21.2009
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Talheim ist - herrschaftsgeschichtlich betrachtet - eine der interessantesten Gemeinden
im ganzen Landkreis Heilbronn. Vom Mittelalter bis zum Ende des Alten
Reiches war es Kondominat beziehungsweise Ganerbschaft. Das heißt, für die
Herrschaft im Dorf waren mehrere, zeitweise ein halbes Dutzend Herren zuständig.
Auch Gemmingen, Heinsheim und Jagsthausen, desgleichen Neipperg und
Schwaigern, waren zeitweise Ganerbschaften; aber anders als Talheim blieben die
zuletzt genannten Orte ganz überwiegend im Besitz verschiedener Zweige derselben
herrschaftlichen Familie. In Talheim hingegen waren - ähnlich wie in Widdern,
wo man die einzelnen Anteile schließlich nach 512teln bemaß!
- bereits im Mittelalter
ganz unterschiedliche Herrschaftsträger beteiligt, anfangs allein solche ritteradliger
Herkunft, seit 1499 in wachsendem Umfang der Deutsche Orden.
Im Jahr 1967 erschien das von dem früh verstorbenen Historiker und Archivar Dr.
Alfons Schäfer (1930-1975 ) bearbeitete und von der Stadt Bretten anlässlich ihrer
1200-Jahrfeier als erster Band ihrer Stadtgeschichtlichen Veröffentlichungen herausgegebene
Brettener Quellenbuch. Dieses bildete die Grundlage für die von ihm,
seit 1973 Direktor des Generallandesarchivs Karlsruhe, verfasste, zehn Jahre später
als zweiter Band derselben Reihe veröffentlichten und von seinem Nachfolger Dr.
Hansmartin Schwarzmaier im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft für geschichtliche
Landeskunde am Oberrhein parallel als vierter Band der Oberrheinischen Studien
herausgegebenen Brettener Stadtgeschichte. Deren Drucklegung erlebte ihr Verfasser
selbst leider nicht mehr. Nun sind die in seinem Quellenwerk zusammengetragenen
schriftlichen Zeugnisse zur Vergangenheit des einstigen Kraichgauvorortes
mit seinem Gaugrafensitz im so genannten „Burgwäldle" um eine 1152 vom
Wormser Bischof Konrad von Steinach (reg. 1150-1171) in Bretten - ,,zu Brettheim"
- ausgestellte Urkunde für das 1142 von dessen Amtsvorgänger Buggo von
Ahorn (reg. 1116-1149) gegründete Kloster Schönau im Odenwald zu ergänzen.
Im Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege Baden-Württemberg wird die Erhaltung
und Wiederbelebung der ehemaligen Synagogen in Ehrstädt, Rohrbach
und Steinsfurt beschrieben und gewürdigt. Als freiberufliche Diplom-Restauratoren
(FH) hatten wir die Möglichkeit, an zwei der erwähnten Bauwerke am Erhalt
mitwirken zu können. Hierzu zählen die ehemalige Synagoge in Rohrbach, die wir
im Jahr 2004 selbst erwarben sowie die ehemalige Synagoge in Steinsfurt, in der wir
für den Förderverein seit 2007 verschiedene Restaurierungsarbeiten durchführen.
Dieser Bericht soll sich daher aus restauratorischer Sicht auf diese beiden Bauwerke
konzentrieren.
Dieses Buch werde ich aus zwei Perspektiven vorstellen, die sich aber gegenseitig
durchdringen - einmal als Historiker, der sich mit Aufbau, Inhalt und Quellenwert
des Werkes beschäftigt, dann aber auch als persönlich Betroffener, dessen Familie
aus Budakeszi/ Ungarn vertrieben wurde. Unser unmittelbar an der Stadtgrenze zu
Budapest stehendes Haus wurde bald danach von einer ungarischen Familie bewohnt,
die ihrerseits in der Folge der Benesch-Dekrete aus der Tschechoslowakei
vertrieben worden war. Zu meiner bevorzugten Lektüre gehört noch heute „Unsere
Post - die Heimatzeitung der Deutschen aus Ungarn".
Im Vorfeld eines geplanten Umbaus der ehemaligen Stiftskirche in Sinsheim zu einem
Kultur- und Begegnungszentrum des Rhein-Neckar-Kreises wurden von August
bis November 2009 durch das Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat 26 -
Denkmalpflege) archäologische Ausgrabungen im südlichen Außenbereich der
Kirche durchgeführt. Mit diesen Untersuchungen sollen die noch im Untergrund
erhaltenen Baureste des ehemaligen südlichen Seitenschiffs der Stiftskirche erkundet
werden, um so die Planungsgrundlage für einen bewahrenden Umgang mit der
archäologischen Substanz als Teil eines Kulturdenkmals von besonderer Bedeutung
zu schaffen. Dankenswerterweise stellte der Rhein-Neckar-Kreis die für die
Grabungen benötigten Finanzmittel zur Verfügung.
Ende der achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts gründete der Heimatverein
Kraichgau den „Arbeitskreis Archäologie", gedacht als Forum der ehrenamtlichen
Denkmalpfleger im Kraichgau zum Gedankenaustausch, zur internen Weiterbildung
und als Plattform für gemeinsame Projekte. Eine der wesentlichen Charaktereigenschaften
der Mitglieder dieser Zielgruppe, ihr ausgeprägter Hang zum Individualismus
hinsichtlich der Ausgestaltung ihrer eigenen lnteressens- und Arbeitsgebiete,
ließ sich, wie sich bald herausstellte, leider nicht mit den Intentionen dieses
Arbeitskreises in Einklang bringen. Den sich abzeichnenden Leerlauf nutzten die
Verfasser, um in Abstimmung mit den Verantwortlichen im Verein ein Projekt auf
den Weg zu bringen, das sich zu einer regelrechten und anhaltenden Erfolgsgeschichte
entwickelt hat: Die Geburt der experimentellen Archäologie im Kraichgau.
Irma Guggolz zum 85sten
(2009)
,,Des hält sie net aus!" war mein erster Gedanke,
als Irma Guggolz mir eröffnete, dass sie
Sulzfeld verlassen und in die Nähe der Familie
ihres Sohnes ziehen wolle. Doch sie hat es ausgehalten!
Seit sechs Jahren lebt Irma Guggolz
nun schon im Schwabenland, in Merklingen,
um es genau zu sagen. Ihr Talent, die Fähigkeit,
formvollendete Mundartgedichte zu
schreiben, hat sie mitgenommen und erfreut
nun seit sechs Jahren die Menschen auf der
Alb mit ihren Ideen, ihren Gedanken, ihren
Gedichten.
Steigt man am Eppinger Bahnhof in den Personenzug Richtung Sinsheim, so
kommt man nach nur wenigen Kilometern Fahrt auf der Strecke durch das obere
Elsenztal an einem stillgelegten Bahnhof vorbei. Schon lange hält hier kein Zug
mehr und es ist schon Jahrzehnte her, dass Fahrgäste zusteigen konnten. Das Gebäude,
so zeigt es die in Stein gemeißelte Zahl, wurde 1900 erbaut und trägt auf den
dem Schienenstrang zugewandten Seiten den Schriftzug „Stebbach", der einem
Fahrgast den Hinweis geben könnte, dass er sich nun im gleichnamigen Kraichgaudorf
befände. Ein ortsunkundiger Reisender müsste sich aber verwundert fragen,
wo denn überhaupt das Dorf sei, auf das in großen Lettern hingewiesen wird. Entlang
der Bahnstrecke wird er es nicht finden, denn Stebbach liegt ungefähr zwei
Kilometer entfernt von seiner ehemaligen Bahnstation.
Den Leserinnen und Lesern des Kraichgau-Jahrbuches dürfte Baudirektor a.D. Hajo Rheinstädter in erster Linie als beruflich wie ehrenamtlich stark engagierter Denkmalpfleger bekannt sein. Nach seinem Ingenieur- und Architekturstudium in
Mainz bzw. Karlsruhe war er zunächst als wissenschaftlicher Assistent und von 1960 bis 1970 als freier Architekt tätig. Anschließend trat er in den Staatsdienst und arbeitete bis zu seiner Pensionierung 1995 maßgeblich am Wiederaufbau des
Bruchsaler Schlosses und an der Erneuerung des Schlossgartens, ab 1988 als Leiter der Außenstelle Bruchsal des Staatlichen Hochbauamtes Karlsruhe.
Bei Grabungen der Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit werden in der
Regel große Mengen von Keramikfunden zu Tage gefördert. Unter der Masse des
schon Bekannten „verbergen" sich aber auch immer wieder besondere Formen. In
Bruchsal handelt es sich bei den hier vorzustellenden um Relikte von spätmittelalterlichen
bzw renaissancezeitlichen Gefäßen des Hygienebereiches (Gießgefäße
und Auffangbecken für das Handwaschwasser).
Sie wurden bei Grabungen entdeckt, die das damalige Referat 115 des Landesamtes
für Denkmalpflege am Regierungspräsidium Stuttgart (heute Referat 85) und das
damalige Referat 25 (Archäologische Denkmalpflege) des Regierungspräsidiums
Karlsruhe (heute Referat 26) im Jahre 2008 gemeinsam durchführten. Anlass war
die geplante Überbauung eines 4500 m2 großen Areals durch ein Einzelhandelszentrum
südlich der Liebfrauenkirche. Die Bedeutung der in den letzten Jahrzehnten
als Markt- und Parkplatz genutzten Kriegsbrache (Areal John-Bopp-/Blumenstraße)
liegt darin begründet, dass hier - neben anderen Stellen im Stadtbereich - der
Standort des zwischen 976 und 1067 mehrfach in den schriftlichen Quellen erwähnten
ottonischen und salischen Königshofes vermutet wird.
Grabungen größeren Ausmaßes haben im Bereich der Königspfalz Wimpfen wegen der dichten Bebauung bisher nicht stattgefunden. Als besonders bedeutungsvoll erwiesen sich die räumlich begrenzten Untersuchungen von Fritz Arens im Bereich der ehemaligen Mehlhaffschen Scheuer (heute Burgviertel 21) zum Grundriss des Palas, sowie des Vereins „Alt Wimpfen" im Garten des sog. Bürgermeister-Elsässer-Hauses, die die Fundamente eines dritten Bergfriedes nachweisen konnten. Für die Geschichte der Königspfalz Wimpfen, ihre Datierung und ihre kunsthistorische Einordnung, ist bis heute die Monographie von Fritz Arens „Die Königspfalz Wimpfen" maßgeblich, wenngleich seit einiger Zeit Zweifel an der Datierung
erhoben werden. Im April 2007 bot sich die Möglichkeit, im Keller des sich in städtischem Besitz befindlichen Hauses Burgviertel 19 (Abb. 1 und 2), das zur Sanierung ansteht, eine Grabung durchzuführen. Da sich dieses Gebäude in unmittelbarem Anschluss an die von Arens untersuchte Mehlhaffsche Scheuer befindet, war eines der Grabungsziele,
weitere Erkenntnisse zur stauferzeitlichen Bebauung zwischen Palas und Steinhaus zu sammeln.
500 m nordöstlich des alten Stadtkerns von Sinsheim erheben sich auf dem so genannten Michaelsberg, 30 m über der Talaue die Relikte des St. Michael geweihten Klosters. Die erste gedruckte Zusammenstellung der Klostergeschichte bietet Johann Goswin Widder im Jahre 1786. Eine der wichtigsten Quellenpublikationen, die Vorlage der so genannten „Sinsheimer Chronik", stammt von Friedrich Mone 1848 und drei Jahre später publizierte Karl Wilhelmi auf 144 Seiten die für die damalige Zeit sehr gute„ Geschichte der vormaligen freien adeligen Benedictiner-Abtei Sunnesheim". Zu nennen ist auch noch die Publikation eines Grundrisses und eines romanischen Türgewändes durch A. von Bayer 1851/55. Nach diversen archivalischen Einzelpublikationen in der „Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins" und anderenorts zwischen 1850 und 1874 ist die historische Datenzusammenstellung von Albert Krieger 1905 und die erste kunsthistorische Bearbeitung durch Adolf von Oechelhäuser 1909 zu erwähnen. Danach scheint das wissenschaftliche Interesse an dem Thema zu erlahmen.
Mit 215 m Länge, bis zu 88 m Breite und drei Bergfrieden ist die Kaiserpfalz
Wimpfen die größte staufische Pfalzanlage in Deutschland. Ohne Frage muss die
zeitgenössische Bedeutung als sehr hoch angesehen werden.
Bei diversen Begehungen der Autoren in den letzten Jahren wurden einige Auffälligkeiten
bemerkt, die den bisherigen Bearbeitern entgangen waren, wie z. B. die
intensiven Brandrötungen der Palasarkaden und die zeitliche Abfolge von genutzten
Werksteinen. So reifte der Plan, eine partielle Neubearbeitung der Kaiserpfalz
vorzulegen, zumal die Datierungen von Bau und Niedergang der Anlage je nach
Autor weit auseinanderliegen.
Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Eschelbronn, wie in anderen Kraichgaudörfern,
lediglich zwei Schreinermeister (Friede! 1989, S. 160). Diese übten neben der
Landwirtschaft das Schreinerhandwerk als Nebengewerbe zur Deckung des lokalen
Bedarfs im Dorf aus. Die Zahl der Nebenerwerbsschreiner vergrößerte sich
dann aber bis 1850 für ein damals nur knapp 700 Einwohner zählendes Dorf ungewöhnlich
stark (Butschbacher 1984, S. 11). Dies lässt auf eine beginnende Außenorientierung
des Absatzes der Eschelbronner Schreiner schließen. Ende des 19.
Jahrhunderts setzte ein beispielloses Wachstum des Schreinerhandwerks ein, das
1914 und 1930 jeweils einen Höchststand von 60 Schreinereien erreichte (Friedel
1989, S. 182). Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Zahl der Schreinereien wegen
der Konzentration der Möbelproduktion auf mehrere Fabriken dann wieder deutlich
ab. Heute gibt es noch 10 Vollerwerbsschreinereien, darunter sechs Einmann-
Betriebe, eine Nebenerwerbsschreinerei und zwei Möbelhäuser. Nur noch vier
Schreinereien haben ihren Standort im Dorf.
Seit Jahrzehnten ist für den Heimatverein Untergrombach die Erforschung des
jüdischen Verbandsfriedhofes Obergrombach ein wichtiger Teil seiner heimatkundlichen
Arbeit. Besucher des Friedhofes erfahren diese älteren und neueren
Inhalte dann durch die zahlreichen Führungen auf diesem geschichtlich interessanten
Platz des „Ewigen Hauses" (Beßolom). Obwohl dieser Friedhof nicht auf
Untergrombacher Gemarkung liegt, hat er für den Verein ein starke Beziehung.
Diese ergab sich dadurch, dass alle verstorbenen Untergrombacher Juden auf diesem
Friedhof bestattet wurden, bzw. Nachkommen Untergrombacher Juden noch
hier bestattet werden.
Bei Nachforschungen im Jahre 2008 über den alten Obergrombacher und neueren
Bruchsaler Teil dieses im Jahre 1632 gegründeten Friedhofes stieß man im Bau- und
Vermessungsamt Bruchsal rein zufällig auf die angrenzenden Wege mit jüdischen
Besitzern. Nachdem der Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft
Baden in Karlsruhe seine Zustimmung zur Akteneinsicht im Grundbuchamt
Bruchsal gegeben hatte, begann das Suchen in den über hundert Jahre alten Akten
und Grundbüchern.
Organisierte Heimatpflege hat im deutschen Südwesten eine rund ein Säkulum
umfassende Tradition. Der Schwäbische Heimatbund und der Landesverein Badische
Heimat, beide „Kinder" der um 1900 einsetzenden „Heimatschutzbewegung",
feierten in diesem Jahr jeweils ihr 100-jähriges Bestehen. Bescheiden nimmt
sich da die Geschichte des Arbeitskreises Heimatpflege Regierungsbezirk Karlsruhe
aus, der seit nunmehr 25 Jahren im Nordwesten des Bundeslandes Baden-Württemberg
das Ziel verfolgt, all jene Kräfte zu fördern und zu bündeln, denen es um
die Förderung des Geschichtsbewusstseins, den Erhalt von Traditionen, den Denkmal-
und den Naturschutz geht. Regierungspräsident Dr. Trudpert Müller (1920-1991), der erste von mittlerweile fünf Vorsitzenden des Arbeitskreises - seit der
Gründung 1984 steht immer der jeweilige Leiter oder die Leiterin des Regierungspräsidiums
Karlsruhe an der Spitze des AK Heimatpflege -, formulierte es so: ,,Seit
seiner Gründung haben sich der Arbeitskreis und alle in ihm zusammengeschlossenen
Vereinigungen zum Ziele gesetzt, das Heimatbewusstsein von unten her zu
stärken, von der örtlichen Ebene her, von dort, wo die Traditionen gewachsen
sind, wo sich Geschichte realisiert hat."
Unser Bild der Burgen des unteren Neckartals, vor allem das der geschichtsinteressierten
Touristen, ist geprägt von vielen, heute oft einsam oder romantisch wirkenden
Höhenburgen, von denen etliche noch im 16. Jahrhundert eine letzte größere
bauliche Umgestaltung erfuhren. Die vorhandenen Burgen und Burgruinen besitzen
eine funktionale Einteilung in Kern- oder Hauptburg, in der Bergfried oder
Schildmauer und ein Palas die prägenden Teile sind, sowie in die davor gesetzte
Vorburg, in der die notwendigen Wirtschaftsgebäude stehen. Die gesamte Anlage
ist von Mauerwerk und (Eck-)Türmen umgeben. Dieser (ausgebildete) Burgentyp
verstellt als „Endprodukt" des Burgenbaus fast zwangsläufig den Blick zu Vorgängerformen.
Eine bereits in optischer Hinsicht auffällige Bauform stellt die auf einer
Felsplatte stehende, aber kleine Burgruine Dauchstein (am Neckar, bei Binau) vor.
Bei ihr ist der relativ kleine Wohnturm von hohem Interesse, der gleichzeitig als
Bergfried gegen den Kamm des Berges schützte. Nicht nur sein Mauerwerk von 2,3
Meter Stärke gegen den Berg, auch die hochgelegene Eingangstür und seine
Grundfläche von nur 6 auf 6 Meter, weisen auf ältere Zusammenhänge hin. Die
wohnlich ausgebildete Form des an sich schlichten Wohnturms auf Dauchstein ist
ein weiterer, wichtiger Gesichtspunkt: Der Wohnturm besitzt Küche und Rauchfang,
Abort und Wohnraum sowie steinerne Sitzbänke an den Fenstern, die zur Innenseite
der Burg gerichtet waren. Die vorhandenen Stockwerke des Wohnturms
sind quasi über ein abgemauertes Treppenhaus, d. h. über eine schmale Steintreppe
im Innern des Gebäudes gut zu erreichen.
Friedrich Wernz wurde am 17. April 1917 in der Mitte des Dorfes geboren. Handschuhsheim war - obwohl seit 1903 ein Heidelberger Stadteil - von der Landwirtschaft geprägt. Die Herkunft prägte Friedrich Wernz' soziale Grundeinstellung.
Die Arbeit auf dem Hof und im Feld legte die Grundlage für sein Naturverständnis. ,,Im Nachhinein erkenne ich", berichtete er später, ,,dieser Geist war für mich genauso prägend wie Schule und Studium"'. Als 5-jähriger hatte er 1922 die Gründung
des Obst- und Gartenbauvereins Heidelberg-Handschuhsheim erlebt. Mit diesem Verein blieb er sein ganzes Leben lang verbunden.
Die Gochsheimer Brunnen
(2009)
Öffentliche Brunnen waren früher nicht nur für die Wasserversorgung der Haushalte
und Ställe von zentraler Wichtigkeit, sie waren auch Treffpunkt für Jung und
Alt und dienten zum Austausch von Neuigkeiten und Klatsch. In Gochsheim gab
es den Rathaus-, den Lamm- und den Schwanenbrunnen. Die beiden letzteren hatten
ihren Namen von den naheliegenden Gaststätten. Der Lammbrunnen stand am
Haus Wagner bei der Zusammenführung vom „Gassbuckel" (der Hauptstraße)
und der Hinteren Gasse, und der Schwanenbrunnen stand ganz unten, dort wo die
Hauptstraße in die Vorstadtstraße einmündet.
Alle drei Brunnen wurden unter der Regie von Amtsbürgermeister Friedrich
Albrecht Conrad in der Barockzeit errichtet, der dann auch stolz die Jahreszahl
und sein Namenskürzel einmeißeln ließ wie zum Beispiel beim Lammbrunnen:
1726 F.A.C. Conrad war im Hauptberuf Glasermeister, er hinterließ das wunderschöne
geschnitzte Hausschild an seinem Anwesen Hauptstraße 82 und außerdem
ließ er auf Stadtkosten die Talmühle erbauen, die er dann selbst pachtete und durch
einen Kompagnon betreiben ließ (Ein Schelm, wer Böses dabei denkt!). Die Brunnen
waren gespeist aus dem Überlauf des Schlossbrunnens und dieser bezog sein
Wasser aus dem Seeteich (Gemarkung „im See"), der westlich von Gochsheim gelegen
mehrere kleine Bäche aus dem Herrenwald aufstaute. Von der Straße aus nach
Heidelsheim ist dieser ehemalige See oberhalb der Forellenzucht Ernst noch gut an
seinem Damm Richtung Gochsheim nachvollziehbar. Das Wasser floss mit natürlichem
Gefälle bis zur Brunnenstube im Vorderen Schloss, in der heute die Schmiede
eingerichtet ist.