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Carolinea. – 63 (2005)
(2005)
Although known and housed in German institutions since at least the 19th century, until now marine reptiles from the
Braunjura ß have never been described in detail. The strata have yielded plesiosaur, thalattosuchian and rare ichthyosaur
remains, all fragmentary, most likely due to their deposition in a shallow marine, high energy palaeoenvironment. Cervical
vertebrae, which are housed in the Staatliches Museum für Naturkunde Karlsruhe (State Museum of Natural History in
Karlsruhe), are described here and reveal the first elasmosaurid plesiosaurs reported to date from the German Dogger.
Aus der Bohlinger Schlucht (BS) am Nordrand des Schiener Berges (westlicher Bodensee, Baden-Württemberg) werden 5 neue Fossil-Fundstellen innerhalb der Steinbalmensande (Obere Süßwassermolasse, Miozän) vorgestellt. Diese Fundstellen lieferten bei einer Grabung im Herbst 2003 etwa 100 Kleinsäuger- und 70 Großsäugerreste, sowie zahlreichen Fossilien von Pflanzen, Wirbellosen und Reptilien, darunter auch 40 Reste von Krokodiliern. Der größte Teil der Funde stammt aus den Fundstellen BS 3 und BS 6. Die Lithologie der Fundstellen wird beschrieben; Floren- und Faunenlisten werden zusammengestellt. Die Wirbeltierreste wurden bestimmt, beschrieben und biostratigraphisch, sowie paläoökologisch ausgewertet. Das Alter der Fundstellen BS 3 und BS 6 wird auf den mittleren Bereich der Säugerzone MN6 (unteres Astaracium, 14,5 Ma - 14,2 Ma) eingeengt. Aufgrund des Fauneninhalts und der Höhenlage im Profil ist für die anderen Fundstellen eine Zugehörigkeit zum mittleren bis oberen Teil von MN6 wahrscheinlich. Die im Hangenden der Steinbalmensande in der Bohlinger Schlucht anstehenden Mergel der Oberen Öhniger Schichten sind der
Säugetierzone MN7 zuzuordnen. Sedimentologische, taphonomische und paläobiologische Daten deuten darauf hin, dass die Taphozönosen der einzelnen Fundstellen in einem langsam fließenden, mäandrierenden Flusssystem gebildet wurden. Die nähere Umgebung dieses Flusses war von Galerie- und Auwäldern bestanden. Einige Faunenelemente deuten darauf hin, dass neben feuchten Auwäldern auch trockenere Areale mit vermutlich offener Vegetationsstruktur existierten.
Die Paläoklimate der einzelnen Fundstellen werden diskutiert. Der Fossilbericht deutet darauf hin, dass das Krokodil
Diplocynodon am Schiener Berg innerhalb MN6 ausstarb. Dies wird als Anzeichen für ein Absinken der Jahresmitteltemperaturen angesehen. Ergänzt durch Temperaturwerte, die aus paläobotanischen Daten abgeleitet wurden, wird damit eine Klimaänderung in der Oberen Süßwassermolasse am Schiener Berg innerhalb des Zeitraumes zwischen 14,5 Ma und 13,5 Ma rekonstruiert. Diese Klimaänderung ist durch ein Absinken der mittleren Jahrestemperatur auf etwa 16 °C und eine Abkühlung der mittleren Temperatur des kältesten Monats auf etwa 7 °C gekennzeichnet. Da Diplocynodon bei diesen Temperaturwerten ausstirbt, wird vermutet, dass die Minimaltemperaturen, unter denen diese Gattung existieren konnte, etwas höher lagen, als sie für den rezenten Alligator gemessen werden.
Über den Aufbau einer Lepidopteren-Hauptsammlung im Ressort Macrolepidoptera des Staatlichen Museums für Naturkunde Karlsruhe wurde bereits zweimal in dieser Zeitschrift berichtet (Ebert 1964 und 1977). In diese Hauptsammlung soll im Laufe der Zeit das gesamte wissenschaftlich konservierte Belegmaterial Eingang finden und durch eine sowohl systematisch als auch geografisch übersichtliche Anordnung schnell verfügbar sein. In den Jahren 1963 bis 2003 konnte dieses Material durch Ankauf oder Schenkung von Sammlungen wie auch durch den Zugang von Sammelausbeuten ständig erweitert werden. Im Kapitel „Gesamtübersicht“ wird eine zahlenmässige Bilanz vorgelegt. Ferner wird auf die Entwicklung geografischer Schwerpunkte hingewiesen, die in erster Linie auf unsere eigenen Forschungsarbeiten und die dabei durchgeführten Aufsammlungen in Ländern wie Iran und Afghanistan oder in Indonesien zurückzuführen sind. Unter fortlaufenden Inventarnummern (63-202) werden die einzelnen Akquisitionen nach Herkunft, Stückzahl und Sammler kurz beschrieben. Biografische Angaben und Hinweise auf entsprechende Publikationen werden berücksichtigt.
„Lebendige Brücke zwischen gestern und heute. Ehemaliges Ständehausgelände soll keinesfalls ein ,totes Museum' werden" lautete die Schlagzeile eines Artikels der Badischen Neuesten Nachrichten (BNN) vom 20. Februar 1988. Berichtet wurde über eine Veranstaltung des Vereins „Badische Heimat" und eben der Badischen Neusten Nachrichten. Zu diesem Zeitpunkt war die Diskussion über die Nutzung des noch verbliebenen Restgrundstücks des Badischen Ständehauses im vollen Gange. Ehe auf diese öffentlich in Vortrags- und Diskussionsveranstaltungen, über Zeitungsberichte und Leserbriefe sowie im Karlsruher Gemeinderat geführte Debatte eingegangen wird, soll in einem ersten Schritt noch einmal die historische Bedeutung des Ständehauses umrissen werden. Den Abschluss bildet eine Bilanz von 10 Jahren Erinnerungsstätte Ständehaus und ein kurzer Ausblick zur möglichen weiteren Entwicklung der Erinnerungsstätte Ständehaus.
Rastatt kann bis heute als Musterbeispiel für eine barocke Planstadt am Oberrhein gelten. Das mittelalterliche Rastatt, verkehrsgünstig im Mündungsgebiet der Murg in den Rhein gelegen, übersteht den Dreißgjährigen Krieg, wird aber im Pfälzischen Erbfolgekrieg 1689 (wie auch andere Städte in der Rheinebene) nahezu vollständig von Franzosen zerstört.
Diese Zerstörung birgt den Keim zum Aufstieg zu einem Erinnerungsort in sich. Markgraf Ludwig Wilhelm entschließt sich
nämlich um 1700, das zerstörte Rastatt zu seiner befestigten Residenz auszubauen. Das bereits im Bau befindliche Jagdschloss wird nach Versailler Vorbild zur prächtigen Barockresidenz, die Stadt zu einer barocken Planstadt modernsten Stils gestaltet. Die Bedeutung des neuen Rastatt wird alsbald sichtbar: 1714 wird mit dem Rastatter Frieden der Spanische Erbfolgekrieg beendet. Napoleon lädt 1797 nach Rastatt, längst nicht mehr Residenzstadt, dafür aber zum bedeutendsten Verwaltungszentrum im mittelbadischen Kreis herangewachsen, zu einem internationalen Kongress ein. In Wien beschließt 1815 der Deutsche Bund, Rastatt zur Bundesfestung zu machen, deren Bau 1842/44 begonnen und 1849 nahezu fertig gestellt wird. Rastatt wird zum bedeutendsten Militärstandort am Oberrhein.
Das Badische Landesmuseum eröffnete am 6. Dezember 2003 im Bruchsaler Schloss das „Deutsche Musikautomaten-Museum". Die Vielzahl der Objekte und die- Dokumentationsbreite der Sammlung unterschiedlichster mechanischer Musikinstrumente ist weltweit unübertroffen. Deshalb wird das bisherige „Museum Mechanischer Musikinstrumente" ab
Dezember 2003 in das „Deutsche Musikautomaten-Museum" umbenannt; es bleibt Außenstelle des Badischen Landesmuseums Karlsruhe.
Carolinea. – 62 (2004)
(2004)
Das Neckarauer Heimatmuseum kann auf eine wechselvolle Geschichte zurückblicken. Seit 1997 ist es im ehemaligen Badehaus in der Rathausstraße hinter dem Neckarauer Rathaus untergebracht. Es wurde auf Betreiben des Firmengründers Friedrich Julius Bensinger als Betriebsbad der Rheinischen Gummi- und Celluloidfabrik, später „Schildkröt AG", um die
Jahrhundertwende erbaut und später der Stadt Mannheim und der Neckarauer Bevölkerung als Volksbad geschenkt. Bis in die 60er Jahre war es in Betrieb.
Augustin Kardinal Bea
(2003)
„Nach Papst Johannes XXIII. wird er in der Erinnerung vieler als die eindrücklichste Gestalt des Zweiten Vatikanischen Konzils fortleben“, stellte Prof. E. Schlink, der lutherische Konzilsbeobachter fest. Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Westminster, Kardinal C. Heenan, der sagte: „Am Ende wurde Kardinal Bea allgemein, wenn nicht als der gewandteste, so gewiß als der erfahrenste und überzeugendste Redner des Konzils betrachtet“. — Über vierzig Jahre liegen seit dem Beginn des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962—1965) zurück. Die Zeitzeugen, die dieses kirchengeschichtliche Ereignis bewußt erlebt haben, sind spärlicher geworden. Der größte Teil der Konzilsväter ist verstorben und die Aufbruchstimmung, die die Konzilszeit kennzeichnete, scheint der Resignation gewichen zu sein. Die Nachkonzilsepoche ist von einem massiven Säkularisationsschub bestimmt, der zu einer Entleerung der Gotteshäuser führte und in dem viele Kräfte versuchen, kirchliche Bezüge aus unserer Gesellschaft zu verdrängen. Diese Tendenzen lösten fast unvermittelt die Phase ausgeprägter Kirchlichkeit ab, die als Reaktion auf das menschenverachtende Naziregime Staat und Gesellschaft in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts prägte. Die die politische Diskussion um das Verhältniss von Kirche und Staat im Aufklärungszeitalter bestimmenden Gedanken scheinen in ihrer antikirchlichen Variante erst jetzt in voller Wucht zum Durchbuch zu kommen.
,,Der verlorene Sohn"
(2003)
Allein für die 1991 von der Stadt Östringen aufgekauften 6.000 Kunstwerke, Notizzettel, Tagebücher und Manuskripte des im Nachlass befindlichen Kraichgauer Künstlers Gustav Wolf renovierte man ein unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus im Zentrum der Stadt. Die somit entstandene Galerie bietet seither einen Einblick in das Werk des Künstlers in einer ständigen Ausstellung. Um dem Besucher einen Einblick in die Phantasie und Lebenshaltung des Badners zu geben, stellt die Galerie neben Gemälden seiner Reiseeindrücke und seiner badischen Heimat vor allem die berühmten graphischen Werke Wolfs aus.
Zusätzlich werden im Anbau des Gebäudes Sonderausstellungen der Gegenwartskunst durchgeführt. Die Galerie macht es sich zur Aufgabe, das Vermächtnis des ehemaligen Gemeindemitglieds zu bewahren, dieses dem Besucher durch Führungen näherzubringen, es mit Hilfe kommender Generationen zu erhalten und neue Kunst in Anbetracht der Werke Wolfs zu fördern.
100 Jahre Melanchthonhaus
(2003)
Es möchte bald die protestantische Welt einem ihrer größten Wohltäter an dem Ort, an dem er geboren, ein würdiges Denkmal errichten. Dieser Wunsch und dieses Lebensziel faszinierten zeit seines Lebens den Berliner Kirchenhistoriker und christlichen Archäologen Prof. Dr. Nikolaus Müller (1857-1912). Auf seine Anregung und sein Engagement ging der Bau des heutigen Melanchthonhauses am Marktplatz der großen Kreisstadt Bretten zurück. An jenem Platz, an dem ursprünglich Melanchthons Geburtshaus stand, war nach dessen Zerstörung infolge des orleanischen Erbfolgekrieges im Jahre 1689 ein Neubau errichtet worden, der lange Zeit als Melanchthons Geburtshaus galt. Im Blick auf den 400. Geburtstag Melanchthons im Jahr 1897 suchte Nikolaus Müller in ganz Deutschland, vor allem aber in Baden viele Verbündete, um seinen Plan eines Melanchthon-Gedächtnishauses umsetzen zu können. Mit großem diplomatischen Geschick gelang es ihm, den badischen Landesherrn, Großherzog Friedrich I., für seine Sache zu gewinnen, der später auch das Protektorat für das Melanchthonhaus übernahm. Gleichzeitig gewann Müller Politiker, Kirchenleute und andere Honoratioren für dieses Projekt. Darüber hinaus begann er eine äußerst umfangreiche Sammlungstätigkeit, die Bücher und Handschriften, Gemälde,
Graphiken und Medaillen und überhaupt alles umfasste, was in irgendeiner Beziehung zu Melanchthon und seiner Zeit stand. Diese Sammlung bildet heute den Grundbestand der vielfach erweiterten Sammlung der Bestände des Melanchthonhauses.
Die industrielle Fertigung begann in Schwenningen im Jahre 1855 mit einer Kontrolluhr, der
Nachtwächterkontrolluhr, die Johannes Bürk erfand und wofür er die erste Fabrik errichtete. In
einem Teil dieser Fabrik ist heute das 1994 eröffnete Uhrenindustriemuseum untergebracht. Hier
wird die Geschichte der Uhrenindustrie in der Region mit allen produktiven und sozialen Facetten
dokumentiert und lebendig gemacht, denn alle
Maschinen sind funktionstüchtig und werden von
Museumsbediensteten vorgeführt und von ehrenamtlichen Mitarbeitern restauriert und gewartet.
Sie fertigen auch einen Museumswecker, der käuflich erworben werden kann.
In der Melanchthonstadt Bretten gibt es im Jahr 2003 ein Jubiläum zu feiern. Die Gedächtnisstätte für Philipp Melanchthon,
den berühmtesten Sohn der Stadt, wird in diesem Jahr einhundert Jahre alt. Die zweitgrößte reformationsgeschichtliche Gedenkstätte Deutschlands ist in einem prachtvollen neugotischen Gebäude untergebracht, das an der Stelle des Geburtshauses von Melanchthon steht. Im Jahr 1903 wurde es feierlich eingeweiht. Seither dient es als Gedächtnisstätte für
den humanistisch gebildeten Reformator, der in Wittenberg an der Seite Martin Luthers gewirkt hat. Darüber hinaus ist es Forschungsstelle für Theologie und Philosophie der Frühen Neuzeit. Regelmäßig veranstaltete Kongresse führen Forscher aus aller Welt im Melanchthonhaus zusammen. Schwerpunkt der Schriftenreihe des Hauses ist das vielgestaltige Oeuvre Melanchthons und sein Anteil an der Entwicklung von Theologie und Philosophie seiner Zeit. Die Bibliothek des Hauses beherbergt einen wertvollen Bestand an Literatur aus der Reformationszeit. Insgesamt bieten ca. 11 000 Bände - einschließlich der neueren Literatur - Einblick in geistesgeschichtliche Strömungen des Reformationszeitalters.
So steht es in goldenen gotischen Lettern am Giebel des Melanchthonhauses in Bretten, hoch über den Fenstern des Obergeschosses: Gott zu Ehren. Melanchthon zum Gedächtnis. Errichtet von der evangelischen Christenheit. In der Tat hatten zahllose evangelische Christen, nicht nur aus Deutschland, hier vor allem aus Berlin und Preußen und aus Württemberg, sondern ebenso aus der weltweiten Christenheit, hier vor Skandinavien, die erheblichen Mittel zur Vollendung des Bauwerks während seiner sechsjährigen Bauzeit aufgebracht. Damit legten sie sowohl ein Bekenntnis zu Melanchthon als auch zur gesamten, insbesondere zur lutherischen Reformation ab.
Als 1975 der Wallbacher Landwirt Erich Thomann einen auf die Mülldeponie weggeworfenen Teddybären bei sich zu Hause „aufgenommen" hatte, wusste er selber noch nicht, dass somit das Müllmuseum Wallbach gegründet wurde. Und niemand konnte damals ahnen, dass das Haus in der Hauptstraße 162 in Bad Säckingen-Wallbach das meistbesuchte Museum der Region sein wird. Etwa 10 000 Besucher aus ganz Deutschland, und natürlich aus der Schweiz, kommen jährlich ins Müllmuseum.
Eine der ältesten Museumsgründungen in Baden-Württemberg, das traditionsreiche und renommierte Rosgartenmuseum in Konstanz, kann sich nach fast fünfjähriger Sanierungs- und Modernisierungsphase wieder dem Publikum präsentieren. Die langersehnte Wiedereröffnung am 26. September 2003 trifft fast auf den Tag genau das historische Eröffnungsdatum des 24. September 1871. Vor rund 132 Jahren fand die historische Einweihung der prähistorisch sowie kunst- und kulturgeschichtlich geprägten Sammlung, darunter Pfahlbaufunde der Jungstein- und Bronzezeit, städtische Antiquitäten, Waffen, Stempel, Münzen, Siegel, die Chronik des Konstanzer Konzils von Ulrich Richental statt, die durch den Konstanzer Apotheker, Naturwissenschaftler und Ratsherrn Ludwig Leiner (1830-1901) zusammengetragen wurde. Als Ausstellungsraum stellte ihm die Stadt Konstanz das ehemalige Zunfthaus der Metzger, Krämer, Apotheker und Seiler zur Verfügung, das um 1454 aus dem älteren Gebäude „Zum Rosgarten" und dem jüngeren Haus „Zum schwarzen Widder" entstanden war.
Gegen Ende des Jubiläumsjahres, genau am 12. Dezember, eröffnete der Ministerpräsident das Haus der Geschichte Baden-Württemberg in dem „Kulturmeile" genannten Abschnitt der Konrad-Adenauer-Straße von Stuttgart. Er sprach von einem „herausragenden Geburtagsgeschenk, das sich das Land und alle Bürgerinnen und Bürger zum 50jährigen Jubiläum macht".