18.2003
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„Das in staufischer Zeit gegründete und mit der Pfälzer Reformation aufgelöste Kloster Lobenfeld ist erst in den letzten Jahren wieder mehr in das Bewußtsein der Region getreten." Ähnlich erging es dem aus Lobenfeld stammenden Schaffnersahn
und Beuroner Benediktinerpater Prof. P. Dr. Daniel Feuling OSB (1882-1947). Bei den Vorbereitungen zu einem Jubiläum des Klosters im Jahr 2002 konnte Doris Ebert zwei der drei Hauptwerke des ins Vergessen geratenen, bedeutenden
Sohnes der Gemeinde Lobenfeld erwerben. Sie begeisterte den Lobenfelder Pfarrer Josef Kast, der schon nach kurzer Zeit Kontakt zu Angehörigen von P. Daniel Feuling OSB fand und P. Johannes Schaber OSB, den Ottobeurer Dekan, ausfindig
machte, der 1998 ein erstes Lebensbild von P. Daniel veröffentlicht hatte. Gemeinsam wurde das nun folgende Lebensbild gezeichnet.
Seit der Teilung des eingezogenen Kirchengutes im Jahre 1705 wurden die katholischen wie die protestantischen Zuständigkeiten der Region gemeinsam in der Schaffnei Lobenfeld verwaltet. Doch gab es innerhalb der Klostermauern inzwischen auch selbständige Hofbauern. Namen der Schaffner kehren wieder, für diese Zeit vor allem Anz und Mieg.
1746/48 wurde bei der Administration eine Bewerbung Pirckel verhandelt, die aber nicht zustande kam. So zog in Lobenfeld 1748 als qualifiziert befundener neuer Schaffner der 57jährige Collector Johannes Heiliger aus Germersheim auf – mit seiner Frau Susanna Maria geb. Bernhardi und fünf Kindern, Franz Lorenz (*1739), Susanna Elisabeth (*1740), Juliane Philippine (*1742), Johann Heinrich (*1745) und Amelia Catharina (*1747). Für die früher gelegentlich geäußerte Vermutung, das sechste Kind, der dritte Sohn Christoph Daniel (*1749), wäre noch in Germersheim geboren, gibt es im Germersheimer
Kirchenbuch keinen Anhaltspunkt. Allerdings hat sich bisher auch kein anderer Eintrag gefunden. Die Taufeinträge für die übrigen Kinder erweisen immerhin den starken familiären und sozialen Zusammenhalt der kurpfälzischen Beamtenfamilien. Als Paten wurden vermerkt: Administrationsrat Franz Lorenz Jacobi, der Schaffner zu Nieder-Ingelheim Johann Heinrich Jakobi, wenige Jahre später Inspektor in Germersheim, Renovator Philipp Heinrich Hermanny in Heidelberg,
Inspektor Johann Georg Philippi in Weinheim, ihre Ehefrauen, manchmal auch ihre Töchter. Dem neuen Schaffnerehepaar wurde in Lobenfeld einzig die Tochter Friederike Amalie (1754) geboren.
Gerhard von Oßweiler
(2003)
Das heutige Rauenberg ist bekanntlich aus dem östlich des Angelbachs am Fuß einer Burg gelegenen Dorf „Ruhenberg" und aus dem westlich des Angelbachs gelegenen Dorf „Wederswilre", das ebenfalls eine Burg besaß, hervorgegangen. Der Name „Ruhenberg" erklärt sich aus dem mittelhochdeutschen Adjektiv „ruh" „struppig, mit dichtem Gebüsch bewachsen, dichtbewaldet" und bedeutet somit ,,dichtbewaldeter Berg". Auf diesem Berg wurde vermutlich im 13. Jahrhundert eine
Burg errichtet, worauf der dortige Flurname „Burggraben" hinweist. Am Fuße dieser „Burg Ruhenberg" entstand ein Burgweiler, der sich nach dem Namen der Burg „Ruhenberg" nannte. Der Name des zweiten Ortes „Wederswilre" weist auf eine frühe Entstehungszeit zurück. Es gibt gesicherte Hinweise, dass dieser Ort zuerst den Namen „Wilre" besaß und erst am Ende des 13. oder zu Beginn des 14. Jahrhunderts von einer Niederadelsfamilie mit Namen „Wider" den Namen ,,Wi(e)derswilre" oder „Wederswilre" bekam.
750 Jahre Familiengeschichte von Mentzingen! Zum ersten, zum zweiten, zum ... Halt! - Sind nicht die Freiherren von Mentzingen nach Ausweis ihres Raben-Wappens eines Stammes mit denen von Helmstatt und den Gölern von
Ravensburg, und findet nicht der gemeinsame Stammvater aller drei Familien mit dem Raben-Wappen, der Reichsministeriale Raban von Wimpfen, seine erste Erwähnung bereits 1190?! Also: 813 Jahre Geschichte der Familien mit dem Raben-Wappen! Zum ersten, zum zweiten, zum ... Halt!
Kein Jahrhundert war unter künstlerischen Aspekten betrachtet von derartigen Verwerfungen, ständigen Veränderungen und den Tugenden des Umdenkens geprägt, wie das vergangene. In den zahlreichen Stilbrüchen und -wechseln, den
Neubestimmungen, der Funktion und der Bedeutung des Kunstwerks spiegeln sich die Gegebenheiten eines Zeitalters wieder, das besonders stark von Krieg, Zerstörung und Neuaufbau bestimmt war. So gehören die Erfahrungen von Krieg und
Leid auch zu denjenigen zahlreicher Künstler. Abgesehen von der in Westeuropa nach dem Krieg aufgewachsenen Generation junger Künstler, waren die meisten künstlerisch Tätigen dieses Jahrhunderts von erschreckenden Erfahrungen sowohl der nationalsozialistischen als auch der stalinistischen Diktatur bestimmt. Die Sinnfindung innerhalb der künstlerischen Arbeit gehört denn auch zu den wesentlichen Prägungen in der Kunst des 20. Jahrhunderts.
Jakob Müller
(2003)
Jakob Müller hat zu Beginn des 17. Jahrhunderts das Langhaus der Stadtkirche gebaut und damit das Bild von Neckarbischofsheim bis auf den heutigen Tag nachhaltig geprägt. Müller war jedoch nicht in erster Linie Baumeister, sondern Bildhauer. Nur zweimal trat er auch als Architekt auf. Außer der Stadtkirche in Neckarbischofsheim baute er auch die Kirche des Schlosses Liebenstein bei Neckarwestheirn, die im Jahr 1599 errichtet wurde.
Wendelin Beyschlag
(2003)
Von dem gewaltigen Dom in Köln aus erreicht man nach zehn Minuten in westlicher Richtung die Kirche St. Gereon. Die ältesten Teile des Gotteshauses stammen aus dem 12. Jahrhundert, also aus der Romanik. Im Altarraum der Kirche mit dem sehenswerten Dekagon steht auf der linken Seite vor dem Nordturm das reizvolle Sakramentshäuschen, das als Zeitpunkt
seiner Erstellung die Jahreszahl 1608 trägt.
„Anno Dom. 635 saß ein mächtiger Graf zu Eberstein, welcher ein dapferer Heldt und geheimbster Rath Dagoberti des Königs in Austrasia war, der Bauet im Chraichgaw an der Gräntze seines Gebiets die Burg und Flecken Gochtsheim." Dies schrieb der Schulmeister Nicolaus Rühl zu Weinsberg Anfang des 17. Jahrhunderts über die Grafen von Eberstein und die Burg zu Gochsheim. Leider hat er nicht angegeben, woher die zitierte Quelle stammt; in den gedruckten Urkunden des fränkischen Königs Dagobert I (623-639) ist sie nicht enthalten. Die „Quelle" ist ein Phantasieprodukt, mit dem durchaus löblichen Ziel, die ruhmreiche Geschichte der Ebersteiner so weit wie möglich zurückzudatieren. Das Datum ist weder mit der Genealogie noch mit der Ansiedlung in Gochsheim in Verbindung zu bringen.
Beim Stichwort Erdöl denkt man aus historischen und politischen Gründen gemeinhin zunächst an arabische Staaten bzw. an die Mitgliedsländer der OPEC. Jedoch wird auch in der Bundesrepublik Deutschland Erdöl gefördert, wenngleich auch nur etwa ein Zwanzigstel dessen, was zur Eigenversorgung nötig wäre. Erdölvorkommen gibt es in Deutschland vor allem in der Norddeutschen Tiefebene und - in geringerem Umfang - im Alpenvorland und in der Rheinebene. Auch im an die Rheinebene angrenzenden Kraichgau wurde Erdöl gefördert: 1935 bis 1960 in über 100 Bohrungen bei Forst und Weiher, 1953 bis 1963 auch in Rot. Anders lief es in Reichartshausen: Dort standen zwar nie Bohrtürme, doch war die Gemeinde in den siebziger und achtziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts im Erdölfieber. Diese Geschichte soll nun erzählt werden.
Rauenberger Zünfte
(2003)
Im ausgehenden Mittelalter entwickelten sich Zusammenschlüsse von Handwerkern einzelner Gewerbezweige, sogenannte Zünfte. Sie gaben sich eigene Ordnungen oder erhielten solche von ihrer Obrigkeit, in denen sich Regelungen für die innere
Organisation, über die Behandlung der Lehrlinge, das Gesellenwesen, die Anforderungen einer Meisterprüfung, das Verhalten im Geschäftsleben befanden.
Im Jahre 2000 gab die Gemeinde Reichartshausen anlässlich ihrer 900-Jahr-Feier ein Heimatbuch heraus, in dem auch die kath. Pfarrkirche St. Cäcilia und ihre Glocken beschrieben waren. Die Inschrift einer der Glocken sollte lauten: ,,Jakob
Weiskapp Schultheis und der Ehefrau Catharina als Guthalter dieser Glocke last mich gießen durch A. F. Speck zu Heidelberg A. 1783". Danach kam in Rauenberg die Frage auf, ob denn diese Glocke nicht etwas mit der einst hier ansässigen Familie gleichen Namens zu tun habe. Und weiter: Gab es zu dieser Zeit einen Schultheiß Jakob Weisskapp in Rauenberg und auf welchem Wege konnte eine von ihm und seiner Ehefrau gestiftete Glocke nach Reichartshausen gelangen?
Durch die detektivische Arbeit der Historiker, Archäologen und Heimatforscher nimmt die Zahl unserer nachgewiesenen Burgen stetig zu. Immer wieder zeigt sich, dass noch lange nicht alle einst existenten Anlagen zu Tage getreten sind. Jedoch ist manchmal auch das Umgekehrte der Fall. Eine irgendwann vorsichtig geäußerte Vermutung über eine bislang unbekannte Burg setzte sich in der Literatur fest, wurde wieder und wieder abgeschrieben, ausgeschmückt und schließlich etabliert. Erst die akribische Studie der Fakten und eine Rückverfolgung der Entstehung bringt den Irrläufer dann ans Licht. Um einen solchen handelt es sich offensichtlich bei der Burg Hohinrot in Obrigheim.
In den Walldorf betreffenden Urkunden des 15. Jh. taucht mehrmals der Flurname „Lehen" bzw. ,,Auf dem Lehen" auf. Die erste Nennung konnte bisher für das Jahr 1456 gefunden werden, als Eberhard II. v. Sickingen einen Altar in der Pfarrkirche
zu Walldorf stiftet und mit Einnahmen von bestimmten Grundstücken ausstattet; darunter sind auch solche im Gewann „Lehen".
In einigen Aufsätzen in den Folgen der „Kraichgau Beiträge zur Landschafts- und Heimatforschung" habe ich berichtet,
dass Rauenberg aus zwei Orten entstanden ist, dem alten Rauenberg östlich des Waldangelbachs und Wedersweiler
westlich davon, und habe die urkundlichen Ersterwähnungen der Orte angegeben.
Es traten bis zum Abschluss der Sichtung der Eschelbronner Fundbestände weitere wichtige Stücke zu Tage. Bevor diese, für
die Frühzeit des Platzes bedeutsamen Zeugnisse jedoch näher betrachtet werden, ist ein kurzer Nachtrag zu den Bratspießhaltern nötig. Unabhängig vom Verfasser beschäftigte sich kürzlich auch W. Endres mit diesen Objekten und konnte 22 Exemplare, vornehmlich aus Regensburg, der Oberpfalz und Niederbayern zusammentragen, ergänzt um vereinzelte Hinweise auf einschlägige Funde aus Sachsen (Freiberg) und Mecklenburg-Vorpommern (Stralsund). Bezüglich der noch immer unsicheren Datierung könnte ein Neufund aus Sindelfingen weiterhelfen. Wenn es sich wirklich um einen Bratspießhalter handelt, so ist die Existenz derartiger Gerätschaften spätestens in der 1. Hälfte 12. Jh. gesichert.
Ohne Zweifel hat Sulzbach bei Ettlingen eine lange Vergangenheit mit wechselvollen Schicksalen als Siedlungsplatz und Bauerndorf. Seine begünstigte Lage, hoch über dem sumpfigen Bruchgelände war schon in der Römerzeit erkannt worden und ist durch Funde aus dem 2./3. Jh. n. Chr. belegt. Auch die sehr frühe, heute in Vergessenheit geratene Bezeichnung „die alte Burg" für das Gelände nahe den Wickenwiesen könnte als Hinweis auf eine frühere Besiedlung gedeutet werden. Ebenso lässt der alte „Hörweg" (Heerweg), heute fälschlicherweise als Heuweg umgedeutet, auf römischen Wegebau schließen.
Der Kraichgau war wie die linksrheinische Pfalz bis zum 30-jährigen Kriege fast ganz täuferfrei geworden. Die Verfolgung hatte in den Ländern des Kurfürsten und des Speyerer Bischofs nach 1529 mit Hinrichtungen begonnen und war mit Austreibungen weitergeführt worden. Ein Großteil der damaligen Kraichgauer Täufer folgte den hutterischen Missionaren und wanderte nach Mähren und in die Slowakei aus. Der dreißigjährige Krieg hatte den Kraichgau fast entvölkert und dabei auch die vielen kleinen Herrschaften nicht verschont. Nur etwa 20-30% der ursprünglichen Bevölkerung hatten überlebt.
Während meiner Arbeit am Familien- bzw. Ortssippenbuch Landshausen, das im Jahre 1996 als Band 76 der Badischen und in der Reihe A der Deutschen Ortssippenbücher als Band 225 erschienen ist, lag es nahe, nicht nur eine kurze Ortschronik
voranzustellen, sondern auch ein Kapitel über die Ortsgeistlichen vor Beginn der Kirchenbücher (1649 ff.) zu schreiben.
Zugleich stellte sich die Frage, inwieweit die Reformation auch in Landshausen - bedingt durch die umliegenden evangelischen Orte - Fuß fassen konnte. Diese Frage für eine heute rein katholische Gemeinde zu beantworten, war zunächst insoweit
schwierig, als ich zum Beispiel bei Gustav Bossert in seiner Badisch-Pfälzischen Reformationsgeschichte keinen Hinweis fand, der auch nur ansatzweise darauf Antworten gegeben hätte. Die Nähe zu Menzingen und anderen evangelischen Orten der näheren Umgebung war für mich der Anstoß, zumindest den Versuch zu unternehmen, Beweise auf reformatorische Bestrebungen für das dem Stift Odenheim zugehörige Landshausen zu finden.
Wie nicht anders zu erwarten, konnte nach Drucklegung des Regestenbuchs „Mittelalterliche Urkunden über Wiesloch und Walldorf" im Jahr 2001 durch eigene Forschungen und Hinweise von Benutzern noch diverse neue Urkunden aufgefunden und andere Sachverhalte konkreter gefasst werden. Für wichtige Hinweise ist den Herren Dieter Herrmann (Walldorf), Klaus Ronellenfitsch (Walldorf) und Dr. Dieter Wagner (Rauenberg) zu danken, wie auch Herrn Stadtarchivar Kurz (Wiesloch) für die Erlaubnis, den dortigen Neueingang des Nachlasses Raupp durchsehen zu dürfen und ebenso Herrn Hauptamtsleiter Dufrin (Reilingen) für die Genehmigung, die dort verwahrte Sammlung von Urkundenkopien des Herren Mehlhaus bearbeiten zu dürfen.
Die Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen'schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar
(2003)
In der Sonderdruck-Reihe des Heimatvereins Kraichgau ist 1990 als Band 6 das vom Autor dieser Zeilen erarbeitete Inventar der Urkunden des Freiherrlich von Gemmingen'schen Archivs auf Burg Guttenberg über dem Neckar erschienen. Es
erschließt den schon früher - zu unbekannter Zeit - selektierten Urkundenbestand. Inzwischen sind im Zuge der von der Stiftung Kulturgut Baden-Württemberg finanzierten und von der Landesarchivdirektion Baden-Württemberg betreuten Erschließung der Guttenberger Akten und Amtsbücher (1999-2001) weitere Pergamenturkunden aufgetaucht, deren Inhalt im folgenden mittels Regesten zugänglich gemacht wird. Frau Dr. Elke Strang, nunmehr Landesarchiv Schleswig-Holstein,
und Herrn Dr. Karl Murk, nunmehr Hessisches Staatsarchiv Marburg, von denen die Neuverzeichnung im einzelnen besorgt wurde, sei für ihre freundlichen Hinweise auf die beiläufig entdeckten Urkunden sehr herzlich gedankt.