Städte und Agglomerationen
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Fast 100 Jahre liegt die Zeit zurück, als Karlsruhe noch badische Residenz war. Dennoch profitiert die moderne Großstadt Karlsruhe natürlich nach wie vor von der ehemaligen Funktion als Residenzstadt, sie verdankt diesem Umstand nicht nur ihre Existenz und ihren charakteristischen Fächergrundriss, sondern auch zahlreiche stadtbildprägende Bauten und Institutionen, wie in einem knappen
Überblick über gut 200 Jahre Residenzstadt Karlsruhe belegt wird.
40 Jahre Remseck am Neckar
(2015)
Was sollte aus Ludwigsburg werden? Enttäuschung und Bitternis klang aus der Rede
von Oberbürgermeister Dr. Ulshöfer zur Feier der Stadtgründung am Abend des
17. Mai 1974. Die Gemeindereform ging ihrem Ende entgegen, und was hatte sie
Ludwigsburg gebracht? Von der ursprünglich geplanten Großstadt mit 133 000 Einwohnern war nur mehr ein »Sammelsurium von Halbheiten« übrig geblieben. Mit
Poppenweiler und Neckarweihingen war die einstige Residenzstadt schnöde abgespeist worden, weder Möglingen noch Tamm, noch Asperg waren ihr vergönnt. Und
jetzt schwand auch die Hoffnung auf Aldingen und Hochdorf. Dabei hatten doch
diese beiden Nachbarkommunen aus freien Stücken einen Eingemeindungsvertrag
unterzeichnet. Ulm, Heilbronn, Pforzheim waren zu Großstädten geworden; Sindelfingen und Böblingen würden noch folgen, falls sie fusionierten. »Ludwigsburg aber
wird zu einer mittleren Provinzstadt absinken«, warnte der Oberbürgermeister. Wenn
erst einmal die Phase dieser »sogenannten Reformen« vorüber sei, werde man die
Scherben des Vertrauens wegräumen und einen neuen Anfang in nachbarschaftlicher
Zusammenarbeit suchen müssen.
Die City von Karlsruhe ist nahezu identisch mit dem Karlsruhe der Gründerjahre. Weltbekannt ist der berühmte
Fächergrundriss der Planstadt mit Schloss im Strahlenzentrum und einer Stadtanlage in klassizistischer Strenge mit Bauten Friedrich Weinbrenners in den südlichen Fächern. In der City befinden sich der Marktplatz, das Rathaus und das Regierungspräsidium, hier konzentrieren sich die Warenhäuser, Vergnügungsstätten, Museen, Verwaltungseinrichtungen
und Gerichte (auch das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof). Hier entstehen bis 2020 unter der Kaiserstraße ein Stadtbahntunnel mit Südabzweig und eine umgebaute Kriegsstraße mit neuer Straßenbahntrasse.
Wie ein Rund umgibt die Eppinger
Altstadt den Kirchhügel, auf dem sich
die Stadtpfarrkirche „Unsere Lieben
Frau“ erhebt. Obwohl immer wieder
Brände die Stadt heimgesucht haben,
sind die mittelalterlichen Straßenführungen bis heute weitgehend erhalten.
Dieser Beitrag, der ursprünglich als Vortrag gehalten wurde, beschäftigt sich
mit der wechselvollen Geschichte der
Bebauung auf und um den Kirchhügel
sowie mit der Funktion von Gebäuden,
soweit mir davon Nachrichten zugänglich waren. Bei der Bemühung von
Originalquellen stößt man immer wieder
auf Überraschungen, und man wird
gezwungen, liebgewonnene bisherige
Auffassungen in Frage zu stellen. Viele
Fragen können auch nicht endgültig
beantwortet werden.
Die Chance Oberrhein
(2013)
Die deutsch-französische Geschichte hat den Rhein zur scharfen Grenze mitten durch die Oberrheinregion werden lassen. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es deshalb vielfältige Bemühungen auf kommunaler und regionaler Ebene, diese scharfe Grenzziehung im Zeichen der Aussöhnung und Freundschaft beider Nationen auch in der Nachbarschaft am Oberrhein zu überwinden – mit großem Erfolg. Auf dieser Basis hat sich das neue Selbstverständnis des Oberrheins entwickelt, der nun als trinationale Metropolregion seinen Platz in Europa zu behaupten versucht. Für eine Stadt wie Freiburg bietet dieser Rahmen neue Chancen zur wirtschaftlichen und strategischen Entwicklung im Rahmen des Städtenetzes, das Konkurrenz und Kongruenz vereint. Doch Freiburg, von dem früher wesentliche Impulse für die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgingen, droht diese Chancen zu versäumen.
Die Eisenbahnstraße in Bühl
(2016)
Die Eisenbahnstraße entstand seit der Mitte des 19. Jahrhunderts und ist Bühls einzige Prachtstraße. Sie stellt in der Stadtbaugeschichte ein Novum dar. Bühl ist im Grunde ein Straßendorf, das sich entlang der Hauptstraße nördlich und südlich
der Pfarrkirche entwickelt hat. Die älteste erhaltene Ansicht der
Stadt wird im Generallandesarchiv Karlsruhe aufbewahrt und
stammt aus dem 17. Jahrhundert. [1]
Es ist eine Karte des windeckischen Forstes, bei der es sich um die Kopie einer älteren
Karte aus der Zeit um 1580 handelt. [2]
Auf diesem Plan sind die
Bühlotbrücke und rund 50 Häusern entlang der Straße zu
sehen. Auch eines der beiden Stadttore ist erkennbar. [3]
Auch heute noch können Interessierte einen Großteil der damaligen Verteidigungsanlagen in Augenschein nehmen: „Südwestdeutschlands besterhaltene mittelalterliche Stadtmauer” besitzt im 21. Jahrhundert noch drei von ehemals vier Stadttoren sowie 61% des ursprünglichen Mauerrings und schließt damit den mittelalterlichen Stadtkern beinahe völlig ein.
Dass dies keineswegs selbstverständlich ist, zeigt das Beispiel anderer, ehemals befestigter Städte in ganz Deutschland.
Diese wurden im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts häufig entfestigt, die Verteidigungsanlagen geschleift, das Gelände verkauft. Folgt man der Einschätzung vieler Historiker, sprachen damals gute Gründe für diesen Schritt. So waren beispielsweise die mittelalterlichen oder frühneuzeitlichen Befestigungsanlagen militärisch wertlos geworden, die Stadt benötigte zunehmend Siedlungsfläche oder Bürger plädierten für den Abriss aufgrund eines zeitgenössischen, ästhetischen Wandels. Angesichts dieser Argumente drängt sich geradezu die Frage auf, warum in Villingen anders verfahren wurde.
Die Kunst Bruchsal zu sein
(2017)
Der Autor stellt einige Überlegungen dazu an, was Stadtentwicklung als Entwicklung menschlicher Lebensräume heute bedeutet, welche Akteure dabei eine Rolle spielen, und was wesentliche Kriterien einer insbesondere nachhaltigen Stadtentwicklung sein könnten. Zum Schluss gibt er einen Ausblick auf die Ausstellung »Die Kunst Bruchsal zu sein«, die begleitend zum gesamtstädtischen Entwicklungskonzept Bruchsal 2025 gezeigt wird.
Karlsruhe im Jahr 2030 ist mit 315 000 Einwohnern die zweitgrößte Stadt Baden-Württembergs und zeichnet sich durch
eine starke wirtschaftliche Entwicklung sowie durch eine hohe Lebensqualität aus. Die Stadt konnte in den letzten Jahren im
Verbund mit der Technologieregion ihren Ruf als innovativer Wissenschaft s- und Wirtschaftsstandort in einem intakten Umfeld behaupten und ausbauen. Bürgerinnen und Bürger haben vielfältige Möglichkeiten, Entwicklungen in ihrer Stadt aktiv mitzugestalten.
Freiburg - das VI. Viertel
(2019)
Wer heute durch die Eisenbahnstraße geht, kann sich nicht vorstellen, dass dort einmal in der
Nummer 43 eine Zement- und Baufabrik betrieben wurde, die die gesamte Länge der Poststraße
bis zur Rosastraße eingenommen hat und nach der Firma Brenzinger der bedeutendste „bauindustrielle Großbetrieb“
Freiburgs war. Das völlige Verschwinden dieser Firma und die daraus resultierenden Veränderungen im Straßenbild veranlassten mich, die Entwicklungen in dem Quartier
zwischen Bismarckallee, Eisenbahnstraße und Rosastraße bis zum Colombipark zu untersuchen,
exemplarisch dargestellt an der Eisenbahnstraße.
Die Freiburger Adressbücher
bilden für die Analyse die wichtigste Quelle. Diese sind 1798
erstmals erschienen und enthalten schon seit 1806 ein Häuserverzeichnis mit den Namen der Besitzer. Seit 1877 sind zusätzlich auch alle Bewohner in den einzelnen Stockwerken verzeichnet.
Ab 1838 sind historische Stadtpläne für einzelne Jahre verfügbar.
Die ersten Ausgaben zeigen
noch einzelne Häuser und geben damit wertvolle Aufschlüsse über den Fortgang der Bebauung.
Bilder aus dem Stadtarchiv Freiburg und einzelne Informationen aus den Akten der städtischen
Verwaltung im Stadtarchiv Freiburg runden das Gesamtbild ab.
Zwanzig Jahre lang (1982–2002) hat Dr. Rolf Böhme als Oberbürgermeister die Entwicklung von Freiburg geprägt, im Einvernehmen mit den Dezernenten und mit wechselnden Mehrheiten im Stadtrat. Zusammen mit dem 1. Bürgermeister Dr. von Ungern-Sternberg sorgte er für ein starkes städtebauliches Wachstum, besonders nach Westen (mit den neuen Stadtteilen Rieselfeld und Vauban). Mit dem Neubau des Hauptbahnhofes und des Konzerthauses entstanden herausragende Highlights im Stadtbild. Große Verkehrsprojekte wie der Bau der neuen B 31 und neuer Straßenbahnlinien sowie der Ausbau von Industriezonen förderten die Wirtschaftskraft der Stadt. In Böhmes Amtszeit wurde das Stadttheater saniert, das Museum für Stadtgeschichte (Wentzingerhaus) eingerichtet, die dreibändige "Geschichte der Stadt Freiburg" geschaffen, die 15. Fakultät der Universität entwickelt. Freiburg gewann in der "Ära Böhme" ein modernes, kraft volles Profil.
Karl Heitz (1909–1977)
(2020)
Am 20. Dezember 1948 wählte der Offenburger Gemeinderat ein neues Stadtoberhaupt, die beiden aussichtsreichsten Bewerber waren dabei Walther Blumenstock und Karl Heitz als Kandidaten der Sozialdemokraten bzw. der CDU. Karl Heitz
hatte den Vorteil, gebürtiger Offenburger zu sein und bislang beruflich, außer in Karlsruhe und in Straßburg, vor allem in
seiner Heimatstadt gewirkt zu haben. Blumenstock war dagegen schon während der Weimarer Zeit Beigeordneter gewesen. Im März 1933 hatte er den Mut besessen, öffentlich gegen das Aufziehen der NS-Fahne auf den Gebäuden der Stadtverwaltung zu protestieren. Als Reaktion hierauf hatten ihn die Nationalsozialisten aus dem Amt bzw. in die Niederlande ins Exil gedrängt. Noch immer lebte Blumenstock in Haarlem und musste von dort seine Kandidatur betreiben. – Gleichwohl sah es zunächst so aus, als könnte Blumenstock für sich eine Mehrheit erreichen, denn die ersten vier ausgezählten Stimmen entfielen auf ihn. Am Ende setzte sich jedoch Heitz mit einer Stimme Mehrheit durch.
„In der Tat kann nur eine gewissenhaft durchgeführte echte Parität [...] auf die Dauer die Zusammenfassung in einem Land sichern. [...] Es darf nicht der preußische Fehler einer Überzentralisation in kleinem Maßstab in Stuttgart wiederholt werden." Dies ist nicht etwa ein Zitat aus der in unseren Tagen geführten Auseinandersetzung über die Behördenverlagerung in die Landeshauptstadt. Die Feststellung stammt aus einem Schreiben vom 15. Juli 1946 an den Ministerpräsidenten in Stuttgart. Der dies schrieb, war der Oberbürgermeister der Stadt Karlsruhe und spätere langjährige Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, Hermann Veit. Damals ging es um die Verteilung der Behörden in dem von der US-Militärregierung im September 1945 geschaffenen Land (Nord)Württemberg-(Nord)Baden. Konkreter Anlass für Veits Demarche an den
Ministerpräsidenten war die Ansiedlung des Landesrechnungshofes. Veit war äußerst besorgt darüber, dass durch den Verlust der Hauptstadtfunktion und dem damit verbundenen Abzug der zentralen Landesbehörden, Karlsruhe „auf eine dritte oder vierte Städtestufe heruntergedrückt werde." Die Landesregierung gab in Falle des Rechnungshofes nach und machte Karlsruhe zu dessen Sitz, beließ jedoch eine Außenstelle in Stuttgart.
Konstanz "Am Gries"
(2001)
Ausgangspunkt der folgenden Studie war eine archäologische Untersuchung auf
einem etwa 2 600 m2 großen Areal, das von der Dammgasse, der Sigismundstraße und der Raueneckgasse umgeben ist. Nach einer Sondierung 1991 erfolgte eine einjährige Grabung in den Jahren 1995 und 1996. Sie ging einer Neubebauung des Quartiers voraus, bei der durch eine Tiefgarage die archäologischen
Kulturdenkmäler vollständig vernichtet wurden. Die dort erzielten Ergebnisse erbrachten erstaunliche Neuigkeiten zur frühen Geschichte der Stadt Konstanz, insbesondere zur Wirtschaftsgeschichte und zur Sozialtopographie, die in diesem in
der Neuzeit eher abgelegenen Quartier nicht zu erwarten waren. Es erschien daher sinnvoll, zusätzlich die Schriftquellen zu sichten, dann die jeweiligen Daten abzugleichen und zu überprüfen, um so auf gemeinsamer Quellenbasis ein Maximum an Informationen zu erreichen. Ziel der folgenden interdisziplinären Studie
ist es, einen Beitrag zur Entstehung und Entwicklung des Quartiers von den Anfängen bis ins späte 19. Jahrhundert zu liefern. Um 1900 setzte eine intensive
Neubebauung ein, die ältere Strukturen weitgehend ignorierte und damit den bis
dahin in der Parzelleneinteilung festgehaltenen historischen Überlieferungsstrang
abtrennte.
Schwetzingen wird gerne und natürlich auch zu recht mit seiner in kurfürstlicher Zeit begründeten historischen Bedeutung in Verbindung gebracht. Als ehemalige Sommerresidenz der Kurfürsten von der Pfalz verfügt Schwetzingen mit dem Schloss, dem Schlossgarten und dem barocken Stadtgrundriss über touristische Attraktionen, die jährlich viele Besucher in die Stadt locken.
Wissenschaft ist das wichtigste Freiburger Markenzeichen. Mit der Universität, vier weiteren Hochschulen und mehreren großen Forschungsinstituten versteht sich Freiburg als eine "Stadt des Wissens", die gut aufgestellt ist für die heutige Wissensgesellschaft . Die Universität ist mit dem Klinikum die bedeutendste Einrichtung und mit über 15 000 Beschäftigten größte Arbeitgeberin der Region. Sie ist gleichzeitig ein Motor urbanen Lebens, geistiger Offenheit, kultureller Vielfalt und Buntheit. Keine andere Institution hat das Gesicht der Stadt so nachhaltig geprägt wie die Universität. Als dominanter Faktor im politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben prägt sie Geschichte und Stadtbild, Lebensrhythmus und Denken der Menschen in Freiburg und am Oberrhein.
»Brot und Spiele«, um die Entwicklung der Stadt Bruchsal auf der Aufwärtsspirale zu verstetigen
(2015)
Wirtschaftsförderung und Stadtmarketing müssen optimal zusammenarbeiten, um ein Gemeinwesen
zukunftsfähig zu gestalten. Das wichtigste Ziel der Stadt Bruchsal in der Nachkriegszeit
war der Wiederaufbau. Die Ölkrise und der massive Stellenabbau bei der Firma
Siemens in den 70er Jahren hatten zur Folge, dass als nächstes Ziel vor allem Mittelständler
angesiedelt wurden. In den 80er Jahren wurde der Bruchsaler Innovations- und Gewerbepark
gegründet. Die erfolgreichen Firmen konnten sich später im Technologie- und Ökologiedorf
ansiedeln. Seit den 90er Jahren ist der Wettbewerb um Arbeitskräfte und ansiedlungswillige
Firmen härter geworden. Mittels Stadtmarketing und gezielter Wirtschaftsförderung versuchen
die Städte, ihre Stärken selbstbewusster zu kommunizieren. In Bruchsal gab Ende der
90er Jahre der Slogan »Innenstadt im Wandel« die Richtung vor. Nach der Eröffnung der Rathausgalerie
im Jahr 2010 hieß das Ziel dann »Lebendige Innenstadt«. Mit den Heimattagen
hat diese Entwicklung sicherlich einen Höhepunkt erreicht.