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Durch meine Arbeit am Schwarzwälder Freilichtmuseum in Gutach komme ich oft mit älteren Bäuerinnen ins Gespräch. Sie erzählen mir von ihrem Leben auf den Höfen im Schwarzwald. Da es über das Alltagsleben der Bäuerinnen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts nur wenige Untersuchungen gibt, die auf Befragungen beruhen - zwei Arbeiten, die sich mit der Situation der Bäuerinnen in Baden-Württemberg befassen, stammen aus den Jahren 1913 und 1918 - entschloß ich mich, diesen Erfahrungsschatz der Frauen in einer Ausstellung im Museum und in einer Broschüre zu dokumentieren.
Salpeterer nannte man jene Männer, die das Salz von Stallwänden und Mauern sammelten, aus welchem in Verbindung mit Schwefel und Holzkohle Schießpulver entstand. Der bekannteste Berufsvertreter war Johann Fridolin Albiez, der „Salpetererhans“. Er war ein vermögender und kluger Mann, guter Redner und des Lesens und Schreibens kundig. „Man achtete ihn auch als einen frommen Mann, weil er oft nach Todtmoos und Einsiedeln wallfahrtete, kräftig den Rosenkranz betete und fleißig zur Kirche ging", so ein Zeitgenosse. Albiez wurde von den Bauern mehrfach zum Einungsmeister der Einung Birndorf gewählt. Er kannte und schätze die alten Freiheitsrechte der Bauern, wie sie 1704 von Kaiser Leopold I. bestätigt wurden. Von besonderer Bedeutung war dabei, daß die Hauensteiner Bauern vom Kloster St. Blasien nicht mehr als leibeigen, sondern höchstenfalls als eigen bezeichnet werden durften - eine Verfügung die später auch Kaiser Josef I. bekräftigte. Unruhen entstanden, als der Waldprobst von St. Blasien 1719 eine Liste der Klostergüter verlas, worin die Hauensteiner
wieder mit der verhaßten Leibeigenschaft konfrontiert wurden.
Auf heutiger Ludwigsburger Gemarkung lag bekanntlich· im Mittelalter das vermutlich im 7. Jahrhundert entstandene Kirchdorf Geisnang. Im 13 . Jahrhundert
gelangte diese Ansiedlung dann in den Besitz des Zisterzienserklosters Bebenhausen, das aus ihr in der Folgezeit eine Grangie, also einen Wirtschaftshof, machte. [1]
Einer der Gründe für das Kloster Bebenhausen, sich hier niederzulassen, dürfte
der vorhandene Wasserreichtum gewesen sein. Wie alle Zisterzienser galten auch
die Bebenhäuser Mönche als Spezialisten für den Wasserbau. Wo immer es möglich war, errichteten sie an Gewässern Mühlen; in den von ihnen angelegten Teichen und Weihern züchteten sie Fische für ihre Fastenspeisen. [2]
Reise in ein fremdes Land
(2001)
An einem Tag, als ich nach Hause kam, fragte mich meine Mutter wie immer, was ich Neues in der Schule erlebt hatte. Ich erzählte ihr von diesem Schultag. In diesem Moment fiel mir meine Hausaufgabe ein, ich sollte ein Thema für den Bildsteinaufsatz suchen. Ich erzählte meiner Mutter von dieser Hausaufgabe. Nach einer kurzen Überlegung schlug sie mir eine
Idee vor, daß ich etwas über Rußland schreiben sollte. Diese Idee gefiel mir, ich könnte erzählen, wie schwer es ist, von Rußland nach Deutschland zu übersiedeln. Ich entschied mich für diese Idee und schrieb: ,,Reise in ein fremdes Land."
Bundschuh gegen Daimler-Benz
(2001)
„Boxberg im Umpfertal-Städtchen mit 13 Stadtteilen, gelegen zwischen Odenwald und Taubertal. Hier findet der Gast noch Ruhe und Erholung. Gut markierte Rad- und Wanderwege führen durch reizvolle Landschaften, zu schönen Aussichtspunkten und zu einer Fülle baulicher Sehenswürdigkeiten (vor allem Kirchen, Schlösser, Fachwerkhäuser). Jüngste Attraktion sind neben dem Rosengarten die neu angelegten Seen vor der Boxberger Stadtmauer. Landwirtschaftliche Spezialitäten sind Dinkel-Anbau, holzfeuer-gedarrter Grünkern und Wein-Erzeugung mit Bocksbeutel-Recht ... "
„Allzu viel Weihrauch verrußt selbst den schönsten Heiligen“. Wohl wahr! Das ist allerdings eine russische, keine badische Antwort auf solche Hymnen, wie man sie als Jubilar erfährt. Nun steht uns Badenern Bescheidenheit eigentlich doch allemal an; wenn man daran denkt, wie eng begrenzt das Badenerland ist. Aber so ganz bescheiden gibt man sich hierzulande gar nicht immer. „Wir Badener wären schon recht. Wenn sie überall so wären, gäb’s keine anderen!“ lautet ein badischer Leitspruch. Hundert Jahre, bevor ich zur Welt kam, im demokratischen Blütenjahr 1831, sang man landauf landab: „Wohin ich blicke weit umher, so schön wie hier ist’s nirgends mehr. Hier lebt ein glückliches genannt, das ganze bad’sche Vaterland.“ (Mit der Grammatik hapert’s am Ende ein wenig wie beim Artikel „der“ Butter oder beim badischen Akkusativ „Ich ruf dir an“). Beim Stolz auf ihr Land meinen sie es ernst, die Badener: „Das schönste Land in Deutschlands Gau’n“, so klingt’s aus allen Kehlen, wenn die Badener sich stark fühlen. Dabei hört sich der Text in der zweiten Strophe dieses Badnerliedes fast ironisch an: „In Rastatt ist die Festung, und das ist Badens Glück.“ Wer saß nicht alles in jener Festung nach dem Scheitern der Badischen Revolution von 1848/49! Da brauchte man wohl viel Galgenhumor, um die Festung als Badens Glück zu sehen.
Eine Eröffnung im klassischen Stil: Die „Jakob-Ebner-Stube“ wurde am 5. Oktober 2001 im Gasthaus „Zur Linde“ ihrer Bestimmung übergeben. Ein feierlicher Akt, der in Anlehnung an Emil Baaders Verfahrensweise gestaltet wurde. Grußworte der Honoratioren und Berichte von Zeitzeugen (teilweise in Dialektvortrag) wechselten mit musikalischen Beiträgen. Kinder der Grund- und Hauptschule erfreuten mit der Präsentation Unteralpfener Persönlichkeiten und einem Hebelgedicht. Konstante Pflege des badischen Erbes und die partnerschaftlichen Kontakte zur Schweiz, ins Elsaß und zum württembergischen Landesteil waren Aspekte im Beitrag von Adolf Schmid, unseres Landesvorsitzenden.
Städtepartnerschaften kamen kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in Mode; sie entsprangen zunächst dem Streben nach deutsch-französischer Versöhnung und nach Verwirklichung der Europäischen Union auf Basisebene. Fünfzig Jahre später bestehen nahezu 2000 Freundschaftsverträge zwischen deutschen und französischen Städten. Sie bezeugen den
Willen, Europa auf den Austausch und die Verständigung der Völker zu begründen. Im übrigen sind die Städtepartnerschaften
in vollem Aufschwung begriffen: Erst kürzlich wurden im Elsaß zehn weitere Städtepartnerschaften zwischen elsässischen Kommunen und Nachbarstädten Baden-Württembergs initiiert.
1976 wurde im Birndorfer Landgasthof „Hirschen“ die „Bläsi-Stube“ eröffnet. Die Stuben-Idee Emil Baaders trug auch nach seiner Zeit noch Früchte. Der historische Rahmen steht einer Heimatstube gut an, denn der „Hirschen“ ist eine der traditionsreichsten Gaststätten der Region. Das Haus wird urkundlich bereits 1271 erwähnt.
Im April dieses Jahres wurde landesweit des 100. Geburtstages von Dr. Gebhard
Müller (1900-1990), 1948 bis 1952 Staatspräsident von Südwürttemberg-Hohenzollern, 1953 bis 1958 Ministerpräsident von Baden-Württemberg, 1958 bis 1971
Präsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe, gedacht. Am 14. April fand
im Weißen Saal des Neuen Schlosses in Stuttgart ein Gedenkakt statt, dem sich die
Eröffnung der Wanderausstellung »Gebhard Müller. Christ - Jurist - Politiker«
im Landtag anschloss. Am 17. April, Müllers Geburtstag, veranstaltete die Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg im Gobelin-Saal
der Villa Reitzenstein, dem Sitz der Landesregierung, ein Symposium mit dem
Titel »Gebhard Müller. Ein Leben für das Recht und die Politik«. Dabei referierte
der Verfasser über das Thema »Gebhard Müller - ein Politiker aus dem katholischen Milieu«.
Am Abend dieses Tages wurde am langjährigen Wohnhaus von Gebhard Müller
in Ludwigsburg, Schorndorfer Straße 25, durch Oberbürgermeister Dr. Christof
Eichert eine Gedenktafel angebracht, wobei meinerseits in einem kurzen Vortrag
das soziale Umfeld der Familie Müller vorgestellt wurde. Es sollte dabei das
Milieu in der Stadt Ludwigsburg verdeutlicht werden, in dem Gebhard Müller
seine Grunderfahrungen für das Leben erfuhr. Ohne diesen Hintergrund ist
Leben und Wirken des Ehrenbürgers von Füramoos (1953), New Orleans (1955),
Stuttgart (1975) und Tübingen (1978) nicht fassbar.
Der älteste Beleg für die Ansässigkeit eines Juden in der freien Reichsstadt Breisach stammt aus der Regierungszeit König Albrechts I., der 1308 von seinem Neffen Johann Parricida ermordet wurde. Die im Stadtarchiv Konstanz aufbewahrte Urkunde, in der Schultheiß und Rat der Stadt Breisach kundtun, dass „Smariant der Jude von Brisach vnser burger" für das den Bürgern von Konstanz verliehene Gut von Heinrich dem Schuler von Freiburg entschädigt worden sei, wurde am 27. Dezember 1301 in Breisach ausgestellt. Derselbe Smariant ist 1316 als Kreditor des Burkart von Üsenberg belegt, der die Schulden seines Tochtermannes, des Markgrafen Heinrich von Hachberg, die dieser bei dem Breisacher Juden gemacht hatte, auf sich nahm. Die beträchtliche Höhe der nicht bezifferten Schuldsumme ist daraus zu ermessen, dass der Markgraf seinem
Schwiegervater für dessen Bürgschaftsleistung Burg und Stadt Burkheim und die markgräflichen Rechte und Besitzungen im Talgang von Oberrotweil und Oberbergen sowie das Dorf Jechtingen als Eventualpfand einräumte.
In der heutigen Zeit hat der Bürger kein Verständnis mehr für die Eingriffe des Staates in die Privatsphäre seiner Mitbürger im Zeitalter des Absolutismus. Das bedeutet, daß wir in unserem Fall nach dem Territorium und dessen Landesherrn fragen müssen, dem das Städtchen Lichtenau in dem behandelten Zeitabschnitt angehörte. Das „Vaterländchen" von Lichtenau,
zusammen mit seinen vier Gerichtsorten Seherzheim, Muckenschopf, Helmlingen und Grauelsbaum war die Grafschaft Hanau-Lichtenberg, im Volksmund kurz „Hanauerland" genannt. Das genannte Territorium bestand aus 11 Ämtern, von denen zwei rechts des Rheins lagen, nämlich die Ämter Lichtenau und Willstätt, die andern aber im Unterelsaß bzw. der
Südpfalz (Amt Lemberg). Es war eine Schöpfung des unterelsässischen Adelsgeschlechts der Lichtenberger, das es verstand, vom 13. bis zum 15. Jahrhundert sich diesen Kleinstaat zu schaffen, dessen Verwaltung aber frühzeitig von der Stammburg in das zentral gelegene Buchsweiler verlegt wurde. Im Jahre 1480 erlosch das Haus Lichtenberg im Mannesstamm (Graf Jacob). Über die weibliche Linie kam die Herrschaft schließlich in die Hände eines Zweiges der Grafen von Hanau. Die neuen Landesherrn nannten sich deshalb Grafen von Hanau-Lichtenberg. Was die Residenzen der Grafen und die Verwaltung anbetrifft, so blieb alles beim alten.
Berufenere Stimmen als die des Verfassers haben sich in der Badischen Heimat bereits mehrfach für den Erhalt der Heimatstuben eingesetzt. Hier sind beispielsweise Brigitte Matt-Willmatt, Eugen Rombach, Karl Friedrich Wernet, Otto
Ernst Sutter und Dr. E. Müller-Ettikon zu nennen. Diesen soll - in aller Bescheidenheit - ein persönlicher Beitrag zur
Seite gestellt werden, welcher der uneingeschränkten Begeisterung für diese speziellen Einrichtungen der Kulturpflege entspringt. Die Heimatstuben im Kreis Waldshut bzw. die „überlebenden" der ehemals 30 Stuben haben beim Verfasser eine
wahre Leidenschaft ausgelöst und liegen dieser Betrachtung zugrunde. Dem Charme der 1960er Jahre, den eine Heimatstube versprühen kann, begegnete ich zum ersten mal anläßlich eines Besuches alter Familienstätten. Mein Vater machte mich damals auf ein „interessantes Büchle“ aufmerksam, das er in einem der hiesigen Traditionsgasthäuser entdeckt hatte. Ich besorgte mir das Büchlein - es ließ häufige Nutzung erkennen - und war fasziniert von der Collage: Mischung aus Zettelkasten, (Haus)Chronik, Geschichts-/ Gästebuch und ungewöhnlichen Bildern und Illustrationen. Diese erste Begeisterung für die Heimatstuben hat nicht nachgelassen. Die offensichtliehe Gefahr eines weiteren Aussterbens ist Grund genug in der Regionalgruppe einen der Schwerpunkte auf Erhalt und Pflege dieser Stuben, die einmal Aushängeschild der Badischen Heimat waren, zu legen. Eine Bestandsaufnahme soll Überblick der aktuellen Verhältnisse und zu Vollzähligkeit/Zustand der Exponate und Ehrenbücher geben sowie als Grundlage für aufbauende Maßnahmen dienen. Dabei wurde die Überzeugung gefestigt, daß die Bewahrung diese Kulturgutes in der Gesamtarbeit unseres Landesvereins wieder einen gewissen Stellenwert einnehmen sollte. Leider ist von vielen Stuben bereits nicht mehr die geringste Spur vorhanden. Teils weil Gasthäuser geschlossen wurden, teils wegen Inhaber- oder Pächterwechsel. Manchmal wurden Exponate und die Ehrenbücher den Gemeinden überlassen. Vieles wird verschollen bleiben.
In der Mitte des 19. Jahrhunderts wanderten viele Menschen aus dem Schwarzwald, dem Breisgau und dem Markgräflerland nach Amerika aus. Nach einer Statistik waren es allein in den Jahren 1850 bis 1859 annähernd eine Million Deutsche, die den Weg in andere Welt antraten. Zum Ende des 19. Jahrhunderts gab es gar sechs Millionen deutsche Siedler in dem großen Land dort über dem weiten Meer. Nach den Engländern bildeten die Deutschen noch vor den Iren und den Schotten die zweitgrößte Gruppe in der neuen Welt. Viele der Auswanderer wurden schon bereits in der zweiten Generation zu echten Amerikanern und haben auch innerhalb kurzer Zeit ihre Namen der Sprache angepaßt. Es gibt aber noch eine ganze Reihe von Städten und Dörfern, in denen das Deutschtum bis in die heutige Zeit hinein gepflegt, sogar die deutsche Sprache noch gesprochen wird und die ursprünglichen Familiennamen in der deutschen Schreibweise noch erhalten sind. Im Jahre 1983 wurde des Tages gedacht, als erstmals deutsche Siedler den amerikanischen Erdteil betraten. Es wurden Feiern abgehalten und einige Dokumentationen veröffentlicht. Es waren dreizehn Familien aus Krefeld, die dem Ruf eines englischen Adligen folgten um in Amerika ein „heiliges Experiment" durchzuführen. Die Männer waren meist Handwerker, Zimmerer, Weber, Schneider und Schuhmacher. Nach einer 75-tägigen Schiffsreise landeten sie in Philadelphia.
Das Selbstverständnis der Fricktalisch-Badischen Vereinigung für Heimatkunde leitet sich nicht zuletzt aus ihrer grenzüberschreitenden Organisation und Arbeit ab. Das ist sicher nichts Besonderes in einer Zeit, da Zusammenarbeit über nationale Grenzen hinweg allenthalben beschworen wird. Doch wenn wir Alter und Anfänge dieses Vereins bedenken, werden wir automatisch auf eine Zeit zurückgelenkt, in der „Grenzüberschreitung“ nichts Gutes verhieß, sondern einen furchtbaren Beigeschmack hatte. Wir wollen heute nicht fragen, wie schmal die gemeinsame Basis damals gewesen ist, auf der Verständigung noch möglich, oder wie dünn der Faden war, an dem die Kontakte zwischen Hüben und Drüben noch hingen.
Wichtig ist, daß der verbliebene Rest an Vertrauen offenbar ausgereicht hat, nach dem Zweiten Weltkrieg eine zwischenzeitlich arg gezauste, aber eben doch bewährte Idee neu zu befeuern.
Gemeinnützig wohnen
(2000)
Mitte der Zwanziger Jahre verschärfte sich auch in Mannheim die Wohnungsnot drastisch, weil der privat finanzierte Mietwohnungsbau fast zum Erliegen gekommen war und sich die Schere zwischen Miethöhe und Einkommen immer weiter öffnete. Unter diesen Verhältnissen litt nicht allein die Arbeiterschaft, auch für kleine Angestellte wurde es immer schwerer,
angemessenen Wohnraum zu finden. In dieser Situation gründete die Stadt Mannheim 1926 die Gemeinnützige Baugesellschaft mit einem Grundkapital von RM 100 000, um durch großzügige Neubauten Wohnraum und im gleichen Moment Arbeitsplätze zu schaffen. Noch im selben Jahre begannen die Bauarbeiten am Erlenhof, einer großzügig geplanten Wohnanlage mit 51 Häusern und 393 Wohnungen, die schon im folgenden Frühjahr bezugsfertig waren. Die Anlage im Stil des Neuen Bauens wurde durch ihre rationale Grundrißgestaltung, den klar strukturierten Aufbau und die großzügig angelegten Innenhöfe zu einem auch heute noch sehenswerten und stadtteilprägenden Ensemble. Es folgten in den Jahren bis zur Weltwirtschaftskrise noch eine Reihe weiterer Wohnblöcke, bis die Probleme der Finanzierung dieser Form der Wohnraumbeschaffung ein Ende setzten.
Karlsruhe - Baden - Europa
(2000)
Am 7. Oktober 1825, also vor gerade 175 Jahren, wurde in Karlsruhe eine „polytechnische Schule“ errichtet, die älteste TH Deutschlands, durch Großherzog Ludwig gegründet. Es war die Geburtsstunde einer erstaunlichen Entwicklung, eines erfolgreichen und großartigen Beispiels menschlicher Leistungskraft auf technisch-naturwissenschaftlichem Feld, zu der wir
nur herzlich gratulieren können. Wir freuen uns, daß wir gerade heute an diesem stolzen badischen Jubiläumstag in Karlsruhe sind. In unserem Baden-Kalender war dieses historische Datum schon lange angestrichen.
Ein Leserbrief im Januar 1998 zeigt: das Thema ist angekommen, die Botschaft nicht. Halt - welche Botschaft? An was wollen und sollen wir uns erinnern? Die Herausstellung welcher Orte und welcher Personen, die Erinnerung an welche Ereignisse und welche Ideen aus diesen drei Jahren kann Identität - z. B. nationale, demokratische Identität - fördern oder gar entstehen lassen. Und wie wird diese Erinnerung von wem akzentuiert: z. B. als Revolution badischer Demokraten, als Deutsche Einheits- und Freiheitsbewegung oder als Europäischer Völkerfrühling? Gibt es diese gemeinsame Erinnerung überhaupt noch? Oder dienen historische Ereignisse in einer pluralen Gesellschaft nur noch Gruppeninteressen? Sucht sich jeder aus dem Kaleidoskop der Revolutionsgeschichte nur die Bilder, die ihm z. B. zur Legitimation seiner aktuellen politischen Interessen dienen können: Friedrich Hecker - als Kämpfer der Entrechteten für die PDS, Carl Mathy - als ungeliebter Realpolitiker für die SPD, Adolf Kolping - für eine soziale CDU, der lavierende Heinrich von Gagern - für die FDP und der Vegetarier Gustav Struve - vielleicht für die Grünen? Wen erreichte die Erinnerung an die Revolution 1848/ 1849 über welche Identifikationsmöglichkeiten?
Thema der nachstehenden Betrachtungen und Überlegungen ist eine auf der
jütischen Halbinsel offenbar während der späten Kaiserzeit ansässig gewesene
Gruppe, die bisher kaum Beachtung gefunden hat, aber gleichwohl ein Schlaglicht
auf Migrationsvorgänge der frühen Völkerwanderungszeit wirft: die Eiderschwaben.
Was wissen wir über die Eiderschwaben? Die Antwort ist einfach: aus kontinentalen
Quellen, sieht man von den Ortsnamen Schwabe (Kreis Rendsburg)
und Schwabstedt (Altkreis Husum) ab, nahezu nichts, aus englischer Überlieferung
einiges. Aber darin steckt ein Problem: Wie kommt es, daß über eine auf
dem Kontinent gewesene, aber dort nahezu unbekannte Gruppe in England einiges
bekannt wurde? Die Frage ist von Gewicht, denn um eine einfache Erfindung
eines von seiner Phantasie getriebenen Fabulierers wird es sich bei den Eiderschwaben
kaum handeln, dazu sind die Verknüpfungen mit anderen, besser
bekannten Gruppen zu manifest. Außerdem, woher sollte ein solcher Fabulierer
die Idee für seinen Stoff nehmen? Es kommen also zwei Lösungen in Betracht;
zum einen das spätere Aufgehen der Eiderschwaben in den Sachsen, zum anderen
die Abwanderung wesentlicher Teile der Eiderschwaben nach den Britischen
Inseln.