133.2015
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Das Jahr der 600. Wiederkehr des Konstanzer Konzils mit wiederholtem Aufenthalt des Königs Sigismund mit seiner Hofhaltung magyarischer Aristokraten und Hohepriester ist ein willkommener Anlass, die historischen Ereignisse der Hunnen, Awaren
und der Magyaren am Bodensee nachzuzeichnen. Weit in die Urzeiten reichen die Erinnerungen an den großen Hunnenkönig Attila des Hildebrandliedes (in der Nibelungen
Not: Etzel) in Süddeutschland zurück, dessen Reich zeitweilig auch die alemannischen
Gebiete südlich der Donau einschloss [1] (Abb. 1). In den Chroniken des 14. Jahrhunderts
ist die Existenz einer »Etzelburg« für das Römerkastell Schirenhof bei Schwäbisch Hall
nachweisbar. Auch heute noch wird ein Teil des Tunibergs an der oberrheinischen Tiefebene bei Merdingen (im Landkreis Hochschwarzwald) als Attilafelsen bezeichnet. Und
der Sage nach soll sich das Grab des Hunnenkönigs im Überlinger Wald Sigmundshau in
der Nähe des Hofguts Höllwangen befinden, in einem kegelförmigen, mit einem Erdwall
umgebenen, hohl klingenden Berg (Abb. 2), wo Attila in siebenfachem, diamantenem,
goldenem, silbernem, kupfernem, zinnernem, eisernem und eichenem Sarg bestattet worden sein soll. Hier soll früher eine Turmburg gestanden haben. [2] Doch konnte die Königsleiche bei wiederholten Grabungen bisher nicht gefunden werden. [3]
(vgl. Anlage 1).
Der Alpenrhein war bis weit ins Mittelalter hinein ein ungebändigter, alpiner Wildfluss, der sich auf seiner Aufschüttungsebene im Rheintal frei bewegen konnte. Einleitend werden im Text die Mechanismen erläutert, die zu Flussbett-Verfüllungen und zu
Laufänderungen führen.
Die noch heute erkennbaren einstigen Flussläufe und Deltastrukturen reichen bis
in die Römerzeit zurück. Der damalige Küstenverlauf lässt sich anhand von Strassenrelikten und Siedlungsnamen in etwa rekonstruieren. Ab der Römerzeit erfolgte zuerst
der Vorbau des Rohrspitz-Deltas, ausgehend von »Ad Rhenum«, das im Raum Höchst
anzunehmen ist. Die heutige schmale Landzunge des eigentlichen Rohrspitzes stellt das
ehemalige, rechtsseitige Ufer der Flussmündung dar, während die linke Seite im Laufe
der Zeit vom See her zerstört worden ist.
Etwa im 10. Jahrhundert, allerdings nicht genauer bestimmbar, muss der Rhein
bei Höchst/St. Margrethen nach links, das heisst nach Westen, ausgebrochen sein. Das
Rohrspitz-Delta fiel trocken, während nun die Aufschüttung des Altenrhein-Deltas einsetzte.
Belegt durch schriftliche Aufzeichnungen lag Rheineck, damals »Rinisgemünde«,
bis etwa 1200 n. Chr. an der Rheinmündung in den Bodensee. Hernach kam es, verbunden
mit zahlreichen Laufwechseln des Rheins, zum Vorbau des eigentlichen Deltas bis
zum Rheinspitz.
Auffallend sind die bis mehrere Kilometer breiten, untiefen Strandplatten vor
dem Rohrspitz- und dem Altenrhein-Delta. Sie sind als knapp wasserbedeckte, äussere
Delta-Schüttungen zu betrachten. Von hier aus führen tief eingeschnittene Unterwasser-
Cañons in das Hauptbecken des Sees hinunter. Aus ihnen können Hinweise auf die einstigen,
wechselnden Flussmündungen des Alpenrheins abgeleitet werden.
Seit 1900, dem Jahr der Eröffnung des Fussacher Durchstichs, mündet der Rhein
in der Fussacher Bucht, wo umgehend eine neue Delta-Vorschüttung einsetzte. Um eine
völlige Verlandung zu verhindern, wird der Rhein seit den 1980er Jahren durch Damm-Vorbauten über die Rohrspitz-
Strandplatte hinaus bis an den
Rand des tiefen Seebeckens vorgezogen
(Abb. 1).