Heft 3
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Erscheinungsjahr
- 2001 (34)
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„Meine Liebe zur Geschichte ist ein Erbstück von meinem Vater sel., der in den [18]60er Jahren als Drechslergeselle, um den
Meister zu erhalten, auf die Wanderschaft ging, in Augsburg, München, Darmstadt, Mainz und Heidelberg arbeitete und dann als Sohn eines Erbbauers, auf dessen Hof heute noch die gleichen Ebner sind wie im 30-jährigen Krieg, meine Mutter heiratete, die die einzige Tochter auf der Wirtschaft zum Bierhaus war. Aus der Ehe gingen 10 Kinder hervor, 5 Buben und 5 Mädchen. Mein Vater hat oft erzählt, daß er an seinen Arbeitsplätzen und auf der Walz ein Kolpinger gewesen, viele Vorträge gehört und aus den Bibliotheken Bücher zu lesen geholt habe. Mein Vater galt in Unteralpfen als ein belesener Mann. Auf sein Urteil wurde viel gegeben.
Die Revolution 1918/ 19, durch die das Kaiserreich gestürzt und die Weimarer Republik geschaffen wurde, gehört zu den zahlreichen Ereignissen aus den Jahren vor 1933, die in der breiten Öffentlichkeit weitgehend in Vergessenheit gerieten. Es war eine Revolution von links, die Kaiser Wilhelm II. am 9. November 1918 zur Abdankung zwang. Sie wurde zwar nicht von
der SPD gemacht, doch stellte sich die SPD an die Spitze, um die Revolution zu mäßigen. Ein sechsköpfiger „Rat der Volksbeauftragten" wurde gebildet, der paritätisch aus Vertretern der SPD und ihrer linken Abspaltung, der USPD
(Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands), zusammengesetzt war und die vorherige Reichsregierung unter dem Prinzen Max von Baden ablöste. Der in Heidelberg geborene Friedrich Ebert (SPD) stand faktisch an der Spitze dieses Rates und nannte sich selbst „Reichskanzler" - eine Amtsbezeichnung, die es bis zum Februar 1919 offiziell nicht gab.
Die umfassende Innen- und Außenrestaurierung des Schlößchens Favorite, die sich von 1964 an mit Unterbrechungen über mehr als zwanzig Jahre hinzog, ist heute schon Geschichte. Der Geschichte des Schlosses, die von Perioden der Zuwendung, der Vernachlässigung und erneuter Zuwendung geprägt war, hat sie einen neuen Jahresring hinzugefügt. Längst ist die Furcht der damals Beteiligten, manches Detail würde allzu neu in dem alten Schloß erscheinen, durch den nicht aufzuhaltenden Prozeß des Alterns und des Verschleißes gegenstandslos geworden. Längst haben neue Nutzungsanforderungen den
damals erreichten Zustand verändert, die damals erreichten Lösungen in Frage gestellt. Die Jahrzehnte, in die die Restaurierung
von Schloß Favorite gehört, sind auch geprägt von Veränderungen in Theorie und Praxis der Restaurierung von Gebäuden in Deutschland.
Das schützenswerte Kulturgut „Film", als Geschichtsquelle auch von Historikern in wachsendem Maße geschätzt, stellt das visuelle Gedächtnis unserer Epoche dar. Das gilt auch und besonders für Baden-Württemberg, dessen Landeskinder - weltläufig und allen technischen Neuerungen aufgeschlossen - sich früh des neuen Mediums bedienten und große Bestände
wertvollen historischen Filmmaterials schufen und hinterließen. Doch leider liegen wichtige Dokumente dieser kulturellen Überlieferung verborgen in Archiven oder in Privatbesitz, wo sie der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind. Vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) wurde das HAUS DES DOKUMENTARFILMS in Stuttgart deshalb mit dem Aufbau der Landesfilmsammlung Baden-Württemberg betraut. Als Kooperationspartner wirken Vertreter der Archive des Landes, des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg, der Landesbildstelle und des SWR mit. Ziel und Aufgabe der Landesfilmsammlung ist die Sicherung des Kulturgutes „Film" in Baden-Württemberg, denn Filme sind unverzichtbare Zeitdokumente und Quellenmaterialien zur Lokal- und Landesgeschichte. Landesbezogene historische und aktuelle Filme
werden katalogisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Seit Oktober 1999 wurden die Druckwerke der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek in Donaueschingen in verschiedenen Auktionshäusern versteigert oder anderweitig auf dem Antiquariatsmarkt angeboten. Die Donaueschinger Bibliothek war seit 1855 auch Standort der umfangreichen Büchersammlung des Gelehrten Joseph Maria Christoph Freiherrn von Laßberg (1770-1855). Das Land Baden-Württemberg hat große Anstrengungen unternommen, die wichtigsten
Teile der Laßbergschen Bibliothek zu erwerben und für die Öffentlichkeit zu bewahren. Diese Bücher haben in der Badischen Landesbibliothek in Karlsruhe eine neue Heimat gefunden, wo sich bereits ein Teil seines Nachlasses, seiner Handschriften, vor allem die deutschsprachigen Schätze des Mittelalters und deren Abschriften, und auch viele seiner Inkunabeln befinden.
Wilhelm Heinrich Riehl (1822-1897), der Begründer einer volksgewachsenen Kulturgeschichle, hat einmal geschrieben, der Gang durchs Taubertal sei ein Gang durch die deutsche Geschichte. Damit hat er Recht. Aber zu keiner Zeil kam dieser liebenswerten Region - mit Ausnahme der urfränkisch - merowingischen Besiedlung der ostfränkischen Landschaft und der christlichen Missionierung der Franken als elementare Voraussetzung unserer Kultur - eine so hohe Bedeutung zu wie in der
Zeit der Bauernerhebung von 1525. Bauernkrieg steht dafür in den Geschichtsbüchern. Man bezeichnet damit landläufig von Anfang an die Hintergründe, Motive und Vorgänge, obwohl der Begriff im Kern die Sache einseitig ungenau trifft, weil er „die größte Massenerhebung, welche die Geschichte unserer Nation bisher zu verzeichnen hat", wie der liberale Historiker Friedrich von Bezold diese Bewegung bereits 1886 nennt - lediglich auf die Ereignisse der gewaltsamen Auseinandersetzung zwischen den Hohen Herren und dem Gemeinen Mann reduziert; denn mehr als 250 Jahre lang hat man in dieser ersten Revolte oder Revolution der Deutschen einzig und allein ein ungerechtfertigtes Aufbegehren, die Zerstörung und blinde Gewalt - einen Krieg der Bauern eben - gesehen, obschon wir sehr eingehend wissen, dass das blutige Ende doch eher ein Krieg gegen die Bauern war. Die Waffen hatten zu viele mundtot gemacht. Und doch erfahren wir ihre Lebendigkeit aus vorhandenen Überresten jener Zeit, aus Spuren, aus Zeugnissen anderer Menschen, von Literaten und Künstlern.
Der Neckar-Odenwald-Kreis richtete im Oktober 1999 ein eigenes Archiv ein. Mit dem Aufbau des Kreisarchivs, das organisatorisch zum Fachbereich Kreisentwicklung des Landratsamtes in Mosbach gehört, endete die „archivlose" Zeit des Kreises. Es konnte damit begonnen werden, die archivwürdigen Unterlagen der unteren staatlichen Verwaltungsbehörde sowie
der kommunalen Selbstverwaltung aus der Zentralregistratur und den Sachgebietsregistraturen des Landratsamtes in das nahe Kreisarchiv zu überführen statt wie bisher in das bis dato zuständige Generallandesarchiv in Karlsruhe. Zeitgleich mit dem Beginn des Archivaufbaus wurde Diplom-Archivar (FH) Alexander Rantasa als Kreisarchivar eingestellt. Als Facharchivar mit Marburger Ausbildung übernahm er die Leitung des neuen Kreisarchivs. Zwei Mitarbeiterinnen in Vollzeit bzw. Teilzeit sind ebenfalls im Archiv beschäftigt.
Bundschuh gegen Daimler-Benz
(2001)
„Boxberg im Umpfertal-Städtchen mit 13 Stadtteilen, gelegen zwischen Odenwald und Taubertal. Hier findet der Gast noch Ruhe und Erholung. Gut markierte Rad- und Wanderwege führen durch reizvolle Landschaften, zu schönen Aussichtspunkten und zu einer Fülle baulicher Sehenswürdigkeiten (vor allem Kirchen, Schlösser, Fachwerkhäuser). Jüngste Attraktion sind neben dem Rosengarten die neu angelegten Seen vor der Boxberger Stadtmauer. Landwirtschaftliche Spezialitäten sind Dinkel-Anbau, holzfeuer-gedarrter Grünkern und Wein-Erzeugung mit Bocksbeutel-Recht ... "
Björn Kommer in memoriam
(2001)
„Ein Kämpferherz hat aufgehört zu schlagen.“ So begann der Nachruf auf Björn Kommer am 21. 6. 2000 in der Tageszeitung „Mannheimer Morgen“. Treffender hätte man den Tod des Mannheimer Ehrenvorsitzenden der Badischen Heimat nicht kommentieren können. Björn Kommer hat viel erstrebt und viel erreicht. Seit 1960 Mitglied unseres Vereins, setzte er sich stets tatkräftig für die Pflege des Denkmalschutzes und der regionalen Identität ein. 1997 hat ihn die Mannheimer Bezirksgruppe zu ihrem Ehrenvorsitzenden ernannt. Kommer wurde am 22. 6. 1912 in Metz geboren. Sein Vater war Architekt in Metz, die Mutter eine schwedische Künstlerin. Schon bald wurde Kommer ein „echter Mannheimer“, denn die Familie siedelte nach Mannheim über. Auf dem Lindenhof aufgewachsen, studierte er in Karlsruhe und Freiburg Jura. In Russland wurde er als Soldat schwer verwundet. Etwa 1948 kehrte er nach Mannheim zurück, wurde zunächst Sachbearbeiter beim Sozialgericht und arbeitete später bis 1977 als Justitiar der Handwerkskammer.
Ist Fotografie Kunst? Diese Diskussion ist wohl abgeschlossen. Niemand, der sich ernsthaft mit dieser Gattung beschäftigt, wird diese Frage verneinen können. Den Gegenargumenten ist inzwischen einfach die Luft ausgegangen. Fotografie und Malerei?Dies ist die sehr viel spannendere Diskussion. Schon Walter Benjamin machte darauf aufmerksam, daß man nicht nur die Frage untersuchen müsse: welchen Einfluss hat die Malerei auf die Fotografie, sondern auch: wie verändert die Fotografie die
Malerei? Es gibt inzwischen soviele Bücher, Abhandlungen, Ausstellungen zu diesem Thema. Sie kennen sicher vieles davon. Ich möchte nur einen Aspekt herausheben, der mir im Zusammenhang mit den Fotografien von Bernhard Strauss wichtig erscheint.
In der Zeit vom 12. Dezember 1997 bis zum 28. Februar 1998 zeigte die Historische Bibliothek der Stadt Rastatt eine vielbeachtete Ausstellung über Augustin Kardinal Bea, der im Juni/Juli 1900 am Rastatter Ludwig-Wilhelm-Gymnasium seine Reifeprüfung ablegte. Rechtzeitig zum lO0jährigen Abitursjubiläum Beas konnte als Ergebnis jahrelanger Forschungen,
Arbeiten und Befragungen, die im Zusammenhang mit der genannten Ausstellung stehen, im Rahmen der stadtgeschichtlichen Reihe von Rastatt eine umfassende Gesamtdarstellung von Leben, Person und Werk des „Kardinals der Einheit" vorgelegt werden. Ergänzt wird diese Publikation durch die Dokumentation der Ausstellung, deren Ergebnisse somit auch noch
lange Zeit nach dem Ende ihrer Präsentation gegenwärtig bleiben.
1798 edierte der in Rottweil geborene Bartholomä Herder (1774-1839) sein erstes Buch. Er hatte eine gute Schulzeit abgeschlossen in der Klosterschule St. Blasien, hatte in Dillingen/Donau Philosophie studiert, wollte sich dann aber doch nicht dem geistlichen Stand weihen, beschloss, „gelehrter Buchhändler zu werden und vermittelst des Buchhandels durch Verbreitung guter Schriften in das Leben einzugreifen“. Mit Schulbüchern hatte er in Rottweil seine ersten Erfolge. Karl-Theodor von Dalberg, der Konstanzer Fürstbischof, wurde auf ihn aufmerksam und engagierte ihn 1801 als Hofbuchhändler und Hofbuchdrucker nach Meersburg; dieses Datum gilt als Beginn der Firmengeschichte des Herder-Verlags. Der Konstanzer Generalvikar Wessenberg soll 1808 die Umsiedlung Bartholomä Herders in die Universitätsstadt Freiburg gefördert haben. Von der Universität konnte er hier die Buch- und Kunstdruckerei des inzwischen säkularisierten Klosters St. Blasien pachten; Herder machte rasch gute Umsätze mit Kunstdrucken und kartographischen Neuheiten; vor allem galt Herders zweifarbiger Europa-Atlas bald als Meisterwerk. Für seinen Buchverlag gewann Herder gute Autoren, vor allem Carl von Rotteck (1775-1846). Dessen „Allgemeine Geschichte" war rasch ein politischer, mit über 100 000 verkauften Exemplaren auch ein wirtschaftlicher Erfolg. „Durch Verbreitung guter Bücher in das Leben eingreifen“ bewährte sich offensichtlich.
Im Nachlass von Pfarrer Jakob Ebner, vielen heimatgeschichtlich Interessierten bekannt aus zahlreichen Veröffentlichungen zur Geschichte des Hotzenwaldes und seiner Gemeinden, finden sich neben seinen oft im Selbstverlag erschienenen Ortschroniken auch drei Bände, die einer besonderen Betrachtung Wert scheinen. Die drei in Leder gebundenen, insgesamt
876 Seiten DIN A4 umfassenden Bände sind betitelt: „Meine Kriegserlebnisse. Jakob Ebner, Pfarrer in Bietingen bei Messkirch, jetzt Oberpfarrer an den Strafanstalten in Bruchsal/Baden“. Die Einträge beginnen mit dem 1. August 1914, dem Tag, an dem Deutschland Russland den Krieg erklärte und enden mit dem Tag der Entlassung Pfarrer Ebners aus der Armee am 14. Januar 1919. Sie werden ergänzt durch die Manuskripte von vier Reden, die er aus Anlass von Regimentstagen in den Jahren 1922 bis 1924 gehalten hat.