88.2008
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Als der 175. Geburtstag von Wilhelm Busch im Jahre 2007 und dessen 100. Todestag am 8. Januar 2008 bevorstand, bat mich Michael Jakob, der Verleger des Ernst Kaufmann Verlags in Lahr, eine Neuauflage des Heiligen von Padua zu besorgen und mit einem Nachwort zu versehen. Diese parodistische Bilderfolge aus dem Leben eines Heiligen war 1870 in der
ersten Auflage mit dem Titel „Der h. Antonius von Padua" und danach noch in vielen Auflagen in Lahr bei Moritz Schauenburg erschienen. Deutschlandweit hatte das Buch großes Aufsehen erregt und zu einem Prozess gegen den Verleger geführt. Karikaturenstreit würde man so etwas heute nennen. Da in der Literatur zu diesen Vorgängen bislang alles gesagt worden ist, hätte ich mich an ein solches Unterfangen nicht gewagt, wären nicht einige Papiere aus dem schriftlichen Nachlass des Verlegers Schauenburg, meines Urgroßvaters, bei mir aufgetaucht, die offensichtlich noch nie der Buschforschung zur Verfügung gestanden hatten. Busch hat Briefe, die an ihn gerichtet waren, nicht auf gehoben. Der Verleger Schauenburg bewahrte die Briefe seiner berühmteren Autoren. Sie wurden von den Nachkommen sorgsam gehütet und im Falle Busch auch seinen Biografen zur Verfügung gestellt. Einzelne seiner eigenen Briefe an Busch sind im Entwurf oder als Kopie der Zeit mehr oder weniger zufällig erhalten. Allen wichtigen Autoren schrieb er eigenhändig, auch die Entwürfe und Kopien sind aus seiner Hand.
Bereits im Jahre 2005 wurde in dieser Zeitschrift ein Aufsatz zum Kippenheimer Jüdischdeutsch veröffentlicht, in dem das Familien-Idiom eines heute in Washington lebenden, aus Kippenheim stammenden jüdischen Emigranten, Kurt Maier, dargestellt wurde. Dabei wurde Wortschatz und Phonetik der Sprache Maiers zwischen neuhochdeutscher Standardsprache,
Kippenheimer Ortsmundart und der von Florence Guggenheim-Grünberg beschriebenen jiddischen Vollmundart verortet. Nun hat sich die Gelegenheit ergeben, eine zweite, aus Kippenheim stammende jüdische Emigrantin, Inge Auerbacher, zu treffen und dabei deren Wortschatz mit Schwerpunkt auf dessen jüdische Besonderheiten in einem etwa zweistündigen Interview punktuell zu erheben. Damit sollte dem im vorgenannten Aufsatz erhobenen Desiderat, weitere Mosaiksteinchen
der jüdischen Sprachvarietät in Kippenheim zu erschließen, Folge geleistet werden. Dies war nur eingeschränkt möglich, da Inge Auerbacher lediglich die ersten vier Jahre ihres Lebens in Kippenheim verbrachte. Im Kontakt mit ihren Eltern hatte sie jedoch bis ins Erwachsenenalter Gelegenheit, die örtliche Sprache der Juden zu verinnerlichen. So trägt auch diese Dokumentation des Wortschatzes von lnge Auerbacher zur Abrundung des Bildes bei, vor allem, wenn es um die Frage nach dem Umfang des hauptsächlich auf das Hebräische zurückgehenden jüdischen Sonderwortschatzes in der Sprache südwestdeutscher Landjuden geht.
Zunächst übernahmen die Klosterfrauen der Beginen (1377) die Krankenpflege in und um Stollhofen. Sicher war auch die benachbarte Abtei schon früh mit heilkundigen Mönchen ausgestattet. Sonst aber war der einzelne Mensch auf die Hilfe im Familienverband oder durch die Nachbarschaft angewiesen. Vor allem auf dem Land war nur eine Versorgung durch kräuterkundige Frauen oder durchziehende „Quacksalber" möglich. In den Städten und Klöstern war die Versorgung besser. Wer konnte, ging am ,,Markttag" in die nächste Stadt, wo es „Würzkrämer" oder Apotheken gab. Schon früh gab es Apotheken in Klöstern, z.B. im benachbarten Schwarzach. Aber auch der von der markgräflichen Regierung privilegierte „Bader" (ab 1472) in Stollhofen kannte sich mit Krankheiten aus. Später übernahmen dann die „Spitäler" und auch „Ärzte" die Versorgung. Noch um 1900 war in Stollhofen der „Wundarzneidiener" Johann Eder tätig. Er wurde auch der „Balwierer" genannt. Er war die „Anlaufstelle" für die Kranken im Ort. Seine Nachkommen führte später einen Kaufladen, im dem man u.a. auch Drogerieartikel kaufen konnte.
Die Osterbräuche - ich verstehe diese zeitlich vom Karsamstagabend bis Ostermontag - sind m. E. geprägt und überlagert von Aussagen des christlichen Glaubens - vor allem des Neuen Testaments-, aus dem Aberglauben, der sich Wirkungen durch angewendete Medien verspricht, und dem Volksglauben, der sich müht, die Aussagen des Glaubens verstehbar und
erlebbar zu machen. Gerade Ostern war ein Fest im doppelten Sinne - ein Fest des Frühlings in der Natur und ein Fest der Auferstehung Christi, d. h. ein christliches Fest. Beide Pole dieses Festes spiegeln sich im Beschluss des Konzils von Nicaea aus dem Jahre 325 n. Chr., das als Ostertermin den ersten Sonntag nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche bestimmte.
Wenn wir Fest sagen, so sollten wir uns bewusst machen, dass das Osterfest ursprünglich nur eine Nacht von Karsamstag bis Ostersonntag umfasste. Seit dem 4. Jahrhundert war die Festlichkeit ein „triduum paschale" und dauerte vom Gründonnerstag bis Ostersonntag. Im Mittelalter schließlich wurde das Osterfest zur Osterwoche ausgeweitet, 1650 verkürzt bis Dienstag und im 18. Jahrhundert endlich nur noch auf den Montag und Sonntag zurückgedreht. In dieser Abhandlung möchte ich mich auf den Osterbrauch vom Karsamstag bis Ostermontag beschränken. Eigenes Erleben im südwestdeutschen Raum und heutige Übung mögen dabei auch eine Rolle gespielt haben.
Wenn Goethe in den Jahren 1770 und 1771 aus Straßburg nach Sessenheim kam, um seine geliebte Friederike zu besuchen, befuhr er mit ihr und anderen oft den Rhein, blieb dann auf einer der zahllosen Inseln und wäre gern noch länger geblieben, ,,hätten uns nicht die entsetzlichen Rheinschnaken nach einigen Stunden wieder weggetrieben. Über diese unerträgliche Störung einer der schönsten Lustpartien, wo sonst alles glückte, wo die Neigung der Liebenden mit dem guten Erfolge des Unternehmens nur zu wachsen schien, brach ich wirklich, als wir zu früh, ungeschickt und ungelegen nach Hause kamen, in Gegenwart des guten geistlichen Vaters, in gotteslästerliche Reden aus und versicherte, dass diese Schnaken allein mich von dem Gedanken abbringen könnten, als habe ein guter und weiser Gott die Welt erschaffen. Der alte fromme Herr wies mich dagegen ernstlich zur Ordnung und verständigte mich, dass diese Mücken und anderes Ungeziefer erst nach dem Falle unserer ersten Eltern entstanden, oder, wenn deren im Paradiese gewesen, daselbst nur angenehm gesummet und nicht gestochen hätten." So steht es in „Dichtung und Wahrheit", und es wird wohl die Wahrheit sein; denn auch Karl Julius Weber, der nicht viel später seine „Briefe eines in Deutschland reisenden Deutschen" schrieb,
nannte, nachdem er bei Rastatt am Rhein gewesen war, ,,die sogenannten Rheinschnaken eine wahre ägyptische Plage " und neigte dazu, sie „für lauter kleine Teufel zu halten".
Früher gehörten Hausschlachtungen in unserer Gegend fast zu jedem Haushalt. Heute wird nur noch auf wenigen Bauernhöfen geschlachtet. Wie auch heute, wird hauptsächlich das Schwein in landwirtschaftlichen Betrieben geschlachtet.
Dazu wird ein Ferkel gekauft oder vom Mutterschwein selbst gezüchtet. Man füttert es mit Rüben, gekochten Kartoffeln, Brot, Milch und anderem, bis es zu einem prachtvollen Schwein herangewachsen ist. In einigen Gebieten - zum Beispiel in Mühlenbach - werden die Schweine noch im Freien gehalten oder zu bestimmten Zeiten in einen Hof (so genannter Sauhof) gelassen. Dieser Hof ist eingegrenzt, sodass die Schweine nicht abhauen können. Die Schweine haben dadurch einen Auslauf, wühlen mit der Schnauze im Dreck und wälzen sich auch gern darin. Die Schweine fühlen sich dabei wohl. Nur noch selten werden die Schweine so gehalten. Es liegt wohl auch an den zeitlichen Gründen, dass die Schweinehaltung heute nur noch in Schweineställen, -boxen vorkommt. Nach ca. einem Dreivierteljahr ist es dann soweit. Das Schwein ist fett geworden und wiegt etwa drei Zentner. In wenigen Fällen hat es je nach Fütterung ein Lebensgewicht von fünf bis sechs Zentnern, diese Schweine haben meistens sehr viel Fett. Es ist dann auch für den Metzger, der das Schwein schlachten muss, eine anstrengende Arbeit.
In dem Beitrag „Kinzigtäler Häuser und ihre baulichen Varianten" in „Die Ortenau" 83/2003 werden 13 unterschiedliche Kinzigtäler Häuser bildlich vorgestellt und deren jeweilige bauliche Konzeption, innere Gliederung und Raumaufteilung detailliert beschrieben. Bei einem dieser Häuser (Bild 1 - im Beitrag der „Ortenau" 83/2003, Bild 8) konnte der geografische Standort oder ehemalige Standort seinerzeit nicht ermittelt werden und das trotz intensiver Suche des Autors im nahezu gesamten Kinzigtal und zusätzlich einer bildlichen „Suchanzeige" im „Schwarzwälder Bote". Obwohl viele Leser glaubten, den Hof zu kennen, erwiesen sich alle Hinweise leider als unzutreffend. Die Frage nach dem Standort des stattlichen Schwarzwaldhauses blieb offen.
Kaum sind die Weihnachtstage vorbei und die Sternsinger durch die Ortschaften gezogen, erwacht die Fastnacht in der Gemeinde. Das Treiben der Narren ist nicht mehr aufzuhalten. Das Häs, die Masken und die Hemdglunkerutensilien werden aus der Kleiderkiste hervorgeholt. In allen fünf Ortschaften der Gemeinde gibt es Narrenzünfte. In Friesenheim treiben die Rebhexen der Fasentzunft ihr Unwesen. Die Lohbachhexen der Narrenzunft Stänglihocker, die Krutthexen der Narrenzunft
Schuttern und die Feuerhexen in Heiligenzell machen sich bereit, um den Winter auszutreiben. Mit von der Partie sind auch die Krabben (Krähen) der Narrenzunft Krabbenschenkel aus Oberweier. In Friesenheim wird am schmutzigen Donnerstag der Narrenbaum vor dem Rathaus aufgestellt, die Fastnachtshexe aus Stroh ziert den Narrenbaum. Am Fastnachtsdienstag, wenn die Fastnacht endet und beerdigt wird, wird die Strohhexe auf dem Rathausplatz verbrannt. Schaurig geht es zu, wenn die Rebhexen am Brauchtumsabend ihren Hexentanz aufführen. Im Hexenkessel brodelt das bengalische Feuer, der Winter, eine Fastnachtsfigur mit schauriger Maske, hat keine Chance, er muss weichen und wird vertrieben.
Die katholische Pfarrkirche Herz-Jesu im Baden-Badener Stadtteil Varnhalt gehört zu den bedeutendsten Sakralbauten des 20. Jahrhunderts in Mittelbaden. Sie ist ein Werk von Albert Boßlet, einem großen deutschen Kirchenbaumeister der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die im Mittelalter unumstrittene zentrale Aufgabe der bildenden Kunst hatte der Sakralbau bereits in der frühen Neuzeit verloren. Die zahlreichen neuen Kirchen, die zwischen 1918 und den frühen l 960er Jahren entstanden, verdeutlichen aber, dass diese Aufgabe für Architekten ausgesprochen reizvoll blieb. Kaum eine andere lässt ihnen so viel Gestaltungsmöglichkeiten. Auch wenn die moderne Sakralarchitektur selbstverständlich in die allgemeine Baugeschichte des 20. Jahrhunderts eingebunden ist, spielt sie wegen ihrer spezifischen Problemstellung eine Sonderrolle. Vor diesem Hintergrund verdient die Pfarrkirche Herz-Jesu in Varnhalt, die vor genau einem halben Jahrhundert vollendet wurde und inzwischen unter Denkmalschutz steht, besondere Beachtung.
1964, unmittelbar nach meinem Pädagogikstudium, bin ich mit meiner jungen Familie von Freiburg ins Schuttertal gezogen. Ziel meiner beruflichen Wünsche war es, in einer bäuerlich strukturierten Gemeinde im Schwarzwald Dorfschullehrer zu werden und mich in meiner Freizeit, sofern möglich, forschend mit den Menschen, der Landschaft und der Kulturgeschichte der Region zu beschäftigen. Das Schicksal, die Vorsehung, was auch immer zutreffend, meinte es gut mit mir. In Schuttertal fand ich nicht nur eine schöne Neubauwohnung in sonniger Lage, sondern die örtliche Volksschule, die gerade zwei Jahre zuvor ein neues Schulgebäude mit einer Turn- und Festhalle bezogen hatte, suchte eine Lehrkraft. Es herrschte damals Lehrermangel auf dem Land.