Heft 3
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Der Wieslocher Apotheker Johann Philipp Bronner steht am Anfang der Wissenschaft vom Weinbau, die er zwischen 1820 und 1850 etabliert hat. Es werden vor allem der Mensch und Wissenschaft ler aus der 1. Hälft e des 19. Jahrhunderts im Kontext seiner Zeit beleuchtet. Bronner steht exemplarisch für die Entwicklung der Naturwissenschaft en und ihrer Vertreter, welche sich mit der Geisteshaltung der Aufklärung auseinandergesetzt und konsequent angewandt haben. Aber auch der politische Bürger Bronner und seine Familie im Spannungsfeld der Standesgesellschaft zwischen Adel und den »niederen Ständen« im Vorfeld der badischen Revolution werden beschrieben. Die Historische Stadt-Apotheke Wiesloch ist das Vermächtnis Bronners am Ende seines Berufslebens.
Unser Verein wurde 1968 ins Leben gerufen, zu einem Zeitpunkt, als die Erosionserscheinungen der Sprachkenntnisse in der Region bereits alarmierende Ausmaße erreicht hatten. Wir setzen uns, im Geiste des bedeutenden Schriftstellers, dessen Namen unser Verein trägt, für eine Politik zugunsten einer "doppelten Kultur" ein, die von der Präsenz sowohl des Französischen als auch der Regionalsprache (Deutsch, bzw. die alemannischen und fränkischen Dialekte) geprägt ist: Unser Verein steht für eine Öffnung sowohl der französischen wie der deutschen Kulturwelt, für Qualitätsanspruch und Fortschrittsgeist. Er ist in seinem Engagement nicht parteilich festgelegt, hat aber ein starkes Bewusstsein für die politischen Konsequenzen seines kulturellen Schaffens und steht ferner für den Erhalt der Identität des Elsass und seiner Dialekte, ganz ohne Folklorismus oder Betrauern des Vergangenen. Wir möchten, dass jedwede Form von Nationalismus der Vergangenheit angehört und nehmen eine bewusst europäische und humanistische Position ein.
Der Aufstieg und Niedergang der "Vereinigten Leder- und Schuhfabrik Steingoetter-Greiff" steht stellvertretend für das Schicksal vieler lederverarbeitender Betriebe in Baden. Zunächst fungierte das Privileg der "Thurn- und Taxis’schen Posthalterei" als Sprungbrett für weitere wirtschaftliche Expansion: Im 18. Jahrhundert hatte man mit Gerbereien begonnen, daraus entwickelten die beiden Wieslocher Posthalter Greiff und Koch durch geschickte Einheiraten und Investitionen ein ständig wachsendes Wirtschaftsimperium der Lederverarbeitung, dessen Blütezeit im 19. Jahrhundert lag. Im 20. Jahrhundert wurde die Industriegeschichte der Wieslocher Ledergewinnung und -verarbeitung durch die Zeitgeschichte geprägt. Während der Kriegsjahre war man wichtiger Heereslieferant und die Produktion lief auf Hochtouren, nach dem Zweiten Weltkrieg folgte ein schleichender Niedergang durch Billigware aus Südeuropa. Fatal war auch die Verstrickung der Badischen Lederindustrie in der Zwangsarbeit der Schuhtestprüfstrecke Sachsenhausen, an der auch die Wieslocher »Greif« maßgeblich beteiligt war.
Die bei Albbruck über das Albtal führende Naturstein-Bogenbrücke der Eisenbahn ist ein technisches Kulturdenkmal. Denkmalwürdig ist sie nicht nur aufgrund ihres Alters (Bauzeit 1855/56) und ihrer großen Spannweite (30 m), sondern auch wegen ihres weitgehend erhaltenen Originalzustands. Trotzdem ist zu erwarten, dass die Brücke demnächst abgebrochen wird, weil der Deutschen Bahn AG ihre Erhaltung aus wirtschaftlichen Gründen nicht zuzumuten ist.
Tief erschüttert haben wir vom Tod unserer Mitarbeiterin Dr. Anna Gräfin zu Stolberg-Stolberg am 8. Juli 2017 Kenntnis nehmen müssen. Die tückische Krankheit, die sie vor ca. zwei Jahren befallen hat und gegen die sie mit so viel Kraft gekämpft hat, war schließlich doch Siegerin gewesen. Am Freitag, den 14. Juli 2017 nahmen wir, unter Beteiligung von einigen Mitgliedern der Badischen Heimat, in Gernsbach, ihrem Geburtsort, in einer
Trauerfeier von ihr Abschied.
Seit der Besiedlung während der Bronzezeit und in der provinzialrömischen Periode hat Wiesloch ein beständiges Gedeihen erfahren. Mit der Marktrechtsverleihung in der 2. Hälft e des 10. Jahrhunderts wurde der Flecken zum ältesten Marktort in Nordbaden und zu einer blühenden Stadt im Spätmittelalter. Die zentrale Lage, der Bergbau und spezifisches Handwerk schufen die Voraussetzungen für eine weitere positive Entfaltung. Etliche Hochs und Tiefs bestimmen die Geschichte der Stadt, aus deren Mauern einige berühmte Persönlichkeiten stammen bzw. in ihr wirkten. Als badische Amtsstadt erfuhr Wiesloch einen rasanten Wandel zum kulturellen und administrativen Mittelpunkt in der Region. Diese fortschrittliche Entwicklung fand ihre Fortsetzung in der Erhebung zur Großen Kreisstadt in den 1970er Jahren und dauert bis heute an.