37.2014
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Im Sommer 2014 jährt sich der Ausbruch des
Ersten Weltkrieges zum 100. Mal. Durch diesen
Krieg kamen 17 Millionen Menschen ums Leben
und er führte zu einem unfassbaren Ausmaß an
Elend und Verwüstung in weiten Teilen Europas.
Obwohl Villingen von den direkten Kriegsereignissen des Ersten Weltkrieges weitgehend
verschont blieb, hatte dieser dennoch Auswirkungen auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen in
der Stadt. So kam es schon 1915 zu Versorgungsengpässen und die ersten Rohstoffsammlungen
wurden durchgeführt. Die Brotkarte wurde eingeführt, Öl, Fett, Zucker, Eier, Heiz- und Brennstoffe wurden knapp und mussten rationiert, gestreckt
oder ersetzt werden.
Schon bald nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden in Villingen französische und russische Kriegsgefangene interniert, später kamen
dann auch britische und amerikanische Inhaftierte
dazu. Das Kriegsgefangenenlager befand sich auf
dem Gebiet des heutigen Welvert. Den Gefangenen
ging es, was die Versorgung mit Lebensmitteln
anging, wesentlich besser als der Villinger Bevölkerung. Auch durften gefangene Offiziere zusammen
mit dem Wachpersonal Ausflüge in der Umgebung
des Lagers machen und obwohl die Kontaktaufnahme zur Villinger Bevölkerung strengstens
untersagt war, suchten die Offiziere das Gespräch
mit Schülern.
Der Erste Weltkrieg bereitete dem frühen Schwarzwaldtourismus
des adeligen und großbürgerlichen
Reisepublikums ins Kirnachtal ein jähes Ende. Mit
dem Konzept, Villingen als Kneippkurort auszubauen,
versuchte der wenige Monate nach der Machtergreifung
am 14.07.1933 von den Nationalsozialisten
installierte Bürgermeister Hermann Schneider dem
Schwarzwaldtourismus wieder neues Leben einzuhauchen.
In rascher Folge wurden 1934 / 35 ein
Naturschwimmbad zwischen Brigach und Mühlenkanal,
ein Kneipphaus in der Adolf -Hitler-Straße
(heute Waldstraße) und ein Sanatorium an der Oberen
Waldstraße geschaffen. Abschließend wurde der
Kurpark östlich des Schwimmbads auf dem Gelände
der ehemaligen Hammermühle als repräsentatives
I-Tüpfelchen angelegt.
Der Johanniter- oder Malteserorden führt seinen
Ursprung auf das gegen Ende des 6. Jahrhunderts
gegründete Pilgerspital und Hospiz in
Jerusalem zurück. Die Sarazenen zerstörten das
Hospiz mehrmals. Karl der Große stellte diese
wohltätige Einrichtung wieder her. Im Jahre 1048
gelang es italienischen Kaufleuten in der Nähe der
Kirche des Heiligen Grabes Grund und Boden
als Eigentum zu erwerben. Hier bauten sie vorerst
zwei Kapellen und zwei Hospitäler und weihten sie
dem hl. Johannes. In diesen Herbergen erhielten
die Pilger Ruhe, Pflege, ärztlichen Beistand und
Ausrüstung für die Heimkehr ins Vaterland. Viele
fromme Christen zogen es indessen vor, ihr Leben
fortan der Krankenpflege zu weihen und an dem
Orte zu sterben, wo auch Gott gestorben war.
Jetzt sind sie wieder komplett, die vier Villinger Stadttore. Dietmar Kempf, Modellbauer und Mitglied im
Geschichts- und Heimatverein Villingen, hat das historische, 1847 leider abgebrochene Niedere Tor in liebevoller
Kleinarbeit wieder aufgebaut und damit ein weiteres Mal ein Stück Villinger Stadtgeschichte als Modell
sichtbar gemacht. Wir stellen hier das Werk – wie schon die vielen anderen Modelle, die er geschaffen hat –
vor. Dazu hat er eine umfassende Dokumentation über das einstige Stadttor verfasst, die wir hier in Auszügen
veröffentlichen.
Aus nach 162 Jahren
(2014)
Generationen von Eltern kauften hier Tauf- und
Kommunionskerzen, nun erlischt das Licht in der
christlichen Buchhandlung Hermann Weisser in
der Bickenstraße erst einmal: Villingens älteste
Buchhandlung steht vor dem Ende.
Wer als Erwachsener durch die Ladentür tritt,
fühlt sich augenblicklich in seine Kindheit zurück
versetzt, an jenen spannenden Tag, als man an der
Hand der Mutter hier hinein ging, um den Rosenkranz und die Kerze für die Heilige Erstkommunion
und vielleicht sogar das erste eigene „Gotteslob”
für den künftigen Kirchgang zu kaufen. Kruzifixe
und Rosenkränze schmücken die Wände noch
immer. Jesusbildchen und Engelfigürchen, in der
christlichen Buchhandlung, die schon 162 Jahre
alt ist, gibt es sie noch. Aber nachdem die letzte
Inhaberin aus der Kaufmannsfamilie Heinzmann,
Gertrud Heinzmann, im Sommer verstorben ist
und eine Erbengemeinschaft sich unter anwaltlicher
Beratung von Gerhard Ruby mit dem Nachlass
beschäftigt hat, ließ der Testamentsvollstrecker
mitteilen, „dass sich die Erbengemeinschaft leider
gezwungen sieht, die christliche Buchhandlung als
solche aufzugeben.” Schon etwa seit den letzten
zehn Jahren „fährt der Laden Verluste ein”, erläuterte
Miterbe Rolf Heinzmann.
Das Gymnasium der Villinger Benediktiner wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gegründet und
entwickelte sich nach der Zusammenlegung mit dem Gymnasium der Franziskaner 1774 zu einer Schule mit
Ausstrahlung weit über die Stadt hinaus.
Vieles ist erforscht, manches liegt noch im Dunkeln. Um an die bedeutendste Bildungsstätte des alten Villingen
zu erinnern, sollen in diesem und in folgenden Jahresheften in loser Folge Streiflichter und Momentaufnahmen
aus ihrer Geschichte dargeboten werden.
Der Abt des „Gotteshauses” St. Georgen zu
Villingen stand unter Druck. Ihn beschäftigte
die neue einheitliche Ordnung für die höheren
Schulen, die die staatliche Obrigkeit in Wien
1764 erlassen hatte. Der Villinger Magistrat hatte
ihn am 2. Mai im Auftrag der vorderösterreichischen
Regierung in Freiburg von dieser „Instructio
pro scholis humanioribus” in Kenntnis gesetzt.1
Sie brachte zahlreiche Veränderungen mit sich:
neue Bücher mussten beschafft, der Fächerkanon
erweitert, das Prüfungswesen ausgebaut werden.
Fraglich war, ob er die Schulleitung behalten und
weiterhin Mönche als Professoren würde einsetzen
können.