektur (50)
- Kirchenbau (43)
- Geschichte (36)
- Villingen-Schwenningen-Villingen (34)
- Wandmalerei (27)
- Kapelle (25)
- Sakralbau (20)
- Burg (18)
- Freiburg im Breisgau (18)
Die Säkularisation der Klöster und Bischofsresidenzen brachte den badischen Staat in den Besitz nicht nur der Gebäude und Ländereien, sondern auch des gesamten beweglichen Ausstattungsguts, von Möbeln und Hausrat bis zu den Kirchenschätzen. Aus den Konventsgebäuden, die ihre Nutzung verloren, wurde das Mobiliar ausgeräumt und verwertet. Gleiches galt für die Klosterkirchen, soweit sie nicht als Gemeindepfarrkirchen eine neue Funktion erhielten. Vor Ort verblieb nur dasjenige, was für den Gottesdienst und, sofern es eine solche gab, für die Wallfahrt benötigt wurde.
Persönliche Initiativen
(2003)
Unter den persönlichen Unternehmungen, kirchliches Kunstgut zusammenzutragen und zu bewahren, ragen Eigeninitiativen einzelner Geistlicher immer wieder heraus. Ob in Übernahme einer neuen Pfarrei, eines Lehramtes oder auch als Domkapitular treten die Theologen aktiv als Sammler oder Vermittler der eingezogenen, beiseite geschobenen, weggegebenen oder verkauften Werke ein. Sie haben das Schicksal von so manchem Kunst- und kirchlichen Gebrauchsgegenstand wesentlich mitbestimmt. Starken Auftrieb erhielten kaufkräftige und sachkundige Kunst- und Antiquitätenhändler, die wiederum von ebensolchen Interessenten konsultiert wurden. Die Händler kauften auf den öffentlichen Versteigerungen, die in nahezu jedem aufgehobenen Kloster von badischen Beamten organisiert worden sind, oder streiften durchs Land, um entbehrliches Kirchengut zu erwerben. Über den Kunsthandel gelangte kirchliches Gut zunächst zunehmend in private Sammlungen, später in die neubegründeten Museen. Was an den einzelnen Orten von Privatpersonen geborgen oder „gerettet" werden konnte, ist selten schriftlich fassbar.
Die Lanz-Kapelle und das alte Heinrich-Lanz-Krankenhaus im Stadtteil Lindenhof lagen ursprünglich an der Ecke Meerfeldstraße/Landteilstraße und wurden 1906/07 in historisierendem Stil nach den Plänen des Architekten August Ludwig erbaut. In der nördlichen Hälfte des großen Lanz-Parks wurde am 1. Februar 1906 der Grundstein für das Krankenhaus und die Kapelle gelegt, die feierliche Einweihung unter dem Protektorat der Großherzogin Luise von Baden erfolgte bereits am 17. November 1907.
Die Gartenstadt
(2003)
Im Rahmen des Begleitprogramms zur Landesausstellung „Mythos Jahrhundertwende" des Landesmuseums für Technik und
Arbeit in Mannheim im Millenniumsjahr 2000 hielt Herr Walter Pahl zu dem Themenschwerpunkt „Wohnen und Wohnideen" den Vortrag ,,Die Gartenstadt". Bei dem hier wiedergegebenen Text handelt es sich um eine überarbeitete Fassung des als Aufsatz in Heft 36/2000 der Reihe LTA-Forschung des Landesmuseums für Technik und Arbeit in Mannheim in gekürzter Form wiedergegebenen Vortragsmanuskripts. Walter Pahl, Betriebswirt (VWA), auch langjähriges Mitglied des Stiftungsrates des LTA, war von 194 7 bis 1988 geschäftsführender Direktor und bis 2000 Vorstandsvorsitzender der Gartenstadt- Genossenschaft Mannheim eG. sowie von 1968 bis 1991 Vorstandsmitglied GdW Bundesverband.
Die Spiegelmanufaktur (SAINT-GOBAIN GLASS DEUTSCHLAND GMBH) im Mannheimer Stadtteil Waldhof kann in diesem Jahr auf ein 150jähriges Bestehen zurückblicken. Ein Ereignis das aus mehreren Gründen gewürdigt werden soll. Ihre Errichtung auf einem von den Erben des Hofgerichtsrats und Hofbibliothekars Karl Theodor von Traitteur erworbenen Gelände auf dem Luzenberg leitete die Industrialisierung im Norden Mannheims ein. Luzenberg und Waldhof, es waren nur
kleine Ökonomiegüter, gehörten zur Gemarkung Käfertal und lagen weit vor den Toren der Stadt. Bis zu ihren Eingemeindungen 1897 bzw. 1913 lagen die selbständigen Gemeinden Käfertal und Sandhofen zwischen Mannheim
und der Landesgrenze zu Hessen. Die Gemeinde Käfertal hatte eine Gesamtfläche von über 1776 Hektar mit recht unterschiedlichen Bodenqualitäten, aber 1852 bevölkerten nur 1748 Einwohner das große Gebiet. Das sollte sich ab 1853 rasch ändern.
Architektur als Dialog
(2003)
Der Umgang mit dem kulturellen Erbe einer Stadt spiegelt sich in besonderer Weise darin wider, wie Bauherren, Städteplaner und Architekten auf örtliche Bautraditionen reagieren. Greifen sie diese auf, schaffen sie Gebäude, die sich in das Vorhandene integrieren, setzen sie das Neue bewusst vom Alten ab, oder ignorieren sie gar die architektonischen Zeugnisse früherer Generationen? Unbestreitbar fallen einem im heutigen Mannheimer Stadtbild die Brüche und Widersprüchlichkeiten eher ins Auge als die Übereinstimmungen, harmonischen Übergänge und Einfügungen. Dies hängt zweifellos mit den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg zusammen. Um der Not der Nachkriegsjahre rasch und effektiv begegnen zu können, waren pragmatische Lösungen beim Wiederaufbau gefragt. Für ein Rücksichtnehmen auf die Überreste des alten Mannheim blieb wenig Raum, zumal das, was der Krieg nicht ganz zerstört hatte, stark in Mitleidenschaft gezogen war und von seiner einstigen Pracht nur noch wenig ahnen ließ. Mitunter erschien es einfacher und kostengünstiger, beschädigte Häuser ganz abzureißen, um an ihrer Stelle Neues zu errichten. Darüber hinaus entdeckte man die Zerstörung als Chance, Mannheim zu einer modernen, zukunftsweisenden Stadt aufzubauen. Und so setzte man das Neue bewusst von den Denkmälern der Barockzeit, des Historismus und Jugendstils ab, kontrastierte die alten malerisch-bewegten Silhouetten und Schmuckfassaden mit kubischen Baukörpergliederungen, strengen Raster-, glatten Putz- und Steinplattenfassaden oder mit puristischem Sichtbeton.
Als am 24. September 1943 das Mannheimer Schloss in Schutt und Asche gesunken war, glaubte niemand mehr an eine Zukunft der einst berühmten Residenz der Kurfürsten von der Pfalz und deren badischen Nachfolger. Die gewaltige Ruine wirkte wie die makabere Kulisse eines misslungenen Schauspiels. Viele wollten sich des traurigen Anblicks entledigen und planten den Abbruch des historischen Mittelpunktes der oberrheinischen Metropole. Doch die Mannheimer Bevölkerung war gegen die Beseitigung des Bauwerks und gewichtige Stimmen sprachen sich für einen Wiederaufbau aus. Dieser Gesinnung ist es zu verdanken, dass Schloss Mannheim bis heute erhalten blieb und durch den Einzug der Universität wieder zu einem kulturellen Mittelpunkt wurde.
Unmittelbar zu Beginn der Weimarer Republik wurde mit dem Bau der Lohfeldsiedlung (1919/20) in der Karlsruher Oststadt
ein ehrgeiziges Projekt in die Tat umgesetzt. Ziel der städtischen Baumaßnahme war es, Wohnraum für einkommensschwache und kinderreiche Familien zu schaffen. In diesen Zeiten des wirtschaftlichen Notstandes war ein
pragmatisches Konzept vonnöten. Daher wurden gleichförmige Grundrisstypen von zweigeschossigen Minimalwohnungen zu Häusergruppen seriell aneinander gereiht. Insgesamt entstanden fünfzehn Häusergruppen. Mittel für Bauornamentik standen nicht zur Verfügung, also konzentrierten sich die planenden Architekten Pfeifer & Grossmann auf ein sachlich-modernes Erscheinungsbild und eine klar strukturierte städtebauliche Disposition. Die Hauskanten der im Massivbau
erstellten Gebäude wurden entlang der Lohfeldstraße von Häusergruppe zu Häusergruppe zunehmend zurückgestuft, so dass sich das umbaute Volumen zur Mitte der Straße hin sukzessive weitet, und an den Einfahrten der Lohfeldstraße jeweils eine torähnliche Situation entsteht.
Vorbei an den äußeren Stadtteilen von
Freiburg schiebt sich der Schlossberg als Ausläufer der Rosskopfhöhe hart bis an die östliche
Innenstadtkante heran. In der „guten alten
Zeit" am Ende des 19. Jahrhunderts war er ein
Prestigeobjekt der Freiburger Stadtentwicklung. Die im Rathaus konzipierte Kommunalpolitik hatte sich zum Ziel gesetzt, Freiburg als
einen bevorzugten Wohnstandort mit modernem technischem Komfort in landschaftlich
reizvoller Umgebung auszubauen. Die Hänge
über der Stadt, besonders der beherrschende
Schlossberg, wurden mit Fahrstrassen entlangführend an Gasthäusern und Panoramaterrassen erschlossen. Der Schlossbergwald,
die Hanggärten, vor allem der Mez'sche Garten
und die Augustinerreben bildeten die begleitende Kulisse für Droschkenfahrten und
Spaziergänge über der Stadt.
Das ehemalige Benediktinerkloster St. Trudpert südlich Freiburg, eingerahmt im Münstertal von Belchen und Schauinsland,
zählt sicher zu den großen Schwarzwaldklöstern und kann in einer Reihe mit St. Peter und St. Blasien genannt werden. Die legendäre, rätselhafte Gründung der Einsiedelei des ,,lroschotten" (oder „fränkischen Adligen"?) Trudpert wird meistens ins 7. Jahrhundert datiert (erfolgte doch wohl mindestens ein Jahrhundert später); aber sicher gab es ab 1020 eine gut funktionierende Mönchsgemeinde, die nach den Regeln des Benedikt lebte, bis zur Säkularisation, die im Breisgau erst, nachdem er badisch geworden war, von der großherzoglichen Karlsruher Regierung am 20. Januar 1806 „nachgeholt" wurde.
Am Stephanstag 2004 kann die Katholische Kirchengemeinde St. Stephan, Karlsruhe, auf den 190. Kirchweihtag zurückblicken. Damals, am 26. Dezember 1814, war es ein großer Freudentag für die noch kleine katholische Gemeinde in der Residenzstadt, in ihre nun vollendete Hauptkirche einzuziehen. Am Namenstag der Großherzogin Stephanie konnte im Auftrag des Mainzer Erzbischofs dessen Weihbischof, Herr von Kobern, die neue Kirche zu Ehren des heiligen Stephanus einweihen. Eingezogen ist die Gemeinde in einen großartigen Kirchenbau von Friedrich Weinbrenner. Als Zentralraum mit seiner über 30 Meter freigespannten Kuppel und vier Kreuzarmen hat er sich bis heute als wahrer Glücksfall vor allem für die Feier auch festlicher Gottesdienste bestätigt. Mit seiner imposanten Monumentalität, vom Stadtbild nicht mehr
wegzudenken, hat sich der Gesamtbau und vor allem der Innenraum als anpassungsfähig auch an das heutige Liturgieverständnis der Gemeinde erwiesen.
Über den Giebeln der Baden-Badener Altstadt thront der Bau des Neuen Schlosses. Es kann eine wechselvolle Geschichte vorweisen: Im Jahre 1479 verlegte Markgraf Christoph I. seine Residenz von der alten Burg Hohenbaden droben am Battert hinab in diesen einige Jahrzehnte zuvor erstellten Schlossneubau. Der wurde im Jahre 1689 von den Franzosen verwüstet, danach nur zögerlich wieder aufgebaut, denn ab 1706 hatte Markgraf Ludwig Wilhelm, genannt Türkenlouis, das im Versailler Zeitstil erbaute Rastatter Schloss zu seinem Regierungssitz gemacht. Nach der Vereinigung der beiden badischen Landesteile im Jahre 1771 diente das Baden-Badener Schloss den Landesherren für Sommeraufenthalte, schließlich nahm die volkstümliche Großherzogin Luise bis zum Tode 1923 hier ihren Witwensitz. Schon im Jahre 1919 war im Abfindungsvertrag mit der badischen Republik vereinbart worden, dass das Neue Schloss weiterhin im Besitz des Hauses Zähringen verbleiben sollte.
Die Offenburger Mikwe
(2004)
Die Mikwe von Offenburg liegt im Herzen der Altstadt, im Winkel zwischen Glaserstraße und Bäckergasse (bis 1824: Judengasse), am Grundstück Glaserstraße 8. Zugänglich ist sie über Hof und Keller eines stattlichen, klassizistischen
Wohnhauses mit Rückgebäude und kleineren Nebenbauten. Im mächtigen, tonnengewölbten Keller unter dem Haupthaus öffnet sich eine einfache Türöffnung zur Steintreppe. Sie steigt in 44 Stufen geradlinig in südlicher Richtung hinab und endet ca. 14 m unter Hofniveau in einem gemauerten Schacht, über dem sich das Rückgebäude, ehemals die Waschküche, erhebt. Der Schacht ist im unteren Teil nahezu quadratisch; in ca. 6 m Höhe wird er von einem einfachen, kräftigen Rippengewölbe abgeschlossen, dessen vier Rippen einen gewaltigen Steinring tragen. Darüber erhebt sich bis zum Erdboden ein rund
gemauerter Schacht, dessen oberes Ende heute mit einer Steinplatte verschlossen ist.
Freiburg gilt durchaus als städtebaulicher Musterknabe in einer Jahrhunderte langen Tradition, vor allem aber mit seiner im Wiederaufbau nach der Katastrophe von 1944 neu gestalteten urbanen Schönheit. Das Geschenk einer wundervollen Landschaft und der kulturelle Reichtum tragen bei zum erheblichen Gewinn für die kontinuierlich nachwachsende Bevölkerung, sie begünstigen auch den Wirtschaftsstandort. Die allgemeine Entwicklung der letzten 50 Jahre, das konsequente Wachstum verdiente große Beachtung - neben vielen Eingemeindungen gab es vor allem bedeutende Neubaugebiete.
Rechts und links des geradlinig verlaufenden Glotterbachs und der danebenliegenden Hauptstraße reiht sich der historische Baubestand Denzlingens wie an einer Perlenschnur auf. Teil davon ist die ehemalige Michaelskirche, die gegenüber der übrigen Bebauung etwas zurückgesetzt und der Ausrichtung nach Osten wegen etwas verschwenkt ist. Ihr genau gegenüber hat sich ein Gebäude zwischen Straße und Bach geschoben, dem die Straße ausweichen muß. Dieses heutige Gasthaus geht auf eine einstige Gerichtslaube zurück. Der Turm der ehemaligen Kirche, der sogenannte Storchenturm, erhebt sich auf einem Sockel aus großen Wacken und Steinbrocken und setzt sich aus quadratischem Unterbau und achteckigem Aufsatz zusammen, ist von Quadern an den Ecken gefaßt, von Gesimsen gegliedert und von Spitzbogenöffnungen durchbrochen. Nach oben schließt der Turm mit einer Haube ab, aus der sich acht Rippen lösen und frei aufsteigend zur Spitze verschmelzen. Den Abschluß bildet seit längerer Zeit ein Storchennest.
Der Grabstein des Johann Caspar v. Menlishofen (1582 –1626) in der Stuttgarter Leonhardskirche
(2010)
Die Leonhardskirche ist neben der älteren Stiftskirche und der etwas jüngeren
Hospitalkirche eine der drei mittelalterlichen Kirchen Stuttgarts, die alle im
2.Weltkrieg zerstört und in mehr oder weniger veränderter Gestalt wieder aufgebaut worden sind. Alle drei Kirchen waren zugleich Begräbnisstätten. Eine
Übersicht der ehemals vorhandenen Grabsteine und Epitaphien hat der Maler
und Kunsthistoriker Max Bach (1841–1914) geliefert. [1] Als wichtige Quelle
hatte Bach eine handschriftliche Beschreibung der Stuttgarter Grabdenkmale
von Johannes Schmid, dem damaligen Pfarrer an St. Leonhard, aus dem Jahr
1640 verwendet. [2] Heute birgt die Leonhardskirche, die einst die Pfarrkirche
der südöstlich der Stuttgarter Altstadt gelegenen Esslinger Vorstadt war, in
ihrem Innern noch elf Grabmale des 16. und 17. Jahrhunderts. [3] Die am westlichen Ende des Kirchenschiffs senkrecht stehenden Grabsteine sind erst
vor wenigen Jahren an ihren jetzigen Standort verbracht worden, nachdem sie
zwischendurch aus der Kirche entfernt und an der Außenwand des Chores
aufgestellt worden waren. Einer dieser Grabsteine gehörte, wie die Inschrift
besagt, dem »Johann Caspar v. Mendelishoffen, F[ürstlich] W[ürttembergischer] Oberrath – Starb den 8. September 1626 seines Alters 44 Jahr«.
Freiburger und Touristen drängeln sich auf
der Plattform des Schaugerüstes in der Vorhalle des Freiburger Münsters, das anlä[ss]lich
der Beendigung der Restaurierungsarbeiten
für 6 Wochen den Interessierten gestattet, eine
der schönsten gotischen Vorhallen Deutschlands in ihrem bunten Figurenschmuck aus
der Nähe zu bestaunen, mit Engeln, Heiligen
und dem „betenden" Teufel auf gleicher Höhe
zu stehen. Die 5 Jahre dauernden, vom Erzbischöflichen Bauamt und dem Landesdenkmalamt finanzierten Arbeiten der Konservatoren, lassen den alten Glanz der zwischen
1270 bis 1290 geschaffenen Figuren aus dem
Heilsgeschehen neu erstehen. Die unglaublich
schöne Farbenpracht der 37 Großskulpturen,
die 64 Heiligen in den Portalbögen und die
zahllosen Kleinplastiken in den Nischen und
Giebeln zeugen von reicher Bildhauerkunst
und vermitteln gleichzeitig ein Bild mittelalterlicher Glaubensauffassung, wie man es
ähnlich in Paris oder Straßburg zu finden vermag. Hier ist die „biblia pauperum" - das Buch
des Alten und Neuen Testaments für den
leseunkundigen Menschen des Mittelalters - in
Stein geschrieben, in dieser Vorhalle wird die
Heilslehre zum Eintritt in König Salomons
Tempel oder das himmlische Jerusalem
lebendig.
"Eppingen ist der Höhepunkt jeder Fachwerkfahrt
im Kraichgau." So urteilt der
anerkannte Fachwerkkenner, Prof. Dr.-Ing.
Erwin Huxhold, in seinem Buch über die
"Fachwerkbauten im Kraichgau".
Die Eppinger Altstadt hat sich in den vergangenen
50 Jahren zu einem echten
Schmuckkästchen entwickelt. Im neuen
"Kraichgau- Kultur & Naturführer" bezeichnet
Dieter Balle sogar die Eppinger Altstadt
als eines "der schönsten mittelalterlichen
Fachwerk- Ensembles Deutschlands". Ein
Attribut, das uns Eppinger stolz macht.
Einen ganz entscheidenten Anteil an dieser
Entwicklung hatte unser Ehrenvorsitzender
Edmund Kiehnle. Schon früh erkannte er
den Wert und die Bedeutung der Eppinger
Altstadt. So wurden auf seine Initiative hin
seit 1949 über 100 Fachwerkhäuser freigelegt
und saniert.
Edmund Kiehnle hat sich dabei als Stadtbaumeister
und Kreisdenkmalpfleger, als
Architekt und Hausforscher, als Stadtarchivar,
Gründer und Leiter des Museums für
seine Heimatstadt eng
In dem nun vorliegenden 8. Band unserer
Schriftenreihe "Rund um den Ottilienberg"
haben wir die große Fülle der Veröffentlichungen
von Edmund Kiehnle aus den
vergangenen 53 Jahren gesammelt. Die
abgedruckten Aufsätze, von denen viele in
den regionalen Zeitungen erstmals
erschienen sind, lassen seine unablässigen
Bemühungen um die Fachwerkfreilegungen,
den Denkmalschutz und die Erforschung
der Stadtgeschichte erkennen. Aufgrund
der Konzeption sind für einzelne
Fachwerkhäuser ganz bewusst zwei, gelegentlich
sogar drei Beiträge aus verschiedenen
Jahrzehnten aufgenommen worden.
Sie ermöglichen, nicht nur Fortschritte bei
der Freilegung des Fachwerks und den
Wandel auch der Denkmalschutzkonzeption
zu erkennen, sie zeigen auch, dass die
Stadtgeschichtsforschung in diesen Jahrzehnten
immer wieder neue Erkenntnisse
hervorgebracht hat, die in der Regel durch
Anmerkungen sichtbar gemacht wurden.
Entstanden ist ein wertvolles Quellen- und
Arbeitsbuch zur Regionalgeschichte, ein
Nachschlagewerk über die Eppinger Fachwerkhäuser,
aber auch ein interessanter
Führer durch unsere Eppinger Altstadt.
Viele Fotos und Zeichnungen von Edmund
Kiehnle veranschaulichen deutlich die Entwicklung
unserer Altstadt im letzten halben
Jahrhundert.agiert und verdient
gemacht.
Fast in jedem Ort gibt es Häuser, die im Sprachgebrauch der Ortsansässigen
einen Familiennamen tragen. Auf welcher Grundlage die Namensgebung
erfolgte und wie lange der Name bereits tradiert wird, ist ganz unterschiedlich. Antworten darauf sollen ansatzweise am Beispiel einiger Markgröninger
Kulturdenkmale gegeben werden. Die Schäferlaufstadt, am Rande des langen
Feldes und auf einem Hochflächensporn zwischen Glems und Leudelsbach
gelegen, konnte sich ihr mittelalterliches Stadtbild in vielen Bereichen bewahren. Aufgrund ihrer bemerkenswerten historischen Fachwerksubstanz ist sie
Mitglied der Deutschen Fachwerkstraße und bietet beste Voraussetzungen für
interdisziplinäre Forschungen, die die historischen Hilfswissenschaften Genealogie und Heraldik mit der Geschichtswissenschaft, Architekturgeschichte und der modernen Untersuchungsmethode Dendrochronologie verbinden.
Bei Renovierungsarbeiten in der Rosenfelder Kirche wurde im Jahr 1993 in
einer wieder frei gelegten Wandnische eine alte Bemalung entdeckt. Wie sich
zeigte, war es ein Wandbild, das die Wandlung des Saulus zum Paulus illustriert. Das damalige Landesdenkmalamt datierte das Jahr der Anbringung dieser Malerei auf etwa 1645.
Leider war die Inschrift unter dem Bild sehr beschädigt. Es ließen sich vom
Stifter nur noch der Vorname »Jerg« und seine Funktion als Bürgermeister
und Heiligenpfleger ablesen, eine Jahreszahl »164 …« und es fand sich eine Art
Wappen dabei.
Wenn wir Marbacher Epitaphe und Grabdenkmale suchen, werden wir an
drei Orten fündig. Die Stadtkirche birgt zwei Holzepitaphe, die allerdings aus
der Alexanderkirche stammen. Weitere Denkmale sind nicht vorhanden, da
dieses Gotteshaus nie Bestattungskirche war und auch keinen Friedhof hat.
Die Stadtkirche liegt mitten in der Stadt und war ursprünglich eine Frühmesskapelle. Einige schöne Grabsteine befinden sich auf dem Marbacher Friedhof
nördlich der Alexanderkirche. Sie sind allerdings an dieser Stelle zu vernachlässigen, da sie in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts datieren, wo die genealogische Überlieferung ohnehin schon recht dicht ist.
Die südlich von Ravensburg gelegene ehemalige Prämonstratenserabtei Weißenau
beherbergt heute eine Einrichtung des Zentrums für Psychiatrie (ZfP) Südwürttemberg.
Zu der erstaunenswert gut erhaltenen barocken Klosteranlage gehörte einst ein Sommersitz der Äbte, der sogenannte Rahlenhof, der sich in Sichtweite der Abtei auf einer kleinen Anhöhe über dem Schussental erhebt. Das beträchtliche Alter der Hofstelle, die 1145
mit dem Namen »Herwigesruti« erstmals ins Licht der Geschichte rückt, ist eng mit der
Gründung des Klosters verknüpft, das eine Dotation des welfischen Ministerialen Gebizo des Reichen von Peißenberg-Ravensburg war. Der Lehenbauer und Anführer eines
bewaffneten Haufens im Bauernkrieg, namens Stefan Rahl, gab dem Hof schließlich ab
1525 den zweiten, bis heute offiziell gültigen Namen [1]
. Passiert man das Schussental, so
erregt ein auf halber Anhöhe gelegener barocker schlossartiger Komplex die Aufmerksamkeit des Betrachters, der in den letzten Jahrzehnten von den Tangenten zweier Umgehungsstraßen in die Zange genommen worden ist. Momentan beherbergt das
Schlössle das Berufsbildungswerke Adolf Aich, während im nördlichen Bereich ein Demeter-Hof das übrige Gelände bewirtschaftet.
Die St. Wendelinskapelle auf dem Ramsberg im Linzgau ist ein beliebter Wallfahrtsort. [1] Es ist dem starken Erdbeben von 1911 zu verdanken, dass die bis dahin von
Putz und Tünche überdeckten Wandbilder bei den anschließenden Ausbesserungsarbeiten zum Vorschein kamen und erstmals durch den Konservator der kirchlichen Denkmäler in Baden, Joseph Sauer, bekannt gemacht worden sind. [2]
Wie die Inschrift an der
Chorbogenrückwand dokumentiert, [3]
erfolgte die Freilegung und Restauration der Fresken durch die Kunstwerkstätte Gebr. Mezger in Überlingen. Dabei wurde der noch erhaltene Bildbestand nicht nur konserviert, sondern »weitgehend lasierend überfasst und
teilweise sogar deckend ergänzt« [4]
, so dass der Zustand der Wandbilder nicht vollständig
der ursprünglichen Ausmalung entspricht und damit der heutige Bildeindruck teilweise
auf einer Rekonstruktion der Fresken durch die Gebrüder Mezger beruht. [5]
Wie viele
andere mittelalterliche Wandmalereien fanden sie in der kunsthistorischen Forschung
nur geringe Beachtung.[6] Erst Bruno Kadauke [7]
und Jürgen Michler [8]
haben sie in ihre Anfang der 90er Jahre erschienene Dokumentationen gotischer Wandmalerei im südlichen
Baden-Württemberg aufgenommen. Anlässlich der Restaurierung der St. Wendelinskapelle in den Jahren 1999/2000 wurde der Erhaltungszustand der Wandmalereien durch
den Reichenauer Restaurator Robert Lung gründlich untersucht und dokumentiert.[9] Es
handelt sich um teilweise nur schwach erkennbare Bildszenen, Heiligenbilder und ikonographische Motive, mit denen der tonnenüberwölbte quadratische Chor ursprünglich
vollständig ausgestaltet war.
Unter der Nummer 2945 bewahrt das Hessische Staatsarchiv den »Aufriß eines
gotischen Kirchturms 16./17. Jahrhundert«, der seit seiner Veröffentlichung durch Friedhelm Wilhelm Fischer 1966 [1]
als »Wiesbadener Riss« bekannt geworden ist. Dieser Riss
ist eine Federzeichnung auf Papier, 195 cm hoch und 56 cm breit, nach oben schmaler
werdend; die Spitze ist abgerissen. Die Papierbahn ist aus sechs Blättern gleicher Herkunft zusammen geklebt. Fischer identifizierte das Papier aufgrund des Wasserzeichens
als »während des letzten Drittels des 15. Jahrhunderts häufig verwandtes Papier wohl
lombardischer Herkunft« [2].
.
»Im Schatten der mächtigen Twielfestung« – so charakterisierte der Burgenforscher
Arthur Hauptmann die Situation der kleinen, im Dreißigjährigen Krieg zerstörten Ruine
Staufen bei Hilzingen unweit des Hohentwiel. [1]
Die wenig spektakuläre Lage auf einer
flach ansteigenden Phonolithkuppe, der geringe Umfang der Burg und die nur wenigen
erhaltenen Reste ließen die Burg in der Forschung im Vergleich zu den bekannten Hegauburgen ins Hintertreffen geraten. Hingegen sind von der Burg relativ viele historische
Ansichten bekannt, vor allem als Beiwerk auf Darstellungen des Hohentwiel, so dass für
Rekonstruktionsversuche eine verlockende Quellenbasis besteht. Die Voraussetzung für
jeden Wiederherstellungsversuch ist allerdings ein aussagekräftiger Grundriss, der von
der Burg Staufen bislang, im Unterschied zu fast allen Burgen der Umgebung, nicht existierte. Mit dieser Darstellung wird erstmals ein maßstäblicher Grundriss der Burgruine
vorgelegt und in einem neuen Rekonstruktionsversuch ein verändertes Bild dieser Burg
präsentiert. Dabei zeigt sich, dass die Burg Staufen einst einen deutlich mächtigeren Eindruck erweckt haben muss, als es bisherige Rekonstruktionsversuche nahelegten.
Im Mittelpunkt der Betrachtungen stehen zwei bedeutende Ausstattungsstücke
des Konstanzer Münsters: die Grabplatte des englischen Bischofs Robert Hallum, die im
Zentrum des Chorraums in den Boden eingelassen ist, und der sogenannte Schnegg,
eine Wendeltreppe im Thomaschor. Jeweils eines davon bildet einen Schwerpunkt in der
Arbeit von Verfasserin und Verfasser. [1]
Sie verbindet ein Architekturmotiv, das im Konstanzer Münster noch häufiger, in der spätgotischen Kunst und Architektur Südwestdeutschlands aber nur sehr verstreut anzutreffen ist
Allgemein werden die verschiedenen Teile der spätmittelalterlichen Ausstattung
(Wandmalerei, Glasmalerei und Skulptur) in der Pfarrkirche von Eriskirch »um 1400« bis
»um 1420« datiert. Durch die dendrochronologischen Analysen des Dachstuhls von 2008
kann der Zeitraum deutlich eingegrenzt werden und die Ausstattung der Kirche fällt in
die Zeit des Konzils von Konstanz. Die nachfolgenden Untersuchungen gehen von der
Annahme aus, dass die räumliche und zeitliche Nähe eines solchen Großereignisses am
Bodensee auch Spuren im weiteren Bodenseeraum hinterlassen haben muss. Als ich im
November 2012 zum ersten Mal in das Innere des Choraltares meiner Heimatkirche geführt wurde, glaubte ich eine solche Spur gefunden zu haben. Erste Recherchen bestätigten meine Vermutungen und weckten in mir das Interesse, die Sache weiter zu verfolgen.
Vom nahen Konzilsjubiläum erhoffte ich mir zusätzliche Impulse. Ich wurde nicht enttäuscht. Nach dem Besuch der Landesausstellung in Konstanz zum Konzilsjubiläum
fand ich mich in meinen ersten Überlegungen bestätigt. Die Kirche gehört mit ihrer reichen künstlerischen Ausstattung zweifellos zu den Perlen am Bodenseeufer. Warum entstand ausgerechnet in dem unbedeutenden »Flecken« eine in ihrer Dimension und Ausstattung außergewöhnliche Kirche? Bis in die jüngsten Veröffentlichungen wird dabei
immer nur auf die Bedeutung der Wallfahrt rekurriert. [1]
Weitere »Anstifter« werden nicht
in Betracht gezogen. Auf der Suche nach Anknüpfungspunkten zu Konstanz wurde ich
auch hier fündig. Der leichteren Übersicht halber habe ich den einzelnen Abschnitten
meine Überlegungen als These vorangestellt.
Im Chor des Konstanzer Münsters liegt das Grab des Bischofs Robert Hallum von
Salisbury. [1]
Robert Hallum war als Gesandter des englischen Königs einer der Gestalter
des Konstanzer Konzils; noch während der Kirchenversammlung verstarb er am 4. September 1417, somit vor genau 600 Jahren, auf Schloss Gottlieben. Dieses Ereignis zählt
zu den Wendemarken des Konzils. Robert Hallum hatte sich stets dafür ausgesprochen,
zuerst die Kirche zu reformieren und dann einen Papst zu wählen. Nach seinem Tod änderte die englische Delegation ihre Auffassung und schloss sich den Italienern und Franzosen an, die auf eine zügige Papstwahl drängten; sie erfolgte am 11. November. Mit
Robert Hallum war einer der prominenten Befürworter der Kirchenreform verstummt.
Zudem stand sein Tod in einer Reihe von Todesfällen; sie nährten die Sorge, eine Seuche
könne das gesamte Konzil lähmen, weshalb Eile geboten sei. [2]
Zwischen dem Konstanzer Konzil 1414 bis 1418 und der Reformation, als 1527 Bischof und Domkapitel die Stadt verließen, erfuhr das Münster eine schrittweise spätgotische Umgestaltung und erhielt eine neue Ausstattung. Dazu gehörte auch der Bau einer
Kapellenreihe, die dem südlichen Seitenschiff auf seiner ganzen Länge außen angefügt
wurde (Abb. 1 und 2). Die Kapellen boten Geistlichkeit und Patrizierfamilien aus Stadt
und Umland die Möglichkeit, als Stifter für Ausstattung und Priesterstellen aufzutreten
und gleichermaßen für ihr Seelenheil und ihr Andenken Sorge zu tragen. Auch Bestattungen waren in den Kapellen möglich.
Melanchthonstadt Bretten
(2007)
Bauen, gebaut, abgerissen
(2013)
In den Jahren 2014 bis 2018 gedenkt Konstanz in großem Rahmen des Konstanzer Konzils von 1414–1418 – zahlreiche Ausstellungen und Aktivitäten stehen bevor. So wurde denn auch im Jahr 2009 mit der Sanierung und dem Umbau des Konstanzer Kaufhauses begonnen, in dem jene entscheidende Papstwahl stattfand, und das auch zur 600-Jahr Feier Ausstellungen und Veranstaltungen beherbergen soll. Zu diesen Maßnahmen gehörte der Bau eines nördlich an das Kaufhaus anschließenden Kellers, in dem neue sanitäre Anlagen, Lager- und Technikräume untergebracht werden. Die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstandene Platzanlage blieb dabei erhalten, so dass sich oberirdisch für den Betrachter nichts geändert hat.
Das Überlinger Patrizierhaus der Reichlin von Meldegg auf dem Luzienberg oberhalb der Stadt ist nicht nur das älteste, sondern auch das stattlichste Anwesen
seiner Art in der ehemaligen Reichsstadt. Es markiert den Höhepunkt einer Blütezeit, die sich vom 14. Jahrhundert bis zum Dreißigjährigen Krieg erstreckte und
die sich in zahlreichen ansehnlichen Bauwerken niederschlug, die der Stadt bis
heute ihr Gepräge verleihen. Der Gebäudekomplex kann als ein Musterbeispiel einer innerstädtischen Residenz eines einflussreichen Patriziers im ausgehenden Mittelalter gelten und veranschaulicht mit seiner aufwendigen Gestaltung das Bestreben dieser Gesellschaftsschicht nach einer ihrer Stellung angemessenen architektonischen Repräsentation.
Südöstlich der Stadt Radolfzell erstreckt sich die 3,5 km lange, bis zu 800 m breite
Bodenseehalbinsel Mettnau, einer der in der Region häufigen Moränenrücken. Die
Mettnau teilt den nordwestlichen Untersee in den Zeller See und den Gnadensee. »Die
>Au in der Mitte< des Sees [so wurde der Name Mettnau u. a. gedeutet hat sich von der
Viehweide im Mittelalter über den Reb- und Obstbau zum bevorzugten Wohngebiet, zur
Erholungslandschaft mit Bädern und Sportanlagen sowie zum Kulturzentrum gewandelt.«
Inmitten einer Parklandschaft erhebt sich nahe der Spitze der Halbinsel das Scheffelschlössle mit seinem von einer hohen, gestaffelten Haube gekrönten dreistöckigen
Turm, das - um geben von Badeanlagen und modernen Kurbauten - längst nicht m ehr das
dominierende Bauwerk auf der Mettnau ist, als das es einst errichtet wurde: Das Schloss
entstand 1878 durch den Umbau eines Gutshauses für den seinerzeit äußerst populären
und geschätzten Dichter Joseph Victor (von) Scheffel, der fünf Jahre zuvor bereits die
>Villa Seehalde< auf der Mettnau hatte erbauen lassen. Was veranlasste nun den »Dichterfürsten« der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, innerhalb von nur fünf Jahren zwei
herrschaftliche Wohnsitze zu erbauen, die nur 1,5 km voneinander entfernt liegen und
zudem beide von bedeutenden Architekten entworfen wurden? Die Beantwortung dieser
Frage ist das Anliegen m eines Beitrages. Doch zuvor sei der Bauherr, der heute nur noch
wenigen Menschen bekannt ist, kurz vorgestellt.
Bei Recherchen in den digitalisierten Beständen des Generallandesarchivs stieß ich auf drei Seiten im Fundus der Glasnegative Wilhelm Kratts, die Nachzeichnungen von mittelalterlichen Fensterbildern enthielten: Paare in frommer Haltung und in spätmittelalterlicher Adelstracht, ergänzt um eine große Zahl von Wappen. Die archivalischen Informationen verorteten die Darstellungen in der evangelischen Kirche in Mahlberg, und auf allen drei Seiten prangte mehrmals prominent das Geroldsecker Wappen. Die Darstellungen waren mir vollkommen unbekannt, und eine nochmalige Durchsicht der einschlägigen Literatur zeigte auch, dass sie der Geroldseckerforschung bislang nicht aufgefallen waren. Meine Suche nach den Zeichnungen blieb sowohl in Mahlberg als auch in Karlsruhe erfolglos, und erst nach ausgiebigen Recherchen gelang es mir, die Originale im Hessischen Hauptstaatsarchiv in Wiesbaden ausfindig zu machen.
Der Titel des Aufsatzes mag den Leser überraschen, sind doch die Herren von Wolfach gewöhnlich für ihr insgesamt geschlossenes Territorium im mittleren bis oberen Kinzigtal bekannt. Dennoch gab es eine Zeitlang eine Beziehung auf die
Schwäbische Alb, ganz in den Osten des heutigen Baden-Württemberg. Darauf hat schon 1992 Hans Harter aufgrund seiner
umfangreichen Quellenstudien zum Adel und zur Besiedlungsgeschichte im Kinzigtal hingewiesen.
Stollhofen gehörte zu den Mutterpfarreien wie Steinbach, Sasbach und Scherzheim. Steine aus dem Fundament der 1632 zerstörten Pfarrkirche von Stollhofen (St. Cyriak) zeigen in die Zeit um 800. Noch in der Zeit der Gründung der Benediktinerabtei Arnulfsau bzw. Schwarzach, dürfte die Mutterpfarrei entstanden sein. Die Kirche stand im heutigen Friedhof und war mit einer Wehrmauer umgeben. Nach den Urkunden der Baupflichten war sie eine sog. Chorturmkirche. Nur eine Grabplatte aus dem Jahre 1348 ist von der Kirche erhalten geblieben. 1154 erscheint der erste schriftliche Hinweis von dem Herrenhof mit Kirche in Stollhofen. Sehr früh 1218 wurde die Michaelskapelle in Schwarzach genannt, die zur Pfarrei Stollhofen gehörte. 1250 wurde sie dem Kloster Schwarzach zugeschlagen und diente dann lange Zeit als Pfarrkirche und später als Friedhofskirche für Schwarzach.
Das Heiligste als Profanstes
(2019)
Während des 19. Jahrhunderts ereilte viele Kirchen das gleiche Schicksal: Sie wurden zu klein für die plötzlich stark wachsenden Gemeinden. Da der Turm meist die ihm gestellten Aufgaben – Repräsentation, Aussicht, Aufnahme des Glockenstuhls oder liturgische Symbolik – zur Zufriedenheit erfüllte, blieb dieser häufig erhalten. Das Langhaus aber sollte dem Abriss zum Opfer fallen müssen, ein neues Kirchenschiff statt seiner errichtet werden. Und hierbei ergab sich häufig ein nicht zu unterschätzendes Problem: Der Platz inmitten der Ortschaft reichte oft nicht aus, um das neue Kirchenhaus einfach an
Stelle des Alten zu erbauen.
Die Burgruine Wolfach
(2019)
Etwa 1,3 km nördlich von Wolfach, nahe der Gemarkungsgrenze zur Gemeinde Oberwolfach, stand auf der östlichen
Talseite die Burg Wolfach (Abb. 1). Der auffällige, prominente Bergkegel – eigentlich eine vorgeschobene Kuppe – ist nach
hinten durch eine Mulde vom weiter nach Osten ansteigenden Berghang abgesetzt; die natürliche Einsattelung ist durch einen
künstlichen Halsgraben vertieft und betont. Östlich, d. h. außerhalb des Halsgrabens, scheinen sich noch weitere Strukturen zu befinden, die auch in Zusammenhang mit der Burg stehen könnten. Ob sich hier vielleicht in der Frühzeit eine Vorburg befand, die später aufgegeben wurde, ist derzeit noch unklar.
Auf der Burg vergessen ...
(2006)
Die Burgruinen des Hegaus sind schon lange ein beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Urlauber, leider auch für Raubgräber. Die Auswirkungen der Raubgrabungen sind beispielhaft auf der Burg Altbodman zu beobachten. Dort wurde zwischen
dem Ende der 70er und Anfang der 90er Jahre immer wieder illegal gegraben. Ab 1982
wurden von einem engagierten Hobbyforscher am östlichen Steilabhang Funde
geborgen, welche die Raubgräber liegen gelassen hatten. Anhand dieses Materials soll
ein Blick au f die Nutzungsdauer und Ausstattung der Burg geworfen werden.
Die Ruine der Burg Altbodman liegt oberhalb des Dorfes Bodman, Kreis Konstanz, am westlichen Rand des Bodensees. Bodman wird zum ersten Mal 759 in der Gallus-Vita von Walahfrid Strabo erwähnt5. Die historische Bedeutung liegt nicht
nur im Stammsitz der Grafen von Bodman begründet, sondern auch darin, dass sich
dort eine der ältesten Königspfalzen befand. Die Herren von Bodman sind ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts nachweisbar. Sie erbauten auf dem Frauenberg 1296 die
»nuewe Burch zu Bodemen«. 1307 wurde der einzige männliche Nachkomme der Legende nach in einem eisernen Kessel aus dem brennenden Schloss gerettet. Die Chronik
der Herren von Zimmern schildert die Katastrophe eindrucksvoll.
Das Konstanzer Münster
(2006)
Nach den letzten Grabungen im Konstanzer Münster, die 1975 und 1979 von Peter
Eggenberger und Werner Stöckli in der Krypta durchgeführt wurden, und den Restaurierungsarbeiten zum Konradsmillennium 1975 in der Mauritiusrotunde haben Wolfgang Erdmann und Alfons Zettler die Ergebnisse dieser sowie auch älterer Bauuntersuchungen und Grabungen in einem ausführlichen Aufsatz ausgewertet und am Ende
festgestellt: »Die jüngsten Untersuchungen und Befunde am Konstanzer Münster haben
manches klären können. Beantworten können sie die Hauptfragen der Baugeschichte
an dieses Monument jedoch nicht. Das meiste muss im Dunkeln bleiben, so dass man
nach wie vor von einer geklärten Baugeschichte des Konstanzer Münsters noch recht
weit entfernt ist.« An anderer Stelle schließen sie weitere Erkenntnisse ohne Grabung
aus. 1989 versuchte Albert Knoepfli die »Funkstille«, die das abschließende Statement
von Erdmann/Zettler in der Diskussion um die Baugeschichte des Münsters ausgelöst
hatte, zu beenden. Er versuchte ohne Beibringung von neuem »Tatsachenmaterial«, also
Schriftquellen oder Grabungen, »interpretationskritisch zu prüfen, ob die Fakten nur im
Sinne des bisherigen Forschungsstandes ein Vertrauen erweckendes Bild ergeben, oder
ob mit einer Neuordnung eine vertretbare neue Sicht der Ereignisse und ihrer zeitlichen
Abfolge verbunden werden kann.« Dieser Weg soll auch mit den vorliegenden Überlegungen beschritten werden. Daneben birgt der stehende Bau auch ohne Grabung noch
Überraschungen.
Burgen rund um Schiltach
(2019)
Bereits im vorigen Band wurden vier Burgen rund um Schenkenzell vorgestellt, die für einen Vortrag am 29. September 2017 in Schiltach durch Begehungen neu erforscht und beurteilt wurden. Es folgen nun drei Burgen im Bereich Schiltach sowie eine Anlage, die schon zu den Schramberger Burgen zu rechnen ist. Aus der Zusammenschau ergibt sich schließlich ein Modell der Laufzeiten und des zeitlichen Verhältnisses der einzelnen Burgen zueinander.
Der Hegau ist eine der bemerkenswertesten Burgenlandschaften Deutschlands.
Die eindrucksvollen Hegau-Burgberge Hohenhewen, Hohenkrähen, Hohenstoffeln und
Hohentwiel sind »herausragende« Wahrzeichen dieser Landschaft zwischen den Süd- und Westausläufern des Jura-Gebirges und dem Hochrheinufer bzw. dem Untersee.
Neben den genannten, durch ihre Lage so spektakulären Burgen gibt es eine Vielzahl
verschiedenartiger mittelalterlicher und frühneuzeitlicher Burgen, Schlösser, Adelssitze
und Wehrbauten - 432 konnten Ilga Koch und ich inzwischen im historischen Hegau
erfassen-, die oft stark verfallen, teils vergessen oder allenfalls regional bekannt sind. Zu
den interessantesten dieser Burgen im Hegau gehört die Burg Friedingen, im Volksmund
Burg Hohenfriedingen oder Friedinger Schlößle genannt (zum Namen siehe unten).
Ikarus auf der Reichenau
(2009)
Die »Klosterinsel Reichenau im Bodensee« wurde im Jahr 2000 zum UNESCO-Welterbe erklärt. Der Welterbetitel bezieht sich nicht alleine auf die drei Kirchen in
Mittel-, Nieder- und Oberzell, sondern auf die gesamte Insel. Als Beispiel einer Kulturlandschaft legt die Insel Reichenau ein herausragendes Zeugnis von der religiösen und
kulturellen Rolle eines Benediktinerklosters im Mittelalter ab. Die Geschichte des Klosters endet jedoch nicht im Mittelalter. Das zeigen gerade die ortsbildprägenden Klausurbauten in Mittelzell aus barocker Zeit. Ohne sie würde eine Annäherung an die imaginierte Reichenauer »Klosterlandschaft« heute noch schwerer fallen.
Die baden-württembergische Denkmalpflege hat den Auftrag, die Insel in ihrer
gewachsenen Eigenart zu bewahren und zu erforschen. Manche dieser Eigenarten sind
bislang nicht erkannt. Dass dabei erstaunliche Schätze gehoben werden können, belegt
die spätbarocke Stuckausstattung im heutigen Ratssaal im Rathaus von Mittelzell auf
eindrucksvolle Weise. Es ist dem Welterbeprädikat zu verdanken, dass der bislang von
der kunstgeschichtlichen Forschung unbeachtet gebliebene Raum ins Zentrum des wissenschaftlichen Interesses rückte. Mehrfach diente er als Sitzungssaal für die Planungen
zur didaktischen Aufbereitung des Welterbes auf der Insel. Der Tagungsort war gleichsam eine Aufforderung, sich endlich auch mit ihm zu beschäftigen, seine kunstvolle
Stuckzier zu würdigen und die emblematischen Rätsel zu lösen.
Das unbekannte Gesamte
(2010)
Der Planer schaute aus dem rund geformten Fenster einer Jugendstilvilla hinaus
auf eine Allee, die an das Bodenseeufer führte. Gerne wäre er dort hingegangen am Ende eines für ihn ereignislosen Tages, aber es war noch nicht Feierabend. Also durfte er
nicht. Der Leiter allerdings durfte. Seine untersetzte, massige Figur bewegte sich behände zwischen den Baumreihen auf die glitzernde Wasserfläche der Konstanzer Bucht
zu.
Überlingen quillt über mit Kunst. Mit moderner wie auch älterer, aber vor allem
mit älterer Kunst. Dennoch sei die Frage erlaubt: Wieviel Italien darf es denn sein? Wie viel an italienischer Kunst verträgt eine so durch und durch deutsche Kleinstadt wie
Überlingen?
Nicht sehr viel. Schaut man vom Hügel, auf dem das Städtische Museum residiert,
auf Häuser und Kirchen hinunter und weiter hinaus auf den Bodensee (Abb. i), dann wird schnell klar, dass die Bürger dieses
durchs Mittelalter geprägte Gemeinwesen mit unleugbar anheimelndem alemannischen Charme sich nur ungern
von fremden Einflüssen gestört wissen
wollten. Ironischerweise ist aber gerade das dortige Museum ein Ort italienisch anmutender Architekturkunst.
Er ist der einzige. Ansonsten treffen
wir Künstler der Region an, die eine
Menge Mittelmäßiges und Unbedeutendes hinterlassen haben. Nur wenige ragen darüber hinaus: Der Bildschnitzer Gregor Erhart wäre zu nennen oder Jörg Zürn, der Schöpfer des
Hochaltars im Münster.
Markgrafen, die Ritter von Staufenberg, verschiedene adlige
Grundherren, die Klöster Gengenbach und Allerheiligen – über
viele Jahrhunderte hinweg wurden die Untertanen in der ehemaligen Herrschaft Staufenberg von unterschiedlichen Landesherrn beherrscht. Leibeigenschaft, Zehnten, Frohndlasten
und dazu ein steiles und gebirgiges Tal forderten von den Bürgern größte Mühen und Entbehrungen. Als stolzes, aber arbeitsames Volk werden sie schon von jeher beschrieben und die
Qualität der Weine und des Kirschwassers hat schon im 17. und
18. Jahrhundert bewirkt, dass feindliche wie eigene Truppen
und Soldaten ihren Aufenthalt in der Herrschaft Staufenberg
gerne hinauszögerten. Diverse Rechnungsbelege über gelieferte
„Boutellen Klingelberger-Wein“ und „Kürschenwasser“, nebst
Körben voller „Kürschen“ finden sich auch in den Rechnungsbelegen der 1790er Jahre im Gemeindearchiv. Doch viele entbehrungsreiche Jahre kann man in dieser „Fundgrube“ ablesen.
Bei einer Begehung am 24.7.2013 konnte bei Schuttern ein ausgedehntes Siedlungsareal lokalisiert werden, bei dem es sich um
die lange gesuchte Burg Schuttern handeln könnte. Sie wurde
bisher im Gewann „Schlossmatt“ gesucht, auf dem sich seit Jahrzehnten die Gebäude, Äcker und sonstigen Pflanzungen einer
Gärtnerei befinden. Ein anderer Lokalisierungsvorschlag suchte
sie innerhalb des ehemaligen befestigten Städtchens Schuttern,
und zwar in seinem östlichen Randbereich. Anlass dafür waren
neben Mauerbefunden in einer Baustelle (die jedoch jünger und
nicht massiv genug ausgeführt waren) die im frühen 16. Jahrhundert erfolgte Nennung des halben Stadtgrabens unter den
Zugehörden, in einem Atemzug mit Turm und Burgstall. Dies
meinte man im Sinne einer baulichen Einheit von Stadt und
Burg verstehen zu können – wofür es ja andernorts durchaus
Beispiele gibt.
Im Jahr 2017 sollte ein Vortrag für den Historischen Verein Schiltach-Schenkenzell über die dortigen Burgen vorbereitet
werden. Durch die Arbeiten von Hans Harter lagen zu den meisten Burgen und ihrem Adel bereits gute Ergebnisse vor.
Lediglich einzelne Anlagen (Schenkenzell „Burgstall“, Schenkenzell „Schlössle“ und Lehengericht sog. „Klingenburg“/„Mühlburg“) entzogen sich noch einer genaueren Datierung und Interpretation. Bereits in den Jahren 2000 und 2005 hatte der Verf. einige Geländebegehungen an den Objekten unternommen. Einige der Anlagen ließen sich damals oder im Zuge der neuen Begehungen durch die Neufunde recht gut datieren. Bei den neueren Begehungen im Jahre 2017 sollte zusätzliches Fundmaterial gewonnen werden, um die Datierungen abzusichern und damit auch die historische Einordnung zu ermöglichen.
In den Jahren 2010 und 2017 wurden insgesamt vier Geländebegehungen an der Mörburg unternommen. Sie sollten erstmals systematisch Aufschluss über die Geländespuren liefern und über die Oberflächenfunde an Keramik die Laufzeit der Burg bestimmen. Das 725. Jubiläum (1293 ist Schutterwald als Waldstück genannt) und die Jahrestagung des Historischen Vereins für Mittelbaden in Schutterwald geben nun Gelegenheit, die Ergebnisse vorzustellen.
Die Ortschaft Ebersweier, im Herzen der Ortenau gelegen, feierte im Jahr 2015 die Ersterwähnung des Ortsnamens, der
800 Jahre zuvor als „Ebirswilre“ dokumentiert wurde. Im Zuge der Gemeindereform vereinigte sich Ebersweier zum 1. Januar
1973 mit der Gemeinde Durbach. Damit erlosch zwar die Gemeinde Ebersweier als selbstständige Gebietskörperschaft,
doch die Ebersweierer blieben auch weiterhin eine lebendige Dorfgemeinschaft. „Die halten zusammen, so werden die Ebersweierer charakterisiert“, konstatierte unlängst Bürgermeister Andreas König. Der besondere Gemeinschaftssinn ist geradezu bezeichnend für den Ort Ebersweier. Dieser Zusammenhalt bewirkte auch, dass das Jubiläumsjahr mit den verschiedenartigsten Veranstaltungen einen tiefen Eindruck hinterlassen hat. Vom großen Festwochenende im Juli 2015 waren auch viele auswärtige Besucher begeistert.