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Ab 1940 entwickelte sich die leergeräumte Heil- und Pflegeanstalt Illenau bei Achern zu einem Zentrum nationalsozialistischer Schulpolitik. Zuerst wurde eine Reichsschule für Volksdeutsche eingerichtet. Gemeint sind Südtiroler Mädchen, deren Eltern für die Auswanderung nach Deutschland optiert hatten, nachdem Hitler Mussolini Südtirol überlassen hatte. Diese Mädchen sollten in der Illenau auf das Leben in Deutschland und das deutsche Schulwesen vorbereitet werden. Hinzu kam 1941 eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (Napola) für Mädchen, eine Eliteschule, die aber bereits 1943 in die Schule des Klosters Hegne am Bodensee umzog, wo sie unter dem Namen Deutsche Heimschule als Versuchsschule weitermachte. Dafür wurde in der Illenau im September 1943 auch noch eine Napola für Jungen gegründet.
Nach der Auflösung der Heil- und Pflegeanstalt in der Illenau bei Achern 1940 wurden nach und nach drei nationalsozialistische Internatsschulen dort eingerichtet. Zuerst wurde im November 1940 eine Reichsschule für Volksdeutsche geschaffen, für Kinder von sogenannten Optanten aus Südtirol, die für Deutschland bzw. das angeschlossene Österreich optiert hatten und umsiedeln wollten, nachdem Hitler gegenüber Mussolini auf die Rückgabe von Südtirol verzichtet hatte. In die Illenau kamen die Mädchen, während für die Südtiroler Jungen eine solche Reichsschule in der noch 1939 von den Franzosen geräumten Heil- und Pflegeanstalt Rufach im besetzten Elsass eingerichtet wurde. Die Schule in der Illenau führte ab Herbst 1943 die Bezeichnung Deutsche Heimschule. Die Leitung hatte die Studienrätin Klara Keit.
Es dürfte wenig Schulen in Deutschland geben, die so gut erforscht sind wie die Reichsschule für Volksdeutsche, die von 1940 bis 1944 in der Illenau bei Achern eingerichtet war. Die dortige Heil- und Pflegeanstalt war im Zuge der Euthanasieaktionen geräumt worden. In den Jahren 1990/91 sind an der Universität Innsbruck gleich zwei Magisterarbeiten über die Schule in Achern entstanden. Beide Arbeiten beruhen nicht auf Archivstudien, sondern auf Interviews mit Schülerinnen, Lehrerinnen und Unterrichtsleiterinnen. Nachdem die Autorinnen Wieser und Mayr festgestellt hatten, dass sie am gleichen Thema arbeiten, einigten sie sich darauf, die Interviews mit den Schülerinnen in Südtirol regional aufzuteilen. Die Interviews mit Lehrerinnen und Direktorinnen in Deutschland führten sie gemeinsam, so dass die Ergebnisse der beiden Arbeiten nicht stark voneinander abweichen.
Im April 1460 nahm in Freiburg die Universität den Lehrbetrieb auf. Damit veränderte sich die Bildungssituation in der Stadt und in der Folge auch die Stellung der Lateinschule - der Schulrektoren wie der Schüler. Beiden bot sich nunmehr am Ort
eine Möglichkeit zu weiteren Studien in einer sich selbst verwaltenden Korporation an. Die Schüler konnten in der Burse eines Magisters Aufnahme finden und vermochten mit ihren in der Schule erworbenen Lateinkenntnissen den Lehrveranstaltungen der Artistenfakultät zu folgen, und den Schulrektoren bot sich die Chance, als Magister an der Universität zu lehren und in einer höheren Fakultät weiter zu studieren. Der seit 1457 amtierende Schulrektor Johannes Kerer zählte bereits bei der Eröffnung des Lehrbetriebs der Universität zu den Lehrern der Artistenfakultät, und auch seine vier bekannten Nachfolger, darunter Ulrich Zasius, sind, nach zum Teil recht kurzer Amtszeit, aus dem städtischen Amt ausgeschieden und in die Universität übergetreten. Gervasius Sopher, der 1517 sein Amt antrat, musste schließlich unterschreiben, dass er sich nicht gleichzeitig im Dienst der Universität betätigen werde.
Turnlehrer Baumann
(2009)
Im Jahre 1840 wurde ein Mann an das Offenburger Gymnasium berufen, der wie kein anderer die bewegte Zeit des liberalen Vormärz verkörpert, der „Lehramtscandidat Karl Baumann aus Rastatt". Das kurze Wirken dieses vielseitigen Pädagogen, seine Verdienste in Schule und Verein um das gerade erst eine Generation alte deutsche Turnwesen und sein wissenschaftliches und politisches Engagement in Offenburg über die seither vergangenen 170 Jahre hinweg lebendig werden zu lassen, soll Ziel dieser kleinen Untersuchung sein.
Die Entwicklung des jüdischen Schulwesens in Baden im 19. Jahrhundert ist vor dem Hintergrund der Judenemanzipation zu sehen, die insbesondere mit den Konstitutionsedikten 1807/08 in eine neue Phase eintrat. Kernanliegen der Emanzipation war die Integration des jüdischen Bevölkerungsteils in die christliche Gesellschaft, wobei naturgemäß die Unterrichtung der Kinder eine entscheidende Rolle spielte. So wurde im 9. Konstitutionsedikt (dem eigentlichen „Judenedikt" vom 13. Januar
1809) die Schulpflicht auch für israelitische Kinder festgeschrieben. Das galt auch für Heidelsheim, bedeutete aber nicht, dass sofort eine jüdische Schule errichtet wurde. Insofern kann die genauere Betrachtung der Entwicklung eines Ortes die Schwierigkeiten und Entwicklungen des jüdischen Schulwesens in Baden aufzeigen, wobei Heidelsheim typisch für eine
Landgemeinde mit einem relativ großen jüdischen Bevölkerungsteil ist. Wesentliche Aspekte der Entwicklung im 19. Jahrhundert sollen im Folgenden angesprochen werden.
Im Zug der Schulreform der 1860er Jahre erließ die Regierung des Großherzogtums Baden am 8. März 1868 ein Gesetz den Elementarunterricht betreffend, mit dem die freiwillige Vereinigung der örtlichen Konfessionsschulen zu konfessionell gemischten Gemeinschaftsschulen geregelt wurde. Die Schulreform wurde von den badischen Protestanten begrüßt, während der Freiburger Erzbischof sie mit seinen konservativen Gefolgsleuten, den „Ultramontanen“ bzw. „Klerikalen“ bekämpfte. Liberale Katholiken befürworteten die Reform. Leimen gehörte zu den ersten Gemeinden, die eine
Gemeinschaftsschule einführten. Hier waren die Umstände dafür besonders günstig. Seit 1837 war die politische Gemeinde von der vorgesetzten Behörde aufgefordert worden, das katholische Schulhaus neu zu bauen. Das gab 1841 den Anstoß zum Kauf des Seligmannschen Hauses, in dem a) sämmliche Schulen, b) die Lehrer mit ihren Wohnbedürfnissen und c) die Gemeinde mit Versammlungs-Zimmer und Registratur untergebracht wurden. Die Amtsräume der Gemeinde befanden sich hauptsächlich im Ostteil des ersten Stockes. Im Erdgeschoss fanden zwei Schulräume Platz und in den restlichen Räumen wurden Lehrerwohnungen eingerichtet. Das Zusammenleben von Lehrern und Schülern unter einem Dach hatte im Lauf der nächsten zweieinhalb Jahrzehnte offenbar zur Folge, dass gegenseitige konfessionelle Vorurteile abgebaut wurden.
J. B. Kißling schreibt in seiner Geschichte des Kulturkampfes: „In der Schulfrage dachte der badische Liberalismus bereits im Jahre 1831 daran, die Schule von der Kirche zu ‚emanzipieren‘, der Antrag fand aber nur in der Zweiten Kammer eine
Majorität.“ Die Regierung habe an der „durch Geistliche geübten Schulaufsicht“ festgehalten. Die freie Schule war ein altes Ideal der Liberalen, während Erzbischof und Regierung am traditionellen Ideal des vertrauensvollen Zusammenwirkens von
Staat und Kirche festhielten. Eine der wichtigsten Persönlichkeiten „zu einer Aktivierung des Katholizismus“ war der Freiburger Staatswissenschaftler Prof. Franz Joseph Buß. Er wandte sich „gegen Staatskirchentum und alle liberalen und nationalkirchlichen Tendenzen“. Zuerst in Baden entstanden seit 1844 katholische Vereine, 1846 gab es hier die erste „Massenpetition“ gegen die „Deutschkatholiken“, es entstand der „Ultramontanismus als antiliberale Massen-Opposition.
Ebenfalls 1846 hat der Heidelberger Professor der Rechte und Abgeordnete der Zweiten Kammer C.J.A. Mittermaier
„die Lösung der Schule von der Geistlichkeit und der Kirche“ erneut gefordert. „Die Bewegung des Jahres 1848 griff auch auf die beiden großen Glaubensgemeinschaften über“, in der Zweiten Kammer wurde die „Kommunalschule, welche für alle Konfessionen gemeinschaftlich und dem Einfluß der Kirche entzogen sein sollte“ gefordert.
Das Großherzogtum Baden war im Jahrzehnt nach der Revolution von 1848 dabei, sich zum „Reaktionsstaat par excellence“ zu entwickeln. Die Wende zum „liberalen Musterländle“ zeigte sich aber 1859, als das Parlament die Konvention mit der römischen Kurie ablehnte. Die Erinnerung an die Reformversuche des letzten ordentlich gewählten Bischofs des aufgelösten Bistums Konstanz, Ignaz Heinrich von Wessenberg, war immer noch lebendig. Konfessionsübergreifend lehnten liberale Protestanten, Katholiken und Juden 1859 das Konkordat, das die bisherige Regierung mit dem römischen Papst verhandelt hatte, ab. Die neue von Großherzog Friedrich berufene Regierung ordnete das Verhältnis von Kirche und Staat neu. Sie stellte das gesamte Schulwesen unter staatliche Aufsicht. Damit wurde die Aufsicht der Ortspfarrer über die örtlichen Volksschulen beendet. Dagegen opponierte vor allem der katholische Klerus, an der Spitze der Freiburger Erzbischof. Auseinandersetzungen, ausgetragen in Zeitungsartikeln, Flugblättern, Eingaben, Versammlungen, nicht zuletzt in Predigten und Hirtenbriefen, waren auch in Heidelberg die Folge.
Das Sozialistische Patientenkollektiv war eine Organisation, die Anfang der 1970er- Jahre aus der Kritik an der herrschenden Psychiatrie entstand und einen Umbruch in der Behandlung psychischkranker Patienten bewirken wollte. Die immer radikaler werdende Bewegung um den Arzt Dr. Wolfgang Huber und die möglichen Folgen dieser Radikalisierung warfen für uns viele Fragen auf. So haben wir im Rahmen des Geschichtswettbewerbs der Körber-Stiftung vom September 2018 bis Februar 2019 über das Sozialistische Patientenkollektiv (SPK) in Heidelberg geforscht. Unsere Arbeit reichten wir im Februar 2019 bei der Körber-Stiftung ein. Sie wurde zunächst auf Landesebene prämiert. Dieser Preis wurde im Neuen Schloss in Stuttgart verliehen. Später wurde unsere Arbeit noch mit einem dritten Preis auf Bundesebene ausgezeichnet.
St. Ursula in Villingen
(2018)
Am 15. Juli 2015 beging St.Ursula einen denkwürdigen Tag. Nach fast 800 Jahren Klostergeschichte am Bickentor fand eine feierliche Verabschiedung der letzten Ursulinenschwestern statt. Die letzte Superiorin, die damals 80-jährige Sr. M. Roswitha Wecker, begab sich mit dem letzten Klostergeistlichen, ihrem Cousin und Redemptoristenpater Hermann Fuchs, in eine Wohngemeinschaft im Seniorenheim St. Lioba. Kirchenrechtlich wurde sie zusammen mit Sr. M. Siegrun Schachtner vom Ursulinenkonvent Brig im Schweizer Wallis aufgenommen, der mit dem Villinger Ursulinenkloster in der Föderation der
Ursulinen nach der Regel von Anne de Xainctonge verbunden war. Sr. Siegrun verlegte auch ihren Lebensmittelpunkt nach Brig, obwohl sie in Villingen aufgewachsen war und noch enge verwandtschaftliche Bindungen hierher hat.
Eduard Schlegel
(2011)
Während zur Geschichte der ehemals Freien Reichsstadt Isny umfassende Darstellungen vorliegen, stehen Untersuchungen zu einzelnen Personen, welche die Geschicke
der Stadt mitbestimmten, aus. Der Isnyer Handelsherr Leonhard Schlegel, der zunächst
Zimmermann war, legte Ende des 18. Jahrhunderts den Grundstein für ein erfolgreiches
Unternehmen zur Leinwandherstellung und des Seidenhandels. Bis 1830 führte sein
Sohn Eduard das Unternehmen weiter.
1834 ging die Schlegelsche Fabrik in den
Besitz der Isnyer Seidenzwirnerei und
-färberei Christoph Ulrich Springer über.
Sowohl Leonhard Schlegel als auch sein
Sohn engagierten sich durch finanzielle
Zuwendungen und Stiftungen in der Armenfürsorge der Stadt Isny.
Nach einem kurzen biografischen
Überblick über Leonhard und Eduard
Schlegel sollen in diesem Beitrag erste
Erkenntnisse zur Geschichte der Schulstiftung E. Schlegels im Mittelpunkt stehen.
Das Schulwesen in Ettenheim hat eine lange Tradition. Bezüglich
seiner Geschichte von den frühen Anfängen bis zum Ausgang des
18. Jahrhunderts ist unser Kenntnisstand jedoch recht dürftig.
Ursächlich ist die Vernichtung sämtlicher Urkunden und Akten
bei der Zerstörung der Stadt 1637 im Dreißigjährigen Krieg. Dabei
wurde das wertvolle mittelalterliche Stadtarchiv vollständig ein
Raub der Flammen.
Mit diesem Handicap hat die gesamte Ettenheimer Geschichtsforschung zu kämpfen.
Nur dem (aus archivalischer Sicht) glücklichen Umstand, dass
die Stadt rechtsrheinischer Amtssitz des Straßburger Bischofs und
der Abt des Klosters Ettenheimmünster Zehntherr in Ettenheim
war, ist es zu verdanken, dass dadurch wichtige Urkunden in Abschriften in den entsprechenden Archiven erhalten blieben.
Als Folge des Friedens von Preßburg fiel Freiburg am 1. Januar 1806 an Baden. Damit verlor die Stadt ihre jahrhundertealte Rolle als Hauptstadt der habsburgischen Vorlande und geriet unter die Herrschaft eines aufgeklärt-absolutistischen Fürsten,
der als Vasall Napoleons groß geworden war und mit dem sich der offenkundige Nachteil verband, dass er im nahen Karlsruhe residierte. Nach Lage der Dinge musste es der Stadt Freiburg zunächst darauf ankommen, sich auch unter badischer Herrschaft jene Privilegien zu sichern, mit der sie die milde Herrschaft Habsburgs im Laufe der Jahrhunderte ausgestattet hatte. Bereits am 17. Januar 1806 begab sich deshalb eine Ratsdelegation nach Karlsruhe. Unter vielen anderen Anliegen trug sie die Bitte vor den neuen Landesherren (der noch im gleichen Jahre zum Großherzog avancieren sollte), den Bestand von Universität und Gymnasium zu sichern. Denn ob sich Baden neben Heidelberg eine zweite Universität und noch ein weiteres Gymnasium würde leisten können, das stand zunächst dahin. Letzteres umso mehr, als die finanziellen Grundlagen des Freiburger Gymnasiums noch im gleichen Jahre wegbrachen (vgl. den vorigen Artikel).
Unter Herzog Christoph wurden seit 1550 die bestehenden Stadtschulen des Amtes
in Marbach und Großbottwar als Lateinschulen verbessert. Sogenannte »Teutsche
Schulen« bestanden im Amt Marbach vor 1559 in Affalterbach, Beilstein, Kleinaspach, Marbach, Murr und Oberstenfeld. Den Unterricht hielt der Mesner. Ein besonderer Lehrer war nur in Marbach und Oberstenfeld angestellt. Die Einrichtung
Deutscher Schulen wurde durch die Kirchenordnung 1559 zur Pflicht, wobei die
Mesner das Schulmeisteramt übernehmen sollten. Die Schüler waren in drei Gruppen
zu unterteilen, von denen die erste Buchstabieren, die zweite das Zusammenfügen
der Silben und die dritte zusammenhängendes Lesen und Schreiben lernte.
Über die Anfänge der Schule in Rielingshausen ist wenig bekannt. Wahrscheinlich
wurde ein geregelter Schulbetrieb erst nach Verabschiedung der eben genannten
Kirchenordnung aufgenommen. In den ersten Jahrzehnten war es vielerorts üblich,
dass die Schulmeister aus dem Kreis der Dorfeinwohner durch Schultheiß, Gericht
und Rat im Beisein und mit Vorwissen des Pfarrers gewählt wurden. Die Bestätigung
erfolgte durch den herzoglichen Kirchenrat in Stuttgart.
Bildung war im Mittelalter und auch noch zu Beginn der Neuzeit ein Privileg der
begüterten Schichten. Nur der Adel und das wohlhabende städtische Bürgertum
konnten es sich leisten, ihre Nachkommenschaft von der täglich anstehenden
Arbeit freizustellen. Längst hatte man in diesen Kreisen erkannt, dass die schulische
Bildung in einer immer komplizierter werdenden Welt das Fundament für ein
Studium oder eine spätere berufliche Laufbahn darstellte.
Die Funktion der als Lateinschulen angelegten Bildungseinrichtungen bestand in
erster Linie darin, den Nachwuchs für die Kirche und die Verwaltung des Staates
heranzuziehen. Ihre Zöglinge bildeten eine Elite in einer ansonsten des Lesens und
Schreibens unkundigen Bevölkerung.
Der folgende Artikel zeigt die Ergebnisse des Schulprojekts »Badische Verfassung 1818«, das bereits im vergangenen Heft angekündigt wurde. Der erste Teil befasst sich mit der Frage, welchen Sinn ein solches Projekt haben kann, zum anderen wird kurz darauf eingegangen, wie Schulen und Lehrer gefunden wurden, die bereit waren, das Thema im Unterricht oder als
Projekt in ihren Klassen umzusetzen. Der zweite Teil gibt einen Überblick über die Projekte, die bereits durchgeführt wurden und diejenigen, die noch geplant werden.
Eine ebenso banale wie wahre Erkenntnis der Geschichtsforschung lautet, dass
man nur das über die Vergangenheit wissen oder wenigstens vermuten kann, worüber sich Nachrichten oder materielle Belege erhalten haben. Friedrich Schiller
zeichnete das Bild der Weltgeschichte als einen breiten Strom, der in Finsternis
unkenntlich dahinfließt - bis auf einige kleine Wellenkämme, die hier und da im
Mondlicht aufblitzen. Weite Bereiche vergangener Realität bleiben für immer
unerahnt, es sei denn, ein Quellehen beginnt unvermutet irgendwo zu tröpfeln.
Die Geschichte des abendländischen Bibliothekswesens im Mittelalter und in
der Frühen Neuzeit behandelt, auf guter Quellengrundlage, ausschließlich die
Büchersammlungen von Klöstern, Universitäten, reichsstädtischen Ratsgremien
und Landesfürsten. Doch auch außerhalb dieser kulturellen Zentren, in durchschnittlichen württembergischen Bauerndörfern gab es bereits vor der Reformation Bibliotheken und eine, modern ausgedrückt, verbreitete Nutzung des Kommunikationsmittels »Buch«, wie ein seltenes Zeugnis aus Eglosheim ausweist. Das
Besondere dabei ist, dass die Umstände so gewöhnlich sind.
Im Schreiben und Sammeln von Bildpostkarten bzw. Ansichtskarten dokumentiert sich seit 1890 in breiten Bevölkerungskreisen eine erhöhte Reiselust und Mobilität. Die Ansichtskarte entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem weit verbreiteten, vor allem preiswerten Kommunikationsmittel, nur vergleichbar etwa mit dem Siegeszug der Handys seit Mitte der 90er Jahre. Es herrschte in jenen Jahren eine regelrechte Manie, sich über Ansichtskarten auszutauschen und Aufmerksamkeit zu wecken. Die drucktechnische und grafische Entwicklung sowie künstlerische Ausgestaltung der
Ansichtskarten, die angesichts sprunghaft gestiegener Nachfrage in immer größeren Auflagen kostengünstig hergestellt und verkauft wurden, führte dazu, dass nicht nur jeder Winkel in Städten und Gemeinden werbewirksam abfotografiert und
touristisch vermarktet wurde, sondern dass auch das kommunale Vereins- und Kulturleben, wie auch sportliche Ereignisse (Rad- und Autorennen) sowie Gewerbe- und Industrieausstellungen sich nur allzu bereitwillig dieses neuen Mediums bedienten, um regional und überregional das eigene Anliegen herauszustellen, um so in einer breiten Öffentlichkeit zu werben und Beachtung zu finden. Das jahrzehntelange Sammeln von Ansichtskarten des Oberamts Bretten führte zwangsläufig beim Verfasser auch zum Erwerb weniger, aber hoch interessanter sog. Schüler-Ereigniskarten der ehemaligen (Ober)-Realschule in Bretten, deren Behandlung Gegenstand der nachfolgenden Ausführungen sein soll.
Erinnern und Gedenken
(2018)
Geschichtsunterricht ist idealerweise quellenbasiert. Lässt sich doch nur aus Quellen lernen, was die Zeitgeschichte ausmacht und was unsere Identität bis heute nachhaltig prägt. In der 9. Klasse des Gymnasiums ist die NS-Zeit Pflichtprogramm. Dieses Thema kann fächerübergreifend unter Einbezug von Religion, Kunst und Musik unterrichtet werden. So wird die Gleichschaltung des gesamten Alltags im Nationalsozialismus deutlich. In Gemeinschaftskunde der 9. Klasse bezieht sich der Bereich „Recht und Gesetz“ darauf. Da das NS-Regime Gesetzesänderungen auf dem Boden
der Verfassung vollzog, wirft dies vor allem aus heutiger Sicht die Frage auf, ob das, was auf dem Boden des Gesetzes geschieht, auch immer „Recht“ ist.
In einer Zeit, die bald ohne Zeitzeugen sein wird, die uns das Geschehene vor Augen führen, muss verstärkt daran gearbeitet werden, die Erinnerungskultur am Leben zu erhalten. Dabei sind Ansätze gefragt, die unsere schnelllebige Zeit überdauern und dem raschen Konsum von Bildern trotzen. Da Quellen alleine mitunter nicht für sich sprechen, ist die intensive Beschäftigung mit einem Projekt eine Möglichkeit, Nachhaltigkeit zu schaffen.