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In der Ausgabe 2020 dieses Jahrbuchs erschien ein Bericht zur Eröffnung des Wieblinger Ortsmuseums. Dort hieß es: „Außerdem ist eine Erweiterung des Museums geplant, durch die die Landwirtschaft stärker berücksichtigt werden soll“. Diese Erweiterung ist nun abgeschlossen. Der Landwirtschaftsraum befindet sich außerhalb des Museums – hinter dem Alten Rathaus schräg gegenüber dem Helbinghaus im ehemaligen Mannschaftsraum der Freiwilligen Feuerwehr Wieblingen. (Ähnlich ist es in Kirchheim, wo dem Museumsgebäude genau gegenüber die Landwirtschaft in einer alten Scheune untergebracht ist.) Der Grund für die besondere Berücksichtigung der Landwirtschaft ist naheliegend: Wieblingen war wie alle hiesigen Dörfer früher stark landwirtschaftlich geprägt. Eine Besonderheit wie den Weinbau in Rohrbach oder die Steinbrüche in Dossenheim kann Wieblingen nicht aufweisen. Aus einer Wandtafel in der Ausstellung geht hervor, dass 1905 hier noch 76 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft
tätig waren; heute sind es 0,25 %! Dieser Strukturwandel ist also noch wesentlich stärker als im gewerblichen Bereich.
Es ist erstaunlich, wie viele Ortschaften heute ein eigenes örtliches Museum besitzen. Dabei fällt auf, dass in politisch selbständigen Gemeinden deutlich häufiger ein Museum vorhanden ist (z.B. Dossenheim, Oftersheim, Neckarhausen) als in eingemeindeten Orten, die zu Stadtteilen geworden sind, obwohl auch diese die weitaus längste Zeit ihres Bestehens politisch eigenständig waren. So hatten in Heidelberg lange Zeit nur das 1927 eingemeindete Rohrbach (seit 1971, am jetzigen Standort seit 1996) und das 1920 eingemeindete Kirchheim (seit 1982) örtliche Museen (jeweils „Heimatmuseum“ genannt), seit 2000 auch Neuenheim (eingemeindet 1891) seine „Geschichtsräume“. Das 1903 eingemeindete und immer noch sehr selbstbewusste Handschuhsheim, das seine Eigenart im örtlichen Brauchtum und sogar in einem regelmäßigen Jahrbuch zum Ausdruck bringt, besitzt zwar das umfangreiche „Tiefburgarchiv“, aber kein Ortsmuseum. Das bis 1975 selbständige Ziegelhausen hat zwar ein „Heimatmuseum“, doch die Überlegungen zu einem ortstypischen „Wäschereimuseum“ haben bisher noch nicht zum Erfolg geführt. Und im 1920 eingemeindeten Wieblingen war bis vor fünf Jahren von einem Museum nicht einmal die Rede.
Berufenere Stimmen als die des Verfassers haben sich in der Badischen Heimat bereits mehrfach für den Erhalt der Heimatstuben eingesetzt. Hier sind beispielsweise Brigitte Matt-Willmatt, Eugen Rombach, Karl Friedrich Wernet, Otto
Ernst Sutter und Dr. E. Müller-Ettikon zu nennen. Diesen soll - in aller Bescheidenheit - ein persönlicher Beitrag zur
Seite gestellt werden, welcher der uneingeschränkten Begeisterung für diese speziellen Einrichtungen der Kulturpflege entspringt. Die Heimatstuben im Kreis Waldshut bzw. die „überlebenden" der ehemals 30 Stuben haben beim Verfasser eine
wahre Leidenschaft ausgelöst und liegen dieser Betrachtung zugrunde. Dem Charme der 1960er Jahre, den eine Heimatstube versprühen kann, begegnete ich zum ersten mal anläßlich eines Besuches alter Familienstätten. Mein Vater machte mich damals auf ein „interessantes Büchle“ aufmerksam, das er in einem der hiesigen Traditionsgasthäuser entdeckt hatte. Ich besorgte mir das Büchlein - es ließ häufige Nutzung erkennen - und war fasziniert von der Collage: Mischung aus Zettelkasten, (Haus)Chronik, Geschichts-/ Gästebuch und ungewöhnlichen Bildern und Illustrationen. Diese erste Begeisterung für die Heimatstuben hat nicht nachgelassen. Die offensichtliehe Gefahr eines weiteren Aussterbens ist Grund genug in der Regionalgruppe einen der Schwerpunkte auf Erhalt und Pflege dieser Stuben, die einmal Aushängeschild der Badischen Heimat waren, zu legen. Eine Bestandsaufnahme soll Überblick der aktuellen Verhältnisse und zu Vollzähligkeit/Zustand der Exponate und Ehrenbücher geben sowie als Grundlage für aufbauende Maßnahmen dienen. Dabei wurde die Überzeugung gefestigt, daß die Bewahrung diese Kulturgutes in der Gesamtarbeit unseres Landesvereins wieder einen gewissen Stellenwert einnehmen sollte. Leider ist von vielen Stuben bereits nicht mehr die geringste Spur vorhanden. Teils weil Gasthäuser geschlossen wurden, teils wegen Inhaber- oder Pächterwechsel. Manchmal wurden Exponate und die Ehrenbücher den Gemeinden überlassen. Vieles wird verschollen bleiben.
Museum Reichenau
(2000)
Das Museum befindet sich im Zentrum der Insel an einem kleinen Marktplatz, der Ergat und hat in einem stattlichen Fachwerkhaus Platz gefunden. Kein Gebäude auf der Insel hätte sich wohl besser für die Einrichtung als Museum geeignet als das alte Rathaus. Es entstand mit seinen ersten beiden Geschossen im 12. Jahrhundert. Mitte des 15. Jahrhunderts setzte man dem bereits bestehenden Steinhaus zwei Fachwerkgeschosse darüber. Das Fachwerk gilt als eines der ältesten in
Süddeutschland. Der wunderschöne Ratssaal ist heute noch zu sehen. Die bisherige Forschung nimmt an, daß das Haus früher der Amtssitz des Klosteramanns war, der als Richter über den Markt und die Inselbewohner fungiert hat. Nachdem sich Bürger und Bauern vom Kloster unabhängig zu machen begannen, soll das Gebäude als eine Art Rathaus der Bürgergemeinde gedient haben. Später wurde das Haus von Bauernfamilien bewohnt, bis es in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts wieder in den Besitz der Gemeinde kam, die es dann bis 1976 als Rathaus nutzte. 1982 wurde es als Museum eröffnet.
Spiegel der Ortsgeschichte
(2002)
Im Bruchsaler Stadtteil Untergrombach kommt man bei der Fahrt von der Ortsmitte nach Obergrombach an einem markanten, auf die Obergrombacher Straße hinauskragenden Fachwerkhaus vorbei. Ein erster Blick zur hohen Giebelfront sagt auch dem Nichtbaukundigen, dass hier ein Haus steht, das nicht in das Schema der sonst üblichen Fachwerkhäuser passt. Dem ist so, nicht ohne Grund hat die Stadt Bruchsal dieses bei der Eingemeindung im Jahre 1971 in einem sehr desolaten Zustand
befindliche Haus für einen stattlichen Betrag in den heutigen Zustand gebracht. Es wurde damit ein Fachwerkbau von hohen historischen Wert erhalten, der einige Besonderheiten ausweist, die im folgenden erörtert werden.
Das Neckarauer Heimatmuseum kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Seit 1997 ist es im ehemaligen Badehaus in der Rathausstraße hinter dem Neckarauer Rathaus untergebracht. Es wurde auf Betreiben des Firmengründers Friedrich Julius Bensinger als Betriebsbad der Rheinischen Gummi- und Celluloidfabrik, später „Schildkröt AG", um die
Jahrhundertwende erbaut und später der Stadt Mannheim und der Neckarauer Bevölkerung als Volksbad geschenkt. Bis in die 60er Jahre war es in Betrieb.
Zur Erinnerung an die 30 Jahre vorher (1952) erfolgte Entdeckung und Ausgrabung
eines fränkischen Gräberfeldes erweiterte der Bürgerverein Bargen 1982 seine
Ziele auch auf Heimatforschung im weitesten Sinne. Als erster Schritt erfolgte ein
Aufruf an die Bevölkerung, alte Fotografien zur Verfügung zu stellen, die von zwei
Vereinsmitgliedern mühsam reproduziert wurden (Scanner waren damals noch ein
Wunschtraum). Im März 1983 konnte das Ergebnis der Arbeit vorgestellt werden,
eingeleitet durch einen Diavortrag der Archäologin Dr. Ursula Koch über die
Bargener Gräberfunde.
Das Interesse der Bargenerlnnen sowohl am Vortrag Frau Dr. Kochs wie an der
Fotoausstellung übertraf die kühnsten Erwartungen des Vereins. Schnell wurde
klar, dass die auf DIN A4 vergrößerten Bilder archiviert und immer wieder
zugänglich gemacht werden mussten. Zudem boten zahlreiche Besucherlnnen
spontan an, dem Verein Gegenstände des täglichen Gebrauchs aus vergangenen
Tagen zu überlassen, sobald er Räumlichkeiten für eine Dauerausstellung hätte.
Nur wo?